Die Säulen der Götter - Kapitel 08   125

Romane/Serien · Spannendes

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 26. April 2012
Bei Webstories eingestellt: 26. April 2012
Anzahl gesehen: 1978
Seiten: 11

Die heutige arabische Welt, einschließlich Nordafrika und den Nahen Osten, gehörte Jahrhunderte vor Christus zu der fortschrittlichsten Regionen überhaupt. Die Errungenschaften von damals überlebten die stetige Islamisierung nicht oder nur bedingt. So dass die arabische Welt sich heute auf dem damaligen Stand Europas befindet und sich somit zurückentwickelte. Was eine Folge der anwachsenden Bedeutung der Religion war. Zum Teil jedenfalls. Zu der Zeit galten die Zentren der Region als moderne Gesellschaft.

Begründer und Hauptförderer des gesellschaftlichen Wandels war Saladin. Eine der wichtigsten historischen Figuren der arabischen Region. Nicht nur weil er Jerusalem eroberte, sondern weil er als moderater Reformer galt, der genug Weitsicht besaß um zu wissen dass das Zusammenspiel zwischen Religion und Krieg mehr schadete als nutzte. Saladin gehörte zu den wenigen Menschen, die seiner Zeit weit voraus waren.

Der wahre Grund für seine moderaten Ansichten, politisch wie religiös, lag darin begründet,weil er im Besitz der Säule der Götter war. Sie war der wahre Grund für die Kriege um Jerusalem. In den fortwährenden Wirren der Eroberungen ließ Saladin die Säule aus Jerusalem schaffen. Die Tempelritter waren versessen darauf Sie in ihren Besitz zu bekommen. Egal wie hoch der Preis war. Dies brachte Saladin zu der Erkenntnis das es besser war die Säule vor deren Zugriff zu sichern. Natürlich tat er das nicht ganz uneigennützig.

Nach seinem Tod entbrannte unter seinen Kindern und Brüdern ein Machtkampf, obgleich er die Nachfolge explizit regelte. Sich dessen bewusst, ließ er die Säule verstecken. Somit verschwand sie. Seine Vision einer gerechten, fortschrittlichen, moderaten Gesellschaft zerbrach nach seinem Tod mehr und mehr, bis nichts mehr übrig blieb.

Viele der folgenden Eroberer des damaligen Perserreichs, ob Einheimische oder Fremde, suchten nach der Säule der Götter. Der entstandene Mythos versprach eine gottgleiche Macht.

Gefunden wurde Sie erst Ende der 90er Jahre.

Eine Sprengung im heutigen Iran brachte eine vergessene, verschollene Bergbaumine hervor. Bei einer Begehung stellte man fest, dass dies eine Mine von Saladin war, die aber nirgends aufgelistet war. In einem Nebenstollen stießen sie auf etwas Unerwartetes. Die Kammer am Ende des Schachts war mit einer antiken Tresortür versehen, die über ein mehrfach Kombinationsschloss verfügte.
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Fast 2 Monate brauchte die Expeditionsgruppe aus Wissenschaftlern und Ingenieuren um den Mechanismus zu knacken. In der Kammer befand sich ein mannshoher, achteckiger Sarkophag. Mit einmal war den Leuten klar, was Sie gefunden hatten.

Die legendäre Grabkammer Saladin’s.

Einer seiner größten, sagenumworbenen Schätze sollte sich der Legende nach im Sarkophag befinden.

Kurzer Hand wurde vom mächtigen Wächterrat beschlossen, den Sarkophag an einen geheimen, hochgesicherten Ort zu bringen. Ohne Wissen der Expeditionsgruppe wurde der Sarkophag von der Privatarmee des Wächterrats abtransportiert. Seither war der Aufenthaltsort unbekannt.

Der Wächterrat zog eine Expertengruppe zusammen, deren Aufgabe es war den Schließmechanismus des Sarkophags zu entschlüsseln. Wie bei der Tresortür in der Mine, war er mit einem hoch komplizierten Kombinationsmechanismus versehen mit dem der Inhalt bestens geschützt war.

