Imhotep, der Junge aus Heliopolis - Kapitel 12   0

Romane/Serien · Spannendes

Von:    Francis Dille      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 31. Oktober 2020
Bei Webstories eingestellt: 31. Oktober 2020
Anzahl gesehen: 1831
Kapitel: 0, Seiten: 0

Diese Story ist die Beschreibung und Inhaltsverzeichnis einer Reihe.

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Kapitel 12 – Legenden und Mythen





Die Zeit des Monsuns war gekommen und das Klima hatte sich etwas abgekühlt. Es regnete bereits die ganze Woche. Manchmal grollte es durch den wolkenbehangenen Himmel während der Regen unaufhörlich grade niederströmte. Das aufgewühlte Flusswasser war übergetreten und überflutete sogar die Dattelpalmen, die nahe am Nilufer gewachsen waren, bis nur noch die Palmenblätter aus dem bräunlichen Wasser ragten. Die Luft roch frisch und über dem Fluss schwebte ein Dunstschleier. Die Bauern hatten ihre Siedlungen am Nilufer längst verlassen und waren, mitsamt ihrer Ernte, wieder landeinwärts in die Dörfer gezogen. Nun mussten die Bauern nur noch abwarten, bis der Monsun vorüberging und die Nilschwemme wieder abschwoll. Dann konnten die Ackerfelder wieder bestellt werden und die Arbeit begann von vorne.

Tutanchamun lag mit dem Rücken auf seinem Bett, naschte Datteln und bewunderte die wundervollen Deckenbemalungen. Er wackelte mit seinen Zehen und lauschte, wie die Regentropfen auf das Kabinendach niederprasselten. Die Zeichnungen und Hieroglyphen an der Kabinendecke erzählten die uralte Geschichte Kemens, wie sich einst vor ungefähr 3.000 Jahre v.Chr. König Menes von Oberägypten und Narmer, König von Unterägypten sich bekriegten, um ganz Ägypten zu erobern und das Land zu einem einzigen Königreich zu vereinen. Die Hieroglyphen auf der Decke erzählten aber auch von den weisen Gelehrten, berichteten über die heiligen Tempelpriester und berühmtesten Architekten, vom Bau der großen Pyramiden und selbstverständlich auch von der Legende des Totengottes Osiris. Diese Legende wurde in jeder Schreiberschule gelehrt und selbst in der Gosse erzählten sich die Armen, die weder schreiben noch lesen konnten, wenn sie gemeinsam am nächtlichen Lagerfeuer beieinander hockten, wie die Götter einst das Land und die Menschen erschaffen hatten.



Lange bevor Pharao Narmer Herrscher der 1. Dynastie gewesen war (oder Menes, ist nicht belegt), sogar lange bevor je ein Mensch geboren wurde, herrschten die Götter über Ägypten. Aber das Land lag brach und war einst nur eine steinige Wüste gewesen, weshalb kein Leben dort möglich war. Die Götter wussten jedoch nicht, wie sie ihre überirdischen Fähigkeiten einsetzen sollten, sodass auf ihrem zugeteilten Land einmal eine menschliche Zivilisation entstehen könnte.
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Im Einverständnis aller Gottheiten wurden daraufhin Osiris und seine Schwester Isis auserkoren, als Gottkönige zu walten, um Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Osiris und Isis erteilten jeder Gottheit eine Aufgabe. Somit war Ra tagsüber für die Sonne Aton verantwortlich und Thot hatte dafür zu sorgen, dass nachts der Mond leuchtete. Hapi sollte den Nil erschaffen, damit das Hochwasser jedes Jahr die Äcker überschwemmte und Atum erschuf das Leben allgemein. Sachmet war die Göttin des Zorns und schützte vor Ängsten, zugleich aber war sie die Göttin der Heilung. Bastet sollte über die Fruchtbarkeit der Menschen entscheiden und Hathor durfte die Liebe verbreiten, während Nut das Himmelzelt mit Abermillionen von Sternen schmückte und dafür Sorge tragen sollte, dass die Menschen, selbst wenn sie auf den Meeren waren und in die Ferne reisten, immer wieder zurück in ihre Heimat fanden. Die meisten Götter hatten menschliche Gestalten, aber ihre Köpfe ähnelten oftmals denen von Tieren. Allerdings gab es auch Götter, wie beispielsweise Bes, der ein Schutzgott war und wie ein hässlicher Kobold aussah. Trotzdem wurde dieser Gott hauptsächlich von Frauen verehrt, weil er nachts die Wüstentiere abhielt und sich von Schlangen, Spinnen, Skorpionen und alles was kreucht und fleucht ernährte. Trotz seines gruseligen Aussehens war er ein lustiger Gott, der bei Festlichkeiten gute Laune verbreitete und stichelte die Männer und Frauen an, dass sie sich körperlich vereinen. Bes war also auch der Gott der Zeugung und beschützte überdies die Neugeborenen.

