Return to Home - Hinter feindlichen Linien (Part II)   145

Spannendes · Romane/Serien

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Juli 2012
Bei Webstories eingestellt: 5. Juli 2012
Anzahl gesehen: 2242
Seiten: 62

-Beginn-



Gefesselt mit altmodischen Handschellen, hing Leo knapp über dem Boden an einem Kettenzug. Sein Schädel brummte. Seine Arme und Rippen schmerzten. Er hätte es eindeutig besser treffen können.

Der Schläger wartete nur darauf ihn wieder als Sandsack zu benutzen.

Doch erstmal wollte jemand mit dem Mischling reden.

Der Mensch trug einen teuren handgearbeiteten Designeranzug. In seinen Augen blitzte die Freude auf, als er den Mischling hängen sah. Der Anblick hatte schon etwas für sich. „Der berühmt berüchtigte Leo.“, entgegnete er emotionslos. Ein Blick auf den Baseballschläger und den umfunktionierten Defibrillator. „Ich bin irgendwie enttäuscht.“, sagte de Witt mit einem enttäuschten Grinsen im Gesicht.

„Da sind Sie nicht der Erste und nicht der Letzte, de Witt.“, gab Leo angriffslustig zurück. Auch wenn seine aktuelle Lage keinen nennenswerten Spielraum eröffnete.

Das Grinsen verschwand aus der kühlen emotionslosen Mimik des Menschen. „Sie hätten sich nicht in meine Angelegenheiten mischen sollen.“, fuhr de Witt kaltherzig fort. „Ebenso wenig wie Reek.“ Leo funkelte ihn wütend an. Was den Mann vollkommen kalt ließ. Kein Wunder, den so schnell würde der Mischling nicht wieder freikommen. Es gab niemanden der ihm den Rücken deckte. „Er hätte einfach nur seinen Job machen müssen.“, höhnte der Mensch. „Dann wäre er noch am Leben.“

Reek mochte kein Heiliger gewesen sein, doch er hatte ein Gewissen. Was ihn sein Leben kostete. Entscheidungen brachten Konsequenzen mit sich, so war das Leben nun mal. Sein Freund hatte eine Entscheidung getroffen. Die daraus resultierende Konsequenz war, das Reek sich eine der mächtigsten und einflussreichsten Person der Liga zum Feind machte.

„Ich werde Sie persönlich töten.“

Die Drohung war wirkungslos, da Sie von einem Mann kam, der gefesselt an einem Kettenzug hing. Ohne zweifel war der Mischling ein Überlebenskünstler, das ließ sich nicht bestreiten. Doch selbst aus seiner momentanen Situation kam er nicht so ohne Weiteres heraus, um seine Drohung wahr werden zu lassen.

„Das halte ich für unwahrscheinlich, Leo.“, meinte de Witt gelassen. „Jeder muss für sein Handeln die Konsequenzen tragen.
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“ Er schaute ihn einen Moment an, wandte sich dem Schläger zu, nickte knapp und schritt davon.

„Genau wie Sie, de Witt.“, entgegnete der Mischling mit einer Sicherheit, bei der man dachte er befände sich in einer anderen Lage, als jene in der er sich befand.

Zusammen mit seinen Leibwächtern verließ der mächtigste Mann der Liga unbeeindruckt die alte Fabrikhalle, stieg in seine Luxusfähre und hob Sekunden später ab.

Der Schläger ließ in freudiger Erwartung sich austoben zu können die Finger knacken.

Leo sah ihn an. „Dir wird das Grinsen noch vergehen, Arschloch.“

Mit einem freudigen Grinsen trat er näher, um ihn wie einen fleischgewordenen Sandsack zu benutzen.



***



-Vorher-



Die Liga war die größte und mitunter korrupteste Sternennation der bekannten Galaxie. Ob in teuren Nadelstreifenanzügen oder abgewetzter Kleidung. Jeder schien käuflich, bloß der Preis variierte.

Die korrupten Politiker kamen und gingen, die Megakonzerne hingegen blieben.

Daher war es kein Wunder dass bei den Bürgern eine Politikverdrossenheit vorherrschte, die in Wahljahren stets aufs neue zu geringen Wahlbeteiligungen führte.

Trotzdem herrschte keine Anarchie. Tag ein, Tag aus lebten die Leute damit. Sie nahmen es hin, da sie glaubten wieso nichts zu ändern, egal wen Sie wählten und weil sie mit ihrem eigenen Leben alle Hände voll zu tun hatten. Ihnen war wieso klar, wer die eigentliche Regierungsgewalt in Händen hielt.

Die Megakonzerne der Liga.

Eine Gesellschaft, egal wie korrupt und gesetzlos sie war, brauchte Ordnung, um zu existieren, andernfalls zerfiel alles in Chaos und Anarchie. Daran war weder den oberen Zehntausend, wie die Megareichen genannt wurden, oder dem normalen Bürger gelegen.

Nicht viel anders sah es dagegen in der Randzone aus.

Leo betrat die Bar -Green- auf Sòhò. Der Planet, bzw. das Sonnensystem lag entlang einer der Ausweichrouten des intergalaktischen Handelsverkehrs zwischen Randzone-Liga. Vor Jahren befand sich ein Hauptknotenpunkt des Handelsverkehrs in dem Sonnensystem. Doch dann wanderte eine Megagesellschaft nach der anderen ab, was die hiesige Wirtschaft völlig aus dem Tritt brachte.
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Die kleinen Gesellschaften und freien Händler siedelten sich stattdessen an, da die Preise andernorts praktisch explodiert waren.

Nach Jahren der Rezession hatte die örtliche Politik den Wandel geschafft, was viel Schweiß, Zeit und Blut kostete.

Man konnte daher verstehen dass die Leute von Sòhò nicht allzugut auf die Liga und deren Megakonzernen zu sprechen waren. Was auch einer der Gründe war, wieso Leo hierher kam. Ein anderer Grund saß in einer dunklen Nische und trank gvanischen Old-Brandy.

Er setzte sich ohne zu fragen ob der Platz frei war. Der Barkeeper wartete nur auf ein Zeichen, um die Rausschmeißer auf ihn zu hetzen. Mit den breiten Schränken war nicht zu spaßen. Leo besaß keinen allzu guten Beliebtheitswert. Was mitunter an seinem letzten Besuch lag, der eine Teilrenovierung zur Folge hatte. Wobei die Schuld dafür nicht unbedingt bei ihm lag. Zumindest nicht komplett, wie er fand.

„Du bist hier nicht gerade willkommen.“, erinnerte ihn die gegenübersitzende Kejanerin nicht allzu herzlich. „Was willst du, Leo?“



***



Sie musste nur mit der Wimper zucken, schon saß Leo auf der Straße.

Bei einer der leichtbekleideten Kellnerinnen, die auf Rollern in der Bar umherschwirrten, bestellte der Mischling einen Drink. Sie musste neu sein, da sie seine Bestellung aufnahm. Dann widmete er sich seiner frostigen Sitznachbarin zu, ohne dabei die Umgebung aus den Augen zu lassen. Er war nicht nur nicht gerne gesehen, sondern auch ein wenig unbeliebt. Daher war es durchaus ratsam seine Augen offen zulassen. „Kann ich einer Freundin keinen Besuch abstatten.“, entgegnete Leo locker. Seine Hände ruhten auf dem Tisch. Noch nahm niemand Notiz von ihm. Was sich jederzeit ändern konnte.

„Ich wusste gar nicht, dass du auf meiner Freundesliste stehst.“

Seine Mundwinkel verschoben sich leicht. „Komm schon. Hast du etwa Bali vergessen!!“

Sie schaute ihn reaktionslos an.

Bali war ein Erholungsplanet, Paradies Prime nicht unähnlich, bloß im Grenzgebiet zwischen Randzone-Liga gelegen. Sie hatten dort ein verlängertes Wochenende verbracht. Der Mischling war nicht gerade hässlich, ebenso wenig wie die Kejanerin. Eine Vergnügungsausflug.
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Beide hatten ihren Spaß gehabt. Mehr war da nicht.

„Der feine weiße Sandstrand. Die Kokospalmen. Das klare türkisfarbene Meer. Die Olè-Lagune.“, zählte Leo einige der Orte auf, an denen Sie waren. Allesamt wunderschöne, ruhige, einsame Flecken, von denen es auf Bali mehr als genug gab.

Für den Bruchteil einer Sekunde kehrten die Erinnerungen zurück. Sie spürte den Wind, roch die klare, salzige Luft, hörte die Papageien zwitschern. Ein Besuch auf Bali war ohne Zweifel einprägsam. „Das Eis wird dünner, Leo.“

Hinter 3 grimmigen Rocianern kam ein Ocleaner in die Bar. Letzteres war selbst in der Randzone ein seltener Anblick. Rocianer hingegen nicht. Und diese suchten jemand. Wen, musste nicht extra erwähnt werden.

Davon ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Obgleich er Sie bemerkte. „Ich brauch eine Transportgelegenheit.“, erklärte Leo sein Besuch ruhig. Was angesichts der näherkommenden Schläger, die ihn soeben unter den Besuchern entdeckten, schwer vorstellbar war.

Jetzt war es an der Kejanerin zu schmunzeln. Sie lehnte sich genüsslich zurück. „Tatsächlich!!“, erwiderte sie süßlich. „Weshalb?“

„Ich suche jemanden.“

„Wen?“

Sie ließ nicht locker, machte es ihm schwer, was Leo ihr kaum verübeln konnte. Nichtsdestotrotz brauchte der Mischling ihre Hilfe. Ansonsten hätte er einen Bogen um das -Green- gemacht. „Khalel.“

Überrascht blickte die Frau einen kurzen, winzigen Moment drein. Der Name sagte ihr was. Wie wohl jedem in der Bar und außerhalb der Wände. Es handelte sich um einen Terroristen, auf dessen Kopf ein Liga Kopfgeld ausgesetzt war.

„Hmm.“, lautete ihr Kommentar dazu. Sie nahm einen Schluck. „Warum?“, hakte sie ein wenig neugierig nach.

Die Rocianer näherten sich von 2 Seiten, hatten sich durch die Masse an Gästen geschoben und hielten Kurs auf Leo.

Er machte keinerlei Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. „Ich muss mit ihm etwas besprechen.“, antwortete Leo schwammig.

„Und was?“ So einfach ließ Sie ihn nicht vom Haken.

Dass es nicht einfach werden würde, war ihm ja klar gewesen, aber das jetzt grenzte ja schon an Sadismus.
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Er hatte es verdient, gestand sich Leo ein. Die Dinge lagen nun mal so, wie sie eben lagen. Daran konnte er jetzt nichts mehr ändern. Die Schläger standen kurz vor dem Zugriff. „De Witt.“



***



Lira starrte ihn an. Ihre Augen glühten, hätten Duralstahl geschmolzen. Sie saß da, nicht ein Muskel zuckte oder rührte sich. Ein tiefsitzender, glühender Zorn hatte von ihr Besitz ergriffen, als Leo de Witt erwähnte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als den Mann eigenhändig zu töten, der für den Mord an ihrem Vater und ihren Brüdern verantwortlich war. Dies wusste der Mischling, darum hatte er sich zu ihr gesetzt.

Überall dort wo Lira de Witt Schaden konnte, da tat Sie es mit inbrünstigen Freude, auch wenn der angerichtete Schaden kaum nennens- oder erwähnenswert wäre. Wahrscheinlich kannte der Mann nicht mal ihren Namen.

Sie hing nicht der Illusion hinterher diejenige zu sein, die zum Untergang von de Witt beitrug. Trotzdem ließ Lira nichts unversucht, schlug zu, raubte und sprengte sein Eigentum.

Daher war es nicht verwunderlich das Sie Sympathien für Khalel hatte. Sofern er existierte. Niemand wusste, wie er aussah, welchem Sternenvolk er angehörte oder ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Einige Verschwörungstheoretiker glaubten sogar Khalel sei erfunden, ein Mythos, eine Legende, ein Geist, dessen Schöpfer de Witt selbst war. Möglich war es, das musste Lira einräumen.

Der vorangehende Rocianer mit der hässlichen gezackten Narbe im Gesicht, wollte Leo gerade auffordern mit ihnen zu kommen, da ihr Boss noch eine Rechnung mit dem Mischling offen hatte, doch Lira machte eine deutliche Handbewegung er solle still sein. Tatsächlich sagte er kein Wort, blieb unvermittelt stehen. Woraufhin seine hinter ihm gehenden Genossen aufliefen, wie bei einem Auffahrunfall.

Die 3 hätten dafür einen Auftritt in einem Comedian Club verdient gehabt.

„Was auch immer du gegen de Witt planst“ Lira ließ keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit. „ich bin dabei.“ Ohne Wenn oder aber.

So ungerne Leo Sie mit hineinzog, Rückendeckung konnte er gut gebrauchen. De Witt würde nicht klein beigeben und die Segel streichen. Außerdem brauchte er sich um die Kejanerin keine Sorgen machen.
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Sie konnte sehr gut auf sich aufpassen. „Einverstanden.“

Der Rocianer unternahm einen erneuten Versuch, den Mischling aufzufordern mitzukommen.

Wieder hinderte ihn Lira mit der Handbewegung daran. Sehr zum Ärger des Schlägers, der langsam aber sich wütend über das Miststück wurde.

„Dann sollten wir mal los.“, meinte Lira ohne die Rocianer eines Blickes zu würdigen.

„Du oder Ich?“, fragte Leo ohne die Miene zu verziehen. Worauf sich seine Frage war klar.

Lira schmunzelte leicht, was ihr etwas Engelsgleiches verlieh. „Ich mach das schon.“ Sie stand auf, würdigte die Rocianer weiterhin keines Blickes. „Für Spielchen haben wir ja keine Zeit.“

Leo lachte, blieb entspannt sitzen und beneidete die Schläger nicht.

Die armen Kerle hatten keine Ahnung, was ihnen blühte.



***



Man konnte die Raumfähre als einen antiquierten Schrotthaufen bezeichnen. Wenn man rein nach Äußerlichkeiten ging. Darunter befand sich bengalischer Tiger. Unter der verschlissenen Außenhülle steckte ein Kokon einer Superduralpanzerung. Dazu verfügte das Raumvehikel über ein ausgeklügeltes ECM-System und messerscharfe Zähne in Form einer schwenkbaren Geschützlafette, aussetzbaren Raketenbehältern, Raketen- und Granatwerfern, die als Nahbereichsabwehr fungierten.

Wenn man als Freiberufler im Grenzgebiet, den äußeren Ligasystemen und/oder in der Randzone unterwegs war, musste man sich wehren können. Demnach täuschte der zahnlose Eindruck. Jeder der den Versuch unternahm, bekam eine blutige Nase.

„Du hast aufgerüstet.“, stellte Leo fest, als er in den Co-Pilotensitz setzte und einen Blick auf den Systemschirm warf.

Lira machte etliche Eingaben. Die APU (Aircraft Power Unit) der Raumfähre sprang heulend an, als Sie den Hauptreaktor anwarf und die Triebwerke warm laufen ließ. Etliche Anzeigen erschienen auf den Hauptschirmen, der HUD-Cockpitscheibe. „Ein Mädchen muss sich schützen.“, entgegnete Lira schlicht.

Wohl wahr!! Leo schmunzelte herzlich. Nur war die Kejanerin nicht unbedingt die Unschuld vom Lande. Sie war eine Meisterin ihrer heimatlichen waffenlosen Kampfkunst Sho’gon. Was die Rocianer am eigenen Leib erwahren mussten.
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Der ungleiche Kampf, eher ein Sparring für Lira, hatte nicht mal 1 Minute gedauert. Die hatten nicht mal gewusst, wie ihnen geschah. „Manche mehr als andere.“

Die Systemdiagnose zeigte keine Fehler an. Lira startete die Triebwerke, die fauchend ansprangen und in ein rhythmisches heulen übergingen.

Bei der Triebwerksanzeige war alles im grünen Bereich.

Alle überlebenswichtige Systeme waren online.

Leo schnallte sich an und zog den Gurt fest.

Sanft erhob sich die Raumfähre aus der Parkbucht des Raumbahnhofs, passte sich dem abgehenden Verkehrsstrom an, gewann an Höhe, durchstieß eine Schleierwolke, schwenkte in eine der Abflugrouten und ließ Sòhò allmählich hinter sich.

„Wo fangen wir an?“, fragte Lira den Mischling neben ihr.

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-Eins-



Auch wenn niemand wusste, ob es Khalel wirklich gab, stand er ja nicht im NetCom Verzeichnis oder hatte ein Profil auf NetSocial. Bei einem Kopfgeld von gerade Mal 1 Million machten sich die etablierten Kopfgeldjäger nicht die Hände schmutzig. Eher schon die Amateure oder Möchtegern Jungs, die auf das schnelle Geld aus waren. Doch der Aufwand stand nicht im Verhältnis zum Nutzen. Khalel rangierte auf der Most-Wanted-List der Liga Sicherheitsbehörden und Geheimdienste auf Platz 67. Also unter den Top 70. Man sah ihn nicht als unmittelbare Gefahr für die aktuelle Sicherheitslage.

Trotzdem ging er nicht haussieren, hielt sich bedeckt und blieb im Untergrund.

Was ihn schwerer zu finden machte, sofern man nach ihm suchte.

Eine intensivere Suche musste so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Jedoch genug um ihn ausfindig zu machen. Ein Drahtseilakt. Der Freunde wie Feinde auf den Plan rufen konnte.

Leo hatte schon vorab Erkundigen eingeholt. Dabei stieß er auf Khalel. Flüchtig hatte er von ihm gehört, mehr aber auch nicht. Durch den Hintergrund, den der Mischling zur Tage förderte, fokussierte er sein Interesse an Khalel. Sie konnten sich gegenseitig behilflich sein. Aus diesem Grund suchte Leo ihn.

Ein Veraner, groß wie breit, ließ jede Freundlichkeit vermissen, als Leo und Lira an der Reihe waren.
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Mit dem Riesen war nicht gut Kirschen essen. „Die Schnecke darf rein.“, gab er kurz und bündig mit, nach dem er die Kejanerin von Kopf bis Fuß gemustert hatte.

Andere machten sich ohne Zweifel vor dem Veraner in die Hose. Zu Recht. Furcht einflößender ging es kaum. Selbst eine Horde Goongs wirkten dahin gehend wie Pfadfinder. „Er gehört zu mir.“, erwiderte Lira keinesfalls eingeschüchtert.

Zwei nicht minder große Kolosse schmissen einen Kaaener raus, warfen ihm seine Lederjacke entgegen und machten klar das für Ihn heute Schluss war. Kaaener gehörten nicht gerade zu den Schwächlingen der hiesigen Galaxie, aber im Gegensatz zu den Rausschmeißern war er kaum in der Lage sich mit ihnen anzulegen. Jedenfalls in seinem jetzigen, betrunkenen Zustand. Die Tätowierungen zeigten, dass er nicht gerade ein Kind von Traurigkeit war.

„Du hast einen schlechten Geschmack, Kleines.“, erwiderte der Veraner abfällig.

Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Du bist nicht mein Priester.“

Leo hielt sich zurück. Lira provozierte ihn schon genug. Er hoffte bloß die Unbehaglichkeit merkte man ihm nicht an. Bei einem Veraner zog selbst er seinen Kopf. Immerhin mussten Sie in den Club. Dort hielt sich jemand auf der ihnen helfen konnte mit Khalel in Kontakt zu treten. Sie mussten nur an dem Türsteher vorbei, der nicht jeden reinließ.

„Fein.“, lenkte der Veraner trocken ein.

Lira und Leo gingen an ihm vorbei, durch die Detektorschleuse, zahlten den Eintritt via Geldkarte und betraten den Nachtclub 7of7 in der Megastadt Colò auf Pàn in der Randzone.



***



Der Club besaß eine riesige offene Fläche. Mit einem Dutzend Bühnen wo Go-Go Tänzerinnen dem Publikum mit ihren Darbietungen einheizten. 3 DJ’s sorgten für die musikalische Ausrichtung. Auf der Hauptbühne am anderen Ende des Clubs, was fast 200 Meter waren, konnten Live-Acts ihre Show abziehen.

Die Emporenebene war in 5 Bereiche unterteilt, jede mit einem eigenen Aufgang und separaten Zugang zu den Bereichen. Die Bereiche wiederum waren untereinander abgeschottet und jeder konnte sie betreten, sofern man nicht über die entsprechenden Kontakte verfügte.

Das gemeine Volk begnügte sich mit der Null-Ebene.
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Alles darüber zog die Empore vor.

Unter anderem auch jener Mann, der ein Treffen mit Khalel arrangieren konnte. Oder zumindest über die entsprechenden Verbindungen verfügte, um ihm eine Nachricht zu kommen zulassen.

Er hieß Malcòm, bezeichnete sich als Geschäftsmann und hatte seine Finger in allem. Ob legal oder illegal, spielte keine Rolle. Er machte mit jedem Geschäfte der bereit war den Preis zu bezahlen, der je nach Art des Geschäfts variierte.

