Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    ThiloS      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. April 2011
Bei Webstories eingestellt: 20. April 2011
Anzahl gesehen: 2758
Seiten: 2

Da gibt es jene Werbung eines weltberühmten deutschen Mobilfunkanbieters. Eine recht ungepflegte – oder nennen wir es freundlich: „unangepasste“ – Mitdreissigerin mit abgerissenen Klamotten – oder, ebenfalls freundlich: „postatomarem Look“ – grinst in die Kamera und erzählt, wie SCHWEINEBILLIG ihr neuer Mobilfunkanbieter ist, während im Hintergrund ein gar niedlich 2-jähriges Kindlein ADHS-krank durch die Kulisse flitzt und dazu „aaa aaa aaa“ macht.



So vom ersten Hingucker denkt man „aha, da guck, das ist die Frauke oder die Birte, die im dreizehnten Semester Psychologie oder Lehramt studiert, weil sie gemerkt hat, dass weder BWL noch Jura noch Medizin ihr Ding ist.



Wahrscheinlich wohnt Frauke oder Birte in Berlin-Kreuzberg, 3-Zimmer Altbau, einzige Deutsche im Block, sie malt in ihrer Freizeit oder bastelt Indianderschmuck, den sie auf dem Flohmarkt an unschuldige chinesische Touristen vertickt, um ihr Studium zu finanzieren, weil ihr Alter nach dem 8. Semester Sinologie den finanziellen Saft abgedreht hat.“ Also so eine typisch unangepasste Frau, Grünenwählerin, mit Anti-Atomkraftaufkleber an der Klotür.

Wir erfahren gleich zu Anfang, dass der kleine Störenfried Milena heisst – wie auch sonst. Katja oder Ilse oder Waltraud wäre für Frauke oder Birte ja auch zu angepasst gewesen.



Und wir erfahren – und da wird es spannend – dass Frauke oder Birte und „der Pappa von Milena“ „ziemlich weit auseinander wohnen“ und sie „deswegen bei base mit Pappa ganz schön lange quatschen“ können. So er denn will…



Nun, eine Studentin wird sich kaum einen Werkzeugmacher geangelt haben, der dauernd in China oder Afghanistan beschäftigt ist.



Wahrscheinlicher ist wohl eher folgendes Szenario: Frauke oder Birte hat weder Kontrolle über ihr Leben, noch über ihre Geschlechtsteile. Deswegen hat sie irgendwann „nach einer wunderbaren Nacht, in der es nach Revolution, Freiheit und „grünem Libanesen“ roch“ festgestellt, dass ihr „der Pappa von Milena“ ein kleines Souvenir hinterlassen hat, das jetzt schreiend hinter ihr herumrennt.



Nachdem sie „dem Pappa von Milena“ gebeichtet hat, dass er „der Pappa von Milena“ ist, hat sich „der Pappa von Milena“ schneller aus dem Staub gemacht, als ihr das Studentendarlehen gekündigt wurde.
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Aber er hat sich nicht weit genug aus dem Staub gemacht, oder er sitzt im Bau. Denn Frauke oder Birte weiß, wo sein Handy wohnt und weil die flat bei base so günstig ist, stalkt sie ihm jetzt per Telefon hinterher und hält ihn bezüglich der Fortschritte von ADHS-Melina und dem Kontostand seiner Unterhaltszahlungen auf dem Laufenden.

Und nicht nur, dass „der Pappa von Melina“ nun das Balg und, im wahrsten Sinne des Wortes, permanent Frauke oder Birte an der Backe hat, nein, er muss mit seinen beiden Super-Frauen auch noch permanent „kwatschn“, wie Melina stolz ihrer starken, alleinerziehenden Mama mit dem verpfuschten Leben bestätigt.



Beschäftigt mich nur noch die Frage, was Klein-Melina „ihr dem sein Pappa von der Melina“ mitzuteilen hat. Ich stell es mir so vor: Pappa von Melina: „Na, Kleines, sag mal was.“ Melina: „…..“ Pappa von Melina: „Halllloooo, hier ist der Pappa, der wo gottseidank so weit weg wohnt…“ Melina: (guckt den Hörer an). Pappa von Melina: „Gib mir mal die Mamma, Du kleine Kröte…“ Melina: „AAAAAAAAAAHHHHHHH“.



Doch, dafür lohnt sich doch die Handy-Flat von base…
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Kommentare zur Story:

  Lieber Thilo. Das ist in meinen Augen nur
Spitzenklasse, was du hier ablieferst. Falls Dir meine
Sachen gefallen könnten wir ja mal eine
Gemeinschaftsarbeit in Angriff nehmen, was denkst
Du?  
   Stephan F Punkt  -  03.10.14 21:58

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  Richtig schön böse.
Betonung auf schön *g*  
   Robert Kühl  -  17.09.13 22:40

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  Auch ich möchte mich den anderen Kommis ausdrücklich anschließen. Auch mir sagt deine gehörige Portion Zynismus sehr zu, besonders die Textzeile vom kleinen schreienden Souvenir, hat mich herzhaft auflachen lassen.
Super!
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  26.04.11 17:26

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  Ich mag deinen Schreibstil und diese Story natürlich auch.  
   Petra  -  22.04.11 21:09

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  Tja, so ist es, wenn Superfamilien miteinander telefonieren.  
   Dieter Halle  -  21.04.11 21:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Köstlich, dein Zynismus gefällt mir jedesmal auf`s neue.  
   Jochen  -  20.04.11 22:41

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... melancholisch aber schön ...

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