Willys Corona-slalom-lauf    165

Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches · Frühling/Ostern

Von:    Gerald W.      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 3. April 2020
Bei Webstories eingestellt: 3. April 2020
Anzahl gesehen: 1274
Seiten: 3

Mein Corona-Slalomlauf

Weißt du, gestern ging ich wieder mit meinem Hund Gassi. Na, eigentlich ist das nicht MEIN Hund, sondern vielmehr der meines Nachbarn. Der hat es mit dem Kreuz, der Hund eher mit dem Schließmuskel. Soll heißen, der ist nicht mehr so gut mit dem Einhalten seines Inhalts …na, sie wissen schon. Ich helfe ja gern. Doch da muss ich pünktlich sein. Bin ich es nicht, macht er einfach sein Häufchen mitten auf den Teppich. Nicht der Nachbar natürlich, sondern der Hund.

Jetzt in Coronazeiten ist es sogar auch aus anderen Gründen wichtig, dass ich an der Tür klingele, und zwar nicht nur so zum Spaß - oh nein! Sondern aus Ernst, nämlich, weil ich für Nahrungsnachschub der zwei älteren Herren sorge. Ja, richtig gehört. Es sind ZWEI ältere Herren. Hatte ich schon erzählt, dass Herr Müllers Dackel auch ein Rüde ist? Nein? Also der Herr Müller ist natürlich kein Rüde, aber irgendwie doch. Aber er ist kein Dackel. Das stimmt schon. Meistens dackelt er aber seinem Dackel hinterher, wenn ich so vor mich hin klingele. Dann wird es bald sehr laut hinter der Tür, weil beide gleichzeitig vor lauter Freude reden. Natürlich jeder auf seine Weise, aber ich verstehe sie schon.

Sobald die Tür geöffnet ist, jagt der Dackel auf mich zu, Herr Müller natürlich nicht. Der bleibt eher stehen, hält sich das Kreuz, hustet vor Aufregung oder macht etwas anderes. Der Dackel, also der Rudy, umwedelt mich stets freudevoll. Herr Müller macht das nicht, aber der redet nett auf mich ein. Ich liebe ja Wasserfälle, aber manchmal ist mir das echt zu viel. Deshalb, sobald ich nur die Leine in meiner Hand spüre, wende ich mich um und bin ganz erleichtert, muss aber aufpassen, dass sich der Hund nicht gleich im Flur erleichtert.

Herr Müller macht dann die Tür hinter uns zu, wohl, weil er immer weinen muss, dass er nicht selber mit seinem Hund Gassi gehen kann. Aber das wird schon noch, das mit dem Rücken.

Rudi und ich müssen dann erst mal die Treppen runter. Das kann der Rudy gut, ich nicht, denn ich muss aufpassen, dass er mich nicht an der Leine die Stufen hinab reißt.

Draußen sehe dann immer gleich das Geschäft- nein, nicht Rudis. Das macht der noch nicht. Er will dann immer in diesen Laden. Vielleicht riecht es da gut, aber ich stoppe ihn. Aber das ist nicht immer einfach, das Stoppen eines alten entschlossenen Dackels.

Also, wenn du dann in diesen Coronazeiten unterwegs bist, musst das ja immer einen Grund haben, sonst bist du am Arsch, aber ich habe ja Rudis …äh….
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und der ist ein Grund. So können …. naja, wie soll ich das sagen, sogar Ärsche eine hohe Bedeutung haben, manchmal sogar für die Menschheit, dem Rudi seiner aber nur für mich.

Also, wenn ich dann so mit dem Rudy losgehe, dann kann der erstaunlich lange einhalten, was der so als Inhalt mit sich herumträgt. Der weiß ja, wenn der sein Geschäft erledigt hat, ist er erledigt, dann muss er wieder nach oben.

Darum schnuppert der, in dieser herrlichen frischen Luft, die dank Corona wieder klar und rein geworden ist, erst einmal hier und dann einmal da, quasi so an jedem Baum und dabei begegnen uns natürlich auch andere Leute, auch Hunde und die wiederum mit Leuten am anderen Ende der Leinen.

Da fragt man sich in Zeiten der Coronakrise zum Beispiel: wer sind die da, die von ihren Hunden immer näher an mich heran gezogen werden. Sind die nun so ein paar Verseuchte oder sind sie es nicht? Oder ist lediglich nur einer von ihnen so ein Schlimmling? Aber es können manchmal auch Halbe sein die gefährlich sind. Die Halben sind sogar die Allergefährlichsten, die tragen nämlich am getarntesten das hochgefährliche Virus in sich, ohne dass es ihnen etwas ausmacht.

Dann gibt es noch den Coronaverbreiter zu Rad. Der braucht natürlich den ganzen Bürgersteig für sich und seine Freundin fährt neben ihm- im Coronaabstand versteht sich. Aber wo bleibt dabei MEIN Abstand?

Das fragen sich Rudi und ich manchmal. Es gibt natürlich auch Fahrradwege, aber die könnten nicht gut für deren Reifen sein. Manchmal kommen uns auch tobende Kinder entgegen. Die wissen anscheinend nicht, dass es Corona gibt.

Neulich waren es fünf junge Männer. Zwei von ihnen waren mit je einem Irish Setter und einem Labrador bewaffnet. Rudi überlegte noch immer wohin er sein Häufchen am besten drapieren sollte, damit ich es nicht finde und ich schon mal im Vorfeld, wie ich exakt die 1,5 Meter Abstand zu denen noch halten könnte. Die Fünf dachten nicht im Traume an so einen Abstand – war ihnen wohl entfallen. Die waren nur sehr laut und da die gesamte Straße vollgeparkt war, jagten sich meine Gedanken nur so. Es war zum neidisch werden, denn den Rudi störte der immer kürzer werdende Abstand überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, er blieb stehen und wedelte nett mit dem Schwanz.
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Das hätte ich zwar auch tun können, aber das hätte mir nicht weitergeholfen.

Meine Situation schien fast aussichtslos, diesem direkt auf mich zu steuernden Coronahaufen, noch rechtzeitig zu entkommen, denn wenn der Rudy stehen bleibt, dann bleibt der stehen, dann ist der wie festgewurzelt. Da kannst du an der Leine ziehen so viel du willst. Also klemmte ich mir den Rudi einfach unter den Arm und hechtete erst mal auf den rettenden Grünstreifen. Aber die Fünf hatten mich schon entdeckt und machten sich einen Schabernack aus meiner Angst. Einer aus der Meute machte sogar Anstalten ebenfalls auf den Grünstreifen zu kommen. Da fand ich noch eine schmale Lücke zwischen zwei geparkten Autos. „Ihr …. Ihr Cocronafritzen!“, brüllte ich in meiner Verzweiflung gut versteckt hinter einem der Autos hervor.„Ihr kriegt uns nicht!“

Die übrigen Jungs schauten verdutzt, deren Hunde weniger. Sie bellten nur hysterisch dazu. Ein weiterer von diesen Typen wollte mich jagen und zerrte seinen Hund laut lachend hinter sich her. Doch plötzlich kam er ins Rutschen, Rudi hatte nämlich seine Häufchen vor Schreck – wie Tretmienen hier und da fallen lassen. Die hatte ich bei all der Hetzerei nicht mehr aufheben können. Und da lag nun der Kerl wie ein Fisch auf dem Rücken und sein Freund lachte sich scheckig. Ich ebenfalls und dann lachten auch die anderen. Ja, manchmal kann man sich eben sogar auf Ärsche verlassen. Ich jedenfalls auf Rudis.



Die schönsten Coronagrüße von Willy
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Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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