Return to Home - Alpha Centauri (Part I)   330

Romane/Serien · Spannendes

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 18. April 2010
Anzahl gesehen: 2493
Seiten: 18

Vor wenigen Tagen feierten die Menschen auf der Erde das 100 Jährige bestehen der Demokratischen Erdrepublik. Überall fanden Festlichkeiten statt. Auf den Straßen gab es Feste mit Musik und abschließenden Feuerwerk. Der Jahrestag war gleichzeitig ein historischer Moment.

Seit jenem Tag herrschte Frieden auf der Erde. Die Länder führten keine Kriege mehr gegeneinander oder miteinander. Kein Land verfügte mehr über eine Armee. Alle nationalen Streitkräfte wurden der damaligen Erdrepublik unterstellt. Welche die Befehlsgewalt über die weltweiten Streitkräfte besaß.

Catherine Vega hatte den Feiertag mit ihrer Familie im kleinen Kreis gefeiert. Zusammen mit ihrer Mutter, Schwester und Bruder, sowie deren Familien. Catherine selbst besaß keine Familie. Sie war einmal verlobt gewesen, doch das war Jahre her. Inzwischen hatte ihr damaliger Verlobter eine andere Frau geheiratet und lebte glücklich und zufrieden auf einer Ranch seiner Familie in Südafrika.

Catherine saß in einem Abteil der Kontinentalen Untergrundmagnetbahn und schaute auf die Streckenübersichtskarte. In Einer Stunde würde die Magnetbahn in Madrid eintreffen. Der Hauptstadt der Erdrepublik. Nach der Auflösung der UN Vollversammlung und der Gründung der Erdrepublik wurde aus einem Kanditatenpool die zukünftige Hauptstadt gewählt. Das war zugleich die Erste Amtentscheidung vom Erdparlament.

Sie besaß ein kleines Apartment in der Altstadt. Ihr gefiel es in Madrid. Es war eine schöne Stadt, die einen besonderen Glanz besaß. Vor allem das Alte Madrid gefiel ihr. Darum hatte sie sich auch ein Apartment in einem historischen Künstlerviertel gemietet. Für einen Kauf reichten ihre Ersparnisse nicht.

Vor Drei Jahren hatte Catherine einen Posten im Katastrophenamt der Erdumweltbehörde für die Region Asien angetreten. Aus diesem Grund war sie nach Hongkong gezogen, wo das Katastrophenamt für Asien seinen Sitz hatte. Sie hatte dort das Amt für die Wiederaufbauhilfe Westasien. Zusammen mit ihrem Fünfzigköpfigen Team hatte Catherine Vega versucht den Menschen in Westasien so gut es ging zu helfen. Dabei war sie sich nicht zu schaden auch mal selbst Hand anzulegen, oder sich mit Landesregierungen anzulegen. Durch ihre Arbeit hatte sie sich auf Regierungsebene nicht viele Freunde gemacht.
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Was ihr auch gänzlich egal war, schließlich war es ihre Aufgabe den Menschen zu helfen. Genau das tat sie zusammen mit ihren Leuten.

Ihre Reise nach Madrid war Offiziell. Die Staatssekretärin der Erdumweltbehörde hatte sie zu einem vertraulichen Gespräch geladen. Zusätzlich hatte man ihr einen Flug von Hongkong nach Alexandria gebucht. Von Alexandria aus ging es mit einem Erste Klasse Ticket der Kontinentalen Untergrundmagnetbahn nach Madrid. Zwischenstationen machte die Hochgeschwindigkeitsbahn in Iraklion (Griechenland), Valletta (Malta), Cagliari (Italien), Palma (Spanien) und Valencia (Spanien).

Mit durchschnittlich Siebenhundert Stundenkilometer schoss die Magnetbahn durch die am Meeresboden gelegene Röhre. Auf den Hochgeschwindigkeitspassagen konnten Magnetbahn-züge eine Geschwindigkeit von Neunhundertfünfzig Kmh erreichen. Da es keinen freien Flug mehr von Hongkong nach Madrid gab, musste sie mit der Magnetbahn weiterreisen. Was sie genau in Madrid erwartete wusste Catherine nicht. Niemand hatte ihr etwas gesagt oder eine Andeutung gemacht weswegen sie dringend nach Madrid musste.

Letztenendes spielte es auch keine Rolle. Catherine glaubte den Grund dafür zu kennen.

Beim letzten Einsatz hatte sie dem pakistanischen Gouverneur von Kaschmir die Nase gebrochen. Dafür hatte sie eine Nacht in einem pakistanischen Gefängnis verbracht und war ausgewiesen worden. Auf der Indischen Seite Kaschmirs wurde sie vom indischen Gouverneurssekretär erwartet. Der indische Gouverneur lud sie ein die Hilfsaktion von da aus zuleiten. Im Gouverneurspalast angekommen, nahm sie eine Dusche und begann dann mit Hilfe der indischen Regierung eine Großangelegte Hilfsaktion zuleiten.

Siebzehn Stunden später wurde sie aufgefordert nach Hongkong zurückzukehren. Catherine übergab an ihren Stellvertreter Bruno Berger. In Hongkong angekommen bekam sie von der Sekretärin ihres Chefs einen Umschlag ausgehändigt. Indem befanden sich die Reisetickets, sowie die unmissverständliche Dienstanweisung sich umgehend in Madrid zumelden.

Vor ihrem Abflug hatte Catherine versucht herauszufinden wie schlimm es um ihre Person stand. Keiner konnte oder wollte ihr diesbezügliche Informationen geben. Demzufolge ging sie vom schlimmsten aus. Mit Sicherheit musste sie vor eine Untersuchungskommission und ihre Sicht der Dinge erklären.
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Der indische Gouverneur hatte ihr versichert das seine Regierung sie unterstütze. Er hatte bereits ein Protestschreiben nach Madrid geschickt. Ob das half, bezweifelte sie.

Ganz gleich was geschah, sie hatte richtig gehandelt. Wenn sie aus dem Regierungsdienst ausscheiden musste, fand sich bestimmt eine Stelle in der Privatwirtschaft. Dahingehend machte sich Catherine keine Sorgen.