5 Monate werkelte man an der Öffnung.

Als Inhalt stellte sich die Säule der Götter heraus.

Fortan bemühte man sich das Wissen der Säule zu extrahieren, eine müßige Prozedur die viel Zeit in Anspruch nahm. Doch aus dem was Sie fördern konnten, entwickelte sich ein aktuelles weltpolitisches Thema.

Das wiederbelebte iranische Atomprogramm.



***



Als westlicher Erdenbürger in den Iran einzureisen war ein schwieriges Unterfangen, da alle Westler als potenzielle Spione gesehen wurden. Daher wurden Sie einer gründlichen Überprüfung vom VEVAK, dem Nachrichtendienst der Islamischen Republik Iran unterzogen und je nach Gefahreneinschätzung auch überwacht. Ein falsches Wort, ein Fehltritt und man landete in einem iranischen Gefängnis und genoss die ganz spezielle Gastfreundschaft vom VEVAK.

Um dies zu verhindern, gingen Sie einen anderen Weg.

Ins Land reinzukommen war mit den entsprechenden Kontakten kein Problem. Raus zu kommen, hingegen schon eher, wenn man bedachte was Ben und Ali vor hatten. Man würde ihnen den gesamten Sicherheitsapparat des Landes auf den Hals hetzen, über die Landesgrenze hinaus.
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Das Leonie und Sarah nicht dabei waren hatte seine Gründe. Wenn Sie geschnappt wurden, würden die Frauen keine Sonderbehandlung erhalten. Andererseits war Sarah israelische Staatsbürgerin und ein Mitglied vom Verteidigungsdienst Israels. Demzufolge würden Sie ihr eine ganz besondere Aufmerksamkeit schenken.

Sie benutzten einen aufgebenden Schmugglerpfad an der irakisch-iranischen Grenze. Kaum hatten die Beiden die unsichtbare Grenzlinie überquert waren sie auf sich gestellt.

In einem verlassenen Dorf, gute 10 Kilometer hinter der Grenze, stiegen Ben und Ali in einen vereinsamten Jeep, den Stunden zuvor jemand dort abstellte und in einem Zweitwagen davon gefahren war.

Mit dem Jeep fuhren Sie querfeldein durch das Grenzland des Irans.



***



Ihr Ziel war die berühmte Universitätsstadt Isfahan, in der gleichnamigen Provinz gute 400 Kilometer von Teheran entfernt. Die Provinzhauptstadt galt als das Zentrum der iranischen Kernforschung. In einer entsprechenden Anlage befand sich die Produktion von Brennstäben.

Ihr Hauptinteresse galt einem unscheinbaren 5-stockigen Gebäude, mit einer antiken Fassade, abseits der Universitätsstadt, am Rande der Altstadt, wo der berühmte Isfahan-Basar am Platz des Imams angrenzte.

Im Gebäude saß das Institut für Risikoanalyse der iranischen Atombehörde.

Doch selbst einem Laien wäre das hohe Sicherheitsaufkommen aufgefallen. 360 Grad Kameraaugen. Die Fensterscheiben bestanden aus Panzerglas in dem sich feine Kupferdrähte zur Abhörabwehr befanden. Dazu 12 festinstallierte Sicherheitskameras, die eine überlappende Abdeckung gewährleisteten. Dazu kam das breitschultrige, bullige Sicherheitspersonal, denen man besser nicht in die Quere kam. Sie waren Mitglieder einer Eliteeinheit die unter direkten Befehl des Wächterrats stand.

Wozu brauchte ein Institut für Risikoanalyse der iranischen Atombehörde ein derartiges Sicherheitsaufkommen?

Weil es sich um eine Fassade handelte.

Dahinter befand sich das Forschungslabor, indem die Iraner ihre Säule der Götter erforschten.

