Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Marco Frohberger      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 28. September 2001
Bei Webstories eingestellt: 28. September 2001
Anzahl gesehen: 3339
Seiten: 8

Es wurde Tag. Die Sonne glich einer feuerroten Scheibe, als sie sich dazu aufmachte, den Tag Wirklichkeit werden zu lassen. Sie tauchte den wolkenlosen Himmel in ein glühendes Meer, als wenn er von Feuer verschluckt würde. Wie ein unhaltbares Geschöpf nicht von dieser Welt, kroch sie den Himmel hinauf um ihren höchsten Punkt am Mittag zu erreichen.

Ein sanfter Wind, so undurchschaubar und unbekehrt, zog wie ein haltloser Gegenstand über einen losen Schotterweg. Sein feiner Sand wirbelte durch die Luft und wurde weiter an einen anderen Ort getragen. Rar waren die Wege, auf denen die Menschen von einem Ort zum anderen gelangen konnten. Dürftige Schotterwege und schmale Schleichpfade führten zu den wenigen Häusern der Bewohner eines verschlafenen Städtchens Namens „Fort Logan“. Irgendwo in der Prärie von Montana, irgendwo zwischen hier und dort schien dieses Städtchen zu existieren, an das sich sicherlich niemand mehr erinnern wird, wenn er wieder gegangen war. Klein und bescheiden, so unbescholten aber doch wunderschön in seinen Farben, den kleinen Häuschen und den zauberhaft verzierten Fensterläden die den Unterkünften, die teilweise noch im ursprünglichen Baustil standhaft in der Landschaft überlebten, sich in ihrer Form vollendeten.

In diesem Ort gab es keine festen Straßen. Wenn man hier war, so bekam man das Gefühl, als wäre die Zeit in einem Jahrhundert stehen geblieben, welches schon lange vergangen war. Vergangenheit und Nostalgie berührten sich hier wie die Hände der Menschen, die vom Beginn ihres Lebens an hier wohnen. Kein Sturm, kein Unheil konnte diesem Städtchen etwas antun. Niemand konnte es berühren, mit seinen bösen Händen, mit dem dunklen Gedanken derer, die dem Frevel frönen und ihn herbeiwünschen.

Von Häuschen zu Häuschen, von Weg zu Weg, so waren doch die Gärten die geheimen Kostbarkeiten der Bewohner. Diese unbeschreiblichen Schätze erstrahlen in einem Glanz, der nur schwer in Worten wiederzugeben ist. Wenn die Sonne die Gärten berührte, so entstand eine mächtige Atmosphäre, ein Gefühl, dass dem der Liebe gleichzustellen ist. Ihre Strahlen, die die Blüten der Gegenwart streicheln, dass Grün der Gärten und die blühenden Farben der wunderschönen Blumen, die ihren exotischen Namen alle Ehre gewahrten, so bilden diese einzelnen Geschöpfe der Natur, die unberührbar in ihrer Schönheit wirken, wie ein Ganzes. Alle zusammen ergeben sie eine Gemeinsamkeit, gegen die niemand etwas tun kann.
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Gegen die nicht all das Unheil auf dieser Erde gewachsen ist. Alles hier ist so unberührbar, so ein unglaublicher Schatz dieser Welt, dass man den Glauben hegt, Gott selbst würde seine Hand darüber wahren und denselbigen behüten.

Doch über all diesen Gärten, über ihrer Atmosphäre, über ihrem nahezu unvergleichlichen Glanz an Schönheit und Jungfräulichkeit steht ein Garten, der so geheim wie das tiefste Geheimnis unserer Zeit ist. Ein unerreichter Besitz am Rande dieses sagenumwobenen Ortes, dessen Name keine Landkarte trägt, weil er scheinbar unberührbar auf das ist, was wir alle versuchen zu berühren. Ein altes und ein reiches Gut, mächtig in den steil aufsteigenden Wänden, so extrem massiv und geschützt in seinem außergewöhnlichen Baustil. Die grauen Sandsteinfassaden, die den Grundriss dieses Besitzes verkörpern, stehen inmitten eines geheimnisvollen Gartens, den noch kein Mensch zuvor betreten hat. Wie ein Schutzwall sind diese Wände gegen die manchmal unbescholten hervorkommenden Menschen, die das gefürchtete Unglück mit einbekehren. Alle haben sie Angst und versuchen sich davor zu schützen. Doch dieses schlossähnliche Anwesen, dass durch die hochgewachsenen Ranken seiner Dornen rundherum wie ein großes und unantastbares Wesen ist, dass zu leben scheint, dass Augen auf allen Seiten trägt, geschützt ist.