„Sag deinem Boss, dass Leo ihn sprechen will.“, ließ der Mischling den Bodyguard wissen der ihnen den Weg versperrte.

Der Malianer gab die Anfrage via Com weiter, wartete einen Moment und ließ die Beiden schließlich vorbei, als das Okay über den Ohrempfänger kam.

Malcòm war selbst ein Malianer. Er hatte es zu Ruhm und Ehren gebracht. Je nach Sichtweise. Neben seinem Geschäftssinn war er gleichzeitig Truppführer seines eigenen Söldnertrupps.

Als Leo und Lira die Empore betraten, sahen Sie das seine Geschäfte scheinbar ganz gut liefen. Andererseits lebte Malcòm ein exklusives Leben. Einhergehend mit dem Ruhm und den Ehren ging der Reichtum, den er mit seinen Geschäften anhäufte. Entsprechend ausschweifend lebte er. Umgab sich mit allerhand hübscher Frauen und sonstigen Luxusgütern, die Freude bereiteten.

Ein Meer aus wunderhübschen Frauen leisteten dem Söldnerchef Gesellschaft. „Sieh mal einer an.“, rief der Malianer ausschweifend, winkte die 2 heran und lehnte zusammen mit 12 Frauen genüsslich auf der großen Ledercouch. „Welchem Umstand verdankte ich die Ehre euch wiederzusehen?“

Auf 2 Rundellen tanzten je eine Tänzerin.

Leo ließ den Blick schweifen. Es gab ja genug zusehen. Eine Frau hübscher wie die Andere. Als ob Sie einem Katalog entsprungen waren, was wohl auch der Fall war. Malianer neigten nämlich nicht dazu sich einen Harem zu leisten. Eigentlich war dies bei ihnen Zuhause verpönt.

Lira beachtete das hiesige Treiben nicht besonders. Diese Art der gesellschaftlichen Zurschaustellung war ihr einfach suspekt. Dass sich jemand wie Malcòm mit hübschen Frauen umgab, war nicht sonderlich überraschend. Nicht dass der Malianer hässlich war, im Gegenteil, aber jeder lebte nach seinem eigenen Geschmack.
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„Das Einlösen alter Schulden.“, antwortete Leo und schaute zum Söldnerchef.

Damit hatte er natürlich gerechnet. In seinem Metier kam man ihn nicht einfach so besuchen. Alles war irgendwie geschäftlich miteinander verknüpft. Dabei konnte er die beiden ganz gut leiden. Was Malcòm nicht von jedem behaupten konnte. „Wollt ihr was Trinken? Geht ausnahmsweise aufs Haus.“, bot er gastfreundlich an.

Der Mischling schüttelte den Kopf.

Lira hingegen nahm sich ein unbenutzten Glas vom großen Glasschwebetisch, fühlte sich den gekühlten Champagner ein und nahm ein Schluck. Die Flasche kostete pro Stück 5000 Credits. Und 3 davon standen in Kühlern auf dem Tisch. Zusammen mit einer Häppchenplatte.

„Wie kann ich die Schuld einlösen, Leo?“, fragte Malcòm gelassen. Es kam auch keinen Grund, warum er nervös oder dergleichen sein sollte.

Er zögerte einen Moment. „Ich glaube das sollte unter uns bleiben.“ Man konnte ja nicht wissen, wer alles mithörte. Zu sorglos wollte Leo auch wieder nicht sein. Je weniger davon wussten umso besser.

„Verstehe.“ Der Malianer nahm es locker und ohne großes Aufsehens. „Ihr habt den Mann gehörte Ladies.“ Die Frauen erhoben sich kommentarlos und gingen. „Also!! Für was willst du die Schulden einlösen?“

„Ein Treffen mit Khalel.“

Nichts ließ erkennen, was er davon hielt. Malcòm breitete die Arme auf der Lehne aus, ließ Leo und Lira nicht aus den Augen. Die vorgetragene Schuldeinlösung war nicht ohne. So viel war mal sicher. „Dass liegt außerhalb meiner Möglichkeiten.“, entgegnete er weiterhin locker.

„Wenn du es nicht kannst, wer dann?“, mischte sich Lira ein.

Er zog die Lippen zusammen. „Es ist keine Frage des Könnens.“, erwiderte er sachlich.

„Sondern?“, hakte die Kejanerin hartnäckig nach. Als Verhandlungspartnerin war Sie eine harte, schwer zu knackende Nuss.

Doch das machte ihm nichts aus. Ganz im Gegenteil. „Der Machbarkeit.“ Malcòm schlürfte von seinem Glas, blickte die 2 an. „Khalel ist äußerst misstrauisch, was Fremdweltler angeht.“, erklärte er ohne Zurückhaltung.
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„Er umgibt sich nur mit seinesgleichen und tritt nie persönlich in Erscheinung. Alles läuft über Mittelsmänner.“

„Für den Anfang reicht es, wenn du ihm die Nachricht für das Treffen übermittelst.“, eröffnete Leo. Er hatte damit gerechnet. Das Misstrauen war verständlich. „Er kann Ort und Zeit bestimmen.“ Damit gab er die Kontrolle für das Treffen ab. Sie durften nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen oder ein Treffen fordern. Ganz egal wie wichtig der Hintergrund war.

Natürlich verfolgte der Mischling damit ein Ziel. In dem man dem Anderem die Kontrolle überließ konnte dieser alles notige arrangieren und festlegen. Wodurch dieser sich wiederum in Sicherheit wusste, da alles auf ihn zugeschnitten war. Er konnte alle möglichen Gefahren eliminieren oder minimieren.

Sie standen auf. Mehr gab es nicht zusagen. Malcòm wusste bescheid. Jetzt musste der Malianer die Nachricht weiterleiten. Wie lange es dauerte, war schwer zu sagen. Solche Angelegenheiten hatten ihre ganz eigene Dynamik. Je nachdem über wie viele Kanäle ihr Anliegen zu Khalel ging. „Sag Bescheid, wenn du von ihm hörst.“

Lira und Leo wandten sich zum Gehen.

„Wie erreiche ich euch?“, wollte Malcòm wissen.

„Du findest uns schon.“



***



Als Khalel in Person eines Mittelsmanns an Malcòm herantrat, ging es die ersten 7 Lieferungen ausschließlich um medizinische Güter, wie Medikamente, Operationsbesteck, Bio-Scanner und Erste-Hilfe-Kits. Sobald eine Lieferung zusammengestellt und ausgeliefert war, war sie sprichwörtlich aus dem Auge aus dem Sinn. Die Kunden bestellten, bezahlten und bekamen ihre Bestellung.

Zwischen den Lieferungen für Khalel lagen 2 Monate. Neben den medizinischen Gütern kamen nach der dritten Bestellung Heizspulen, antike Brennöfen, Samen für Kartoffeln und Tomaten, Teile für eine Wasseraufbereitungsanlage, Wasser, Getreide, Mehl.

Fortan wechselten sich die Bestellungen ab.

Bis der Mittelsmann ab der siebten Bestellung Pulser, Sprengstoff, Zeitzünder und Panzerwesten in Auftrag gab. Natürlich kostete eine derartige Lieferung mehr als die voran gegangen. Doch Khalel bezahlte jede Bestellung auf den Penny genau.
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Genauer gesagt in Edelsteinen, ungeprägten Gold- und Silberbarren.

Malcòm traf den Mittelsmann, gab Leo’s Nachricht weiter. Mehr nicht.

Ab da war die Nachricht nahezu 137 Stunden unterwegs, bis Sie Khalel erreichte.

Er las die Nachricht höchstpersönlich. Gleichzeitig hatten seine Leute ein Dossier über den Mischling Leo und die Kejanerin Lira erstellt. Einer seiner Offiziere, wenn man so wollte, ließ sie überwachen.

Khalel Organisation oder Gruppierung besaß bei Weitem nicht die Möglichkeiten Informationen einzuholen wie vergleichbare Organisationen oder Gruppierungen. Sie reichten aber aus um Lebensläufe der Zwei zu zeichnen.

Mit der Übermittlung der Nachricht bürgte Malcòm praktisch für die Beiden. Hinzu kam der Umstand, dass er Ort und Zeit für ein Treffen bestimmen konnte. Was die Chance in eine Falle zu tappen verringerte aber nicht ganz ausschloss. Andererseits gab es keine Hinweise darauf das Sie beabsichtigten ihm zu schaden. Das Kopfgeld war der Mühe nicht wert.

Je länger Khalel darüber nach dachte, umso neugieriger wurde er.

Weshalb wünschte man ein Treffen mit ihm?

170 Stunden war die Antwort mitsamt der neuen Bestellung unterwegs, die Khalel in Auftrag gab, als der Mittelsmann beides an Malcòm weiterleitete. 40 Minuten später überbrachte er den Speicherkristall Leo und Lira.

Der Mischling decodierte die Antwort, las Sie sich durch, reichte das Lesegerät an Lira weiter. Khalel hatte einem Treffen unter seinen Bedingungen zugestimmt. Der erste Schritt war getan.

„Ich hoffe doch du hast keine Dummheiten vor, mein Freund.“ Der Malianer bezeichnete nicht viele Leute als Freunde. Leo und Lira kamen der Bezeichnung am ehesten heran.

Leo schaute ihn an. Weshalb er es erwähnte, war ihm klar. Malcòm hatte mit der Weiterleitung der Nachricht praktisch für Sie gebürgt. Etwas derartiges tat er nicht für jeden, egal was er demjenigen schuldete. „Du hast mein Wort.“

Sofern ihn das beruhigte, zeigte es der Söldnerchef nicht. Das Wort von Leo reichte ihm. Ein kurzer Seitenblick zu Lira.

Sie schüttelte leicht den Kopf. „Keine Dummheiten. Versprochen.“

„In 30 Stunden wird die Bestellung ausgeliefert.
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“, erklärte er. Bei der Auslieferung sollten die Beiden anwesend sein. Sie war ein Teil der Reisepläne die Khalel für das Treffen arrangierte. „Ich hol euch ab.“



***



Die Auslieferung fand auf dem riesigen Gelände des alten Frachtdepots statt.

In den Frachtcontainern befand sich die gewünschte Lieferung, die vom Mittelsmann genau geprüft wurde. Während die Frachtcontainer umgeladen wurden, fand die Bezahlung statt.

Dabei prüfte Malcòm die Edelsteine, überwiegend rosa Diamanten. Als alles soweit seine Richtigkeit hatte, war der Deal abgeschlossen.

Nun wandte sich der Mittelsmann der Kejanerin und dem Mischling zu. Er war nicht gerade erfreut darüber. Man konnte dem Mann ansehen das er ihnen nicht traute. Was andererseits auch bei dem Malianer galt.

Neben den Frachtcontainern hatte die Frachtfähre einen Transportcontainer geladen, in dem im allgemeinen Tiere von A nach B transportiert wurden. Container/Boxen dieser Art verfügten über eine integrierte Energiequelle, in der Regel eine Brennstoffzelle, sowie ein Lebenserhaltungssystem das über die Brennstoffzelle mit Energie versorgt wurde, sofern der Container nicht an das Versorgungssystem des Transportschiffs angeschlossen war.

Lira’s Begeisterung über den Umstand in den Transportcontainer zu müssen, hielt sich sichtbar in Grenzen.

Malcòm trat zu den Beiden. „Von jetzt an seit ihr auf euch gestellt.“ Er konnte ihnen keine Rückdeckung geben, selbst wenn der Malianer gewollt hätte. Leo gluckste. „Wenn ihr irgendwelche Hilfe braucht“, flüsterte er ihnen zu. „ruft mich an.“ Auch wenn seine Schuld eingelöst war, konnte er die Beiden nicht so einfach ihrem Schicksal überlassen. In seinem Metier hatte man nicht viele Freunde. Er konnte seine an einer Hand abzählen und die 2 gehörten dazu.

Sie verabschiedeten sich von dem Malianer, schauten einander an und begaben sich in den Transportcontainer. Die Rampe wurde hinter ihnen geschlossen und versiegelt. Dann wurde der Container in den Stellplatz bugsiert und gesichert.

Kurz darauf hörten Lira und Leo wie die Triebwerke aufheulten. Mit einem Ruck startete das Raumfahrzeug.



***



Frachtfähren besaßen keinen Hyperraumantrieb.
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Der dafür benötigte Platz hätte Frachtkapazitäten gekostet und die waren bares Geld wert. Hinzu war die Installation eines Hyperraumgenerators sinnlos, da die vorhandenen Frachtkapazitäten zu gering waren um Gewinne zu erzielen. Außerdem gab es Raumfrachter und Transportschiffe, die Hyperraum tauglich waren. Daher wurden Frachtfähren ausschließlich für Umschlags- oder Transportflüge innerhalb eines Systems verwendet. Da nicht überall ausreichend Liegeplätze, Frachtterminals oder Umschlagsrampen vorhanden waren. Und Zeit war bekanntlich Geld. Je länger ein Transportschiff/Raumfrachter auf seiner Ladung sitzen blieb, umso treuer wurde es. Eine schnellstmögliche Löschung der Fracht hatte daher absolute Priorität.

Wie lange die Frachtfähre zum Transportschiff oder Raumfrachter brauchte ließ sich so abgeschottet schwer sagen. 40 Minuten bis 1 Stunde schätzte Leo frei heraus. Die Umladung erfolgte recht zügig.

Eine Weile verging bis Sie das obligatorische Zittern spürten, was den Sprung in den Hyperraum ankündigte.

Es mussten einige Stunden vergangen sein, als das Zittern zu spüren war. Demnach war das Transportschiff/Raumfrachter aus dem Hyperraum gesprungen. Dann ging alles verhältnismäßig schnell. Was einen Grund hatte.

Der Transportcontainer wurde vom Versorgungssystem genommen.

KLACK!!

KLACK!!

KLACK!!

KLACK!!

Die magnetischen Verriegelungen wurden getrennt.

Kurz darauf ging ein Ruck durch den Container.

Darauf folgte nichts.

Weshalb man nur zu einem Schluss kommen konnte.

Man hatte den Transportcontainer im wahrsten Sinne des Wortes im Weltraum ausgesetzt.

Leo hoffte, dass die Schweißnähte und Nieten standhielten. Ein Leck wäre nämlich ziemlich ärgerlich. Zumal man ihnen keine Schutzanzüge zur Verfügung gestellt hatte.

Laut der Anzeige reichte die Energieversorgung über die Brennstoffzelle für circa 70 Stunden. Je nach Belastung des Lebenserhaltungssystems.

Ihre Aktivitäten hatten sich schon vorher auf ein Minimum beschränkt, da man nicht allzu viel unternehmen konnte, wenn man in einem Transportcontainer eingesperrt war.
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Durch die Anzeige hatten Sie ein ungefähres Zeitfenster.

Nach etwas über 9 Stunden im Nichts des Weltraums wurde der Transportcontainer aufgenommen. Die Übergabe war erfolgt. Was Sie ein wenig erleichterte. Auch wenn man keine echte Ahnung hatte. Möglicherweise hatte es sich Khalel auch anders überlegt, weshalb man Sie aussetzte und jetzt hatten Sie irgendwelche Typen am Haken.

Vielleicht kamen Leo und Lira schon früher auf Malcòms Hilfsangebot zurück.

Wer auch immer Sie aufnahm, sprang kurze Zeit später in den Hyperraum.

Der Transportcontainer wurde nicht ans Versorgungssystem genommen, sondern blieb auf Eigenversorgung.

17 Stunden später kehrten Sie in den Normalraum zurück. Weitere 23 Stunden vergingen als leichte Erschütterung zu spüren waren, zu denen sich teilweise Schläge mischten. Gleichzeitig wurde es merklich wärmer. Die Temperatur stieg unaufhörlich.

Was nur eins bedeuten konnte.

Sie traten in eine planetare Atmosphäre ein.



***



Der unruhige Flug fand schließlich doch ein Ende.

Dafür gab es wenig später einen Schlag.

BAAM!!

Und plötzlich befand sich der Transportcontainer im freien Fall.

Der Wind pfiff seine ganz eigene Komposition für Lira und Leo. Der Container wurde umhergewirbelt, wie in einer Achterbahn von einem Vergnügungspark.

Ein doppeltes SCHWUUB ertönte und die Lage stabilisierte sich.

Fallschirme.

Ein ordentlicher Rumms ging durch den Container, als dieser auf dem Boden landete.

Ruhe kehrte ein.

Ein Summton folgte 3 Stunden später.

Das Zeitschloss des Transportcontainers hatte sich freigeschaltet.

Lira und Leo stemmten die Rampe auf.

Kurzzeitig wurden Sie vom grellen Schein der Sonne geblendet.

Als sich ihre Augen an das Tageslicht gewöhnten, sahen Sie, wo sie abgeworfen wurden.

In einer scheinbar trostlosen Steppe auf irgendeinem Planeten irgendwo im Einzugsbereich der Randzone. Niemandsland.

Sie verließen den Container, vertraten sich ein wenig die Beine, schauten sich bei der Gelegenheit gleich mal um.

Keine Menschenseele zusehen.
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Die Gegend war karg und rau.

Die Steppe war umrandet von schroffen Felswänden. In der Ferne sah man ein Gebirgszug mit schneebedeckten Hängen. Der Himmel über ihnen war klar. Eine kleine orangegelbe Sonne stand am Firmament.

„Was jetzt?“, fragte Lira ungehalten. Sicherlich lud Khalel sie nicht zu einem Trip nach Paradies I oder Bali ein. Etwas einladender hätte es jedoch schon sein können. Doch wie es aussah, lag der Planet abgeschieden genug, um vor Siedlungseinflüssen verschont zu bleiben. Was ihn wiederum ideal für konspirative Treffen machte. „Du hast uns schließlich die Suppe eingebrockt.“, erinnerte ihn die Kejanerin verärgert.

Ein wenig hilflos schaute sich der Mischling um. „Keine Ahnung.“, entgegnete Leo ihr schlicht und einfach. Das war der Nachteil, wenn man nicht selbst die Planung übernahm. Dann wusste man meist in welchem Schlammassel man steckte. So hatten Sie keine Ahnung, wo Sie sich überhaupt befanden.

Lira schüttelte den Kopf. „Ich bin ja selbst schuld.“, nuschelte die Frau resignierend. Die Möglichkeit gegen de Witt vorzugehen hatte ihr Urteilsvermögen getrübt. Jetzt war sie mittendrin, statt irgendwo ein bisschen Geld zu verdienen oder ein wenig Spaß zu haben.

Ein Wiehern ertönte. Kurz daraufhin erschien eine Reiterschaft auf dem südlichen Hügelkamm, keine 50 Meter entfernt. Wunderbar!! Nomaden!! Wenn es dicke kam, dann richtig.



***



Die Reiter stellten sich als Maglaner heraus. Somit hatte Lira nicht ganz unrecht, als Sie von Nomaden ausging. Denn das Volk der Maglaner waren Sternennomaden. Heimatlose Humanoide. Über die Maglaner selbst war wenig, bis gar nichts bekannt. Sie fristeten ihr Dasein meist in der Randzone. Punkt. Ihre einstige Heimatwelt war einer Katastrophe zum Opfer gefallen. Wie und in welcher Form war unbekannt, genauso wie viele überlebten. Verlässliche Zahlen gab es nicht, da sich niemand in der Randzone die Mühe einer Volkszählung machte. 100 Tausend bis 1 Million!!??

Lira zählte Eins und Eins zusammen.

Khalel war ein Maglaner!!

Und als Sie zu Leo sah, bekam Lira das Gefühl, das er dies bereits wusste. Also steckte mehr hinter der Sache? Wie sie es von vorne rein vermutete.
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Die Gruppe hatte 2 reiterlose Pferde dabei. Ihre Anwesenheit war demnach kein Zufall.

Lira und Leo stiegen auf die Pferde, folgten unter Argusaugen den Maglanern, die nicht sehr gesprächig schienen.

„Du hast es gewusst!!“, zischte Lira erbost. „Oder?“ Als Kind war Sie gerne geritten, nahm sogar an Turnieren teil. Daher hatte die Kejanerin kein Problem mit dem Reiten.

Leo schaute Sie verständnislos an. „Was soll ich gewusst haben?“, stellte er sich ahnungslos. Tatsächlich wusste der Mischling von der Vermutung das Khalel ein Maglaner war. Wofür es aber keine Bestätigung gab. Demnach konnte der Mann oder die Frau, dahin gehend gab es nicht mal eine Vermutung, auch einem anderen Volk angehören. Er/Sie musste nicht zwangsläufig Maglaner sein. Obwohl sie unter sich blieben und kaum so ohne Weiteres einen Fremdweltler in ihren Reihen akzeptierten.

Lira sah ihn böse an. Sie war versucht ihm eine zu verpassen, so dass der Mischling K.O. vom Pferd fiel. Für Spielchen hatte sie nichts übrig. Außer Poker. „Das weißt du ganz genau.“

Die Gruppe näherte sich einem Canyon.