Bei früheren Inspektionen der IAEA (= International Atomic Energy Agency), der Internationale Atomenergie-Organisation der UN, hatte man die Säule in den geheimen Atomschutzbunker unter dem Gebäude gebracht.
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Wurde der Sicherheitsalarm ausgelöst, sollte die Säule auf dem schnellsten Weg dorthin gebracht werden. Gleichzeitig alarmierte man den am Stadtrand liegenden Stützpunkt der Revolutionären Garde, die dann umgehend ein Einsatzkommando in Marsch setzten. Welches ab da 15 Minuten bis zum Gebäude brauchte.

Sie hatten also kein allzu großes Zeitfenster.



***



Geschweige den Spielraum.

Viele Möglichkeiten blieben ihnen in der kürze der Zeit nicht.

Ali überprüfte die Verkabelung der Semtex-H-Päckchen im Kofferraum des veralteten Jeeps. Anschließend schaltete er den Fernzünder ein.

„Hab ein Signal.“, meinte Ben über den Ohrempfänger vom Kehlkopfmikro mit dem Sie Funkkontakt hatten.

Ali berührte den Sendeempfänger. „Ich schalt dann die Funkfernsteuerung an.“ Er schloss sachte den Kofferraum, ging nach vorne, schaltete die erwähnte Funkfernsteuerung ein, womit Sie den Jeep ausgestattet hatten.

„Funkfernsteuerung ist klar.“

Wie von Geisterhand sprang der Motor des Jeeps an.

Ali schloss die Fahrertür. „Hier ist soweit alles in Ordnung.“, meldete er Ben. „Ich mach mich dann auf den Weg.“

„Okay.“

Er nahm den Rucksack, schnallte ihn sich auf den Rücken und schlenderte gemächlich aus der schmalen Gasse auf die Hauptstraße, setzte sich die Sonnenbrille auf, mischte sich unauffällig unter die Leute.



***



Unterdessen wartete Ben auf einem Dach eines Hauses unweit ihres Zielgebäudes, bis Ali in Position war. Als er ihm das Signal gab, fuhr Ben via Smartphone den Jeep aus der Gasse, blinkte artig, bog ab und reihte sich in den zäh fließenden Verkehr ein, bog wieder ab und fuhr auf der Straße an dem das Gebäude des Instituts für Risikoanalyse der iranischen Atombehörde stand.

„Sehe den Jeep.“

Doch noch waren Sie nicht nahe genug dran. Ein Lkw fuhr an ihm vorbei. Dann gab Ben plötzlich Gas, woraufhin das Auto einen Satz machte. Er riss das Steuer des Jeeps über das Smartphone herum, lenkte den Jeep auf die Gegenspur. Ben hörte den aufheulenden Motor.
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Er betätigte wild die Hupe. Die Passanten sprangen aufgeschreckt zur Seite.

Das Auto schoss über den Bürgersteig.

Da ertönte das Knattern der Maschinenpistolen, die die Wachposten vor dem Gebäudeeingang trugen.

Die Kugeln schlugen in die Windschutzscheibe, die Karosserie und Motorhaube ein. Wie bei einer Rampe schoss der Jeep die wenigen Treppenstufen zum Gebäudeeingang hoch, krachte durch die Erste und Zweite Glasdoppeltür, raste in die kleine Lobby. Da gab der Motor seinen Geist auf. Der Jeep wurde von den Wachen in der Lobby beschossen, regelgerecht durchlöchert. Er krachte gegen die Wand, die den Fahrstuhlbereich markierte. Die Felgen hatten Furchen in den Sandsteinboden gerissen.

Wachen umringte das Auto. Der Rest evakuierte die Leute im Inneren der Lobby über den völlig zerstörten Eingangsbereich.

Noch immer sendeten die Minikameras ein Livebild.

Ben wartete.

Die Wachen kamen näher.

Sie öffneten Fahrer- und Beifahrertür.

Da schaltete er den voreingestellten Zeitzünder der Semtex-H-Päckchen im Kofferraum ein.

Das Digitaldisplay leuchtete auf. 50 Sekunden zeigte es an.

Eine Wache öffnete die Kofferraumhaube, starrte auf den verdrahteten Plastiksprengstoff, da sprang die 50 auf 49 um.