Elijah ist einer der wenigen Jungen, der in dem Ort mit seinem Eigennamen „Fort Logan“ lebt. 15 Jahre ist er alt und wirkt unberührt, geradezu unverbraucht, dennoch etwas betrübt. In seiner Mimik spiegelt sich Traurigkeit wieder, die ihn wie eine vermeintlich unheilbare Krankheit befallen hat. Sein Lächeln ist schon lange verschwunden. Seit sein Vater gestorben war, verschloss er seine Fröhlichkeit hinter einer leblosen Maske, die er seither nicht mehr abgesetzt hatte. Nur manchmal schien er unbekümmert seines Weges zu laufen. Mit seinen blauen Augen, die ihm der Himmel geschenkt haben musste, verfolgte er aufmerksam den Pfad, der ihn nach Hause brachte. Sein hellbraunes Haar glänzte in der Morgensonne.

Elijah schlenderte in verschlissenen Jeans und einem weißen Shirt, das bereits mit braunem Staub verklebt war, über einen schmalen und steinigen Pfad, der aus dem Waldstück neben dem kleinen Ort entlang führte. In seiner rechten hageren Hand trug er mit fest umschlossenen Fingern einen handgeflochtenen Korb. Milch und Brot waren die wichtigen Nahrungsmittel, mitunter wenige Konserven, die sich Sohn und Mutter noch leisten konnten.
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Auch wenn sich seine kleinen Füße in den engen Sandalen wund rieben und er Schmerzen hatte, so blieb er seinem zügigen Schritt treu. Trotzig trug er den nach wenigen Metern schwer gewordenen Korb. Er folgte schon immer direkt dem Pfad, den er jeden Morgen bewältigen musste. Schon seit etlichen Jahren führte ihn sein beschwerlicher Weg recht früh am Morgen in das von Straßen und Gehwegen abgeschiedene Nachbardorf, um dort die notwendigen Einkäufe zu erledigen. Immerzu durch den dunklen und kalten Wald.

Elijah holte tief Luft und ein beklemmendes Gefühl legte sich über seinen Magen. Wie ein zartfühliger Hauch eines unbekannten, umschlang ihn eine Windböe und führte ihn wie eine seltsame Figur zu einem Ort, den er nicht kannte. Nur ein fußbreiter Pfad, der durch das schon lange ausgedorrte dichte Gestrüpp zu einem Gartentor führte. Dann war der Wind vorbei.

Elijah spürte das Pochen seines nach Liebe hungrigen Herzens. In seinen Fingerspitzen kribbelte es, als wenn tausend Ameisen auf seinem Körper wanderten. Das Unwohlsein im Magen verschwand wie sein kurzweiliges Lächeln, als er die vergoldeten Schriftzeichen auf einem silbernen Schildchen, dass an dem geheimnisvollen Gartentor angebracht war, entdeckte. Die missmutige Atmosphäre, die seinem guten Gefühl entgegenwirkte, war wie aus einem Märchen, die er reichlich als Kind gelesen hatte. Verwunschene Schlösser, geheimnisvolle Gärten und seltsame Wesen, die ihresgleichen keine Furcht vor den Menschen kannten, doch Angst verspürten, sich diesen zu offenbaren.

