Regionalbahn ins Nichts ( Teil 1 ) (Überarbeitet)   282

Romane/Serien · Fantastisches · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Benjamin Reuter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 27. Mai 2002
Bei Webstories eingestellt: 27. Mai 2002
Anzahl gesehen: 4827
Seiten: 22

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Der Lautsprecher auf dem Bahnsteig knackte. Es war endlich 6 Uhr 56.

"Meine Damen und Herren, es fährt ein die Regionalbahn nach Fulda, bitte Vorsicht bei der Einfahrt!" schnarrte auch schon eine müde kligende Frauenstimme durch den eisigen Wind, der immer wieder leichte Schneeflocken mit sich brachte. Werner hob den Kopf, sah dann herüber in die Richtung, aus der der Zug kommen musste.

So wie jeden morgen, wenn er zur Arbeit fuhr.



Doch an einem Morgen wie diesem wäre er auch viel lieber im Bett geblieben. Er fühlte sich leicht unwohl, seine Nase zeigte die ersten, untrüglichen Anzeichen für einen Schnupfen. Dazu brummte ihm der Kopf. Er fror, obwohl er unter seinem dick gefütterten Parka einen Wollpullover trug.



Den anderen schien es nicht viel besser zu gehen. Sie gingen auf dem schneeüberwehten Bahnsteig auf und ab, um sich zu wärmen, hatten ihre Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Einige Hüstelten oder zogen geräuschvoll ihren Naseninhalt hoch. Hin und wieder hörte er auch einen Nieser. Seit gut zwei Wochen war das Thermometer nie über die minus 10 Grad Marke gestiegen. Werner konnte es kaum fassen, das sie noch vor 5 Monaten über eine wochenlang andauernde Hitzeperiode geschwitzt und geklagt hatten.



Er sah in der beginnenden Morgendämmerung die drei Spitzenleuchten eines Zuges sich dem Bahnsteig nähern. Gemächlich rollte ein mit Grafitti besprühter

Dieseltriebwagen der Baureihe 628 in den Bahnhof. Über dem Abgashutzen auf dem Dach flimmerte die Luft in der Morgendämmerung. Der Motor ratterte leise im Leerlauf, Bremsen zischen, Radlager ächzten. Kreischend kam der Zug zum Stehen.



Begleitet von einem Surren schwangen die Schiebetüren auf, die Fahrgäste drängten hinein. Werner spürte den angenehm warmen Luftschwall, der ihn beim Einstigen umgab.



Ein müde wirkender Schaffner stand neben dem Zug und beobachtete das Einsteigen. Hin und wieder gähnte er hinter vorgehaltener Hand.



Das hier ein Zugbegleiter mitfuhr war eigentlich nicht üblich, nur sporadisch kam es mal vor, das unterwegs die Fahrkarten kontrolliert wurden.



Werner machte sich darüber wegen seines Jobtickets keine großen Gedanken, wohl aber zwei Jungs, die beim Anblick des Schaffners, schon halb eingestiegen, schnell wieder zurück auf den Bahnsteig schlichen und blickten, als könne sie kein Wässerchen trüben.
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Er fand eine freie Sitzbank gegenüber einer jüngeren Frau, die am Fenster saß und ihn nicht beachtete, als er sich einfach hinzu setzte.



Begleitet von einem Piepsen schoben sich die Türen wieder zu. Es klackte, als sie verriegelten.

.

Er blickte aus dem Fenster.

Die beiden Schwarzfahrer saßen draußen frierend auf einer Bank und unterhielten sich. In einer guten Stunde würde der nächste Zug kommen.

Und hoffentlich für sie ohne Schaffnerbegleitung.



Der Motor heulte auf, ein Ruck ging durch den Wagen, als der Triebwagen langsam anrollte. Immer schneller schob sich der Bahnsteig am Fenster vorüber.



Der Zug beschleunigte langsam, dann schwoll das Motorgeräusch langsam ab. Der Schnee dämpfte alles, sogar die Rollgeräusche des Zuges. Werner kam es vor, als schwebe der Zug. Draußen war alles in ein einheitliches Weiß getaucht, das sich immer mehr aus dem blauen Dämmerlicht abzeichnete.

Er hatte es noch im Radio gehört, das es in Osthessen bis zu zehn Zentimeter Neuschnee gegeben hätte. Gewiss würden sich am Wochenende wieder zahllose Skifahrer in die Rhön einfinden.



Die Regionalbahn RB 95064 näherte sich um 7.02 Uhr dem kleinen Bahnhof von Altenfeld und bremste. Die Schienen mußten vereist sein, es dauerte lange, bis der Zug zum Stehen gekommen war. Nur wenige Leute stigen hier ein, frierende Menschen mit geröteten Wangen.



Fußtrampeln, Husten, ein Schneuzer in ein Taschentuch.



Der Diesel heulte auf, und der Zug fuhr wieder an, war schon bald wieder auf freier Strecke.



Der Schaffner, der bis eben vorn im Führerstand war öffnete die Tür und kam nach hinten, die Fahrgäste zückten ihre Geldbörsen und Brieftaschen, zeigten bereitwillig ihre Fahrscheine vor.



Werner kam nun plötzlich seine Ex - Freundin in den Sinn, er sah plötzlich wieder in Gedanken ihre hellbraunen Augen vor sich, die wie Bernsteine funkelten.
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Erst seit wenigen Tagen war es in die Brüche gegangen mit ihnen. Kaum zu fassen, das eine Liebe, die sich in fast 2 Jahren so sehr intensiviert hatte innerhalb von Sekunden zerbrechen konnte, einfach für null und nichtig erklärt wurde. Ach Jana....



Der Zug näherte sich einem Tunnel. Die Hügel rückten dichter an das Gleis heran, plötzlich türmte sich im Fenster eine aus Steinen gemauerte Wand neben dem Zug auf.



Ihre wunderbaren Augen, ihr nach Aprikosen duftendes Haar. Werner konnte es noch immer nicht begreifen.



Der aus Granitsteinen gemauerte Rundbogen verschluckte den Zug wie ein gähnendes Maul. Dunkelheit füllte die Fenster aus, im matten Licht, das aus den Fenstern fiel sah man schemenhaft die Wand aus grobem, buckeligen Spritzbeton, die an ihnen vorüber raste. Werner spürte ein Knacken im Ohr.



Ihr Lächeln, mit dem sie ihn immer verzaubert hatte.

Die Art, wie sie ihre Haare nach hinten warf, wie sich manchmal in Momenten des Glücks aus Spaß anfing, alles was sie sagte zu lispeln. "Du bekommst einen Tsunpfen!" Wie in solchen Momenten ihre Augen funkelten. wie sich dabei vor rührung und Liebe zu ihr das Herz erwärmte, wie er sie nur noch an sich schmiegen und nicht mehr gehen lassen wollte.



Draußen blitzte es grellweiß auf.

Werner presste die Augenlider fest zusammen, so fest er konnte, doch dieses schreckliche Licht verging nicht.

Es kam nicht nur von außen, sondern auch von innen, von überall her.

Ein seltsames Singen hing in der Luft, verzweifelt hielt er sich die Hände vor die Augen, das Singen klang verzerrt, wie eine viel zu schnell ablaufende Schallplatte.

Werner hörte sich schreien, ganz entfernt. Die Schallplatte drehte sich immer schneller auf ihrem Teller, das Singen wurde immer greller und Schärfer.



Eine Urgewalt hob Werner aus dem Sitz, er spürte, wie seine Füße den Kontakt zum Boden verloren, wie er für einen Moment zu schweben schien. Überall dieses furchtbare, grelle Weiß um ihn herum. Jana.... Abrupt wurde sie aus seinen Gedanken gerissen.