Eilig wurde über Funk vom Fund der Bombe berichtet.



***



Statt die Säule der Götter in den Atomschutzbunker zu bringen, beschloss man Sie über den Hinterausgang rauszubringen. Dort fuhren 2 Limousinen vor. Aus den Fahrzeugen sprangen die Fahrer. Da kam der Träger mit 5 Wachen durch den Hinterausgang.

Niemand beachtete die näherkommenden, bewaffneten Männer.

Ben und Ali kamen von 2 Seiten.

Eine mächtige Explosion ertönte, brachte den Boden zum Beben.

Schnell eilte die Gruppe auf die Limousinen zu.

Erst die ausgestiegenen Fahrer bemerkten Ben und Ali.

Beide erschossen Sie ohne jedwede Vorwarnung, eröffneten umgehend das Feuer auf die Gruppe. Da die Wachen keine Schusswesten trugen, starben Sie im Kugelhagel. Die letzten beiden Wachleute konnten das Feuer erwidern. Doch anders als bei ihnen konnten die Angreifer hinter den Limousinen in Deckung gehen, was Sie jedoch nicht taten, sondern ihnen einfach entgegen kamen.
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Ohne mit der Wimper zu zucken, erschossen Sie die Wachen.

Der Träger griff nach einer Pistole.

Er wurde von Ben ohne jedes zögern erschossen.

Ali griff sich den Rucksack, zog den Reizverschluss auf, holte den Behälter heraus und öffnete ihn. Darin befand sich die Säule der Götter. Er nickte Ben zu, verschloss den Behälter, nahm ihn heraus und folgte ihm zu der hinteren Limousine und stieg auf der Beifahrerseite ein, während sich Ben auf den Fahrersitz setzte, den Rückwärtsgang einlegte und das Gaspedal durchtrat.

Ben fuhr durch die Straßen von Isfahan, erreichte vor der Abriegelung der Stadt ihr Ziel.

Den Flughafen.

Die Limousine raste durch die Sicherheitskontrollstelle.



***



Minuten zuvor war eine MiG-35 auf dem Isfahan-Flughafen notgelandet, die vom Luftwaffenstützpunkt bei Teheran zu einem Trainingsflug gestartet war. Der Pilot hatte dann einen Notfall gemeldet und war auf dem Flughafen von Isfahan gelandet. Bisher war niemanden aufgefallen dass seit der Landung vom Piloten jede Spur fehlte.

Ben raste über das Flughafengelände zur Abstellposition der MiG-35.

Der Pilot war nämlich ein Agent vom Verteidigungsdienst, den sein Großvater opferte, damit sein Enkel lebend mit der Säule der Götter den Iran verlassen konnte.

Er brachte die Limousine bei dem russischen Mehrkampfflugzeug zum Stehen. Sie stiegen aus, eilten die Flugzeugleiter hinauf, kippten sie um, damit sie ihnen beim Losrollen nicht im Weg stand. Dann machte sich Ben daran das Mehrkampfflugzeug startbereit zu machen.

Die Triebwerke heulten auf, als er sie anwarf.

Ali klopfte ihm von hinten auf die Schulter. „Wir bekommen Besuch.“ Und zeigte in die Richtung.

Ben sah auf.

Militärjeeps fuhren auf Sie zu.

Unverdrossen legte er den Schalter um, drückte eine Reihe von Knöpfen, in der Hoffnung die Iraner hatten an der Anordnung nichts verändert. Man hatte ihnen einen Crashkurs auf dem Flug in den Irak mitgegeben. Für eine ausführlichere Schulung fehlte die notwendige Zeit.

Die Kanzel senkte sich.

Die Triebwerke liefen.
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Die Bremsen waren gelöst.

Er gab ein wenig Schub.



***



Die Triebwerke reagierten sofort.

Dann hatten Sie den nötigen Rollschub erreicht und die MiG-35 bewegte sich.

