Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    gert k.      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Februar 2001
Bei Webstories eingestellt: 7. Februar 2001
Anzahl gesehen: 2738
Seiten: 20

Dieser Text besteht aus einem Gedicht und der Story selbst



DIE MAUER

(kurze Lyrik, bzw. Songtext von 1989)



Seit Jahrzehnten hat sie gestanden,

erschaffen aus den Schanden,

der großdeutschen Einigkeit,

der dreißiger Jahre Nazizeit



Nun aber endlich,

es ist soweit

das deutsche Land

ist nicht mehr geteilt Menschen kommen sich jetzt wieder näher

doch politisch tut sich dieses Volk sehr schwer





Welche Mark ist nun die echte

Welche Rechte sind gerechte

Welche Parteien sind die richtigen

Welche Probleme sind die wichtigen



Mauer hin und Mauer her,

ach, was ist das Deutschsein schwer



Wir können uns nun alle freuen,

dürfen gehn´, wohin wir wollen,



ich freu´ mich mit,

solange sie nicht wieder schreien,

wir müssen die ganze Welt befreien



Mal ganz ehrlich,

was wir als Deutsche wichtig nehmen,

ist kein wirkliches Existenzproblem

wir haben genug zu essen,

könn´ unsere Bäuche mit ´nem Zollstock messen

wir haben alle mehr,

als was wir brauchen



Anderen Völkern,

wie geht's denn denen,

eigentlich müßten wir uns doch schämen,

nur darüber nachzudenken,

was wir für ein Auto fahren

oder an welchem Zins wir sparen





Jeder Zweite hat nicht genug zu Essen,

auf unserem Planeten,

aber wir haben dafür Atomraketen





Wer wird davon satt ?





daß eines Tages die Mauer fällt,

die getrennt hat unsere Welt,

ist schlichtweg Glück

der freien Seelen

manche wird's noch Jahre quälen



Jetzt geht's nur ums Geld

auch wenn's nicht jedem mehr gefällt



Ach

deutsch zu sein

ist nicht schwer

aber Mensch ????





Der Springer Damals hätte niemand gedacht, daß es einmal so kommen würde.
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1978 war noch alles in seinem festen Rahmen, da gab es den Osten und den Westen, die unvereinbaren politischen Blöcke. Die Menschen lebten in ihnen und gerade die im Osten mußten sich damit abfinden, daß sie kaum Möglichkeiten hatten, um dies grundlegend zu ändern.

Aber auch im Westen war nicht jeder in der Lage wirkliche Freiheit zu erfahren. Jahrzehnte glaubten beide Seiten, daß sich hier zwei unvereinbare Welten gegenüberstehen und man setzte vordergründig alles daran, daß dies auch so bleibt.



Der kalte Krieg war allgegenwärtig.

Der Westen in seinem Wahn der konsumorientierten Leistungsgesellschaft war damals ebenfalls schon auf dem bestem Wege zu scheitern. Man konnte es bis heute nur wesentlich besser verdrängen. Der Ausschuß des Produktes "Mensch" ist längst unkalkulierbar geworden, aber man nimmt es in Kauf und solange die Oberen der Klassengesellschaft genügend Profite machen ist alles erlaubt.



Es war der 16. Juni 1978 als ich Benni das letzte Mal gesehen habe. Es war ein schöner Frühlingstag, ein wirklicher Tag für Erinnerungen an eine gute, wenn auch nicht sehr intensive, Freundschaft. Ich hatte nicht an ihn gedacht, als er bei mir Zuhause auf mich wartete. Ein seltener Besuch. Obwohl wir miteinander aufgewachsen waren, sind wir nie die dicksten Freunde gewesen. Ich glaube er war nur zweimal bei mir.



Vor diesem Treffen hatten wir uns gut vier Wochen vorher gesehen. Immer wenn wir uns trafen, redeten wir über ähnliche Dinge. Ich weiß auch nicht woran es lag, aber wir brauchten nur ein paar Worte wechseln, schon sprachen wir über Weltpolitik oder phantasierten über den Lauf der Geschichte. Ich habe mich schon immer für die Weltgeschehnisse interessiert und bei Benni schien es nicht anders zu sein. In meinem Freundeskreis, war er der Einzige mit dem ich so ausgelassen disputieren konnte und wir teilten Ansichten, mit denen ich bei anderen Bekannten kaum Anklang finden konnte. Vor allem die Ansichten über unseren Staat, den man die DDR nannte.



Benni war siebzehn Jahre alt und lebte in Ostberlin, in Marzahn. Wir kannten uns aus dem Dorf Zerpenick, wo er aufgewachsen war und ich immer noch lebte.
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Er hatte gerade etwas vorzeitig die Schule beendet und es war nicht ganz einfach für ihn eine vernünftige Arbeit zu finden. Außerdem schwebte über ihm die Einberufung in den Militärdienst. Er wußte, daß er da nicht drum herum kommen würde, es sei denn er würde verweigern, doch das brachte die negativsten Konsequenzen mit sich. Bis jetzt war er noch nie in einen Konflikt mit der Obrigkeit geraten.



Wir wußten in diesem Alter, daß nicht alles so rosig ist, wie die Verantwortlichen es gerne darstellten. Sicher würde er auch eine Arbeit bekommen, um den nächsten Schritt in die Erwachsenenwelt machen zu können. Vielleicht oder wahrscheinlich nicht wirklich das, was er am liebsten machen würde, aber er würde zumindest eine Chance bekommen, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er war in unserem kleinem Dorf, einem Vorort von Berlin zur Welt gekommen und später war seine Familie dann nach Marzahn gezogen, da sein Vater über seine Arbeit eine Wohnung zugeteilt bekommen hatte. Er liebte sein Dorf und als sie umzogen, er war zehn Jahre alt, brauchte er lange um sich einzugewöhnen. Wenn er nicht durch seine freundliche Persönlichkeit so schnell einige neue Freunde kennengelernt hätte, dann wäre er wohl in dieser Stadt nie glücklich geworden. Hier in diesen neu gebauten und immer noch nicht fertiggestellten riesigen Betonplattenbauten war der Mensch nur noch zu einem eingeordnetem, gut zu gebrauchenden, einsetzbaren Staatsbürger geworden. In unserem Dorf hatten wir noch so etwas wie ein eigenes Zuhause und wir lebten in einer Gemeinschaft. Doch hier in Marzahn kannte Niemand den Anderen richtig und oft sah es so aus, als wollte auch Niemand etwas von dem Anderen wissen.