Ein lautes Kreischen und Zischen von irgendwo her.
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Und dann der heftige Schmerz, als er gegen die Rückenlehne des Sitzes vor sich prallte, die Kante der Lehne drückte gegen seinen Bauch, er spürte einen Sog, der ihn nach vorn über die Lehne ziehen wollte.

Verzweifelt krallte er sich irgendwo fest, kämpfte gegen den Sog an. Wieder hörte er sich schreien, alles war so unwirklich.



Er fiel wieder zurück, stieß mit dem Rücken gegen die Lehne seines Sitzes, plumpste wieder mit dem Hintern auf die Sitzfläche zurück.

Im Zug war es plötzlich sehr Still, als er die Augen öffnete. Auch der Motor lief nicht mehr. Das Grelle Licht verging, seine Augen brannten wie Feuer, noch immer hallte ihm das schreckliche singende Geräusch im Ohr nach. Mit seinen Ziegefingern rieb er sich stöhnend über die geschlossenen Augenlider. Es wurde langsam besser. Grell flimmernde Lichtpunkte tanzten ihm vor Augen.



Dann sah sich um. Das Licht war gedämpft, fast schon difus. Die Neonröhren an der Decke glommen schwach. Sein Kopf dröhnte.



Und was er dann sah, konnte er nicht glauben.

Dafür schien es keine Erklärung zu geben.



Der Waggon, der eben noch voller Menschen gewesen war, war plötzlich leer.

Er sah plötzlich ein Kleiderbündel auf dem Sitz gegenüber. Werner riss vor Schreck die Augen weit auf. Er sah vor dem Sitz auf dem Boden ein Paar Schuhe mit hohen Absätzen, der eine umgekippt, die Beine einer Hose, die wie eine tote Schlange über die Sitzkante gefaltet war.



In den Schuhen steckten Wollsocken, oben auf dem Sitz eine zusammgengesunkene Jacke. Werner griff die Jacke zögernd am Kragen, hob sie langsam nach oben.



Und da fiel eine Bluse, ein Büstenhalter und eine Halskette heraus. Die Sachen fühlten sich warm an in seiner Hand. Körperwarm.



In der Hose lag ein schwarzer Tanga - Slip. Werner hob die Augenbrauen und atmete tief durch. Was war hier geschehen? Neben der Hose stand die Handtasche auf dem Sitz.



Erschrocken sah er sich um.



Die Frau musste jetzt irgendwie nackt sein. Aber warum?

Warum hat sie sich ausgezogen?



Aber legt man so seine Kleidung hin? Man zieht sich doch Stück für Stück aus, zuerst das Oberteil, dann die Schuhe, Hose und anschließend die Unterwäsche.
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Oder erst die Schuhe, dann das Oberteil. Je nachdem. Man würde es auch in der Reihenfolge aufeinander legen.



Es sah eher aus, als wäre die junge Frau aus ihren Kleidern herausgezogen worden. Die in sich zusammen gesunkene Jacke. Wie ein Ballon, aus dem die Luft entwichen ist. Den Reißverschluss bis zum Hals hochgezogen.



Langsam stand er auf, und dann sah er auf den umliegenden Sitzen noch mehr Kleiderhaufen, Schuhe, Jacken, Brillen. Überall zusammen gefallene Jacken.



"Hallo?" rief er gegen die seltsame Stille an.

"Hallo?" Nichts rührte sich.



Er ging aus der Sitzreihe hinaus in den Mittelgang, blickte vor durch die Tür, wo das Fahradabteil war. Sah die Tür zum Führerstand.



Werner lief taumelnd nach vorn. Vielleicht war der Lokführer ja noch da. Diese Gespenstische Stille im Wagen.



Er spähte durch die Scheibe in der Tür.



Sein Blick fiel auf den leeren Sessel, ein paar schwarze Springerstiefel standen auf dem Boden, eine dunkelblaue Hose, das Hellblaue Hemd und die schwarze Lederjacke mit den Schulterstücken eines Oberlokführers. Vielleicht sogar einer, den er kannte? Was zum Teufel war hier blos los?



Die Stille pfiff ihm in den Ohren, das einzigste was er hörte war sein eigner Herzschlag, der ihm bis hoch in den Hals gestiegen war. Das Schnaufen seines aufgeregten, schnellen Atems.



Ganz ruhig bleiben.

Was war hier geschehen?

Wo sind die anderen?

Was ist passiert?



Werner spürte eine Angst in sich aufsteigen. Träumte er das alles hier?

Das war alles nicht zu fassen. Er spürte, wie seine Knie unter ihm nachgaben, er stieß mit dem Rücken gegen die Führerstandstür und sank schließlich daran herunter.



So saß er dort auf dem nassen PVC - Boden, seine Finger zerwühlten ihm das Haar. Nicht ein einziger Laut außer seinem Herz und seinem Atem.

Und diesen Pfeiffen der Stille in seinen Ohren.
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Das Pulsieren des Blutes.



Doch war da nicht plötzlich etwas anderes?

Klang das nicht eben wie eine Schiebetür?

Er hörte plötzlich nun auch Schritte durch das Abteil gehen.

Werner hob ruckartig den Kopf und sah in den Mittelgang. Die Schritte waren verklungen, stehen geblieben.



Und was er dann sah, ließ ihm einen großen Stein vom Herzen fallen.

Ein älterer Mann, mit angegrauter Halbglatze, grauem Vollbart, Rollkragenpullover und einem schwarzen Mantel, graue Hose und dunkle Schuhe, stand im Mittelgang zwischen den Bänken, und blickte mit großen Augen durch seine randlose Brille auf Werner.



Und plötzlich huschte ein Lächeln über sein angespanntes Gesicht, auch ihm schienen ganze Gebirge vom Herzen zu fallen.



Werner erhob sich mit einem Ruck, plötzlich war die Schwäche aus seinem Körper gewichen, er war nun doch nicht allein, da war noch jemand. Oder war das jetzt ein Trugbild, ein Streich der Fantasie?



Werner stand auf und ging auf den Mann zu, sie trafen sich schließlich im Gang.



Und plötzlich drückte ihn der fremde Mann einfach an sich. Werner spürte den Körper, die kräftige Umarmung, fast schon zu kräftig.

Werner fühlte sich immer mehr erleichtert. Ein Fantasiegebilde kann einem nicht beinahe den Brustkorb zerquetschen.



Der Mann ließ von ihm ab, sein Gesichtsausdruck verlegen. "Ich, äh nehme eigentlich sonst keine Männer in den Arm!" Seine Blicke schweiften umher, ihm war das scheinbar sehr peinlich.



"Macht nichts, schon in Ordnung!" sagte Werner.

Der Mann wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels den Schweiß von der Stirn.

"Und was nun?" fragte er, als er plötzlich ein silbernes Zigaretten Etui aus der Tasche geholt und sich einen Glimmstengel zwischen die Zähne gesteckt hatte.

Werner wußte es auch nicht.

"Haben sie sonst niemanden gesehen?" fragte Werner schließlich, als der Fremde sich die Zigarrette angezündet hatte und den Rauch durch die Nase blies.

"Nein! Niemanden! Nur überall diese.
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.."

"Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht einfach hier bleiben?"



Und da wurde es Werner nun auch schlagartig bewußt, das sie ja in einem Tunnel und auf freier Strecke standen. War das Blocksignal hinter dem Zug auf Rot?



Während er da stand und überlegte, als sich der andere Mann erschöpft auf eine freie Bank setzte und erschüttert auf die Kleiderbündel starrte, geschah es.



Ein leises klickendes Geräusch ließ Werner aufhorchen.

Das Knarren einer Tür, dann das Geräusch, als der Schnapper des Schlosses wieder einrastete, als sie geschlossen wurde.