Wie nicht anders zu erwarten, versperrten ihnen die Militärjeeps den Weg zur Startbahn. Sie hielten auf sie zu, überquerten die Startbahn. Dabei achteten Sie nicht auf das im Landeanflug befindliche Passagierflugzeug, das genau zu dem Zeitpunkt aufsetzte, als die Jeeps auf der Startbahn waren. Dadurch gerieten in den Abgasstrahl der Flugzeugturbinen, die auf dieser relativ kurzen Distanz die Fahrzeuge einfach wegpusteten. Die Jeeps überschlugen sich mehrmals.

Dabei hatte Ben gar nicht vor die Startbahn zu nutzen. Ihm reichte der Rollweg, der zur Start- und Landebahn führte. Kaum waren Sie auf dem Rollweg, gab er Schub. Das Doppeltriebwerk kreischte heulend auf. Die MiG-35 machte einen Satz, wurde schneller und schneller.

„Ähm…“, machte Ali, der wie Ben in den Sitz gepresst wurde.

„Yep.“

Der kurze einsilbige Wortwechsel bezog sich auf den Jet der über einen abgehenden Rollweg auf den parallel zur Start- und Landebahn verlaufenden Rollweg schwenkte. Direkt vor ihnen. Dem Pilot und Co-Pilot musste das Herz in die Hose rutschen, als Sie den heranstürmenden Kampfjet sahen, der unaufhaltsam auf Sie zuhielt.

Beide Jets befanden sich auf Kollisionskurs, konnten nicht ausweichen, dafür war die Geschwindigkeit der MiG-35 zu hoch und der Jet konnte stoppen, aber halt nicht umkehren.

Ben dachte nicht mal dran Schub wegzunehmen oder die Bremsklappen auszufahren. Sie hatten nur einen Versuch. Ein Abbruch kam daher nicht in Frage, weil es auf dem Flughafengelände inzwischen von Polizei, Miliz und Militär nur so wimmelte.

Das Mehrkampfflugzeug hob sich minimal, als er den Knüppel nach hinten zog. Sie hatten noch nicht die nötige Geschwindigkeit zum Abheben erreicht. Der Jet kam näher und näher. Meter um Meter. Man würde ineinander krachen.

Da fuhr Ben die Flaps aus, die für den nötigen Auftrieb sorgten, sobald die passende Geschwindigkeit erreicht war.

Keine 100 Meter lagen mehr zwischen den Flugzeugen.

Pilot und Co-Pilot gestikulierend wild.
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Der Jet stoppte, stand mitten auf dem Rollweg.

Die MiG-35 raste auf Sie zu.

Ben legte beide Hände an den Steuerknüppel, riss ihn förmlich zurück. Schwer, wie beim einem Lenkrad ohne Servolenkung, ließ sich der Steuerknüppel nach hinten bewegen. Je weiter er ihn zog, erzitterte der Knüppel.

Schwerfällig hob sich die Nase. Wie bei einem bockenden Pferd, wehrte sich die MiG-35 nach Händen und Füßen abzuheben. Doch Ben ließ nicht locker, schließlich hing sein Leben davon ab, dass das Scheißding abhob.

90 Meter …80 Meter…

Man konnte die Panik vom Piloten und Co-Piloten sehen, ja geradezu schmecken. Sie schrien einander an und in die Sprechmuschel des integrierten Head-Set.

Ein Ruck ging durch das russische Mehrkampfflugzeug.



***



Mit einmal gewann es federleicht an Höhe.

Im allerletzten Moment. Im wahrsten Sinne des Wortes, schoss die MiG-35 hauchdünn über den Jet hinweg, gewann unaufhörlich an Höhe.

„JA!!“, schrie Ali voller Erleichterung. Er ballte beide Fäuste, ließ das Fahrwerk einfahren. „Ich glaub ich hab mich eingeschissen.“

Ben grinste schelmisch. Da war der Deutsch-Palästinenser nicht der Einzige. Er legte den Jet in eine Kurve, stellte die Flugeinstellungen ein, die man ihm während dem Flug in den Irak eingetrichtert hatte.

