Die Geschichte vom Niemandsland   29

Kurzgeschichten · Fantastisches

Von:    Jolene Dilly      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. Mai 2014
Bei Webstories eingestellt: 23. Mai 2014
Anzahl gesehen: 1620
Seiten: 2

Die Sonne färbte den morgendlichen Horizont in einem schwachen grau, als der Wagen mit dem totgeweihten Mädchen an den Mauern von Erie ankam. Sie waren über hundert Shih hoch-das waren ungefähr hundert Schritte eines Erwachsenen Mannes. Erie war ein riesiges Königreich, von allen Seiten brauchte man mindestens eine Woche mit dem Pferd ununterbrochen reiten um von einer Stelle der Mauer zur Burg, die sich genau in der Mitte des Königreichs befand, zu gelangen. Könnte man fliegen und von weit oben auf das Königreich herabsehen, würde man erkennen, dass es wie ein riesiges Wagenrad aussah; es war in zwölf Teile geteilt, die alle durch Mauern voneinander getrennt waren-diese Mauern reichten von der hundert Shih hohen Außenmauer des Königreichs bis zur Mauer die den inneren Ring von diesen Zwölf Teilen trennte. Man konnte durch riesige Tore von einem Teil des Königreichs in einen anderen und in den inneren Ring, in dem die reichen Leute und die Burg des Königs waren, gelangen. Insgesamt hatte also jeder Abschnitt des Königreichs, die übrigens alle von zwölf Fürsten regiert wurden, die wiederum dem König dienten, vier Tore; zwei Tore die in jeweils ein benachtbartes Fürstenreich führten, ein Tor, das in den inneren Ring führte und ein viertes Tor, dass so gut wie niemals geöffnet wurde, es führte durch die äußere Mauer hinaus ins Niemandsland, im Grunde war es sogar ein ungeschriebenes Gebot niemals auf die andere Seite dieses Tores zu gehen, nur Verbannte, die zum Tod im Niemandsland verurteilt wurden, kamen dorthin. Und vor eben jenem Tor stand nun, zu beiden seiten von Soldaten umgeben, das totgeweihte Mädchen. Die Sonne war zwar inzwischen ein ganzes Stück schon am Himmel entlang, geklettert, doch die riesige Mauer warf immernoch einen langen Schatten auf das Mädchen und die Soldaten-auch als es seine verbundene Hand in die Höhe steckte und sich auf die Zehenspitzen stellte konnte es das Licht nicht erreichen-die Dunkelheit schien ein böses Ohmen für das zu sein, was ihm noch bevorstehen sollte.

Das Tor, dass in einen der zwölf Türme an der äußeren Mauer eingelassen war, die alle nach einem der Wappentiere der Fürstenreiche benannt waren-dem Schwein, der Taube, des Hahns, der Kuh, des Hundes, des Schafes, des Fisches, des Hirsches, des Schwans, des Adlers, der Katze und des Pferdes-, ging ratternd und grollend, ganz langsam, auf und gewährte dem Licht endlich einen Weg hinter die Mauer, wo es sich Augenblicklich wie eine grelle Flut verbreitete und das Mädchen blendete.
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Dieses hielt sich die verbundene Hand vor die Augen und sah zurück. Es blickte auf den großen Wagen vor den sechs schwarze Pferde gespannt waren und der es und die Soldaten hierher gebracht hatte, das Mädchen wusste, dass es kein zweites Mal mit ihm fahren würde und eine Träne löste sich aus seinen feuchten Augen und kullerte sein bereits nasses und gerötetes Gesicht herab. Als es wieder nach vorne schaute, war das Tor vollständig geöffnet und die Soldaten bildeten ein Spalier, dass von ihm aus zum Tor führte. Es sah auf die glänzenden Helme und Piken, die Schwerter, die an ihre Seiten in den Halterungen steckten, und die dunkelgrünen Uniformen, die die Soldaten des Fürstenreichs des Pferdes trugen. All dies schien irgendwie fehl am Platz, viel zu übertrieben. Das Mädchen war kein Schwerverbrecher, kein Kindermörder den man zur Sicherheit der Bevölkerung verbannen musste oder lieber gleich töten oder wenigstens für immer wegsperren sollte, es war ein Kind, ein hamloses, zwar nicht mehr so kleines, aber immerhin unschuldiges Kind, dass die Krankheit ohne Namen hatte. Es wünschte sich seine Eltern, seine Familie hierher die es in den Arm nahm und ihm wehmütig viel Glück und ein Lebwohl wünschte, statt einem knappen dutzend Soldaten die es von allen Seiten umgaben und mit spitzen Waffen durch das Tor trieben. Das Mädchen wurde von einem der Soldaten hinter sich vorsichtig geschubst.

,,Jetzt geh schon, wir wollen dich nicht drängen müssen\\
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Punktestand der Geschichte:   29
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Echt super krass gut!

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