Die Götter waren mit Osiris und Isis Regierung sehr zufrieden und erfreut darüber, mit ihren machtvollen Fähigkeiten endlich einen Sinn zu erfüllen, und zudem waren sie ganz erpicht darauf, den Menschen endlich ein fruchtbares Land zu schenken. Ägypten sollte das prachtvollste Land auf der Welt werden. Nur Osiris und Isis Bruder, Seth, war unzufrieden. Seth verlangte das Chaos wieder zurück, weil ihm die Harmonie zuwider war.

„Sandstürme und Unwetter müssen über das Land fegen. Die Erde soll erzittern, aufbrechen und alles was das Menschlein erschaffen hat, möge alle hundert Jahre in Schutt und Asche untergehen.
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Krieg und Verderben sowie Krankheiten und Plagen solle es heimsuchen!“, sprach er unheilvoll. „Fürchten soll sich das Menschlein vor uns Göttern. Fürchten! Angst und Schrecken wird sie gefügig machen!“

Seth war eine schwarze Erscheinung mit feuerroten Augen, der sein Aussehen ständig wechselte und sich hauptsächlich in ein Ungeheuer verwandelte.

Die geschwisterlichen Gottkönige Osiris und Isis wurden vermählt und zeugten den Königssohn Horus, der sich immer in einen Falken verwandelte, wenn er zu den Menschen hinabstieg. Die Götter waren mit ihrer Regierung sehr zufrieden und verneigten sich vor dem Herrscherpaar mit einer außergewöhnlichen Geste, indem sie die Arme auf ihre Brüste überkreuzten. Sie waren Osiris und Isis dankbar, weil sie die Rangordnung der Götter untereinander aufrecht erhielten und somit das Leben auf der Erde ermöglichten. Und der gezeugte Horus war ihr Thronerbe.

Aber Seth war neidisch auf seinen Bruder, weil man stattdessen ihn verehrte und stets seinem Ratschlag folgte. „Weshalb nur verneigen sich alle vor Osiris?“, fragte er sich. „Was hat er schon Großartiges geleistet, dass sie ihn alle huldigen?“ Zudem war Seth nicht damit einverstanden, dass der Menschheit ein unbeschwertes Leben geschenkt werden sollte. Der Mensch muss für sein Land kämpfen und es erobern, falls nötig, dafür gar sterben. Nur die Stärksten haben das Recht zu leben und zu regieren, protestierte Seth. Doch Osiris sowie alle anderen Götter teilten seine radikalen Ansichten nicht. Die Menschheit sollte die Götter schließlich lieben und verehren, und nicht fürchten.



Hass nagte an Seth, abgrundtiefer Bruderhass. Und so entschloss er dem mit einer List ein Ende zu bereiten, um sich seines Bruders Krone anzueignen. Seth war felsenfest davon überzeugt, die Götter samt der Menschheit vorteilhafter zu regieren und trachtete insgeheim nach dem Thron.

Eines Tages zimmerte Seth einen Sarkophag und verzierte diesen mit Elfenbein und Gold. Als er sein Meisterstück allen Göttern stolz präsentierte, applaudierten sie raunend und lobpreisten seine wundervolle Arbeit. Zwar wussten die Götter nicht, wozu ein Sarkophag überhaupt dienen sollte, aber jede Gottheit schätzte und achtete die Kunst.
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Seth bedankte sich für diese Anerkennung und versprach demjenigen sein Kunstwerk zu schenken, der darin hineinpassen würde. Osiris war von dem außergewöhnlichen Schrein sichtlich angetan und hoffte, dass er dieses einzigartige Meisterwerk sein Eigen nennen dürfte. Und so trat Osiris als Erster hervor und legte sich sogleich hinein. Er jauchzte vor Glück, denn der Sarkophag war für ihn wie maßgeschneidert. Seths roter Blick verfinsterte sich. Er schwang seine Hände geheimnisvoll über seinen liegenden Bruder, woraufhin der Deckel augenblicklich zuklappte und sich eigenständig verriegelte. Seth missbrauchte seine göttlichen Fähigkeiten, füllte den Inhalt allein mithilfe seiner Gedanken mit heißem Blei und ließ den Sarkophag mit einer Handbewegung, vor den Augen aller Götter, in den Fluss schnellen.

