Eine kleine nachdenkliche Geschichte zum Jahresende   95

Kurzgeschichten · Nachdenkliches · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Rüdiger Honk Jones      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 29. Dezember 2017
Bei Webstories eingestellt: 29. Dezember 2017
Anzahl gesehen: 1946
Seiten: 3

Weihnachten ist so ziemlich die schönste Zeit des Jahres. Zumindest war sie es früher einmal. Aber ich will ja nicht undankbar erschinen, man muß dankbar sein für jeden Tag, den man in relativer Gesundheit erleben darf.

Was mir allerdings wirklich stinkt ist dieser ganze Konsumwahnsinn, der mit jedem Feiertag einher geht.

Immer nur kaufen, kaufen und immer mehr kaufen. Wenn man sich aber mal fragt, wozu das alles? Hat man wirklich eine gute Antwort? Ich denke eher nicht. Man tut es, weil es eben alle anderen auch tun. Wir sind wie die Lemmminge. Immer dem vorauseilenden hinter her, egal welchen Unsinn der auch immer treiben mag.

Und irgendwie entkommt man dem ganzen schlamasssel auch nicht wirklich. Sicher, man kann sagen ich mach da nicht mehr mit!

Aber sobald man in den nächsten Laden geht um sich für die Feiertage zu verproviantieren ist man dem ganzen Wahnsinn auch schon wieder ausgeliefert. Und ich denke nur die aller wenigsten unter uns können sich dagegen verwahren, dem hinterhältigen Handelsmann – oder besser den dahinterstehenden Wissenschaftlern und Werbestrategen – ins Netz zu gehen und mehr zu kaufen, als man eigentlich vorgehabt hatte.

Ich habe in zwischen gelernt, ehe ich zum Einkaufen gehe, erst einmal ordentlich was in den Magen packen. Mit vollem Bauch kauft es sich besser ein, weil man weniger mit nimmt als man das mit knurrendem Magen tun würde.

Ich mag Werbung nicht sonderlich. Ich schätze zwar die Prospekte, die mich jede Woche informieren, wo es was abzustauben gibt. Aber diese Fernsehwerbung zum Beispiel empfinde ich zum größten Teil nur als stöhrend. Obgleich es auch lustig gemachte kleine Werbegeschichten gibt, die mich dann doch amüsieren. Auch wenn mir zumeist der tiefere Sinn der Botschaft verschlossen bleibt.

Aber ich schweife – mal wieder – vollkommen ab.

Was ich eigentlich hatte sagen wollen hat mit Sonderzahlungen zu tun, die da zum Beispiel Weihnachtsgeld heißen. Ich hab mir mal überlegt, was ich mir alles für Ärger hätte ersparen können, hätte ich diese zusätzliche Finanzspritze nicht gehabt.

Im letzten Jahr zum Beispiel entschied sich mein lang gedienter Fernseher den Heldentod zu sterben. Er ging mitten in der interessantesten Dokumentation plötzlich und unerwartet aus. Und er wollte sich nicht wieder einschalten lassen.
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Tja, Friede seiner Asche, könnte man da sagen.

Ich stieg also in den Keller und suchte nach Ersatz. Und – oh Wunder – ich hatte den alten Röhrenfernseher noch tief im Chaos vergraben stehen gehabt. Er sollte eigentlich schon lange auf dem Müll gelandet sein. Zumindest, wenn es nach meiner Frau gegangen wäre…

Doch nun war sie hoch erfreut darüber, diesen Schatz aus der Vergangenheit hier in ihrer heiligen Halle vor zu finden.

Diese Freude hielt allerdings nur bis nach den Feiertagen, den der alte Haudegen hatte schon so seine Macken.

Es mußte also ein neues Gerät her. Kurzer Hand fuhren wir in den Elektronikhandel unseres Vertrauens und holten ein neues Highend – Gerät. Stolz wurde er aufgebaut und angeschlossen. In freudiger Erwartung des nun vollkommen neuen zu erwartenden Fernsehgenusses.

Doch schon als ich die Betriebsanleitung in den Händen hielt, verfinsterte sich mein Gesicht. Ich wollte eigentlich NUR ein Fernsehgerät, mit dem ich meine Serien und gelegentlich Dokus oder einen Krimi sehen konnte.

Eine Stunde nach dem ich angefangen hatte in der Betriebsanleitung zu lesen schwirrte mir der Kopf. Nach weiteren unendlich erscheinenden dreißig Minuten stieß ich auf einen Abschnitt, in dem erklärt wurde, der Fernseher hätte ein sich selbst erklärendes Menü.

Was bitte hatte der?

Und vor allen, warum schrieben die das erst auf Seite einundertsiebzehn?

Nun, ein rechter Mann – das weis ich wohl – braucht kein Buch um eine technische Sache zu begreifen. Tja. Da hätte ich früher mal drauf kommen sollen.

So griff ich mir die Fernbedienung und zappte mich durch das Menü. Allerdings nur um weitere zwei Stunden später feststellen zu müssen, das auch das mich nicht wirklich weiter gebracht hatte.

Der Bildschirm sagte mir noch immer er hätte kein Signal, kein Programm, einfach gar nichts. Selbst die Eistellungen der Grundfunktionen blieb vollkommen ergebnislos. So blieb zunächst einmal nur übrig, die Aktion unter Schimpf und Schande der Frau einzustellen. Es machte einfach keinen Sinn mehr, einen Krieg zu führen, den man nicht gewinnen konnte.

Am anderen Tag ging es wieder zum Händler der dann erklärte, es läge wahrscheinlich daran, daß unsere Anschlüsse nicht so ganz kompartiebel seien.
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Und so erhielten wir den Rat diverse Adapterkabel mit zunehmen und es damit zu versuchen.

Gesagt.

Getan.

Ergebnis : Fernseher 2. User – also meine Wenigkeit – 0 .

Wieder zum Händler.

Wieder Beratungen, die neue Ausgaben zum Ergebnis hatten.

Letzten Endes um die Sache etwas abzukürzen, gab ich Kabel, Reciver, nebst Fernseher wieder zurück und besorgte mir im Internet einen alten gebrauchten Flachbildfernseher, der genau das tat, was er sollte.

Er ließ mich in Ruhe und Frieden meine Serien, Dokus und Krimis genießen. Ich glaube ich bin einfach zu Analog für diese neue moderne Welt. Sozusagen ein Dinosaurier der alten Zeit. Unflexibel und unbelehrbar.

Aber man muß ja auch nicht unbedingt immer das Neueste vom Neuen haben. Vor allem nicht, wenn man den Zenit seines Lebens schon überschritten hat und sowieso nicht mehr alles so wirklich durchblickt.

Weihnachten ist – glaube ich – noch immer schön. Und früher war mehr Lametta! Aber die Zeit zwischen den Jahren ist die Hölle auf Erden. Vor allem wenn es einem da so ergeht wie ich es hier beschrieben habe.

Aber trotzdem wünsch ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr. Egal wer oder was ihr sein mögt. Und egal, ob ihr euch dem Konsum in den Weg stellt oder mit ihm schwimmt, oder gar von ihm überrollt werdet.
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Punktestand der Geschichte:   95
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