Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Michael Fleischer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. März 2001
Bei Webstories eingestellt: 9. März 2001
Anzahl gesehen: 2482
Seiten: 2

Damit es keine Mißverständnisse gibt : ich lebe noch. Ich hab zwar keine Ahnung, wie lange es noch andauert, aber im Moment geht's mir eigentlich ganz gut. Ich bin nicht krank, ich habe keine Feinde in der Regierung und meine Depressionen sind bei weitem nicht so stark, um mich dazu veranlassen zu können, aus dem Fenster zu springen oder sonst noch irgendeine Dummheit zu begehen. Doch immer wieder beschäftigt mich diese "was-wäre-wenn"-Frage; und da meine ich nicht mal das, was nach dem Ende kommt, nein... ich denke eher daran, wie viele Menschen es eigentlich gibt, die dieser Ereignis nicht nur nicht gefreut hätte, sondern auch dazu veranlassen würde, ein bißchen darüber nachzudenken... na ja, was für ein Geschöpf ich war und wie mein Leben verlief und was ich so in dessem Verlauf machte - nicht nur meine Spinnereien, sondern, vielleicht, auch die Kleinigkeiten, die jemanden auf irgendeine Weise halfen oder wenigstens die, die niemandem Schaden zufügten.

OK, sie sind versammelt - all die, die mich zu tolerieren versuchten. Verwandte lasse ich gleicht weg, denn egal, wie sie zu mir stehen... ääh, standen, sie bleiben meine Familienangehörige, es bleibt ihnen ja nix Anderes übrig. Ich weiß nicht, ob meine Mutter jemanden zu meiner Beerdigung einlädt und ich weiß auch nicht so genau, ob es angebracht wäre, also läßt sich ein genaues Bild nicht vorstellen. Ich denke eher an die, die ich persönlich kenne und die mir... na ja, nicht egal sind.

Eine Weile dachte ich sogar daran, die Einladungen schon jetzt auszusenden, damit ich sicher sein kann, daß die Betroffenen da sein werden, vielleicht tue ich's sogar, irgendwann. Doch stellen Sie sich vor : ein Freund von Ihnen gibt Ihnen einen Umschlag mit einem entsprechenden Brief darin. Sie fragen ihn : "Was ist das ?", und da antwortet er : "Oh, ist nich' so wichtig, is' nur 'ne Einladung zu meiner Beerdigung, ich hoff', du kannst kommen ?" Na, wie hört's sich an ? Aber eigentlich wäre so was nicht genau das, was ich mir erwünsche. Ich meine, klar kommen sie alle zu dir (zu der Stelle, wo du jetzt liegst), keine Frage, schon deswegen, weil keiner danach gefragt werden möchte, wieso er nicht gekommen sei. Uhu. Aber soll ich eigentlich froh darüber sein ? Gleich danach gehen die wahrscheinlich ins Kino oder auf ne Party, wo sie dann noch einen Grund haben, sich zu besaufen. Stoßen wir auf Michael an, einen wunderbaren Freund, der viel zu früh von uns gegangen ist.
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.. Ah, fickt euch doch !

In all der Zeit, in der ich existiere habe ich mir wirklich viele Dinge gewünscht, sogar allzu viele, würde ich sagen. Solche, die schon am nächsten Tag wahr werden könnten, aber auch solche, die von dieser Welt meilenweit entfernt sind. Nein, nein, viele von denen wünsche ich mir immer noch, auch wenn sie so ziemlich märchenhaft sind. Egal. Doch wenn jemand, den ich vielleicht auch kaum gekannt habe, mit meinem Namen irgendetwas in Verbindung bringen könnte, wenn er ihn gleich vor "verstorben" hört, und auch wenn er nur dazu kommt, um sich am nassen grauen Stein mein Foto anzusehen und sich dann doch zu erinnern, wer der Bursche eigentlich war, dann... war's, vielleicht, doch noch wert ?
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Kommentare zur Story:

  Meine erst Mail an dich ,ich bin froh das ich dich kennenlernen durfte ,bis bald.