Osiris versank in die Tiefe des Nils und erstarrte zu einer verbleiten Götzenstatue. Seth blickte boshaft in die Runde und drohte mit geballter Faust, dass er jeden vernichten würde, der sich widersetzen und ihm nicht gehorchen würde. Ruhm und Ehre sollten von nun ab nur ihm gebühren und die Menschheit sollte ihn ewig anbeten und lobpreisen … Und ihn fürchten. Andernfalls würde er auf den Schwingen des Todes über das Menschlein herfallen, sie sich gegenseitig ausspielen lassen und alles vernichten, was es erschaffen hat. Seth hatte es gewagt, die Regeln zu brechen und hatte einen seiner Gleichgesinnten vernichtet, dieser gar sein eigener Bruder war.

Er hatte daraufhin seine Schwester Isis und ihren Sohn Horus aus dem Reich vertrieben. Seth befürchtete jedoch, Isis und ihre Vertrauten könnten Osiris Körperteile aufspüren, seinen Mund öffnen und ihm wieder das Leben einhauchen. Also fischte Seth den Sarkophag wieder aus dem Nil heraus, zerschmetterte Osiris zu Blei erstarrte Leiche mit einem Fausthieb und verteilte seine vier Scherben in alle Himmelrichtungen. Zuvor fraß Seth aber seinen Phallus, damit sein Bruder endgültig keinen Nachfolger mehr zeugen könnte, falls er dieses heimtückische Attentat trotzdem irgendwie überlebt hätte.

Maat, die Tochter des Ra und Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, als auch die Kriegsgöttin Sachmet, die Herrin des Zorns sprachen Horus ins Gewissen, dass diese Schandtat keinesfalls ungesühnt bleiben dürfe und er dazu verpflichtet sei, das Gleichgewicht des Lebens wiederherzustellen.
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Andernfalls würde das Böse über der Welt herrschen.

Während Isis heimlich die Leichenteile ihres Bruders sowie Gemahls mit der Hilfe ihres Vertrauten Anubis einsammelte und wieder zusammenfügte, freundete sich derweil Horus scheinheilig mit seinem Onkel Seth an und schloss scheinbar Frieden mit ihm. Isis bahrte ihren Gemahl auf und trauerte siebzig Tage lang, bis Anubis dem toten Gott seinen Lebensatem einhauchte. Osiris Ka (Seele) trat in die Unterwelt über, in die Duat, und erwachte daraufhin im fernen, unergründeten Westen, im Reich der Toten auf. Nun war er zwar endgültig verschwunden, aber die zu Blei erstarrte Hülle des Osiris war im Land Ägypten geblieben und ermöglichte dem Gottkönig so, wann immer er es wünschte, zu seiner Familie zurückzukehren. Aber ohne seinen Phallus konnte er keinen weiteren Horus zeugen, somit drohte, dass seine Dynastie aussterben würde. Also war Horus die letzte Hoffnung, dass das ägyptische Reich mit königlichem Blut weiterhin bestehen bleiben würde. Dieser Mythos besagte, dass geschwisterliche Herrscher dazu verpflichtet waren, sich zu vereinen, um ihre Dynastie zu erhalten.

Irgendwann gelang es Horus das Vertrauen seines Onkels zu erringen und genau in dem Moment, in dem sich Seth von ihm abwandte, rächte Horus seinen Vater und stieß ihm einen goldenen Dolch in seinen Rücken. Gold war eine göttliche Materie und vermochte Seths machtvolle Kräfte kurzzeitig zu schwächen. Auf diese Weise entmachtete Horus seinen verräterischen Onkel und verbannte Seth schließlich in die trostlose Wüste. Weit weg von der Zivilisation der Menschheit, und weit weg von der Welt aller Götter.

Horus war der rechtmäßige Thronerbe und brachte somit die Gerechtigkeit und das Gleichgewicht der Götterwelt wieder im Einklang.