Das Fenster hellte sich langsam auf. Soeben war die Magnetbahn an die Erdoberfläche zurückkehrt und fuhr in der Oberröhre weiter in Richtung Madrid. Die Skyline Valencia, sowie der Hafen, verschwanden innerhalb von Sekunden. Mit Sechshundert Kmh schoss die Magnetbahn durch die spanische Landschaft. Trotz der Hohen Geschwindigkeit bot sich ein herrlicher Blick.



***



Morgens um Sieben Uhr traf Catherine in Madrid ein. Vom Bahnhof aus nahm sie ein Taxi zu ihrem Apartment. Bevor sie ihrem regierungsdienstlichen Ende entgegen schritt, wollte sie Duschen, sich umziehen und frühstücken.

Um Achtuhr Zwanzig bezahlte sie im Cafe, um die Ecke, ihr Frühstück und nahm den städtischen Verkehrszug ins Regierungsviertel der Erdregierung. Beim Regierungsbahnhof stieg Catherine zusammen mit hundert anderen aus und betrat beim verlassen vom Bahnhof den Regierungscampus. Von dort aus ging sie zum Sitz der Erdumweltbehörde. Wie die meisten Hauptsitze der Erdregierung handelte es sich beim Sitz ihres Arbeitgebers um einen Wolkenkratzer aus Glas, Chrom und Ultrastahlbeton.

Wenige Schritte vor der Drehtür befand sich ein Granitblock. Auf der geschliffenen Sichtseite stand – Sitz der Erdumweltbehörde. Darunter stand das Gründungsdatum. Sie ging daran vorbei, durch die Drehtür und betrat die Eingangshalle. An den Wänden hingen Gemälde vom Amazonas, der Antarktis, dem Grand Canyon, vom Nil, dem Mount Everest und der Serengeti.

Catherine ging am Infoschalter vorbei zu den Fahrstühlen, stieg mit einer Gruppe ein und drückte den Rufkopf der Direktoretage. Im 75. Stock stieg sie aus, ging am Empfang vorbei, den Flur entlang und bog in einen Vorraum ab. Dort saß die Sekretärin ihres Chefs.

„Ich muss zum Direktor.“

„Haben sie einen Termin?“, erwiderte die Frau etwas harsch.

„Vega. Catherine Vega.“

Die Sekretärin tippte auf der Tastatur ihren Namen ein.
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„Der Direktor hat heute eine Anhörung vor dem Finanzierungsausschuss. Er möchte das sie ihn im Trivelo Restaurant am Parlamentsgebäude treffen. In Zwanzig Minuten ist die erste Pause geplant.“

Sie bedankte sich.

Fünfzehn Minuten später betrat sie das Trivelo Restaurant. Es stand zwischen all den Regierungsgebäuden aus Glas, Chrom und Ultrastahlbeton in der Einkaufsallee. In der konnten sich die Regierungsangestellten mit allem versorgen.

Wieder nannte sie ihren Namen. Die Tischanweiserin sah indem altmodischen Reservierungsbuch nach. „Er erwartet sie bereits.“ Sie führte Catherine die Treppe hinauf. Bisher hatte sie nur im normalen Restaurant gegessen. Nur die Hohen Tiere aßen in der oberen Etage.

Oben waren die Plätze in Nischen eingeteilt. Soweit Catherine sehen konnte war nur eine Nische besetzt. Als sie ankam, stellte sie fest das die wartende Person nicht ihr Direktor war.

„Bitte, Frau Vega, setzen sie sich. Wir haben viel zu besprechen.“, erklärte der Mann höflich. Catherine erkannte den Mann. Die Tischanweiserin verschwand.

„Was soll das.“, wollte sie wissen. Wie aus dem nichts tauchte ein Kellner auf und stellte ihr ein Glas Wasser hin.

„Was halten sie von einem neuen Posten?“, fragte der Mann.

„Kommt auf den Posten drauf an.“, erwiderte Catherine vorsichtig.

„Nach einer Unterredung mit dem Präsidenten möchten wir ihnen den Gouverneursposten auf Alpha Centauri Prime anbieten.“

Sie konnte nicht anders, als den Mann mit offenem Mund anzustarren. Damit sie nicht gerechnet. Eher mit ihrer fristgerechten Kündigung oder Versetzung. Auf keinen Fall einen solchen Posten angeboten zu bekommen.

„In Drei Wochen werden Siebzig weitere Kolonisten nach Alpha Centauri aufbrechen. Neben Fachpersonal auch die ersten Zivilkolonisten, sowie ein Trupp Marines für die Sicherheit. Bautrupps. Ärzte und Schwestern. Biologen. Wissenschaftler. Ingenieure. Techniker. Dazu werden an Zweihundert Tonnen Baumaterial. Versorgungsgüter. Baugeräte. Medizinische Güter. Getreidesamen. Gewächshäuser.“, zählte der Mann sachlich und kompetent auf. „Eine genaue Personen und Frachtliste wird noch rausgegeben.“

So recht glauben konnte Catherine es noch immer nicht.
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Mit dem Gouverneursposten würde sie in die Gesichtsbücher eingehen. Alpha Centauri war die erste Kolonie außerhalb des heimischen Sternensystems. Vor Fünfzehn Monaten landeten die Ersten Siedler, hauptsächlich ausgewähltes Fachpersonal, auf Alpha Centauri.

„Sie werden zur Mondbasis geflogen. Von wo der Frachter zur Mars Versorgungsbasis fliegt, wird dort auftankt und geht’s nonstop weiter zum Wurmloch. Fünfundzwanzig Stunden später wachen sie aus ihrem Kälteschlaf auf und sind auf Alpha Centauri Prime.“

So einfach wie er das ihr erzählte war es mit Sicherheit nicht. Allein die Reise zur Mars Versorgungsbasis dauerte Neun Wochen. Von da aus zum Wurmloch kamen noch mal Fünfzehn Wochen hinzu. Beim verlassen vom Wurmloch dauerte die Reise weitere Fünfundzwanzig Stunden. Dann erreichte man die zukünftige Kolonie der Menschheit außerhalb vom heimischen Sternensystem.

„War nicht Botschafter Andrews für diesen Posten vorgesehen?“, hackte Catherine nach.