Rate mal wer an dich denkt  
anonym  -  08.09.08 13:18

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  Oh, ich glaube jetzt gehör ich wieder zu den Spätschaltern ;-) Bin ich die einzige hier, die das als satirischen Text einstuft und ihn in Anbetracht dessen gar nicht mal so unamüsant findet?! *schäm*
Naja, liebe Grüßle

[einer Bewertung enthalte ich mich mal lieber]  
Meggie  -  14.09.03 23:59

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  Ich lese aus der Geschichte sehr viel... Bosheit? Eifersucht? Hass? - Ja, was denn?
Was möchtest Du? Unsterblich sein? Unvergesslich? Unersetzbar? Oder wenigstens eine Garantie, dass Du erst dann sterben wirst, wenn zuvor alle deine Wünsche erfüllt und all deine Träume Realität geworden sind?
Das will wohl jeder, aber: Das ist mehr, als jeder von uns für sich erwarten darf. Wieso also Du? Was macht gerade Dich zu etwas Besonderem, was hebt Dich so hoch über uns alle?
Besonders dieser Satz hat mich kopfschütteln lassen: "Gleich danach gehen die wahrscheinlich ins Kino oder auf ne Party, wo sie dann noch einen Grund haben, sich zu besaufen." Klar werden sie das tun. Was dachtest Du? Für die anderen geht das Leben weiter - auch ohne Dich. Eifersüchtig? Wieso? Hast DU Dich nicht anderen Verstorbenen gegenüber auch ganz genau so verhalten? Und wieder: Was glaubst ausgerechnet DU so Besonderes an Dir zu haben, dass ausgerechnet nach DEINEM Tod die ganze Welt stille zu stehen hat?
Nee, von vorne bis hinten - nicht gefallen. Weder als Geschichte (ist sowieso keine) noch als Essay (intellektuell nicht ansprechend). Knapp vorbei ist auch daneben.  
Gwenhwyfar  -  14.02.03 11:06

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  Verdammt, jetzt habe ich einen zweiten Kommentar geschrieben.
Schon gut das die beiden Kommentare nichts Gegensätzliches aussagen.
Boah äh, das wäre Peinlich.  
Wolzenburg  -  24.08.02 14:08

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  Man muß nur gerne leben und harte Stunden schnell vergessen. Wenn man das tut braucht man sich auch keinen Kopf zu machen über die eigene Beerdigung.
Wenn ich mal den Löffel abgegeben habe, was hoffentlich noch lange dauert, dann ist es mir scheißegal was um meinen Kadaver herum passiert. Hauptsache die Familie ist versorgt.
Sprich: Frau-Kinder-Enkel . Amen  
Wolzenburg  -  24.08.02 14:04

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  Als Geschichte kann ich das nicht einstufen,eher als Hilferuf.
Du solltest einen Facharzt aufsuchen,bevor Du dich und andere gefährdest.  
Wolzenburg-Grubnezlow  -  03.02.02 09:21

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  Hm...

Meine Meinung: Oft geht es einem im Leben nicht besonders. Was Verwandte und Freunde angeht, diese können oft nicht sehen, wie schlecht es einem geht. Klar. Man verbirgt seine Schwächen... soll ja nicht gleich jeder mitbekommen, was los ist. Also macht man weiter wie bisher, fühlt sich aber unverstanden. Und genau dort setze ich den Hebel an: Ich für mich persönlich gebe zu, Probleme zu haben, ich suche Rat bei Freunden und auch Verwandten, und: Sie können sehen, dass ich Hilfe brauche. Erst dann KÖNNEN sie mir helfen! Wenn man sich den anderen verschliesst, können sie dir auch nicht helfen und sehen nur das, was DU sie sehen lässt. Ein falsches Bild deiner Selbst....sorry, das ist das was mir zu diesem Text spontan einfiel...

  
SabineB  -  25.05.01 13:30

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  Naja, mal wieder die alltägliche Depression entsorgt hier, was? Glaubst du, dass das irgendwen interessiert? Nur gut, dass du dich so kurz gefasst hast!  
Moidrams Mollands  -  03.04.01 07:55

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