Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Shannon O'Hara      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 2. Juni 2011
Bei Webstories eingestellt: 2. Juni 2011
Anzahl gesehen: 2500
Seiten: 4

T. L.

Du weißt schon Str.

Draußen



Verteidigungsministerium / Kriegsministerium

Superland

Hauptstadt

Superland



Betr. Auftragsbestätigung



Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für das mir und meinem Team entgegengebrachte Vertrauen. Wir sind in der Lage und gerne bereit, den von Ihnen gewünschten Auftrag zu erfüllen.

Zur Ausschaltung von Missverständnissen nochmals ein Überblick über den Auftrag:

Sie wünschen die Herstellung einer nicht tödlichen Waffe, die allerdings den Gegner für längere Zeit beeinträchtigen soll.

Erwünscht wäre zudem eine Beeinträchtigung, die mit einer retrograden Amnesie einhergeht, und nicht nur einen einzelnen, sondern auch eine spezielle Gruppe oder eine Menschenansammlung ausschalten kann.

Die Waffe darf von den Ausmaßen nur die Größe einer Flasche oder eines kleinen Kastens ausmachen, damit sie unauffällig deponiert werden kann.

Sie muss die Möglichkeit der Fernzündung aufweisen, damit der Attentäter selbst nicht zu Schaden kommt.

All diese Wünsche wurden mit dem Speziallistenteam besprochen. Es wurden bereits konkretere Vorschläge angebracht, so dass wir sehr zuversichtlich sind, Ihre Wünsche erfüllen zu können.

Wie vereinbart erwarten wir Ihre finanzielle Vorableistung nach Erhalt dieses Schreibens. Die Telefonnummer, unter der Sie mich erreichen können, damit wir einen Übergabeort vereinbaren, liegt Ihnen vor.

Ich danke nochmals für diesen interessanten Auftrag und verbleibe mit freundlichen Grüßen







Zwischenbericht:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben erste Erfolge zu berichten.

1. Problem: ein beeinträchtigender, aber nicht tötender Stoff

Wir haben uns auf Lysergsäurediethylamid (LSD) C20H25NO3, geeinigt, eine synthetisch herstellbare organisch-chemische Verbindung, die zu den Halluzinogenen gehört.

Die Opfer erleben akustische und optische Halluzinationen, verkennen die Situationen.

Nach seltenen oder einmaligen Intoxikationen sind bleibende Schäden auszuschließen.
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2. Problem: die Erreichbarkeit einer ganzen Gruppe oder Menschenansammlung

LSD wird normalerweise in fester Form eingenommen, was aber Ihren Wünschen nicht gerecht werden kann.

Wir haben Versuche gestartet, LSD mit Magnesium (Mg) zu vermischen, um im weiteren Schritt ein Gas zu erhalten. Es ist uns geglückt, dass das Gemisch die Wirkung des LSD nicht beeinträchtigt.

In Verbindung mit Wasser reagiert Mg sehr heftig, bewirkt, dass aus pulverisiertem LSD mit normaler Raumluft zusammengebracht, ein Gas entsteht. Das Mg reagiert mit dem H²O, baut sich dabei ab.

3. Problem: die Größe

LSD bewirkt als Gas eine schnellere und heftigere Reaktion im Zwischen- und Stammhirn der betroffenen Menschen. Daher reicht schon eine geringe Menge des Stoffes aus, die gewünschte Wirkung erkennen zu lassen.

Wir haben Versuche mit leeren Getränkedosen durchgeführt.

Vorteil: die Trinköffnung der Dose ist ausreichend groß, um Luft hinein und später das Gemisch hinaustreten zu lassen. Eine leere Getränkedose kann problemlos in jeden öffentlichen Mülleimer geworfen werden. Da sie keine Pfandwertflasche ist, wird auch keiner sie mitnehmen, so dass der Einsatz nicht gefährdet wäre.

