Romane/Serien · Spannendes

Von:    Tintentod      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. April 2009
Bei Webstories eingestellt: 23. April 2009
Anzahl gesehen: 2386
Seiten: 27

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


RUIDOSO

- Ri-oh-dosso, sagt Mascot, ich hab gedacht, ich würde es wieder erkennen, aber ich hätte jetzt durchfahren können und hätte nicht mal angehalten, verdammte Scheiße. Da denkst du, du würdest deine Wurzeln fühlen können und dann das. Ich erkenn kein einziges Haus wieder.

- Sie werden alles abgerissen und neu gebaut haben.

- Die Häuser sehen nicht neu aus.

- Lass uns noch weiter rumfahren, wir haben ja noch nicht alles gesehen.

Rick fährt so gut es geht, Mascot versteckt sich unter seinem Cowboyhut, den er sich tief in die Stirn gezogen hat, er wirft suchende Blicke in die Seitenstraßen und auf die Häuser und Plätze, aber er erkennt nichts wieder.

- Die Rennbahn, sagt er plötzlich, fahr weiter und dann an der Kreuzung rechts runter. Da haben wir als Kinder bei den Stallungen gespielt und davon geträumt, Jockey zu werden.

- Von indianischen Jockeys hab ich noch nie was gehört.

- Ist ja auch nichts draus geworden.

Die Pferderennbahn ist gut besucht von Zockern und Ausflüglern, Touristen und Familien, die den Kindern mal was anderes bieten wollen. Sie mischen sich unter das bunte Volk, besorgen sich Programmhefte und betrachten die Vollblüter im Vorführring. Sie einigen sich auf eine Dreier-Wette, teilen sich den Einsatz, um dann den Gewinn ebenfalls teilen zu können, aber die Pferde laufen nicht so, wie sie laufen sollten.

Einer verliert unterwegs seinen Reiter nach einem Stolperer und die anderen laufen nur hinterher. Rick behält den Wettschein und sie suchen sich etwas zu essen. In einer toten Ecke steht der Wagen eines Kantonesen und sie genehmigen sich ein paar Frühlingsrollen und gebratene Nudeln. Der festgetretene Sandboden ist übersät von weggeworfenen Servietten und zerrissenen Wettscheinen, unter dem Wagen liegt ein schlafender gefleckter Hund, dem die Mäuse auf der Nase tanzen könnten und der nicht mal dann aufwachen würde.

„Was ist mit deinem Rücken?“ fragt die Frau, die das Geld kassiert und Rick erklärt, dass er sich verrenkt hat, mit dem plötzlichen Hintergedanken, dass Chinesen gerne Opium rauchen und für ihn möglicherweise etwas abfallen könnte.

„Muss weh tun.“

„Nur, wenn ich mich bewege. Haben sie ein Hausrezept aus der Heimat dagegen?“

Die Frau in der bunten Schürze sieht ihn an und wiegt den Kopf wie in einem chinesischen Theater.
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„Manche Hausmittel sind schlimmer als die Krankheit selbst, selbst wenn sie helfen.“

„Dann verzichte ich“, erwidert Rick.

Es hat sicher seine guten Gründe, dass sie einen Imbisswagen und keine Heilpraxis aufgemacht haben. Die Frau ruft etwas auf chinesisch nach hinten und ein Mädchen kommt an die Theke. Sie lächelt, aber vielleicht ist das auch nur ihr üblicher Gesichtsausdruck. Mascot und Rick wechseln einen vergnügten Blick, gespannt darauf, was als nächstes kommen wird aus dem Reich der aufgehenden Sonne.

„Lee hat eine Ausbildung als Chiro“, sagte die Frau und schiebt ihre Tochter vor, „für fünfzehn Dollar bringen wir ihren Rücken wieder in Ordnung.“

„Besser als ein Wetteinsatz, der in die Hose geht.“

Das Mädchen winkt ihn auf die Rückseite des Wagens, wo Rick wartet, bis sie ohne Schürze und ohne Wantans aus der Tür tritt und ihm sagt, er solle ihr folgen. Mascot hat nur das wichtigste mitbekommen und ruft, er wolle warten und noch was essen. Es interessiert Rick brennend, was ein Chiro sein könnte und er betet, dass es etwas mit Massage und viel nackter Haus zu tun hat und dass die Figur des Mädchens das hält, was ihr Sommerkleid verspricht. Er folgt ihr bedenkenlos bis zu einer langgezogenen Barracke mit geschlossenen Fenstern und einer einzigen Tür, die hineinführt. Kleine schmale Männer mit harten Gesichtszügen hasten an ihnen vorbei, ihre Trikots sind drecküberzogen und alles riecht nach Pferd. Zwei der Männer streiten sich wegen irgendwas und hätte Rick nicht gesehen, dass es Jockeys waren, hätte er darauf gewettet, gerade an zwei Junkies vorbeigelaufen zu sein. Das Mädchen stoppt vor einer Tür im inneren des Flachbaus und lässt Rick eintreten.

Der Raum ist klein und ohne Fenster, auf dem Boden liegt eine Matte und außer einem Stuhl und einer Stehlampe ohne Schirm gibt es nichts.

„Was passiert jetzt?“ fragt Rick. Er dreht sich zu dem Mädchen um, die in der Tür stehengeblieben ist und noch immer freundlich lächelt.

„Lee wird deinen Rücken in Ordnung bringen.“

„Hey, ich dachte, du wärst Lee.
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„Ich bin nur die Köchin, mehr nicht.“

Sie verschwindet und die Tür schließt sich hinter ihr und Rick macht sich ernsthaft Gedanken darüber, wer sich als Lee entpuppen würde.

Bitte nicht die übergewichtige ältere Schwester, denkt er, bitte nicht.

Nun, die große schwere Schwester kommt wirklich nicht, dafür aber jemand, mit dem er auch nicht gerechnet hätte und er ist unentschlossen darüber, wie er es finden soll. Lee ist etwa in seinem Alter, raucht eine Selbstgedrehte und sieht in dem weißen T-Shirt sehr mager aus, seine Arme sind kaum dicker als Skistöcke und er bewegt sich so beiläufig und schwebend wie unter Drogeneinfluss.

„Hi“, sagt er, zieht an der Zigarette, „wo ist das Problem?“

„Der Rücken. Ich hab mich verrenkt.“

„Okay.“

„Was wird das jetzt?“

„Sie legen sich auf die Matte und lassen mich machen. Sie sind kein Sattelaffe.“

„Was?“

„Kein Jockey. Ich behandle meist nur die Jockeys, die sich auf dem Turf von ihrem Sportgerät getrennt haben. Das ist mein Job.“

„Seh ich so aus, als würde ich mich freiwillig auf’nen Gaul setzen?“

„Meine Rede.“

„Bauch oder Rücken?“

„Auf den Bauch, bitte.“

Rick geht in die Knie und schafft es ohne Probleme auf die Matte, aber ihm geht pfeifend die Luft aus vor lauter Bemühen, die Schmerzen zu unterdrücken. Er liegt auf dem Bauch, kann aber die Arme nicht heben, um sich die Hände unter das Kinn zu legen und so liegt er unglücklich und kreuzungemütlich zu Lees Füßen.

„Was kommt jetzt?“ fragt er und starrt auf den Fußboden.

„Lassen sie mich nur machen. Bis jetzt hab ich noch jeden wieder hingekriegt.“

Erzähl du ruhig, denkt Rick, Kohle siehst du nicht von mir, wenn’s mir nicht besser geht.