„Leider hat Andrews den Medizinischen Eignungstest nicht geschafft. Er hat daraufhin sie vorgeschlagen. Er kannte wohl ihren Vater und würde er noch Leben, hätte man ihn wohl für den Posten ernannt.“, sagte der Mann sachlich.

Erneut war sie überrascht. Das Botschafter Andrews ihren Vater kannte war ihr nicht neu. Die Beiden waren befreundet und hatten zusammen politische Ämter bekleidet.

„Der Präsident hat sich ihren Lebenslauf angesehen und war Andrews Meinung. Er möchte das Sie den Posten erhalten. Aus diesem Grund möchte er das sie mit seiner Frau und ihm zu Abendessen.“

Catherine kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Erst das Angebot. Dann der Vorschlag ihrer Person für den Posten durch Botschafter Andrews. Und nun eine Einladung zum Abendessen mit dem Präsidenten. Konnte da noch was kommen!



***



Natja Greenberg sah vom Aussichtsturm der Raumstation Mond 1 hinunter auf den Dockring. Im Hintergrund sah sie die Erde. Einen kleinen Blauen Planeten. Der Ausgangspunkt der Menschheit. An einem Andockstutzen lag der Raumfrachter Neuss, mit dem Siebzig Menschen in kürze nach Alpha Centauri Prime aufbrechen würden. Und sie war eine dieser Menschen. Was ihren Eltern gar nicht gefallen hatte.
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Natja hingegen sah darin eine Chance am Aufbau der Kolonie mitzuhelfen. Eines Tages würde Alpha Centauri der Ausgangspunkt für weitere Expansion der Menschen in der Milchstraße sein. Bis es soweit war musste ein gewaltiger Kraftakt vollzogen werden. Als erstes musste neue Antriebstechnologie entwickelt werden. Damit sich die Reisdauer im Hauseigenen Sternensystem minimierte. Gleichzeitig dazu mussten neue Materialien entwickelt werden.

Das Wissenschaft & Technologie Zentrum der Weltraumagentur arbeitete fieberhaft neue Möglichkeiten zu finden, damit die Kolonisierung nicht im Schneckentempo vonstatten ging. Einer jener Leute die daran arbeiteten war ihr Vater, Calvin Greenberg. Auf dem Gebiet der Antriebsforschung gab es keinen besseren wie ihn. Vor kurzem war er einem neuen Projekt zugewiesen worden, mit Hoher Geheimstufe. Angeblich, so die Gerüchte, wurde das Projekt zur Hälfte vom Militär finanziert.

Genaues wusste Natja nicht, da sich ihr Vater an die Verschwiegenheitspflicht hielt. Es wäre nicht das erste Mal das er an Geheimprojekten mitwirkte. Calvin Greenberg war ein angesehener Forscher und Wissenschaftler der mehrere Leitartikel in Fachzeitschriften veröffentlicht hatte und manchmal am MIT (Midtown Institut of Technologie) Vorlesungen hielt.

Natja war nicht in seine Fußstapfen getreten, sondern hatte an der Ferdinand Universität in Stuttgart promoviert. Sie hatte einen Doppelabschluss in Pflanzengenetik und Landschaftsarchitektur. Nach Zwei Jahren bei einem Pharmakonzern, der sich auf Pflanzengenetik spezialisierte, bewarb sie sich bei der Auswahlphase für Alpha Centauri und wurde tatsächlich gezogen. Es war zwar nur ein befristeter Aufenthalt aber das spielte für sie eine untergeordnete Rolle. Ihrem Lebenslauf würde es jedenfalls nicht schaden, wenn sie zurückkam.

Sie sah auf ihre Uhr. In wenigen Stunden lag sie in einer Kälteschlafkammer und befand sich mit Siebzig anderen Leuten auf dem Weg nach Alpha Centauri Prime. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie keine Probleme das unter den Passagieren auch Marines waren. Ganz im Gegenteil. Ihr Onkel war bei den Marines.

Die Kraterlandschaft vom Mond tauchte langsam auf. An einigen Punkten konnte man die Lichter der Kolonien auf dem Mond sehen. Inzwischen lebten an die Neunhunderttausend Menschen auf dem Mond.
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Davon waren Tausendeinhundert auf dem Mond geboren. Tendenz steigend. Sie hatte einige Kolonien besucht. Die Menschen unterschieden sich nicht von denen auf der Erde. Ihre Lebensweise war durch die vorherrschenden Bedingungen anders, mehr auch nicht.

Natja beschloss das es Zeit wurde. Sie ging eine der oberen Plattformen herunter, bestieg einen Turbolift und fuhr zum Promenadendeck der Raumstation. Dort suchte sie sich ein Terminal, schob ihre ID-Karte in den Leseschlitz und wählte die Com-Funktion. Per Spracherkennung teilte sie dem Computer mit an wen sie die Nachricht senden wollte, wartete kurz bis die Aufzeichnungprozedur geladen war und gab ihre Nachricht auf. Empfänger waren ihre Eltern in Montevideo (Argentinien).

Nach dem die Nachricht erfolgreich versendet wurde, begab sich Natja in ihr Hotel und checkte aus. Anschließend ging sie mit ihren Sachen zum Dockring und wartete darauf das die Letzte Stunde verging. Die anderen Reisenden nach Alpha Centauri Prime trafen nach und nach in der Wartehalle ein. Mit Dreißig Minuten Verspätung begann die Abfertigung der Passagiere des Frachters Neuss.

***



Vor dem Flug wurde alles getestet, gecheckt und hochgefahren. Anschließend wiederholte man die Prozedur noch mal und wieder. Jedes Schiffssystem des Frachters musste einwandfrei funktionieren. Alle Notprotokolle mussten im Systemspeicher geladen sein. Das Schadenskontrollprogramm und die Überwachungsfunktion der Lebenserhaltung durften keine Ladefehler oder Systemkollaps erleiden. Die Schutzfunktion der Passagiersektionen, das Brandschutzprotokoll und die automatische Wachinitialisierung mussten einwandfrei funktionieren. Eine minimale Abweichung konnte zur Beeinträchtigung des gesamten Systems führen. Die daraus erstehenden Probleme und Schäden waren unvorstellbar. Darum unternahmen die Techniker alles um mögliche Fehlerquellen auszumerzen.