Nachdem er den Korb abgestellt hatte, trat er vorsichtig wie ein schüchternes Reh nach vorn. Ängstlich wie ein kleines Kind, das sich vor allem fürchtete, beugte er sich nach vorn und spähte nach beiden Seiten. Er fühlte sich erst dann sicher, als er mehrere Momente der Stille abwartete. Zuerst dieses unscharfe Bild, er konnte den goldenen Schriftzug nicht erkennen, doch als er sich konzentrierte und alle Angst für diesen einen Moment verlor, so wurde doch alles deutlich, direkt vor seinen Augen.



Ein Dorn dir im Auge sticht,

zu wahr die Realität scheinbar ist,

du einfach nur zu ängstlich bist,

so führt dich dieser Weg ans Licht.



Mit großen Augen las er die Worte und versuchte zu verstehen, was der Hintergrund dieser Wahrheit bedeutete.
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Nachdenklich schloss er seine Augen und trat wieder zurück. Erschrocken und zugleich verwirrt vermochte er sich die Ruhe zu bewahren, die er sonst so genoss.

Es war die Sonne, die sich langsam, wie die sich drehenden Zeiger einer Uhr vom Himmel herabneigte. Es wurde spät und Elijah musste nach Hause. Doch die Wahl zwischen Neugierde, zu erfahren, was sich hinter diesen übermenschlichen Dornenranken befand, und den eindringlichen Worten der Mutter in seinem Kopf, auf dem schnellsten Wege nach Hause zu kommen, trieb ihn dazu, den Korb ohne Grübelei stehen zu lassen und ans Tor zu treten. Ehrfurcht und Vorsicht begleiteten seine Schritte.

So geheimnisvoll und düster, unheimlich und bedrückend zugleich trieben die Gedanken des Jungen dazu, dass Tor zu berühren. Wie ein breiter Sensor fuhr er seinen rechten Arm hervor und berührte den kalten Stahl mit seinen zierlichen Fingerspitzen. Ein vibrierendes Gefühl fuhr durch seinen Körper. Es war verboten, wie die verbotenen Früchte in Nachbars Garten. Er durfte es nicht und doch zog ihn ein unbekanntes etwas dorthinein. Er spürte seine Neugierde, wie sie ihn wahrlich aufzufressen schien. Und je näher er dem düsteren Geheimnis kam, desto größer wurde seine innere Unruhe.

Wie ein unbeholfener Schuljunge drehte er rasch den klein geratenen Knauf des Gartentores um. Das Tor sprang aus dem Schloss und schwang wie eine Begrüßungsofferte nach innen auf. Seine Knie zitterten und sein Atem wurde schneller.

Er trat herein, umgeben von unfassbaren Dornenranken, die wie ein Tunnel geformt, in eine andere Welt zu führen schienen. Keinem Blick wurde Einlass gebeten, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Alles war so dicht bewachsen, dass, je tiefer man den Tunnel betrat, umso dunkler die Umgebung wurde. Jene unbescholtene Furcht, die an Elijah wie der süßliche Duft von frischem Kuchen klebte, den er im anderen Dorf besorgt hatte, drängte ihn dazu, wieder zurück zu gehen. Doch entschloss er sich dazu, herauszufinden, was am anderen Ende dieses unheimlichen Tunnels existierte.

Durch die Dunkelheit verlor Elijah jegliches Zeitgefühl. Seine Schritte brachten ihn weiter und weiter, bis er endlich an einen Ort gelangte, von wo aus er im Tunnel erkennen konnte, was ihn erwartete. Ein helles Licht, fast gleißend, warf seine Strahlen blendend in diesen engen Tunnel herein.
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Merklich befreit von dem beängstigenden Gefühl, im Tunnel verloren gegangen zu sein, zeigte er den Anmut einer Hoffnung in seinen untröstlichen Augen, einen Ausgang zu finden. Und doch verfolgte ihn das beispiellose Gefühl, dieses Unwohlsein, was ihn dort draußen wohl erwartete. Er lief auf den Ausgang zu.