Die Behandlung erweist sich als kurz und relativ schmerzlos, Rick bekommt die gemurmelte Anweisung, sich zu entspannen und auszuatmen, dann tasten Hände die Wirbelsäule rauf und runter, er findet fast schon Gefallen daran, bis Lee einmal fest zudrückt und die Wirbel so laut krachen, dass Rick schreckhaft zusammenzuckt. Er wagt keine Bewegung, bis Lee ihn auffordert aufzusehen und es ist wie ein kleines Wunder, dass er sich wieder ohne Schmerzen bewegen kann, nur die Stelle an seinem Rücken, wo Lee einmal kräftig zugedrückt hat, pocht ein wenig.
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„Hey“, sagt er, dreht die Schultern und beugt den Rücken, „wer hätte das für möglich gehalten, verdammt.“

„Keine große Sache. Bezahlen sie bar?“



Geld für Wetten geben sie nicht mehr aus an diesem Tag, obwohl Rick sich gut fühlt, dass er alles auf den Schimmel mit den Scheuklappen setzen würde, weil der total ruhig und brav im Führring auf und ab geht.

- Der kriegt ja kaum ein Bein vors andere.

- Das hebt er sich alles fürs Rennen auf, erwidert Rick. Er überlegt so lange, auf den Schimmel zu setzen, bis die Pferde gestartet sind und es zu spät ist. Sie lungern an der Start- und Zielgeraden herum, blinzeln in die Sonne, versuchen hübsche Mädchen auf der Tribüne ausfindig zu machen. Ricks Schimmel geht mit zwei Längen Vorsprung ins Ziel, ohne dass der Jockey seine Gerte einsetzen musste.

Rick rennt bis zur Absperrung, hinter der die Pferde zurück zu den Ställen gelangen, versucht den Jockey von dem Siegerpferd zu reißen; als er an ihm vorbeireitet, wirft er ihm an den Kopf, er habe eine linke Nummer abgezogen und er solle aufpassen, wenn er nachts unterwegs wäre in nächster Zeit. Mascot kann ihn kaum zurückhalten und der Jockey glotzt verständnislos und reitet einfach davon. Was sollte er auch anderes machen – er musste auf die Waage und dann zur Siegerehrung und hatte überhaupt keine Zeit für einen solchen Unsinn. Sollte er sich beschimpfen lassen, weil er das Rennen gewonnen hatte?

Rick beruhigt sich wieder und lacht darüber, in einer abgelegenen Ecke hinter den Stallungen genehmigen sie sich ein paar Schlucke Tequila, die Flasche haben sie unter der Hand gekauft und viel zu viel dafür bezahlt.

- Wir sollten das Geld irgendwie anlegen, anstatt es für Fusel und andere Scheiße auszugeben. Es rinnt uns durch die Finger wie Sand, wenn wir nicht aufpassen.

- Dafür ist die Kohle doch da.

Rick nimmt einen großen Schluck Tequila, starrt in den blauen Himmel, dreht den gesundeten Rücken hin und her, glücklich darüber, sich wieder bewegen zu können.
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- Buddy, wenn wir irgendwann mal aus diesem haltlosen Herumstromern rauskommen wollen, müssen wir lernen, es beiseite zu legen, zumindest einen Teil davon. Wir müssen irgendwann mal Miete zahlen, Möbel kaufen, uns um einen gefüllten Kühlschrank kümmern. Du weißt, was ich in New York vorhabe, und du, buddy, bist mit von der Partie, weil wir alles zusammen machen wollen. Das ist unser Plan. Irgendwann fangen wir damit an und dann führen wir das Leben, von dem wir immer geträumt haben. Irgendwann werden wir sesshaft und alles wird anders und besser.

- Es gefällt mir so, wie es ist.

- Es gefällt mir auch, aber die Welt dreht sich weiter und irgendwann ist die Zeit gekommen, dem Pick-up und dem waschen und rasieren auf Tankstellentoiletten goodbye zu sagen.

- Ich mache keine Pläne, murmelt Rick.

- Das ist mein Part, sagt Mascot.

Endlich in Ruidoso wollen sie nicht mehr im Pick-up übernachten, denn endlich sind sie dort, wo sie hinwollten und sie kommen im familiären freundlichen Kreis eines Bed & Breakfast unter. Sie duschen, rasieren sich, ziehen sich die saubersten Klamotten an, die sie noch finden können und Rick überlegt, sich die Haare schneiden zu lassen.

Die Welt dreht sich weiter, hat Mascot gesagt und natürlich hat er recht damit und Rick spürt es an diesem Nachmittag am eigenen Leib, dass sich alles etwas verschoben hat. Er findet es Okay, in einem gemütlichen Zimmer mit Blick auf die Berge zu sitzen, über eine ordentliche Frisur nachzudenken und noch einiges mehr durch den Kopf gehen zu lassen. Seine Einstellungen werden sich nicht radikal ändern, aber das Rädchen in seinem Kopf ist ein Zähnchen weitergerattert, sein Blick auf die Dinge hat sich geändert.

Ganz heimlich spielt er mit dem Gedanken, sich bei seinem Onkel zu melden, um nach der Telefonnummer von Curtis zu fragen. Es wäre ein Heidenspaß, mitten in der Nacht oder am frühen Morgen seinen großen Bruder aus dem Bett zu klingeln, nur um kurz nachzuhören, wie es ihm ginge und was er in letzter Zeit so getrieben habe. Keinenfalls durfte Curtis auf die Idee kommen, eigene Fragen zu stellen – ein kurzer Anruf und Schluss. Er hat keinerlei Vorstellung davon, was aus Curtis geworden sein könnte und er diskutiert schließlich mit Mascot darüber, was er bei einem Typen wie Curtis erwarten könnte.
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- Wenn alles ganz Scheiße gelaufen ist, ist er ein arbeitsloser Akademiker oder so was. So ’n frustrierter Kerl, der irgendwann Amok läuft.

- Ob er geheiratet hat?

- Hatte er ’ne Ballkönigin an der Angel?

- Woher soll ich das wissen? Er hat nie eine mit nach Hause gebracht, aber das hätte er auch nicht gewagt. Ich kann ihn mir erwachsen gar nicht vorstellen.

- Was machen wir heute Abend?

- Wir gehen auf die Rolle.

Rick hat sich beim Rasieren geschnitten, die blutige Kerbe an seinem Kinn lässt ihm keine Ruhe, immer wieder geht er mit den Fingern dran. Der lange Schnitt an seiner Seite stört ihn dagegen kaum noch, er denkt nicht mal mehr an ihn.

Sie wollen auf die Rolle, aber vorher will Mascot noch etwas erledigen. Er hat noch immer keine Spur von seinen Eltern, will noch ein paar der Adressen abklappern, sie fahren mit dem Pick-up durch Ruidoso und bei der dritten Adresse erfahren sie von einer alten blinden Frau, die näheres wissen soll. Sie habe Mascots Leute gut gekannt, aber was aus ihnen geworden ist, könne nur die Frau selber ihnen sagen. Sie fahren zu ihrem Haus, Rick zieht sich stumm zurück, will nicht dabeistehen und stören.