So konnte die Abfertigung erst mit Verspätung stattfinden. Die Passagiere bekamen ihre Passagiersektion und Kammernummer. Diejenigen die trotzdem nicht wussten wohin sie mussten, bekamen Hilfe von Stewardessen. Sie halfen den Leuten auch beim Einstieg in die Kammern, erklärten ihnen die Funktionsweise und standen auch sonst für alle Fragen bereit.

Als alle Passagiere in den Kälteschlafkammern untergebracht waren, wurden sie eine Stunde lang überwacht.
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Bei einem Ausfall stand eine Sanitätseinheit bereit. Nach der obligatorischen Überwachung wurden die Sektionen abgeschottet, man schaltete auf Sektionreserveversor-gung um damit der Energiehaushalt entlastet wurde. Eine letzte Systemkontrolle wurde durchgeführt. Alle Anzeigen überprüft. Dann begann der Countdown für den Start.

An Bord vom Frachter Neuss befand sich neben einer Sanitätscrew auch eine Pilotencrew. Sie sollten im Notfall einschreiten. Wenn der Frachter an die Mars Versorgungsstation andockte, um nachzutanken, würde die Crew von Bord gehen. Bei einem erneuten Routinecheck der Systeme startete man das automatische Steuerungsprogramm. Von da an folgte der Frachter seiner einprogrammierten Flugroute.

Der Pilot an Bord des Frachters, koppelte den Andockstutzen ab steuerte das Megatonnen Raumschiff aus dem Sicherheitsradius der Raumstation und gab die vorgegebene Flugroute ein. Langsam beschleunigte der Frachter auf die zugelassene Geschwindigkeit und die erste Etappe der Reise nahm ihren Lauf.



***



Leiter der Kolonie von Alpha Centauri war Mark Lewis. Sie hatten weitaus mehr geschafft, als der Zeitplan vorgesehen hatte. Die Gruppe war gut zusammengestellt. Jeder arbeitete für jeden. Seine Aufgabe war es das Getriebe am laufen zuhalten. Jede Verzögerung konnte ihnen am Ende teuer zustehen kommen. Die Kolonie bestand zwar nur aus vorgefertigten Containerblöcken, dennoch wuchs hier eine kleine Siedlung heran.

Eine Obst und Gemüse Plantage versorgte sie mit Nahrung. Die Wasseraufbereitungsanlage, sowie die Wasserturbine versorgten die Menschen mit Wasser und Strom. Drei Grundlegende Säulen einer jeden Siedlung. Ob nun auf dem Mond, Mars oder eben Alpha Centauri.

Der Planet besaß ein erdähnliches Profil. Im Osten gab es Hohe Berge, mit schneebedeckten Gipfeln. Im Westen gab es fruchtbare Täler und eine Hügellandschaft. Der Norden war stark bewaldet. Im Süden lagen Wüste, Steppe und herrliche Sandstrände.

Lewis konnte sich noch gut an die Bilder vom Mehrzwecksatelliten erinnern. Er betrat die Satellitenstation der Kolonie. Von hier aus steuerten sie den Satelliten. Am Kontrollpult saß einer der beiden Techniker. Sein Name war Hong Sung.

„Ist der Satellit ausgerichtet?“, fragte Lewis mit seiner kräftigen britischen Stimme.
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„Er befindet sich in einer Hohen Umlaufbahn. Sobald der Frachter in Reichweite ist, sind wir bereit.“, antwortete Sung mit trockener Stimme.

„Gute Arbeit.“, lobte er den jungen chinesischen Techniker.

Lewis verließ das Gebäude wieder. Die Luft auf Alpha Centauri Prime war jedes Mal erfrischend. Es war das erste was ihm bei der Landung aufgefallen war. Wenn der Frachter in Reichweite war, konnte mit den Vorbereitungen für die Landung begonnen werden. Das Flugfeld lag einige Kilometer von der Kolonie entfernt, in einer Senke. Alles war Präpariert. Die letzten Überbleibsel ihres Frachters hatten sie entfernt.

Noch waren die Frachter Einwegmodelle. Sie besaßen keine Möglichkeit die benötigten Treibstoffmengen herzustellen, bzw. zu bunkern, damit ein Frachter den Rückflug antreten konnte. Darum hatten sie im Verlauf der Tage, Wochen und Monate den Frachter demontiert und in der Kolonie wiederverwertet. Was auch vorgesehen war.

„Schaut.“, rief eine Frau. Sie zeigte in den Himmel.

Lewis sah ebenfalls hinauf. Am wolkenlosen Himmel von Alpha Centauri tauchte eine kleine Sonne auf. Anfangs war sie nur ein Punkt, wuchs stetig und blieb einige Sekunden so. Dann schrumpfte die Sonne wieder und verschwand. Jeder wusste was das zu bedeuten hatte. Die Sonne war das Wurmloch gewesen, das Alpha Centauri mit dem Sol System verband. Es öffnete sich nur wenn etwas hindurch flog. Lewis sah auf seine Uhr. Der Frachter war pünktlich.

Noch Fünfundzwanzig Stunden, dann konnten sie die neuen Mitglieder der Kolonie begrüßen. Bis dahin musste das Leben weitergehen.



***



Selbst Stunden nach dem erwachen aus dem Kälteschlaf fühlte man sich noch matt und müde. Der Körper brauchte eine Weile um sich anzupassen. Die Nachuntersuchung zeigte bei keinem der Passagiere irgendwelche Folgeschäden. Man brauchte ein Tag um voll bei der Sache zu sein. Auch die Marines hatten an den Folgen zu knabbern. Zwar packten sie Stunden nach der Landung gleich mit an, wirklich Fit waren sie nicht.

Catherine Vega stand draußen, obwohl es inzwischen recht frisch war. Sie sah zum Himmel. Vollkommen klar und wolkenlos konnte man die Sterne sehen. Irgendeiner davon war die Erdsonne. Der Mensch hatte seinen Fuß auf einen fremden Planeten im Universum gesetzt.
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Wie einst Lee Armstrong, der den Mond betreten hatte, wühlte sich Catherine als sie den Frachter verließ und Alpha Centauri betrat. Trotz der Nachwirkungen durch den Kälteschlaf war es ein erhebendes Gefühl mit zu den Menschen zu gehören die hier an der Zukunft der Menschheit mitwirkten.