Leo hielt respektablen Abstand. Ihm waren ihre Ausbrüche wohl bekannt. Er hatte seine Lektion gelernt. Eigentlich. „Gewusst!“, wiederholte er und blickte Sie direkt an. „Nein.“ Was die Wahrheit war. Ihm war klar, dass Sie ihn lesen konnte. Eine ihrer verborgenen Eigenschaften. Worauf manch einer allergisch reagierte. „Vermutet!“, sagte Leo. „Ja.“

„Es ist also ein Auftrag von Essien?“

Die Maglaner kümmerte die Unterhaltung nicht.

Der Mischling nickte knapp. „Irgendwie schon.“, gestand er ihr offen. Alles andere war ja auch zwecklos. Leo rutschte im Sattel hin und her. Sein Po war eingeschlafen.

„Worum geht es?“, hakte Lira nach.

Er zögerte. Nicht weil Leo ihr nicht vertraute. Sondern weil es nicht ausschließlich darum ging, weshalb er Khalel suchte. Sie alle verband noch etwas.

Nämlich de Witt.

In dieser Hinsicht waren sich Lira und Leo einig.

Beide wollten seinen Tod.

Und wenn er richtig lag, ging es Khalel ebenso.

Was nur eine Seite der Medaille war.

Die Andere Seite bereitete ihm mehr Sorge, da Sie nicht klar umrissen schien, obgleich der Zusammenhang vorhanden war.
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Seit Sie in den Canyon geritten waren, hatte Leo das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Der Körpersprache der Maglaner nach war es sicher. Er blickte zu Lira. Zweifelsohne war Leo ihr eine Antwort schuldig. Sogar mehr als das. „Trillicium.“ Eine Augenbraue zuckte verständnislos. „Und die Gmah.“

Sie starrte ihn schweigend an.

Aus Furcht und einer Urangst, die nur bei der Erwähnung der Gmah zu Tage kam.

Nicht nur bei der Kejanerin, sondern bei allen Humanoiden der bekannten Galaxie.

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-Zwei-



Die Reiterschaft hielt an.

Zusammen mit 5 bewaffneten Maglanern stiegen Lira und Leo ab.

Für Sie ging es jetzt zu Fuß in einem schmalen Seitenarm des Canyons weiter.

Stellenweise war es so eng, dass man sich hindurch zwängen musste.

Das Felsgestein war stumpf und glatt. Bei dem Canyon musste es sich um einen ausgetrockneten Flusslauf handeln. Eine Glättung dieser Art kam durch die Naturgewalt des Wassers zustande. In den feinen Rissen wuchs Moos. Gleichzeitig war die Felswand mit abgestorbenen Korallen übersät, die bei Berührung zerfielen. Meist im Schatten hatte sich die karge Pflanzenwelt eingenistet.

Der Seitenarm war abschüssig und verlief nach gut 300 Metern unterirdisch weiter.

Die Wände leuchteten in einem hellblauen Schein. Grund dafür waren die Algenbakterien, die sich in den abgestorbenen Korallennestern eingenistet hatten. Mit dem hellblauen Leuchten lockten Sie Insekten und Mikroorganismen an.

Für Humanoide waren Sie ungefährlich.

Der Gang mündete schließlich in eine Höhle, einem einstigen Quellwasserspeicher.

Unzählige Stalagmiten, Stalaktiten und Stalagnaten fanden sich in der Höhle, die eine Vielzahl von Nebenhöhlen besaß. So wunderbar der Anblick auch war, so erschreckend war er zugleich. Inmitten natürlicher Tropfsteinformationen lebten Hunderte, ja Tausende Maglaner. Männer. Frauen. Kinder. Babys. Jung und Alt.

Leo bekam eine Gänsehaut.

Dies war ihr Flüchtlingslager. Hier lebten Sie im Verborgenen. Im Untergrund. In Sicherheit.
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Die Maglaner schauten Sie ohne Vorwürfe an, blieben auf Abstand. Was auch an der bewaffneten Eskorte lag, die Lira und Leo zu einer der vielen Nebenhöhlen brachte.

In einer davon hatten sie ein Lazarett eingerichtet.

Auf den Liegen und Tragen lagen jene, die zur Beobachtung bleiben mussten. Maglaner aller Altersgruppen. Der stechende Geruch von Desinfektionsmitteln lag in der Luft. Bei denjenigen in den Rosafarbenden Kitteln handelte es sich um das medizinische Personal. Ärzte. Pfleger. Schwestern. Wovon es anscheinend nur eine Handvoll gab. Mehr machten Leo und Lira jedenfalls nicht aus.

Einer aus ihrer Eskorte ging zu einem Mann in einem Rosafarbenden Kittel, sprach ihn an, nachdem dieser seine Unterhaltung mit dem Kind beendete. Der Maglaner trug ein altmodisches Stethoskop um den Hals, sah erst den Mann an und blickte dann zu ihnen. Er erwiderte etwas, woraufhin der Soldat einen Schritt zurück machte, wartete bis der Arzt in Spe fertig war und folgte diesem dann zu ihnen.

„Herr Leo.“, sprach er den Mischling an und wandte sich der Kejanerin zu. „Frau Lira.“ Seine Aussprache war fein. Er rieb sich seine Hände mit einer Desinfektionssalbe ein. „Wie ich sehe haben Sie die Reise gut überstanden.“

„Sie sind Khalel!“, sagte Lira hörbar überrascht.

Damit war Sie Leo zuvor gekommen. Er war nicht minder überrascht.

Ein Schmunzeln erschien auf dem vernarbten Gesicht des Mannes. Die Narben verliehen ihm ein bizarres aber nicht erschreckendes Aussehen. Es waren Brandnarben. Womit nicht nur sein Gesicht gezeichnet war, sondern ebenso seine Hände. „Mein richtiger Name lautet Er’rjcc.“, stellte er sich vor.

„Sie sind ein Arzt.“, stellte Leo fest.

Aus dem Schmunzeln wurde ein Grinsen. „Doktorand.“, meinte er wehmütig. „Eigentlich.“



***



Sie hatten sich zurückgezogen.

Der Raum war nicht größer als eine gewöhnliche Einzelzelle. Bloß die Gitter-, Energiestäbe oder das Kraftfeld fehlten.

Er’rjcc lehnte sich erschöpft in den zerschließenden Bürostuhl, der wohl von einer Deponie seinen Weg zu Khalel fand. Nichtsdestotrotz erfüllte er seinen Zweck. Das alleine zählte für die Maglaner. „Vor dem Einmarsch der Schergen von General United hatte ich einen Lehrlingsplatz an der medizinischen Fakultät.
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“, begann er zu erzählen, trank ein Schluck Wasser aus einem verbeulten Becher und bot seinen Gästen etwas zu trinken oder essen an. Mit einem Wink schickte er die bewaffneten Maglaner nach draußen. Die Erinnerungen daran waren noch Frisch. Ebenso bei den Folgen. Sie waren das täglich Brot mit denen sie lebten. „Unser Militär war machtlos. Es hatte den Stand einer Nationalgarde.“, fuhr Er’rjcc fort. Die Vergangenheit war allgegenwärtig. Sie entkamen ihr nicht.

„General United ist bei ihnen einmarschiert?“, wiederholte Lira. Dabei handelte es sich um einen der einflussreichsten und mächtigsten Megakonzerne der Liga. CEO war niemand Geringeres als Samuel de Witt.

Der Maglaner nickte, schaute einen Moment verloren drein. „Auf dem 3en Planeten unseres Systems hat ein Geologenteam der Liga reichhaltige flüssige Trillicium Vorkommen gefunden.“ Er blickte den Mischling und die Kejanerin an, blieb auf ihren verblichenen Jungfräulichkeitsflecken haften. „Sie haben eine Forschungsstation errichtet um ein Stabilisierungsverfahren zu entwickeln damit sie das flüssige Trillicium fördern konnten.“

Mit dem Einmarsch hatte sich de Witt die Förderrechte gesichert, bevor die Konkurrenz davon Wind bekam und den gleichen Schritt unternahm. Megakonzerne wie General United verfügten über eine Privatarmee, die mit dem neusten hauseigenen Wehrgerät ausgestattet war, das ihnen zur Verfügung stand.

Sein Schweigen zog sich in die Länge. Eins führte zum anderen. Die Katastrophe, die sein Volk zu Sternennomaden machte, war das Ergebnis. Die Raffgier von de Witt brachte Millionen den Tod, zerstörte eine aufstrebende Zivilisation. „Ich hielt mich auf der abgewandten Seite unserer Heimatwelt auf, als die Eruptionswelle auf den Planeten traf.“ Und mit einem Schlag alles auslöschte.

Eine unvorstellbare Zerstörungskraft rollte über den Planeten und durch das Sternensystem.

Das Magnetfeld, was den Planeten vor der gefährlichen Sonnenstrahlung schützte, wurde pulverisiert. Die Atmosphäre verbrannte. Die Meere verdampften. Alles Leben wurde ausgelöscht. Entweder durch die Eruptionswelle, die keinen Stein auf dem anderen ließ oder der anschließenden Feuerbrunst, die alles verschlang.
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Nichts und Niemand überlebte. Selbst wenn, die enorme Strahlung tötete binnen einer Stunde. Wahrscheinlich sogar schneller.

Der Schock über das Unausgesprochene war Lira und Leo anzusehen. Ihre Vorstellungskraft reichte nicht aus um ein klares Bild der Zerstörung zu zeichnen.

„Es wurden so viele evakuiert, wie in die Raumschiffe passten.“ Nicht nur die Maglaner auf der abgewandten Seite hatten Glück gehabt, sondern auch die dort befindlichen Raumschiffe, blieben von der Schockwelle verschont. Sofort leitete man Evakuierungsmaßnahmen ein. „Ich war auf dem siebten Schiff, das vom Planeten startete“ Es war das Letzte, obwohl noch 5 weitere Schiffe zur Verfügung standen, dass den Planeten und das Sternensystem verließ. „als ein Verband vom Sternenreich Oclean in das System sprang.“ Überrascht blickten ihn die 2 an. Das Sternenreich!! Eine Härte trat in seine Augen, die auf schierer Wut und Hass beruhte. „Sie haben eine Blockade errichtet und jedes Schiff zerstört das versuchte vom Planeten zu starten.“

Oh mein Gott!!

Leo war ja einiges gewohnt, aber selbst da wurde ihm spei übel.

Er’rjcc schob ihm ein Pad zu, welches der Mischling verwundert nahm und freischaltete.

Es handelte sich um ein Sensorabbild das vom Transportschiff stammte, wo der Maglaner an Bord war. Darauf waren die Ortungssignaturen des Flottenverbandes vom Sternenreich zu sehen. Scheinbar nichts auffälliges war zu entdecken. Dennoch machte es den Mischling stutzig.



***



„Wieso?“, fragte Lira mehr Leo als Er’rjcc.

Ein vergangener Schrecken hatte Besitz von ihm ergriffen, hielt ihn im Würgegriff, als er die Signatur der Hancock sah. Schuldgefühle sprudelten aus einer tiefen Quelle nach oben, überschwemmten ihn. Einst hatte er die Chance gehabt, doch sie nicht genutzt. Aus Unwissenheit über die Person, die er im Fadenkreuz des Scharfschützengewehrs hatte. So schoss Leo nicht. Seither wurde der Mischling von Schuldgefühlen über die vertane Chance geplagt. Er versuchte Sie im Alkohol zu ertränken. Mit mäßigen Erfolg.

Wie einem Stöpsel spülte es die Überschwemmung zurück in die Quelle, ließ einen bitteren, fahlen Beigeschmack zurück, dem Leo stets mit Hochprozentigen begegnete.
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Er schaltete das Pad aus, legte es zurück. „Um zu verhindern, dass die Geschehnisse publik wurden.“ Ein Schuss hätte es vielleicht verhindert. Aufgehalten hätte es die wahren Machthaber kaum. Leo schaute den Maglaner an.

Er’rjcc nickte zur Bestätigung. „Sie haben uns verfolgt, aufgespürt und getötet.“

Ein Genozid an Überlebenden einer Katastrophe. Heimatlose Flüchtlinge. Frauen. Kinder. Babys. Männer. Jung wie Alt. Ein unvorstellbares Verbrechen. Lira war schockiert.

„Diejenigen, die überlebten, versteckten sich, vergruben sich im Untergrund. Wir wurden von de Witt und der Liga zu Terroristen erklärt. Anschläge wurden inszeniert und uns angehängt.“ Eine Hexenjagd um ein unglaubliches Verbrechen und eine Katastrophe zu vertuschen. Jeder Maglaner wurde zu einem Verbrecher/Terroristen abgestempelt, so dass die Wahrheit niemals ans Licht kommen würde.

Khalel war demnach die Antwort darauf. Sie taten das, wozu de Witt und die Drahtzieher des Ganzen sie machten. Was die Maglaner aber kein Stückchen näher an die Veröffentlichung der Wahrheit brachte. Sie spielte wahrscheinlich wieso längst keine Rolle mehr. Niemand würde ihnen glauben. Für die breite Öffentlichkeit waren die Maglaner schlichtweg Verbrecher/Terroristen.

„Alles nur für flüssiges Trillicium?“ Der Schock saß tief. Ihre Weltanschauung war gehörig ins Wanken geraten. Lira hätte sich etwas Derartiges niemals vorstellen können. Ohne Zweifel war de Witt ein übler Zeitgenosse, der für seine Ziele über Leichen ging, koste es, was es wolle. Doch das hätte Sie nicht mal ihm zugetraut. Ein Genozid. Wozu? Wegen Trillicium!! Da steckte noch mehr dahinter. Vor allem, aber was hatte, das Sternenreich damit zu tun? Es war ein offenes Geheimnis das de Witt der Waffenhändler des Sternenreichs war. Er versorgte Sie unablässig mit Rüstungsgütern. Rüstete Sie auf. Machte aus ihnen eine aufstrebende Supermacht, zum Herausforderer für die Union, das Königreich Aquian und alle übrigen Sternennationen.

„Nein.“, meinte Leo abwesend. „Er entwickelte ein Stabilisierungsverfahren für Trillicium-II.“

Das Resultat konnte eine verheerendere Auswirkung haben, als die Katastrophe der Maglaner.
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So brutal es klang, es handelte sich dabei um ein lokales Ereignis. Die Stabilisierung von Trillicium-II würde die Galaxie in Chaos und Anarchie stürzen, zum Untergang der Union und zur Vernichtung der Menschheit führen.

Da Lira nicht auf den Kopf gefallen war, war ihr die Bedeutung eines wirkungsvollen Stabilisierungsverfahren für Trillicium-II durchaus bewusst. Ein neues Technologiezeitalter. Trillicium-II war eine unerschöpfliche Energiequelle. Die daraus resultierenden Folgen befanden sich in ihren gedanklichen Grenzen.

Ein Schuss.

Was hätte sich geändert? Hätte sich überhaupt etwas geändert!!

Leo wusste es nicht. Aber das spielte keine Rolle. Alleine die Möglichkeit verzerrte ihn. Die Schuld fraß den Mischling förmlich mit Haut und Haaren auf. Daher schreckte ihn der Tod nicht. Manches Mal wünschte er sich tot zu sein. Dann wäre es ein für alle Mal vorbei. Nichts Sehnlicheres wünschte Leo sich. „De Witt und das Sternenreich sind nur Bauern.“, fuhr er stumpf fort, blickte Lira und Er’rjcc an. „Sie sind Handlanger der Gmah. Haben den Machtkampf auf Sariha inszeniert um das dort befindliche Trillicium-II zu fördern.“ Die Neuigkeit schlug wie eine Bombe ein. Mit der Förderung einhergehend hatte de Witt ein Stabilisierungsverfahren entwickelt.

Er’rjcc war niedergeschlagen.

Lira hingegen war entsetzt.

Eine Nutzung von Trillicium-II schien in absehbarer Zeit nicht möglich zu sein. Weil es bisher kein geeignetes Stabilisierungsverfahren gab. Was de Witt änderte. Doch wenn er ein Handlanger der Gmah war, bedeutete das gleichzeitig sie besaßen Zugriff auf das Verfahren.

Ihr wurde bei den nachfolgenden Gedanken übel.

Ein eisiger Schauer überkam Lira, ließ Sie wie Estenlaub zittern.

„Wozu wollen Sie Trillicium-II verwenden?“, fragte der Maglaner vorsichtig. Er flüsterte beinahe. Die Furcht vor der Antwort.

Leo war weit gegangen. Nicht weit genug um seine Schuld wenigstens ein wenig abzubezahlen, die auf ihm lastete. Die Frage, wie weit er noch gehen würde, stellte sich ihm nicht. Er holte einen Speicherkristall hervor, schob in den passenden Port vom Pad. Die Daten wurden augenblicklich geladen.

Auf dem Touchschirm erschien ein möglicher Trillicium Reaktor.
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Eine Blaupause zwar, aber das spielte eine untergeordnete Rolle. Kurz nach der Reaktordarstellung erschien eine zweite Darstellung. Sie zeigte eine Anordnung von 8 Trillicium Reaktoren.

Mit der Berührung des Schirms startete die eingebettete Simulation.

Lira und Er’rjcc trauten ihren Augen nicht.



***



Die freigesetzte Energie der 8 T-Reaktoren schuf ein künstliches Wurmloch.

Eine Raum-Zeit-Brücke.

Damit konnte man praktisch überall hin. Es waren einem keine Grenzen und Wege gesetzt.

Selbst dem Maglaner blieb nicht Verborgen was sich für Möglichkeiten demjenigen eröffneten der im Besitz dieser Technologie war. Vor allem im Bezug auf die Gmah, die im Bunde mit de Witt und dem Sternenreich standen. Er’rjcc hatte keinen Grund dem Mischling nicht zu glauben.

Der Schrecken bekam ein neues Gesicht.

Hätte er Lira von Anfang die Wahrheit gesagt, hätte Sie ihm kaum geglaubt und wahrscheinlich für Verrückt erklärt. Was zur Folge gehabt hätte das sich die Kejanerin keinen Zentimeter von ihrem Platz im Pub bewegte.

Die Wahrheit war eben ein zweischneidiges Schwert.

Eine Bürde die Leo niemanden wünschte.

Er wusste mehr als ihm lieb war und er überhaupt wissen wollte. Eine Folge seines Tuns für Felix Essien. Unwissenheit war ein Segen, den viele nicht zu würdigen wussten. Mit der Wahrheit ließ sich nicht ruhig schlafen. Zumindest Leo nicht. Und sich zu betrinken um zu vergessen wirkte nur bedingt.

Die Macht und der Einfluss die die Gmah in Person von de Witt oder dem Sternenreich ausübten ging tiefer und weiter als man es für möglich hielt. Sie waren wie ein Oktopus mit seinen Tentakeln, die sich festsaugten und einen ausbluten ließen. Wenn die Zeit oder der Hunger gekommen waren, fraßen Sie ihre Beute.

Ob es sich um Freund oder Feind handelte spielte für sie keine Rolle. Denn letzten Endes waren alle und jeder der Feind.

Essien und der Kommandorat der Allianz versuchten ihr möglichstes um die Macht und den Einfluss einzuschränken. Dass bewirkte nur dass die Gmah in Personalunion der Überlebenden Crewmitglieder der WS Hancock neue Mittel und Wege suchten.
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Ob nun in der Liga oder außerhalb.

Doch das war nur ein Teil dessen weswegen Leo ein Treffen mit Khalel wollte. Es war etwas persönliches. Wohl wissend das es unbedeutet gegenüber der akuten Bedrohung war, die im Verborgenen lauerte. Trotzdem würde er alles daransetzen es in die Tat umzusetzen.

Unbedeutend oder nicht.

Er musste es tun.

Wofür Leo sogar bereit war zu sterben.

„Ich brauche ihre Hilfe.“, richtete er im ersten Moment an Er’rjcc und schaute kurz zu Lira. „De Witt kennt als einziger das Stabilisierungsverfahren“, fuhr der Mischling fort. Seine Worte richtete Leo an den Maglaner und die Kejanerin. Es wurde Zeit ihr reinen Wein einzuschenken. „und den Standort vom Testgelände sowie den Bauplatz für die T-Reaktoren.“ Diese 3 Dinge waren einzeln schon ungemein wertvoll und wichtig. Zusammen waren sie unschätzbar. De Witt würde nämlich niemals einen Trumpf wie das Stabilisierungsverfahren aus der Hand geben. Dadurch wurde er dann entbehrlich für die Gmah und Co. Einem solchen Risiko setzte sich der Mann nicht aus. Jedenfalls solange er es verhindern konnte. Was ihn wiederum zu einem Risiko machte.

Genau dort wollte Leo ansetzen.

Ohne Hilfe konnte er das nicht. Khalel war seine bestmögliche Chance. Und mit Lira hatte er jemanden an seiner Seite, der er vertrauen konnte. Sie würde de Witt genauso fallen sehen wie Er’rjcc und er.