Vor dem Haus sieht er zu, wie die Sonne untergeht, Fledermäuse fallen in Schwärmen in die hohen Baumkronen der alten Bäume, sammeln sich dort und hängen mit dem Kopf nach unten. Rick meint, ihr helles Zirpen hören zu können, aber vielleicht bildet er sich das auch nur ein, was er sich nicht einbildet, ist der staubgraue Wagen, der die Straße herunterkommt und hinter dem Pick-up am Seitenstreifen anhält. Die orange Sonne spiegelt sich in den Fensterscheiben und Rick kann nicht erkennen, wer hinter dem Steuer sitzt. Möglicherweise ist es nur einer der Nachbarn aus den Häusern nebenan und sein Auftauchen hat überhaupt nichts zu bedeuten. Rick steckt sich eine Zigarette an, tastet nach seinem verkrusteten Kinn und wartet darauf, dass endlich jemand aussteigt. Dann kann er wenigstens wieder ruhig atmen. Sein unverwandter prüfender Blick zu dem Wagen hinüber scheint den Fahrer am Aussteigen zu hindern; eine ganze Weile passiert gar nichts, dann aber, als Rick die Zigarette zur Hälfte runter hat, öffnet sich die Tür.
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Er reckt den Kopf etwas, lässt den Qualm durch die Nase raus und erkennt den Mann zunächst nicht, weil er in Zivil ist und er von ihm nicht erwartet hätte, ihn jemals ohne schwarze Klamotten und Priesterkragen zu sehen.

Das bunte Hemd und die halblange Hose grenzen an Gotteslästerung. Father McGuire tippt sich gut gelaunt an die Schläfe, grinst und bleibt vor Rick stehen. Er findet keinen Anfang und Rick will nicht fragen, was er hier will, denn einen Moment lang ist er unsicher, ob sein Onkel überhaupt wirklich vor ihm steht oder ob er sich nur wünscht, dass er da wäre.

Dieses Hemd, denkt er, so was kann man sich gar nicht ausdenken.

„Ist das Hemd echt?“

„Ich wollte inkognito bleiben, wenn ich nach Ruidoso komme, um dich zu suchen. Euer Pick-up ist so auffällig, dass ich nicht lange suchen musste. Wie geht’s euch beiden?“

„Kann nicht klagen.“

Rick nimmt den Stoff des Hemdes zwischen zwei Finger, ist dann endlich davon überzeugt, dass McGuire leibhaftig vor ihm steht.

„Ist irgendwas passiert?“

„Nein“, antwortet McGuire, „nicht wirklich.“

Sie setzen sich auf die Ladefläche, Rick schnickt die Kippe weg und ihr Gespräch kommt lange nicht in Gang, bis McGuire fragt, wo Mascot stecke.

„Er redet mit einer alten Frau, die seine Familie kennt und das kann dauern. Woher weißt du eigentlich, dass wir hier sind?“

„Du hast mir von dem Reservat erzählt.“

„Hab ich das?“

„Wär ich sonst hier?“

„Okay“, sagt Rick. Er überlegt, ob John McGuire Ärger wegen des Geldes bekommen hat und deshalb auf der Suche nach ihm war, aber wer Kriegsdienstverweigerern die Flucht nach Kanada ermöglicht, sollte solchen Schwierigkeiten gewachsen sein, denkt er sich.

„Ihr seid also am Ziel angekommen. Werdet ihr länger hier bleiben?“

„Ruidoso war nicht unser Ziel. Wir machen hier nur Zwischenstation und dann fahren wir wieder and die Ostküste. Da haben wir noch’n paar Dinge zu erledigen.“

„Es ist übrigens niemand bei mir aufgetaucht wegen des Geldscheins. Ich habe ihn noch immer in meinem Tresor liegen. Totes Kapital sozusagen. Aber wegen dieser Sache bin ich nicht hier.
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Rick will es nicht hören; es ist wieder die alte Leier und niemand soll ihm die Stimmung für den Abend mit Bier und Mädchen verderben, nicht mal sein frommer Onkel.

„Ich hab die Farm angezündet“, sagt er.

„Was hast du?“ fragt McGuire.

„Ich hab mich gerächt, wir sind hingefahren und dann haben wir Feuer gelegt. Es sah großartig aus. Hätte kaum mehr Spaß machen können, wenn noch jemand dort gewohnt hätte. Es tut mir nicht leid. Das Feuer hat ausgesehen wie ein kleiner Sonnenuntergang.“

Rick bildet den Lichtschein eines Sonnenuntergangs nach, wozu er nur die linke Hand hebt und senkt, die Finger bewegt.

John McGuire ist zunächst stumm und sein Gesichtsausdruck bleibt steinern, mit diesem Geständnis ist er überfordert und er will über die brennende Farm seiner Schwester nicht nachdenken müssen.

„Rick“, erwidert er seufzend, „lass uns nicht wieder wütend und enttäuscht auseinander gehen, ich bitte dich. Wir können normal miteinander umgehen und wir sollten über ein paar Dinge sprechen, die passiert sind. Es geht nur uns beide etwas an, ich werde weder den Rest der Familie einbeziehen noch das Gesetz. Glaubst du mir das, wenn ich es dir verspreche?“

„Spricht wohl nichts dagegen.“

„Machen wir einen Neuanfang?“



Die blinde alte Indianerin hat Ähnlichkeit mit einer trocknen Kartoffel, ihre runzelige Haut hat einen graubraunen Teint, ihr zahnloser Mund ist eingefallen, ihre versunkenen Augen scheinbar nicht mehr vorhanden unter buschigen weißen Augenbrauen. Ihr Platz ist am Fenster in einem Schaukelstuhl, auf ihrem Schoß liegen eine Decke und ein Apfel, den sie in ihren Händen dreht.

Mascot hockt neben dem Schaukelstuhl, dem Fenster den Rücken zugewandt und er wagt es nicht, sie in ihrem gedankenverlorenen Singsang zu unterbrechen. Ihre Enkelin ist nebenan in der Küche, sieht ab und zu herein und zieht sich wieder zurück. Sie hatte der Alten den Apfel gebracht, obwohl sie den kaum allein essen konnte, mit ihrem nackten Zahnfleisch würde sie nicht hineinbeißen können. Sanft schaukelt die Alte vor und zurück, will von Mascot hören, wie das Licht auf die Fetische unter der Decke fiele und er versucht, es ihr zu beschreiben.
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- Das Licht ist gelb und orange und staubig, die Fetische drehen sich langsam an den Drähten, ihre Schatten tanzen dunkel über die Wand. Es wird langsam schwächer, wie eine verlöschende Kerze. Diesen Vogelfetisch hab ich in einem Haus noch nie gesehen. Der gehört in die Scheune, um dort das Vieh zu beschützen.

- Wir haben schon lange kein Vieh mehr, was es zu schützen gilt. Die Hunde und die Katzen brauchen den Schutz nicht und meine Enkelin findet den Schmuck, wie sie ihn nennt, nur noch schön. Es geht viel verloren, nicht nur mein Augenlicht. Du bist auf der Suche nach deiner Vergangenheit und ich bin froh, wenn ich dir helfen kann.

Sie dreht den Apfel in ihren Händen, bohrt vorsichtig ihre Fingernägel in die glatte Haut, hinterlässt dort halbmondförmige Einkerbungen, aus denen der Saft hervortritt. Mascot weiß nicht, was er auf diese Feststellung sagen soll, bisher haben sie über Nebensächliches gesprochen, er weiß, dass sie seine Familie kannte und ihn vielleicht auch noch als kleine Rotznase in Erinnerung hat, aber alles, was für ihn zählt, ist die Gegenwart. Er braucht jemanden, der weiß, wo seine Leute sind, alles andere ist nur noch Zeitverschwendung, wo sie endlich in Ruidoso sind, am Ziel.