Werner blickte den Mittelgang hinauf, und sah plötzlich eine junge Frau auf sie zu kommen. Sie war hübsch anzusehen, fand Werner.

Groß, schlanke Figur und langes, feines Weizenblondes Haar.

Sie trug eine weiße, dreiviertel lange Stoffhose, Stiefel mit hohen Absätzen und ein creme farbenes Jackett, darunter eine weiße Bluse.

Eine goldene Halskette glänzte in ihrem Ausschnitt.

Werner schätzte sie auf anfang zwanzig.

Jetzt sah er auch ihre schwarze Umhängetasche.



Und Werner verwirrte es plötzlich, das sie recht teilnahmslos wirkte.

"Wissen sie, warum wir hier stehen? Ich komme zu spät zur Arbeit! Meine Cheffin killt mich!" Werner spürte, das sie noch nichts wußte. Aber wie konnte man DAS übersehen haben?



Es war die Toilettentür, aus der sie eben gekommen war.

Und jetzt sah er auch schon ihren Kopf in einer seitlichen Drehbewegung, sah wie ihre Augen über die Kleiderbündel auf dem Bänken schweiften.



Und ihre Gesichtszüge entgleisten mit einem Male.

"Was ist denn hier los?" Ihre Stimme klang dünn. Kurz vor der Hysterie.



Werner blickte den Mann an.

Sie warfen sich einen kurzen Blick zu, fragend, wem von ihnen es zu Teil werden würde, der jungen Dame zu erklären, das sie womöglich in großen Schwieriigkeiten waren. Schließlich stand der Fremde auf und ging zu ihr.



Er hörte ihn leise sprechen, und hörte zwischendurch immer wieder ein dünnes"Oh Gott!" der jungen Frau.
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"Keine Ahnung!" war das einzige, was Werner von dem leisen Sprechen aufnehmen konnte.



"Ich habe das Licht auch gesehen, aber mir nichts dabei gedacht. Ich hab gedacht, es wäre die Sonne oder so! Oh Gott! Oh Gott!"



Wieder die leise, ruhig sprechende Stimme des Mannes.

Werner fragte sich, wie er es fertigbrachte, nicht selbst auch hysterisch zu werden.

Wenig später kamen die beiden zu Werner, und er sah auch, wie sie sich ihr Handy ans Ohr setzte.



Sekunden verannen, und das Gesicht der Frau verzog sich immer schmerzhafter.

"Kein Netz!" Sie tippte wieder auf das Tastenfeld, setzte sich wieder das Gerät ans Ohr, doch nach wenigen Sekunden ließ sie den Arm wieder sinken.



"Das kann eigentlich nicht sein!" meinte der Mann stirnrunzelnd.

Auch Werner wußte, das die Bahn in allen Tunnels Antennen installiert hatte, die Mobilfunk - Signale nach draußen übertrugen und umgekehrt.

Vor jedem Tunnel standen diese kleinen Masten.



Werner überlegte nicht lange und durchsuchte eine Jacke, die offensichtlich einem Jugendlichem gehörte. Und er fand auch schon dessen Handy.

Es war eingeschaltet, er sah das der Balken der Akku - Ladestandsanzeige oben war. Und dann der Antennenbalken.

Er stand unten. Kein Netz. Das Display war in der Mitte leer. Noch nicht einmal das Betreiberlogo erschien darauf.



"Wir müssen irgendwie aus dem Tunnel raus!" meinte der Mann.

Er stand auf und ging zu der Tür des Führerstandes und ruckelte an dem Türgriff.

Sie begegte sich keinen millimeter.



Er sah sich um.

Und sein Blick blieb auf dem Feuerlöscher hängen.



"Die haben doch bestimmt Funk oder so da vorn!" Die Frau blickte ihn mit großen Augen an.



"Nehmen sie den Feuerlöscher da!" Werner stand von seinem Sitz auf.

Ein großer 12 Kilo Schaumlöscher, wuchtig und schwer, Keine Fensterscheibe würde ihm widerstehen können.



Der Mann riß den Löscher auch schon aus seiner Wandhalterung, nahm ihn in beide Hände, Werner sah, wie er sich mit dem schweren Ding abmühte.
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Er zögerte.

Sah auf die Glasscheibe und wieder auf das schwere Gerät in seinen Händen.

"Kommen sie, einmal kräftig und mit Schmackes!"



Der Mann brauchte tatsächlich nur einmal auszuholen und den Boden des Löschers gegen die Glasscheibe in der Tür zu stoßen.

Das Glas barst mit einem lauten Splittern.



Er holte noch einige Male aus und schlug noch die letzten Glaszacken aus der Einfassung. Dann stellte er den Löscher weg und griff innen nach dem Türgriff.

Die Tür ließ sich öffnen, Werner ging hinein und sah sich auf dem Steuerpult um.



"Ich bin zwar noch in der Ausbildung, aber..."

"Wie denn was denn? Bist Du etwa bei der Bahn?" unterbrach ihn die Frau.

"Können sie diesen Zug steuern?" mischte sich nun auch der Mann ein.



"Ja und nein! Ich bin erst im zweiten Jahr. Bisher hatte ich nur eine Unterweisung auf einer Rangierlok. Vielleicht bekomme ich es hin, vielleicht auch nicht! Mal sehen, ob ich diesen Bauern - ICE hier zum Fahren bekomme!"



"Na immerhin! Wo ist denn hier das Funkgerät?" Der Mann trat neben Werner in den engen Führerstand. Und sah auch gleich den schwarzen Telefonhörer des Zugbahnfunks, nahm ihn von der Gabel.



"Was muss ich sagen?"



"Ich mach das schon!" Werner nahm ihn den Hörer aus der Hand.



"BETRIEBSGEFAHR! Alle Züge zwischen Altenfeld und dem Langenberg - Tunnel sofort Anhalten!" Er presste sich den Hörer gegen das Ohr. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Keine Antwert, nur ein dumpfes Rauschen. Ungeduldig rollte er mit den Augen.



"BETRIEBSGEFAHR!! Alle Züge zwischen Altenfeld und dem Langenberger Tunnel sofort anhalten! Hallo, ist da wer? Ich wiederhole: Betriebsgefahr!" schrie Werner nun plötzlich mit Wut in der Stimme in den Hörer hinein. Wieder blieben seine Gesichtszüge unbeweglich. Statisches Rauschen aus dem Hörer.

Dann knallte wütend den Hörer zurück auf die Gabel.
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"Scheint nicht zu funktionieren!" meinte der Mann

und zog geräuschvoll den Naseninhalt hoch und blickte mit düsterer Mine ins Leere.



"Wir müssen hier sofort verschwinden! Der Zug muss aus dem Tunnel raus, sonst gibt´s vielleicht ein Unglück!"



Werner sah sich auf der Konsole um. Und dann entdeckte er einen blinkenden Schalter auf dem Anzeigefeld der Induktiven Zugsicherung. "Der Zug wurde zwangsgebremst!" sagte Werner. "SIFA heißt Sicherheitsfahrschaltung. Jeder Lokführer muß während der Fahrt jeweils innerhalb von 30 Sekunden auf einen Knopf drücken. Tut er das Nicht, ertönt eine Hupe, und tut er dann immer noch nichts, führt die Sifa eine Notbremsung aus. Das ist für den Fall, das der Lokführer einpennt oder Bewußtlos wird und der Zug nicht führerlos weiter fährt!"



Die beiden nickten.



"Oder wenn er verschwindet..." fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. Niemand sagte etwas.



Werner schob die Kleider des Lokführers vom Sitz und nahm dann in dem Sessel platz, und studierte die Konsole. Vieles erinnerte ihn an die Rangierlok, und alle Tasten waren auch beschriftet.