„Die Beschaffung der Informationen verhindert dass die Gmah und deren Verbündete in den Besitz der Technologie kommen.“ Dass war eine leise Hoffnung. Ob dem tatsächlich so war, konnte man nicht mit Gewissheit sagen. Ohne das Stabilisierungsverfahren wurden Sie jedenfalls vom Trillicium-II Nachschub abgeschnitten. Was immerhin ein Teilerfolg darstellen würde. Besser als nichts. Ein Blick zu Lira. „Was unter allen Umständen verhindert werden muss.“ Leo musste die Gründe nicht extra darlegen. Er schaute zurück zum Maglaner, der nichtssagend den Blick erwiderte. Das Schweigen setzte sich fort.

„Sie haben sicherlich Verständnis dafür das ich erst darüber nachdenken muss.“, sagte Er’rjcc/Khalel schließlich.

Der Mischling nickte. Ein verständlicher Schritt, der auch mehr als legitim war. Die Gefahren die mit der Kooperation einhergingen mussten abgewogen werden.
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Eine Garantie das Sie erfolgreich waren gab es nicht. Die Chance bestand. Sie konnten aber auch getötet oder gefangen genommen werden. Ein Risiko das Leo bereit war einzugehen. Er konnte von niemanden erwarten (und tat es auch nicht) an seiner Seite zustehen. Das musste jeder für sich entscheiden.

„Wenn Sie mich entschuldigen.“ Der Maglaner erhob sich, rief einen der Soldaten. „Ich muss mich um meine Patienten kümmern.“ Er ging zu dem Mann, sprach kurz zu ihm, wandte sich um, schaute die Beiden an. „Wir haben ein Zimmer für Sie vorbereitet. Lassen Sie mich wissen wenn Sie etwas brauchen.“

Leo deutete eine Verbeugung an, welche der Mann erwiderte, sagte etwas zu dem Soldaten und ging zum Krankenlager.

Lira und Leo folgten schweigend dem Maglaner.



***



Er brachte Sie zu einer Höhle, wo 2 Pritschen mit Matratzen, Decken und Kissen auf sie warteten. Danach verschwand der Soldat. Sie wurden nicht bewacht.

Einer der unzähligen Tunnel führte auf ein Balkon Plateau, von wo man einen herrlichen Blick über die Landschaft hatte. Leo stand einfach da, schaute in die Ferne ohne wirklich einen Blick für die Landschaft des Planeten zu haben, der für die Maglaner eine Zuflucht geworden war.

Bis die Ocleaner oder de Witt Sie hier aufspürten. Sofern sie weiter nach ihnen suchten. Die Maglaner hatten sich in alle Winde zerstreut. Was das Aufspüren in einem Raumgebiet wie der Grenzregion zwischen Liga und Randzone, den äußeren Systemen der Liga und der Randzone selbst erschwerte. Jemanden da zu suchen war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ein menschliches Sprichwort, das er mehr als passend war.

Wann Lira neben ihn trat, konnte Leo nicht genau sagen. Er spürte jedoch ihre Anwesenheit. Was ihn erleichterte und zeitgleich bedrückte. Die Wahrheit war ein zweischneidiges Schwert.

„Es tut mir leid.“, sagte er auf einmal aufrichtig.

Lira verstand nicht, was Leo meinte. „Was tut dir Leid?“

Er schaute sie an. Man sah ihm die Pein und Last an. Sein Gewissen wurde von den Schuldgefühlen zerfressen. Er wollte keine Absolution oder dergleichen. Einen Glauben an die Götter oder an Gott hatte Leo nie wirklich gehabt. Dass das Gute immer über das Böse triumphierte, war für ihn zu einer hohlen Phrase verkümmert.
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Gut gegen Böse!!

Hierbei handelte es sich nicht um einen Roman oder Holofilm.

Im wahren Leben gab es kein Gut oder Böse, sondern ausschließlich Gewinner und Verlierer.

Leo würde alles Tun, damit Sie auf der Seite der Gewinner standen. Andernfalls war alles verloren. „Hätte ich damals abgedrückt“, sinnierte er leise und schaute zum Horizont. „wären dein Vater und deine Brüder noch am Leben.“ Das -Vielleicht- ließ er außen vor.

Lira starrte ihn mit leeren Augen an. Ein unerlaubter Tiefschlag, dessen war sich der Mischling bewusst.

Er erzählte ihr die Geschichte, die dahinter stand, die ihn seither verfolgte, als ihm klar wurde, wen er damals im Visier hatte. Sie hörte ihm schweigend zu, erkannte die Zerrissenheit und die Schuldgefühle in ihm. Trotz ihrer Liaison sah Sie ihn zum ersten Mal richtig, ohne den Schein und die Fassade. Eine unglaubliche Schwere überkam Lira. Leo trug eine Bürde mit sich die vollkommen unnötig war.

Die Wahrheit war nie leicht zu verkraften. Eine Lüge schon eher, weil sie einen täuschte und die Wahrheit verschleierte. Was mitunter auch gut sein mochte, aber Sie hatte nun mal ihren Preis. Lira wappnete sich oder zumindest glaubte sie es. Sie schaute ihm in die Augen und nickte.

„Prinz Adèm hatte eine Übereinkunft mit den Gmah geschlossen.“ Eine undurchdringliche Maske hatte Lira aufgesetzt. „Kejan sollte nach seiner Krönung aus dem Strategischen Bündnis austreten und die Durchflugrechte vom Wurmloch für den Sicherheitsrat des Forums aufkündigen.“ Dadurch wäre Kejan isoliert worden. Ihr Wurmloch stellte eine wichtige Achsenverbindung für den Sicherheitsrat dar. Ohne diese Achse hätte sich die Flugzeit auf Mindestens 9 Tage für die kürzeste Strecke erhöht. „Als Gegenleistung“, fuhr Leo leise fort. „beseitigten Sie seinen Bruder und seine Schwester.“ Ersteres war der König.

Er starb mitsamt seiner schwangeren Frau bei dem verheerenden Anschlag.

Wie 17 weitere Leute.

Unter ihnen auch Lira’s Vater und ihre Brüder.

Die Prinzessin hingegen überlebte dank ihr. Für Prinz Adèm bestand demnach nie eine echte Gefahr.
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Auch wenn er Verletzungen davon trug. Sie waren ein kleiner Preis um zum König gekrönt zu werden.

Als Lakai der Gmah.

Ein Frösteln überkam Sie.

Doch die Prinzessin überlebte, wurde zur Königin gekrönt und Kejan blieb im Strategischen Bündnis. Die Durchflugrechte wurden unbefristet verlängert und ausgeweitet. Man wurde Vollmitglied im Sicherheitsrat.

„De Witt?“

„Hat die Attentäter ausgestattet.“ Nicht direkt oder persönlich, sondern über Mittelsmänner die den Anschein erwecken sollten die autoritäre Sternennation Kohoran stünde hinter dem Anschlag.

Kejan und ihr unmittelbarer Nachbar waren seit Jahrhunderten miteinander verfeindet. Was 3 längst vergangene Kriege und unzählige Konflikte zur Folge hatte.

Die Prinzessin handelte besonnen. Es wurde keine Vergeltung verübt, wie es die Militärs forderten, als bekannt wurde das Kohoran dahintersteckte. Auch Lira gehörte zu jenen in den Reihen der designierten Königin, die einen Vergeltungsschlag befürworteten. Der Zorn, die Wut und der Rachewunsch trübten Sie, lullten Lira ein.

Die Weigerung der Prinzessin war einer der Gründe, weshalb sie damals den Dienst quittierte.

Eine Entscheidung, die Lira zwar nicht bereute, aber mit einem klareren Blick auf die Geschehnisse nicht getan hätte. „Gibt es Beweise?“

„Ich weiß, wer Sie hat.“

Lira’s Augen ruhten auf ihm. Ohne Zorn, Wut oder Vorwürfe. Sein Schweigen diente dem Zweck Sie zuschützen. Sie bedeutete ihm etwas. Andererseits war Lira kein kleines Mädchen das beschützt werden musste. „Wer?“ Wenn es Beweise für den Verrat von Prinz Adèm gab, mussten Sie zugänglich gemacht werden, damit er seine gerechte Strafe bekam, statt frei rumzulaufen und nur darauf wartete es zu Ende zu bringen.



***



Leo dachte sich nichts weiter dabei, als er zuvor den dunklen Punkt am Himmel entdeckte. Es konnte sich um alles Mögliche handeln. Doch sein Bauchgefühl sagte etwas anderes. Ein Grummeln breitete sich aus.

Als er seinen Blick wieder auf den Himmel richtete, hatte der Punkt Konturen angenommen. Sie ähnelten denen eines Vogels. Da er nicht wusste, auf welchem Planeten sie sich befanden, nahm der Mischling es einfach hin.
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Je länger er ihn jedoch beobachtete, umso merkwürdiger erschien es ihm.

Der Vogel war starr, blieb aber auf gleicher Höhe. Nicht einmal schlug er mit seinen Flügeln. Was merkwürdig und alarmierend zugleich war.

Sekunden später wurde die Sonne vom Vogel reflektiert.

Vögel reflektierten die Sonne nicht.

Eine vogelähnliche Drohne hingegen schon.

Aus dem Nichts heraus tauchte vor ihnen ein dunkelbraunes Ungetüm aus Duralstahl auf, ging in Schwebeposition. Ein Kodiak-Angriffshubschrauber aus Ligaproduktion fletschte seine imaginären Krallen und den Schnabel.

Geistig gegenwärtig schubste Leo Lira in den Durchgang, der zum Balkon Plateau führte, und warf sich zu Boden.

Keine Sekunde zu früh.

Genau in dem Bruchteil drückte der Pilot hinter der verspiegelten Cockpitscheibe den Abzug vom Bordgeschütz am Steuerknüppel.

Feuer speiend, wie ein mystischer Drache, feuerte der Angriffhubschrauber aus dem Bordgeschütz orangefarbene fauchende Energieprojektile ab, die in die Felswand einschlug und im Nu den Durchgang zum Einsturz brachten.

Von Oben regneten weggesprengte Felsbrocken auf das Balkon Plateau. Jeder Schlag löste ein Beben aus, was zu Brüchen führte, die die Standfestigkeit schwächten. Ein Abbruch des gesamten Plateaus war daher nur eine Frage der Zeit. Sekunden später kam die gesamte Felsformation ins Rutschen, als die Bruchkante es vom Hang abtrennte.

Das Plateau rutschte unter dem Kodiak-Angriffshubschrauber hinweg, schmiegte sich an den Hang des Canyons und löste eine Lawine aus, auf dessen Kamm die Felsformation obskur ritt. Wie ein Surfer, der auf einer riesigen Welle ritt. Bloß dass die Welle hier aus Felsgestein bestand und eher als Gerölllawine bezeichnet wurde.

Leo schützte seinen Kopf mit den Armen vor dem Gesteinsregen, der auf dem Plateau niederging.

Jeder Vorsprung wurde von der herabrutschenden Felsformation wegrasiert. Zurück blieb eine unverkennbare Schneise im Hang. Die Rutschpartie wurde von einem sanftmütigen Grollen begleitet.

Der Fall hatte keine 35 Sekunden gedauert, als die Lawine im Tal des Canyons austrudelte und zum Stehen kam.
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Der nachrückende Hagelschlag wurde von einer Staubwolke begleitet, die das Plateau einhüllte. Nur langsam legte sich der Staub.

Und mittendrin Leo, der bedächtig auf die Füße kam, unablässig hustete. Er verließ das Plateau mit wackligen Beinen, rutschte den aufgeschütteten Geröllhang hinunter, blickte den Canyon hinauf.

Der Kodiak-Angriffshubschrauber sowie die Drohne waren verschwunden.

Die Einschläge vom Bordgeschütz wirkten wie Pockennarben. Dort, wo die Furche begann, hatte einst die Felsformation seinen Ursprung.

Viel wichtiger im Moment war, wie man Sie gefunden hatten.

Der Angriffshubschrauber besaß zwar keine Embleme der Liga Streitkräfte, dafür aber das von Renegade Agency. Eine der größten privaten Sicherheitskonzerne der Liga. Zudem war der Großkonzern eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von General United. Renegade Agency war de Witts Privatarmee.

Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein. Da Leo das Wann-Wie-Wo für das Treffen an Khalel abtrat, gab es in dessen Netzwerk eine undichte Stelle, die de Witt den Standort verriet. Ein Verräter!! Bevor der Mischling sich weitere Gedanken machen konnte, tauchten aus beiden Richtungen des Tals je 2 gepanzerte Buggys auf, die wie der Angriffshubschrauber das Firmenlogo der Renegade Agency trugen. An den schwenkbaren Geschützen der Buggys stand je ein Schütze im Kampfanzug.

Die Bodenfahrzeuge bremsten, als Sie ihn erreichten. Aus den Buggys sprangen bewaffnete Kräfte in Kampfanzügen. Sie gehörten zu einer Spezialeinheit im Konzern, die unter direktem Befehl von de Witt stand. Mehrere Pulsergewehre richteten sich sofort auf ihn, kaum hatten die Truppen ihren Fuß auf den Boden gesetzt.

Leo wusste, wann es zwecklos war, sich zu wehren. Dies war hier der Fall. 7 gegen 1. Dazu war er zwar unbewaffnet, aber nicht ungefährlich. Doch alle Kampfkunst nutzte nichts wenn auf einen 7 Pulsergewehre gerichtet waren, auf dessen Abzüge die Finger ruhten.

De Witt setzte bei dem Unternehmen auch Bodentruppen ein. Nicht irgendwelche, sondern seine Spezialkräfte. Wie auch immer er von dem Treffen erfuhr, er wollte Khalel und Co ein für alle Mal aus dem Weg haben.

4 der 7 Elitesöldner blieben auf Abstand, zielten mit ihrem Finger am Abzug unaufhörlich weiter auf ihn.
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3 näherten sich vorsichtig. Leo wehrte sich beim Zugriff nicht. Er ging auf die Knie, verschränkte die Hände hinter den Kopf. Das Trio griff grob zu, fesselte seine Hände hinterrücks mit einem Energieband, stülpten ihm einen undurchsichtigen Sack über und verpassten ihm eine Injektion per Injektionspistole.

Leo verlor augenblicklich das Bewusstsein.

Die Männer packten ihn, schleiften seinen schlaffen Körper zu einem Buggy, bugsierten ihn auf die Rückbank. Als alle eingestiegen waren gaben die Fahrer Gas, rasten durch das Tal des Canyons zum Übergabepunkt, wo man den bewusstlosen Mischling in eine Raumfähre verfrachtete, die unmittelbar nach der Übergabe startete.

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-Drei-



Der Schläger ließ in freudiger Erwartung sich austoben zu können die Finger knacken.

Leo sah ihn an. „Dir wird das Grinsen noch vergehen, Arschloch.“

Mit einem freudigen Grinsen trat er näher, um ihn wie einen fleischgewordenen Sandsack zu benutzen.

Klack!! Klack!!

Statt des Grinsens stand ihm jetzt kurzweilig Verwirrung ins Gesicht geschrieben.

Die Handschellen schnappten auf.

Leo ging bei der Landung auf dem Boden in die Hocke.

Der Typ griff sich geistig gegenwärtig den Baseballschläger, holte wie ein Spieler am Schlagmahl aus und zielte, statt auf den faustgroßen Lederball, auf den Kopf des Mischlings und schwang den Schläger ins Ziel.

Leo hingegen duckte sich rollend unter dem Schlag weg, der seinen Schädel zertrümmert, wenn nicht sogar vom Hals geschlagen hätte, schwang sich auf die Füße, machte eine halbe Drehung und trat dem Kerl in die Kniekehle.

Blobb!!

Man hörte praktisch, wie die Kniescheibe aus dem Gelenk sprang.

Der Codjcianer schrie zwar auf, ließ sich von der Verletzung jedoch nicht beirren. Stattdessen schwang er den Baseballschläger einhändig rücklings.

Leo blockte den halb verdrehten Arm ab, packte ihn, verdrehte ihn soweit, bis der Unterarm aus dem Gelenk gebrochen wurde. Sofort erschlaffte die Hand. Der Baseballschläger entglitt seinen Fingern. Der Codjcianer schrie schmerzverzerrt.
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Er bekam den Schläger im Fallen zu fassen, schloss seine Finger fest um den Schlaggriff, schaute dem Typen in das schmerzverzerrte Gesicht. „So macht man das, Arschloch.“ Leo holte aus. Die Augen seines auf den Knien befindlichen Gegners weiteten sich. Er verlagerte sein Gewicht, legte alles in den Schwung und ließ kein Erbarmen walten. Mit voller Wucht traf der Baseballschläger aus Hartholz, auf den verwulsten Schädel des Codjcianers, wurde beim Aufschlag regelgerecht zertrümmert und zerschmetterte den Schädel. Der Typ war auf der Stelle Tod. Sein schlaffer Körper kippte zur Seite.

Leo warf den zertrümmerten Baseballschläger weg.

Um zu überleben, tat man Dinge, die einem das Überleben sicherten. Auge um Auge. Zahn um Zahn, wie die Menschen sagten.

Schritte auf dem höher gelegenen Laufsteg ertönten.

Der Mischling schaute hoch.

Er erblickte eine der Wachen, wie dieser mit seinem Impulsgewehr auf ihn zielte. Der Finger musste nur zucken, was jede Millisekunden geschehen würde. Obwohl ihm jeden Moment der sichere Tod drohte, empfand Leo keine Angst oder Furcht. Bei ihm hatte der Tod seinen Schrecken längst verloren. Irgendwo in seinem Sein war es dem Mischling sogar recht. So wurde er von seinen verwurzelten Schuldgefühlen erlöst. Er war dem Tod gegenüber gleichgültig geworden.

Leo sah es in den Augen des Mannes.

Er drückte ab.

Bevor der Elektroimpuls des Gehirns über die Nervenbahnen zum Finger am Abzug gelangen konnte, was Leo’s Tod bedeutete, wurde die Wache von 2 Energieprojektilen getroffen, sah ungläubig auf seine Brust und kippte über das Geländer in die Tiefe.

Mehrere Explosionen ertönten auf einmal um das Lagerhaus herum. Schüsse aus Energiewaffen ertönten. Entfernte Rufe waren zu hören. Das Com-Gerät der Wache knackte. Eine Verzerrte, dumpfe Stimme plärrte undeutlich Anweisungen.

Der Mischling schaute über seine Schulter in die Richtung, woher die Energieprojektile gekommen waren. Ein 3er Stoßtrupp hatte sich Zutritt zum Lagerhaus verschafft. Einer der Malianer erschoss de Witts Mann.

Hinter dem Stoßtrupp, der sofort die Sicherung übernahm, kam ein 5er Einsatztrupp. Zusammen mit ihrem Boss, Malcòm, der kein Impulsgewehr trug, sondern lediglich einen Pulser bei sich hatte, der jungfräulich in einem fein gearbeiteten Echtlederhalfter steckte.
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„Du hast dir verdammt viel Zeit gelassen.“, rief Leo vorwurfsvoll.

Malcòm schmunzelte diebisch, schaute sich kurz um und streckte unschuldig die Hände zu Seite. „De Witt hat ja deinen Standort nicht im SocialNet gepostet.“, meinte der Söldnerchef unschuldig. „Dich zu finden war nicht gerade einfach, mein Freund.“ Die letzten beiden Worte benutzte Malcòm nicht leichtfertig oder besonders häufig. „Es wäre mit Sicherheit von Vorteil, wenn wir alsbald verschwinden.“, fuhr der Malianer locker fort. „Außer du möchtest das Ambiente weiter genießen.“

Leo zeigte seinem Freund den Mittelfinger.



***



Malcòm lachte herzlich über die Obszönität des Mischlings.

Mit einem Nicken gab er dem Teamführer das Zeichen zum Abrücken.

Kaum hatte der zusammengeführte Kommandotrupp das Lagerhaus verlassen, landete eine Truppenfähre. Die Bordschützen gaben ihnen Deckung. Sie gingen über die Rampe in das Raumvehikel, setzten sich unverzüglich in die Hartschalensitze. Als der letzte Söldner an Bord war, hob die Truppenfähre auch schon ab.

Erschöpft und ausgepumpt sackte Leo in den Sitz. Er öffnete seine Augen erst wieder, als ein Ruck durch die Truppenfähre ging. Sie waren gelandet.

Um genauer zu sein auf einem 3er Schwebeparkdeck, wie es in den Megastädten der hiesigen Sternennationen ihrer Galaxie haufenweise gab. Neben der Privaten oder Wirtschaftlichen (Fracht) Nutzungen wurden die Schwebeparkdecks auch von den planetaren öffentlichen Verkehrsmitteln als Haltestelle benutzt. Wie viele Schwebeparkdecks miteinander verknüpft waren, war abhängig von dem Verkehrsaufkommen des jeweiligen Standorts. An den Hauptverkehrsknotenpunkten gab es mancherorts bis zu 8er Schwebeparkdeckformation.