Ungeduld gehört nicht zu seinen negativen Eigenschaften. Als die alte Frau ihn bittet, den Apfel für sie zu schälen und zu teilen, tut er das bereitwillig. Das kleine Obstmesser aus der Schale, die neben dem Schaukelstuhl auf dem Tisch steht, liegt gut in der Hand und er schält den Apfel sehr vorsichtig. Er viertelt ihn und die alte Frau sagt:

- Dein Vetter ist seit zwei Jahren wieder im Reservat und verkauft Andenken an Touristen, um über die Runden zu kommen. Er hat nicht viel Ehrgeiz, aber er ist ein guter Junge, das ist er wirklich. Er wird dir helfen, wenn du ihn um Hilfe bittest.

- Ich muss wissen, wo sie sind und ob es ihnen gut geht, ich will sie wieder sehen. Wenn es irgendwie geht. Ich weiß nicht, wie ich die Jahre ohne sie ausgekommen bin, ich war die ganze Zeit zu sehr mit mir selbst beschäftigt, denke ich. Es geht nicht darum, die verlorene Zeit zurückzuholen, ich muss nur wissen, was los ist.

- Tommy wird dir zur Seite stehen, wenn es sein muss, aber ich möchte jetzt noch von dir hören, wie es dir ergangen ist und warum sich dein Freund so schnell verabschiedet hat.
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Ich hoffe, er hat sich nicht gefürchtet vor der Ladung Indianerplunder.



Mascot verlässt das Haus, in der Jackentasche einen kleinen Lederbeutel gefüllt mit Kräutern und anderen Dingen, die die Geister fernhalten sollen. Er glaubt noch immer mit ganzem Herzen an diese Dinge, an die Geschichten und Geisterwesen, an die Bruderschaft mit Wolf und Bär und an das Erbe seiner Vorfahren, obwohl er so lange außerhalb der Gemeinschaft gelebt hat. Er hofft, dass er das nie verlieren wird, egal, was im Reservat bei Tommy passiert wird.

Rick sitzt missmutig auf dem Pick-up und reagiert nicht, als Mascot sich zu ihm setzt. Sie hocken dort schweigend, bis die Sonne fast untergegangen ist und scheinbar haben sie plötzlich nicht mehr vor, den Abend mit Bier und Mädchen zu verbringen.

- Was ist los? Ist was passiert?

- Wenn wir noch was trinken wollen, ziehen wir jetzt los, oder?

- Von mir aus. Ich hatte nicht vor, früh schlafen zu gehen, es sei denn, es liegt jemand anderes neben mir als deine bleichen Knochen.

- Wenn ich nichts anleier für dich, beißt doch bei dir keine an.

- Wir können ja drum wetten, buddy, wer von uns als erstes eine chicka abschleppt.

- Das wetten steht auf meiner Fahne, nicht auf deiner, sagt Rick hoheitsvoll.

Sie wetten diesmal um gar nichts, nur so zum Spaß und eine zeitlang steht es unentschieden zwischen den beiden, denn erst finden sie keine einzige interessierte chicka, dann haben sie zwei Schwestern an ihrem Tisch sitzen, die wie Löcher saufen, giggeln und trotz allem nicht den Eindruck machen, als würden sie sich abschleppen lassen. Rick trinkt zu viel und zu schnell an diesem Abend und in dieser Nacht und er kann sich weder für eine der Schwestern entscheiden, noch kann er sich ihre Namen merken. Sie haben alle vier nicht viel zu bereden, steigen auf Tequila um und als die chickas auf Toilette verschwinden, steckt Rick sich eine Zitronenscheibe in den Mund und ruft:

- Mein Onkel ist uns gefolgt, er ist in unserer Unterkunft abgestiegen, nachdem wir uns unterhalten haben. Er meint, wir sollten miteinander auskommen und zusammenhalten und so weiter bla bla bla.

- Wir können Jackie noch immer hochgehen lassen.

- Jackie ist erledigt.
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- McGuire ist ein Sturkopf, was?

- Und er scheint sonst nichts zu tun zu haben. Hat seine Kirche abgeschlossen und steht im Hawaiihemd vor mir und will wissen, wie’s geht. Wenn das kein Grund zu saufen ist.

- Da kommen A-Hörnchen und B-Hörnchen, sagt Mascot und Rick verschluckt sich an seinem Tequila, ihm treten die Tränen in die Augen und er kann noch verhindern, dass ihm der Alkohol zur Nase wieder rauskommt, aber mehr auch nicht. Sein A-Hörnchen glaubt, er sei betrunken und sentimental geworden und kriecht eng an ihn heran, um ihn zu trösten.

Ihre Wette endet unentschieden, denn als die Bar schließt und sie in die Nacht entlässt, haken sich A- und B-Hörnchen unter und gehen einfach davon, glücklich darüber, eine kurze Nacht lang umsonst gesoffen zu haben.

- Wie spät ist es?

- Ich kann nichts sehen auf der Uhr. Bist du müde?

- Nee, und du?

- Ich war scharf auf B-Hörnchen.

Sie gehen nicht in ihre Unterkunft zurück, weil ihnen noch nicht nach schlafen ist, mit einer zusammengedrückten Coladose, die sie zwischen sich hin und herkicken, vertreiben sie sich die Zeit, bis ihnen etwas anderes einfällt, was sie tun können. Sie knacken keinen Wagen, weil sie noch die Sache mit dem Oldtimer im Hinterkopf haben, außerdem finden sie in den nächtlichen Straßen keinen einzigen Untersatz, der ihnen zugesagt hätte.

Mascot stupst Rick in die heile Seite und sagt:

- Weißt du, worauf ich Lust habe?

- Klar, du hast es mir vorhin selbst gesagt.

- Nee, das war vorhin. Da hinten, unter der Plastikpalme. Siehst du, was ich sehe?

Sowohl die große Plastikpalme als auch das Motorrad sind unter dem Schein der Straßenbeleuchtung deutlich zu sehen, Rick bekommt glänzende Augen und schon sieht er sich auf der Maschine durch die Gegend fahren, in seiner Vorstellung seltsamerweise allein und auch nicht in den Bergen von Ruidoso, er würde die Westküste bevorzugen, bis hinauf an die Grenze nach Kanada.

- Was machen wir?

- Da fragst du noch? Du schließt die Maschine kurz und wir lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen. Wir spielen ein wenig Easy Rider, komm schon, das wird klasse.

- Ich weiß nicht.

Mascot sticht mit dem ausgestreckten Finger in Richtung Ricks Auge, sie tauschen ein paar Schläge aus, ringen miteinander, bis sie außer Atem sind und Rick so tut, als müsse er sich überreden lassen.
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Darüber kann Mascot nur grinsen.

- Ich seh’s doch an deinem Gesicht, was du denkst, mach mir nichts vor, buddy. Soll ich das übernehmen?

- Das wirst du vollkommen versauen.

- Dann komm endlich in die Hufe, Scheiße noch mal.

