Pubertät – Bekenntnisse eines Teenagers   19

Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Isa Belle      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. März 2011
Bei Webstories eingestellt: 6. März 2011
Anzahl gesehen: 2069
Seiten: 2

„Wenn du älter bist, wirst du es verstehen“. Wer hat diesen Satz noch nie in seiner Jugend gehört? Und wer würde widersprechen, wenn es heißt, dass dies das absolut allerletzte auf der Welt ist, das man hören will, egal, wie wahr es ist? Eltern sagen immer, sie wüssten, wie wir uns fühlen, sie waren schließlich auch mal jung. Warum sagen sie dann diesen Satz, wenn sie wissen, dass man ihn nicht hören will? Warum belächeln sie einen, wie wenn sie sagen „Kleines, davon hast du keine Ahnung, also tu nicht so, als könntest du mit dem Großen mithalten“, wenn sie wissen, dass das Einzige, was man von anderen Leuten will, Respekt ist? Warum können sie ihren Stolz nicht vergessen, einen Zentimeter von ihrer eigenen Meinung abrücken und ein einziges Mal in ihrem Leben einem unbedeutendem minderjährigen Kind Recht geben, wenn sie wissen, dass es nichts gibt, was uns mehr aufregen könnte? Warum sind sie jedes Mal total aufgebracht, wenn man sich über jedes noch so winzige Detail aufregen könnte, wenn sie wissen, dass in der Pubertät die Laune wahrscheinlich genauso oft wechselt wie bei einer Schwangeren? Warum bringen sie uns keinerlei Geduld entgegen, wobei sie einem sagen, dass sie zu ihren Eltern damals genauso waren? Gerechtigkeit? Wut? Oder ist es ein bestimmter Instinkt, so zu handeln, der bei jedem Elternteil aktiviert ist und über dem absolutes Schweigeverbot nach außen herrscht, weshalb immer nur die Antwort kommt: „Wenn du älter bist, wirst du es verstehen…denn dann hast du auch diesen Instinkt über den man nicht reden darf, denn die internationale Vereinigung der Elternschaft beobachtet uns“?

In der Pubertät geht jeder anders mit seinen Launen um. Den einen hilft es, unter Leuten zu sein und sich mit seinen Freunden zu treffen, andere wollen lieber allein sein, schließen sich in ihr Zimmer ein oder gehen joggen. In der Hoffnung, ihre Probleme verschwinden, wenn sie nur lange genug sinnlos in der Gegend herumrennen, ist dann meistens ein Kommentar der Eltern. Wenn sie wirklich wüssten, wie wir uns fühlen, würden sie verstehen, dass man genau diese Methoden einfach braucht, sie aber beim besten Willen nicht erklären kann, dass sie einfach da sind, und sie würden die Gemeinsamkeit all der Umstimmungsversuche erkennen; man will nur nicht mit seinen Eltern reden oder auch nur im selben Raum mit ihnen sein, weil man es satt ist, zu hören, dass man alles verstehen wird, wenn man älter ist.
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Weil man es nicht mehr ertragen kann, sich mit Leuten zu umgeben, die so tun, als verstehen sie einen, es aber wirklich nicht tun. Weil man keine Lust mehr hat, sich behandeln zu lassen, als verstünde man selber gar nichts.

Vielleicht will man nicht einmal von seinen Eltern verstanden werden. Vielleicht will man einfach einmal seine Gedanken zu Ende denken, ohne unterbrochen zu werden und auf seine Genervtheit, weil genau das unmöglich ist, keine Beleidigtheit und „Dich möchte ich mal sehen, wenn du Kinder hast!“ als Antwort bekommen. Vielleicht möchte man sich lieber mit Leuten abgeben, die den Schein erwecken, dass sie einen für voll nehmen oder zumindest keine Reden halten, von wegen „das tun wir doch“ wenn ihr besserwisserischer Unterton und das allbekannte von-oben-herab-Lächeln das Gegenteil beweisen. Vielleicht ist man sich bewusst, dass man nicht alles versteht, aber man will es nicht die ganze Zeit hören. Vielleicht weiß man auch, dass es Menschen gibt, die schlimmer dran sind als man selbst, wenn man in der Schule feststeckt, einem klar wird, dass man noch nie einen Freund hatte und keine einzige Jeans mehr passt, – was für jeden Teenager ein Begriff ist und nicht so schwammig an einem vorbeizieht, wie es sich gerade anhört – aber man will einfach, dass jemand für einen da ist und nicht sagt, man würde es verstehen, wenn man älter ist.
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Punktestand der Geschichte:   19
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Kommentare zur Story:

  Die Pubertät hast du sehr gut beschrieben.
Ich hatte in dieser Zeit auch meine Probleme.
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  10.03.11 17:33

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  Ein Text mit einer wahren Aussage und dazu gut geschrieben.

Ein paar eventuelle Antworten habe ich als mitlerweile alte Schachtel vielleicht auf die Frage, warum sie es ständig sagen.

Vielleicht, weil man sich irgendwann dran erinnern wird an diese Worte und sagen wird (mit voller Überzeugung) "Die haben tatsächlich Recht gehabt" oder weil man sich in der Midlifecrisis die Jugenzeit zurückwünscht.

Nerven tut's aber trotzdem, das stimmt! Aber so lange es Menschen gibt, die älter sind (und sind es nur ein paar Jahre) wird man soetwas immer an irgendwelchen Stellen hören.

Etwas mehr Verständnis und füreinander da sein wäre da manchmal schon angebracht, aber vielleicht ist gerade diese Phase und ihre Bewältigung so wichtig, damit man erwachsen wird. Wie bei so einer Metamorphose, bei der sich die Raupe allein aus dem Konkon pellt und dann aber fliegen kann.

Ich habe auf jeden Fall immer gern auf Durchzug bei dem Spruch gestellt und fahre da auch heute noch gut mit.  
   Sommertänzerin  -  08.03.11 11:52

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  Ach ja die Pubertät, habe ich auch noch sehr unliebsam in Erinnerung. Das hast du sehr typisch beschrieben.  
   Petra  -  07.03.11 21:50

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  Ja, gib`s ihnen. Da hast du dir mal so richtig Luft gemacht und wenn es nur über`s Internet ist. Und weißt du was, es hat sich unterhaltsam gelesen, denn du hast schöne lebendige Art dich auszudrücken.  
   Jochen  -  07.03.11 19:23

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Interessante Kommentare

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Kommentar von "axel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Toll recherchiert oder boxt du selber? Jedenfalls war das Ganze wieder sehr spannend und lebensnah. Ich staune immer wieder über deinen lebendigen Schreibstil. Ein mitreißender Roman.

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