Die Druckanzeigen für die Bremszylinder standen allesamt auf Null, während die Druckkessel und die Bremsleitungen Maximum anzeigten. "Ich löse jetzt die Bremsen!" Werner griff sich den seitlich abstehenden Hebel des Führerbremsventils und schob ihn nach vorn.



"Züge haben Federspeicherbremsen wie beim LKW, oder?" bemerkte der Mann, Werner nickte zustimmend.



Sie hörten das scharfe Fauchen von Pressluft. "Ich schlage vor, wir fahren bis zum nächsten Bahnhof. Obwohl mich das hier meinen Ausbildungsplatz kosten wird! Verdammte Scheiße!"



Nachdenkend bückte er sich zu dem Sicherungskasten unter der Konsole und drückte die herausgesprungenen Schalter wieder zurück. "Ich denke mal nicht, das sie Ärger kriegen, wir können es ja wohl bezeugen, was hier geschehen ist!" meinte der Mann und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
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"Bring uns hier weg, bitte!" meinte nun auch die junge Frau.



Werner nickte entschlossen und klappte die letzten Sicherungshebel nach oben.



Überall im Zug gingen wieder die Lichter an, Lüfter fingen an zu laufen.



"Jetzt den Motor!" Werner drückte er auch schon den Anlasserknopf herunter, hörte etwas Klicken und Summen. Ein Lämpchen blinkte rot auf, das Summen wurde lauter. Vorglühen, Verdichten, Anlassen. Ratternd erwachte der Diesel zum Leben und schnurrte im Standgas auf niedrigen Umdrehungen. Die Konsole und der Fußboden vibrierten.



Werner klatschte sich in die Hände. "Na bitte!"

Nun griff er zum Richtungswender und legte ihn auf "Vorwärts" um.



"Der Zug ist Fahrbereit!" verkündete er schließlich.

"Dann mal los!" meinte der Mann und stützte sich mit den Ellbogen auf die Rückenlehne des Sessels, um Werner besser über die Schulter sehen zu können.



Langsam zog Werner den Hebel des Fahrschalters zu sich heran, und spürte auch schon, wie die Räder griffen. Der Motor heulte auf, langsam rollte der Triebwagen los. "Komm schon, komm in die Gänge, du blöde Kiste!"



Der Dieseltriebwagen beschleunigte.



"Gut gemacht!" Der Mann klopfte ihm auf die Schulter.

"Fahren an sich ist einfach, das komplizierte sind nur die ganzen Signale und Vorschriften, die man kennen muss!" meinte Werner.





Sie sahen den hellen Lichtpunkt am Tunnelende, sahen, wie er immer größer wurde.



"Sagen sie mal, sind die Scheinwerfer an?" meinte der Mann plötzlich, als er sich vorbeugte und durch die Frontscheibe nach unten auf die Gleise blickte.

"Müßten an sein, eigentlich". Werner sah ein Lämpchen grün leuchten.

"Ja, aber warum sehe ich nichts da draußen?"



Werner wurde mumlig im Bauch.

Der Mann hatte recht, eigentlich müßten die Lichtkegel der Scheinwerfer jetzt die Gleise und die Tunnelwand anstrahlen. Eigentlich.

Plötzlich hatten sie alle drei unabhängig von einander ein mieses Gefühl in der Magengegend.
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Was mochte dort draußen, außerhalb des Tunnels, auf sie warten?



Der helle Lichtpunkt wurde immer größer.



"Ich heiße übrigens Friedhelm Conrad!" sagte der Mann plötzlich.

"Werner Hoffmann!"

"Andrea Hellwig!"

"Jetzt wo wir uns also schon beim Namen kennen..." meinte Werner müde.

"Ja, besser spät als nie!" meinte Friedhelm. "Wegen mir könnt ihr mich ruhig duzen! Wir sind doch hier alle in der selben Gewerkschaft, oder?"



"Gut, Friedhelm!" Werner grinste müde.



Der Zug beschleunigte langsam.



"Was könnte das gewesen sein?" Werner starrte angestrengt nach Vorn.



"Es könnte sich um eine Kobaldbombe gehandelt haben!" Friedhelm kratzte sich am Kopf.



"Eine was?" Andrea blickte ihn fassungslos an.



"Das sind Nukleare Sprengköpfe, die bei ihrer Explosion eine starke Neutronenstrahlung freisetzen. Praktisch die ganze Masse wird bei der Explosion in Neutronenabstrahlung umgesetzt, weniger in Hitze oder einer Druckwelle!" fuhr Friedhelm fort.



"Also explodieren die Dinger kalt, oder wie?" Werner lief es eiskalt den Rücken herab.



"Im Prinzip schon. Diese Bomben wurden dahingehend konzipiert, um den Gegner auszulöschen ohne seine Infrastruktur zu zerstören! Denn Neutronenstrahlung wirkt im Prinzip wie in einem Mikrowellenherd, versteht ihr? Nur eben um einige Millionen Watt stärker. Die Strahlung verdampft alles Flüssige in Sekundenbruchteilen, während sie Strukturen aus Beton, Metall, Asphalt oder Stein verschont. Häuser, Brücken und so fort bleiben erhalten, während im Umkreis von einigen Kilometern sämtliches Leben vernichtet wird. Es bleiben nur blankpolierte Knochen von einem übrig. Schlagartig! Außerhalb des direkten Wirkungsbereiches stirbt man dann eben etwas langsamer. Eine wiederwärtige Waffe! Sauber und Rückstandsfrei. Die Strahlung ist nach wenigen Stunden zerfallen, und das so ausradierte Areal kann sofort besetzt werden.
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"



"Das heißt ja, das die anderen, äh, verdampft sind?" Andrea wurde bleich.



"Ja, das könnte sich so abgespielt haben!"

"Moment!" Fuhr Werner dazwischen, " Was ist mit uns? Warum haben wir das überlebt? Und warum ist da hinten jetzt nicht alles voller grinsender Skelette?"



"Das weiß ich nicht! Wer weiß, ob es überhaupt so war. Die Frage ist ja auch, wenn es so ist, wer die Bombe auf uns geworfen hat! So weit ich weiß, haben sie nur die Amerikaner, und das auch nur in geringen Stückzahlen. Kostspielig und extrem Aufwändig herzustellen" meinte Friedhelm, und zündete sich wieder eine Zigarette an.



"Terroristen?" Werner lief es wieder eisig den Rücken hinab.

"Oh Scheiße!" Andrea wurde bleich. Ihr fielen plötzlich die verdrängten Fernsehbilder des 11. September ein. Wer zu so etwas fähig ist, der...



"Da fällt mir gerade ein, das es bei einer Nuklearen Explosion ja ein EMP freigesetzt wird. Ein elektromagnetischer Impuls, der bei Kabeln und überhaupt elektronischen Bauteilen eine Elektrische Induktion verursacht, die so stark ist, das jedes Bauteil durch einen gewaltigen Stromschlag zerstört wird. Dann würde hier nicht einmal mehr eine Glühbirne leuchten!" Friedhelm suckelte nervös an seiner Zigarrette. "Nein, dann würde hier nichts mehr funktionieren! Es muss etwas anderes gewesen sein!"



"Was auch immer passiert ist, gleich werden wir es wissen!" meinte Werner, und biss sich die Zähne zusammen, als durch die Windschutzscheibe des Führerstandes der helle Lichtpunkt am Ende des Tunnels immer größer wurde.



"Ich glaube, ich will das gar nicht wissen!" meinte Andrea, und im selben Moment schoss der Zug mit 80 KmH aus der Tunnelröhre heraus ins Freie.



Friedhelm warf als erstes einen Blick nach draußen. Fassungslos, seine Augen waren weit aufgerissen. Werner, der nach unten auf seine Füße geblickt ahtte hob nun auch vorsichtig den Kopf. Und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.