Das Motorrad reizt ihn bis ins letzte, auch ohne der Vorstellung in seinem Kopf, allein bis nach Kanada zu brausen, und er findet keinen einzigen gewichtigen Grund, der ihn daran hindern sollte, die Suzuki für eine kleine Spritztour auszuleihen. Sie werden ein wenig Sprit verheizen, aus dem Motor das letzte herauskitzeln und wer kann da etwas gegen haben. Zum fahren sind Suzukis da. Sie werden es sich ausleihen und unbeschadet irgendwo stehen lassen. In den allermeisten Fällen ist es bisher so gelaufen, wenn auch nicht immer.

- Ich hab keine Ahnung, was die Maschine Spitze macht.

- Ich auch nicht.

- Wir testen es aus.

- Okay.

- Bist du noch klar genug in der Birne?

- Zum Schmiere stehen? Jederzeit.

Rick lässt die Suzuki fast umkippen, als er sie vom Ständer schiebt, dreht sich gackernd vor Lachen zu Mascot um und lässt den Motor aufheulen. Sie kichern immer noch, als hinter der Haustür das Licht angeht, untrügliches Zeichen dafür, dass sie zu laut und zu betrunken und zu unvorsichtig sind.

Rick springt auf, knattert auf Mascot zu und tut so, als wolle er ihn über den Haufen fahren, aus Rache für den Stich ins Auge. Er gibt Gas, bremst und die Suzuki bricht hinten aus, das ist das letzte, was der Eigentümer von seinem Motorrad sieht; zwei undeutliche Gestalten und seine heulende Suzuki, die über die Straße schleudert, sich wieder fängt und anhält, um den wartenden Mann aufsteigen zu lassen. Das laute triumphierende Johlen ist in der ganzen Straße zu hören, vermischt mit dem Knattern des Motors und da nützt es überhaupt nichts, aus dem Haus heraus auf die Straße zu laufen, nur in Pyjama und mit nichts an den Füßen, die Arme wedelnd und nach der Polizei rufend. Die Plastikpalme in seinem Vorgarten steht noch da, bewegt sich selbst bei starkem Wind nicht, weil er die einbetoniert hat und sie scheint die Suzuki nicht zu vermissen.
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- Japanisch, brüllt Mascot, beide Hände auf Ricks Schultern.

- Nicht schlecht.

- Der Sound gefällt mir nicht.

- Liegt aber gut auf der Straße.

- Nichts gegen ’ne Harley.

Darüber gibt’s nichts zu diskutieren, aber das wollen sie auch gar nicht; die Geschwindigkeit, die Nacht und die Straße sind genug für dem Moment. Der Fahrtwind ist so kalt, dass Ricks Backenzähne zu schmerzen beginnen, aber er kann nicht aufhören in die Nacht hinauszukrakeelen und den Eselsschrei hören zu lassen.

Sie fahren weit hinaus aus Ruidoso, dass sie den Rest des frühen Morgens damit vergeuden, per Anhalter zurückzufahren. Irgendwann war das Benzin alle und sie haben die ausgepowerte Suzuki aus dem Land des Lächelns einfach in den Straßengraben fallen lassen.

Ein gutgläubiger Vertreter für mobile Bewässerungsanlagen nimmt sie in seinem Wagen mit, zu einem munteren Plausch aufgelegt, womit er den beiden so auf die Nerven geht, dass Rick und Mascot sich nur aus den Augenwinkeln ansehen und zum Angriff übergehen. Sie kommen von der Straße ab, als Rick dem dummen Mann von hinten auf den Kopf schlägt, nur mit der flachen Hand, weil das schon vollkommen ausreicht. Der Vertreter beginnt das kreischen, kurbelt am Lenkrad herum und bemüht gleichzeitig das Gas und Bremse, worauf Mascot ins Lenkrad greift und nach seinen Unterschenkeln tritt. Es hilft nichts, sie rumpeln über trockenes Gras und landen in einem Stacheldrahtzaun, Nase voraus. Wühlmäuse haben den Boden durchlöchert, das merken sie, als sie aus dem Wagen springen und sich davonmachen, sie lassen den hysterischen Vertreter allein im Wagen sitzen. Bis zu den Knöcheln versinken sie in tiefer trockner Erde und im toten Gras, marschieren davon und beschweren sich darüber, dass es manche Typen einfach nicht schaffen, für fünf Minuten das Maul zu halten, nur für gottverdammte fünf Minuten.

Hinter ihnen kommt der Wagen nicht mehr aus dem Graben raus, die blaue Abgaswolke aus dem Auspuff vernebelt den gesamten Wagen, Staub und Erde fliegen von den durchdrehenden Hinterreifen auf die Fahrbahn. Mascot und Rick bleiben stehen, beobachten das Schauspiel aus sicherer Entfernung, gähnend und missmutig.
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Sie haben den harmlosen Vertreter so in Panik versetzt, dass er nicht mehr klar denken kann; sein Fuß nagelt das Gaspedal fest und auch, als die Abgase ihn fast ohnmächtig werden lassen, ist er noch in der Hoffnung, mit dieser Aktion aus der Wiese herauszukommen.

- Ach du dicke Scheiße, sagt Rick lachend.

Der Qualm kommt nicht nur von den Abgasen, mittlerweile ist irgendetwas unter dem Wagen so heißgelaufen, dass das dürre Gras erst zu glimmen und dann, beim nächsten Windstoss, dankbar zu brennen beginnt. Auch ein Strohfeuer ist ein Feuer und die Wiese steht schnell in Flammen, aber der Vertreter macht keine Anstalten, sich in Sicherheit zu bringen. Endlich nimmt er den Fuß vom Gas, stützt den Kopf in die Hände und sitzt in seinem Wagen mit offenen Türen inmitten einer brennenden Wiese.

- Wir sollten machen, dass wir wegkommen.

Sie warten so lange, bis sie sehen, wie der Mann im letzten Moment aus seinem Wagen springt, sich schon heiße Socken holt und dann mit hängenden Schultern dasteht und nur zusieht, wie die Flammen erst auf die Autoreifen übergreifen und dann den Lack hochlecken. Der erste Reifen platzt und der Wagen geht in die Knie, als habe ihn jemand angeschossen.

Mascot zieht Rick am Ärmel mit sich und sie traben davon, bevor der Vertreter ohne Wagen auf die Idee kommt, sich an ihnen zu rächen, denn schließlich sind sie nicht unschuldig an dem Unfall. Sicherheitshalber nehmen sie den Weg querfeldein, Mascot behauptet, sich auszukennen und Stunden später erreichen sie die ersten Häuser von Ruidoso. Das Frühstück haben sie sich wirklich verdient, aber sie können es nicht wirklich genießen, denn ständig sehen sie über die Schultern, ob der Vertreter auftaucht – in uniformierter Begleitung.

- John wird denken, wir hätten die Kurve gekratzt.

Rick stochert in dem weichen Rührei herum, versucht daran Gefallen zu finden, aber obwohl sein Magen nach der durchgemachten Nacht wie verrückt knurrt, würde er alles am liebsten zurück auf den Teller spucken, was er schon im Mund hat. Ihm wird schlecht, wenn er sieht, wie Mascot sich eine zweite Portion reinhaut.

- Wir waren bloß eine Nacht unterwegs, meinst du, deshalb wird er dich vermisst haben? Dein Onkel ist ein netter Kerl, aber wenn er sich jedes Mal Sorgen machen sollte, sobald er dich aus den Augen verliert, hätte er verflucht viel zu tun, meinst du nicht?