Eines Tages, so die Vision, würde Alpha Centauri der Stützpunkt der Expansionspläne der Menschen sein. Von hier aus würden sie aufbrechen um andere Planeten zu besiedeln, neue Kolonien und Ressourcen zu erschließen. Das sie ihren Teil dazu beitrug war ein unglaubliches Gefühl, das sich kaum beschreiben ließ. Vielleicht würde eines Tages eine Kolonie, ein Planet, ein Sternensystem oder ein Kolonieschiff ihren Namen tragen. Der Gedanke daran ließ Catherine lächeln.



***



Am darauf folgenden Tag begannen die neuen Kolonisten sich einzurichten. Man lernte sich untereinander kennen. Bei der Stabsbesprechung von Gouverneurin Vega wurde der Stand der Dinge besprochen. Bis zum eintreffen der Dritten Gruppe mussten einige Dinge angepackt werden. Der dritte Frachter sollte nämlich mit den Menschen der Ersten Gruppe zurück nach Hause fliegen. Dafür mussten Arbeitspläne erstellt werden. Vor allem auf die Bautrupps kam eine Menge Arbeit zu. Sie mussten innerhalb kürzester Zeit eine Treibstoffanlage aus dem Boden stampfen. Die Vier neuen Wasserturbinen mussten im Fluss versenkt werden, die Treibstofftanks der Frachter eingegraben und Zuleitungen gelegt werden. Das war das Größte Bauprojekt und würde entsprechend viel Zeit beanspruchen. Ihnen blieb genug Zeit, so das mit kleinen Projekten begonnen wurde. Damit sich die Bautrupps einspielten.

Man nahm Verbesserungen vor, änderte einige Entwürfe und kalkulierte neu. Anschließend wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Was fehlte, oder knapp erschien wurde aufgeschrieben. Die Einkaufsliste wurde in eine Sonde gepackt, zusammen mit der Post und in den Orbit geschossen. Insgesamt verfügte die Kolonie über Dreißig solcher Sonden. Sie waren für den Postverkehr zwischen der Kolonie und der Heimat vorgesehen. Ebenso für Notfälle.

Im Orbit würde die Sonde ihre Antriebsbatterien aufladen und anschließend durch das Wurmloch auf die andere Seite fliegen.
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Wo sie dann Kurs auf den Mars nahm. Aus eigener Kraft würde sie den Mars nicht erreichen. Die Anziehungskraft des Planeten erfasste die Sonde und zog sie zu sich.

Nach Zwei Wochen startete ein Frachter mit der bestellten Ware vom Mars Versorgungsposten nach Alpha Centauri. Wenn der vollautomatisierte Frachter eintraf hatte man nur noch einmal die Möglichkeit Nachschub zu erhalten. Darum wurde anfangs soviel Baumaterial für die Anlage bestellt wie es die Frachterkapazität zuließ.

Bereits nach der Ersten Woche, begannen die Bauarbeiten für die Anlage. Die Leute der zweiten Kolonistengruppe lebten sich gut ein. Sie suchten sich Aufgaben, halfen dort wo es nötig wurde und taten alles damit die Kolonie ihr Ziel erreicht.

Freundschaften und einige Liebschaften wurden geschlossen. Die Marines sonderten sich nicht ab, sondern packten mit an. Sie schützten die Forscher und Wissenschaftler bei Expeditionen außerhalb der Kolonie, sorgten für den Schutz der Kolonie und machten sich nützlich, wie alle.

Geburtstage wurden gefeiert. Zwei Paarchen heirateten sogar. Die Tage vergingen. Aus ihnen wurde eine Gemeinschaft die sich gegenseitig half und die Meinung sagen konnte. Natürlich gab es Streitereien und zwischen den Bautrupps und Marines kam zu Raufereien. Nichts ernstes. Die Dinge nahmen ihren Lauf.

Alle Zwei Monate wurde eine Sonde mit Briefen und Berichten nach Hause geschickt. Einen Monat später traf dann die Sonde von Zuhause ein. Beim Inhalt handelte es sich meist um Briefe und Pakete. Sie wurden über die Entwicklung Zuhause auf dem Laufenden gehalten, wobei das was sie lasen bereits hinfällig war. Nichtsdestotrotz war es für die Menschen wichtig Kontakt zuhalten. Sie würden ja nach Hause zurückkehren. Noch gab es kein Daueraufenthaltsrecht für die Kolonie. Wann genau Menschen dauerhaft auf Alpha Centauri leben würden, stand noch nicht fest. Erstmal wollte man eine Infrastruktur etablieren und eine autonome Versorgung schaffen.



***



Catherine Vega unternahm am Abend gerne einen Spaziergang. Seit nun mehr Sieben Monaten war sie hier. In dieser Zeit hatte sich die Kolonie verändert. Einige Containerbauten hatte man vereint, um mehr Platz zuschaffen für die Arbeiten. Die Obst und Gemüse Plantagen waren erweitert worden.
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In den Gewächshäusern versuchte man Erdpflanzen in die Botanik von Alpha Centauri zu integrieren. Der Wassertank war ausgebaut und ein Stormspeicher errichtet worden. In einigen Tagen sollte die Dritte Gruppe eintreffen. Man hatte ihre Reise vorgezogen und mit dem eigentlichen zweiten Nachschubfrachter verbunden.

Die Bauarbeiten an der Treibstoffanlage gingen voran. Anfängliche Probleme waren behoben worden. Bei einem solchen Großprojekt, unweit der Heimat, traten Probleme auf. Technische Schwierigkeiten, Fabrikationsfehler bei einigen Anlagenteilen und logistische Schwierigkeiten, ließen die Bauarbeiten in Verzug geraten. Was die Anspannung bei den Bautrupps und allen Beteiligten erhöhte. Wenn die Dritte Gruppe eintraf wären sie auf keinen Fall fertig, was Catherine ausdrücklich in ihren Fortschrittsbericht schrieb. Zuhause war das nicht weiter tragisch. Zumal sich an Bord des Frachters die letzten Fertigungsteile für die Treibstoffanlage befanden. Mit der Rückkehr der Ersten Gruppe wurde innerhalb von Sechs Monaten nach Landung der Dritten Gruppe gerechnet. Ein großzügig gestalteter Zeitplan, fand Catherine.

