Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Tis-Anariel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. Januar 2010
Bei Webstories eingestellt: 18. Januar 2010
Anzahl gesehen: 2177
Seiten: 5

Sie steht hoch oben, auf der Klippe, einst toste darunter ein wildes Meer voller Fische und Leben. Jetzt ist nichts mehr davon da, nur noch eine staubbedeckte, leere Einöde, eine Wüste, aus der die einstigen Unterwasserriffe und Felsen mit scharfen Spitzen hervorstechen, nie mehr wieder von Wasser umflossen und schutzlos dem unaufhörlich klagendem Wind preis gegeben.

Sie blickt leidenschaftslos hinab, nichts regt sich in ihren Gletscheraugen.

Auch hinter ihr gibt es kein Leben mehr. All die sanften grünen Hänge und die tiefen Wälder und herrlichen Gärten sind verschwunden. Ebenso in dieser letzten, bösartigen Explosion verdampft, wie das Meer. Vergiftet, verdorben und leergefegt liegt die nackte Erde da und der ewige Wind trägt sie langsam fort.

Er peitscht ihr das lange, beinahe weiße Haar ins Gesicht, das eine scharfkantige, blasse Schönheit aufweißt und auf seine Art vielleicht schrecklicher anzusehen ist, als die Fratze eines Dämons. Unnatürlich symmetrisch und fast dreieckig, mit großen schrägstehenden Augen, die von einer überraschend klaren gletscherblauen Farbe sind und vollen blassen Lippen, mit einem sinnlichen Schwung.

Ungeduldig wischt sie sich das Haar aus dem Gesicht und blickt weiter mit den kalten Augen über die Einöde tief drunten am Fuße der Klippen. Ihre Hände sind schlank und langgliedrig und ebenso blass, ja schon fast weiß, wie ihr Gesicht. Die Fingernägeln laufen spitz zu und schimmern bläulich. Erneut wischt sie sich eine hartnäckige Strähne fort und denkt darüber nach ob sie die Mähne nicht doch noch abschneiden wird. Andererseits gefällt es ihr so eigentlich ganz gut und noch ist es ihr beim Kampf nicht im Weg, nur manchmal ein wenig lästig.

Ihr Blick gleitet suchend über den Horizont, der von düstren Wolken verhangen, im Licht der untergehenden Sonne in einem unheimlichen Rot erglüht.

Wo ist ihr Gefährte? Er sollte schon längst wieder zurück sein.

Doch keine Regung zeigt sich in ihrem Gesicht oder ihren Augen.

Nicht zuletzt deshalb nennt man sie wohl auch Winter.



Ihr Bruder Frost ist ihr vom Aussehen und Charakter recht ähnlich. Obwohl er manchmal ziemlich stürmisch werden kann. Ihr Gefährte Shadow hingegen ist vom Aussehen her fast ihr Gegenteil.
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Seine Gesichtzüge sind genauso fein uns symmetrisch wie die ihren, aber noch etwas kantiger und schärfer, sein langes Haar ist pechschwarz und seine Augen so dunkel, so dass niemand ihre Farbe bestimmen kann. Ein wildes Feuer lodert tief in Shadows Augen, das einen unvorsichtigen Betrachter glatt verbrennen könnte. Seine Haut ist Honigfarben, ja fast golden und schimmert in einem sanften Ton, der so gar nicht zu dem temperamentvollen Charakter des Mannes passen will.

Außer ihr, Shadow und ihrem Bruder Frost, gibt es noch mehr von ihnen.

Da ist Vulkan, der wie sein Namensgeber ein eher feuriges, aufbrausendes Temperament hat. Seine kurzen Haare sind von einem feurigen Rot und seine Augen von einem dunklen Goldton. Vulkan ist groß und muskulös, er ist der größte von ihnen allen.

Dann gibt es noch Sturm, die mit ihren hüftlangen blauen Haaren, die sie immer zu einem festen Zopf geflochten trägt, den ebenso blauen Augen und den sehr feinen Zügen, wohl am jugendlichsten von ihnen allen aussieht. Ihr Charakter entspricht diesem Eindruck mit seiner stürmischen Spontanität perfekt.

Neben der zierlichen Arrow ist sie die jüngste der Truppe. Arrow ist klein, zierlich und mit ihren kurzen braunen Locken und den ebenso braunen Augen die wohl unscheinbarste unter ihnen. Aber niemand kann so mit Pfeil und Bogen umgehen, wie die kleine Frau mit den Mandelaugen.