- Wir haben ausgemacht, einen neuen Anfang zu machen, über alles zu sprechen und ich glaube, ich hab unsere Verabredung vergessen.
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- Ich halte dich nicht auf.

- Wir wollten ins Reservat durchfahren.

- Zur Not kann ich das auch alleine.

- Nein, sagt Rick, kommt nicht in Frage.

Wenn er an seinen Klamotten riecht, hat er noch immer das brennende Gummi in der Nase und dann taucht das flimmernde Bild des brennenden Wagens und der brennenden Farm wieder auf und alles vermischt sich in Triumph und Hilflosigkeit.

Vielleicht hat er deshalb keinen Appetit.



Sie erfahren an diesem Tag nicht, dass einer der Männer, mit denen Jackie sich geschäftlich eingelassen hat, auf John McGuires Fährte gekommen ist; Elias ist der Mann, der sich der Häme der anderen ausgeliefert hat, weil er nicht in der Lage gewesen war, den grünen Jungen aufzuhalten, der das Geld aus dem Schließfach geholt hatte. Noch immer hörte er sich dumme Sprüche deswegen an und es trägt nicht dazu bei, seine Laune zu heben.

Mittlerweile ist er auf eigener Rechnung unterwegs, interessiert es ihn nicht mehr, das Geld in die Finger zu bekommen, er will nur noch diesen kleinen Bastard erwischen. Er ist ein kleines Licht in der Organisation und da er von dem Kuchen keinen Krümel sehen wird, ist ihm alles drum herum vollkommen gleichgültig. Jetzt ist er unterwegs, seine persönliche Rache auszuüben, damit die anderen endlich mit den ärgerlichen Lästereien aufhören. Er braucht das für sein seelisches Gleichgewicht.



John McGuire ahnt nicht, dass er einen Schatten hat und er macht sich auch keine Gedanken darüber, wo Rick stecken könnte, statt dessen geht er gut essen, sieht sich die Stadt an und schläft zufrieden wie ein Baby. Er ist davon überzeugt, dass sich stets alles zum besten wenden wird, wenn man sich Mühe gibt und bei der Stange bleibt, er hat eine neurotisch positive Einstellung dem Leben und dem Rest gegenüber. Der Priester hat trotz seiner Aktionen zivilen Ungehorsams nicht die geringste Ahnung, wie er Verfolger erkennen und dann auch abhängen könnte und vielleicht ist es unter diesen Vorgaben besser, dass er vollkommen ahnungslos ist.
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Am Morgen erfährt er, dass Rick und Mascot am frühen Abend das Zimmer verlassen und noch nicht zurückgekommen seien, das lässt ihn nur einen kurzen Augenblick darüber nachdenken, wo sie sein könnten. Mit Mädchen unterwegs, denkt er, in ihrem Alter haben sie kräftig einen drauf gemacht.

Er blättert durch die Tageszeitung, findet dort nur einen mäßig interessanten Artikel über die erfolgreiche Rennsaison und die Galopper, die dort Summen eingelaufen haben, von denen manche nur träumen können, und dann fällt sein Blick auf einen Artikel, der zwischen zwei Werbeanzeigen eingequetscht ist und auf der Seite fast untergeht. Bereits in der einzeiligen Überschrift sind zwei dicke grammatische Fehler, aber das ist es nicht, was seine Aufmerksamkeit fesselt.

Es ist die kurze pragmatische Meldung eines Bombenanschlages in Belfast, Nordirland. In einer Kaserne starben bei der Explosion eines Sprengsatzes neun britische Soldaten, drei schwebten noch in Lebensgefahr. Der Anschlag ginge auf das Konto der Irish-katholischen Terrorgruppe IRA und seit Beginn des Jahres habe sich die Zahl der Toten somit auf zweiundzwanzig erhöht.

Zweiundzwanzig, denkt Father McGuire.

Wie immer bei solchen Meldungen versucht er sich zweiundzwanzig Menschen vorzustellen, die er kennt und mit denen er in Freundschaft verbunden ist und was ihm fehlen würde, wären diese Menschen plötzlich nicht mehr da.

Er möchte in Belfast kein Kirchenamt bekleiden, selbst mit seiner gesunden Zuversicht nicht. Seine und Ricks Wurzeln liegen in Irland, aber er fühlt kein Heimweh nach der Insel; er möchte Rick fragen, wie es ihm dabei geht.

Nach dem Frühstück macht er einen Spaziergang und trifft Rick wenige Schritte vor dem Bed & Breakfast. Der Junge sieht halb tot aus, wie man wohl aussieht nach einer durchgemachten Nacht und er zeigt sich nicht sonderlich gesprächig. Er steckt sich eine neue Zigarette an der Glut der alten an und auf McGuires Anfrage, ob irgendetwas nicht stimme, sagt er nur, wenn er schon nicht die Scheiß Eier essen konnte, müssten die Zigaretten reichen. Rick hat sich die Schuhe ausgezogen und sie sich um den Hals gehängt, seine Socken sind durchgelaufen und fast scheint es so, als habe er nur noch den ausgeleierten Rand mit Gummizug um den Knöcheln.
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„Was habt ihr getrieben?“

„Nichts besonderes“, murmelt Rick, zu sehr damit beschäftigt, sich die müden Augen zu reiben, während ihm die Zigarette zwischen den Fingern glimmt und ihm Asche ins Haar fällt, „wir haben uns besoffen und dann ein Auto in Brand gesteckt.“

„Du solltest dich ein paar Stunden hinlegen.“

„Ja“, sagt Rick, „später. Wir haben noch was vor.“



Ihr Ziel, das Reservat, liegt weit außerhalb von Ruidoso, wird durch die 70 in zwei Teile zerschnitten und zunächst versuchen sie ihr Glück am Sierra Blanca, Mascot sitzt hinter dem Steuer, summt unbestimmt vor sich hin, um seine Nervosität zu überspielen. Der viertausender überragt das hügelige Gelände wie ein Monument der Ewigkeit, von dem Rick kaum den Blick abwenden kann. Ihre Müdigkeit ist überwunden und sie denken nur noch darüber nach, was sie erwartet und ob sie endlich erfolgreich sein werden.

- Wenn wir der Straße hier folgen, sagt Mascot, kommen wir bis nach White Sands und nach Trinity State.

- Was ist da?

- Da haben sie die erste Atombombe gezündet.

- Kann man sich das ansehen?

- Ich glaube nicht, dass sie da einen Freizeitpark eröffnet haben, buddy.

Die Grenzen des Reservats sind in der Landschaft nicht erkennbar, es führen keine befestigten Straßen hinein oder heraus, irgendwann biegt Mascot einfach von der 70 rechts ab und folgt einer trocknen Schneise zwischen alten Bäumen und Sträuchern hindurch. Der alte Pick-up hätte spätestens auf diese Strecke den Auspuff verloren. Kein einziges Schild weist auf das Reservat hin, aber sie sind offensichtlich auf dem richtigen Weg, denn schon tauchen ein paar kleine Häuser und Hütten auf und an einem der ersten Gebäude hängt ein Schild, auf dem für Andenken und Schmuck geworben wird.

Bei dem Krach des auspufflosen Motors kommen bereits die ersten Kinder angelaufen, kleine drecküberzogene Rotznasen, die vorsichtig Abstand halten und neugierig warten, wer da angekommen ist. Sie wissen sehr genau, wie Touristenautos aussehen und wo etwas für sie abfallen könnte.