Als er sah, das die Landschaft dort draussen völlig kahl war.
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"Heilige Scheiße!" entfuhr es ihm.

Friedhelm stöhnte, Andrea stieß einen spitzen, dünnen Schrei hervor.



Eine weißeFläche, rechts ein Berghang, verschneit, felsig.

Nicht ein einziger Baum war zu sehen.



Das dunkle Band der Fulda zog sich Bewegungslos durch diese öde Fläche.



Werner sah entsetzt die still stehenden Wellenkämme, still erstarrte, bewegungslose Strudel auf der Wasseroberfläche des Flusses.



Dort draußen schien es kein Leben mehr zu geben.

Nicht ein einziger Grashalm stadn auf der weißen, felsigen Ödniss.

Dort, wo früher ein Wald in Ihren Erinnerungen war, befand sich nichts mehr.

Niemand sagte ein Wort, niemanden fiel hierzu etwas mehr ein.

Fassungslos glitten ihre Blicke hin und her.

Jemand schluckte laut.



"Grundgütiger!" entfuhr es nun auch plötzlich Friedhelm, als sein verwirrter Verstand endlich halbwegs begriff, was er sah.

"Da muss ich dir recht geben!" meinte Werner mit düsterer Miene.

Auch Andrea blickte fassungslos auf diese fremdartige Szenerie.

"Was ist hier um alles in der Welt passiert?" Ihre Stimme war nun noch dünner geworden, Schweiß lief über ihren vor Angst zitternden Körper. Friedhelm nahm sie umständlich in den Arm und reichte ihr ein Taschentuch.



Eine Hupe ertönte krächzend.

Werner drückte einmal kurz den Totmannknopf.

Auch er spürte eine Angst seine Kehle zuschnüren.



War an der Sache mit der Neutronenbombe doch etwas dran?

Aber was war dann mit dem EMP?



Wie in einem Alptraum.

"Das muss etwas gewaltiges gewesen sein. Vielleicht doch eine richtige Atombombe, Friedhelm?" Werners Stimme war dünn.



"Dann würden hier auch keine Schienen und Fahrdrahtmasten mehr stehen. Ich kann nicht sagen, was es war. Tut mir leid!"

Mit zitternder Hand drückte er die aufgerauchte Kippe am Deckel des Mülleimers aus, der im Fahrradabteil an der Wand hing, während er sich eine neue zwischen die Lippen gesteckt hatte.
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Das Gleis schlängelte sich ursprünglich durch den Wald hier am Hang eines Berges, am Fuldaufer. Jetzt schlängelte es sich durch eine tote Welt.

Werner bekam Angst, als er an den nächsten Bahnhof dachte.

Was würde er sehen?



Er zog den Fahrtschalter zurück in den Leerlauf.

Der Triebwagenzug rollte das seichte Gefälle hinab.

"Werner, drück doch mal die Signalhupe!" meinte Friedhelm plötzlich.

Werner fand den kleinen Hebel.

Doch er hörte nichts.

Er probierte es wieder, doch es blieb still.

Nur das monotone Rattern der Räder, das Rollen der Radreifen, das Kurvenkreischen.



"Was hat das zu bedeuten?" fragte Andrea.

"Das weiß ich noch nicht!" meinte Friedhelm, ging nach hinten und klappte im Fahrradabteil ein Fenster auf.

Er zog aus seiner Manteltasche ein Päckchen Papiertaschentücher, zog eines heraus und streckte es mit zwei Fingern festhaltend aus dem gekippten Fenster.

Was er dann sah konnte er nicht glauben.

Friedhelm sah gebannt auf das Taschentuch, wie es ihm schlaff nach unten hängend zwischen den Fingern steckte. Es bewegte sich nicht, obwohl der Triebwagenzug gute 100 KmH auf dem Tacho hatte. Es hätte wie wild flattern müssen. Friedhelm ließ es fallen.



Und er erschrak noch mehr, als er durch das Fenster beobachtete, wie es schnugerade abwärts zu Boden fiel, ohne zu flattern, ohne vom Fahrtwind fortgerissen zu werden. Und er begann etwas zu ahnen.



Werner bemerkte seine Abwesenheit erst, als er wieder in den Führerstand kam.

Andrea hatte sich neben dem Sessel auf den Fußboden gesetzt und den Kopf in die Hände gestützt. Wer weiß, welche Gedanken ihr in diesem Moment durch den Kopf gingen.



"Ich war mal kurz auf der Toilette!" log Friedhelm, und lehnte sich gegen die Rückwand hinter Werner.



Werner sah inmitten der Ödnis ein paar Häuser auftauchen. Und sah ein Signal am Streckenrand, ein Mast mit einer Orangefarbenen Runden Scheibe mit schwarz - weißem Rand.
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"Dies ist ein Formsignal - Vorsignal. Es zeigt mir mit der Scheibe an, das vor uns ein Signal auf Rot steht, wahrscheinlich das Ausfahrtsignal im Bahnhof. Normalerweise ist die Scheibe waagerecht nach hinten geklappt. Ich muss das Signal mit der INDUSI - Taste quittieren, sonst kassiere ich von der PZB die nächste Zwangsbremsung! Darauf hab ich keinen Bock mehr, erhrlich nicht!"



Werner begann den Bremshebel zu sich heran zu ziehen, langsam, Druckluft zischte, der Triebwagen verlor an Tempo.



"PZB?" fragte Friedhelm

"Du kennst doch diese gelben Kästen neben den Gleisen? Das sind Elektromagneten, die je nachdem wie sie eingestellt werden ein bestimmt starkes Magnetfeld erzeugen, das dann hier im Zug eine elektrische Induktion auslöst. Es gibt sie in 2000, 1000 und 500 Hertz. Je nach Strärke des Magneten schwankt der induktierte Strom, und so erkennt die PZB zum Beispiel das der der Lokführer, also ich jetzt hier, innerhalb von 4 Sekunden das Signal eben mit dem Taster da quittieren muss, damit sichergestellt ist, das ich es auch beachtet hab! Nach dem betätigen der INDUSI Wachsam - Taste muss ich den Zug hier innerhalb von 21 Sekunden auf unter 65 KmH bringen. Am 500 hz Magneten 750 m vor dem Hauptsignal muss ich 35 KmH erreicht haben!"



"Ganz schön streng!" meinte Friedhelm



Immer mehr Häuser tauchten auf, mit Schneeweißen Dächern.

Autos standen mitten auf der Straße, niemand war darin.

Werner drückte den INDUSI - Taster, als er über das Vorsignal fuhr.



"Da stimmt was nicht. Eigentlich müßte hier bei mir die Schnarre kommen, wenn ich über den gelben Induktionsmagneten da unten vor uns fahre! Das müßte hupen!"

Er deutete auf einen gelb gestrichenen Kasten, der am Rande des Gleises im Schotterbett saß und sich aus der weißen Schneedecke hervorstach.



"Hier stimmt was ganz gewaltig nicht, denn die Anzeige hier bleibt tot. Normalerweise müßte der Leuchtmelder da jetzt gelb werden, und der 85 ´er Leuchtmelder hier anfangen zu blinken, weil ich über einen aktiven 1000 Hz Magneten gefahren bin. Hier stimmt ganz gewaltig etwas nicht!"



"Da muss ich dir beipflichten, Werner! Hier stimmt so einiges nicht!" Friedhelm setzte ein gequältes Grinsen auf.
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Jetzt tauchte der Bahnhof vor ihnen auf, Werner bremste stärker ab, zog den Hebel vorsichtig immer dichter zu sich heran, die Tachonadel sank schneller nach unten.

Rutschend und ruckelnd kam der Triebwagenzug zum Stillstand.