Und dann gibt es da noch den stillen Stone, Sturms großer Bruder, der die hüflangen Haare ebenso wie sie zu einem festen Zopf geflochten trägt und dessen bleigraue Augen fast schon streng in die Welt blicken. Alles in allem ist der Mann wohl der älteste unter ihnen und sehr ernst, ja fast schon streng. Seine Gesichtzüge drücken auch genau diese Härte aus.



Winters Blick irrt immer noch über den Horizont. Wo bleibt Shadow nur, fragt sie sich und eine kleine Sorgenfalte bildet sich zwischen ihren fast weißen Augenbrauen.

Ein heller Fanfarenton hoch oben in den Wolken lässt die Frau aufblicken. Aggressiv und herausfordernd spreizt sie ihre Silberweißen Flügel und ihre Kameraden tun es ihr nach.

Die Schwingen ihres Bruders Frost sind Blauweiß, ebenso wie die von Sturm, die allerdings Shadow begleitet hat. Stones Flügel sind von einem dunklem Grau, Arrows von einem hellem Braun und beide weisen eine Raubvogelartige Zeichnung auf.
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Shadows Schwingen sind ebenso schwarz, wie sein Haar und damit gehört er zu einer absoluten Minderheit.

Vulkans Flügel sind keine Federschwingen, sondern gleichen in ihrem Aufbau eher den Schwingen einer Fledermaus und weisen eine tiefdunkelrote, teilweise beinahe schwarze Färbung auf.

Vulkan ist kein Engel, wie der Rest der Truppe, sondern einer der letzten Überlebenden der Unterwelt. Der Rest von ihnen gehört allerdings zu dem geflügelten Geschlecht und sie alle trugen irgendwann einmal andere Namen. Doch diese legten sie ab und wählten sich neue, die besser zu ihnen passten.



Sie sind die Gefallenen, die Abtrünnigen, diejenigen, die den Menschen, nachdem sie fast alles in ihrem Wahn zerstörten dennoch noch eine, eine einzige letzte Chance geben wollten. Sie sind diejenigen, die die Uneinsichtigen vernichteten und die Lernwilligen lehrten.

Zusammen mit den magiebegabten Hexen, Zauberern und Magiern, deren Magie plötzlich wieder viel wirkungsvoller geworden war, den verständigen Menschen, allerlei Naturgeister und den letzten Überlebenden der Unterwelten war es ihnen, den Gefallenen gelungen Oasen in dieser zerstörten Welt zu schaffen. Orte voller Licht und Leben und Magie, wie große Gärten, die sich immer weiter ausbreiteten. Das besondere an Menschen war und ist, dass sie eine sehr erfindungsreiche und raffinierte Spezies sind. Und so war es nicht verwunderlich, dass sobald sie nicht mehr bedroht und zensiert wurden allerlei findige und kluge Menschen ihr Wissen und ihre Entdeckungen offenbarten. Zusammen mit der neuerwachten Magie, den Naturwesenheiten und dem Wissen der Unterweltbewohner wurden sehr schnell eine Möglichkeit zur sauberen Energiegewinnung gefunden und auch umgesetzt. Die Menschen, zumindest diejenigen, die bereit waren sich zu ändern, lernten schnell so zu bauen, so dass die Natur nicht beeinträchtig wurde, sondern in Harmonie existierte.

Es entstanden Städte, die den Namen eigentlich nicht verdient hatten.

Mit elektronischen und magischen Schirmen vor den giftigen Winden abgeschirmt, gediehen sie und ihre Umgebung und wurden so Zuflucht für viele, viele Wesenheiten.

Diese Orte trugen Namen wie Oasis und Utopia.

Ihre Standorte allerdings mussten gut beschützt und geheim gehalten werden, denn nicht nur die Himmlischen Engel trachteten danach die Menschheit auszulöschen sondern es gab auch noch viele Wahnbefallene Menschen, die blind alten Dogmen folgten oder einfach nur der Zerstörungslust.
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Winter verstand nicht, warum Gott nicht seine Befehle für seine Himmelscharen änderte, damit die Orte Namens Oasis und Utopia und die guten Seelen darin gedeihen und wachsen konnten und nur die vom Bösen befallenen Wesen erlöst würden. Doch entweder interessierte es ihn nicht mehr oder er war rachsüchtiger, als sie geglaubt hatte. Vielleicht aber war er auch einfach entmachtet worden, oder es gab ihn gar nicht mehr.

Aber wie dem auch sei, die Engel des Himmels trachten noch immer danach alle Menschen auszulöschen und nur sie, die Gefallenen und die Überlebenden Unterweltler stehen dazwischen.



