Kurzgeschichten · Amüsantes/Satirisches

Von:    Stephan F Punkt      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 13. Mai 2019
Bei Webstories eingestellt: 13. Mai 2019
Anzahl gesehen: 2847
Seiten: 2

Guten Tag, mein Name ist Franz Xaver Laatsch und dies ist mir passiert:

Später Dezember. Das Jahr und die Geduld meiner Frau hatten sich verabredet, sich dem jeweiligen Ende zu nähern.



"Sag mal, wie sieht es denn mit deinen guten Vorsätzen für nächstes Jahr aus?" fragte sie mich. "Klar, hab ich."

"Ach komm, die Vorsätze, die du hast trägst du doch schon jahrelang vor dir her."

"Beliebst du etwa anzudeuten, ich sei zu dick? In meiner Selbstwahrnehmung sehe ich mich eher als feingliedriger Adonis."

"Falsch! Richtig ist vielmehr, dass es fein wäre, wenn man bei dir noch die Glieder unterscheiden könnte. Und es heißt nicht Adonis sondern Adipositas! Besuch mal ein Fitnessstudio und lass dich nicht so gehen."



Oh, jetzt hatte sie meine Sumoringerehre verletzt. Den Triumph einer weiteren Niederlage meinerseits gönnte ich ihr allerdings nicht.

Ich ließ mich nicht gehen und nahm die unerquickliche Distanz von nahezu 200 Metern zum nächsten Studio mit dem Auto in Angriff.



Am Ende des Beratungsgesprächs mit dem Leiter der Institution empfahl er mir eindringlich das Zirkeltraining, woraufhin ich sofort einen Zweijahresvertrag mit Franz X. Laatsch unterschrieb.

Es war mir allerdings schleierhaft, wie man alleine dadurch abnehmen können sollte. Er tippte kurz mit dem Stift auf die Signatur und sagte: "Bei Ihnen steht das X wohl für Xtra?!"

Ich lächelte überlegen zurück. Er konnte ja nicht wissen, dass ich vorgebildet war.

Schon als Schüler habe ich massenweise Kreise in mein Matheheft gezirkelt.

Eine Unverschämtheit, mir diese Feinmotorik abzusprechen. Der wird sich noch umgucken.



Anschließend betrat ich den großen Schweißraum und guckte mich meinerseits um. Ein Chefsessel oder ein Schreibtisch kam mir nicht in Sichtweite. Nur schwitzende Menschen.

Junge Kerls, oben breit und unten schmal (meine Frau trägt diese Körperform eher andersrum), und ein Haufen junger Frauen, die zwar nicht ihre Akne, wohl aber den Restkörper durchaus im Griff hatte.



Meine Güte, da waren aber auch ein paar leckere Figürchen dabei.
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So hätte ich in dem Alter auch gern ausgesehen. Als Mann natürlich. Äh, nein, also als entsprechendem Äquivalent.



Ich wurde belehrt. Zirkel heißt in diesen Zirkeln Kreis. Weil die Geräte dementsprechend angeordnet sind.

Man begibt sich auf eines, während die anderen von weiteren Personen okkupiert werden und macht an denen ein Weilchen blöde Dinge.

Nach gefühlten 37 Minuten wird getauscht. Ähnlich wie bei "Reise nach Jerusalem".

Blöd nur, dass immer jeder einen neuen Platz gefunden hat und niemand stehen bleiben durfte.

Ich hatte mich schon, allerdings vergeblich, angeboten.



Und so zirkelte ich vor mich hin, während mein Blick über die Steppenden, Radelnden und weitere Masochistinnen schweifte.

Ich schwitzte Blut und Wasser und vermutlich noch anderes aus, denn ich bemerkte, dass meine Blicke erwidert wurden. Welch Wunder! Man nahm zur Kenntnis, dass ich in kürzester Zeit bestimmt vier bis sieben Kilo abgenommen haben musste.



In Ordnung, Ladies!

Ich kramte schnell mein Testosteron zusammen, verließ den Zirkel und bestieg ein sicher sündhaft teures Rennradsimulationsgerät.

Ich ließ mich, Augenbrauen mehrfach hochziehend, auf das Gefährt nieder und mein Allerwertester fraß sogleich den Sattel. Weg war er..

Trat beherzt in die Pedale und zerstäubte meine Pheromone bis in den hintersten Winkel des Raumes. Ja, sollten sie doch alle kommen und mich vom Rad zerren.. Verdient hatte ich es mir doch schließlich.



Diese Blicke, diese Mimik; reine Ehrfurcht schoss mir entgegen. Wie anders wären runter gezogene Mundwinkel zu interpretieren? Meine Extremitäten waren jetzt gut durchblutet.

Warum glitten die Blicke jetzt aber alle nach oben?



Erst brach der Sattel und dann kollabierte das teure Rad unter mir und anschließend ich über ihm.



Ende März erwachte ich aus dem Koma. Die Magenband-OP war wohl ganz gut verlaufen.
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Kommentare zur Story:

  Ich habe Tränen gelacht. Dein Wortwitz ist köstlich. Kurz: Vom Anfang bis zum Ende einfach gelungen. Ich hoffe dass die grünen Pünktchen nur so purzeln werden.  
   axel  -  13.05.19 18:16

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nausicaä" zu "frühling z2"

einfach toll, dieses frühlingsgedicht. du findest in deinen gedichten häufig ganz eigene, besondere bilder. wunderschön, ohne kitschig zu sein.

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