Es war alles anders, als wie er es sich vorgestellt hatte. Zuerst war es ein Gefühl der Angst, dass ihn begleitete, doch als er an seinem Ziel angelangt war, so war es ein beruhigendes Gefühl, dass ihn wie ein Schleier, der für Freiheit stand, befiel. Er wehrte sich nicht. Stattdessen blieb er still an seinem Platz stehen und sah sich um. Dem tiefen dunklen Tunnel entkommen, hatte er sich in einem unbeschreiblich schönen und hellen Garten wieder gefunden. Auf ihn hatte alles eine Wirkung wie in einem seltenen Märchen. Der Himmel war hier fast rosa verfärbt, als wäre er eine Reinkarnation seines verwunschenen Traumes, in dem sich Elijah als freier Mensch betrachtete und in einem fernen Land jeglicher Zivilisation lebte. Zugleich war der Rasen, auf dem er stagnierte, so weich und frisch wie ein unberührter Flecken Natur, von dem man es absah, ihn zu berühren. Es roch alles so himmlisch gut, als befände er sich in einem Meer von Düften, die ihn verzauberten. Die Umgebung glich wirklich den Vorstellungen in seinen tiefsten Träumen.

In einem kleinen See, der durch eine Reihe von hellweißen, faustgroßen Steinen umrandet wurde, welcher in der mittäglichen Sonne glänzte, spiegelte sich Elijahs Gesicht auf der stillen Wasseroberfläche. Er selbst erkannte seine leuchtenden Augen, geradezu glücklich wirkte sein Blick, als er diese befreiten Gefühle in sich spürte, als wäre die Freiheit sein eigen geworden.

Sprachlos stand er nebst seiner eigenen Person. Ihm war so, als wäre er in diesem Moment nicht hier, sondern fern jeder Realität. Als stünde er neben seiner Hülle, die ihn kleidete.

Eines wurde ihm im Garten Eden klar. Das nämlich nicht alles so unglücklich war, wie er es immer geglaubt hatte. Allein dieser Ort verwandelte sein Bewusstsein in eine träumerische Eleganz, als könne er sein Leben jetzt mit dem kleinen Fingerchen an seiner Hand bewältigen. Auch wenn dies nicht ganz so wahr war, wie er zu glauben vermochte, so sagte ihm eine innere Stimme, dass er gelernt hatte, wie viel ihn sein Leben doch bedeutete. Es waren nicht nur die Äußerlichkeiten, die er hier sah, nein, es war vielmehr das innere, dass sich in all diesen unbeschreiblichen Schönheiten wiederspiegelte.
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War es das unglaubliche Meer an Rosen, dass sich seinen Weg in einem roten Streifen an seinen Füßen vorbei zeigte, oder die unheimliche Ausstrahlung eines gelben Blumenmeers, dass zu den anderen Farben eine unheimliche Ausdruckskraft von sich zog, so war es doch umso mehr das Verständnis darüber das Glück zu erkennen, dass sich einem aufgebahrte.

Elijahs Ausgeglichenheit nahm Formen an. In seinen regungslosen Gesichtszügen, mit denen er bisher herumgelaufen war und den Garten seiner Träume betrachtete, lichtete sich nach und nach, umso mehr seine Ängste sich in den starken Farben der Stille verloren, ein Lächeln auf seinen Lippen. Als würde dieses Lächeln tanzen und seine ganze Mimik dazu bewegen, Glück auszustrahlen.

Nach einer Zeit fragte er sich, warum gerade er hier hergefunden hatte. Er machte wenige Schritte auf die schmale Fußbrücke zu, die über einen bezaubernden Ausläufer des kleinen Sees reichte. Über die leichte Anhöhe der Brücke gelangt, betrat er einen leuchtend weißen Schotterweg, der in einem weiten Linksbogen um eine hochgewachsene Dornenhecke führte. Dicht bewachsene Sträucher rankten sich zum Teil an der Hecke hinauf, bewachsen mit Rosen und dem sich alles umschlingenden Efeu. Kein Blick gelangte hindurch. Elijah wusste nicht, was ihn erwartete.

