Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Micha-El Goehre      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. August 2003
Bei Webstories eingestellt: 20. August 2003
Anzahl gesehen: 2066
Seiten: 2

Ein Mann geht in ein Restaurant. Er bestellt beim Kellner eine Leberknödelsuppe. Gerade als er anfangen will zu essen stutzt er und sagt:"Herr Ober.."

"O Welt," denkt da der Ober, "ich bin in einen grenzdebilen Seite-3-Witz geraten!", obwohl er natürlich wusste, das die schöne Tradition der Seite-3-Witze ziemlich aus der Mode ist, wobei der Begriff "aus der Mode" schon ziemlich aus der Mode ist, aber lassen wir das.

Der Ober schlurft also wider besseren Wissens zu dem Gast, der mit energischem Fingerzeig auf seine Suppe weist. Doch bevor er seine Beschwerde an den befrackten Mann bringen kann, fährt ihm dieser ins unausgesprochene Wort.

"Sie wollen mir vermutlich mitteilen, das sich eine Fliege in ihrer Suppe befindet. Richtig?"

Der Gast nickt enttäuscht.

"Und vermutlich erwarten sie darauf eine kesse Antwort, woraufhin die Pointe mit spritziger Aufmüpfigkeit ihrerseits gesteigert würde?" Der Gast ist den Tränen nahe. Eigentlich hatte er sich den ganzen Tag, fast schon die ganze Woche (außer Dienstag, da war Kegeln) auf diesen Moment gefreut. Doch nun... alles im Arsch.

Der Ober indes seufzt. Sein Blick gleitet zum großen Terrassenfenster. Draußen ist das schönste vorstellbare Sommerwetter, nicht zu heiß, doch sonnendurchflutet. Aber er hatte die Arschkarte also known as Innendienst gezogen. Statt Eiscreme auf der großen Veranda durfte er Suppe an penetrante Pollenallergiker austeilen. Doch nicht nur das kotzt ihn an, sondern auch die Tatsache, das niemand mehr "kess" oder "aufmüpfig" sagt. Er sieht den Gast an, der sich inzwischen seiner Traurigkeit hingegeben hatte und salziges Augennass in die Suppe vergiesst.

"Da haben sie Pech!" sagt der Ober. "Ich kündige nämlich." Er wirft seine Schürze auf den Tisch, doch das Textil sabotiert die dramatische Geste und gleitet plump zu Boden. Aber das ist dem ehemaligen Gastronomieangestellten egal, denn nun ist er FREI! Er läuft über die Terrasse, hüpft und springt und ruft dabei:"Terrasse, Sonne, Terrasse, wie Scheiße SPRITZIG!"

Er ist froh, alles hinter sich gelassen zu haben. Er lenkt seine Schritte fern von dem Gebäude formerly known as Brötchengeber und der Nichtmehrober ist glücklich, endlich unbeschwert den Park erforschen zu können.
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Er weiß natürlich nicht, das der Gast eine Weile nach seinem Verschwinden zu würgen beginnen und trotz sofortiger erster bis zweiter Hilfe vom Leben in den Tod übergehen würde, wobei er neben einem Klumpen Speisereste auch eine zutiefst irritierte Stubenfliege hoch würgt.

Aber wer weiß, vermutlich hätte das auch nichts geändert.

Der Ex-Gastrolakai schlendert die Grünanlagen entlang und versucht, sich seines Lebens zu freuen.

Doch der Teich riecht nach Entenscheiße, im Botanischen Garten stechen ihn zwei Wespen, auf dem Spielplatz wird er beim Versuch zu schaukeln als Kinderschänder beschimpft, beim Spazieren tritt er in größere Mengen unglaubhaft weichen Hundekots und auf der Liegewiese trifft ihn ein Bumerang am Kopf.

Das alles deprimiert den Nichtmehrkellner natürlich sehr.

Trotz des Gestanks zieht er sich wieder an den Teich zurück und setzt sich auf eine graffitiübersäte Bank. Dadurch stört er anscheinend einen Schwan, der zufälligerweise der einzige Schwan weltweit mit Tollwut ist und der ihn mit einigen wohlgezielten Schnabelhieben tötet. Und im Sterben denkt der Ex-Ober:"Was für eine beschissene Pointe, Dann doch lieber die Fliege."



Und die Moral von der Geschicht?: Schwäne sind Arschgeigen.
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Punktestand der Geschichte:   8
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Kommentare zur Story:

  Das ist so markant geschrieben, einfach toll.
Ich kann den Kellern gut verstehen. Habe lange in der Gastronimie gearbeitet und war so manchen Gast auch echt satt.
Gute, kurze und pregnante Story.
:)  
   Barbara Saskat  -  08.06.11 23:43

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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