Auf der gegenüberliegenden Plattform/Deck stand Malcòm’s Raumjacht.

Beim Verlassen der Truppenfähre ging der Söldnerchef zu einem Anzugträger, bei dem eine 5er Besatzungsmannschaft stand. Malcòm schüttelte dem Mann die Hand, verneigte sich knapp und schloss sich wieder der Gruppe an.
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Kaum waren die Malianer von Bord, gingen die 5 Mann des Anzugträgers an Bord.

„Das gute Stück war nur geleast.“, sagte Malcòm auf Leo’s Blick hin. „Zum Glück hab ich eine Vollkasko abgeschlossen.“, lachte der Malianer herzlich beim Einsteigen über die vehikeleigene Gangway.

Während er mit dem Mischling aufs Oberdeck ging, verschwanden seine Männer auf das Unterdeck der Raumjacht. „Es sind alle Bord. Wir können starten.“, richtete Malcòm an die hübsche Purserin. Sie verschwand daraufhin, um der Cockpitcrew Bescheid zu geben.

Ein gedämmtes Summen der Triebwerke ertönte, als der Pilot den benötigten Startschub gab. Kurz darauf hob die Raumjacht sanft ab.

Leo ließ sich in den Sitz fallen.

Eine der Flugbegleiterinnen erschien, um sich nach den möglichen Wünschen zu erkundigen. Man wollte nichts, worauf die hübsche Frau verschwand.

„Lass dich durchchecken.“, lautete Malcòm’s Rat. Die Verfassung des Mischlings war nicht gerade Top, beziehungsweise vorzeigbar. „Nimm ein Bad.“, fuhr er fort. „Danach gönnst du dir eine Massage.“ Leo öffnete die Augen. „Das bewirkt Wunder bei einem zerschundenen Körper wie deinem.“

Tatsächlich schmerzte jeder Muskel und er spürte jeden Knochen im Leib. Er war auf jeden Fall schon mal in einer besseren Verfassung gewesen. Und das Angebot war verlockend. Warum eigentlich nicht!? Schaden konnte es jedenfalls nicht. Für den Moment konnte er, wieso nichts tun. Also nickte Leo einverstanden, erhob sich schwerfällig aus dem Sitz.

Er folgte der Flugbegleiterin.



***



Malcòm sollte Recht behalten.

Ein Söldner, einer der Sanitäter des Kommandotrupps, untersuchte Leo und flickte den Mischling wieder zusammen. Danach stieg er in den vorgeheizten Pool. Sofort fiel alles von ihm. Er nickte sogar kurzweilig ein. Nach über einer Stunde stieg Leo aus dem Pool, trocknete sich ab, machte einen 40-minütigen Abstecher in die Sauna, duschte danach und begab sich anschließend zur Massage. Dabei schlief er dann vollends ein.

Die Masseuse, eine der Flugbegleiterinnen, weckte ihn 90 Minuten später.

Er fühlte auf Anhieb fitter als vorher.
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Es hatte wahrlich Wunder bewirkt.

Mit neuer Kraft und Elan trat Leo in den Salon der Raumjacht. Beim Ausblick durch das lange Panoramafenster sah er, dass Sie sich im Hyperraum befanden.

„Ahh. Da bist du ja.“, meinte Malcòm bei seiner Ankunft. „Willst du was Essen? Trinken?“ Eine derartige Gastfreundschaft bekamen nur sehr wenige zu spüren. Im Grunde war der Mischling der Einzige.

Als ob der Malianer seine Gedanken gelesen hatte, knurrte sein Magen und seine Kehle war trocken. Warum also nicht? Es kostete ihn ja nichts!! Vermeintlich.

„Hast du was von Khalel oder Lira gehört?“ Die Flugbegleiterin hatte gerade abgeräumt. Leo saß dem Söldnerchef gegenüber.

Er nickte, nahm einen Schluck von seinem Bourbon. „Ja.“ Malcòm wurde sachlich. „Bis auf ein paar Schrammen geht es Lira gut.“, begann er mit der Kejanerin. Leo war froh zuhören das sie wohlauf war. „Khalel wurde schwer verletzt. Man konnte sie im allerletzten Moment zusammen mit einigen 100 Maglanern evakuieren.“ Das war ein schwerer Schlag.

Einige Hundert!! Das waren viel zu wenig, wenn er die Köpfe überschlug, die Sie gesehen hatten. Bei Gott!! Mit dem Schwermut einhergehend kam die Übelkeit über die überschlagenen Opferzahlen.

Er brauchte nicht mal fragen ob de Witts Truppen Gefangene machten. Außer ihm!! Leo schloss die Augen für ein Gebet an die Götter, sie mochten den Gefallenen Seelenfrieden geben. „Wie hat er von dem Standort des Treffens erwahren?“ Eine unmissverständliche Härte schlich sich in seine Stimme, verlieh ihr etwas Unzweideutiges.

„Von meinem Kontaktmann.“, antwortete Malcòm düster. „Er hat die Signalcodes des Raumfrachters der euch aufgenommen hat an de Witt weitergeleitet.“ Nun sah der Malianer finster drein. „Wofür er das Kopfgeld und ein Bonus von 500 Tausend Credits bekam.“

„Wo ist er jetzt?“

„Die Maglaner haben sich ihn geschnappt, als meine Leute ihn aufgespürt haben.“ Die Informationen hatte er ohne Wenn und Aber gleich an die übrig gebliebenen Zellen weitergegeben. Kostenlos. Das Aufspüren von Verrätern hatte keinen Preis.

„Ist er noch am Leben?“ Eine flüchtige Idee kam auf.

Malcòm nickte.
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Er nahm einen weiteren Schluck. „Sie warten, bis Er’rjcc… ähm, Khalel entschieden hat, wie mit ihm zu verwahren ist.“

Sie nahm konkretere Formen an.

Andererseits würde über den Verräter wohl kaum Brauchbares zurückgelassen haben, was Sie nutzen konnten. Fragen kostete jedoch nichts. Für Sie jedenfalls. Bei dem Verräter sah das schon anders aus. Sollten ihn die Maglaner trotz allem laufen lassen, würde Malcòm Gewehr bei Fuß stehen. Ein Verräter, egal, von welcher Seite er kam, war schlecht fürs Geschäft.

„Wo sind Sie?“

„Ich hab Sie auf einer ausrangierten planetaren Bergbaustation untergebracht, die ich als Zwischenlager benutze.“

Ein Angriff auf die Station würde ein Angriff auf Malcòm bedeuten. So verrückt war nicht mal de Witt. Denn mit dem Ruf-zu-den-Waffen durch Malcòm stünde de Witt einer gewaltigen malianischen Streitmacht gegenüber. Sie mochten den Streitkräften der Liga zahlenmäßig unterlegen sein, doch niemand war so dumm und kreuzte die Waffen mit dem Söldnerbund von Malian.

Diejenigen, die es taten, bekamen die ganze Wucht zu spüren.

Was wahrlich kein Zuckerschlecken war.

De Witt würde es sich also zweimal überlegen, sollte er aus irgendwelchen Gründen erwahren, wo sich die Überlebenden versteckten.

Mit der Unterbringung hatte sich der Söldnerchef auf die Seite der Maglaner gestellt, statt eine neutrale Position einzunehmen, wie in Konflikten üblich die keine Gefahr oder Bedrohung für malianische Interessen darstellten. Außer ein Bündnispartner war involviert.

Es verstand sich von selbst, dass die Raumjacht zu der erwähnten Bergbaustation unterwegs war.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Malcòm neugierig. Er hatte ja, wieso schon Partei ergriffen. Da konnte er dem Mischling, der Kejanerin und dem Maglaner auch gleich unter die Arme greifen. In welcher Form auch immer.

Mit Sicherheit wusste de Witt bereits von seiner Flucht. Die wieso schon starken Schutzmaßnahmen seiner Person würden sich noch Mal verschärfen. An ihn heran zu kommen bedurfte es einer schwer bewaffneten Streitmacht, inklusive einer Flottenarmada. Die Streitkräfte der Liga würden nicht nur dabei stehen und zusehen.
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Vorrang hatte die Sicherstellung der Informationen über das Stabilisierungsverfahren sowie den Systemstandort des Test- und Einsatzgeländes für die Trillicium Reaktoren. Danach konnte man sich um de Witt kümmern.

Auf welche Weise auch immer.



***



Der Aufbau der Bergbaustation befand sich auf einem von Hunderten Asteroidenmonden im Björn-System in der Randzone. Vor gut 100 Jahren gehörte das Sternensystem zu einem der wichtigsten Rohstoffabbaugebiete. Bergbauschiffe. Bohrschiffe. Förderdrohnen. Bohrplattformen. Förderbunker. Bergbaustationen. Auf dem Höhepunkt des Rohstoffabbaus hatten im Björn-System bis zu 100 Tausend Leute Arbeit.

Doch wie bei allem das gefördert wurde, versiegten nach und nach die Quellen und der gewaltige Industrieapparat zog weiter. Zurück blieb ein nahezu vollständig ausgebeutetes unbewohntes Sternensystem. Überbleibsel aus jener Zeit fand man zuhauf. Da die Bergung mehr kostete als eine Neuanschaffung, ließ man praktisch alles Stehen und Liegen, als man weiterzog.

Daher konnte man den Eindruck eines Geistersystems (wie eine Geisterstadt) bekommen.

Selbst die Hoffnungslosen der Hoffnungslosesten machten sich früher oder später aus dem Staub, wenn Sie den kläglichen Rest der Rohstoffe gefördert hatten.

Demzufolge war das Björn-System der perfekte Ort für jemanden wie Malcòm, der die vorhandenen Kapazitäten für seine Geschäfte zu nutzen wusste.

Die Raumjacht landete auf einer der Plattformen der Landungsarme. Ihre Ankunft ins Sternensystem war zuvor von einer Langstreckenphalanx, die sich auf einem der Zwillingsmonde befand, geortet worden. Die Signalcodes identifizierten Sie als jene, die Sie waren. Über eine Up-Link Antenne konnte man von der Bergbaustation aus Sensordaten in Echtzeit zugreifen, ohne eine verräterische Signalabstrahlung zu verursachen.

Der Kommandotrupp mitsamt Malcòm und Leo verließ die Raumjacht, die kurz danach über eine versteckte Aufzugrampe in die darunter liegende Parkbox hinabglitt. Eine Tarnrampe füllte das Loch aus. Bei einem Überflug sah man nur die Plattform.

Stege verbanden die Plattformen der Landungsarme mit dem Aufbau der Bergbaustation, die von Außen wie ein 3-stöckiger Wohnblock aussah.
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Die eigentliche Bergbaustation befand sich unter der Oberfläche, tief im Mondboden.

Im großen Foyer wurden Sie von einer gemischten Sicherheitseinheit erwartet. Der malianische Truppführer begrüßte seinen Boss und erstattete ihm umgehend Bericht. Vor allem was den Gesundheitszustand von Er’rjcc/Khalel betraf.

Der Maglaner Führer war auf dem Weg der Besserung. Sein Zustand hatte sich stabilisiert. Eine gute Nachricht.

Mit dem Kommandotrupp ging es für den Söldnerchef und Leo über den großen Lastenaufzug in die Tiefe, wo die eigentliche Bergbaustation begann.

150 Meter tief war der Aufzugsschacht.

Er mündete in eine riesige offene Halle. Wo eine Verteidigungslinie/Evakuierungszone errichtet worden war. Die Sicherheit der Überlebenden hatte Vorrang vor allen logischen Abwägungen bezüglich eines kaum vorstellbaren Angriffs von de Witt. Nur weil es nicht vorstellbar war, hieß das noch lange nicht das es nicht möglich war. Auch wenn dadurch de Witt’s Geisteszustand in Frage stand.

Der Truppführer des von Malcòm’s abgestellten Söldnertrupps brachte Sie durch die großen Katakomben der Bergbaustation. Das Stollennetzwerk war unübersichtlich. Einmal falsch abgebogen und man fand nie wieder den Rückweg.

Am Boden des Hauptschachts befand sich ein 1-Bahn-Magnetgleis. Sie verband die wichtigsten Knotenpunkte in der weitläufigen Bergbaustation miteinander, brachte Personal und Ausrüstung von A nach B. Die abgebauten Erze wurden per Förderanlage zu den Sammeldepots befördert, in Frachtcontainer verladen im Umschlagsterminal auf der Oberfläche von den Transport- und Frachtfähren aufgenommen. Bis zu 4000 Frachtcontainer standen auf den Verladeplätzen des Umschlagsterminals, als noch Rund-um-die-Uhr gefördert wurde. Ein ineinander greifen war daher zu Spitzenzeiten unumgänglich.



***



In einem der spielfeldgroßen Knotenpunkten hatten sich die Überlebenden Maglaner niedergelassen. Im Grunde erinnerte es mehr an eine Sammelstelle von Notunterkünften, die bei bevorstehenden oder stattgefundenen Naturkatastrophen eingerichtet wurden.

Wie bei den Sammelstellen der Notunterkünfte war dies hier nur eine vorläufige Lösung.
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Unzählige Feldbetten standen in Reih und Glied.

Eine Essensausgabe, die mehr an eine Straßenbude erinnerte.

In einem gesonderten Bereich war das Feldlazarett.

Ein eiligst aus dem Boden gestampftes Provisorium.

Doch die Maglaner waren Minimalisten.

Im hinteren Teil des Feldlazaretts war Er’rjcc/Khalel untergebracht. Noch immer musste er sich von den erlittenen Verletzungen erholen.

Mittendrin fand Leo Lira.

Die Kejanerin betätigte sich als Jugendtrainerin für die maglanischen Kinder. Sie dirigierte die Rasselbande präzise, unterwies sie und ließ sie dann einfach machen. Die Kinder tobten fröhlich, rauften miteinander oder spielten Ball. „Leo.“, rief Lira, als sie ihn bei Malcòm entdeckte.

Erleichtert den jeweils anderen lebendig wiederzusehen, umarmte man sich. Doch kaum hatte Lira die Umarmung gelöst, boxte sie Leo.

„Au, verdammt!!“ Der Mischling rieb sich den Schlagpunkt. „Was ist denn?“, blaffte er kleinlaut.

Lira war eindeutig nicht zu spaßen ausgelegt. Ihre Augen blitzten verärgert. „Wenn du das noch mal machst, Leo.“ Sie trat einen Schritt näher, ließ ihn nicht einen Moment aus den Augen. Keiner der Malianer wagte dazwischen zugehen. Selbst wenn ihnen Malcòm entsprechende Zeichen gegeben hätte. „Werde ich dir deinen Arsch“ Lira flüsterte zwar, doch man hörte Sie gut und deutlich. „bis zum Stegreif aufreißen.“

Der Söldnerchef amüsierte sich köstlich.

„Danke, Leo das du mir mein Leben gerettet hast.“, konterte der Mischling unbeeindruckt. Obgleich ihm klar war, das es Lira vollkommen ernst meinte. „Ich bin dir was schuldig.“

Ihre Lippen verschoben sich zu seinem freudlosen Schmunzlen.

Leo wappnete sich unterbewusst gegen einen weiteren Angriff.

„Ich bin keine der hilflosen Frauen, die man retten muss.“

Für den Bruchteil einer Sekunde wollte er eine trotzige Erwiderung sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Um seiner Gesundheit willen. Außerdem hatte die Kejanerin irgendwie recht. Sie gehörte eindeutig nicht zu den hilflosen Frauen. Sie mischte eine Bande Rocianer auf, ohne sich zu überanstrengen.
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Ja, ohne Zweifel, Lira wusste, wie man sich verteidigte. Vermutlich war der Schubser sogar unnötig, so geriet sie nicht in die Finger von de Witt’s Schergen.

„Dessen bin ich mir bewusst.“, entgegnete er. „Ich wollte, das dir nichts passiert.“ Leo empfand mehr für die Kejanerin, als er sich eingestand.

Für einen winzigen Augenblick flackerten ihre Augen unschlüssig.



***



Leo erläuterte dem Maglaner Führer, der noch schwer gezeichnet von dem Angriff war, den Plan aus dem der Untergang von de Witt resultierte. Man sah Er’rjcc die Zweifel und Skrupel an. Was man ihm nicht verübeln konnte. Sie bezogen sich auf die Folgen die das Vorgehen für sein Volk, die Überlebenden haben konnte. De Witt würde keinesfalls klein beigeben.

Doch er hatte mit Sicherheit keine 2 Sekunden darüber nachgedacht, als er den Angriffsbefehl erteilte.

Sie konnten gewinnen und gleichzeitig alles verlieren.

Welche anderen Möglichkeiten blieben ihnen überhaupt?

Die Maglaner waren ein heimatloses verfolgtes Volk, das in den tiefsten Tiefen des Untergrunds ihr Dasein fristete. Aus Angst und Furcht vor de Witt, dessen Schergen und jenen die hinter ihm standen. In den Weiten der Randzone, der Liga oder darüber hinaus interessierte sich niemand für ihr Schicksal. Sie hatten alle ihre eigenen Probleme, mit denen sie sich auseinandersetzen mussten. Hinzu kam das alle Zeichen für einen galaxieweiten Krieg zu erkennen waren.

Für alle ging es insgeheim ums nackte Überleben.

De Witt und Co zwangen Sie einen Weg auf, den niemand gehen wollte oder zugehen wagte.

Doch welche Wahl blieb ihnen letztlich?

Über die Frage dachte Er’rjcc noch Stunden nach.

Alles hatte seinen Preis.

Die Frage war bloß, wie hoch er sein würde!?

Natürlich wollte Er’rjcc, wie jeder andere auch, Rache nehmen für das was ihnen und ihrem Volk wiederwahren war. Doch die Gefahr endgültig abzurutschen war immens.

Welche Wahl hatten Sie?

Er hatte nie vor gehabt der Anführer zu sein. Geschweige den es gewollt. Nein, was Er’rjcc wollte, war eine Frau, Kinder, ein Heim und ein unbeschwerliches Leben.
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Die Katastrophe raubte ihm dies. Die Situation und die Überlebenden machten ihn zum Anführer. Sie folgten ihm, hörten ihm zu und taten, was getan werden musste.

Es wurde Zeit diejenigen zur Rechenschaft zuziehen, die dafür Verantwortlich waren.

Alles war besser als nichts zu tun.

Ihre mächtigen Feinde würden keine Ruhe geben. Bis das Geheimnis mit dem letzten Maglaner starb. Dafür waren Sie bereit ein ganzes Volk auszulöschen. Ein unbemerkter Genozid.

Jeder musste für sich entscheiden, ob er bereit war ihm zu Folgen.

Aus dem fiktiven Khalel wurde eine Person aus Fleisch und Blut.

Er schaute die Frau an, die ihm seit dem Angriff nicht mehr von der Seite wich. Sie hatten sich vorher nicht gekannt. Die Katastrophe und die Folgen brachten sie zusammen. Sie waren Fluch und Segen zugleich. „Sag ihm, ich habe eine Entscheidung getroffen.“ Die Maglanerin wusste es sofort. Und ohne jedes zögern, erhob Sie sich, nickte entschlossen ihm zufolgen. Wenn es sein musste bis ins Reich der Finsternis.

Ihrem Beispiel würden Hunderte, ja Tausende folgen.

Die Zeit war gekommen sich zu erheben und zu kämpfen.

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-Vier-



Die United Cargo Service Group (UCSG) gehört zum Megakonzern United Aviation, der wiederum zu General United gehörte. UCSG war eine Betreibergesellschaft für das Frachtaufkommen innerhalb von United Aviation. Ihnen gehörten allerhand Frachtterminals, Docks, Umschlagplätze, Frachtplattformen, Raumfrachter, Frachtfähren und vieles mehr.

Sie waren die Nummer Eins in der Liga.

Der Platzhirsch.

Unter anderem betrieb die UCSG das orbitale Terminal von Cameron Prime, im Cameron-System. Einem hochindustriellen Sternensystem der Liga, welches mit zu den wichtigsten Industriestandorten von General United und Co gehörte.

Terminal 4 war eines der ältesten noch in Betrieb befindlichen Frachtterminals. Es sollte in 2 Jahren von Terminal 7A abgelöst werden, welches sich gegenwärtig im Bau befand. Zurzeit wurde darüber die Beifracht abgewickelt. Außerdem nutzten die kleinen und mittelständigen Handels- und Frachtunternehmen Terminal 4.

Im Zentrum, das eigentliche Terminal, befand sich das Frachtdepot.
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Was nichts weiter als ein großes Lagerhaus von 5 Stockwerken war. An dem eiförmigen Raumgebäude lagen, wie Luftfächer, die Plattformen worüber die ankommende und abgehende Fracht ent- und beladen wurde. Insgesamt verfügte das veralterte Terminal 4 über 12 Umschlagplätze/Plattformen. Wenn die Auslastung entsprechend war, wurden 9 Stück genutzt. Sonst kam man bei dem Aufkommen mit 7 aus.