Werner atmete tief durch und stand von seinem Platz auf.

Andrea hatte schon den Türöffner betätigt..

Mit einem Ruck schwang die Tür auf.



Sie setzte ihren rechten Fuß vorsichtig auf den verschneiten Bahnsteig.

Als sie ihn auf dem Boden hatte fasste sie mut und zog das andere Bein nach.

Sie ging ein paar Schritte, und dann drehte sie sich zu Werner um, der in der Tür stand.



Und dann sah er es:



Die Stiefel von Andrea hatten keine Abdrücke im Schnee hinterlassen.

Dort, wo sie vor wenigen Sekunden entlang geschritten war, war die zentimeterdicke Schicht aus harschigem und frisch gefallenem Schnee darüber unberührt.



Und dann sah er, wie sie ihren Mund weit aufriss, ihren Unterkiefer bewegte, wie ihre Zunge an Zähnen und Gaumen Worte formte. Sie schrie, und Werner hörte es nicht.



Er stieg aus dem Zug und ging zu ihr hin, er öffnete den Mund, wollte fragen, was los sei, er hatte schon die Worte auf der zunge, bewegte seine Kiefer, spürte seine Zunge, wie sie diese Worte formte. Aber er konnte nichts hören.



Eine furchtbare Angst kroch an ihm hoch.



Er packte Andrea am Jackett und zog sie zurück in den Zug.



Und jetzt, als sie innen im Fahrradabteil standen, hörte er, wie sie plötzlich schimpfte. "Bist du Taub geworden? Ich hab dich fünfmal was gefragt!" zischte sie böse.



"Wir können draussen nichts hören!" meinte Werner dumpf.

"Das bestätigt, was ich vermute!" sagte auf einmal Friedhelm, der eben wirklich auf der Toilette gewesen war. Die Aufregung schlug ihm auf den Magen.



"Was?" Andrea´s Augen funkelten böse.

"Ich weiß nicht, wie ich´s erklären soll, aber es scheint, als sei diese Welt eingefroren!"



"Ja klar, Friedhelm, es ist Winter, aber soo kalt wird´s nicht, das Töne in der Luft einfrieren können!" meinte Werner.
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"Von wegen kalt! Es ist warm draussen! Vom Winter keine Spur!" Andrea war außer sich.



"Das bestätigt meine Theorie!" sagte Friedhelm ruhig.



"Was für ne Theorie?" Andrea fauchte.



"Ich vermute, das ein Großteil der Naturgesetze aufgehört hat zu bestehen! Überlege doch mal: Licht breitet sich nicht aus, es geht kein Wind und Schallwellen breiten sich auch nicht aus. Und die Haut fühlt keine Temperatur!"



"Schuhe hinterlassen keine Abdrücke im Schnee!" fügte Werner hinzu.



"Die Naturgesetze außer Kraft?" fragte Andrea ungläubig



"Nicht ganz. Zumindest die grundlegendsten Dinge funktionieren noch. Wir können atmen und wir fangen nicht an zu schweben, weil es noch eine Erdanziehung gibt!"

erklärte Friedhelm.



Werner nickte.

"Immerhin etwas!" sagte er grinsend.



"Wir sollten von jetzt ab jetzt alle Entscheidungen gemeinsam treffen!" sagte Friedhelm jetzt ruhiger.



"Sollen wir nicht nachsehen, ob hier Menschen sind?" meinte Andrea und ließ ihre Blicke aus den Fenstern schweifen.



"Sieh nur mal dort hinten unter dem Dach, die Klamotten im Schnee! Ich fürchte, hier draussen ist das selbe passiert! War ja abzusehen!" meinte Werner.



"Oh Gott! Stöhnte Andrea. Ihr wurde das alles zu viel.



"Ja, ich fürchte, wir drei sind zumindest hier allein. Deswegen sollte einer auf den anderen aufpassen!" Friedhelm schnippte die aufgerauchte Kippe durch die offene Tür hindurch nach draussen in den Schnee.



Die Glut verlosch nicht, kein Rauch stieg von der Rest Glut empor.

Er registrierte es mit besorgter Miene, und war froh, das keiner es bemerkte.



"Ich möchte etwas Vorschlagen!" sagte Werner, und ging in den Führerstand.
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Die beiden folgten ihm. Werner setzte sich langsam in den Sessel, massierte sich den Nacken. "Ich meine, wir sollten nach Fulda durchfahren. Ich meine, die Stadt hat doch fast Fünfzigtausend oder noch mehr Einwohner! Ich meine, da stehen unsere Chancen doch nicht ganz so schlecht, oder?"



Friedhelm nickte mit dem Kopf

"Ja, das halte ich auch im Moment für die vernünftigste Lösung. Wie siehst du es, Andrea?"



"Wegen mir!" Sie hob nur teilnahmslos die Schultern.



"Dann los!" meinte Werner.



"Ich muss mich mal hinlegen!" sagte Andrea und schritt schon nach hinten.





Werner hatte den Zug schon wieder zum Fahren gebracht, sie rollten langsam aus dem Bahnhofsbereich hinaus auf freie Strecke.



"Weiß du was noch komisch ist, Friedhelm?" meinte Werner, als Andrea außer Hörweite war.



" Eigentlich müsste die PZB jetzt im Restriktiven Modus sein, die beiden Leuchtmelder da wechselblinken! Ich dürfte jetzt nicht schneller wie 45 Kmh fahren, bis ich am nächsten Signal bin, weil ich den Zug innerhalb einer PZB Überwachungskurve angehalten hab. Und ich überfahre wohl zum ersten und zum letzen Mal in meiner beruflichen Laufbahn ohne Genehmigung eines Fahrdienstleiters ein auf Hp0 stehendes Hauptsignal! Ich fasse es nicht!"



Er deutete auf den Mast eines Formsignals, dessen Signalarm waagerecht stand. Der Triebwagen rollte langsam beschleunigend immer dichter an das Signal heran, schließlich passierte er den gelben Magneten neben dem Signal. "Das Ding da unten müßte mir jetzt eine Zwangsbremse verpassen! Kommt aber nichts! Verrückt!"



Der Zug überfuhr nun das rote Hauptsignal.



"Es wird vieles geben, das uns noch erschüttern wird, Werner!" Friedhelm hatte sich wieder eine angezündet.



"Weißt du was ich glaube, Werner?" Er blies nervös den Rauch aus den Nasenlöchern, " Ich wollte es eben nur nicht vor Andrea sagen, aber dir sage ich es! Ich glaube, das wir drei die einzigsten Lebewesen auf diesem Planeten sind!"



Werner schluckte.
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"Sieh nur mal die Pflanzen! Sie sind alle weg! Die Menschen sind weg!"



Werner dachte plötzlich an eine Welt ohne Leben.



Leere Schulklassen, Kleider und Schuhe überall, Stifte neben aufgeschlagenen Heften, halb fertig geschriebene Wörter, angefangene Buchstaben in Schönschrft,

leere Vogelkäfige, Aquarien, die nur noch Kies und Wasser enthielten.



Herumliegende Hundehalsbänder, Kleiderhaufen in Bussen, Zügen und Straßenbahnen, die irgendwo auf freier Strecke standen.



Auf freier Strecke



"Oh mein Gott!!"

Daran hatte er noch nicht gedacht. Das rote Hauptsignal! Nicht umsonst hatte es auf Rot gestanden.



Werner spähte angstrengt nach vorn, Schweißperlen rannen ihm über die Stirn.



"Wir müssen höllisch aufpassen, da könnte was vor uns stehen geblieben sein! Ich gehe mit dem Tempo runter! Verfluchte Scheiße, das ich da nicht eher dran gedacht hab!"