Ali stellte die Funkfrequenz ein, die Sie nutzen sollten, sobald man in der Luft war.

Denn die Sache war noch nicht zu Ende.

Sie befanden sich im feindlichen Luftraum.

Und die Iraner würden ihnen alles hinterher schicken, was auch nur im Ansatz fliegen konnte.

Dabei handelte es sich um veraltete F-14, MiG-29, F-4 Phantom II, Northrop F-5, Suchoi Su-24 sowie ein MiG-35 Geschwader, die Neuerwerbung der iranischen Luftwaffe.



***



Die USS Abraham Lincoln, ein US-Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, war einer von zwei Flugzeugträgern deren Operationsgebiet die wichtige Straße von Hormus war. Der zweite Flugzeugträger war die USS Carl Vinson, die im Hafen von Bahrain lag. Sie wechselten sich im Operationsgebiet ab.

Ihre Hauptaufgabe war die Sicherstellung dass die wichtige Handelswasserstraße offen blieb, da darüber der Export des Öls aus Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate stattfand.
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Im fortlaufenden Atomstreit mit dem Iran, hatte das Land gedroht die wichtige Wasserstraße zu blockieren. Was die arabischen Anrainerstaaten, die USA sowie die EU nicht tolerierten, da Sie mehr als 60-Prozent des arabischen Öls bezogen.

Die Entsendung der beiden Flugzeugträger war schon vor der Drohgebärde beschlossen. Nur die Verlegung der USS Carl Vinson hatte man vorgezogen, während die USS Abraham Lincoln schon unterwegs war.

Den Befehl an Bord der Abraham Lincoln hatte Captain Marc Walton. Er befehligte den Flugzeugträger mit seiner 5600 Mann Besatzung. Cpt Walton, auch Dr Iron genannt, war ein ehemaliger Kampfpilot der in Vietnam Einsätze geflogen war. Vor dem Kommando über die Abraham Lincoln kommandierte er einen Lenkwaffenkreuzer.

Er saß in seinem großen Amtszimmer, hörte Blues, trank Kaffee, bis ab und zu von seinem Sandwich ab und las die unzähligen Berichte. Eine Aufgabe eines Kommandanten war neben der Führung auch die Bearbeitung des anfallenden Papierkrams. Und an Bord eines Flugzeugträgers war dies nicht gerade wenig.

Tock!! Tock!!

„Herein.“

Die Tür zu seinem Amtszimmer öffnete sich.

Sein Adjutant trat hinein. „Sir. Das Geschwader von Lieutenant David hat den Alarmstartcode erhalten.“, teilte er dem Mann hinter dem Schreibtisch mit.

Walton sah unverkennbar auf. Seine Überraschung ließ er sich nicht ansehen.

Lieutenant David war ein Luftwaffenoffizier der israelischen Luftwaffe. Sein Geschwader war vor nicht mal 48 Stunden unter höchster präsidialer Geheimhaltung auf dem Flugzeugträger gelandet. Vom Präsidenten höchst persönlich abgesegnet.

Schon seit Wochen geisterte ein Militärschlag Israels gegen den Iran durch die Medien.

Alles bisherige schien daraufhin hinzudeuten, das es nicht bei den Gerüchten blieb, sondern das Israel tatsächlich einen Militärschlag gegen die Atomanlagen des Irans plante und durchführen schien. Mit stillschweigender Unterstützung des US-Präsidenten.

Der präsidiale Befehl den Walton erhalten hatte war unmissverständlich.
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Kam es für das israelischen Geschwader zu einem Alarmstart hatten Sie absoluten Vorrang. Alle zeitgleich stattfindenden Starts sollten abgebrochen oder verschoben werden.

Er hatte einen entsprechenden Befehl an seinen Stellvertreter, der im Moment auf der Brücke das Kommando hatte, weitergegeben. Walton hatte nicht vor diesen abzuändern. Er schob den Papierkram beiseite, zog sich seine Uniformjacke an. „Ich bin im Operationscenter.“ Von dort wollte er sich die Sache genauer anschauen. Dass es tatsächlich zu dem Militärschlag kam, hatte Walton nicht erwartet.



