Nachdenkliches · Kurzgeschichten

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Erstveröffentlichung: 5. August 2002
Bei Webstories eingestellt: 5. August 2002
Anzahl gesehen: 1628
Seiten: 2

Auftritt: Tod



Ihm war schon den ganzen Tag über nicht wohl gewesen. Er war müde und hatte Kopfschmerzen; kein guter Tag heute für Ihn, trotz des sonnigen Wetters.

Durchs gekippte Fenster konnte er hören, wie ein Auto in die Straße einbog und vor seinem Haus anhielt. Normalerweise hätte er es überhört, wenn es nicht das tiefe blubbernde Brummen eines alten V 8 Motors gewesen wäre; ein Geräusch, das man in dieser Gegend selten hört.

Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm den Wagen: ein schwarzer Ford Mustang; Baujahr warscheinlich in den späten Sechzigern. Schöner Wagen. Was der wohl hier zu suchen hat.



"Clerkenville Road 24 - da ist sie auch schon" mit diesen Worten steuert er den schwarzen Fastback in die Straße, in der sein nächster Kunde wohnt.

Die Routineaufträge sind die schönsten. Man weiß, was einen erwartet, kann sich die Zeit einteilen, sich vielleicht noch im Drive In einen Big Mac kaufen - perfekt.

Ganz anders bei Unfällen. Wenn ein Familienvater auf den Weg ins Ferienziel in ein Stauende rast, oder ein Vertreter im Regen mit 160 einen LKW auf der Überholspur übersieht, braucht es immer lange Planung. Man muß früh hin und am besten noch Nachts im Schlaf den Lebensfaden durchschneiden; den ganzen Papierkram erledigen, usw. bevor der Kunde morgens aufsteht und man einen Haufen Arbeit hat, nachzukommen, wenn man in der Nacht nicht fertig geworden ist.

Irgendwie ist es schon sehr kurios. Du stehst dann nachts im Schlafzimmer, frierst die Zeit kurz ein, weckst deinen Kandidat auf und erklärst ihn, daß seine Uhr abgelaufen ist. Manche drohen, oder wollen einen bestechen, sie schreien, versuchen ihre Frau zu wecken (vergebens; sie sind auf einer anderen Bewußtseinebene: Eigentlich schlafen sie immer noch. Und an das nette Gespräch kann sich ihr Wachbewußtsein hinterher sowieso nicht mehr erinnern), weinen, zittern, oder glauben einem nicht. Naja, irgendwann hat noch jeder kapiert, daß es aus ist.

Aber das ist noch gar nichts, gegen die Probleme die man bei Naturkatastrophen hat. Pompeji war damals eine neue Dimension; ein Vorgeschmack auf den ganzen Ärger, der noch auf einen zukam, nachdem die Affen erst mal den Sprengstoff entdeckten.

Ebenso Kriege. Nichts als Sucherei und sich im Dreck die Hacken ablaufen, bis man ihn endlich mal gefunden hat. Da war die Antike angenehmer. Zum Beispiel im Krieg Alexander gegen die Perser: einfach Pauschal 200 000 Leute abfertigen; nicht so ein Stückwerk wie heute.
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(Man bedenke nur Vietnam: Hitze, Feuchtigkeit - und die Stechmücken! Und dann für ein mageres Dutzend 20 km durch diese Hölle...).

Für ein Ereignis laufen jetzt schon die Vorbereitungen und warscheinlich werden sie dann Saisonarbeiter einstellen müssen. Man weiß noch nicht genau, was es wird: vielleicht der klassische Atomkrieg, oder aber wieder mal ein Meteoriteneinschlag. Letzteres ist seit neuestem wieder attraktiver geworden, nachden die Hoffnungen sich nach dem Kalten Krieg in Bezug auf Nuklearwaffen nicht erfüllt hatten.



Bei Hausnummer 24 (weiß gestrichener Gartenzaun, kurz gemähter Rasen - noch Fragen?) hält er an, stellt den Motor aus, dessen souveränes Brummen lässig erstirbt, nimmt seinen Aktenkoffer und steigt aus.

Ein neugieriger Nachbar, oder ein Passant, der ihn (den Tod) jetzt beobachtet hätte, wäre vielleicht beunruhigt gewesen. Manche hätten vielleicht sogar die Polizei gerufen, angesichts der Mischung aus Ozzy Osbourne und Nik Fiend, die am hellichten Tage durch idyllische Wohngebiete spaziert, als wäre er Herr über Leben und Tod.

Was allerdings nie vorkommen würde; wenn er im Dienst ist, kann ihn nur sehen, wer auf seiner Liste ist.

An der Haustür angekommen, öffnet er seinen Aktenkoffer und entnimmt die zusammenfaltbare Sense; ein nettes Spielzeug, wenn auch die 'richtigen' besser in der Hand liegen.

Dann klingelt er erst. Nichts dem Zufall überlassen.

...
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Kommentare zur Story:

  *lach*
mehr kann ich da net sagen...
lg darkangel  
darkangel  -  03.06.07 20:27

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  wenn du im titel nicht verraten würdest, wer hier spricht, wäre der überraschungsgag größer, finde ich. trotzdem: die erste geschichte die ich hier ganz lese und die ich auch gut finde  
co  -  11.07.03 08:32

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Aaah, welch herrliches Bild! Da kommt der für
gewöhnlich etwas magere Herr anstatt AUF dem
herrlichen weißen Hengst (sorry, bin ein bißchen auf
Pratchetts Scheibenweltromane fixiert... *grins*)
diesmal IM schwarzen Mustang (übrigens eine
ausgezeichnete Fahrzeugwahl, wie ich finde) vorbei.
Köstlich.
Aber daß der Sensenmann (diese Klappsense..
*schenkelklopf*!) nicht gleich durch die Tür geht,
sondern davor stehenbleibt und auch noch schellt,
hat mich aber schon arg gestört...  
Trainspotterin  -  13.03.03 17:15

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Witzige Idee. Die makaber-lässige Stimmung am Anfang finde ich klasse.
Das Ende wirkt ein bißchen improvisiert.
Das tut aber keinen großen Abbruch  
Oliver  -  20.02.03 10:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  gute sarkastische Geschichte. Nur die Klammern nerven, zum Schluss verlierst die Geschichte leider das Geheimnisvolle.  
pascal gut  -  08.09.02 13:49

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich mag diese Makka-Bären.
Hä-Hä-Hä (Deckig lachend)
So eine High Tech Sense ist doch mal was anderes. Faltbare Sense im Koffer, laß es patentieren. 5 in Worten FÜNF Punkte.  
Wolzenburg  -  06.08.02 11:58

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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