Kurzgeschichten · Nachdenkliches · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Thomas Schwarz      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. Dezember 2019
Bei Webstories eingestellt: 9. Dezember 2019
Anzahl gesehen: 1978
Seiten: 2

Die Halleluja Staude ….



Der Weihnachtsbaum steht aufgerichtet vor mir auf einer umgestülpten Kiste im Zimmer. Am faszinierendsten blinkt seine „Krone“, die klassische Kugel mit der langgezogenen Spitze. Jahr um Jahr spiele ich mit dem Gedanken, den Weihnachtsschmuck im Keller zu lassen und die Wohnung nicht mehr zu schmücken. Doch dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen dem Baum gegenüber. Er sieht täuschend echt aus. Ich kaufte ihn vor Jahren und seit dieser Zeit fordert er mich auf, alleine durch die Erinnerung an ihn wie er in seinem dunklen Karton liegt, ihn einmal im Kreislauf des Jahres seine Bestimmung erfüllen zu lassen.

So ein Weihnachtsbaum weckt Erwartungen, bei Jung und Alt auf etwas Unbestimmtes, etwas schönes, etwas Besonderes. Die Obstschale darunter mit den glänzend roten Äpfeln, den braunen Walnüssen und den Orangen verstärkt die Hoffnung. Auf was eigentlich?

In der einseitig geöffneten Kiste, auf welcher der Baum thront, liegen getrocknete Baumzapfen, umgeben von drei neugierig blickenden Eichhörnchenfiguren aus Ton. Die Szenerie wird erhellt von einem warm leuchtenden Licht einer Kristallleuchte.

Die Baumzapfen sind tot, keine Nahrung für die Eichhörnchen, in denen gleichfalls kein Leben ist. Überhaupt fällt mir auf, dass der untere Teil den Tod, die irdische, leblose Erscheinung repräsentiert. Das einzige was lebendig wirkt scheint die elektrisch betriebene Kristallleuchte und in der Tat, die Farbe ist´s die meine Augen anzieht, mich fasziniert. Ohne Licht stellt dieser massige Kristall nur ein schweinsrosa farbenes Gebilde dar.

Durch das Licht jedoch, das mit Energie in seinem Innern brennt, verwandelt er sich in ein unendlich freundlich, warmes orange leuchtendes Objekt. Es sendet keine Drohung aus wie die Farbe Rot, die auf Gefahr, Feuer, drohenden Brand und schließlich tote Erde hinweist. Nein, Orange strahlt Herzlichkeit aus, Wärme, die wachsen lässt, sich ausdehnt. Ist´s nicht auch die Natur die uns in den letzten Tagen des Jahres mit dieser Farbe erfreut, tröstet, ermuntert?, die Orangen, Mandarinen, den Sanddorn in unsere Häuser und Wohnungen schickt? Mein Blick wandert. Die Augen lösen sich von der Kristallleuchte , wandern hoch zum Baum.

Still steht er da, die befestigten Lichter leuchten, jedes für sich, allein, einsam, doch zusammen durchdringen sie die Dunkelheit des Gewächses und nicht nur das sondern auch das Dunkel des Raumes.
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Wir feiern Weihnachten am 24. Dezember. In vielen Haushalten wird an diesem Tag der Baum aufgestellt und festlich geschmückt.

Der 24. Dezember liegt drei Tage hinter dem 21. Dezember, dem kürzesten Tag sowie der längsten Nacht. Die Talsohle ist durchschritten. Jesus stand der Überlieferung gemäß am dritten Tage von den Toten auf. Das Leben beginnt von neuem. „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg“, schreibt der Apostel Paulus in 1. Korinther 55.

Es ist die Hoffnung, alles wieder erleben und erfahren zu dürfen. Die Sonne die mit ihren Strahlen und ihrer Kraft Erde und Luft erwärmt, Bäume und Blumen zum Erblühen bringt. Die dicke, einengende Winterkleidung wandert in den hinteren Teil des Schrankes.

Für mich sind die Magnolienblüten der sichere Anfang des Frühlings. Andere zeigen auf Schneeglöckchen. Dem stimme ich nicht zu. Ich sehe sie als Boten des Trosts, der Ermunterung auf dem Weg zum Frühling. Was rede ich, ich bin schon zu weit und kehre wieder zu meinem Weihnachtsbaum zurück. Still steht er da, erfüllt das Zimmer, erleuchtet den Raum.

Am Jahresbeginn werden die echten aus den Fenstern geworfen, die künstlichen wandern in die Enge und Finsternis eines Kartons.

So wie man Hoffnungen und Vorsätze schon nach wenigen Tagen verwirft oder sie auf geistige Dachböden und Keller verbannt.



Vor einigen Jahren brachte mich ein ehemaliger Bekannter zum Lachen als er Weihnachtsbäume etwas verächtlich als „Halleluja - Stauden“ abtat. Er wusste ja nicht wie recht er damit hat.

Dieser Ausruf bedeutet nämlich nichts anderes als unsagbare Freude, Gotteslob, Feier des Lebens und der Auferstehung.
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Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

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