Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    klaus60      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Mai 2010
Bei Webstories eingestellt: 20. Mai 2010
Anzahl gesehen: 4418
Seiten: 5

Zielstrebig gehen die drei jungen Männer auf den runden Tisch im Schatten der großen Eiche und setzen sich mit einem Seufzer der Erleichterung. Es ist zwar nicht der letzte freie Tisch, aber für sie so etwas wie ihr Stammtisch. An den vorausgegangenen warmen Maiabenden haben sie immer diesen Tisch gewählt, um ihr feierabendliches Bier zu trinken.



„Es geht nichts über einen lauschigen, schattigen bayerischen Biergarten nach einem hektischen Bürotag.“, stellt Marc zufrieden fest, zieht seine Krawatte mit einem Ruck aus und stopft sie in seine Jacke, die er achtlos über den freien Stuhl neben sich gehängt hat.



„Absolut geil, dass sie diesen Tisch immer für uns frei lassen!“, ergänzt Toby und streckt seine langen Beine ebenfalls unter dem Tisch aus.



„Fehlt nur noch das Bier. Wer ist heute dran?“, fragt Andy faul in die Runde.



„Wie beim Skat, du Trottel: Immer der, der fragt! Du hast heute die Ehre, dich da vorn anzustellen und uns das Bier zu bringen.“, antwortet Toby. „Und pass auf, dass sie die Gläser richtig voll machen!“



Mit demonstrativem Stöhnen erhebt sich Andy, schlendert zur Selbstbedienungstheke und stellt sich an. Seine Freunde dösen ein wenig vor sich hin, um den Bürostress zu vergessen und sich an den Feierabend zu gewöhnen. Schließlich stellt Andy drei große Gläser mit hellgelber Flüssigkeit auf den Tisch: „Für jeden was frisches Blondes, meine Herren. Prost!“



Während Toby und Marc einen kräftigen Zug nehmen, nippt Andy nur, wiewohl er sein Glas am liebsten auf Ex trinken würde. Doch er muss vorsichtig sein, damit er nachher noch fahren kann.



„Gestern habe ich bei meinen Eltern einen Bildband über die 60er Jahre in die Hand bekommen.“, beginnt Toby träumerisch. „Eine tolle Zeit, als die Miniröcke Mode wurden! Wenn sich die Mädchen vorbeugten, blitzte zwischen den Pobacken der Slip und modellierte ihre strammen Lippen. Ein >Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins der sich von überkommenen Zwängen befreit fühlenden Frauen< hieß es dazu im Begleittext.“



„Ja, irgendwie waren die jungen Frauen damals wohl großzügiger und geizten nicht so mit ihren Reizen wie heute.
Seite 1 von 5       
“, schwärmt Marc.



Es ist, als habe Toby auf dieses Stichwort gewartet: „Richtig. Heute verstecken sich die jungen Kolleginnen korrekt in dunkelblauen Businessanzügen. Dabei kaufen sie ihre weißen Blusen konsequent ein bis zwei Nummern zu klein und lassen mindestens einen Knopf mehr offen, als nötig wäre. Und wenn man dann bei langweiligen Sitzungen durch Jacke und Bluse auf die blanke Haut der hoch gepuschten strammen Rundungen schielt, riskiert man, der >sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz< beschuldigt zu werden!“



„Unsere Karriere geilen Kolleginnen“, ergänzt Marc, „tun locker und aufgeklärt, sind aber in Wirklichkeit gehemmter und frustrierter als ihre Mütter, die im Minirock auf Männerfang gingen.“



Toby und Marc bestätigen sich ihre tiefsinnigen philosophischen Erkenntnisse aus der Welt der Business Class mit einem resignierten Kopfnicken und lassen die Gläser aneinander krachen.



„Ich weiß nicht, ich finde ein leichtes Sommerkleid, das sich an die Figur einer Frau anschmiegt und so die vollkommene Schönheit ihres Körpers ahnen lässt, viel sexier als einen Minirock, der – fast – alles offen darbietet.“, wendet Andy ein.



Auf dem Hauptweg schlendern junge und schon etwas gereifte Frauen und Männer in den Biergarten und Richtung Zapfhahn. Mit leicht zusammen gekniffenen Augen mustert Andy eingehend jede junge Dame, ob sie als Beleg für seine Aussage dienen könne. Plötzlich entdeckt er eine Blondine, deren blumiges Sommerkleid anmutig um ihre Hüften schwingt, während ihre Haare leicht im Abendwind fliegen und im Takt ihrer Schritte wippen. Schon will Andy auf sie verweisen, da stellt er überrascht fest, dass es Julia ist, seine Nachbarin, die seit ein paar Wochen ein Stockwerk unter ihm wohnt. Sie unterhält sich angeregt mit drei aufgegeelten Jungs. Wohl Kollegen von ihr, wie ihm scheint.