***



Das Operationscenter, das Gehirn des Flugzeugträgers, befand sich im Bauch des schlagkräftigen Schiffs. Von hier aus wurden alles Schiffsweiten Operationen geplant, koordiniert und beobachtet. Rund um die Uhr waren Flugzeuge in der Luft zur Überwachung des Luftraums.

Walton stand am elektronischen Kartentisch, wo eine topografische Karte der Region zusehen war. Dazu befanden sich in Echtzeit integrierte Symbole auf der Karte, die auf den Ortungsschirmen festgehalten und beobachtet wurden.

Dazu gehörte das israelische Geschwader, das vor 5 Minuten von der USS Abraham Lincoln gestartet war. Gleich nach dem Start und der Formationsfindung flogen die Kampfflugzeuge in Richtung iranischer Küste.

Der Luftschlag schien also unmittelbar bevorzustehen.

Walton wurde vom diensthabenden Offizier über den aktuellen Stand informiert.

Kurz vor dem Alarmstart des israelischen Geschwaders, war eine einzelne MiG-35 der iranischen Luftwaffe vom Isfahan-Flughafen gestartet, flog auf die iranische Küstenlinie zu und lag auf direktem Kurs zur Al Udeid Air Base in Katar. 3 Stunden zuvor war eben diese MiG-35 aufgrund eines Notfalls auf dem Isfahan-Flughafen gelandet.

Was beileibe nicht alles war.

Eine Merkwürdigkeit reihte sich an die Nächste.

Unmittelbar nach dem Start der MiG-35 mobilisierte die iranische Luftwaffe alle zur Verfügung stehenden Kampfflugzeuge. Alle flogen mit Höchstgeschwindigkeit. Sie hielten allesamt auf die MiG-35 zu. Wie das israelische Geschwader.

Woraufhin Walton an dem zuvor geglaubten Luftschlag gegen die iranischen Atomeinrichtungen zweifelte.

Alles hing merkwürdigerweise mit der einzelnen MiG-35 zusammen.
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Das russische Mehrkampfflugzeug schien der Gejagte zu sein.

Da wusste Walton das ihm ein entscheidendes Puzzleteil fehlte, damit alles einen Sinn ergab, was im Moment nicht der Fall war.

Ein Überläufer!? War seine erste Schlussfolgerung. Doch deswegen hetzte man einem doch nicht die gesamte Luftflotte auf den Hals. Die russische MiG-35 war auch längst kein Geheimnis mehr. Es war das modernste Kampfflugzeug aus russischer Produktion. Die Geheimdienstberichte darüber waren schon einige Jahre alt.

Also musste es etwas anderes sein.

Etwas dass so wertvoll war, dass die iranische Führung jedes verfügbare Kampfflugzeug in die Luft schickte.

Worum es sich auch handelte, Israel hatte seine Finger mit drin.

Und der Iran wollte es zurück. Eine Konfrontation war unausweichlich.

Walton ließ sofort 2 in Bereitschaft stehende Staffeln starten. Für den Fall der Fälle.

Als Erstes erreichte das israelische Geschwader die einzelne MiG-35. Statt Sie anzugreifen, bildeten sie einen Schutzschirm.

Aus irgendeinem Grund schien der abtrünnige Pilot nicht die höchstmögliche Geschwindigkeit des Kampfflugzeugs zu fliegen. Im Gegensatz zu den Verfolgern, während sich das Schutzgeschwader anpasste. Was zwangsläufig dazu führte, dass die Iraner sie einholten.

Die Ersten waren 5 veraltete F-4 Phantom II aus französischer Produktion.



***



Kaum waren Sie in Reichweite löste das Geschwader den Schutzschirm auf, fiel zurück und stellte sich den heranfliegenden iranischen Lufteinheiten.