Eine andere Besonderheit an Terminal 4 war, die weites gehende Handbeladung durch Robo-Drohnen oder humanoiden Personals. Wobei Letzteres teurer und weniger belastbar war als Robo-Drohnen. Diese wiederum waren kostengünstig und Rund-um-die-Uhr einsetzbar.

Das humanoide Personal wurde grundsätzlich am Tage eingesetzt. Einer gewerkschaftlichen ausgehandelten Verordnung sei dank. Die Robo-Drohnen hingegen kamen Nachts zum Einsatz.

So wie an diesem Abend.

Eine Frachtfähre befand sich im Anflug auf die zugewiesene Plattform 4-7, als das Raumvehikel ganz unvermutet den Kurs änderte, Schub gab und in das Terminalgebäude krachte. Nun war das Frachtdepot robust genug gebaut, um einen derartigen Unfall wegzustecken. Dass es sich um gar keinen Unfall handelte, ahnte niemand.

2 Minuten später explodierte die Frachtfähre plötzlich.

Zuvor war bei der Flugleitstelle eine Nachricht eingegangen, die nur aus einem Wort bestand:



-Khalel-



Zur gleichen Zeit fanden in den Äußeren und Mittleren Systemen der Liga Anschläge auf Einrichtungen statt die direkt oder indirekt General United gehörten. Bei allen ging die gleiche Botschaft voran.

Damit erklärte Khalel General United und seinen Partnern offiziell den Krieg.

Die Anschlagserie blieb von den Liga Medien unbemerkt. Obwohl 27 Todesopfer gezählt wurden. Wobei es sich bei 26 Opfern um Sicherheitspersonal der Renegade Agency handelte, die Privatarmee von de Witt, General United und Co.

Sie waren demzufolge keineswegs unschuldig.

Der verursachte Schaden belastete den täglichen Umsatz nicht im mindesten.



***



Renegade Agency besaß in mehreren Hundert, ja Tausenden, Sternensystemen in der Liga und Randzone Außenstellen/Büros/Stützpunkte.
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Ihre geschäftliche Hauptaufgabe war es die diversen Einrichtungen von General United und Co zu sichern und zu beschützen.

Der Hauptanteil des Personals war im Sicherheitsmanagement beheimatet.

Die Elite, meist mit militärischer Ausbildung, hingegen gehörte zum Schutzsegment. Was darunter fiel, befand sich unter Verschluss. Bei Ihnen handelte es sich um die Söldner, welche Renegade Agency bzw. de Witt nach Gutdünken einsetzte.

In der Regel mit Mandat der Liga. Entweder vorher oder nachher. Je nach dem, wie das Medienecho ausfiel.

Einer der unzähligen Stützpunkte befand sich auf dem Planeten Ekko. Vor 2 Jahren waren die Liga Streitkräfte überraschend von Ekko abgezogen. Gleichzeitig erteilte die Regierung der Renegade Agency ein weitreichendes Sicherheits- und Schutzmandat für den Planeten. Auf Ekko tobten seither erbitterte Machtkämpfe unter den jeweiligen Familienclans und verschiedenen Fraktionen.

Bei der Beobachtermission der Liga gerieten die Beobachter ins Kreuzfeuer. 4 der 7 Frauen und Männer starben. Jeder schob den Schwarzen Peter dem anderen zu und wies jegliche Schuld von sich. Als kurz nach der Ankunft die Ermittlergruppe fälschlicherweise angegriffen wurde, beschloss das Ligakomitee für Sicherheit die Streitkräfte einzusetzen, um die Ordnung auf Ekko wiederherzustellen.

Tatsächlich unterzeichneten alle verfeindeten Beteiligten ein Waffenstillstandsabkommen sowie eine Erklärung zur Anerkennung der Übergangsregierung.

10 Jahre blieb es relativ friedlich auf Ekko.

Bis unbekannte auf einer Hochzeit zweier Clans ein Blutbad anrichteten. Die Urheber konnten zwar nie ermittelt werden, doch das war nur der Stein des Anstoßes. Der brüchige Frieden löste sich folglich auf.

Die Liga Streitkräfte zogen nach einem Komitee Entscheid ihre Truppen ab, erteilten im gleichen Atemzug der Renegade Agency das weitreichende Sicherheits- und Schutzmandat. Wie es durchgesetzt wurde, kümmerte niemanden so wirklich.

Die einheimische Bevölkerung saß faktisch auf einem ergiebigen Rohstoffschatz, der zu den siebgrößten Vorkommen im Einzugsgebiet der Liga gehörte. Der Kuchen war für alle Beteiligten groß genug. Jedoch waren niemand bereit gegenüber dem jeweils anderem Zugeständnisse zu machen.
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Dass in dem Chaos die Truppen der Renegade Agency ins Fadenkreuz gerieten, war nicht weiter verwunderlich. Für die einen waren Sie Invasoren. Für die anderen ein lästiges Geschwür. Und für den Rest einfach nur ein übles Anhängsel.

Daher herrschte auf dem Stützpunkt immer die höchste Sicherheitsstufe. Einheimische hatten überhaupt keine Chance auf das Gelände zu kommen.

3 Truppenhubschrauber hatten vom Flugtower des Stützpunktes die Starterlaubnis erhalten. An Bord befand sich eine Kommandoeinheit, die einen Einsatz gegen einen hiesigen Clan führen sollte. Nach der Erlaubniserteilung erreichte eine Nachricht den Tower, die nur ein Wort beinhaltete.

Kurz danach, die Truppenhubschrauber hoben gerade ab, riss eine Explosion einen der schwenkbaren Rotoren eines Hubschraubers ab. Der Rotorkopf schnitt sich kurzum in den anderen Hubschrauber. Während der trudelnde Hubschrauber unkontrolliert in den dritten Hubschrauber krachte, den Rumpf zerfledderte und gemeinsam aufschlugen.

Der Schrecken war den Frauen und Männern im Tower anzusehen.



***



Die United Energy Company (UEC) war einer der führenden Energiemegakonzerne in der Liga und gehörte zum General United Megakonzern, dem de Witt als CEO vorstand. Auf Neu Bern im Swiss-System, einem Kernsystem der Liga, managten Sie die planetare Energieversorgung auf einem gut 100 Spielfeld großen Gelände.

Auf dem Gelände befanden sich unterschiedlichste Kraftwerktypen, Versorgungssysteme, Rückgewinnungseinrichtungen, Lagerungskomponenten und dergleichen. Sie versorgten die Bewohner des Planeten als Direktversorger oder über Zweit- und Drittanbieter mit der erzeugten Energie, dem Strom der Jetztzeit.

Der hallenartige Kontrollraum war wie das Gelände in verschiedene Abschnitte unterteilt.

Neu Bern gehörte zu den fünfzehn industriestärksten Liga Planeten, die das Rückgrat der Liga Industrie darstellten. Die planetaren und orbitalen Produktions- und Fertigungsstätten gehörten zwar nicht mehr zu den modernsten, besaßen jedoch eine 90-Prozentige Auslastung der vorhandenen Kapazitäten. Eine Modernisierung würde bei den Konzernen und Unternehmen Mehrkosten verursachen die die täglich laufenden Kosten bei weitem überstieg.
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Solange also diese geringer waren, würde nur das nötigste Investiert um die Maschinerie am Laufen zuhalten. Langfristig kamen Sie jedenfalls nicht drum herum. Irgendwann würden die täglich laufenden Kosten den Gewinn aufzerren.

Solange die Energieversorgung gesichert war, sah die planetare und Ligaweite Politik keinen Grund Konzernen wie der United Energy Company Vorschriften zu machen. Was wieso ein vergeblicher Kampf gegen Windmühlen war. Die Lobby der Megakonzerne besaß ein enormes Gewicht in der täglichen Politik.

Das Gelände vom Megakonzern UEC war ein Sicherheitsbereich, dessen Sicherheitsstandard nicht der Höchste war. Zudem war die Technik veraltet. Zur Gewinnmaximierung musste halt an gewissen Konzernstellen eingespart werden. Die Renegade Agency war für die Sicherheit des Geländes zuständig.

Als bei einem der Gaskraftwerke der Druck ein kritisches Level erreichte, wurde es vom Netz genommen. Ein Reparaturteam sollte klären worin der Fehler bestand. Der Ausfall eines Kraftwerks konnte bei der Vielzahl von Kraftwerken verschmerzt werden, ohne dass der Notstand eintrat. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall waren die Energiespeicher in der Lage die Ausfälle auszugleichen und das planetare Energielevel konstant zuhalten.

Daher dachte man sich im Kontrollzentrum nichts dabei. Einzelne Ausfälle waren alltäglich.

Doch innerhalb von 20 Minuten brach der Notstand aus.

Ein Kraftwerk nach dem Anderen schaltete sich ohne ersichtlichen Grund selbstständig ab. Teile des Energieversorgungsnetz wurden vom Netz genommen. Die Verbindungen zu den Speichern gekappt. Aus heiterem Himmel explodierte ein Umwandlungsgenerator, was eine unaufhaltsame Kettenreaktion zur Folge hatte.

Das erzeugte Energielevel fiel schlagartig ins Bodenlose, so das eine Abdeckung nicht mehr gewährleistet war. Dementsprechend kam es zu einem planetaren Energieausfall. Für gute 20 Stunden waren 2/3 des Planeten ohne Energie. Nicht betroffen waren die kleinen unabhängigen Energieversorger, die jedoch nicht in der Lage waren den Energieausfall auszugleichen, weil ihnen schlichtweg die Möglichkeiten und Kapazitäten fehlten.

Kurz vor dem Blackout erhielt die Firmenzentrale der United Energy Company eine anonyme Com-Mitteilung.
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Khalel





***



… wurde während der 7-wöchigen Intifada zu einer anschwellenden Bedrohung.

In den Medien war davon nichts zu sehen, zu hören und zu lesen. Der Vorfall auf Neu Bern wurde als ein systembedingter Blackout bezeichnet.

Ein Kolianer leitete das Briefing mit den angeheuerten Kopfgeldjägern, die Khalel aufspüren sollten. Sie waren von ihm ausgesucht worden. Schon zuvor hatte er im Namen von De Witt auf die Dienste der Kopfgeldjäger zurückgegriffen. Zehn von Zwölf waren der Einladung gefolgt. Bei einem 100 Millionen Credits Kopfgeld kein Wunder.

Seine Begleiter teilten den Frauen und Männern die Dossiers über Khalel aus. Sein Auftraggeber, also de Witt, wollte eine schnellstmögliche Beseitigung des Problems. Für das Kopfgeld ließen die Anwesenden ihre anderen Verpflichtungen Stehen und Liegen. Schließlich winkte neben dem Kopfgeld ein gleichwertiger Bonus. Derjenige der Khalel lebend erwischte erhielt zusätzlich 200 Millionen Credits.

Eine durchaus respektable Summe.

Doch keiner würde Sie einstreichen.

Eine schwerbewaffnete Gruppe Vermummter störte überraschend das Treffen. Im darauffolgenden Schusswechsel starben die 10 Kopfgeldjäger samt Anhang. Ebenso die Begleiter des Kolianer’s, der als Mittelsmann für de Witt fungierte. Er war der Einzige, der den Angriff überlebte.

Was seinen Grund hatte.

Der Kolianer sollte de Witt eine Nachricht überbringen.

Die Nachricht war unmissverständlich.



***



Seit Beginn der Intifada hatte Sie dem Megakonzern General United Milliarden Credits gekostet. Nichtsdestotrotz ein Tropfen auf den heißen Stein, der umgehend verdampfte. Es schmälerte sicherlich den Gewinn, aber damit konnte de Witt leben. Je länger die Sache dauerte, umso schwerer war es sie zu verheimlichen. Nicht nur vor der Öffentlichkeit und den Medien, sondern vor allem vor Miranda Holm und Co.

Falls Sie wussten, was dahinter steckte, so zeigte sich keinerlei Interesse. Was weder gut noch schlecht war. Natürlich war de Witt klar, dass er irgendwann seinen Wert für Frau Holm und Co aufgebraucht hatte. Daher war er bereit ein ganzes Volk auszulöschen.
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War er deswegen ein schlechter Mensch?

Auf jeden Fall.

Für ihn stand sein eigenes Wohl über das eines Volkes, von dessen Dasein niemand Notiz nahm und daher kaum vermisst wurde, wenn es ausgelöscht war. Der Genozid an den Maglanern sicherte sein Überleben, steigerte zusätzlich seinen Wert für Frau Holm und Co.

Über eins war es sich im Klaren, sobald man keine Verwendung mehr für ihn hatten, wurde de Witt zu einer Belastung. An seine Stelle würde ein anderes Bauernopfer kommen. General United spülte weiterhin Billionen Credits in die Kriegskasse derjenigen für die Frau Holm arbeitete.

Die Gmah.

Schon längst bekam er bei dem Gedanken keine Gänsehaut mehr.

Er hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.

Und nur der Tod beendete den Pakt.

Andererseits hing de Witt am Leben, weshalb er alles unternahm, um am Leben zu bleiben. Aus diesem Grund trieb er die Forschung am Stabilisierungsverfahren voran, was letztlich zu der Katastrophe im Maglan-System führte. Das Ganze zu vertuschen war weitaus aufwendiger.

Die herumstreunenden Maglaner erwiesen sich als gerissen und schwer aufspürbar.

Inzwischen mehr den je.

Was kaum mehr von Bedeutung war.

Die entfachten Krisenherde drohten alsbald zu einem verheerenden galaxieweiten Flächenbrand zu werden. Da spielte das Schicksal eines unbedeutenden Volkes, wie den Maglanern, keine allzu große Rolle.

Und wenn es nicht dazu kam, waren die Beteiligten viel zu sehr darum bemüht ihren Kopf über Wasser zuhalten.

Wozu auch de Witt zählte.

Wurde Zeit die schweren Geschütze hervorzuholen.

Er gab eine Rufnummer ins NetCom ein, wartete, bis der verschlüsselte Ruf angenommen wurde. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht desjenigen den de Witt anrief.



***



Alleine die Ortungsstärke der Hyperraumabdrücke ließ nur ein Schluss zu.

Ein massiver Transit hatte in den Normalraum Systemeinwärts stattgefunden. Nicht nur an einer Stelle, sondern an neuralgischen Punkten innerhalb des Sternensystems. Die Sprünge waren so gesetzt, dass die reinkommenden Schiffe jegliche Fluchtwege versperrten.
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Die Handvoll Kampfschiffe, die im System stationiert waren, hatten keinerlei Chance.

Trotzdem gab der Geschwaderkommandant den Befehl zum Auslaufen.

Das Sie starben war unausweichlich, nur die Frage nachdem Wie stand im Raum.

Denn der Feind hegte nicht die Absicht irgendjemanden am Leben zulassen.

Auch wenn der Sieger bereits vor dem Ersten Schuss feststand, so ließen die Verlierer nichts unversucht dem Feind größtmöglichen Schaden zu zufügen.

Dass malianische Söldnergeschwader kämpfte, unumwunden, ließ die Waffen sprechen, führte einen Angriff nach dem anderen durch, fügte dem Teilverband des Sternenreichs Oclean größtmöglichen Schaden zu, brachte ihn an den Rand einer Niederlage, bevor der übrige Teil des Angriffverbandes dem Geschwader den Gar aus machte.

Sie schlossen anschließend der Systemsäuberung an.

Mit der, von de Witt, einkalkulierten Folge, das Malcòm zu den Waffen rief.

Keine 6 Stunden später sprangen 3 Flottenverbände vom Söldnerbund von Malian in das Hoheitsgebiet des Sternenreichs.

Die Nachricht quittierte de Witt mit einem süffisanten Schmunzeln.

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-Fünf-



Der Überfall durch Kräfte des Sternenreichs kam für alle Beteiligten überraschend. Damit hatten Sie von Seiten de Witts nicht gerechnet. Eher mit einem Angriff der Renegade Agency. Was wohl keineswegs zum Ruf-zu-den-Waffen geführt hätte.

Wie auch immer, der Söldnerbund hatte dem Sternenreich kurzum den Krieg erklärt, schlossen zeitgleich mit dem Königreich Aquian ein Kriegsbündnis. Der Anschluss der Union war nur eine Frage der Zeit.

Für Sie stand es außer Frage dass der Angriff im Björn-System auf Intervention de Witts, als Reaktion auf die Intifada zurückging. Sie war sein Gegenschlag. Brutal, Unbarmherzig und alles im allem vollkommen Sinnlos. Damit sorgte er, dass sich der drohende galaktische Krieg bewahrheitete.

Alle Seiten positionierten sich.

Jedoch mussten Sie Früher oder Später Stellung beziehen.

Wenn de Witt dies beschleunigen wollte, konnte dies mehrere Gründe haben.
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Alleine an der Intifada konnte es nicht liegen. Dazu fehlte ihren Aktionen die nachhaltige Schlagkraft. Wirkungslos blieben Sie dennoch nicht.

Wieso de Witt gerade diesen Schritt/Zug machte, wollte dem Mischling einfach nicht einleuchten, zumal er damit wissentlich den Ruf-zu-den-Waffen auslöste und der Söldnerbund dem Folgen würde. Er ließ Malcòm überhaupt keine andere Wahl.

Was also erhoffte sich de Witt davon?

Denn Beginn des Krieges!!

Wahrscheinlich würden sich Miranda Holm und Co anderen Dingen widmen, als ihren Marionetten auf die Finger zu gucken.

Einmal mehr wurde Leo sich seiner Schuld bewusst, als er nicht den Abzug betätigte, als er Sie im Fadenkreuz hatte. Ganz gleich, was er zu der Zeit wusste oder eben nicht wusste. Wenn er es gewusst hätte, stand es außer Frage, dass Leo den Abzug betätigte. Vermeintlich wäre dann ein Puppenspieler weniger auf dem Paket. Sicher konnte man sich natürlich nicht sein. Was die Gmah einmal schafften, konnte ihnen auch wieder gelingen.

Wenn man ehrlich war, bedeutete Sie keine ernste Gefahr für de Witt und Co.

Der galaktische Krieg gäbe ihm freie Hand, sich ungesehen und unbemerkt von dem Problem und möglichen Altlasten zu befreien. Nebenbei stopften er sich und Konsorten die Taschen voll mit Milliarden Credits. Bis Sie keinen Cent mehr am Krieg verdienten, weil dieser direkt vor ihrer Haustür stand.

Sie konnten sich dem Sog nicht entziehen, der entstand.



***



Natürlich verlangte die unerwartete Intervenierung seitens des Söldnerbundes Malian ihre Aufmerksamkeit. Die Gespräche die man mit den Repräsentanten des Söldnerbundes führte hatten sich zwar festgefahren, aber das war nicht weiter ungewöhnlich. Man hatte ihnen im Kriegsfall einen Nichtangriffspakt unterbreitet. Das Malian Pro Union/Aquian eingestellt war und sie sich deren Kriegsbündnis anschließen würden schien daher nicht abwegig.

Sie hatten eine weitere Verhandlungsrunde vereinbart. Man wartete am Verhandlungsort, bis sie die Nachricht vom Kriegseintritt seitens des Söldnerbundes erhielten. Damit waren alle Verhandlungen hinfällig. So sprang die Hancock mitsamt ihrer 2 Begleitschiffe in den Hyperraum.

Miranda brauchte nicht lange um feststellen was den malianischen Sinneswandel hervorgerufen hatte.
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Ein Angriff eines Flottenverbandes vom Sternenreich auf einen Söldnerstützpunkt. Was zur Folge hatte dass der Söldnerchef Malcòm den Ruf-zu-den-Waffen auslöste. Dadurch erklärte der Söldnerbund Malian dem Sternenreich samt Verbündeter den Krieg und sprang mit 3 kampfstarken Flottenverbänden in das Raumgebiet von Oclean.

Im Zuge der Kriegserklärung gingen sie ein Bündnis mit dem Königreich Aquian ein. Alsbald würde die Union dem Kriegsbündnis beitreten. Es war nur eine Frage der Zeit.

Sie schaute sich auf einem Touchscreen-Bildschirm eine Flottenaufstellung an, die zusammengestellt wurde um einen Großangriff auf E’an und Silaan durchzuführen. Die Streitmacht besaß eine ordentliche Stärke. Mit dem richtigen Befehlshaber sollte der Sieg nur eine Formsache sein.

Bloß wussten ihre Verbündeten ja nicht das es ihnen nicht um den Sieg ging. Natürlich würden Miranda und Co sich keinesfalls beschweren, wenn es tatsächlich zum Sieg kam. In erster Linie dienten die Aktionen dazu, um ausstehende Verhandlungen zum Abschluss zu bringen und den bevorstehenden Krieg voranzutreiben. Hingegen ein Sieg bei Silaa-Stern brachte sie in die vorzügliche Lage auf eigene Kräfte zurückzugreifen zu können statt auf diejenigen ihrer Bündnispartner. Was einiges einfacher machte.