Niemand weiß eigentlich, wie dieser Mythos entstanden war und welche Propheten diese Legenden einst verbreitet hatten, sodass sie sogar tausende Jahre später immer noch unter den Sterblichen präsent war. Aber seitdem diese Legende, dieser Mythos überliefert wurde, tröstete es das ägyptische Volk, wenn ein geliebter Mensch gestorben war. Der Ka würde in der Unterwelt, im Reich der Toten, an der Seite des Gottes Osiris weiterleben, jedoch nur, wenn der Leichnam unversehrt geblieben war.
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Der sterbliche Körper musste unbedingt erhalten bleiben, genauso wie Osiris zu Blei erstarrter Leichnam, damit der Ka weiterhin unter allen Lebenden und gleichzeitig im Reich der Toten präsent sein konnte. Andernfalls wäre die Existenz eines Menschen für immer verloren. Da nun aber eine Mumifizierung damals äußerst kostspielig war und sich dies nur wohlhabende Leute leisten konnten, wickelten die Mittellosen ihre verstorbenen Angehörigen in Leinentücher ein und vergruben sie einfach tief im Wüstenboden. Die trockene Hitze und der Salzgehalt des Wüstensandes konservierten die Leichname ebenfalls, sodass diese sogar oftmals besser erhalten blieben, als so einige Königsmumien.



Während Tutanchamun weiterhin Datteln futterte, verschlangen seine neugierigen Blicke die Geschichte der nächsten Legende. Aber eine ganz andere Geschichte, welche er auf der Kabinendecke erblickte, handelte von dem berühmten Baumeister Imhotep, der unter der Herrschaft des Pharao Djoser in der 3. Dynastie im Alten Reich gedient hatte. Imhotep (Der in Frieden kommt) war der Erfinder und Erbauer der ersten Pyramide – der Stufenpyramide von Sakkara. Imhotep forschte zudem in der Medizin und entwickelte überdies eine neuartige Technik der Mumifizierung, die seitdem angewandt wurde, dadurch ein Leichnam nicht verweste sondern noch länger erhalten bleiben konnte, als je zuvor. Selbst die inneren Organe, die bei jeder Einbalsamierung stets aus dem Leichnam entnommen wurden, wurden mit seiner Methode konserviert und in Kanopen-Krügen aufbewahrt. Vor dem Trend des Pyramidenbaus wurden die Pharaonen in Mastabas bestattet, bis Imhotep eines Tages vor Pharao Djoser trat und dem König sein neuartiges Bauprojekt vorstellte. Seine geniale Erfindung war, mehrere Mastabas aufeinander zu schichten, bis das Grabmal hoch, wie ein Dreieck spitz zum Himmel ragte. Und obwohl in den Adern des Baumeisters keinerlei königliches Blut floss, er sogar einst als schlichter Bauernjunge das Licht Atons erblickte, wurde Imhotep nach seinem Tod offiziell zu einem Gott ernannt, obwohl diese heilige Ehre eigentlich nur einem Pharao, eventuell noch einem Hohepriester zugestanden hätte.

Tutanchamun verfolgte begeistert Imhoteps beispiellose Karriere, zählte fingerdeutend seine erschaffenen Monumente auf und fragte sich, ob man vielleicht sein eigenes Leben ebenfalls auf dieser Decke darstellen würde, nachdem auch er eines Tages nach Westen gegangen war.
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Vielleicht würde hundert Jahre später sein Ururenkel in diesem Bett liegen, genauso wie er in diesem Augenblick, und von Stolz erfüllt nachlesen, welch großartiger Herrscher der Pharao Tutanchamun einst gewesen war. Dieser Gedanke gefiel ihm sehr. Immerhin war er noch sehr jung und nur die Götter wussten, was ihm noch alles bevorstünde und welche großartigen Taten er vollbringen würde, von denen sich die Nachwelt noch tausende Jahre später am Lagerfeuer erzählen würde. Die Reise über den Nil hatte ihm verdeutlicht, dass ein Pharao für sein Land sowie für sein Volk verantwortlich und Kemet das Erbe der Götter war. Dieses Erbe verlangte gehütet und beschützt zu werden, aber der Pharao musste ebenso für Wohlstand sorgen, damit das Volk nicht litt und vor allem, damit niemals ein Feind über Ägypten herrschen würde. Neue Bauprojekte mussten verwirklicht werden und fremde Völker hatten sich vor Ägypten zu unterwerfen. Die Tribute aus den Nachbarstaaten waren unverzichtbare Einnahmequellen aber ein Friedensabkommen, wie er es beabsichtigte, würde diese Verpflichtung gleichzeitig aufheben. Vielleicht, so dachte er, wäre es tatsächlich seine Pflicht, einen Krieg zu führen, damit Ägypten weiterhin das mächtigste Reich auf der Welt bleibt. Die meisten Pharaonen vor ihm waren ebenfalls in Kriegen gezogen und hatten gemeinsam mit ihren Soldaten an der Front gekämpft. Bis zum bitteren Ende. Tutanchamun erinnerte sich noch genau daran, wie sein Vater einmal im Audienzsaal die Großen des Landes lautstark zurechtgewiesen hatte, weil man ihn damals ebenfalls zu Kriegshandlungen überzeugen wollte. Aber Pharao Echnaton hatte sich stets geweigert und seine Regierungszeit ohne Kriege ausgeführt, lediglich ein paar unumgängliche Schlachten rühmten ihn. Welche Entscheidung wäre nun die weisere, die richtige Entscheidung, fragte er sich. Krieg oder Frieden?