Aus dem Andenkenladen, dessen Tür offen steht, ist Radiomusik zu hören, aber es lässt sich niemand blicken.
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Mascot stellt den Motor ab, sieht zu den wartenden Kindern hinüber und überlegt einen Moment lang, was er tun soll.

- Du wirst doch so kurz vor dem Ziel jetzt nicht kneifen wollen.

- Ich bin nicht kurz vor dem Ziel, das hier ist erst der Anfang. Man muss sich Gedanken darüber machen, wie man es anfängt, sonst geht es schief. Ich bin mir seit unserer Suche nicht mehr sicher, ob die alten Götter noch auf meiner Seite sind. Was hat es für einen Sinn, meine Leute finden zu wollen? Vielleicht sollten wir wieder umdrehen und nach New York fahren.

- Willst du meine Meinung dazu hören?

- Ich weiß schon, was jetzt kommt.

- Pack deinen Arsch da rein und bring’s endlich zu Ende.

Sie grinsen sich an und natürlich wäre es einfach nur schwachsinnig, jetzt noch umzudrehen und nicht mit Vetter Tommy zu sprechen, und so macht sich Mascot auf den Weg, obwohl er noch immer mit sich hadert.

Rick bleibt im Pick-up sitzen, winkt zu den Kindern hinüber, die sich noch immer nicht einig sind, ob aus diesem Schrottwagen etwas für sie abfällt. Er möchte für Mascot, dass alles glücklich ausgeht, dass seine Eltern in einer der Hütten leben und sie ihn in die Arme schließen werden. Richtige Eltern würden ihren Sohn auch nach so vielen Jahren wieder erkennen.

Rick schließt die Augen und legt den Kopf zurück, lauscht den fremden Geräuschen des Reservates, die sich ganz anders anhören als die der Kleinstädte.

In der Nacht, in der er seinen ersten Wagen geknackt hat, regnet es wie aus Kübeln und später erzählt er den anderen, dass es nur so schnell und perfekt gelaufen sei, weil er nicht noch nasser werden wollte. Er ist mit dem Dodge kreuz und quer durch Indianapolis gefahren, glücklich grinsend, obwohl er es in dem Augenblick mit niemandem teilen konnte, und als er zurück bei seinen buddys ist, kann er sich nicht ausdrücken, es fehlen ihm die Worte. Den Dodge hat er auf einem Parkplatz abgestellt, ohne Schramme und ohne Beulen, wo ihn die Bullen schnell finden und dem Besitzer zurückbringen können.

Hollis will wissen, ob er irgendwas brauchbares gefunden habe und er verneint, sagt nicht, dass er vergessen hat, auch nur in das Handschuhfach zu sehen.
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Ihr kleiner Geheimbund benötigt kein Aufnahmeritual, aber nachdem Rick endlich allein ein Auto geklaut hat, fühlt er sich den anderen gegenüber ebenbürtig, wenn man von Jake absieht, der ihnen ständig hinterherläuft.

Sie leben entweder auf der Straße oder werden aufgegriffen und kommen bei den Batemans unter, aber wo sie auch sind, sie halten zusammen. Unter ihnen gibt es keine Prügeleien und keine Diebstähle und nichts von dem üblichen Unsinn ihrer Altergenossen. Das hätte die Batemans irgendwann misstrauisch werden lassen, wenn sie Zeit gehabt hätten, sich um jeden einzelnen zu kümmern; aber bevor ihnen etwas auffallen kann, sind die Jungs verschwunden, auf dem Weg in die eigene Zukunft. Der himmelblaue Dodge ist immer in seinem Hinterkopf, das Gefühl, das er mit ihm verbindet, ist stärker als die Erinnerung an sein erstes Mädchen und das ist für ihn so normal, dass er sich keine ernsten Gedanken darüber macht.

Mit den Jahren wird er schneller und geschickter bei fast allen Fabrikaten und Baujahren, es gibt nur wenige Wagen, von denen er die Finger lässt.

„Irgendwann“, sagt er eines Abends, als sie zusammensitzen und Bier trinken, „werden wir es echt verdammt schwer haben mit der Autoknackerei. Sie werden Alarmanlagen und Firlefanz einbauen, um die Wagen sicherer zu machen, aber so, wie’s aussieht, werden die Zeiten sowieso schlechter. Stellt euch vor, wir müssten den Sprit für die Karren selbst bezahlen, das wär der reine Horror.“

Ihr Leben scheint vollkommen perfekt zu laufen, genauso, wie sie es sich wünschen, aber sie sind nur blind für den wahren Horror in ihrem Leben und vielleicht ist das gut so. Diese partielle Blindheit lässt sie überleben, denn sie fühlen sich unverwundbar, wenn sie nachts unterwegs sind, Wagen stehlen und das Geld für Dinge ausgeben, die sie nicht brauchen. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass sie von anderen kleinen Gangstern umgebracht werden könnten, das mochte anderen passieren, aber nicht ihnen, niemals ihnen. Sie geben aufeinander acht, sie sind füreinander da, aber das konnte dem armen kleinen Jake nicht mehr helfen und nach seinem Unfall grübeln sie darüber nach, wie es sein konnte, dass es einen von ihnen erwischt hat. Hollis kommt irgendwann auf die einleuchtende Lösung, die sie alle drei wieder ruhig schlafen lässt; Jake war nicht wirklich einer von ihnen gewesen.
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Mascot kommt auf die Idee, sich tätowieren zu lassen, mit irgendeinem ausgefallenem Motiv und das erste, was Rick dazu äußert, ist: „Ein Bild meiner Mutter mit einer Schusswunde zwischen den Augen.“

Indianapolis ist ihnen längst zu klein geworden und bei einer Flasche Wein und einer Tüte Dope, die sie in einem Abrisshaus teilen, kommt die Frage auf, wo sie als nächstes hingehen sollen, raus aus Indiana, vielleicht nach Westen.

- Das Wetter ist immer gut, niemand hat schlechte Laune und allen wächst das Geld wie Gras aus den Taschen.

- Wer hat dir das denn erzählt? Ich glaube, dass damals die ganzen Einwanderer, die genug Grips hatten, an der Ostküste geblieben sind. Und die ganzen dummen Verlierer haben ihre Viehwagen gepackt und sind durch das Land gezogen, bis sie an der Westküste nicht mehr weiter konnten. So ist das gelaufen und die Nachfahren dieser ganzen Idioten hocken noch immer dort.

- Und wer hat dir diesen bullshit erzählt?

Hollis ist schließlich derjenige, der sagt, dass er irgendwann mal den Broadway sehen möchte, mit den Lichtern und den Tanzshows, er will dort mal rauf- und runterspazieren, mit so viel Geld in der Tasche, dass er sich keine Gedanken machen muss, wo er essen gehen und welche Shows er sich danach ansehen will. Die schönsten Tänzerinnen kann man auf dem Broadway aufreißen, als wenn das nicht jeder wüsste und deshalb will Hollis den Broadway sehen. Rick ist es ziemlich egal, wo sie hingehen, wenn es nur weit genug von Indiana weg ist und Mascot meint, wenn man in einer Stadt viel Geld machen kann, dann in New York, besonders, wenn man wie sie etwas eingeschränkt in Ausbildung und Arbeitserfahrung ist. In New York City kann jeder untertauchen, jeder wird geschluckt.