Weder ein Zögern, noch ein Nachdenken ließen ihn auch nur eine Sekunde daran zweifeln, dass dort, am Ende dieses Weges, sein Glück liegen könnte. Er wagte diese Herausforderung und nahm den Weg auf sich.

Zurückhaltend schlenderte er den Linksbogen entlang und mit jedem Schritt eröffnete sich ihm das Geheimnis, dass der geheimnisvolle Garten beschützte. Oft hatte er es sich in seinen Träumen vorgestellt, fest daran geglaubt und in den Kinderbüchern gelesen, die ihm früher seine Mutter vorgelesen hatte. Sein Herz pochte immer schneller und seine Aufregung verflog mit einem winzigen Lächeln, dass über seine Lippen zog wie der Wind, der um seine Ohren schlich und sich schnell wieder verabschiedete.

Vor ihm und dem unsagbaren schönen Garten, der sich auftat, ragte ein Märchenhaftes Schloss in den Himmel. Den großen Eingang trennte keine Schlucht, kein Wassergraben. Nein, ein gewöhnliches Tor bot die Möglichkeit, einzutreten. Elijah stand atemlos vor diesem großen Schloss.
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Groß und mächtig, als wäre es nicht von Menschenhand erbaut worden, ragte es wie eine sich in seinem Kopf zusammengereimte Fantasie in den rosa glänzenden Himmel empor. Vor ihm das große Tor, dass darauf wartete, geöffnet zu werden.

„Was war das Geheimnis dieses Gartens?“, stellte sich Elijah die Frage.

Wohin brachte ihn dieser Weg? In eine bessere Zukunft? Niemand konnte ihm diese Frage beantworten. Schmetterlinge kreisten um ihn herum, wie kleine Elfen, die ihn zu beschützen vermochten, die ihm auch seine Ängste nehmen wollten. Aber ob seine Ängste, die ihn belasteten wie das Schicksal, dass ihn in den Jahren zuvor ereilt hatte, verschwinden konnten, dass war ungewiss.

Mächtige Mauern kennzeichneten den stillen und unheimlichen Stil des Schlosses. Glatt und unberührt wirkten sie wie kolossale Felsen, vor denen jeder Mensch Angst hätte, sie zu berühren. An allen vier Ecken des Schlosses zierten runde Türme die Pracht des einzigartigen Schlosses, deren Dächer schwungvoll nach oben zu einem Punkt verliefen. Wie mahnende Gestalten, die nur dann wach wurden, wenn sie Gefahr spürten, schauten mächtige Köpfe aus Sandstein, die wilden Kreaturen aus schauerlichen Märchen ähnelten, aus der Fassade heraus. Sie schienen das Schloss und seinen geheimnisvollen Besitzer zu beschützten, behielten immer alles im Auge.

Elijah trat einen Schritt vor, bis er an den gewaltigen Flügeltüren angelangt war. Türklinken gab es keine, nur eine goldene Kugel, die an einem silberfarbenen Stiel befestigt war, dass einem geflochtenen Seil ähnelte. Die Kugel berührte eine goldfarbene kleine Einbuchtung in der massiven Holztüre, die wie ein Schutzwall für das Schloss da war.

Der geheimnisvolle stille Garten hatte ihm gezeigt, dass es Hoffnung gibt. Die kraftvollen Farben der Blumen, die seine Gestalt umlagerten wie die liebevolle Berührung einer Hand, nach der man sich sehnte, gaben ihm Vertrauen. Und das nahezu unbeschreiblich schöne Schloss versuchte seine Ängste fortzuwischen, wie den untröstlichen Staub der Vergangenheit, der sich einem auferlegte. Er hoffte und er träumte.

Elijah hob seinen Arm und berührte mit den Fingerspitzen die kalte Kugel. Er hob sie ein Stück weit an und lies sie dann wieder herunter, ganz sanft in die weich geschwungene Einbuchtung in der Türe gleiten. Erschrocken trat er einen Schritt zurück, als sich das mächtige Tor in eine scheinbar andere Welt öffnete und dabei zu knarren begann.
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Elijah erkannte, dass sich beide Tore öffneten. Ein gleißendes Licht schien ihm entgegen, er konnte kaum etwas erkennen. Nur einen Weg, der direkt in dieses Licht führte. Konnte er seine Ängste verlieren? Hatte Elijah wirklich den Mut, den er benötigte?

Er trat diesen Weg an. Mit geschlossenen Augen lief er diesem gleißenden Licht entgegen, ohne sich davor zu fürchten, was sich dahinter wohl verbergen mochte. Als er sich sicher glaubte, am Ziel angekommen zu sein, zog er seine vor die Augen gelegten Hände weg, die ihm vor dem grellen Licht hatten schützen sollen und öffnete sie.

Mit einem eigenartigen Gefühl im Magen blickte er mit leuchtenden Augen in ein fernes Land, dass er bereits kannte. Vom gleißenden Licht keine Spur. Er drehte sich um, doch auch das Schloss und sein geheimnisvoller Garten war wie von dieser Erde genommen. Nichts war mehr da. Elijah holte nach dieser für ihn ganz neuen Erfahrung tief Luft. Doch war das nicht alles, dass er erkennen konnte. Direkt vor ihm, nachdem er sich umgedreht hatte, stand dieses Tor vor ihm, dass vorher noch zu diesem Garten geführt hatte. Wie aus der Luft gegriffen berührte er es mit seinen schüchternen Fingern. Stirnrunzelnd fuhr er anschließend über das Schild, dass in der Mitte des Tores befestigt war. Er las die Inschrift.



Es war eine Erfahrung,

aber auch eine Mahnung,

so ist es dir Bewusst,

das Leben ist keine Selbstverständlichkeit,

sondern sein Weg ist hart, und weit.



Doch bist du ihn gegangen,

ohne Furcht und Handeln,

so wirst du deines richtigen Weges wandeln,

und letztendlich zu deinem Glück gelangen.



Elijahs Gefühl war befreit, seine Fragen beantwortet und instinktiv wusste er, welchem Menschen er in seinem Leben dies zu verdanken hatte. Endlich konnte sein Lächeln blühen, auf seinen Lippen, auf seinem Gesicht und in seinem Leben.

Es war das Geheimnis des Gartens, dass ihm dieses Glück beschert hatte. Nicht nur zu glauben, dass seine Wege ihn niemals an seine Ziele führen würden, sondern das ein Weg, der für ihn bestimmt wäre, ihn zu einem Ziel führt, an das er glaubt. Elijah war frei.


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Kommentare zur Story:

  Mit Poesie gestrickte Beschreibung innerer Wünsche und der Überwindung innerer Zerrissenheit. Schön.  
Stefan Steinmetz  -  28.04.02 14:27

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  Hi, es ist Dez. und ich lese z.Zt. Deine Werke so jeden Tag, Stück für Stück. Da mir scheint, ich rolle die Geschichten rückwärts auf, wirkt es auf mich, daß diese Geschichte so anders ist (obwohl sie unverkennbar Deine Handschrift rägt)
Das Leuchten und Strahlen in dieser Erzählung fällt mir auf und es ist schön so ein anderes Bild von Dir gemalt zu bekommen. Die Sache die Du da geschrieben hast ist wirklich genial, Hut ab und alle Achtung und ein Danke an Dich, daß DU es teilst.
Falls Du diese Komment. im Dez. überhaupt noch anschauen wirst, möchte ich Dir Mut machen, weiter Deine Sinne so zu intensiv zu nutzen und sicher macht es Dir auch Spaß mit Deinem ganzen Sein, in Deiner Geschichte zu richen,schmecken,fühlen,hören,sehen, denken. Schön daß Du Deine Figuren in den Geschichten so leben läßt. Mach einfach weiter so, ich lese gerne von Dir weil Du darin lebst. Juda :)   
Juda  -  06.12.01 02:14