Im Treppenhaus ist Andy ihr zwar schon öfter begegnet, aber zu mehr als zu einen freundlichen Gruß ist es nie gekommen. Ein wenig eifersüchtig auf die drei Gelfrisuren, will er Julia nicht ausgerechnet hier im Biergarten begrüßen müssen. So hebt Andy sein Bierglas schnell hoch und versucht sich dahinter zu verstecken.
Seite 2 von 5       
Doch um ein Haar wäre es ihm vor Schreck aus der Hand gerutscht: Julia schreitet ohne jede Scheu nackt die Biergartenallee entlang auf ihn zu. Andy kneift die Augen fest zu und schüttelt sich ungläubig. Langsam zählt er bis drei, dann öffnet er seine Augen wieder. Natürlich hat er geträumt: Julia trägt ein blumiges Sommerkleid und sieht darin bezaubernd aus. Erleichtert hebt er sein Glas erneut, diesmal um einen Schluck zu nehmen – und erblickt sie durch das Glas nun wieder splitternackt.



In diesem Moment entdeckt Julia ihn und winkt ihm fröhlich zu. Verlegen grüßt Andy mit rotem Kopf zurück, als Julia sich mit ihren Begleitern ihm gegenüber auf der anderen Seite der Mittelallee setzt.



Toby wedelt mit der Hand vor Andys Augen herum: „Hallo, was ist mit dir los? Wir sind auch noch da und reden mit dir. Oder versuchen es wenigstens. Aber du denkst offenbar an etwas ganz anderes!“



Marc folgt Andys verstörtem Blick. „Ach so! Ist das etwa dein neuester Schwarm. Die hast du uns ja bisher total verschwiegen. Kann ich ja verstehen. Wer sind denn diese drei Jungspunde bei ihr?“



Andy wird immer verlegener, sein Kopf glüht wie eine reife Freilandtomate.



„Aber, aber...“, tröstet Toby ihn wie ein kleines Kind und tätschelt grinsend seinen Kopf: „Deswegen muss man doch nicht gleich rot werden. Konntest du bei ihr vielleicht noch nicht landen?“



„Nicht was du wieder denkst!“, stottert Andy, „Das ist nur eine Nachbarin...“ Und um abzulenken, fügte er an: „Prost allerseits!“



Marc und Toby nehmen einen großen Schluck und beginnen über das letzte Spiel der Münchener „Bayern“ und ihre Chancen in der Champions League zu diskutieren. Andy beteiligt sich mit einigen „Jaja...“ und „Hmm...“, ist mit seinen Gedanken aber bei etwas ganz anderem. Einmal mehr hebt er sinnierend sein Glas und fängt an, den Durchblick auf Julia zu genießen. Er bewundert ihre schlanke Taille, ihre schönen, festen Brüste, auf deren Rundungen die Sonnenbräune des Körpers für kleine Dreiecke einem Atem beraubenden Weiß weicht. Julia plaudert mit den drei Gegeelten. Plötzlich winkt sie einem Zeitungsverkäufer. Dabei hebt sich ihre rechte Brust und pendelt sodann wieder lebhaft zurück.
Seite 3 von 5       
Der dunkle Kreis im Weiß scheint sich ihm recht plastisch entgegenzustrecken.



Bevor Andy sich vergewissern kann, ob er sich da nicht täuscht, stößt ihn Toby von der Seite an: „Wenn du schon nicht mit uns redest, solltest du wenigstens den Anstand haben, dein Glas zu leeren und neues Bier zu holen!“



Um keinen Preis der Welt würde Andy das Geheimnis seines Glases mit den Freunden teilen, schon gar nicht mit Julia als Gegenüber. Schweren Herzens kommt er daher der Aufforderung nach und geht zur Theke. Dort aber passt er genau auf, dass er ja sein Glas zurückbekommt. Nach kurzer Sichtprobe nimmt er zufrieden seinen Platz mit der freien Sicht auf Julia wieder ein.



„Na endlich! Du hast aber lang gebraucht.“, ärgert ihn Marc. „Trotzdem: Prost!“



Es interessiert Andy überhaupt nicht, worüber den beiden anderen diskutieren. Er erfreut sich an der Wirkung seines Glases und fährt fort, Julia eingehend zu mustern. Sie lächelt ihm zu und hebt das Glas zu einem angedeuteten „Prost“. Dann fasst sie sich in den Ausschnitt, richtet wie beiläufig ihre Brust im BH und streichelt dabei, wie Andy durchs Glas feststellt, intensiv über den nun deutlich erigierten Nippel. Während sie angeregt mit ihren Tischgenossen weiterplaudert, spreizt sie langsam ihre Beine. Andy traut seinen Augen nicht: Er erkennt einen dunkelrosa Streifen in dem erheblich reduzierten und gestutzten Haardreieck. Und ein Rosen-Tattoo am Bauch, so etwa über dem Blinddarm. Seine Hose wird Andy nun plötzlich zu eng, so dass er sich vorsichtig in den Schritt fasst und seinerseits die Beine spreizt, um etwas mehr Platz zu schaffen.