Wir kommen nach New York, denkt Rick mit geschlossenen Augen, sobald wir das hier hinter uns haben. Hoffentlich haben wir seine Sippe nicht um ein paar Tage verpasst, dass die ganze Chose wieder von vorn beginnt. Ich bete, dass sie hier sind. Dann erfahre ich vielleicht endlich seinen richtigen Namen, auch, wenn ich ihn nicht aussprechen kann.





Die Kinder kommen immer näher an den Pick-up heran, bis sie einen engen Halbkreis gebildet haben und dort stehen sie einfach nur da.
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Eines der Mädchen trägt einen viel zu großen Petticoat, den sie sich bis unter die Achseln gezogen hat und aus dem zwei schmutzige Füße herausschauen. Rick hebt den müden Kopf, sein Blick fällt auf diesen langen Petticoat, er wünscht, das Mädchen würde für ihn tanzen und den Rock schwingen lassen, nur für ihn. Obwohl er sich dagegen wehrt, schläft er auf dem Beifahrersitz ein, taucht in die alten Zeiten in Indianapolis ein, vermischt mit dem Bemühen, die Augen offen zu halten.

Eines der Kinder fängt das Sonnenlicht ein und blendet ihn mit einem kleinen Taschenspiegel, aber da ist sein Kopf schon zur Seite gerutscht und er ist eingeschlafen.

Der Wolf folgt ihm, aber er fühlt sich nicht verfolgt. Er ist einfach nur immer in seiner Nähe, wartet geduldig darauf angesprochen zu werden, taucht an Hausecken und hinter Lastwagen auf, verschwindet wieder wie ein Nebelhauch. Rick hat eine fremde Stimme in seinem Kopf, es sind seine Gedanken, aber sie klingen anders als sonst und darüber will er weiter nachdenken, wenn man ihn denn lassen würde. Der Wolf lässt ihn nicht, er kommt heran, ein graues schmales Gesicht mit dunklen Augen, aufrechten Ohren und pelzigem Nacken, kommt auf ihn zugeschossen, springt ihn an. Aus diesem Traum zuckt er hoch, findet sich im Pick-up wieder, schwitzend und mit steifem Nacken. Er will Mascot erzählen, dass er von dem Wolf geträumt hat, aber als er das Gesicht seines Freundes sieht, der aus dem Andenkenladen herauskommt, vergisst er seinen Traum.

Vetter Tommy ist groß und dick, ein Mondgesicht schaut aus dem Rand eines billigen Sweaters heraus, kein Hals dazwischen. Er macht einen netten Eindruck, klopft Mascot auf die Schulter und begleitet ihn bis zum Pick-up, wo er einen neugierigen Blick auf Rick wirft. Rick blinzelt zurück, hebt zögernd die Hand. Durch das geschlossene Fenster hindurch hört er nur gedämpft das kurze Gespräch und er wartet, bis Mascot einsteigt und ihn anspricht.

- Wir bleiben hier, sagt Mascot.

Er fährt den Wagen hinter den Laden, schaltet den Motor aus. Rick wagt vorsichtig zu fragen, was jetzt los sei und er bekommt zur Antwort, dass sie ein paar Tage bleiben werden und er werde später alles erzählen.

- Wo kommen wir unter?

- Tommy hat ein großes Haus.
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- Stellst du ihn mir noch richtig vor?

- Heute abend. Ich muss noch was erledigen.

Rick macht ein fragendes Geräusch ohne deutlich zu werden.

- Ich muss das allein tun, buddy.

- Was soll ich in Zwischenzeit machen, mich skalpieren lassen?

- Aber wenn, dann diesmal richtig.

Sie steigen aus, lassen den Pick-up stehen, trennen sich, wobei Mascot Richtung Berge verschwindet und Rick verdrossen durch die Siedlung des Reservates stampft. Er kann nicht sagen, was er eigentlich erwartet hat, möglicherweise hat er zu viele Western als Kind gesehen.

Das Kino seiner kurzen Kindheit in Mt. Vernon war das King’s Club gewesen, eine alte gemütliche Bude in Evansville, deren Betreiber an jedem Freitag und Samstag schwarz-weiß Westernschinken zeigte, immer pünktlich um drei Uhr nachmittags. Eine Zeitlang hatte das Kino Rick magisch angezogen, an diesen Nachmittagen war er klammheimlich von der Farm verschwunden und ließ sich per Anhalter nach Evansville mitnehmen. Es kümmerte ihn nicht, dass er danach Ärger bekam, eigentlich hatte er immer Ärger und allein der Anlass machte keinen Unterschied. Das Geld für die Kinobesuche organisierte er irgendwie, meist konnte er sich sogar noch das Popcorn dazu leisten und dann entschwand er für fast zwei Stunden in einer anderen Welt, in der es zwar nicht gerechter und ehrlicher zuging, aber wo wenigstens das Gute am Ende immer siegte. Wenn er wieder zu Hause war, siegten seine Eltern in jeder Beziehung und die standen seiner Einschätzung nach nur bedingt auf der guten Seite. Er selbst schwebte im Nirgendwo und so fühlt er sich auch in dem Moment, als er durch das Reservat läuft; von allen misstrauisch beobachtet und fehl am Platz wie ein Pinguin unter Strandläufern.

Was hat er zu erledigen, dass ich nicht dabei sein darf? Geht er seine Eltern besuchen, die hier irgendwo leben? Aber ich hab sein Gesicht gesehen und Scheiße – ich glaube, seine Alten liegen beide zwei Meter unter der Grasnarbe.

Er raucht, schlendert an den einfachen Hütten und Häusern vorbei, ist es schließlich leid und hockt sich an den Straßenrand, direkt an der Ecke des Andenkenladens. In der Nähe des Pick-ups fühlt er sich wohler, ganz mit dem Hintergedanken, dass Mascot ihm den Gefallen tun könnte und schnell wieder verschwinden möchte.
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Vetter Tommy ist mit Mascot verschwunden, aber trotzdem ist der Laden geöffnet und das Radio dudelt auch noch immer, was Rick schließlich dazu bringt, mal hineinzugehen und sich umzusehen. Er ist enttäuscht.

Der Laden scheint von der Coca Cola Company gesponsert zu sein und er findet nur wenig indianischen Flair, selbst die Masken, Mokkasins und der Silberschmuck sehen aus wie von Woolworth, vor allen, weil Rick sich nicht sicher ist, ob die Mescaleros überhaupt Masken und Schmuck herstellen. Die Ketten und Ringe konnten Navajoschmuck sein, der hier an gutgläubige Touristen verhökert wird, die keine Ahnung haben, was sie da kaufen, aber Hauptsache, es ist indianisch. Die roten Reklametafeln mit der weißen geschwungenen Schrift hängen an jeder freien Wand, in der Ecke steht ein summender Kühlschrank mit Getränken. Rick nimmt sich eine Flasche, knackt den Kronkorken ab, aber von der eiskalten Coke auf nüchternem Magen bekommt er Krämpfe und lässt die Flasche auf der Theke stehen. Er probiert wahllos Cowboyhüte aus, die sein Gesicht verfinstern und er missmutig in den Spiegel starrt. Der Drehspiegel mit Fuß ist nicht groß, aber er ist so ausgerichtet, dass er die offene Eingangstür hinter sich sehen kann; hinter seinem Rücken kommen zwei Frauen herein, die Landkarten, Postkarten und Kameras in den Händen halten. