Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Middel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. April 2012
Bei Webstories eingestellt: 9. April 2012
Anzahl gesehen: 2553
Seiten: 3

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


(22)

Ich war dann der Erste, der seine Sprache zurückgefunden hatte. Ich war total durch den Wind, wollte aber nun unbedingt die Wahrheit wissen, egal, wie passend oder unpassend dieser Moment dafür war.

„Was soll der ganze Scheiß hier eigentlich?“, blaffte ich Jonas an. In diesem Moment tat mir mein Tonfall auch schon wieder leid, aber Fisch blieb erstaunlicherweise erstmal ruhig.

„Alter, hast du es immer noch nicht gecheckt oder was? Dieser Penner hier“, er zeigte auf Becker, „der hat richtig was auf der hohen Kante, verstehste? Der hat hübsch und fein arme Leute beschissen und sich die gesamte Kohle tiefgetan!“ Becker schnaubte und sagte dann mit belegter Stimme: „Und wenn ihr das noch einhundert Mal wiederholt, ich habe nichts von dem, was ihr behauptet. Ihr habt mich reingelegt, ok, und ich …“ Jonas hielt ihm das Messer vors Gesicht. „Halt deine verfickte Fresse, wenn du nicht gefragt wirst, Arschloch, oder ich ritz dir Annis Namen auf die Stirn. Klar haben wir dich drangekriegt, du sexistisches Drecksschwein, und warum? Na? Weil du auf süße, junge Mädchen stehst. Ist doch so! Kaum ist deine Alte aus dem Haus, schon geht’s ab bei dir, was?“ „Nein, so war das nicht …“ „HALT DEIN MAUL!“ Ich dachte in diesem Moment Jonas macht ernst und bringt Becker um. Ich versuchte ihn davon abzubringen. „Jonas! Jonas, hör mal, woher wisst ihr denn von der Kohle, die der Becker hat?“

„Pass auf, der kleine Herr Becker hier, dieses pädophile Mistschwein, hat viele Leute, Hausfrauen, hart arbeitende Menschen, Rentner und so weiter um ihr hart verdientes Geld gebracht. Er hat sich dazu eines sogenannten Schneeballsystems bedient. Das schnelle Geld lockt selbst die alten Säcke noch, was Becker? Obwohl die allermeisten wissen oder zumindest erahnen, dass diese Systeme auf Dauer nicht funktionieren können, beteiligen sich viele an ihnen – in der Regel mit der Hoffnung, dass es zumindest noch solange funktioniert, bis man selbst davon profitiert hat. Sie sind so aufgebaut, dass immer mehr neue Teilnehmer benötigt werden, damit die früheren Mitglieder Gewinn machen. Irgendwann brechen diese Systeme schließlich zusammen und hinterlassen einen großen Schaden. Außer bei Freund Becker hier, der hat seine Kohle da schon zusammen. Mit den Penunzen hat er sich dann aus dem Staub gemacht.“

Becker schaute grimmig, war aber zu sehr eingeschüchtert, um ein Wort zu sagen.
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„Aber so leicht kommt der nicht davon. Wir haben dich so lange gesucht, beobachtet und dich ausspioniert Becker, da wirst du uns jetzt nicht mehr dazwischenfunken. Wenn du die Kohle nicht rausrückst, stech’ ich dich ab, damit das klar ist.“ Jonas’ Augen funkelten.

„Woher wisst ihr denn davon?“ Irgendwie musste ich Jonas weiterbeschäftigen. Auch wenn mir Becker eigentlich egal war, so wollte ich doch nicht, dass er hier und jetzt sein Leben lassen sollte. „Woher? Na weil der Penner uns reingelegt hat.“ Becker schnaufte. „Ich kannte euch doch gar nicht! Erst seit ihr an unsere Schule gekommen seid. Ich hab euch vorher nie gesehen“ Beckers Augen suchten verzweifelt nach Beistand, den ich ihm nicht geben konnte.

„Ja klar. Weil du nicht uns gelinkt hast, sondern unsere Eltern. Und ich schwöre dir, ich hol mir die Kohle zurück und zwar mit Zins und Zinseszins!“

Jetzt wurde mir einiges klarer. Die Beiden waren tatsächlich nur hinter Beckers angebliches Vermögen her. Selbst bestohlen wurden sie nun ebenfalls zu Dieben. Nein, zu mehr als das. Jonas und Annika misshandelten den Mann, um an das Geld zu kommen. Sie sind hier eingebrochen, um ihn mit Gewalt dazu zu zwingen, seine Kohle rauszurücken. Und mich hatten sie mitgenommen. Doch welche Rolle sollte ich dabei spielen? Dieses Detail ergab zu diesem Zeitpunkt noch keinen Sinn für mich.

Etwas anderes jedoch schon. In diesem Moment wurde mir schlagartig. bewusst, wie tief ich mittlerweile mit in der Scheiße steckte. Das war kein Kavaliersdelikt hier. Wir würden alle in den Knast wandern, egal, ob Becker nun ebenfalls ein Krimineller war oder nicht. Mir wurde heiß und kalt zugleich.

(23)

„Wo bleibt eigentlich Anni?“ Ich musste irgendetwas sagen, damit hier kein Unglück geschieht.

Jonas schaute mich an, erwiderte jedoch nichts.

Es hatte noch ein weiteres Mal geklingelt. Aber auch das war jetzt schon eine Weile her gewesen. Ich wollte Jonas grad vorschlagen, dass ich doch nach Annika sehen könnte, als etwas geschah, das das bisherige Ungleichgewicht radikal verändern sollte.

Einen Moment lang war Jonas unaufmerksam gewesen und das nutzte Becker, der ihm mit aller verbliebenen Kraft ins Gesicht schlug. Er ließ das Messer fallen.
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Ich war total perplex und sah nur, wie Becker sich das Messer schnappte und aufsprang. Jetzt ging alles furchtbar schnell. Ich stand vor der geschlossenen Tür. Becker rannte auf mich zu und ich hechtete instinktiv zur Seite. Er wollte schnellstmöglich durch die Tür und hatte sie fast erreicht, als er stolperte. Jonas hatte ihm irgendwas vor die Füße geworfen und Becker krachte gegen einen der Türrahmen.

Ich war völlig perplex und Jonas schrie irgendetwas, dass ich erst nicht verstand. Er blutete aus der Nase und rappelte sich gerade auf. Becker lag vor der Tür und hielt sich den Kopf.

„Halt ihn auf. Schnapp dir den Penner!“

Alles ging so rasend schnell. Ich konnte mich nicht bewegen und fühlte nur, wie die Momente an mit vorbeizischten. Die Momente, in denen ich etwas tun musste. Aber was? Die Gedanken schwirrten durch meinen Schädel und ich spürte mein Herz pochen. Es war, als spielte der Schlagzeuger einer Death Metal Band direkt unter meiner Brust sein schnellstes Solo. Die Welt um mich herum begann sich wie ein Kinderkarussell zu drehen. Nur schneller, viel schneller. Ich atmete langsamer, um nicht zu hyperventilieren. Das Karussell kreiste weniger schnell. Schließlich blieb es stehen.

Aber ich rührte mich immer noch nicht. Ich war total überfordert mit der Situation. Doch ich musste eine Entscheidung treffen.



(Fortsetzung folgt)
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Punktestand der Geschichte:   198
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Kommentare zur Story:

  Das ist wirklich eine verzwickte Situation besonders wenn man so jung ist wie dein Hauptdarsteller. Ich hoffe, der macht nun nichts Falsches. Gut und flüssig geschrieben und spannend, wie bisher.  
   Gerald W.  -  11.04.12 11:19

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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