Tagebuch eines gefallenen Engels   43

Fantastisches · Kurzgeschichten

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Erstveröffentlichung: 10. August 2002
Bei Webstories eingestellt: 10. August 2002
Anzahl gesehen: 1884
Seiten: 2

1. Tag (wenn man das so nennen kann. Es ist eigentlich immer dunkel hier, abgesehen vom Fegefeuer, daß einem gerade genug Licht zum schreiben gibt,)

Liebes Tagebuch, unsere große Revolution, die Große Sache, der Kampf gegen die Ungerechtigkeit und wie auch immer wir unsere Unternehmung genannt haben, hat heute einen kleinen Rückschlag erlitten.

Wir wurden aus dem Himmel in ein brennendes, finsteres Inferno - Hölle genannt - vertrieben, aber ich glaube dieser Zustand ist nur von kurzer Dauer; und wenn unser großer Führer Satan erstmal wieder damit aufgehört hat, den ganzen Tag nur stumm da zu sitzen und vor sich hin zu starren, wird er mir bestimmt beipflichten.

Ansonsten ist aber alles bestens, nur daß uns das Verbandszeug recht schnell ausgegangen ist und ich wegen der Schmerzensschreie (Habe ich schon erwähnt, warum in dem Wort Fegefeuer das Wort 'Feuer' vorkommt?) kaum Schlaf finde.



2. Tag

Die Lage bessert sich zusehends. Heute haben wir Moloch gefunden. Der arme Kerl ist doch tatsächlich kopfüber in einem Vulkankrater gesteckt. Naja, der Schönste ist er nicht mehr, aber unter all den verbrannten fällt es eigentlich gar nicht so sehr auf, daß er kein Gesicht mehr hat.

Übrigens hat er alle Spiegel, die es noch gab, zerschlagen lassen.



3. Tag

Satan geht es wieder besser. Er hat zwar jetzt dieses irre Funkeln in den Augen und sagt in einem Fort, daß ab sofort der Hass sein Leben sein soll, aber ich denke, ich kann das als Fortschritt werten.



4. Tag

Ich sehe Ihn (Satan) in letzter Zeit häufig mit dem Buch 'Wie gründe ich ein eigenes Unternehmen' herumlaufen. Er ist auch ständig am Telefon und hat sich inzwischen die Begriffe 'Hölle', 'Satan', 'Fürst der Finsternis' (so nennt er sich ab jetzt), 'Fegefeuer' und 'verdammt' als geschützte Warenzeichen eintragen lassen. Später hat er noch jemanden von der Bank hier, der ihn fragte, was für Sicherheiten er dann habe. "Sind 20 Milliarden gefallene Seelen ihnen genug?" war seine Antwort. Der Bankangestellte meinte nur, daß es für den Anfang reichen dürfte, aber er den Laden bald dichtmachen dürfe, wenn er nicht eine dickere Kapitaldecke schaffen könne.



5. Tag

Heute hat er (Der Füst der.
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.. ach du weißt schon wer, liebes Tagebuch) einen, nach seinen Worten 'besonders großen Coup' gelandet: Da der Internationale Ländercode für die Hölle 666 ist, hat er sich diese Zahl auch gleich noch schützen lassen. Er meinte dazu, daß sich aus dieser Zahl so einiges rausholen lasse.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Heute haben die ersten Bauarbeiten für seinen neuen Palast begonnen. Zwar müssen wir mit einer Low-Budget-Variante vorliebnehmen, bis der Laden so richtig in Schwung gekommen ist, aber wenigstens können wir bald schlafen, ohne von Meteoritenschauern überrascht zu werden.



6. Tag

Nichts als Ärger mit den Handwerkern! Erst als Duweißtschonwer ihnen klargemacht hat, daß sie sich eines Tages unter weniger angenehmen Umständen wieder begegnen könnten, haben sie sich doch zusammengerissen. Satan schreit in letzter Zeit recht viel. Der Streß macht ihm doch zu schaffen (so als Existenzgründer hat man es nicht leicht: Wenig Geld; einen Haufen Arbeit, und der Staat hält immer schön brav seine Hand auf). Besonders mies gelaunt war er, als er sich unsere selbstgeschmiedeten Folterwerkzeuge ansah. Einer kam zum Beispiel mit einem Furzkissen an. Da hat er vielleicht getobt...

Auch mit den anderen war er nicht zufrieden. Er sagte immer nur 'zu stumpf', 'das rostet ja schon', 'das fällt ja beim hinsehen auseinander', und 'das soll wehtun?'. Einige von uns hat er mit seiner Kritik doch ziemlich gekränkt. Auch meine Stahlwolle-Zahnbürste mochte er nicht. Als er mit seiner Inspektion fertig war, meinte er nur resigniert, daß er es mit einem Versandhaus versuchen werde.



7. Tag

Satan, unser großer Fürst der Hölle ist heute ganz überraschend noch vor dem Frühstück aufgebrochen. Ich habe ihn selbst nicht mehr zu Gesicht bekommen, doch ich habe gehört, daß er mit einem Schlangenkostüm und einem Buch über Obstsorten Richtung Erde aufgebrochen ist. Er soll dabei 'Sympathy for the devil' gesummt haben.

Aus gleicher Quelle habe ich übrigens erfahren, daß der Koch extra früh aufgestanden ist, und ihm ein Lunchpaket gemacht hat.

Ich glaube, da geht etwas großes vor sich.
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Kommentare zur Story:

  Hölle, Hölle, Hölle! Geht ja heiß her da mit einem
solchen Boß. Äußerst amüsant, deine Idee, und auch
die Ausführung gefällt mir (bis auf kleine
Flüchtigkeitsfehler) gut.
Und Satan (oder der Fürst der Finsternis und so
weiter und so fort) wuße wohl schon damals: An
apple a day keeps the doctor away!  
Trainspotterin  -  13.03.03 17:28

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  Gute Idee das ganze. Hat mir gefallen  
Drachenlord  -  26.10.02 14:27

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  Witzig!

Lg
Chris  
Chris  -  24.10.02 09:25

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  Nett!!

Hat mir gut gefallen :)
Witzige Idee die richtig flutscht  
Frank  -  12.09.02 17:40

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  Schlaumeier - du machst deinem Namen alle Ehre.  
Maestro  -  02.09.02 18:11

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  Satanische Zahl ist die 5, soviel ich weiß  
Schlaumeier  -  01.09.02 22:52

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  War der das also, der Schlingel.
Adam und Eva mußten alles ausbaden, nur weil die beiden nichts zu futtern hatten.
Gott hätte wissen müssen das Sex hungerieg macht.  
Maxson  -  10.08.02 13:03

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