Experimentelles · Erinnerungen

Von:    Jürgen Hellweg      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 26. März 2010
Bei Webstories eingestellt: 26. März 2010
Anzahl gesehen: 2874
Seiten: 3

...in den Pariser Salons der vierziger Jahre dampft der Tabakrauch sogar unter den Teppichen...die Vorhänge sind IMMER zugezogen...Henry Miller und Ernst Stankowski sind nur bei dieser alten Schachtel, weil es neben dem guten Kaffee auch Einladungen gibt, von ein paar Rotlicht Schurken, die ihren Damen ein wenig Abwechslung bieten wollen.



Andere Bohemiens suchen und suchen, und warten und warten. Ein beißender Geruch will einfach nicht aus ihren Nasen weichen.

Es stinkt nach frischer Mädchenpisse, nachts um halb vier...



Abgerissene Cordhosen, schiefe Lederslipper und viel zu dünne Kleidung für diese Jahreszeit. das sind die Karakteristischen Merkmale dieser Schmarotzer in diesen Tagen.

Ihre Peiniger sind überall. Schon morgens, im Niemandsland der Zeit hören sie die Polizeisirenen.

Die Gendarmerie will hier in Paris nur " ihre eigenen

Bürger" dulden, und nicht diese " Penner."

Doch auch wenn sie diese ANDEREN verhaften wollen. es geht nicht, immer wieder ist viel Geld im Spiel, und die verhassten Literaten laufen frei herum, vögeln die süßen kleinen Damen, nur um versaute Gedichte zu schreiben.



Einer dieser fiesen Vagabunden brüllt ohne jegliche Vorwarnung mitten im St. Germain Park seine Thesen in die Luft:" Wie können wir es nur verkraften, das eigene Ich? Die Rakete unseres Geistes fließt empor, aus dem durch die Axt gespaltenem Baum!"



keiner der Rentner im Park versteht auch nur in Wort.

Und so spucken sie, wie all die anderen Jahre, ihren blauschwarzen Kautabak auf die Wiesen neben dem Springbrunnen, und warten auf die Abholkommandos der Altenhäuser.



Doch Albert Heinrich Hesse schreit weiter:" Hektik und Stress führt nur dazu, dass uns hunderte Ratten

raten, viel lauter herum zu Schreien...Schreien, meine sehr verehrten Damen und Herren, Schreien, HAhaha...

Wörter verlieren ihren Sinn, wenn sie nicht LAUT heraus geschrien werden...Tief einatmen und wieder ausatmen. Wir sollten vermeiden, dass die Nerven jenes Kontrollsystem übernehmen, welches doch den Pharmakonzernen gehört. Auch wenn das ebenso gefährlich werden könnte.

Warum aalen wir uns nur so sehr in der Langeweile?

KOMMT, liebe Mitbürger, legen wir uns ins Gras, unter schattige Bäume.
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Last uns im Meer baden.

Schwere Scheiben werden getragen als nationale Hymnen.

Jeder, der aus der Ruhe kommt, sollte lichterloh brennen."



Und genau dass wollten die Gendarme hören.

Albert Heinrich Hesse wurde festgenommen, und nach Deutschland abgeschoben. Er erhielt später den Friedensnobelpreis.



In den Pariser Salons aber wir weiter heftig diskutiert, und natürlich herumgehurt, wie auf einem Rotlichtmarkt.

Ein Amerikaner, genannt "OLDIE MARKIE MARK", wegen seiner markanten Nase, wird zum Sprachrohr der hiergebliebenen Bohemiens. Seine surreale Ausdrucksweise fasziniert die Damen der feinen Gesellschaft und es gibt immer genug Hummer, Wein, Kaffee und schöne Frauen.



Einige Originaltöne gefällig ?

Bitte schön:



" Wasserfälle durchspülen mich jeden Tag siebenmal, folgend siecht der Übelreiz dahin. Übermorgen ist ein beliebiger Tag, und es flöten die Vögel ihren FREE JAZZ. Hilfsarbeiter sind Dichter, und die Füße brennen...dann denke ich an einen Fichtenwald, und übergebe mich in den Milchreis.

Hey, versuche nicht, ES zu suchen, denn deine hinkende Gestalt wird dich behindern...Bitte hebe mir das auf, bis zum Samstagnachmittag Regen...

OHH, Hinterkopfschreie rutschen zu den Hügeln meines aktuellen Mordopfers. Ich meine natürlich die mordenden, tropfenden Wörter...flammende Reden schielen bis zu den blauen Scherenschnitten...ein Reigen und ein Walzer warten...Glaskörper schlagen sieben Hühner schnell, und verunglückte Fickmaden winden sich im Todeskampf.

Natürlich haben auch sie ihre Daseinserechtigung."



Auch weil die gesamte Gendarmerie von Paris, ob solcher Philosophie keinerlei Handhabung irgendeiner Art hat, ist dieser neue Star am Literatur Himmel von Paris in den Vierzigern, allgegenwärtig.