Vor wenigen Stunden war die wohl letzte Sonde von Zuhause eingetroffen. Neben der üblichen Post von Familien und Freunden, hatte sie auch eine aktualisierte Aufstellung der Personen und Fracht der Dritten Gruppe erhalten. Zu den rund Sechzig Personen gehörten Dreißig Marines unter dem Kommando von Captain Jason Greenberg. Sie sollten die Marines auf Alpha Centauri ablösen, welche mit den Leuten aus der Ersten Gruppe zurückkehrten.

Obwohl einige Akademiker ihr Missfallen über die Stationierung von Soldaten auf Alpha Centauri äußerten, gab es keinerlei Vorkommnisse die ein Umdenken veranlasste. Das Sicherheitskonzept sah für jede Kolonie (egal ob auf dem Mond oder dem Mars) eine Schutztruppe vor. Da machte Alpha Centauri keine Ausnahme. Bei einem dauerhaften Aufenthalt von Menschen in der Kolonie war eine Schutztruppe unabdingbar. Schließlich war Alpha Centauri immer noch weitestgehend unbekannt. Demzufolge gab es eine unbekannte potenzielle Bedrohung für die Kolonie und die dort lebenden Menschen.



***



Hakim Cameron war Vierundzwanzig Jahre alt und einer der Bauarbeiter. Als sein Arbeitgeber den Zuschlag für die Entsendung von Bautrupps auf Alpha Centauri bekommen hatte, war er einer der Ersten gewesen die sich Freiwillig meldeten.
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Zu diesem Zeitpunkt stand es nur auf dem Papier. Sie wurden weiterhin bezahlt, wie als würden sie auf der Erde arbeiten. Überstunden und ein Entfernungsgeld bekamen sie zusätzlich. Die Bauarbeiter auf Alpha Centauri bekamen einen Steuererlass für ein Jahr und eine staatliche Prämie.

Um das Geld ging es ihm nicht. Hakim stammte aus Ghana. Seine Eltern und Geschwister lebten noch dort. Mit Achtzehn hatte er auf Bohrplattformen gearbeitet. Später dann bei einer Gasfördergesellschaft. Damals arbeiteten sie in Sibirien und Alaska. Wie er gefroren hatte. Die Erinnerung daran ließ in frösteln.

Seine Leidenschaft hingegen war die Astronomie. Neben der Unterstützung seiner Familie sparte er so viel wie möglich um zu studieren. Vor seiner Abreise hatte er einen Antrag bei der Hochschule für Astronomie in Kiel (Deutschland) eingereicht. Einer der Wissenschaftler in der Kolonie hatte dem Auswahlkomitee ein Schreiben geschickt, damit Hakim aufgenommen wurde.

Vom Dach der Wohnbaracke, in der er zusammen mit seinem Bautrupp untergebracht war, hatte Hakim sein eigenes Teleskop aufgestellt und sich eine Terminalstation aus dem Nachschubfrachter beiseite geschafft. Somit besaß er seine eigene Sternenwarte.

Er sah durch sein getuntes Teleskop, machte sich eine Notiz auf dem Block und veränderte leicht die Einstellung. Dann schob sich eine Wolkendecke in die Lücke am Himmel. Hakim übertrug seine Notizen in das Terminal. Inzwischen besaß er eine umfassende Datenbank. Zwar war die Fläche, welche er katalogisiert hatte nicht mehr als ein Sandkorn, dennoch tat er es. Irgendwann kehrte er nach Alpha Centauri zurück. Nicht als Bauarbeiter sondern als Mitglied der Sternenwarte der Kolonie.

Hakim sah nach Beendigung seiner Eingabe in den Wolken verhangenden Himmel und träumte von einer entfernten Zukunft, wo die Menschen ohne gravierenden Zeitverlust zu anderen Planeten reisten. Eine Fernsehsendung kam ihm wieder in den Sinn. Als Junge hatte er sie gesehen. In der Serie ging es um eben jenen Traum. Damals war das ganze reine Fiktion, künstlichere Freiheit. Heute war aus der Fiktion Realität geworden. Zumindest zum Teil, schränkte er ein. Sie waren am Anfang einer Epoche die für eine Handvoll Menschen damals möglich schien.
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Das Piepen des Überwachungsprogramms riss ihn aus seiner Träumerei. Hakim blickte auf den Bildschirm. Als er hinauf sah, hatte sich die Lücke in der Wolkendecke wieder geschlossen. Den Daten zu Folge, die er auf dem Bildschirm sah, hatte sich das Wurmloch geöffnet. Er überprüfte die Positionsangabe. Die Angaben stimmten nicht mit denen ein, wo das Wurmloch lag. Ein Wurmloch wanderte nicht. Es besaß eine feste Position. Ohne zu wissen das die Daten richtig waren und sich daraus nur ein Schluss ziehen ließ, löschte er sie aus dem begrenzten Speicher.

Für heute war es genug. Morgen stand ihnen ein arbeitsreicher Tag bevor. So schaltete Hakim die Terminalstation aus und setzte die Linsenschutzkappe auf sein Teleskop. Dann spannte er die Schutzplane drüber.

Hätte er in dem Moment durch das Teleskop gesehen, hätte er gesehen was durch das neue Wurmloch gekommen war. Sein Wissen darüber würde er an niemanden mehr weitergeben.



***



Sung war müde und hätte jeden Moment einschlafen können, er zwang sich wach zu bleiben. Etwas merkwürdiges ging hier vor sich. Vor Stunden hatte Sung das Wartungsprogramm des Satelliten gestartet und sich nebenher die alljährliche Asien Regatter per Video angesehen. Seine Leidenschaft war das Segeln und an Bord der Shanghai One war sein Bruder der Skipper. Wer die Asien Regatter gewann konnte an den Weltausscheidungen vor der Küste Portugals teilnehmen. Die Shanghai One war klarer Favorit.

