Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Ben Pen      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. Mai 2009
Bei Webstories eingestellt: 9. Mai 2009
Anzahl gesehen: 2220
Seiten: 3

Was sind Träume?

Verarbeiten wir in ihnen das Geschehene des vorangegangenen Tages, all die Ereignisse, die ihre Fußstapfen in unserem Unterbewusstsein hinterlassen, uns schließlich prägen und zum Individuum des folgenden Tages machen?

Wenn ja, wie viel Einfluss ist ihnen gegeben?



Vor einigen Monaten habe ich über Wochen hinweg meine Träume notiert. Nicht immer fand jedes Detail seinen Weg aufs Weiße, jedoch bemühte ich mich, die Eindrücke so gut wie nur irgend möglich zu schildern.

Diese erstreckten sich oftmals über etliche Seiten, lange Beschreibungen reihten sich an im Nachhinein kaum Nachvollziehbares, aber der Akt des Erinnerns und der anschließende Griff zum Stift halfen, den Kopf über den Tellerrand hinwegzuheben.

Doch geht's hier nicht um große Worte, vielmehr möchte ich meine aktuellen Träume wahrheitsgemäß auf Blatt bannen. Genau genommen waren's drei Träume, die in der letzten Nacht mein mitternächtliches Auge der Imagination beschäftigten ...



Der erste handelt von der alltäglichen Toilette, spielt im Badezimmer, wo sich die einzelnen Familienmitglieder der Reihe nach dem Bade widmen sollen. So auch der Kater, der jedoch auf die geflieste Einfassung der nur zum Teil gefüllten Wanne uriniert hat. Als ich die Notdurft des Tieres beseitigt habe, lasse ich warmes Wasser ein.

Schließlich steht der Schaum recht hoch und das Bad lädt zum eigentlichen Zwecke ein. Noch immer knie ich beinahe vollständig bekleidet in der Wanne, bloß des Pullovers habe ich mich entledigt.

Im nächsten Moment jagt der Kater herbei, setzt über den Wannenrand hinweg und taucht jauchzend ins wohlig warme Nass als zum Bade bereit ...



Ich erwache, erkenne das erträumte Bad als bloßes Traumgespinst und blinzle gegen die allumfassende Dunkelheit. Mondlicht fällt durchs Fenster, taucht mein Zimmer in gespenstisches Zwielicht.

Grau ist die Welt, denke ich, ein Film in Schwarzweiß, während bereits Traum numero due von mir Besitz ergreift ...



In jenem Traum bevölkern riesige Ratten den ersten Stock unseres Hauses und einzig das scharfe Schaufelblatt eines Spatens mag der Plage Einhalt gebieten, den Tieren den Garaus machen.
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Nichtsdestotrotz sind es zähe Geschöpfe, denn es bereitet allen Anwesenden große Schwierigkeiten, ihr elendes Dasein zu beenden.

Einer treibe ich das Schaufelblatt senkrecht ins Genick, des rosigen Fleisches und weißen Knorpels gewahr, die ich zerteile, eine andere Ratte ist kurzerhand geplättet, getroffen vom breiten Spatengrund ...



Die Schwaden nächtlichen Nebels weichen, nun ebnet Schwärze den Pfad ...



Während des dritten Traumes schlüpfe ich in die Rolle eines bayerischen Prinzen, der unter tropischem Sonnenschein die Überreste einer an der Küste gelegenen Festung begutachtet, erpicht auf Gold und Geschmeide. Im Schatten einer Mauer durchwühle ich einen Schutthaufen, der nach kurzer Anstrengung Skelette und merkwürdige Reliquien freigibt.

Später werde ich eines hölzernen Rahmens gewahr, der in den grauen Mauerstein eingelassen ist. Ihn schmücken Muster ebenfalls hölzerner Quadrate dunklerer Farbe und von verschiedener Größe.

Es scheint ein Rätsel, ein Siegel zu sein, das einen Geheimgang vor unbefugtem Eintritt bewahrt. Willkürlich drücke ich eines der Karrees, das sich gut fingertief in den Rahmen senkt. Lasse ich von ihm ab, so rückt es wieder an den angestammten Platz; eine Art Safe also, den die richtige Druckkombination zu öffnen vermag.

Da ich diese nicht kenne, stoße ich kurzentschlossen meine zur Faust geballte Hand durch den Rahmen. Holz splittert und Mörtel rieselt herab, doch spüre ich keinen Schmerz. Allerdings steckt mein Arm nun bis zur Schulter in den geborstenen Überresten der vermeintlichen Safetür.

Als ich ihn aus seiner "Gefangenschaft" befreie, löse ich auch das nun leere Rahmengestell aus seinen Fugen. Tatsächlich erweist sich meine Vorahnungen als Tatsache, denn ein Schacht bildet den Eingang in längst vergessen geglaubte Katakomben.

Jedoch wende ich mich um, strebe einem hoch aufragenden Eukalyptus entgegen, den ich kurzerhand entwurzle; augenscheinlich gebiete ich über gewaltige Kräfte.

Kühlen Blickes begutachte ich mein Werk und entdecke eine Truhe der Marke Fisher-Price©, durch dicke Stricke gebunden, im Laub, bis zum Rande gefüllt mit Goldstücken von LEGO©.
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Jene füge ich meinem Inventar hinzu und blicke hinaus auf Rhodos' kalte See, die sich an tückischen Riffen bricht. In der Ferne harrt ein felsiges Gestade meiner Reiselust.



Mehr und mehr mischen sich Traum und Wirklichkeit, bis der schrille Ruf des Weckers jedwedes Träumlein vertreibt ...
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Punktestand der Geschichte:   34
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Kommentare zur Story:

  Sehr interessant was du so träumst =) Oh je wenn ich meine Träume niederschreiben würde würde ich euch alle verwirren! Und deine Ausdrucksweise finde ich sehr schön!
LG
Miri  
   Mirella  -  13.06.09 22:03

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  Ja, unsere Träume. Darin sind machmal wirklich eine Menge Ideen versteckt. Bin gespannt ob du daraus etwas Tolles machen wirst.  
   Petra  -  30.05.09 08:18

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  Danke!

Ja, ich hatte daran gedacht, aber ich bin mir noch nicht 100% sicher, wie das funktionieren soll, muss noch ein paar mal drüber "träumen"! ;D  
   Ben Pen  -  09.05.09 11:42

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  Origineller Gedanke, mal seine Träume aufzuschreiben. Oft sind sie ja reichlich wirr und es lohnt sich nicht. Diese hier sind irgendwie verständlich, direkt spannend - besonders der letzte. Willst du nicht eine Geschichte draus machen? Jedenfalls war für mich dieser Text durchaus lesenswert. Schöne Bilder. Hat mir gut gefallen.  
   Jochen  -  09.05.09 10:50

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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