Die Kinder waren da etwas unkomplizierter, aber wenn er sich seine Familie betrachtete, dann konnte er nur sehen, daß seine Eltern nicht zufriedener, sondern eher unglücklicher wurden. Sie fingen an sich immer häufiger zu streiten, was er früher von ihnen nur in ganz seltenen Fällen kannte. Als wir uns das letzte Mal trafen, am 16.Juni 1978, war er verdammt aufgeregt. Ich habe ihn begrüßt und ihm angeboten mit mir zu Abend zu essen. Es war 16.30°°, ich kam gerade aus der Schule, wir hatten noch im Rahmen unserer Jugendarbeit in der Druckerei gearbeitet.
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Es dauerte einen Moment bis er in der Lage war mir seine Geschichte zu erzählen, die ich bis heute eigentlich nie richtig glauben wollte, obwohl ihr Wahrheitsgehalt kaum zu verdrängen ist. Er sah übernächtigt aus und er war paranoid. Mindestens zweimal ging er ans Fenster und blickte verstohlen hinter den Vorhängen nach draußen.



Ich machte uns etwas zu essen und als ich am Tisch saß, konnte ich nicht länger warten: "Was ist los mit dir, du bist zwar sehr ruhig, aber verdammt aufgeregt, ich seh´s es dir an ?!" "Ich glaube ich brauch´ noch einen Moment, bis ich alles geordnet habe." Ohne noch ein Wort zu sagen, verfielen wir wieder in Schweigen. Unser letztes Treffen, vor vier Wochen, war bei weitem lockerer, obwohl Benni schon an jenem Tag über Dinge redete, die mir hätten zu denken geben müssen. Er erwähnte völlig euphorisch, daß sich sein Leben bald verändern würde. Bei näherem Hinsehen war eigentlich kein Anlaß dafür zu entdecken. Seine Lehrstelle war nicht das was er wollte und seit er die neue Wohnung hatte, konnte er sich kaum noch etwas leisten. Sein Vater hatte den Standpunkt, daß er sein Leben selbst bestreiten muß. Kein Pfennig Unterstützung. Sie hatten eh nicht viel zu geben. Seine Freundin war vor knapp einem Monat auf und davon. Alles in allem war lediglich seine Lebensfreude etwas spürbar Positives in seinem Leben. Die alltäglichen Probleme, die wir eigentlich alle in unserem Alter hatten, rückten bei uns in den Hintergrund, wenn wir Spaß mit unseren Freunden hatten. Das Leben ging seinen Gang, wozu sollte man sich mit den unveränderbaren Faktoren wirtschaftlicher und nicht selten geistiger und kultureller Not belasten. In unserem Land gab es unumstößliche Vorgänge gesellschaftlicher Integration, die an Initiationsriten archaischer Völker erinnerten. Wer mit ihnen brach, der brach damit die Verbindung zur Gesellschaft.



Benni wandelte auf einem Grat und er war sich dessen nicht einmal bewußt.

Noch während des Abendbrots gehen mir die irrealsten Szenen durch den Kopf. Banküberfall, Raub ? Unfallflucht ?...Ich weiß es nicht. Irgendwas lag gerade hinter ihm und was es auch immer sein sollte, ich wollte es jetzt wissen: "Hör mal zu Benni, ich habe keine Lust mit dir hier am Tisch zu sitzen und kein Wort kommt dir über die Lippen.
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Ich sehe doch, daß du völlig verstört bist. Was ist los ? Hast du was angestellt ?"



"Angestellt ?...Junge, es ist vorbei, daß wir was anstellen ! Alles was wir jetzt machen ist kriminell, wenn nicht sogar staatsfeindlich.....Ja ich habe etwas angestellt !"

"Na und was ?"

"Du wirst es nicht glauben, ich habe unser Land verlassen."

"Und du bist zurückgekommen ?"...was anderes war mir wirklich nicht eingefallen.

"Ich bin zurückgekommen....und ich sage Dir, was da drüben auf uns lauert ist die Welt von Übermorgen." "Du spinnst", bis jetzt hatte ich nie das Gefühl, daß er mich jemals belogen hätte, aber diese Geschichte mußte einfach eine Lüge sein.



"Glaub es oder Laß es....jedenfalls werde ich gesucht. Und wenn du alles wissen willst, dann erzähle ich es dir. Wer weiß, ob ich es noch jemandem erzählen kann."

"Na klar will ich es wissen, aber erzähl mir keinen Scheiß !"

"Was du von mir zu hören kriegst, ist genau das, was ich gesehen habe und einiges davon ist auch für mich kaum zu glauben. Du mußt selbst entscheiden was du mir abnimmst und was nicht." "Warte ich hole uns noch was zu trinken und die Zigaretten aus meiner Tasche", ich war noch in der Küche, da fing Benni an zu erzählen:



"Weißt du noch als wir uns das letzte Mal gesehen haben ?"

"Ja."

"An dem Tag bin ich los, nach drüben, ins gelobte Land. Ich bin die Tage davor schon mehrmals auf einem Parkplatz gewesen und habe mich genau informiert."

"Auf was für einem Parkplatz ?"

"Na einen an der Transi-Strecke, kurz vor Berlin. Also, ich habe da gesehen, daß hier ab und zu einige Karren anhalten und die Leute verschwinden im Wald um zu kacken. Manchmal auch Lkw´s. Das war mein erster Plan. Ich wollte mich unter so ´nen polnischen Zug hängen, die in den Westen kutschen."

"Na schön blöd Alter !"



"Vielleicht ? Ich habe mir das genau überlegt.
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Ich bin aber froh, daß es dann doch anders gekommen ist...Na, ich liege also auf der Lauer am Waldrand und erstmal passiert von 23°°-1°° gar nichts. Dann kommt so´n dreckiger Ladazug und ich war schon drauf und dran mich fertigzumachen. Doch der Fahrer ist nicht ausgestiegen und legte sich pennen. Außerdem kamen mir die ersten Zweifel, ob denn gerade dieser Lkw nach Westberlin fährt und nicht doch noch vor der Grenze runter von der Bahn.



Auf jeden Fall ist der sowieso stehengeblieben, der Fahrer legte sich pennen. Dann kamen alle halbe Stunde irgendwelche Pkw´s. Ich hab nachgedacht, wie man in so ein Fahrzeug reinkommt. Um ungefähr 2.30°° rauscht ein blauer Bmw, ´ne Limousine, auf den Parkplatz. Der Fahrer springt raus und rennt in den Wald. Ich habe nicht mehr überlegt und bin sofort zu dem Wagen gerannt. Ich bin hinten eingestiegen und habe mich hinter den Fahrersitz gequetscht. Der hatte da hinten tatsächlich Anzüge aufgehängt. Ich sage dir mein Herzschlag ist auf 180 hochgefahren.



Draußen war´s stockdunkel. Der Typ hatte wohl ein längeres Geschäft zu verrichten. Auf jeden Fall habe ich noch überlegt wieder raus zu springen. Dann ging das Licht an, er steigt ein und wir rauschen los. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens.



Ich wußte ja was ich vor hatte, aber eigentlich sind mir die Konsequenzen bis heute noch nicht ganz klar. Ich habe hin und her überlegt und der Typ ist Kilometer für Kilometer auf die Grenze zu gefahren. Dann habe ich etwas erlebt, was für mich ganz neu war. Als die ersten Lichter des Grenzstreifens in das Auto fielen, hat mich ein völlig neues Gefühl befallen. Wie soll ich sagen, es war wie der Wechsel von Freitag zu Sonnabend. Die Luft schien anders zu schmecken und ich sah nur noch freies Land vor mir. Die Angst war auf einmal verschwunden. Mir war es tatsächlich egal, ob sie mich gleich erwischen oder ob ich rüber komme.



Anscheinend war heut Nacht nichts los, es ging alles eins, zwei, drei. Keine Worte, Paß hin, Paß her, ein kurzes "Auf wiedersehen" und weiter. Ich war drüben. Danach ist der mit seiner Karre losgezischt, ich sage dir.



Jetzt mußte ich nur noch hier wieder raus kommen.
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Am besten ungesehen. Aber er hat bis zu seiner Wohnung nicht mehr angehalten. Er machte die Tür auf und nimmt alle Anzüge von der Stange und dann erstarrt er zu Stein. Er hat sich dermaßen erschrocken, daß ich rausspringen konnte. Ich bin losgerannt. Ich hab noch gedacht, ob der Typ ´n Herzschlag erleidet. Es ging alles sehr schnell. Ich glaube nicht, daß er mir hinterher gerannt ist. Alles was ich wußte war, daß ich in Westberlin angekommen bin, aber wo genau, keine Ahnung.



Das war eine echte Villengegend. Ein Haus war prächtiger als das andere. Ich bin erstmal weitergelaufen und habe überlegt. Die Richtung war eh egal. Mir war auf einmal arschkalt. Zuerst hatte ich mir vorgenommen, daß ich sofort die Polizei informiere und mich sozusagen den Behörden stelle. Aber es hatte alles so gut geklappt, daß mich der Gedanke nicht losließ, hier erstmal Inkognito rumzulaufen. Ich hatte genau hundert Mark, die mir Tante Marie vor vier Jahren geschenkt hat. Sie meinte, sie würde dieses Westgeld sowieso nicht ausgeben. Hundert D-Mark, weißt du was das bedeutet ?"



"Nein, woher denn."



"Na ja, hört sich doch viel an ? Aber eigentlich ist es nicht viel. Endlich bin zu einer S-Bahn Station gekommen, Mexikoplatz, der Bezirk heißt Zehlendorf glaub ich. Der war zwar noch zu, aber ich habe da gewartet, es war schon kurz nach vier. In der Nacht ist es drüben genauso tot wie bei uns. Ich bin in der Nähe vom S-Bahnhof durch zwei kleine Straßen gelaufen und habe mir die kleinen Geschäfte angesehen und es war ein echtes Erlebnis. Du glaubst nicht, was man für Geld alles kaufen kann. Auf dem Bahnhof habe ich mich dann erstmal orientiert. Ich wollte ins Zentrum, an den Ku-damm oder zum Zoo. Ich hab's nicht anders gemacht als sonst und bin schwarz gefahren. Was konnte mir auch schon passieren. Die Fahrt war Klasse. Die Stadt ist total anders, hier ist tierisch was los und vor allem ein wahnsinniger Verkehr. Morgens geht's los, alles setzt sich in Bewegung.



Am Zoo war ich um kurz nach 5°°, hier sah´s verdammt schäbig aus. Der Hauptbahnhof ist viel schöner. Ich wollte mir was zu Essen holen und habe die Ohren angelegt, was die für Preise für belegte Brötchen aufrufen.
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Ich bin denn los, um einen Bäcker zu suchen in irgendeiner Nebenstraße. Es war schon 6°°. Anscheinend hatte ich nicht den richtigen Ausgang erwischt und bin nach hinten raus. Es stank nach Pisse und ab und zu lagen irgendwelche Gestalten herum. Es war echt wundervoll. Erst nachher habe ich gesehen, daß direkt auf der anderen Straßenseite, die Visastelle der DDR liegt.



Der Bahnhof und seine Szenerie war auf jeden Fall mein erster deutlich negativer Eindruck vom Westen. Hier am Zoo gab´s keinen vernünftigen Bäcker, aber eine Fülle von Kaufhäusern und Geschäften, Imbißbuden und einen Supermarkt von dem du träumst. Fressen über Fressen. Da bin ich rein und habe mir was gekauft. Lecker, echt lecker.



Erstmal bin ich wieder zurück zum Bahnhof, weil´s da was zu sitzen gibt und habe gefrühstückt. Zuerst habe ich mich an einen Tisch von einem Imbiß gestellt. Der Verkäufer hat mich gleich weggescheucht. Ich hatte ja auch nichts bei ihm gekauft. Also bin ich auf die Stufen der Treppen gegangen. Ich hab die Szenerie in der Vorhalle beobachtet und nachgedacht. Einerseits war ich erleichtert und anderseits gingen mir immer mehr Grübeleien durch den Kopf, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Im Bahnhof bewegte sich alles verdammt schnell. Außer am Hinterausgang, da trafen immer wieder Personen ein, die dort rumstanden und sich unterhielten, verschwanden und wiederkamen. Ich hab's nicht kapiert, erst später.



Bevor ich hier wieder verschwinden wollte, habe ich mir eine Zeitung gekauft. Eine BZ. Irre was da alles drin stand. Wir leben hier hinter dem Mond oder vielleicht noch weiter weg. Die Welt ist so groß. Und in der Zeitung annoncieren massenhaft irgendwelche Weiber, die du anrufen kannst um dich mit ihnen zum Vögeln zu verabreden. Du mußt natürlich bezahlen. Klaro.



Ich hab mir danach noch andere Zeitungen gekauft, es war irre interessant. Ich glaube die verarschen uns hier. Nicht nur, daß wir uns Nichts leisten können, wir wissen auch nur die Hälfte."

"Ach, das ist doch Quatsch, wenn du was wissen willst, kannst du es auch rausbekommen."

"Nein, kannst du mir nicht erzählen, im Westen gibt´s Sachen über die öffentlich geredet werden, die darf hier niemand ansprechen.
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Es ist auch egal, heute bin auch schlauer. Ich hatte mir gedacht, daß ich ein bißchen rumbummel und mir etwas von der Stadt ansehe. Also bin ich los um jemanden anzusprechen. Die meisten Leute waren schnell unterwegs. Mit jedem Zug drängelten sie sich die Treppen rauf und runter. Am Kiosk habe ich nach einem Stadtplan gefragt, der hätte mich fast 10 DM gekostet, ich hab´s gelassen. Ich bin wieder zum Hinterausgang, wo mehrere Typen rumstanden und auch zwei junge Mädchen. Ich hab den Einen angesprochen: "Sag mal kannst du mir vielleicht helfen", er nickte.



Als ich ihm gegenüberstand, bemerkte ich seinen muffigen Geruch, seine Klamotten waren ziemlich zerknautscht. Ich hab ihn gefragt, was sich ein Tourist in Westberlin ansehen könnte und hier in der Nähe liegt. Er gab mir ein paar Tips, von Zoo bis Schloß Charlottenburg und ich hatte das Gefühl, daß ich seine Wegbeschreibung im Kopf behalten könnte.



Als ich von ihm weg ging, kommt eines der herumstehenden Mädchen auf mich zu, sie sah müde aus und fragt mich: "Haste ´n bißchen Knete für mich ?"

So schnell habe ich es gar nicht kapiert und frage: "Was ?"

Sie sagt: "Du Scheißer !"

Ich frage wieder: "Was ?" Ich muß dazu sagen, ich habe die ganze Zeit freundlich gelächelt.

Sie sagt: "Verpiß dich !"

Jetzt hatte ich sie verstanden. Ich sagte jedenfalls unbeeindruckt: "Entschuldigung, ich habe dich nicht verstanden."

Sie sagt betont, laut und deutlich: "Ob du ein bißchen Geld übrig hast."

"Wofür", mit dem dummen Wofür, kamen mir auch gleich die entsprechende Erklärung in den Kopf."

Ich war dazwischen: "Das war ´ne Nutte !"

"Das ging mir auch durch den Kopf, aber die wollte Geld von mir geschenkt haben. Sie sagt jedenfalls schlagfertig und eigentlich ironisch: "Um mit dir einen Kaffee trinken zu gehen...." Ich hatte es immer noch nicht kapiert. Aber sie lächelte. Die hatte voll komische dicke Augen.



Ich habe nicht mehr überlegt und gesagt: "Warum nicht."

Ich: "Wie sah sie denn aus ?"

"Susanna ist verdammt niedlich.
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Sie ist sechzehn.."

Ich: "Na genau in meinem Alter."

"Ich finde sie sehr hübsch und ich habe mich auch in sie verliebt."



An diesem Punkt mußte ich noch einmal an Bennis Geschichte zweifeln. Er war wieder hier und erzählte mir gerade, daß er sich angeblich im Westen verliebt hatte, irgendwie paßte das doch nicht: "Und du bist dennoch wieder zurückgekommen, irgendwie verstehe ich das nicht ganz."



"Ich auch nicht !...an diesem Tag haben wir uns jedenfalls kennengelernt. Wir sind zusammen einen Kaffee trinken gegangen. Sie hat mich ausgefragt. Ob ich nicht aus Berlin komme, wo ich wohne, wie alt, was ich vorhabe ? Ich bin kaum zu Wort gekommen und mußte laufend überlegen, was ich für Antworten gebe. Ich wollte ihr nicht gleich meine Geschichte erzählen. Wir sind weg vom Bahnhof ZOO gefahren, zwei Stationen, nicht mehr. Und dann sind wir in ein Frühstückskaffee gegangen. Eine gute Einrichtung, gib´s drüben überall. Dann haben wir los gequatscht.



Ich hatte nicht kapiert, warum sie da am Zoo rumhing, jetzt wurde mir vieles klar. Ganz habe ich es bis heute nicht verstanden. Wahrscheinlich bin ich auch deshalb wieder hier. Ich verstehe diese Welt da drüben einfach nicht."



Ich: "Was ? Daß sie auf den Strich geht." "Quatsch ! Sie hat mir innerhalb einer Stunde ihre ganze Geschichte erzählt, ohne zu wissen wer ich bin, woher ich komme. Und ich sage dir, was für eine Geschichte. Klar, sie ging auf den Strich. Aber sie wollte eigentlich mal was andres machen..."



Ich: "Das sagen alle.."



"Vor allem kennst du alle ?!....Sie ist drogenabhängig, sie muß sich laufend neuen Stoff besorgen. Ihre Familie bietet ihr keine Alternativen. So wie ich das alles kapiert habe, sind die da drüben nicht viel anders als bei uns. Entweder kapierst du wie der Hase läuft, machst mit, erkämpfst dir eine Position und der soziale Friede ist hergestellt. Wenn niemand Zeit hat, mit dir verschiedene Möglichkeiten zu besprechen und dir unter die Arme zu greifen, dann gehst du als Jugendlicher vor die Hunde. Alleine kannst du gar nicht alles begreifen, was du als Bürger für Pflichten übernehmen sollst.
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" Ich: "Was für Pflichten ? Du mußt ackern und zahlst Steuern..." "Und, und, und...mach dir doch nichts vor. Sie geben dir doch den Weg und das Denkmuster vor und wenn du es verinnerlicht hast, dann gibt´s auch keine Probleme mehr. Wieviel Individualität und Kreativität dabei auf der Strecke bleibt ist dann sowieso egal. Bist du frei ? Oder fühlst du dich nur so, weil du gelernt hast nicht zu viele Fragen zu stellen. Drüben ist es nicht anders. Du funktionierst oder du funktionierst nicht, aber währenddessen sie bei uns erst Recht aufmerksam werden wenn du nicht funktionierst, wirst du drüben erst Recht allein gelassen, wenn du nicht richtig funktionierst. Ich: "Habe ich verstanden ???"



"Susanna irrt jedenfalls durchs Leben und sie ist nicht die Einzige. Was ich an Elend gesehen habe, übertrifft den schlimmsten Urlaub in Bulgarien."



"Wo ihr von der Autobahn abgefahren seid ?"

"Ja. Es ist aber nicht die Armut, die dir ins Auge springt, du mußt schon gut hingucken, um den Abfall der Gesellschaft zu erkennen. Und ich war in Berlin, nicht in London, New York oder in Neu Dehli. Was wir bis jetzt über die Welt gelernt haben mag zwar politologisch stimmen aber humanistisch hat es nichts mit der Realität zutun. Dazu mußt verstehen, wie die unsere DDR sehen. Die Bemitleiden uns. Die stellen überhaupt nicht in Frage, was bei ihnen abläuft. Die Gescheiterten sind die Gescheiterten, die nichts anderes versuchen als wieder mitzuspielen und die Satten, bleiben die Satten, bis sie sich zu den Gescheiterten zählen dürfen. Wer stirbt scheidet aus. Ich habe da drüben vier Tote miterlebt." "Sag mal, wo hast du dich rumgetrieben. Senden die nur die Kulisse über ihre Sender und leben im Müll. Wo ist der so viel beschriebene Luxus ?"



"So ist es ja, überall ist Luxus und Pomp, aber nur weil alle rennen. Wenn du ´ne Weile drüben bist, spürst du den Streß. Hast du Arbeit, dann bist du mit Haut und Haaren dabei, hast du keine, machst du noch mehr Streß, um eine Neue zu bekommen oder bei den Ämtern anzutreten. Als Susanna zu Ende erzählt hatte, habe ich mir verkniffen meine Geschichte zu erzählen.
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Ich hab nachgedacht. Eigentlich hat sie nicht mehr erwartet, als nachdem Kaffee zehn oder zwanzig Mark von mir zu bekommen. Sie wußte ja nichts über meine finanzielle Lage. Ich hab nichts gesagt und sie zu einen Spaziergang durch den Zoo eingeladen. Sie ist kurz noch mal abgehauen und nach einer halben Stunde sind wir zurückgefahren. Der Zoo ist viel kleiner als der Tierpark, die armen Viecher. Aber wir haben viel Spaß gehabt. Unterwegs habe ich es ihr dann erzählt. Sie hat gelacht aber irgendwann hat sie es dann verstanden. Ab dem Punkt hatten wir ein noch viel besseres Verhältnis. Sie hat mich mitgenommen. Sie wohnte in Charlottenburg in einem alten Haus im Kiez. Hier wohnten noch zwei Typen und eine Frau, die wesentlich älter waren, totale Hippies. Die Wohnung war spitze aber restlos vergammelt. Sie hatte ein Zimmer mit ´ner ollen Matratze und paar Regale. Es war nicht ungemütlich aber unaufgeräumt. Susanna kramte alles schnell zusammen. Eins war klar, hier konnte ich heute Nacht pennen. Ich habe ihr beim aufräumen geholfen und dann haben wir zusammen was für ein Mittagessen eingekauft und gekocht. Ich bin immer mehr auf sie abgefahren. Vor allem, als sie sich geduscht hatte. Sie ist fast einssiebzig groß und hat schöne, gewellte, lange, dunkelbraune Haare und eine tolle Figur. Ich hätte mich auf sie stürzen können. Wir haben gegessen und sie hat mir erklärt, daß sie Abends wieder weg muß. Plötzlich hat sich der Magen umgedreht. Ich habe mir sofort vorgestellt, wie sie mit irgendeinem Mann ins Bett geht. Mir wurde schlecht.



Ich wußte, daß sie auch damit Geld verdient, außerdem hat sie Stoff verkauft. Ich habe sie gleich gefragt, was sie jetzt vor hat. Sie hat mir gesagt, daß sie noch was verkaufen muß. Keine Freier. Sicher war ich nicht, ob ich es ihr glauben sollte.



Ich habe den ganzen Abend gelesen und Glotze geguckt. Höllisch interessant. Es ist tatsächlich eine andere Welt. In vielen Dingen war es wie ein Blick in die Zukunft. Aber ich weiß nicht, ob es eine erwünschenswerte Zukunft ist. Wenn die so weiter produzieren, dann verändern sie alles, nichts Natürliches wird übrigbleiben.



Der Fortschritt ist gnadenlos. Ich habe so viele Berichte über fatale Umweltzerstörungen gelesen, wie in meinem ganzem Leben zuvor nicht.
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Es gibt viele Leute, die sich gegen den Leistungsdruck wehren wollen. Drüben gibt es immer wieder Demonstrationen, die sind zwar nicht verboten, aber man läßt die Knüppel tanzen. Ich bin da einmal hingegangen, es ist eine Straßenschlacht geworden. Junge wir leben ruhig hier drüben, aber wir verblöden. Wenn die Mauer fällt, werden alle nach kürzester Zeit nach Luft japsen..."



"Die Mauer fällt nie. Spinnst du."

"Ich weiß nicht ob sie fällt, aber wenn sie fällt, wissen wir von da drüben viel zu wenig, um uns vor dem Chaos zu bewahren."

"Wieso Chaos ? Alles was ich weiß und worüber wir schon öfters gesprochen haben ist doch, daß du drüben doch vielmehr Möglichkeiten hast dein Leben zu gestalten." "Das ist es. Du kannst freier Leben, du kannst versuchen dich zu verwirklichen. Alles ist qualitav besser und vielseitiger. Ich kann nichts andres darüber sagen. Wenn du aber genau hinsiehst, dann entdeckst du schnell, daß auch hier nur halbe Sachen gemacht werden. Du bist nur zum Teil frei, es ist nur zum Teil demokratisch, die Vorraussetzungen sind nur zum Teil gleich verteilt. Sie haben gute Ansätze, doch auf dem Weg zur Umsetzung steht der eigennützige Profit vor der gesellschaftlichen Verwirklichung. Wer in die soziale Mühle gerät bekommt soziale Komplexe und fast keine gesellschaftliche Anerkennung." "Du meinst sie verteilen keine Orden", ganz ernst hatte ich diese Zwischenfrage nicht gemeint. "Orden ? Scheiß auf die Orden, die sie uns hier anhängen wollen. Damit haben sie drüben schon abgeschlossen. Kauf dir deine eigenen Orden und häng sie dir selbst um. Autos, Häuser, was immer du willst. Das ist was zählt. Angeblich ist für alle genug da. Aber das stimmt nicht, es kann nicht funktionieren. Es ist wie ein Pilotspiel..."



"Was ist das ?"

Es gibt eine Liste mit Namen und man animiert in seinem Bekanntenkreis immer mehr Leute sich auf die Liste schreiben zu lassen. Die letzten der Liste zahlen an die ersten der Liste Geld und sollen so selber Stück für Stück an die Spitze der Liste kommen, so daß nun an sie selbst eingezahlt wird. Es klappt nur für Wenige, die meisten zahlen zu.
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Das System funktioniert nicht. Profit entsteht nur auf Kosten der Natur oder anderen Menschen und Völkern.



Aber so ist auch ihre Wirtschaft. Jeder zahlt ein, vorerst an jeden. Dann doch mehr an Einige, als an die Meisten. Jeder erwirtschaftet Profite, hauptsächlich für einige Wenige, aber nichts für die ausgeglichene Entwicklung der Allgemeinheit, die die erwirtschafteten Profite anteilig in soziale und gesellschaftliche Absicherung investieren könnte. Oben wird abgeschöpft, verzinst und abgelegt, an der Basis wird nur eine gewisse Geldmenge in Umlauf gehalten."



"Ich weiß, wie das drüben läuft. Ich habe Marx und auch Engels gelesen. Ich glaube ich habe den dialektischen Materialismus verstanden. Ist es nicht gut, wenn einzelne Menschen die Möglichkeit haben reich zu werden ? So richtig reich, denk doch mal ?"



"Warum nicht, aber das funktioniert doch nur, wenn man den Anderen dadurch nicht einschränkt.." "Es funktioniert auch anders, wie die Imperialpolitik gezeigt hat."

"Moralisch war das nie zu vertreten."

"Es brauchte sich ja auch niemals jemand rechtfertigen. Die Sieger stellten doch schon immer auch die neuen Moralvorstellungen."

"Drüben heißt die Moral auf jeden Fall DM. Kaum einer hat Hemmungen sich die unmöglichsten Wünsche zu erfüllen, wenn man sie bezahlen kann. Drogen, Sex, Gold oder die einfache Lust etwas zu besitzen, obwohl man es nicht braucht. Man kann sich bei der Fülle der Möglichkeiten auch nur begrenzt dagegen wehren. Dein Auge sieht, deine Zunge schmeckt und deine Nase riecht, du bist bereit ständig zu konsumieren. Richtig abschalten geht nur durch weiteren hohen finanziellen Aufwand, der dich wieder unter Streß stellt. Was ich dir sagen will ist, daß ich mir da drüben ganz schön alt vorgekommen bin. Es war, als wäre ich ein alter Mann, der plötzlich in der Zukunft steht und seine alte, einfache, heile Welt nicht mehr wieder finden kann und nichts mehr richtig versteht, von dem was er sieht. So ging´s mir, ich bin völlig durcheinander. Ich bin fast vier Wochen in Westberlin gewesen und ich habe mich erst Vorgestern entschlossen zurückzugehen. Ich glaube, ich habe sehr viel verstanden.



Susanna kam jedenfalls abends um 22°° wieder nach hause, sie war mit Drogen vollgepumpt, ihre Augen waren glasig und ihre Pupillen waren ganz klein.
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Aber sie war lustig. Es hat nur zehn Minuten gedauert, bis ich das Thema auf ihre Sucht gelenkt hatte. Ich war neugierig und auch besorgt. Denn Tablettensucht war für mich nichts Neues. Sie nahm Heroin und trank reichlich Alkohol, wenn sie nichts anderes hatte. Ihre zerstochenen Arme habe ich erst viel später gesehen. Wenn ich nicht so blöd gefragt hätte, wäre die Nacht wohl noch anders verlaufen.



Erst sagte sie, daß sie Heute nicht darüber sprechen wollte und ich nervte weiter. Ich war zu schnell, ich hatte mich in sie verliebt und wollte sofort meine Besorgnis zeigen. Sie fing an zu heulen. Ich fragte aufgeregt: "Willst du denn nichts daran ändern..?" Es war eine Frage, die sie schon zu oft gehört hatte. Klar wollte sie was daran ändern, doch wo anfangen. Sie heulte und ich versuchte sie zu trösten und ihr zu erklären, daß ich im Augenblick nicht wußte, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Es war eine blöde Frage.



Susanna fing jetzt trotzdem an, mit mir darüber zu sprechen. Therapieplätze hatte sie schon angeboten bekommen, aber bisher hatte sie vorher gekniffen. Sie hat die Schule geschmissen und ist abgetaucht. Ihre Eltern hatte sie schon ein halbes Jahr nicht mehr besucht. Es ist alles so verdammt verworren. Sie ist noch ein Kind und ich bin im Grunde noch ein Kind und wir sind beide schon dabei unser Leben aus den Händen zu geben. Kapierst du das ? Ich bin losgefahren, um das Schicksal herauszufordern und habe den Himmel gefunden, aber wir beide stehen mit den Füßen in der Hölle und verbrennen langsam. In dieser Nacht haben wir beide verstanden, daß das Leben auch für uns etwas besonderes bereit hält, wir müssen nur verstehen damit umzugehen. Wir haben geredet und geredet.



Am Mittag sind wir dann wieder aufgestanden und sie wollte sofort los Stoff besorgen. Nichts von der Euphorie der Nacht war übriggeblieben. Ich konnte es nicht lassen, sie daran zu erinnern und wir haben uns gestritten, als kannten wir uns schon Jahre.



Wir haben in der Nacht nicht miteinander geschlafen, aber nachdem wir uns fast geprügelt haben sind wir später übereinander hergefallen.
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Ich habe so etwas noch nie erlebt, es war ein echter Liebesrausch. Abends ging es ihr dann schlecht. Sie hatte einen "Turkey", so nennt man die Entzugserscheinungen. Die Typen aus ihrer Wohnung haben mir dann ein paar Tips gegeben, wie ich mich um sie kümmern kann. Es war die Hölle. Jetzt habe ich geredet und geredet und ihr fast jeden Tag meines Lebens erzählt, es schien sie zu beruhigen. Irgendwann ist sie eingeschlafen und ich habe mich auch hingelegt. Wir haben vier Tage lang die Wohnung nicht verlassen. Ich bin einkaufen gegangen und habe gelesen und ferngesehen. Sie war schwach und mußte ständig heulen, ansonsten hat sie viel geschlafen. Ich habe noch nie etwas schöneres empfunden als die Liebe zu ihr.



Wenn ich morgens aufgewacht bin, dann sangen die Vögel auf dem Hinterhof. Die Wohnung war im dritten Stock, ich habe direkt in die Baumwipfel gesehen. Susanna ging es nach dem fünften Tag deutlich besser und wir sind endlich wieder in die Sonne gegangen. Draußen in der Stadt tobte das Leben. Wir sind in den Schloßpark gegangen und haben uns stundenlang nur geküßt. Abends sind wir das Erstemal ausgegangen. Berlin bei Nacht. Tausend Läden in denen du Essen oder tanzen kannst, Kinos, Bars und Kneipen, es ist irre.



Mir ist schnell klargeworden, daß eigentlich niemand in der Lage war, ihr zu helfen, solange sie nicht den wirklichen Willen hat aufzuhören. Aber so ist das überall da drüben. Wenn du nicht selber alles in die Wege leitest, dann stehst du dumm da.



Ich habe verdammt viele junge Leute in den vier Wochen kennengelernt und die Meisten hatten Probleme einen Weg zu finden, der nicht nur dem entspricht, den man ihnen auf die gesellschaftliche Fahrbahn gemalt hat.



An der Oberfläche glänzt alles, aber hinter den Kulissen, sieht's genau so beschissen aus wie bei uns, die Deutschen sind hier wie da die Gleichen, stur und obrigkeitstreu. Als es Susanna besser ging, haben wir mehrere Ärzte aufgesucht, ich hatte mich noch immer nicht gestellt. Ich habe mir alles in Westberlin angesehen, vom Zoo bis zum Arbeitsamt. Ich habe jetzt vielmehr über die BRD erfahren, als mir alle Offiziellen von uns weiß machen wollen. Wenn du dich dem Leistungsdruck unterwerfen kannst und weißt wie der Hase läuft, bist du drüben ein relativ freier Mensch.
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Besser ist noch, wenn du was von Zuhause mitbekommst, dann hast du keine Existenzprobleme. Aber wenn du von der wirklichen Freiheit träumst, dann wirst du sie auch da drüben nicht finden.



Die Menschen stehen alle unter Streß. Zeit ist Geld.

Zwei Wochen waren vorbei und Susanna und ich schwebten auf einer Wolke. Sie war vorerst clean und wir haben einen Therapieplatz gefunden. Das bedeutete aber, sie mußte unter Verschluß. Keine Besuche, keine Kontakte. Ich habe sie dazu gedrängt und ich glaube sie war fest entschlossen. Ich stand plötzlich mit völlig leeren Händen da. Der Abschied war schwer. Eigentlich war jetzt der Punkt gekommen, wo ich mich stellen mußte. Was sollte ich hier jetzt noch, als Namenloser.



Ich hatte ihr geschworen auf sie zu warten. Ich hatte keine Ahnung, was passieren könnte, wenn ich mich den Behörden stelle. Ich bin drei Tage durch die Stadt geirrt, Tag und Nacht. Die Stadt ist schnell. Ich habe immer mehr Angst bekommen, vor dem was ich sah und von dem was ich gelesen habe. Mein Kopf sagte mir, daß ich ein Fremder in einer völlig fremden Welt bin. Auf einmal dachte ich nur noch an mein Zuhause und fing an mir einzureden, daß sie mich bei uns verstehen werden, wenn ich zurückgehe. Na klar, ich bin 17, nicht volljährig und ich hatte nichts getan, was irgend jemanden in Gefahr gebracht hätte. Es war doch nur ein kurzer Traum, gegen den doch niemand etwas haben konnte."



Ich warf ein: "Ich wäre zwar nie losgegangen, aber wenn, dann wäre ich nie zurückgekommen." "Das sagst du. Ich war drüben und ich weiß, daß da die Freiheit wohnt, doch sie ist nicht so einfach zu finden und wenn du nicht aufpaßt, akzeptierst du alles was glitzert und vergißt alle menschlichen Werte. Hier mußt du funktionieren, drüben mußt du besonders gut funktionieren. Wer nicht mitmacht stirbt."

Ich: "Quatsch, du übertreibst."



"Nicht leiblich ! Dein freier Geist. Alle rennen und produzieren, reißen die Bäume vor ihren Türen raus und planieren die Landschaft. Sie handeln mit Waffen wie wir und sie sehen ihre politischen und vor allem wirtschaftlichen Ideale als das Größte an.
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Ich habe kaum einen Sinn darin finden können. Vielleicht hätt´ ich´s gelernt. Aber das Wichtigste ist mir natürliche Ruhe, Verständnis, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Zeit, Zeit zum Leben und darüber nachzudenken. Als ich wußte, daß ich zurückgehen würde, habe ich geheult..."

"Wegen Susanna."

"Natürlich, aber auch weil ich mir eingestehen mußte, daß ich die Angst dort zu versagen nicht bewältigen konnte. Nur um gewisse angebliche Vorzüge dieses Systems zu genießen, konnte ich doch nicht meine Freunde, den See, unser Dorf und meine Verwandten für immer verlassen. Das waren doch viel höhere Werte, als alles was da sonst noch möglich ist.



Wenn Susanna in diesem Augenblick nicht so unerreichbar gewesen wäre, ich wußte ja, daß die Kontaktsperre für mindestens ein halbes Jahr andauert, dann hätte ich es mir bestimmt anders überlegt. Es rückte aber alles in so eine Ferne. Schon nach drei Tagen war ich überzeugt davon, daß ich selbst, wenn ich hier bleiben würde, sie nie wiedersehen könnte. Ich bin ein Schwachkopf, denn letzten Endes habe ich geglaubt, daß man mir hier verzeihen wird und ich könnte ihr Schreiben und irgendwann einen Ausreiseantrag stellen. Als ich am letzten Tag aufwachte und wieder auf den schönen Hinterhof in der Sophie Charlotte Straße sehen konnte, genau in die Krone der sonnendurchfluteten Kastanie, fielen mir alle unsere Picknicks am See und in den Wäldern ein und ich hatte Heimweh, wie nie zuvor. Westberlin ist klein und eng. Ich möchte die Stadt nicht im Winter erleben. Ich hätte auch noch länger in der Wohnung bleiben können, die Anderen hatten nichts dagegen, wenn ich hier bleiben wollte, ich müßte nur die Miete bezahlen. Ihnen hatte ich meine Geschichte nicht erzählt und Susanna hatte dicht gehalten.



Um zwölf bin ich los..." Ich: "Highnoon." "Echt Alter, so kam es mir vor... Ich bin zum Checkpoint Charlie. Raus aus der U-Bahn, stinkender Verkehr, vor mir liegt die Grenze. Erstmal die von drüben. Ich hab schon überlegt, was ich den sage, vielleicht lassen die mich ja gar nicht zurück. Weiter hinten habe ich schon die Vopos gesehen. Ich war schweinenervös.
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Also, ich gehe an die Paßbude wo die Autos ranfahren, ich wußte gar nicht wo die Fußgänger rüber müssen. Ich hab auch nicht geguckt. Ich wollte nur noch zurück. Anscheinend brauchte hier kein Auto anzuhalten. Ich laufe vorbei an den Grenzern aus dem Westen, kurz danach kommt jemand aus der Bude und ruft: "Halt !" Ich bin losgerannt. Die auf unserer Seite haben mich sofort bemerkt und bevor ich an unserer Grenzbude war, standen schon zwei Grenzer mit ´ner Kalaschnikow vor mir. Sie haben mich sofort abgeführt und durchsucht. Es dauerte eine halbe Stunde, ich saß in einer Zelle, bis dann ein Ziviler kam. Und dann ging´s los. Erst waren sie verdammt freundlich. Ich hab mich in Sicherheit gewiegt und bereitwillig erzählt. Doch nachher kamen andere Jungs, die waren härter. Die haben mich zusammengeschrien und geprügelt. Ich war völlig fertig."



"...und sie haben dich gehen lassen ?" "Spinnst du ? Es war Zufall. Die haben mir klargemacht, was auf Republikflucht steht und daß ich die nächsten zehn Jahre nach Bautzen einfahren werde. Ich habe gezittert. Als sie mich dann abholten, kamen wieder andere Vopos, sie haben gedacht ich bin zerbrochen. Ich sah auch bestimmt fertig aus. Sie haben mich nicht gefesselt, einer hielt mich am Arm fest und sie gingen mit mir über den Grenzstreifen zu ihrem Trabbi. Als ich dann einsteigen sollte und nur noch ein Vopo direkt bei mir war, habe ich ihn weggeschubst und bin losgerannt. Anscheinend haben sie ihre Knarren nicht so schnell aus der Tasche bekommen, sie haben nur gerufen, daß sie schießen werden. Ich bin wie ein Irrer in die nächste Straße gerannt. Sie haben mich nicht gekriegt. Jetzt bin ich hier und werde gesucht"



Ich : "Was willst du machen, du kannst dich nicht ewig verstecken." "Ich weiß es nicht, erstmal will ich zu meiner Mutter, ich muß mit ihr reden."



Die Story war einfach irre. Ich mußte sie glauben, aber ganz automatisch wollte ich sie nicht wahrhaben. Benni hat noch etwas gegessen und ist am Abend wieder abgehauen. Verdammt, war ich durcheinander. Ich glaube er hatte mich noch nie belogen und nicht nur deshalb weil wir so wenig miteinander zutun hatten. Er war ehrlich. Wenn das aber alles stimmte, was er erlebt hatte, dann war es die Story des Jahres und nicht nur für uns im Kiez, sondern für die gesamte Öffentlichkeit.
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Aber ?



Damals kamen die Abers ganz schnell. Wer sollte so was denn veröffentlichen ? In der Nacht heulten ein paar Sirenen, ich habe es nur von anderen gehört. Niemand konnte sagen was los war. Jedenfalls habe ich nach einer Woche Bennis Mutter besucht. Ich wollte wissen, was los war. Sie hatte ihn jedoch schon wochenlang nicht mehr gesehen. Ich habe ihr dann erzählt, was er mir erzählt hat und sie war erschrocken. Anscheinend war er nicht mehr bei ihr angekommen. Sie hat sich dann bemüht, bei den Offiziellen nachzufragen, doch monatelang bekam sie keine Antwort. Dann ist sie vorgeladen worden. Man hat sie ausgefragt und ihr mitgeteilt, daß ihr Sohn unauffindbar ist. Seit einem Jahr versuche ich den Vorgang von Benni in den alten Stasiakten zu finden. Und seitdem ich mich wieder mit der Vergangenheit auseinandersetze, fühle ich mich wie ein Schwein. Ich hätte damals mehr für ihn tun können. Wir alle, die wir uns Heute so frei und deutsch fühlen, hätten schon viel früher unseren Mund aufmachen müssen.



Bennis Akte scheint wie er selbst unauffindbar. Ich habe ihn niemals wiedergesehen. Ich lebe heute noch in diesem Land und nicht selten erinnere ich mich an seine unglaubwürdige Erzählung und den Konflikt, den er erlebt hat. Er war ein verdammt dufter Junge. Heute weiß ich genug, über die alten Stasipraktiken, um davon ausgehen zu können, daß sie ihn ermordet haben. Wie heißt es so schön: "Auf der Flucht verunfallt." Benni hat damals einen Schritt getan, den wir alle einmal tun wollten. Und wenn wir alle die Möglichkeit gehabt hätten, dieses Drüben zu sehen und darüber nachzudenken, dann wären wohl die Wenigsten wirklich dort geblieben. Wir hätten unseren Staat später niemals verkauft. Wir alle waren doch der Staat und wir hätten zumindest unsere Würde, die wir 89 zurückerobert haben, nicht sofort den neuem Herrn Mammon, opfern dürfen. Heute verstehe ich Bennis Empfindungen und ich könnte heulen, daß wir dem alle so machtlos gegenüber gestanden haben, aber daran hat sich nichts geändert, wir sind jetzt angeblich zu besseren Deutschen geworden, aber kaum zu besseren Menschen. Die Lasten der Vergangenheit sind kaum abzuschütteln und die Lasten der Gegenwart sind grenzenlos geworden.
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Ich glaube mit der DDR ist auch ein Stück unserer Menschlichkeit verloren gegangen. Die Unfreiheit, die man uns jetzt übergestülpt hat, läßt sich kaum noch als Gegner definieren. Man kann ihn nicht greifen. Dieser Staat funktioniert so reibungslos an den Menschen vorbei, wie einst der Alte und er reißt die Menschen in einen Strudel der wirtschaftlichen Existenzkämpfe. Niemand ist übriggeblieben, der den Sinn unserer Vergangenheit verteidigt. Benni ist tot und mit ihm ist die tiefere Bedeutung unseres "Vaterlandes" begraben worden. Vielleicht war er der Einzige, der dahinter gekommen war, daß wir gute Gründe hatten unsere Gesellschaft zu reformieren, aber sie nie aufgeben sollten.


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Kommentare zur Story:

  Hallo Gert,

deine Geschichte habe ich zwar sechs Jahre später erst gelesen, möchte sie aber dennoch heute kommentieren.
Es ist eine Story die mich emotional zutiefst berührt hat, die aber voll dier Wahrheit widerspiegelt.
Unfreiheit gibt es meiner Meinung nach in beiden gesellschaftlichen Systemen.
Im Osten bestand die Unfreiheit darin, nicht offen die Meinung äußern zu dürfen und nicht reisen zu können.
Und jetzt werden die sozial Schwachen von den im Grundgesetz verankerten Freiheitsrechten ausgeschlossen, weil sie (siehe Hartz IV) gnadenlosen Druck ausgesetzt sind, an dem viele seelisch zerbrechen.
Wirklich eine tolle Story!
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  15.07.10 00:43

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  Es scheint mir, als habe diese Geschichte die Differenzierung meiner Sichtweise vorangetrieben.
Danke dafür. Auch die Erzählweise hat mich angeregt, Sie in einem Stück durchzulesen.
Gewissermassen ist die Handlung für mich auch phantastisch, denn ich selbst hatte im Alter von 16 oder 17 alles mögliche im Kopf, als Gegensätze politischer Systeme und deren Auswirkung auf die in ihnen lebenden Menschen zu erörtern, geschweige denn das DDR-System kennezulernen.
Aber diesen Punkt hattest du ja in der Geschichte auch schon angesprochen. Jut jemaht.(..kölsch..)  
Oliver  -  03.09.04 13:38

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  Na eben nicht !! Es sind Gedanken eines Jugendlichen, der auf beiden Seiten Erkenntnisse sammeln wollte, die Freiheit hält nur das Leben an sich bereit, dass kann kein Staat -- Die Freiheit die du als anstrengend bezeichnest ist schon keine Freiheit mehr, alles ist reguliert und läßt keine Freiheit zu. Du hast die Freiheit arbeitslos zu sein, wie auch die Freiheit ein reicher Massenmörder zu werden, nur niemand kann selbst darüber entscheiden und es ist keine Freiheit existent.
:-) In der Geschichte geht es um das unterschiedliche Lebensgefühl, vielleicht habe ich es nicht so intensiv darstellen könne, wie ich es dachte.
Der Autor  
gert  -  05.05.04 00:04

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  Die Geschichte ist gut geschrieben, aber der Aussage kann ich nicht zustimmen! Freiheit IST anstrengend denn man muss auf sich aufpassen. Schade, dass das offenbar vorher nicht klar war. Jetzt nützt kein Jammern, man muss es halt anpacken.
Und zum letzten Absatz: ist es etwa Menschlich, dass sie Benni für nichts umgebracht haben?  
Susan  -  15.04.04 21:28

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