Toby leert sein Glas und haut dem erschreckt aufblickenden Andy auf die Schulter: „Vielen Dank für deine anregende Gesellschaft, aber ich habe heute noch etwas anderes vor.“



„Ich komme mit.“, ruft Marc, stellt sein Glas ab und eilt Toby hinterher.



Bei dieser Verabschiedung der Freunde hat Andy sein Glas versehentlich ebenfalls geleert. Ohne Bier aber hat das Glas seine Zauberkraft verloren, wie Andy sich traurig bestätigen muss. Als er langsam aufsteht, bemerkt er, dass auch Julia inzwischen allein ist.
Seite 4 von 5       
Mit einer kleinen Handbewegung lädt sie ihn ein, sich zu ihr zu setzen – ein Angebot, das Andy nur zu gern annimmt.



„Ich hatte den Eindruck, als ob du mich mit deinen Blicken ausziehen wolltest.“, eröffnet Julia nach der Begrüßung das Gespräch und grinst Andy an. Der fühlt sich ertappt und läuft, statt zu antworten, vor Verlegenheit puterrot an.



„Du kannst das ruhig zu geben.“, fährt Julia ungerührt fort und legt ihre Hand auf Andys Schenkel. „Ich fühle mich durchaus geschmeichelt, wenn du mir so viel Interesse entgegenbringst. ... Außerdem war dein Ständer dabei durchaus sehenswert!“



„Wie ... wie konntest du ...“, stottert Andy drauflos und möchte am liebsten in den Boden versinken.



Mit großen Augen hebt Julia ihr inzwischen leeres Glas: „Man muss nur den richtigen Durchblick haben! Auch Frauen freuen sich manchmal, wenn ihnen ein Bier zu einer neuen Sicht der Welt verhilft...“



Bei diesen Worten kann Julia das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sichtlich erleichtert über ihre Offenheit stimmt Andy erst schüchtern, dann immer lautstärker ein. Es ist ein Lachen, das lange anhält und schließlich in ein munteres Geplauder und Geflirte übergeht.



In dieser Nacht darf Andy Julias Rose aus nächster Nähe bewundern und ihren Nippel mit der Zunge wieder aus seiner weißen Umgebung herauslocken. Und da Julia kein Zauberglas mehr hat, Andy aber doch ebenfalls eingehender betrachten möchte, bleibt ihr nichts übrig, als ihn auszuziehen...





Und wenn sie nicht gestorben sind, liebkosen sie sich noch heute.
Seite 5 von 5       
Punktestand der Geschichte:   289
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Die große Frage, rosmarin, ist nun: Liegt es am Bier
oder ist es doch ein Zauberglas, dessen Wirkung sich
nur enthüllt, wenn es mit Bier gefüllt ist. Wäre es ein
echtes "Hexenbräu" (wäre übrigens ein Café in der
Wiener Neustadt), wäre das wohl ein Milliardengeschäft
für Heinekens etc. Aber so ist das Ganze leider nur ein
Gedankenspiel...  
   klaus60  -  29.05.10 11:15

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  dass im wein wahrheit liegt, ist ja allgemein bekannt, aber das im bier solche geheimnisse liegen sollen, lese ich hier zum ersten mal. vielleicht ist das ja ein hexenbraubier und du willst uns deshalb die quelle nicht verraten. aber ja, lustige zutiefinsbierglasschaugeschichte.
grüß dich  
   rosmarin  -  27.05.10 21:54

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Schön, wenn man im Urlaub ist und so nette Kommentare
lesen kann wie von Euch, doska, Petra und Jochen. Vielen
Dank! Leider kann ich Dir, Petra, keine Bezugsquelle für
das Bier(glas) nennen...  
   klaus60  -  26.05.10 12:47

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Süße Story und sehr sexi, tolle Metaphern. Ein wunderbares sinnliches Märchen. Mensch, so ein Bier würde mich auch interessieren.  
   Petra  -  23.05.10 22:52

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ja, Bier verzaubert manchmal jung und alt in so einem bayrischen Biergarten. Das setzt die Fantasie frei, aber ist es überhaupt Fantasie? Jetzt hast du mich ganz nachdenklich gemacht.  
   Jochen  -  21.05.10 22:13

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Eine kleine fantastische Geschichte raffiniert mit Erotik und feinem Humor gewürzt und wie immer wartest du am Ende mit mit einer kleinen Überraschung auf. Habe die ganze Zeit schmunzeln müssen. Sehr gelungen.  
   doska  -  21.05.10 14:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Wolfgang Reuter" zu "Das Gullydeckel-Lied"

Hallo Francis Dille, noch arbeite ich an der Melodie. Und eine halbwegs vernünftige Tonaufnahme muss ja auch noch her. Wenn ich es geschafft habe, melde ich mich an dieser Stelle. Liebe Grüße von ...

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Redaktion" im Thread "Winterrubrik"

Das wünsche ich euch. Ein gesundes Neues Jahr. Habt viel Spass heute.

Zum Beitrag