Worauf ihre Planungen nicht ausgerichtet waren.

Miranda war sich bewusst, dass de Witt in Verdacht geriet. Wodurch Satō und Fritz für seine Absetzung plädieren würden. Vor allem Fritz Schmitt, ihr Intimfeind. Man war sich schon vor all dem nicht besonders Grün. Beide pflegten die Feindschaft zueinander. Bei de Witt gab es aber ein nicht zu ignorierendes Problem.

Ihr Handlanger besaß das Stabilisierungsverfahren für Trillicium-II.

Selbst ihnen war es bisher nicht gelungen ein solches Verfahren zu Wege zu bringen. Daher hatte de Witt einen Trumpf in der Hand, den der Mann um keinen Preis aus der Hand geben würde. Für ihre unabhängigen Pläne war es unumgänglich aus den vollen zu schöpfen. Ohne das Stabilisierungsverfahren verzögerte sich die Angelegenheit auf unbestimmte Zeit.

Ihnen blieb daher gar keine andere Wahl, als de Witt’s Absetzung solange wie nötig auszusetzen.
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Was ihn wiederum denken ließ, er sei unantastbar.

Ein Trugschluss. Noch konnte Miranda verhindern das Satō und Fritz, aber vor allem Letzterer, die Schlinge um seinen Hals zu zogen. Sie verloren damit nur einen Bauern, die früher oder später wieso geopfert werden mussten. Zum Wohl des Sieges. Daran führte schlussendlich kein Weg dran vorbei. Und Bauern waren austauschbar.

Andererseits hatte de Witt seinen Wert mehrfach unter Beweis gestellt.

In letzter Zeit hingegen machte er mehr durch seine Fehlgriffe auf sich aufmerksam. Dadurch wurde nicht nur de Witt angreifbar, sondern auch Miranda. Der Mann war schließlich ihre Wahl und damit ihr Schoßhündchen, wenn man so wollte. Sie hatte ihm einen gewissen Spielraum, ja Leine gelassen um die Dinge zu erledigen, die Miranda ihm auftrug. Weites gehend erfolgreich.

Jede Erfolgssträhne riss irgendwann.

Bei de Witt schien der Fall eingetreten zu sein.

Was ihn mehr und mehr zu einer Belastung machte.

Die Melodie einer eingehenden Com-Mitteilung ertönte.

Sie öffnete sie, las sich den Inhalt durch.

Die eingesetzte Streitmacht zur Eroberung von E’an und Silaa war gescheitert.

Nicht gerade vorteilhaft für ihr Tun. Die Union schien somit längst nicht so handlungsunfähig zu sein, wie Fritz behauptete. Über allzu viel Spielraum verfügten sie demnach kaum noch. Er reichte aber auch um ihnen das Leben schwer zu machen.

Scheinbar jedenfalls.

Eine zweite eingehende Com-Mitteilung ertönte.

Leichte Unruhe kam auf, als Miranda sich den Inhalt durchlas.

Sie beschwichtigte.



***



Wenn einer rief, folgten alle.

Ohne Wenn und Aber.

Was Leo bemerkenswert fand. Niemand aus dem Führungskader des Söldnerbundes stellte Malcòm’s Ruf-zu-den-Waffen in Frage oder hinterfragte ihn. Trotz der jeweils unterschiedlichen Interessen war man eine eingeschworene Gemeinschaft. Wurde einer von ihnen angegriffen, wurden alle angegriffen. Es wurde kein Unterschied gemacht.

Auch wenn Malcòm sein Dasein in der Randzone fristete, war er einer von ihnen. Er besaß einen anerkannten Sitz im Führungsrat, der ruhte zwar aber dennoch folgten alle seinem Ruf-zu-den-Waffen.
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Dazu gehörte auch sein Bruder. Mit dem er seit seiner Zwangsverbannung durch ihren Großvater kein Wort mehr wechselte. Selbst bei der Beerdigung ihres Großvaters, an der Malcòm nichtsdestotrotz teilnahm hatten sie sich nichts zusagen. Seine Verbannung hatte auch mit dem Tod seines Großvaters weiter bestand. Sein Bruder, der das Erbe antrat, hob sie auch nicht auf. Was wiederum zu einem Eklat mit ihrer Schwester führte. Wobei gesagt werden musste, dass Sie wie Malcòm kein gutes oder enges Verhältnis zu ihrem Großvater besaß. Ganz anders ihr Bruder, der ihm nachfolgte.

Bei der Suche nach Überlebenden bargen die Söldner von Malcòm Speicherkerne der Langstreckensensorphalanx. Die Sensordaten lieferten ein Bild dessen, was im Björn-System geschehen war. Seine Frauen und Männer hatten keine Chance gehabt, heizten den Ocleanern dafür gehörig ein.

Bei Betrachtung der Signalcodes der Feindschiffe stellte Leo eine Merkwürdigkeit fest. Sie kamen ihm irgendwie bekannt vor, als hätte er sie vor Kurzem bereits mal gesehen. Also verglichen Sie die Signalcodes mit eben jenen, die die Maglaner gemacht haben, stellte man fest das sie sich glichen. Demzufolge waren die Kampfschiffe aus dem Maglan-System die Gleichen wie im Björn-System. Das konnte einfach kein Zufall sein.

Dadurch kam man zu dem Schluss das de Witt mit jemanden aus dem Sternenreich zusammenarbeitete. Dieser jemand hatte die Befehlsgewalt über schlagkräftige Kampfschiffe. Was im Sternenreich nur 2 Personen hatten.

Der Primus mit seinem Sohn.

Und Leo glaubte nicht dass der Protektor mit de Witt gemeinsame Sache machte. Auch wenn der Mensch ihnen allerhand Wehrgerät lieferte, mit dem sich Oclean zu einer werdenden Supermacht aufschwang. Unter mithilfe der Gmah in Person von Miranda Holm und Co.

Wonach nur noch sein Sohn blieb.

Da fiel dem Mischling wieder der Ocleaner ein der ihm in der Bar auf Sòhò aufgefallen war. Er kam nach den Rocianern rein, setzte sich in eine freie Sitznische und verhielt sich unauffällig.

Soweit Leo wusste, hatte der Primus 2 Söhne. Wovon einer während der Machtergreifung zur Union überlief. Seit dem befand er sich in der Obhut vom Vereinten Nachrichtendienst.
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Oder!? Um sicher zugehen schickte der Mischling eine Anfrage an Felix Essien, den Generalinspektor und Führungsmitglied der Allianz, die einen verborgenen Krieg gegen die Gmah führte.

20 Stunden später erhielt er eine Antwort auf seine Anfrage.

Dabei handelte es sich lediglich um ein Foto.

Bingo!!

Der Ocleaner auf dem Foto war identisch mit dem den Leo in der Bar auf Sòhò gesehen hatte. Demnach war er der übergelaufene Sohn des Primus. Interessant an dem Foto war der Zeitstempel. Eigentlich hätte sich der Ocleaner in Gewahrsam/Obhut vom Vereinten Nachrichtendienst befinden müssen. Stattdessen reiste er scheinbar durch die Weltgeschichte.



-Aufenthaltsort unbekannt.-



Ihm war neu dass der Geheimdienst einen Überläufer einfach so gehen ließ.

Eine Flucht konnte man natürlich in Betracht ziehen. Was aber unwahrscheinlich war. Er hatte also das Zeugenschutzprogramm nicht in Anspruch genommen. Merkwürdig zwar, aber gut. Man konnte niemanden zwingen. Andererseits sah es Kallström und Co nicht ähnlich eine ranghohe Quelle aus dem inneren Kreis des Primus gehen zu lassen. Wenn nicht das Zeugenschutzprogramm, dann wenigstens Schutzhaft.

Lira holte Erkundigungen bei ihren Kontaktleuten ein.



***



Wie die Erkundigungen zeigten, schien Leo recht gehabt zu sein. Bei dem Ocleaner handelte es sich um den übergelaufenen Sohn des Primus. Laut Lira’s Kontakten war der Mann über die Randzone in die Tanis-Sions-Republik gelangt. Dort verlor sich seine Spur. Alles deutete aber daraufhin dass das Raumgebiet der Familien lediglich eine Zwischenstation darstellten. Sein eigentliches Reiseziel war nicht allzu schwer zu erraten.

Das Sternenreich.

Die Frage, die sich Leo stellte war, wieso er nach Hause zurückgekehrte. Er war geächtet, hatte Hochverrat begannen. Eine Rückkehr ins Sternenreich bedeutete seinen sicheren Tod. Nach Lira’s Informationen war der Ocleaner mit einer Frau in die Union geflüchtet. Auf der Flucht hatte die Primusgarde das Raumschiff, wo sie an Bord waren, über die Unioner Grenze verfolgt und angegriffen. Erst das Eingreifen eines Wachgeschwaders der Grenzflotte verhinderte Schlimmeres.
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An eine Frau konnte sich Leo nicht erinnern, als er den Ocleaner in der Bar gesehen hatte. Alles deutete daraufhin das er alleine auf dem Weg zurück ins Sternenreich war. Dadurch eröffnete sich einem das mögliche Motiv. Irgendetwas musste geschehen sein, was den Ocleaner dazu veranlasste in die Höhle des Löwen zurückzukehren, wohl wissend bei der nächstbesten Gelegenheit getötet zu werden. Geächtete Hochverräter neigten nicht dazu bei einer Rückkehr ein hohes Alter zu erreichen.

Trotz allem half ihnen das im Moment nicht weiter.

Mochte man annehmen.

De Witt und der andere (gute) Sohn des Primus schienen eine Kooperation zu haben. Ohne oder mit Wissen der Gmah in Person von Miranda Holm und Co, war erstmal nebensächlich. Wobei der Mischling anhand der zur Verfügung stehenden Informationen eher Ersteres vermutete. Dann stellte sich die Frage, ob der Primus davon wusste? Eher nicht, denn die eingesetzten Kampfschiffe gehörten nicht zur Primusgarde.

Wenn Sie also erfuhren, worin der Kern der Kooperation bestand, konnten sie es möglicherweise gegen de Witt und Co verwenden. Allem Anschein nach verheimlichte er ja seine Zusammenarbeit vor Miranda Holm bzw. den Gmah. Da stellte man sich natürlich die Frage nachdem warum!?

Für eine Antwort waren ihnen Grenzen gesetzt. Die Tanis-Sions Grenze war seit dem Bündnis mit dem Sternenreich dicht. Dass galt auch fürs NetCom. Mit einem einfachen Anruf war es also nicht getan. Ganz zu schweigen von der Tatsache das mit dem Angriff auf E’an und Silaa formell Krieg herrschte. Hinzu kam, dass der geächtete Sohn verschwunden war. Eine Kontaktaufnahme wäre demnach schon schwierig genug gewesen, auch ohne den tobenden Krieg.

Sie mussten einen anderen Weg finden de Witt zu schaden. Nicht oberflächlich sondern tiefer gehend, bis ins Mark. Priorität hatte weiterhin das Auffinden des Stabilisierungsverfahrens sowie die Produktionsstätte der Trillicium Reaktoren und des Testgeländes.

Bloß wo sollte man anfangen zu suchen?

Am besten dort wo man es nicht für möglich hielt.

Dem Mischling kam eine Idee.



***



Die United Bank war eine der größten ligaweiten Bankkonsortien. Wie man aus dem Firmennamen ableiten konnte, gehörte der Megakonzern zu General United.
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Auf beinahe allen besiedelten Planeten in der Liga besaß der Bankenkonzern eine Filiale. Sie waren in allen Finanzsegmenten tätig. Angefangen beim Privatkundengeschäft, Geschäftskunden, Krediten, Vermögensverwaltung, Steuerberatung, Immobilien, Geldanlagen, Vorsorge und etc. Mit dem dichten Netz an Geschäftsfeldern deckten sie alles ab.

United Bank war nicht nur die Hausbank von General United, ihrem Mutter- und Hauptkonzern, sondern auch von de Witt, dem ja de facto der Bankenkonzern gehörte. Warum also zu einer anderen konkurrierenden Bank gehen und Gebühren bezahlen. Sein Geschäfts- und Privatvermögen befand sich in der Obhut der United Bank.

Für die Sicherheit bei der United Bank zeichnete sich die Renegade Agency verantwortlich.

Das Cayman-System war eine Steueroase für all jene die sich sträubten auf ihre Vermögen horrende Steuern zu zahlen. Die Sternenrepublik Cayman gehörte dem anerkannten Bund Neutraler Nationen an. Auf dem einzigen Planeten im Sternensystem gab es die höchste Bankendichte in der bekannten Galaxie. Nahezu jede Bank besaß auf Cayman Prime ein Büro/Filiale. Eine der Gründe war das strikte Bankengeheimnis. Gemessen an dem gebunkerten Vermögen, war Cayman die reichste Sternennation.

Also war es nicht verwunderlich, dass sich ein Großteil von de Witt’s Vermögens auf Cayman Prime befand. Wenn er dort sein Geld bunkerte, konnte das auch für jegliche Art von brisanten Informationen gelten, die er im Verlauf seines Lebens sammelte. Als Versicherung.

Nur wäre es nicht allzu schwer seinen Namen mit einem entsprechenden Depot auf Cayman Prime in Verbindung zu bringen. Man musste ja nur 1 und 1 zusammenzählen. Da der Mann kein Dummkopf war, andernfalls hätte er nicht solange überlebt, hatte er sein Versichungspaket kaum unter seinem echten Namen deponiert. Dank dem Bankgeheimnis stellten die örtlichen Behörden diesbezüglich keine Fragen. Und mit Sicherheit hatte de Witt auch Schwarzkonten eingerichtet unter falschem Namen eingerichtet.

Für den Fall der Fälle.

Man musste also nur wissen, wo man suchen oder ansetzen musste.

Cayman mochte ein scharfes Bankengeheimnis haben, doch es war mehr Schein als Sein.
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Mit den entsprechenden Kontakten und einer dicken Brieftasche konnte man sich Zugriff verschaffen. Vor allem dann wenn man jemanden kannte der Kunde auf Cayman Prime war.

Wie zum Beispiel einem malianischen Söldnerchef.



***



Auf Cayman Prime herrschte dank der 2 Sonnen ein sommerliches Klima. Eigentlich war der Planet eine Inselwelt, wie Bali oder Paradies Islands. Es gab 3 Inselkontinente und Hunderte Inselgruppen. Auf der Hauptinsel Grand Cayman gab es praktisch an jeder Straßenecke eine Bank. Dort konzentrierte sich auch das Bankwesen. Während auf den übrigen Inseln des Planeten der Tourismus eine Rolle spielte.

Leo und Lira saßen an einem Tisch eines Cafés an der Strandpromenade.

Sie waren zwar erst seit 2 Stunden auf dem Planeten, hatten aber nicht vor länger als unbedingt nötig zu bleiben. Auch wenn Cayman Prime traumhaft war. Sonne, endlose Sandstrände, klares türkisfarbenes Meer. Ein herrlicher Ort, um zu entspannen, die Seele baumeln zu lassen. Doch deswegen waren sie nicht gekommen.

Der Mischling schaute auf seinen protzigen Chronometer aus Platin. Er trug zu dem einen maßgeschneiderten Anzug. Die Kejanerin neben ihm trug einen Hosenanzug für Damen. Ebenfalls maßgeschneidert. Ihr Erscheinungsbild wirkte an der Strandpromenade keinesfalls auffällig. Auf der Hauptinsel trug faktisch jeder einen Anzug. Nur vereinzelte Touristen verrieten sich hierher, wo alles das Budget eines Reisenden sprengte. Selbst der Kaffee. Oder ein eisgekühltes Mineralwasser.

Caymaner waren trotz der fragwürdigen Geschäftsbeziehungen auf ihrer Heimatwelt angesehene Finanzexperten. Jeder der, was auf sich hielt, bezahlte einen Caymaner um ein Auge auf seine Finanzen zu werfen. Sie standen im Ruf kreativ zu sein. Ihre Dienste hatten einen entsprechenden Preis.

Wie alle Bankiers trug Malcòm’s Finanzberater einen teuren Maßanzug. Caymaner waren Humanoide. Der Mann trug eine Echtleder Aktentasche bei sich. Er setzte sich einfach an den Tisch, schaute die 2 nur kurz an, holte eine gedruckte Zeitung aus seiner Aktentasche, schob sie ihnen zu. „Auf Seite 21 finden sie alles Nötige.“

Leo blätterte in aller Ruhe in der Zeitung. Lira beobachtete unterdessen die Umgebung. Für den Fall, dass Sie aufgeflogen waren.
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Ihre ID-Karten mochten echt wirken, waren aber Fälschungen. Erstklassige. Die örtlichen Behörden nahmen es damit wiederum nicht genau. Ganz anders de Witt sollte er vorab von ihrem Abstecher erwahren haben.

Der Mischling berührte das Touchpad auf Seite 21.

Auf dem Schirm erschienen die abgespeicherten Daten, die ihnen der Bankier besorgte. Leo ging sie durch, ohne wirklich ins Detail zu gehen. Dafür fehlte ihm hier und jetzt die Zeit. Was er später nachholen würde. Alles sah soweit in Ordnung aus. „Sehr informativ.“ Er gab ihm die Zeitung zurück.

Der Caymaner steckte sie weg, erhob sich. „Einen schönen Tag noch.“, sagte er nichtssagend und ging.

Lira und Leo blieben sitzen, um zusehen ob dem Bankier jemand gefolgt war. Was nicht der Fall schien. Man zahlte, schlenderte in aller Ruhe die Strandpromenade entlang. Sie mussten auf nun mal sicher gehen. Fehler konnten sie sich im Moment nicht leisten. Bei ihrem Vorgehen würden die Behörden auf Cayman Prime keinesfalls nachsichtig mit ihnen umspringen. Schließlich war die Sternenrepublik ein Rechtsstaat.



***



Unter dem Decknamen Wilhelm hatte de Witt 5 Schwarzgeldkonten bei einer kleinen einheimischen Privatbank. Laut dem Bankgesetz von Cayman Prime mussten ausländische Banken ihre Geschäfte über ortsansässigen Banken laufen lassen. Das hatte vor 200 Jahren dazu geführt das Hunderte Kleinbanken gegründet wurden, die untereinander Geschäfte machten, die Sie an ihre Kunden weitergaben und sich somit die Transaktionssteuer vom Galaktischen Forum sparten. Die Gründung einer Tochterbank von Seiten der ausländischen Banken, schob das ansonsten liberale Bankgesetz von Hause einen Riegel vor.

So kam es auch dass die Einheimische Bevölkerung zu 67 Prozent im Bankwesen tätig war.

Während das Bankgesetz liberal war, war das Einwanderungsgesetz sehr streng für Außenweltler. Einfach nach Cayman Prime einwandern war ein behördlicher Albtraum. Gerade Mal 5 Prozent der Anträge wurden überhaupt zur weiteren Prüfung zugelassen. Wovon wiederum 1,7 Prozent eine befristete Bewilligung bekamen. Nach Ende der Befristung ging alles von vorne los. Was alle 10 Monate der Fall war.

Auf den Konten befanden sich 760 Millionen Credits.
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Nebenher besaß Wilhelm, aka de Witt, bei einer spezialisierten Zweitbank ein Schließfach. Sie wurden dazu verwendet um Dinge aufzubewahren. Bargeld. Unterlagen. Dokumente. ID-Pässe. Oder dergleichen.

Der Plan setzte eine gewisse Freiwilligkeit voraus. Außerdem war der Verlauf exakt aufeinander abgestimmt und so verwoben, das es nur minimale Zeitfenster zwischen den Abläufen gab, in denen Anpassungen vorgenommen werden konnten. Was wiederum Konsequenzen nach sich zog.

Die vorangegangene erwähnte Freiwilligkeit bezog sich auf den Ablenkungsplan, der dazu diente die Behörden zu beschäftigen. Eigentlich handelte es sich dabei um einen altmodischen Banküberfall, der in eine Geiselnahme münden sollte. Soweit möglich sollte niemand verletzt oder ums Leben kommen und unblutig zu Ende gehen.

Das Ende ging einher mit dem eigentlichen Aktionsplan, der zeitgleich mit der Ablenkung stattfand.

5 Maglaner drangen schwer bewaffnet in die Bank ein, wo Wilhelm, alias de Witt seine Schwarzkonten unterhielt. Gleichzeitig erhielten die Sicherheitsbehörden von Cayman Prime eine anonyme Com-Mitteilung: Khalel.

In der Bank löste ein Junior Manager den stillen Alarm aus, während die bewaffneten Maglaner die Wachen entwaffneten, den Eingang verbarrikadierten, die Angestellten und Kunden zusammentrieben und sich Zugriff auf das Banknetzwerk verschafften.

Innerhalb von 5 Minuten war die Bank durch den stillen Alarm umstellt. Die Polizei richtete sich auf eine Belagerung ein, als klar war, dass es sich bei den Tätern um Anhänger des Terroristenführers Khalel handelte.