Sein Bruder vollzog ein spektakuläres Wendemanöver als der Sensordetektor vom Satelliten piepend zum Leben erwachte. Sung sah auf das Sensorbild und hob die Augenbraunen. Der Satellit hatte ein öffnendes Wurmloch registriert. Die Positionsangaben waren falsch. Also startete Sung eine Systemanalyse. Am Ende wurde kein Systemfehler angezeigt.

Inzwischen hatte Sung alle Register seines technischen Wissens gezogen um herauszufinden was mit dem Edelschrott im Orbit nicht stimmte. Ihm kam gar nicht in den Sinn die Werte als gegeben hinzunehmen. Daraus hätte sich nämlich nur ein Schluss ziehen lassen können und der war nahezu unmöglich. Genauso wie Galileo feststellte das die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel war.

Sung sah auf die Uhr an der Wand.
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Drei Uhr Morgens. Verdammt. Er überlegte ob er jemanden vom Technischen Trupp wecken sollte. Plötzlich brach der Kontakt zum Satelliten ab. Seine Mühen wieder Verbindung mit ihm aufzunehmen scheiterten. Anscheinend hatte sich der Satellit in Luft aufgelöst. Er stieß einen unflätigen Fluch aus, schaltete die Anlage ab und verließ den Container.

Draußen war es verdammt kalt. Sung konnte seinen Atem sehen. Er begab sich auf den Weg zu seinem Quartier. Währenddessen blickte er hinauf. Durch die Wolkendecke stießen Sternenschuppen die einen Feuerschweif hinter sich her zogen. Seltsam… Sternenschuppen waren nichts weiter als kleine Fragmente von Meteoriten, Asteroiden oder Kometen die beim Eintritt in die Atmosphäre verglühten. Er blieb stehen und sah sich das Schauspiel an. Wäre er nicht so müde gewesen, hätte er sofort gewusst was diese Sternenschuppen in Wirklichkeit waren. Oh, mein Gott.

Mit einem Mal war die Müdigkeit wie weggeblasen. In diesem Moment wurde ihm alles klar. Das registrierte Wurmloch, der Kontaktabbruch zum Satelliten und die falschen Sternen-schnuppen.

Sung wollte los rennen, als ein ryhtmisches Dröhnen langsam näher kam und anschwoll. Was zum Teufel! Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter. Das Dröhnen wurde zu einem Fauchen und flog über ihm hinweg. Ein zweites und drittes Fauchen glaubte Sung zuhören.

Ganz egal, er wollte gerade schreien als neben ihm in den Containerbau zischend ein Geschoss einschlug und explodierte. Sung wurde von Schrapnellen regelgerecht zerschnitten und fand einen schnellen Tod. Er war das erste Opfer.



***



Hakim und seine Zimmergenossen hörten die Erste Explosion nicht mal. Sie starben mehr oder weniger im Schlaf, als ein weiteres Geschoss ihren Container zerstörte. Innerhalb weniger Sekunden schlugen überall in der Kolonie Geschosse ein, zerstörten eine blühende Kolonie und Zukunft in kürzester Zeit.

Catherine war aus ihrem Schlaf geschrocken, als etwas über die Kolonie hinweg flog. Ihr Wohnbereich hatte gebebt, so das sie erst glaubte ein Erdbeben wäre die Ursache. Dann kam eine Explosion hinzu und gleich danach eine weitere. Der Schein der Flammen schien durch ihr Zimmerfenster.

Sie erreichte gerade die Tür, als der Alarm in der Kolonie losschrillte.
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Das konnte unmöglich wahr sein, dachte sie im ersten Moment. Doch der Alarm war unverkennbar. Es war das heulen für den Bombenalarm. Sie wurden angegriffen.

Catherine riss die Tür auf und trat hinaus. Überall Flammen. Im Schein der Flammen konnte sie einen Umriss am Himmel erkennen. Sie bekam eine Gänsehaut. Noch immer konnte sie es nicht glauben. Bevor ihr klar wurde, dass genau das geschah schlug ein Geschoss vor ihr ein und Catherine wurde durch die Druckwelle zurück in ihren Wohncontainer geschleudert.

Benohmen stand sie wieder auf. Schreie und Schüsse waren zuhören. Sie hatte ihr Gleichgewicht wiederanlangt, als Hauptmann Angela Josephine im Türrahmen erschien. Drei ihrer Marines standen draußen und schossen in die Luft. „Alles in Ordnung, Ma’am?“, hörte Catherine die Befehlshaberin der Marines von Alpha Centauri nuschelnd fragen.

Sie nickte nur und fasste sich an die Augenbraue.

Hauptmann Josephine betätigte ihr Com. „An alle. Code Alpha.“ Dann nahm sie die Gouverneurin sachte am Arm, führte sie hinaus.

Die Kolonie stand in Flammen. Weitere Explosionen und das rhythmische zischen automatischer Energiegewehre drangen zu ihr durch. Auf einmal wurde Catherine klar dass der Traum in diesem Augenblick in Flammen aufging. Noch etwas stellte sie fest. Bevor sie was sagen konnte, übergab Hauptmann Josephine sie in die Obhut der Marines.

Code Alpha bedeutete das die Kolonie aufgegeben werden musste. Als Rückzugsbasis diente ihnen ein Camp in den Bergen. Der Alpha Stützpunkt.

Ab und Zu blieben die Marines stehen, schossen in den Himmel und marschierten weiter. Sie brachten Gouverneurin Vega zu einer Gruppe Menschen. Die bereits Evakuiert worden war. Im Bunker sah sie verängstigte Menschen. Manche weinten. Einige schienen verletzt. Ein Sanitäter kümmerte sich darum.

„Ma’am.“ Bruno Berger, ihr enger Freund und Vertrauter. Ihn zu sehen erleichterte sie. Catherine trat beiseite, damit die Nachzügler hinein konnten. Der Bunker bebte. „Wie geht es ihnen?“, fragte er.

„Gut. Wie viele sind hier?“

„Fünfunddreißig. Die Bautrupps versuchen eingeschlossene zuretten. Wer…“ Berger schwieg. Fünf weitere Kolonisten kamen in den Bunker.
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Sie sahen verstört aus. Allen war klar welche Bedeutung das ganze hatte. Putz rieselte von der Decke, als der Bunker deutlich stärker erbebte als zuvor. Voller Schreck schrieen die Leute auf.