4. Problem: die Fernzündung

Wir werden die notwenige Wassermenge in einem kleinen verschlossenen Behälter in das LSD – Mg – Pulver deponieren. Die Glasphiole wird entweder mit einem Zeitzünder oder einem Fernzünder gekoppelt. Dieser Aufgabe widmet sich zurzeit unser Elektonikteam.

Damit wären alle Orderwünsche berücksichtigt. Ich gratuliere Ihnen zu so viel Zielorientiertheit.

Eine Bitte hätte ich: mein Team möchte dem Stoff seinen Namen geben. Wir haben auch schon einen, der sich bei uns eingebürgert hat.

Da das Gasgemisch beim Austritt runde, ca. handtellergroß und in verschiedensten Blautönen schillernde Rauchkreise bildet – die sich fast augenblicklich verflüchtigen – haben wir es es "Pfauenauge" genannt und würden den Namen gerne beibehalten.



Erste Erfolge

Sehr geehrte Damen und Herren,

sicherlich haben sie aus den Medien erfahren, dass auf einem Bahnhof der Pariser Metro ein Attentat stattgefunden hat.
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Dies war unser erster und auch sehr erfolgreicher Feldversuch bei Menschen!

Einige Tests an Tieren in der unmittelbaren Nähe unserer Laboratorien zeigten, dass wir mit unserer Entwicklung erfolgreich waren.

Was fehlte, war der Test am Menschen.

Da die ganze Forschung und Entwicklung aber im Geheimen vonstatten gehen musste, konnten wir keine Probanten einladen. Wir mussten also den direkten Weg wählen.

Aus den Berichten erfuhren Sie sicherlich auch, dass drei Passanten zu Tode gekommen sind. Dies hatte aber nur indirekt mit unserer Waffe zu tun.

Zwei dieser Leute waren wirren Geistes aufeinander losgegangen und haben sich zu Tode geprügelt; eine weitere ist auf die Gleise gestürzt und von einem einfahrenden Wagen getötet worden.

Trotz intensiver Suche hat die Pariser Polizei keine Indizien gefunden, die auf den/die Verursacher hinwiesen. Die alte Cola-Dose im Papierkorb hat kaum Beachtung erhalten.

Wir haben sie anschließend im Labor untersucht: hätten die Beamten sie konfisziert und untersucht, sie hätten keine Reste der LSD – Mg - Mischung gefunden. Die Glasphiole, die das H2O enthielt, war zerstört.

Die Dose vermittelte einen absolut harmlosen Eindruck. Eine ganz normale Getränkedose in der ein Spaßvogel einige kleine Glasscherben gesteckt hatte!

Bei der Befragung der betroffenen Menschen stellte sich heraus, dass keiner die „Pfauenaugen“ gesehen hatte. Auch konnte sich keiner erklären, was eigentlich vorgefallen war.

Wir haben die Zeit gestoppt, eine installierte Videokamera hatte den ganzen Vorgang aufgenommen.

Die Zeitdauer vom ersten Austreten der „Pfauenaugen“ bis zur Beeinträchtigung des ersten Menschen, er stand direkt neben dem Papierkorb, belief sich auf 15 sec.

Der Bahnsteig misst eine Länge von ca. 20 m. Der letzte Betroffene stand ca. 15 m vom Papierkorb entfernt. Er zeigte die ersten Symptome wie Schwindel, Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit nach 1 Minute.

Das Gasgemisch verflüchtigte sich allmählich, die Konzentration ließ in der Raumluft merklich nach, doch reichte die Dosierung aus, alle Anwesenden zu intoxikieren.

Die Beeinträchtigung hielt dauerhaft an. Neu eintreffende Passanten alarmierten Polizei und Rettungsdienst, so dass die Opfer in Kliniken abtransportiert wurden, ohne zuvor wieder klaren Verstand zu erlangen.
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Wir haben hochgerechnet, dass die Beeinträchtigung in geschlossenen Räumen garantiert mehrere Stunden anhält.



Gratulation!

Wie ich soeben aus der Presse erfahre, ist Ihnen ein Supercoup gelungen!