Es kam über der Küstenlinie zu einem Luftkampf, bei dem alle 5 F-4 Phantom II abgeschossen wurden. Gleich nach dem Scharmützel schloss das Geschwader erneut zu der MiG-35 auf, um sich 5 Minuten später den 7 herbei eilenden MiG-29 in den Weg zustellen.

Ein weiterer Luftkampf fand über dem Persischen Golf statt.

Eine israelische F-16i stürzte im Kampf nach einem Treffer ins Meer. Der Pilot konnte rechtzeitig aussteigen. Alle 7 Kampfflugzeuge wurden abgeschossen oder stürzten ab.

Sofort beorderte Walton einen Rettungshubschrauber zu dem im Meer gelandeten Piloten, auf den kurze Zeit später iranische Patrouillenboote zu hielten, jedoch abdrehten als der US-Hubschrauber samt Begleitschutz den Piloten erreichte.
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Das restliche israelische F-16i-Geschwader kehrte zu der flüchtenden MiG-35 zurück.

Vor erreichen des Gemeinschaftsluftwaffenstützpunktes Al Udeid Air Base bei Al-Rayyan, 33 Kilometer vor der katarischen Hauptstadt Doha entfernt, würde ein iranischer Luftverband bestehend aus 10 Kampfflugzeugen der Typen Northrop F-5 und weiterer MiG-29 sie erreichen. Welchen die F-16i Kampfflugzeuge kaum aufhalten konnten. Zumindest nicht komplett. Da trotz der erhöhten Waffentraglast schon ein Großteil der Bewaffnung in den vorangegangenen Gefechten verschossen wurde. Viel hatten die Israelis nicht mehr zur Verfügung.

Walton war trotz fehlender Befehlsvollmacht drauf und dran den 2 Staffeln zu befehlen die Israelis zu unterstützen. Seine Gesuche an das zuständige US-Central-Command (= CENTCOM) auf der Al Udeid Air Base sowie dem Pentagon waren bisher nicht beantwortet worden. Wenn er aber den präsidialen Befehl großzügig auslegte, konnte er den Befehl auch ohne Rücksprache geben.

Da tauchte von der Al Udeid Air Base ein Staffelicon auf dem elektronischen Kartenschirm auf. Wie man ihm mitteilte, handelte es sich um eine Staffel der katarischen Luftwaffe bestehend aus 7 Kampfflugzeugen vom Typ Mirage 2000-5.

Die Frage, die sich Walton diesbezüglich stellte, lautete, welche Order hatten sie.

Abfangen oder Beschützen.

Sie würden die MiG-35 samt den vier F-16i zeitgleich mit dem iranischen Luftverband erreichen. Der Zusammenstoß würde im katarischen Luftraum stattfinden.

______________________________________________________



Ende, Kapitel 8

© by Alexander Döbber
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  Ja, ja MIR ist schon klar, auf welchen Zeitraum du anspielst - der Kontext ergibt sich aber nicht aus deinem Text heraus. Da steht etwas von "Jahrhunderte vor Christus" im nächsten Satz beziehst du dich mit "damals" auf eben diese Zeit und im nächsten mit "damals" auf das Mittelalter. Das ist verwirrend und nicht nachvollziehbar für den Leser.  
   Jingizu  -  27.04.12 06:07

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  @Jingizu - hab ich geändert bezüglich des iranischen Geheimdienstes. "auf dem damaligen Stand Europas" meinte die Mittelalter Epoche, was ja nachgewiesen ist.  
   Alexander  -  26.04.12 23:27

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  Der erste Absatz gefällt mir gut obwohl der Ausdruck "auf dem damaligen Stand Europas" sehr nichtssagen ist, da du vorher keinen Zeitrahmen benennst auf den du dich mit "damals" beziehen kannst.

Auch würde ich den iranischen Geheimdienst nicht "iranischen Geheimdienst" nennen, sondern VEVAK - du würdest es schließlich beim Mossad, BND, MI6, CIA usw. auch machen, denn die Details bringen den Leser näher an den Text.  
   Jingizu  -  26.04.12 18:02

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Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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