Ein Marine tauchte im Bunker auf und kam direkt auf sie zu. „Ma’am. Wir bringen sie jetzt zum Punkt Delta.“ Punkt Delta war ein Sammelpunkt für die Kolonisten, außerhalb der Kolonie. Dort hatte man ein Lagerbunker mit Wasser, Essen, Kleidung und Medikamenten sowie Sanitätsbedarf eingerichtet. Sie waren für den Notfall gedacht.

Catherine nickte. Ein Blick zu Berger reichte aus. Er bat die anderen eng beisammen zubleiben und sagte ihnen wie es weiterging. Sie war froh ihn an ihrer Seite zu wissen. Zum Glück hatte er ihr Angebot angenommen sie nach Alpha Centauri zu begleiten. Dafür hatte er auf ihren Posten beim Katastrophenamt für die Region Asien verzichtet.



***

Nach wenigen Minuten verließen die Kolonisten in Zwei Reihen den Schutzbunker. Die Kolonie wurde alleine durch die tobenden Feuer erhellt. Alle anderen Lichtquellen waren aus. Ein Trupp Marines bildete ein Schutzschild um die Gruppe. Die aufkommenden Schusswechsel schreckten die Menschen auf. Niemand blieb stehen. Zügig nahmen sie eine der vorgegebenen Fluchtrouten aus der Kolonie. Erst als sie am Punkt Delta eintrafen ruhten sie sich aus. Langsam fiel der Schrecken von den Leuten ab.

Berger übernahm mit einem der Marines die Verteilung der gebunkerten Hilfsgüter. Das meiste trugen die Marines. Sie nahmen alles mit.

Als die Sonne aufging, erreichte die Gruppe gerade den Pfad am Fuße des großen Gebirges. Der Himmel war bewölkt. Dann fiel der erste Schnee. Kurze Zeit später war der Schneefall vorbei.

Irgendwann, die Sonne stieg in den Himmel hinauf, erreichten sie einen Spalt im Fels. Neben dem Spalt befanden sich eine getarnte Stellungen der Marines. Nach dem passenden Code gingen sie weiter, durch den Spalt hindurch in das Höhlensystem des Gebirges. Dort machte die Gruppe eine weitere Pause.

Schließlich verließen sie die Höhle und traten wieder hinaus ins Freie.

Im Alpha Stützpunkt, der in einer geschützten Senke umgeben von den Bergen des Gebirges, trafen sie auf weitere Kolonisten. Manche fielen sich weinend und erleichtert in die Arme.
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Sie waren in Sicherheit.

Catherine versuchte die Menschen zu zählen, gab es schnell wieder auf. Sie würde noch früh genug erwahren wie viele Menschen gestorben waren. Wie sollte es jetzt weitergehen? Ein anderer Gedanke kam ihr. Er hatte sich bereits mehrmals angekündigt.

Alpha Centauri war angegriffen worden. Von wem, spielte erstmal keine Rolle. Viel entscheidender war, wusste die Erde davon? Wenn nicht würde die dritte Gruppe hierher aufbrechen ohne zu ahnen das die Kolonie zerstört worden war. Ein anderer Gedanke tauchte aus ihrem innersten auf.

Das Wurmloch.

Sie sah Berger an, der mit einer dampfenden Suppe zu ihr kam. Catherine stellte fest das er wohl den selben Gedanken hatte. Ein Schauer überkam sie. Sie schloss die Augen, bekreuzigte sich und sprach stumm ein Gebet.

Am Ende öffnete Catherine ihre Augen, wischte sich die Tränen weg und sah wie eine weitere Gruppe Menschen den Alpha Stützpunkt erreichte. Wie viele am Ende überlebten, war belanglos. Vorerst waren sie in Sicherheit. Im Alpha Stützpunkt gab es alles um das Überleben der anwesenden auf Dauer zu sichern.

Daher machte sich Catherine darüber weniger Gedanken und Sorgen. Ihre Sorge galt mehr ihrer Heimat. Das Wurmloch führte die Angreifer direkt in das Sol-System. Waren die Erdstreitkräfte auf einen externen Angriff vorbereitet? Konnten sie die Angreifer besiegen? Catherine wusste es nicht. Verzweifelung überkam sie. Sie mussten der Erde von dem Angriff berichten. Konnten die Angreifer die Sonde verfolgen? Die Gouverneurin versuchte Fieberhaft eine Lösung zu finden.

Jede Kontaktaufnahme mit der Erde stellte ein unermessliches Risiko dar. Sie hatten keinerlei Informationen über den Feind. Wie also sollten sie wissen ob die Erdstreitkräfte die Angreifer besiegen konnte?

Da traf Hauptmann Josephine mit einem Trupp Marines ein.

Die Dritte Gruppe, die längst auf dem Weg nach Alpha Centauri war, würde dem Feind direkt in die Arme laufen, bzw. fliegen. Bis es soweit war, hoffte Catherine dass der Feind sich zurückzog und das Wurmloch zur Erde nicht entdeckte. Andernfalls konnten sich die Ereignisse von Alpha Centauri auf dem Mars, Mond und der Erde wiederholen.

Ihre Hoffnung bestand darin das der Feind das Interesse an ihnen verlor und weiter zog.
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Oder das die Erdstreitkräfte in der Lage waren ihnen Parole zu bieten. Sie hatten keine andere Wahl.

Stumm blickten sich die Frauen an.

Die Frage nach Außerirdischen Leben hatte eine unmissverständliche Antwort erhalten.

Sie waren nicht alleine im Universum.

Die Menschheit stand an einem Scheideweg.

______________________________________________________



Ende

© by Alexander Döbber
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Kommentare zur Story:

  Am Anfang fühlt man sich ein wenig überfordert von den vielen technischen Detailles, aber dann erweist es sich doch als richtig, dass du den Leser so genau informierst. Man kann deshalb völlig in deine Zukunftswelt einsteigen und sie wird immer spannender je mehr sie sich dem Ende nähert. Es hat sich gelohnt diesen Teil zu lesen, denn er ist flüssig, lebendig und lebensecht geschrieben. Sehr gelungen.  
   Jochen  -  21.04.10 16:09

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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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