Unterdessen wurde Lira von einem Bankangestellten in den Keller der Bank geführt, wo der umfunktionierte Tresorraum lag. Statt aller möglichen Einlagen befanden sich etliche Schließfächer im Inneren.

Eins davon hatte die Kejanerin unter falschem Vorwand und Identität angemietet, um dort ihre Familienjuwelen zu deponieren. Der Angestellte ließ Sie alleine, als seine Kundin die Fachbox vor sich hatte.

Lira verschließ die Privatkammer, in der Kunden den Inhalt der Schließfachboxen prüfen, leeren oder bestücken konnten. Sie ging zu jenem Fach, das Wilhelm gehörte. Alle Schließfächer waren mit Nummern versehen. Durch die Daten von Malcòm’s Finanzberaters wussten sie, welches Fach de Witt gehörte.
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Obwohl die Zeit drängte, blieb Lira ruhig. Sie die geclonte Sicherheitskarte der Bank in den passenden Port, ebenso jene Sicherheitskarte die de Witt in seinem Bürotresor aufbewahrte. Von Rot sprang die LED-Leuchte auf Orange, blinkte und sprang dann auf Grün um. Mit einem Klicken öffnete sich das Fach.

Sie holte die Box hinaus, legte ihre Daumen auf das Touchfeld. Ein biometrischer Daumenabdruck blieb zurück. Das Touchfeld leuchtete auf. Markierungspunkte gesetzt, elektronisch miteinander verknüpft und mit dem hinterlegten Speicherabdruck verglichen.

Ein Piepton ertönte.

Klacken sprang der Deckel auf.

Sie öffnete ihn, ging den Inhalt durch und fand ein Bündel Kristallstäbe. Außerdem befanden sich versiegelte Unterlagen, 10 Tausend Credits, Geldkarten und ID-Pässe. Ein Fluchtpaket für den Eventualfall schnellstmöglich zu verschwinden. De Witt war also klar, dass Wert für Ms Holm Zeitliche begrenzt war.

Lira leerte die Box, tat sie zurück ins Fach, verschloss dieses, entfernte die Sicherheitskarten, kehrte in die Privatkammer zurück, schloss ihre Box, betätigte den Rufknopf. Woraufhin die Stimme des Bankangestellten ertönte. „Ja, Ms Gòe.“

„Ich bin fertig.“

„Bin gleich bei ihnen.“, sagte er zuvorkommend.

Er nahm die Box an sich, schob Sie in das Fach zurück, entfernte die Sicherheitskarten, gab Lira die Ihre und steckte seine weg. Gemeinsam verließen die Zwei den Tresor, gingen die Treppenstufen hinauf, wo sie sich voneinander verabschiedeten.

Leo wartete an der Strandpromenade auf Sie.

Lira nickte ihm nur zu.

Sie winkten sich ein Bodentaxi heran, ließen sich zum Raumbahnhof bringen, stiegen in die dort geparkte Raumjacht, flogen vom Planeten, steuerten in den zugewiesenen Abflugkorridor und sprangen in den Hyperraum.

Zeitgleich gaben die 5 Maglaner auf und wurden verhaftet.

2 Monate später verurteilte man Sie zu jeweils 7 Jahren Haft.

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-Epilog-



De Witt saß in seinem Großraumbüro, ging unzählige Berichte und Dokumente durch.
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Papierkram, nichts weiter. Darum hätte sich auch einer der Senior Manager kümmern können, doch er wusste gerne, was in seinem Konzern vor sich ging. Nebenbei liefen auf dem großen Holoschirm Nachrichten. Auf einem anderen befand sich ein Livestream der Liga Börse, die keine 200 Meter Luftlinie von seinem Büro entfernt lag.

Genauso konnte er die gewaltige Kuppel vom Hauptterminal des Raumbahnhofs sehen.

Schon längst hatte die grandiose Aussicht für ihn ihr Flair verloren. Er war viel zu sehr damit beschäftigt den Megakonzern zu lenken, statt sich an der Aussicht zu ergötzen. Wobei das Fahrwasser unruhiger wurde. Der bevorstehende Krieg würde auch an der Liga nicht spurlos vorübergehen. Aus diesem Grund sicherte er sich ab.

Seine Gedanken schweiften ab. De Witt ließ den Papierkram links liegen, schaute eher flüchtig auf die Holoschirme. Dabei fiel ihm der Nachrichtenbericht ins Auge.

Die schlanke rothaarige Korrespondentin befand sich laut eingeblendeter Textzeile auf Grand Cayman, der Hauptinsel von Cayman Prime. Dort, so las es de Witt im Ticker, hatten maglanische Terroristen eine Privatbank überfallen. Im Zuge des Überfalls war es zu einer Geiselnahme gekommen, die jedoch unblutig zu Ende ging. Bilder der Festnahmen wurden eingespielt.

Wie zum Teufel!! Nein, das war unmöglich. Niemand wusste davon.

Geistig gegenwärtig betätigte er den Com-Rufer. Seiner Sekretärin am anderen Ende, sagte er schroff, dass seine Fluglimousine in weniger als 5 Minuten bereitstehen sollte. Außerdem ließ de Witt alle Termine für die nächsten Tage absagen. Über einen zweiten Com-Kanal ordnete er herrisch an, dass seine Raumjacht startklar sein soll. Er würde in etwas 10 Minuten vor Ort sein und unverzüglich abfliegen wollen. Ein Ziel nannte er dem Piloten nicht.

Schnellen Schrittes verließ er sein Büro. „Dringende Angelegenheiten.“, blaffte de Witt der Sekretärin zu, als diese ihn aushorchen wollte.

Mit dem Privatlift ging es zu seinem Parkdeck, wo seine Fluglimousine wartete. Dem Fahrer sagte grummelnd. „Zum VIP-Terminal.“, stieg ein und lehnte sich in die Rückbank aus Echtleder fallen.

Noch immer grübelte de Witt, wie es möglich war, dass Khalel und seine Hinterwälderbande Wind davon bekommen hatten.
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Zweifelsohne hatten Sie Hilfe. Entweder von dem Söldnerchef Malcòm. Oder …

Ein Com-Ruf ging ein, riss ihn aus seinen rasenden Gedanken. Noch war nichts verloren. „Ja.“, blaffte er bei der Rufannahme, ohne dabei auf das Touchdisplay zu gucken.

„Sie scheinen es eilig zu haben, de Witt.“ Schlagartig wusste er, wer der Anrufer war. Leo, der Mischling. Seine Fluglimousine hatte das Parkdeck längst verlassen und flog im Prioritätenkorridor Richtung Raumbahnhof. „Das Update ihres Detektorsystems scheint überfällig zu sein.“

Was!!

Die Com-Verbindung war beendet.

De Witt tippte auf das Touchdisplay ein.

Laut dem Protokoll des Detektorsystems hatte es nichts gefunden. Flink ließ er ein Update machen. Automatisch startete das Programm eine erneute Suche.

Plötzlich blinkte der Bildschirm wild auf.



-Fremdkörper entdeckt!!-



Bevor er das Notsystem aktivieren konnte, tauchte ein Lichtblitz seine Welt in Dunkelheit.

Der Fremdkörper war eine Bombe, die am Unterboden angebracht war. Die Detonation sprengte die Fluglimousine von de Witt in 2 Teile, die brennend einen schwarzen Schweif hinter sich herzogen und zu Boden trudelten.

Kurz zuvor war bei der Flugkontrolle eine Com-Mitteilung eingegangen:



-Khalel-



***



Prinz Adèm hatte wahrlich Besseres zu Tun als seiner Schwester Händchen zu halten. Seiner Meinung nach. Hätten diese Tölpel es richtig gemacht, säße er jetzt auf dem Thron und würde herrschen. Dafür war sogar bereit sein eigen Fleisch und Blut umbringen zu lassen.

Familienbande waren doch etwas schönes.

Seit dem Fehlschlag versuchte Adèm sich in Geduld zu üben. Was schwer war, wenn er seine Schwester auf dem Thron sitzen sah, die Krone auf ihrem Haupt, das Zepter in der Hand. All das sollte ihm gehören.

Verdammt noch mal!!

Er schlurfte gediegen durch die Flure vom Königspalast, dem Wohn- und Amtssitz der Krone von Kejan. Trist und Eintönung, ja Farblos wirkte der Ort auf ihn. Sein Streben war einzig und allein der Thron. Der Neid zerfraß sein Inneres schon früh.

Weshalb es für Miranda Holm und Co ein leichtes war, ihn davon zu überzeugen seinen Bruder und seine Schwester samt Anhang umzubringen.
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Sekunden vor dem Anschlag hatten ihn förmlich berauscht, wie es keine Droge konnte. Alles war so glänzend und strahlend gewesen. Auch als er wieder zu Bewusstsein kam. Es wandelte sich in jenem Moment in Finsternis, als ihm bewusst wurde, dass seine Schwester überlebte. Was nicht hätte sein dürfen. Sie stahl ihm seinen Thron, seine Krone, sein Zepter.

Adèm nahm mit Absicht den langen Weg zum Blauen Saal über den Innenhof, schlenderte gemütlich in der Gartenanlage und ließ sich Zeit. Sein Hass und seine Wut hatte sich mit jedem Tag denn Sie auf dem Thron saß verdichtet. Er konnte es nicht mit ansehen.

Außerdem gab ihm der lange Weg die Möglichkeit darüber nachzudenken, wieso ihn seine Schwester nicht im Thronsaal oder dem Zimmer der Krone sprechen wollte. Beides waren offizielle Räumlichkeiten. Bei Letzteres handelte es sich um das königliche Büro. Der Blaue Saal lag im Ostflügel des Palastes, abseits der formellen Räumlichkeiten, die für staatliche Anlässe genutzt wurden.

Adèm trat die geöffnete Portalpforte, die in den Blauen Saal führte, vorbei an den Leibwächtern vom Royal Service, der persönlichen Leibwache der Krone.

Seine Schwester stand am Panoramafenster, worüber man eine Aussicht auf den Ostgarten hatte. Mit ihr waren 2 weitere Personen im Saal. Die Kejanerin kam ihm auf Anhieb bekannt vor. Von irgendwoher kannte er die Frau, die ihn mit einem forschen, kühlen Blick ansah. Dem Miststück würde er nur zu gerne Zucht, Ordnung und Gehorsam einimpfen. Dann wurde Adèm klar, wer Sie war. Die Frau gehörte einst der Kronenwache an. Sie hatte ihrer Schwester das Leben gerettet.

In diesem Moment wurde ihm schlagartig klar, das er vollkommen unvorbereitet erschienen war. Verwundert war Adèm über die Anwesenheit des Mischlings. Der Mann war ihm gänzlich unbekannt. Ein kurzer Blick zu der Kejanerin. Hatte Sie nicht die Kronenwache verlassen, weil seine Schwester keinen Angriff auf Kohoran befahl. Soweit er sich erinnerte, hatte die Frau ihren Vater und ihre Brüder bei dem Anschlag verloren, der ihn auf den Thron hieven sollte.

„Du wolltest mich sprechen.
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“ Adèm versuchte geduldig zu klingen.

Sarià wandte sich um. Ihre Augen waren leicht gerötet. Seine Schwester musste vor Kurzem geweint haben. Was ihn nur noch mehr anstachelte. „Wieso?“, fragte sie ihn mit zittriger Stimme. „Wolltest du so sehr den Thron, dass du uns umbringen wolltest.“

Eine gewaltige Leere breitete sich in ihm aus. Woher wusste Sie davon? Das war unmöglich!! „Ich weiß nicht, was du meinst.“, entgegnete er stattdessen ruhig. Adèm drohte jeden Moment seine Fassung zu verlieren.

„Dein Verrat gegenüber deiner Familie, Adèm.“ Seine Schwester war vollkommen aufgewühlt. „Den Mord an 19 Leuten.“

Ein Frösteln überkam ihn. Sein Kopf ruckte in Richtung der Kejanerin. Sie blickte ihn mit einem glitzern in den Augen an. Rache!! Von ihr kannte seine Schwester die Wahrheit.

Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn erstarren.

4 Männer hatten soeben den Blauen Saal betreten. Sie waren von 2 Leibwächtern begleitet worden. Bei den Besuchern handelte es sich um Ermittler vom Staatsschutz. Unter ihren Sakko’s trugen Sie Pulser. Eine neue Verordnung besagte, dass außer den Leibwächtern keine bewaffneten Personen zur Königin vorgelassen werden durften. Dass schloss Kejaner wie Außenweltler mit ein. Die Verordnung war nach dem Anschlag verabschiedet worden.

„Was soll das!!??“, blaffte Adèm und wandte sich seiner Schwester zu. „Du nichtsnutzige GÖRE.“, platze es aus ihm wutentbrannt raus. „DU hättest mit IHNEN STERBEN sollen.“ Mit hasserfüllter Fratze stürzte er auf Sie zu. Seine Hände gierten nach ihrer Kehle. Er war eine Armlänge davon entfernt sie zu packen.

Sie blieb einfach stehen. In ihren Augen sah er keine Angst oder Furcht.

Jemand packte seine Arme, verdrehte sie ruckartig auf den Rücken, trat ihm in die Nieren und zwang Adèm vor seiner Schwester auf die Knie. „Darauf habe ich lange gewartet.“, flüsterte ihm jemand ins Ohr. Fuchsteufelswild versuchte er sich zu befreien. Er wurde zu Boden gestoßen und fixiert.

Mehrere Leute traten an ihn heran. „Prinz Adèm.“, sprach ihn einer der Ermittler vom Staatsschutz an. „Wir verhaften Sie wegen Verrat, Verschwörung und 19-fachen Mordes.
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“ Man legte ihm Handenergieschellen an, hob ihn vom Boden.

Die Kejanerin sah ihn mit Genugtuung. Sie hatte seiner Schwester erneut das Leben gerettet. „SIE können SIE nicht aufhalten. NIEMAND KANN DAS.“, schrie Adèm wie von Sinnen. „DU WIRST BRENNEN. GANZ KEJAN WIRD BRENNEN.“ Obwohl er sich mit Händen und Füßen wehrte, führten ihn die Ermittler rigoros ab. „HÖRST DU SCHWESTERHERZ.“, rief er ihr zu. „BRENNEN!!“ Die Leibwächter schlossen hinter ihm die Portaltüren. Seine Stimme war fortan nicht mehr zu hören.

Ruhe kehrte in den Blauen Saal ein.

Sarià löste ihren Blick von der geschlossenen Portaltür, schaute zu Lira, zum Mischling und wieder zu ihrer einstigen Leibwächterin. „Danke.“ Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. Tief in ihr hatte stets der Verdacht bestanden, dass ihr eigener Bruder in den Anschlag involviert war. Dieser Zweifel nagte seither an ihr.

Bis jetzt.

Er war gänzlich verschwunden. Erleichterung machte sich stattdessen breit. Sie deutete eine Verbeugung Richtung dem Mischling an, schaute Lira an und wiederholte sie. „Wirst du diesmal länger bleiben, als beim letzten Mal?“

Lira schaute über ihre Schulter zu Leo, der sich bei dem Tumult keinen Zentimeter vom Fleck gerührt hatte. Er wusste um ihre Fähigkeiten. Mit dem Lakaien der Gmah wurde Sie spielend fertig, wie sich wenig später bewahrheitete. „Vielleicht.“

Ein Schmunzeln erschien auf dem Gesicht der Königin.



***



Sie stand auf dem Balkon ihres Apartments, schaute auf die Skyline der Megastadt an der Südküste und wanderte zum stattfindenden Sonnenuntergang. Eine malerische Szenerie, die wunderschön war. Die Wellen an der Küste nutzten Surfer. Der Abendverkehr in den Flugkorridoren flog dahin. Pendlerzüge rauschten über dem Megatower hinweg. Die Schnellstraßen fühlten sich mit Bodenfahrzeugen.

Seit ihrer Rückkehr vor 9 Monaten, den unzähligen Besprechungen und Sitzungen konnte sie nicht einfach weitermachen. Immer wieder sah Shira seinen entsetzten Gesichtsausdruck, als man ihr die protokollierten Aufzeichnungen zeigte. Ab der ersten Begegnung mit ihm spürte sie das er anders war. Nicht wie sein Vater oder Bruder.

Man lobte Shira für das, was Sie getan hatte.
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Wohl fühlte sie sich dabei nicht. Denn obwohl alles zu ihrem Auftrag gehörte, hatte sie etwas für Kroos empfunden. Nicht unbedingt Liebe, aber Zuneigung. Er hatte sich gegen seinen Vater, den Primus und Herrscher vom Sternenreich Oclean aufgelehnt. Was ihn dazu veranlasste zu fliehen. Auch um Shira zu schützen. Ocleaner waren nicht gerade für ihre Fürsorge gegenüber den Frauen bekannt. Im Reich herrschte ein autoritäres Geschlechtersystem.

Ihre Eltern waren nach der stillen Machtergreifung des Primus Mithilfe des Militärs aus dem Sternenreich geflohen. Zu dem Zeitpunkt war Shira keine 3 Jahre alt. Über Takian und Eldoron erreichten sie ein Flüchtlingslager in der Republik Benien. Dort starben ihre Eltern 2 Jahre später an einer Grippeepidemie. Was Shira zu einer Waisen machte. Mit 9 Jahren kam Sie in ein Waiseninternat, machte einen Abschluss, bekam einen Studienplatz an einer renommierten Universität auf Benien, der Hauptwelt der Republik. 7 Wochen später trat ein Einheimischer an Shira heran, während sie auf dem Rasen am Campus für Geophysik lernte, ob Sie Interesse hätte etwas Bedeutsames zu tun. Am vierten Tag folgte sie neugierig der dubiosen Einladung.

Der ältere Herr stellte sich als Senior Agent vom Abwehrdienst der Republik Benien heraus.

13 Monate wurde Shira auf der Farm ausgebildet.

Anschließend schickte man sie auf Schleichwegen zurück ins Sternenreich, wo sie die Identität einer Kriegswaisen annahm und eine Stelle als Haushaltshilfe bei einem Admiral erhielt, der im Kriegsrat des Primus saß. Bei dessen Besuch begegnete Shira zum ersten Mal Kroos, der unvorhergesehen auf Sie aufmerksam wurde. Woraus sich eine Affäre entwickelte, die ihr später einen Platz an seiner Seite verschaffte.

Bis zu dem Tag, wo man ihren Tot vortäuschte.

Sie schaute auf das grobkörnige Foto im Pad.

Es stammte von einer Überwachungskamera im Ankunftsbereich vom Raumbahnhof auf Sòhò im Outback-Territorium, dessen Ausläufer an die Randzone und der Liga reichte. Auf dem Foto war trotz der schlechten Qualität Kroos zu erkennen.

Ihre diskreten Nachforschungen ergaben, das er sich aus dem Zeugenschutzprogramm abgesetzt hatte und seit dem spurlos verschwunden war.
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Die Unioner Sicherheitsbehörden hatten keine Fahndung oder dergleichen geschaltet.

Was er auf Sòhò wollte, war nicht schwer nachzuvollziehen. Jedenfalls für Shira. Er wollte über die Randzone und-oder Liga ins Sternenreich zurückkehren. Der Grund für so ein Himmelsfahrtkommando war einfach erklärt.

Rache.

Lose Verbindungen ihres vorgetäuschten Todes zeigten genau dahin.

Nachzuvollziehen wer dahinter steckte war bei der Vergangenheit einfach. Kroos glaubte sein Vater, der Primus, hatte ihren Tod angeordnet. Schließlich war ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Wieso also nicht die Person töten, die ihm am Herzen lag. Mehr als sein eigener Vater.

Seit Shira darüber bescheid wusste, grübelte sie.

Vielleicht empfand sie ja doch mehr für ihn als bloße Zuneigung!!

Er würde seinen Vater töten.

Kein Wunder also das beim Abwehrdienst jedermann die Hände in den Schoss legte. Abwarten und schauen was passiert. Wenn es ihm gelang, so der einhellige Tenor, konnte das dadurch entstehende Machtvakuum zu einer Spaltung des Sternenreichs führen. Möglicherweise entstand daraus ein Bürgerkrieg. Chaos und Anarchie waren die Folge. Infolge dessen die Alliierten eine Großoffensive starten konnten.

Strategisch konnte ihnen nichts besseres passieren.

Weit gefehlt.

Der Tod des Primus änderte nichts. An seine Stelle würde das Militär an die Macht kommen, den Krieg fokussieren und Säuberung möglicher Aufrührer starten. Jeder aufkeimende Widerstand würde ihm Keim gestickt werden. Ihr Einfluss würde mit dem tot des Primus keinesfalls Enden. Nur ein neues Level erreichen.

Sie löschte das Foto aus dem Speicher des Pads, kehrte in ihr Apartment zurück, nahm die gepackte Reisetasche vom Sessel und ging. ______________________________________________________



Ende

© by Alexander Döbber



"Hinter feindlichen Linien (Part III)" ist geplant.
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