Es dauerte etwas, bis der Meister dem Tod auf die Schliche kam. Er musste ihn bemerkt und abgehängt haben. Der Meister war verzweifelt. Er hatte eine schlimme Ahnung und musste unbedingt mit Li sprechen. Also beschloss er, sich auf den Weg zu Mandys Haus zu machen. Sie mussten schließlich schon von der Schule daheim sein. Er würde sich einfach in dem Baum vor ihrem Zimmer verstecken und versuchen, mit Li Kontakt aufzunehmen. Es galt keine Zeit zu verlieren.
Der Meister hetzte so schnell wie möglich zu dem Haus von Mandys Eltern. Er war nicht mehr der Jüngste, aber so ein Baum sollte für ihn kein Hindernis darstellen, schließlich konnte er sich gewisser Hilfsmittel bedienen.
Aber dann der Schock: Mandys Zimmer war leer. Wie konnte das sein? Der Meister hatte mit Li ausgemacht, dass er mit ihr gleich nach der Schule nach Hause ging. Es war einfach viel zu gefährlich sich unnötig lange auf der Straße aufzuhalten. Von Li war auch keine Spur zu sehen. Was war geschehen? Der Meister wurde panisch. Er musste sich zwingen klar zu denken. Am besten er ging Mandys Schulweg entlang. Vielleicht trödelten die beiden nur. Er hoffte es. Er hoffte es wirklich sehr.
„Was macht dieser Stümper hier? Er soll verschwinden. Er gefährdet den ganzen Plan. Wenn dieser Elf hier ist, dann wird sein Meister auch nicht weit sein. Ich muss mich beeilen. Oh Marie, keine Angst, ich werde sie zu mir nehmen. Sie wird dein Andenken nicht beschmutzen indem sie so tut als wäre sie du!“
Wut keimte im Tod auf. Er musste sich beeilen um sein Werk zu vollbringen und Mandy mit sich zu nehmen.
Der Anblick der sich dem Meister bot, war schrecklich. Mandy stand vor einer Hecke und starrte in den Spiegel. Der Spiegel, der einen für immer fort brachte wenn man hindurchging. Der Spiegel wurde immer größer. Er war nicht mehr rund, er hatte sich in die Länge gezogen. Der Meister musste handeln. Und zwar schnell. Er rannte auf die beiden zu doch prallte er wie durch einen unsichtbaren Schild wieder ab. Aber natürlich. Er hatte die Kräfte des Todes ganz vergessen. Er schirmte seine „Auserwählten“ - wie er sie gerne nannte – von ihrem Umfeld ab, so dass sie nicht gestört wurden. Aber der Meister hatte noch ein Ass im Ärmel: Er zog ein Fläschchen mit einer schimmernden Flüssigkeit heraus.
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Nahm ein paar Tropfen und spritze sie gegen den unsichtbaren Schild.
Er hatte es geschafft, er konnte durch den Schild gehen. Der Meister stellte sich zwischen Mandy und dem Spiegel. Er packte Mandy bei den Schultern und redete auf sie ein:
„Mein liebes Kind, du kennst mich nicht. Du weißt nicht, wer ich bin. Aber bitte vertrau mir dennoch. Ich bin ein Freund von Li. Bitte, Mandy, bitte sieh nicht länger in diesen Spiegel.“ Mandy blinzelte verwirrt. Sie begriff nicht, was hier vor sich ging. Wieder blickte sie in den Spiegel und sah ihren Sammy. Sie wollte einfach nur noch zu ihm. Doch da war diese Stimme, die sie nicht kannte. Sie sagte, sie wäre ein Freund von Li. Und Li konnte sie schließlich vertrauen. Mandy war hin und her gerissen. Der Spiegel wurde kleiner. Der Tod lief Gefahr, sie zu verlieren. Doch er hatte noch ein Ass im Ärmel. Der Sammy im Spiegel beginnt zu jaulen. Ein herzzerreißender Laut. Mandy wollte ihren Sammy helfen. Sie musste einfach zu ihm!
„Mandy, bitte. Tu jetzt nichts Falsches. Egal was du siehst, es ist nicht real. Mandy, du musst mir jetzt vertrauen.“
Nicht real? Ihr Sammy sollte nicht real sein?! Die Stimme hatte Recht. Sammy war tot. Tränen stiegen in Mandy auf. Sie blinzelte. Der Spiegel wurde immer kleiner, bis er schließlich verschwunden war. Mandy fühlte sich leer. Eine tiefe Trauer durchfuhr ihren Körper. Sie begann zu schluchzen. Der Meister nahm das kleine Mädchen in die Arme, versuchte sie zu beruhigen.
Li war froh, dass sein Meister erschienen war. Er schämte sich fast ein bisschen, dass es ihm nicht gelungen war, Mandy vor dieser Gefahr zu bewahren.
„So ein Mist! Fast hätte ich sie so weit gehabt! Was muss mich auch dieser alte Trottel dazwischen kommen? Wer ist er überhaupt, dass er wusste was geschieht? So ein Fehler darf mir nicht noch einmal passieren!“ Der Tod war wütend. Und das sollte jeder zu spüren bekommen. Man legt sich nicht so einfach mit dem Tod an!
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