Ein herausfordernder Schrei reißt Winter aus ihren Gedanken und lässt sie den Kopf wenden. Nun gestattet sie sich ein kleines Lächeln. Ihr Gefährte und Sturm sind endlich aufgetaucht. Mit einem eleganten Sprung befördert sich Winter in die Luft und fliegt den Beiden entgegen, der Rest der Truppe folgt ihr. Sofort erkennt sie, dass Shadow und Sturm von Himmelengeln verfolgt werden und nur Sturm gibt Gegenwehr, Shadow trägt etwas in seinen Armen. Winters Augen weiten sich und sie beschleunigt ihren Flug. Ihr Gefährte hat dieses eine besondere Wesen tatsächlich gefunden!



Wenige Augenblicke später hat sie die beiden Freunde erreicht und stürzt sich neben Sturm in den Kampf, damit Shadow unbehelligt seine Fracht in Sicherheit bringen kann.

Nur Momente später mischen auch Arrow, Stone, Frost und Vulkan mit und kurz darauf sind die Himmelskrieger vertrieben. Nur Minuten darauf haben sie Shadow eingeholt, der ein gutes Stück weiter, auf dem ehemaligen Land gelandet ist.

Aufgeregt landet Winter vor den schwarzgeflügelten Mann. Aber nur Shadow und die anderen erkennen die Erregung Winters, jedem Anderen würden die winzigen Anzeichen verborgen bleiben.

“Hast du sie, hast du sie wirklich gefunden?” Winters schöne, kühle Stimme verrät ebenfalls kaum etwas von ihren Gefühlen.

Shadow nickt nur leicht und lässt das in eine dicke Decke gewickelte Bündel in seinen Armen vorsichtig zu Boden sinken.
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“Ja,” antwortet er mit seiner klangvollen, tiefen Stimme, “wir haben sie wirklich gefunden.” Der Mann lächelt Winter an. “Ich habe keine Ahnung wie viel Betäubungsmittel sie ihr verabreicht haben, aber sie war wach, als wir sie gefunden haben. Erst in meinen Armen ist sie eingeschlafen.”

Ein leises Staunen hat sich in seine Stimme geschlichen und als er die Decke sanft zurückschlägt offenbart er die friedlich schlummernde Frau.

Sie ist zierlich und klein, kaum größer als Arrow, Ihr Gesicht ist feingeschnittene, perfekt symmetrisch und überirdisch schön, mit den fein definierten Wangen, den vollen Lippen und den großen Augen. Ihre Haut hat den selben honigfarbenen Goldschimmer, wie die von Shadow. Ihre wilde Lockenmähne ist von einem intensiven Rotgold und ihre schlanken, langfingrigen Hände enden in kleinen, scharfen Krallen. Kleine, kaum handlange, perlweise, schmale, nach hinten gebogene Hörner stechen zwischen den Locken hervor und ihre Schwingen sind eine überraschende Mischung aus jenen der Unterweltler und denen der Engel. Die Federn sind von einer schönen Rotgoldenen, fast metallischen Färbung. Die gesamte Gestalt scheint aus innen heraus leicht zu glühen. Winter weis, dass wenn die Frau endlich erwachen wird, dieses Glühen noch stärker werden wird. Nur gedämpft vom Willen des Wesens und in ihren Augen wird ein helles, wundervolles Feuer lodern.

Mit einem für sie ungewöhnlich breiten Lächeln blickt Winter in Shadows dunkle Augen. Selbst ungeübte Augen würden nun die Freude in der Frau erkennen.

“Du hast sie wirklich gefunden,” in Winters Stimme klingt ein Lachen mit, “und gerettet. Du hast die Lichtträgerin zu uns zurückgebracht!”





@Tis-Anariel 17.01.2010
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Kommentare zur Story:

  Hallo Petra,

es freut mich, dass es dir gefällt.
Da du nun schon der dritte Leser bist, der mir dies hier als einen Anfang betrachtet muss ich mir jetzt wohl was überlegen...-lacht-
Vermutlich werde ich das hier noch mal überarbeiten, die Zeitform ändern, denn in der Vergangenheit schreibt es sich leichter und nochmal unter einem besseren Namen veröffentlichen.....mal sehen.

Ich möchte mich hier auch herzlich für die vielen Wertungen bedanken, das hätte ich mir nicht gedacht.

liebe Grüße
Anariel  
   Tis-Anariel  -  21.01.10 01:39

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Das ist sehr hübsch. Ein toller Anfang.  
   Petra  -  19.01.10 21:38

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Kommentar von "SCvLzH" zu "Am Meer"

... melancholisch aber schön ...

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