Plötzlich trat Anchesenamun herein. Sie war nun offenbar bereit dazu, nach tagelanger Abstinenz wieder das Wort mit ihm zu tauschen. Schüchtern setzte sie sich neben ihn auf das Bett, lugte kurz zur Decke hoch, lächelte ihn an und streichelte seinen Arm.
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„Tut, ich habe lange darüber nachgedacht“, seufzte Anchesenamun. „Ich werde mich deinem Willen beugen und deinen Entschluss akzeptieren. Es ist schließlich dein Recht. Heirate dieses Mädchen und nehme sie zur Nebenfrau. Mögen die Götter uns beschützen und dafür Sorge tragen, dass wir gemeinsam in Harmonie leben.“

Tutanchamun richtete sich auf. Zwar wirkte seine Halbschwester gefasst, dennoch war ein Hauch der Traurigkeit aus ihrer Stimme zu hören. Anchesenamun war stets eine starke Persönlichkeit, nur so kannte er sie, und jetzt saß sie vor ihm und machte einen verletzten Eindruck auf ihn, was er etwas befremdlich fand.

„Anches, ich werde …“

Die Königin hob ihre Hand, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie noch etwas zu sagen hatte. Nochmals seufzte sie.

„Verspreche mir aber, mein geliebter Gemahl“, sprach sie sogleich bestimmend, wobei sie mit dem Zeigefinger wankte, „dass du trotzdem regelmäßig an die Türe meines Schlafgemaches klopfst. Ich will nicht nutzlos sein, sondern meinen Beitrag für unsere Dynastie leisten.“ Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite und lächelte. „Wir brauchen doch einen Thronfolger. Und nur ich will Ihn gebären.“

Tutanchamun rieb sich kurz seine Wange und schmunzelte wie ein Lausebengel.

„Ich glaube mich zu entsinnen, dass ich dir dieses Versprechen bereits gab, liebste Schwester.“

Anchesenamun schloss ihre Augen und liebkoste seinen Hals. Ihre warmen, feuchten Lippen glitten über seine Brust, wobei sie ihre Finger zart in seinen Rücken krallte. Aber noch bevor sie der Leidenschaft verfiel, fasste Tutanchamun sie an ihren Schultern, rüttelte sie sanft und blickte ihr spannungsvoll in die Augen.

„Anches“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, „was hältst du davon, wenn wir jetzt bis spät in die Nacht Senet spielen?“ Tutanchamun beugte sich unter das Bett und holte das Brettspiel samt Figuren hervor.

„Diesmal werde ich dich gewiss schlagen, Hoheit. Verlass dich drauf“, sprach er siegesbewusst und lächelte dabei. Aber Anchesenamun gähnte und winkte ab. Ein Mittagsschläfchen kam ihr jetzt sowieso sehr gelegen. Insgeheim war ihr momentan ebenso nicht danach, einen kleinen Horus zu zeugen. Sie kuschelte sich nahe an ihren Gatten heran, hörte einen Moment dem prasselnden Regen zu und schlief ein.
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ihren Gatten heran, hörte einen Moment dem prasselnden Regen zu und schlief ein.
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