Und dann sah er auch schon einen anderen Br 628 Dieseltriebwagen auf dem Nachbargleis, wie ihr eigener über und über mit Grafittis besprüht. Sie fuhren an ihm vorbei. Alles war dunkel im Inneren.



"Wann ist denn der letzte Zug nach Fulda in Gersfeld raus, weißt du das?" fragte Friedhelm.



"Keine Ahnung, ich fahr nur immer mit dem hier! Aber es fahren ja auch noch Güterzüge zwischen den Takten der Personenzüge!" Werner biss die Zähne aufeinander.



"Ein zusammenstoß mit einem Güterzug, einem Tonnenschweren Containerzug hinten drauf fahren, und das mit einem Dieseltriebwagen in der Leichtbauweise einer Wellblechgarage! Schönen Dank auch!"



Er drosselte das Tempo und ließ den Zug mit 20 KmH die Strecke entlang rollen.



Was sein würde, wenn sie hinter einem stehen gebliebenen Zug anhalten müßten, daran dachte er lieber nicht.



"So wäre es recht gemütlich, wenn die Umstände nicht so wären!" meinte Friedhelm



"Ja, da ist was dran! Oh Mann, wäre ich heute bloß im Bett geblieben!"



"Ich hege einen ähnlichen Gedanken!" meinte Friedhelm trocken.
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Die Hupe krächzte schrill.

Werner schlug mit der Faust auf den Totmannknopf.



"Lokführer wäre nicht gerade mein Traumjob!" meinte Friedhelm leise vor sich hin murmelnd.



Werner sah auf das Band der sich vor ihm schlängelnden Gleise.

"Was machst du eigentlich, Friedhelm?"



"Ich bin Dozent für angewandte Mathematik an der Universität Göttingen. Also ich unterrichte dort, gebe Vorlesungen und forsche natürlich für mich nebenbei weiter. Nächstes Jahr wollte ich eigentlich meine Professoren - Habilitierung..." Friedhelm verstummte.



"Was hast du in Gersfeld gemacht?" fügte Werner vorsichtig an.



"Ich bin über das Wochenende bei meiner Lebensgefährtin geblieben. Sie wohnt dort! Ich wollte eigentlich um Neun Uhr in Göttigen sein, ich wäre in Fulda in den ICE nach Berlin umgestiegen, der hält in Göttingen."



Werner nickte. "Klar, muss ja auch mal sein!"



"Wir werden im Frühjahr in Göttingen in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Bis dahin muss ich jedes Wochenende diese kleine Weltreise auf mich nehmen." Friedhelm lächelte müde und drückte die aufgerauchte Kippe im Deckel der Mülltonne aus.



"Erinnere mich bitte daran, das ich mir in Fulda neue Zigarretten besorgen muss. Das war meine letzte!"



Sie schwiegen.



Friedhelm warf schließlich einen neidischen Blick auf Werner, der mit der Aufgabe, den Zug zu steuern wohl zu ausgelastet war, um sich Gedanken zu machen. In seinem eigenen Kopf rotierten die Gedanken, und er verspürte den starken Drang danach, sich eine Zigarrette anzuzünden.



Er verließ den Führerstand und ging nach hinten, wo er sich gegenüber von Andrea auf einer Bank niederließ. Sie schlief, jedenfalls hatte sie ihre Augen geschlossen.
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Ihr Körper wurde von den Fahrbewegungen hin und her geschaukelt, doch sie lag da ganz still. Was wird blos aus uns werden?

Friedhelm lehnte sich gegen die Wand und legte den Kopf an das Seitenfenster.

Starrte hinaus in die unwirtliche, weiße Ödnis.





Der Zug passierte im Bummeltempo einen weitern Bahnhof.

Werner sah die vielen Kleiderbündel auf dem zugeschneiten Bahnsteig, sah auch, das die Uhr stehen geblieben war. Sie stand auf 7 Uhr 15.



Doch jetzt mußte es später sein. Mindestens 8 Uhr.

Die Hupe krächzte heiser. Werner drückte den Totmannknopf herunter. Bei einem Bahnübergang standen die Schranken hoch aufgerichtet. Eine verrückte, verkehrte Welt.



Friedhelm begann an seinen Fingernägeln zu kauen.



Werner fühlte sich elend. Es gab dort draußen nichts mehr, das so war wie er es kannte. Es war, als hätte es sie auf einen fremden Planeten verschlagen.

Irgendwie war es ja auch so.



War das noch ihre Erde, die als dritter Planet im Sonnensystem seine eliptischen Bahnen um ihr Zentralgestirn zog?



Friedhelm war aufgestanden und wieder zu Werner in den Führerstand getreten.

"Wenn ich das heil überstehe bin ich reif für die Psychiatrie!"



"Dann können die uns beide gleich zusammen in ´ne Gummizelle sperren!"

Werner grinste müde.



Sie kamen an einer Fabrik vorbei, an deren Schornstein eine Rauchwolke hing, hing dort oben am Schlot wie angeklebte Zuckerwatte. Friedhelm schüttelte bei dem Anblick traurig den Kopf.



Plötzlich schrie Werner erschrocken auf.

"Was ist denn? Friedhelm beugte sich von hinten über die Sessellehne und starrte nun auch auf das blinkende Warnlämpchen.



"Kraftstoff"



"Uns geht der Diesel zur Neige! Das gibts doch nicht!" Werner schlug sich die flache Hand in die Stirn.



"Es kommt heute auch wirklich Eines zum Anderen! Aber wie kann denn das passieren? Werden die denn nicht jeden Tag gewartet oder so?"



"Du sagst es! Irgendeiner hat das Ding letzte Nacht fast leer gefahren und beim Abrüsten nach Feierabend hat er nicht richtig nachgeschaut! Oder der Kollege der ihn heute morgen bekam hat beim Aufrüsten gepennt.
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Schlamperei, verdammte!" Werner zischte noch etwas unverständliches hinzu.



Friedhelm hob die Augenbrauen.



"Es gibt Checklisten, wie beim Flugzeug vorm Start. Die muss Schritt für Schritt durchgegangen werden. Motoröl, Getriebeöl, Kühlwasser, Radreifen und Bremsprobe! Und halt auch Sprit. Verdammte Schlamperei!"



"Wir müssen also irgendwie versuchen zu tanken!" fügte Werner nach einer kurzen Pause hinzu.



Friedhelm schüttelte fassungslos über das neu hinzugekommene Problem den Kopf.



Der Zug passierte die Vororte von Fulda. Immer mehr Gleise zweigten ab, Vorsignale taucheten auf, die eine beginnende Langsamfahrtelle markierten. Dann die Einfahrtsicherungssignale, die ersten kleinen Rangiersignale auf den Nebengleisen. Matt schimmernde Fenster in einigen Hochhäusern. Sonst spiegelte sich immer darin die aufgehende Morgensonne.



Plötzlich wechselte der Zug auf einer Weiche das Gleis.

Werner erschrak etwas. Überall standen aneinander gekuppelte Waggonreihen auf den Gleisen, mehere E-Loks der Baureihe 141, Ozeanblau, Verkehrsrot, Chromoxyd - Grün und Lichtgrau - Mintgrün lackiert.



Der Zug kam auf Gleis 9 in den Bahnhofsbereich. Die Kanten des Bahnsteiges tauchten auf.



Werner bremste ab, als sie in der Mitte der Bahnsteiglänge waren.

"Wir sind da!" sagte er schließlich, als der Zug gestoppt hatte.



Hinten auf Gleis 4 standen zwei ICE´s der zweiten Generation aneinandergekuppelt, eine Hälfte würde nach Stuttgart gehen, die andere nach München. Werner versuchte sich daran zu entsinnen, wo man sie schließlich trennen würde. In Mannheim? Werner fand das putzig, wie diese Züge Triebkopf an Triebkopf aneinader hingen. Wie zwei knutschde Teenager, deren Zahnspangen sich ineninander verkeilt haben.



