Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Irmgard Schöndorf Welch      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 1. Februar 2004
Bei Webstories eingestellt: 1. Februar 2004
Anzahl gesehen: 2542
Seiten: 2

*











MARILYN



Am Kinohimmel sah ich einst

die heiße Braut im roten Kleid aus Niagara ...

und eines Nachmittags die Glitzerfrau

- forever diamonds - sang sie ...

forever

zuletzt in Madison Square Gardens

New York im Jahre zweiundsechzig

haucht sie für John mit fast erstorbner Stimme - Happy

birthday to you -

ihr letzter Auftritt war's vor Publikum

knapp achtzig Tage später ist sie tot



*



Sie war ein California - Kind

die Mutter krank ... kein Vater da

ein Waisenhaus und fremde Leut

NORMA JEAN BAKER

wie eine Blume auf dem Feld

wächst sie doch stark

und schön heran

sie sieht die Welt rotieren ... grell

in Glanz in Farbenpracht

mittanzen möchte sie ganz groß

im wilden Tanz des Lebens



Für Hollywood heißt sie: Profit

aus Machowünschen formt man rasch

das IDEAL

gibt einen neuen Namen ihr

wie Weihnachtsglöckchen klingt er:

MARILYN

sie würde leicht sein Hauch und Kuss

so süß ... Konfekt für alle Welt



Sie wird berühmt

und will bald nicht nur Darling sein

auch nicht Pin-Up und nackt in Helden-Spinden

ihr Streben steht nach 'wahrer' Kunst

Schauspielern will sie lernen

sie bräucht' es nicht

sie ist ja schon vollkommen



Doch da gibt's noch die Andere

mit all dieser Zerbrechlichkeit

den Krisen den Geschichten

NORMA JEAN

mit Wunden innen lebt sich's schwer

der Fluch der Kindheitsjahre

vergessen? nein



*



Und Hollywood und all der Ruhm ...

und Bitternis am Ende ...

denn Unglück - auch vergangenes -

fällt jetzt zurück in ihre Seele ...

reißt alte Wunden auf

- sie war nie heil -

nun quält sie sich .
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.. muss weiter strahlen

tanzt auf dem Seil ganz ohne Netz

und unter ihr kein Boden

warum auch hält sie niemand fest

als sie nun driftet

als Freunde geh'n

da geben ihr die Drinks die Pharma-Drogen

verworrnen Halt



*



Ich rätsle nicht um ihren Tod

nur:

leise flüstert sie 'good-bye'

so wie ein Kind

wenn's müd ist schläft

so schlief sie ein

in jener Nacht hat sie verloren - und

gesiegt

da hat sich die Substanz

des Mädchens Norma Jean

herausgelöst aus der Legende

man spürt jetzt was sie wirklich ist



Geradewegs fliegt sie in die Unsterblichkeit

- darüber hätte sie wohl selbst gestaunt -

ihr Leuchten ihrer Hüften Schwung

der Augen Süße

die kleine Mädchenstimme

lässt sie bei uns zurück

sie wird nun in Millionen Herzen

und in den Tempeln unsrer Wehmut ewig wohnen

Besitz der Menschheit

Gut der ganzen Welt



Sind heute längst vergangen und verkauft

Amerika und seine Wunder

IHR Mythos lebt in Sternenhöh'n

star-spangled fort



NORMA JEAN





*







Marilyn Monroe, geboren am 1. Juni 1926 als Norma Jean Baker in Los Angeles, California, gestorben am 5. August 1962, hätte 2006 ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert. Sie wurde 36 Jahre alt.



Eine Zeit lang war es ruhig geworden um Marilyn.



Elton John hatte ihr das eigens für sie komponierte

Lied 'a candle in the wind' genommen und es bei

geeignetem Anlass mit leicht verändertem Text dem

'frischeren' Mythos Diana gewidmet.







*
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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nausicaä" zu "frühling z2"

einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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