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  Hi Marco,endlich bin ich dazu gekommen deine geschichte zu lesen,du hast wie immer alles sehr genau beschrieben,du hast einen eigenen stil,woran man schnell erkennen kann das du der autor bist.Zu der geschichte selber muß ich schon sagen ,alle achtung marco,man hat immer mehr das gefühl das du dich unheimlich in das leben hineinversetzen kannst,wie alle denken und im innersten fühlen.Mach weiter so Marco,ich hoffe das ich noch viel von dir lesen werde,liebe grüsse an dich Ulla  
Ulla  -  14.10.01 12:17

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  Hi Marco! So, ich bins, die Kizzy. Habe ja versprochen Dir auf jeden FAll eine längere und exakte Berwertung zu schreiben, wills ja auch, denn die Geschichte ist so voller Poesie und so wunderbar das die Bewertung mehr als nur gerechtfertigt ist.
Ich selbst schreibe auch, doch würde ich an solch einer Story, wenn ich sie überhaupt zu papier bringen würde, ewig schreiben.
Du hast einen ganz eigenen Stil (habe ich auch beim überfliegen der anderen stories bemerkt)... zum beispiel hast du bei dieser geschichte nie versäumt jede sache bis ins kleinste detail zu beschreiben, erklären, definieren, was mir sehr gefällt. Wärs anders gewesen würde dort nicht mal die hälfte deiner Idee stehen. Wie auch immer, die geschichte ist wunderbar. ES zeigt das ganz normale leben, voller träume und gedanken, sowie den gefühlen, die einen entweder traurig oder gar glücklich machen. Es erinnert mich sowieso ein bisschen an mein leben, ich meine jetzt nicht vom standart selbst, ehr von der Abgeschiedenheit, dadurch ging mir die geschichte noch nähr und ich konnte sie mehr und mehr nach voll ziehen, und mich in die gedanken von dem JUngen versetzen. Hmma, auf jeden fall hast du recht, das leben ist geheimnissvoll, man sollte nicht unbedingt pläne für die zukunft machen weil alles ganz anders kommt als man denkt, und das ist ja auch gerade das was es so lebenswer macht, gell?
So, das wars dann auch schon, Kathi alias Kizzy  
Kizzy  -  05.10.01 17:45

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  diese geschichte erinnert mich an das leben an sich. alles im leben ist mysteriös, alles kann geheimnisvoll sein. auch die menschen, alles. und man soll sich nicht vom äusseren schein täuschen lassen. denn wie du so schön beschreibst, die kleinen unscheinbaren dinge sind das wichtigere, sogar oft das schönere.
wie heisst es doch im *kleinen prinzen* ....
*man sieht nur mit dem herzen gut, das wesentliche ist für das auge unsichtbar*
so versteh ich deine geschichte.
sie ist sehr sehr schön. danke, dass es dich gibt.   
edith  -  02.10.01 12:29

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  Hallo, Marco,
es ist eine wunderschöne Geschichte - voller Poesie und sehr fantasievoll.
Die Stimmungen sind einerseits sehr subtil, doch andererseits wiederum sehr poetisch eingefangen - eine gekonnte Mischung. Das Secret, das sich immer mehr und mehr durch die Beschreibungen aufbaut, den Leser neugierig macht, und Elija, der diesem Geheimnis auf den Grund gehen will.
Ich bedauere sehr, dass ich es erst jetzt gelesen habe   
Siegi  -  01.10.01 12:09

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  Hallo Marco

Dies war eben die beste Geschichte, die ich je gelesen habe. Sie ist wunderschön und hat mich tief berührt. Sie hat einen genialen Aufbau und es ist spannend weiterzulesen. Ich mag sie. Gratuliere dir zu dieser Geschichte. Das hast du schön beschrieben. Echt. Du bist genial, diese Geschichte hätte es verdient, in einem Buch veröffentlicht zu werden, und ich glaube nicht daran, dass du da ne Absage bekommen würdest. Ich weiss, es ist kein Buch. Aber mach weiter, glaube an dein Ziel, Gott hilft dir dabei.  
Joshina  -  30.09.01 13:00

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