Mannheim. Stuttgart, München. Ob es dort genau so aussehen würde wie hier?

Berlin, die Millionenstadt, die Hauptstadt.
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Würden auch dort nur noch Schuhe und Kleiderhaufen von der Existenz der Menschen zeugen?



Und überall Koffer, Rucksäcke, Taschen, Plastiktüten, Schuhe, Mäntel, Wollmützen, verstreut auf dem Boden des Bahnsteiges hier. Wahrscheinlich würde das überall so sein. Um diese Uhrzeit, wo wohl auf jedem größeren Bahnhof der Teufel los sein würde. Berufsverkehr, Pendler.



Der Flughafen Frankfurt. Was würde eigentlich mit den Flugzeugen passieren, die sich zum Zeitpunkt dessen, was auch immer geschehen war, in der Luft befunden hatten?





Fulda war wie ein nasser Feuerwerkskörper.

Tot und ohne Leben.

Überall standen Autos herum, mitten auf der Straße, wie während der Fahrt einfach stehen geblieben. Keinen einzigen Baum.



Auch der schöne Aueweiher würde eine kahle braune Fläche sein.



Friedhelm ging nach hinten, um Andrea zu wecken, während Werner den Motor stoppte und die Bremsen auslöste.



Doch von dem Stoppen des Dieselmotors war Andrea schon wach geworden, bevor Friedhelm an ihrer Bank angekommen war.

"Wo sind wir?" gähnte sie verschlafen.



"In Fulda! Aber jetzt hör mir gut zu!"



Andrea sah sein besorgtes Gesicht.

"Es wird da draußen Dinge geben, die Dich beängstigen werden. Nichts gefährliches, aber nichts wird so sein wie du es kennst! Ich sage dir wie´s ist! Uns hat es anscheinend auf eine andere Welt verschlagen, fürchte ich!"



"Oh Gott!"



Werner kam hinzu.

"Ich schlage vor, wir teilen uns auf! Treffen uns immer wieder hier. Dummerweise geht ja keine Uhr mehr, sonst würde ich sagen alle Stunde!" meinte Friedhelm.



"Ich könnte was zu Essen vertragen!" meinte Andrea.



"Und Diesel!" fügte Werner hinzu.



"Gut, ihr besorgt etwas zu Essen, ich hab nämlich auch Appetit. Und seht euch um, ob es hier eine Tankstelle oder einen Tanklaster in der Nähe gibt. Dann denken wir uns schon was aus, wie wir es hierher bringen!" Friedhelm stand auf und ging zur Tür.
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"Und was machst du in der Zwischenzeit?" Werner sah ihn erschrocken an.



"Ich sehe mich um, was hier eigentlich los ist. Es muss doch eine Erklärung für das alles hier geben!" Schon war er ausgestiegen und über den Bahnsteig hinab in der Unterführung verschwunden.



"Wissenschaftler!" Werner schüttelte den Kopf.



"Dann wollen wir wohl auch mal, oder?" meinte Andrea und zog sich ihre Jacke an.

"Mehr aus Gewohnheit im Winter, auch wenn ich hier wohl keine brauche!"



Werner nickte.

Sie traten aus der Tür hinaus in eine Fremde, leere Welt.



Ende Teil 1
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Kommentare zur Story:

  Hi!

Total spannend und gruselig, aber als gelernter Jurist muß ich sagen: Geistiger Diebstahl! Zu eng an Langoliers angelehnt. Eigentlich bislang einfach eine Nacherzählung. Daher keine Punkte, werde erst Teil 2 lesen und dann mein Endurteil abgeben.

lg  
Chris  -  30.01.03 10:15

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  Dass ich die Geschichte klasse finde, habe ich ja schon hinter Teil 2 geschrieben. Noch anmerken möchte ich, dass das Foto nostalgische Gefühle bei mir weckte. Diese häßlichen, kantigen türkis-weiß lackierten Schienenbusse fuhren bis vor zwei Jahren auch bei uns im Saarland durchs Bliestal. Natürlich habe ich Rindvieh keine Fotos. Heute wo die neuen stromlinienförmigen neuen roten Triebwagen fahren, trauere ich den alten "Häßlingen" nach. Verrückte Welt, was? Gerade deshalb hat deine Geschichte mir NOCH besser gefallen. 5 Punkte.  
Stefan Steinmetz  -  02.06.02 19:12

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  Na das ist wirklich mal ein beeindruckender Spannungsbogen. Bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht. Muss sagen, dass ich beim Lesen auch sofort an "Langoliers" dachte. Tut der Spannung allerdings keinen Abbruch.

Die Charaktere sind interessant zusammengewürfelt. War überrascht wie viel der konsaliklesende Werner über Neutronenbomben wusste. :O) Die Zugkenntnisse sind wirklich klasse.
Die Charaktere klingen vom Ausdruck her alle noch ein wenig gleich, was vor allem bei Friedhelm auffällt, der vom Ausdruck her gar nicht wie ein Lehrer wirkt.
Und wenn er behauptet, dass die Naturgesetzte nicht mehr existieren, dann hätte ihm ja auffallen müssen, dass die Reibung noch vorhanden ist, denn ohne die könnten sie draußen nicht gehen und der Zug nicht rollen. Und draußen können sie ja offensichtlich etwas sehen, also müsste sich dort das Licht ja doch ausbreiten.

Hier und da ist der sprachliche Ausdruck etwas holprig und einige Rechtschreibfehler stechen ins Auge, aber ansonsten ein sehr eigentümlicher, markanter und sehr lebendiger Schreibstil.  
Mes Calinum  -  31.05.02 11:03

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  Ist der Autor selber Lokführer, spielt er vielleicht liebend gerne "Microsoft Train Simulator" oder ist die Detailgenauigkeit eine Sache sorgfältigster Recherche? Wie dem auch sei - Hut ab.
Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Beim Lesen musste ich unwillkürlich an Stephen Kings "Langoliers" denken, nur dass es sich dort um ein Flugzeug handelte, auf dessen Sitzen nur noch Kleidungsstücke, Brillen und Gebisse zu sehen waren. Auch in diesem Buch von King merken die Überlebenden, dass die Naturgesetze außer Kraft gesetzt wurden, dass Nahrungsmittel keinen Geschmack und keine Konsistenz zu haben scheinen und so weiter.
Dennoch: Gut umgesetzt. Keine Sekunde langweilig. Dialoge glaubhaft und realitätsnah.
Einige Flüchtigkeits-, Tipp- und Kommafehler stören den Lesefluss, doch was soll's.
Schließe mich meinem Vorredner an: Wann gibt's die Fortsetzung?  
Gwenhwyfar  -  29.05.02 14:02

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  Wirklich gute Idee mit den Verschwundenen Lebewesen,deren Kleidung zurückblieb.Echt Irre.
Hast Deine Idee auch prima umgesetzt.Deine Storie gehört zu den Geschichten die eine Unterbrechung beim lesen schwerfallen lassen.
Und die Eisenbahn spielt auch noch eine Hauptrolle.Eine Geschichte so richtig nach meinem Geschmack.Klasse !!
Wird Zeit das der zweite Teil erscheint.
Eins jedoch habe ich nicht verstanden.Nichts ist mehr wie vorher,keine Schallwellen,keine Rauchschwaden,die Luft fehlt und trotzdem können die drei Menschen atmen.Wieso?
Hatte damit gerechnet das sich nur im Triebzug noch Sauerstoffhaltige Luft befindet.Wie dem auch sei ich warte auf Teil zwei (5 Punkte)  
Wolzenburg-Grubnezlow  -  29.05.02 02:38

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