Die Goldreserven Deutschlands zu stehlen grenzt schon an Dreistigkeit!

Aber ich persönlich freue mich sehr drüber. Zum einen zeigt es mir, dass unsere Entwicklung erfolgreich ist. Selbst intensivste Recherchen der Polizei zeigten keine Erfolge. Zum Zweiten kann ich sicher sein, mein Honorar zu erhalten.

Und zum Dritten: Ich hoffe, Sie haben weitere Aufträge für uns.

Ich freue mich mit meinem Team über weitere gute Zusammenarbeit.



Mit freundlichem Gruß



P.S. Auch auf dem Gebiet der biologischen Kampfmittel sind wir aktiv. Aktuell ist es uns gelungen, aus zwei weit verbreiteten Stämmen des Bakteriums Escherichia Coli auf genetischer Ebene ein ganz neues Bakterium zu kreieren. Wir wären für den ersten Feldversuch gerüstet....
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Kommentare zur Story:

  Was für Ideen du hast? Echt gruselig und doch irgendwie humorvoll.  
   Gerald W.  -  05.06.11 14:36

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  Oh, schrecklich-schaurig -schöner Text. Mal ganz etwas anderes.  
   Jochen  -  03.06.11 22:14

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  Schade. :) Schade wegen der Erweiterung/Vervollständigung, durch die dieses Werk enorm an Wirkung verliert. Gerade freute ich mich, daß es ein Textlein solcher Kürze geschafft hat, den Zustand physisch hervorzurufen, den es beschreibt. spürbar.
Nunja. kann schon verstehen, daß Geschriebenes nun mal raus will. Aber die Informationen im nachgereichten Teil schwächen die Textwirkung, die den Gedächtnisverlust auf den Leser überträgt, enorm, ohne wirklich wesentlich zu sein. Andererseits entstehen durch die Synthese der zwei Teile (so will ich sie nennen trotz Zufalls-Zeugung) oder eben durch Auslassung des 2. Teils zwei vollkommen verschiedene Texte, von denen der erste ("unvollständige") etwas bei mir bewirkt, nachhallt, der zweite ("vollständige") aber eben eher beliebig ist, weniger bewirkt, sich in die Masse des schon oft Gelesenen einreiht und wohl auch bald verblaßt.

dennoch Daumen hoch
lg
tvk  
   tratus von Klueck  -  03.06.11 16:01

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  oops, Tücken der Technik, inklusive Lücken ;)
Aber jetzt sollte alles an Ort und Stelle stehen.

Shan  
   Shannon O'Hara  -  03.06.11 12:08

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  Timothy Leary ... wegen LSD. Der alte Zausel. ;0)

Liebe Grüße DublinerTinte  
   Pia Dublin  -  03.06.11 10:09

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  D. Leary ???  
   tratus von Klueck  -  03.06.11 09:56

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  *****  
   tratus von Klueck  -  03.06.11 09:55

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  auf gar keinen fall darf der text anders enden als er
äh, was wollte ich noch  
   tratus von Klueck  -  03.06.11 09:50

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  Hallo Tlonk, ich habe mir mal den kleinen Text auch durchgelesen. Ich will dir nicht zu nahe treten. Aber vielleicht soll in diesem Fall die Story ja so abrupt enden. Lies mal die Überschrift;) Allerdings hätten ein paar Pünktchen oder andere Zeichen, zum besseren Verständnis, dass der Text hier ruhig so enden soll, nicht geschadet. Von mir ein Lob für den schaurig-amüsanten Text.  
   Dieter Halle  -  02.06.11 22:25

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  Hallo Shannon, dein Text scheint nicht ganz vollständig zu sein. Das Ende fehlt. Du wirst wohl nicht alles rüberkopiert haben. Macht nichts. Du kannst den Rest noch hinzu fügen. Gehe einfach in deinen Privatbereich unter: Story bearbeiten.
Liebe Grüße  
   Tlonk  -  02.06.11 18:44

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Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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