Nur, weil eine Hure zuviel, ihm einen Tripper gibt, und das Opium immer unberechenbarer wird, verschwindet

"OLDIE MARKIE MARK" von einem Tag auf den anderen.



Dann kommen die "BEATS", und es wird windig. Ne kleine Revolution findet statt, und die Pariser Salons gehen in Flammen auf.
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Die neuen Schriftsteller um BURROUGHS, GINSBERG und BRION GYSON geben sich in den schäbigsten Spelunken am Place de St. Michel die Ehre. In den heruntergekommenden Hotels wird avantgardistische Wörterfindung betrieben.

Paris ist später nur noch eine kleine Touristenatraktion für japanische Elitestudenten.



Jetzt ist LONDON angesgt, und dann natürlich wieder NEW YORK.

Im Cafe Bohemia, an der Lower East Side, sprechen die Hipster schon lange nicht mehr über die Maul und Klauenseuche.



"...eine Seife furzt ...der Magen kräuselt sich...im Wirrwarr der Denkenden verliert sich die Frage nach einer einzelnen Person, aus den "goldenen Zeiten von Paris.



Und dann auch noch dieser Vorname...GERTRUDE...

Wann oder ob die Sucht dich findet, ist unwichtig, aber wie Sucht ist es, zu suchen...

Es faulenzen die Mauern an der Universität, und auch Hunde langweilen sich in de Kindergärten, ganz zu schweigen von den Babys, die nach Weihnachten überall an den Bäumen angebunden werden...



Aber ich schweife ab. Wo war ich stehen geblieben?

Ach ja, niemand wusste, woher Gertrud Stein ihr Vermögen bekommen hatte.

Dann am Schluss war sie so ausgezehrt, und eine Zigarette zuviel, wie schon beschrieben, genügte, um ihren ausgemergelten Arsch in Flammen aufgehen zu lassen.

Dennoch war sie wichtig für alle weiteren Literatur Mentoren, nur weil sie die Wörter aus den Mündern von wollüstigen Schriftstellern so liebte.



Und BITTE, wer so eine Lady kennt, soll sie doch schnellstens bei mir vorbeischicken."
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Kommentare zur Story:

  Hallo Pia, Danke Danke, na ja, wie lange brauche ich für so einen Text.
Dieser hier war in seiner ursprünglichen Form schon so dreivier Jahre alt.
nachdem ich jetzt n bischen ältere Sachen von Hemingway lese fiel mir ein, der ollen Gertrude doch bisschen mehr respekt zu erweisen, so ist aus einem "REALY" fetzentext ein Text geworden, der über 4, 5 Tage wachsen musste...bis dann frohen Frühling allen noch...  
   Jürgen Hellweg  -  27.03.10 21:36

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  atmosphärisch wieder sehr dicht. grün!! jürgen, wie lange brauchst du für so einen text? es kommt mir immer spontan vor, wie das ergebnis eines kurzen geistesblitzes. ;0)
liebe grüße dubliner tinte  
   Pia Dublin  -  27.03.10 19:17

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  Hallo Petra, hallo Jochen, herzlichen Dank für eure, wie immer tollen, Kommentare.
Sorry Petra, aber Poetisch war ich diesmal wirklich nicht, ist mir irgendwie rausgerutscht.
Kenne Gertrud Stein auch nur von Henry Miller und Hemmingway, die ich vor kurzen mal wieder gewälzt habe.
Sie war wohl DIE Kunst und Literatur
Mentorin der 30siger und vierziger, und eine verdammt gute Schreiberin..
das nur dazu, vielen , vielen Dank nochmal, und beste Grüße...  
   Jürgen Hellweg  -  27.03.10 18:36

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  Tja, wer isse denn? Muss dir leider sagen, dass mich die ganz "Großen" noch nie so recht interessiert haben. Bin halt ein totaler Literaturmuffel. Muss mir nicht unbedingt ein Buch irgendeines weltbekannten Autoren kaufen, um es AUCH gelesen zu haben. Ich ziehe Texte in mich rein, die mir - ganz persönlich - interessant erscheinen, die mich sehr gut unterhalten, ohne dass Preise oder sonstwas zuvor dafür vergeben worden sind und daher interessieren mich auch die Musen bekannter Größen herzlich wenig. Ansonsten aber finde ich deinen Fetzentext ganz amüsant. Entführt mich doch - wenn auch nur bruchstückhaft - in längst vergangene Zeiten.  
   Jochen  -  27.03.10 09:14

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  Manchmal musste ich bei deinen Wortfetzen schmunzeln. Aber, nimm es mir nicht übel, poetisch sind sie nicht. Es ist nur wiedermal etwas Expressionistisches und das mag jemand vertstehen oder auch nicht. Ich verstand es nur zum Teil und empfand es als ganz interessant aber auch verwirrend. Ein typischer Duoluz oder Hellweg eben.  
   Petra  -  26.03.10 22:22

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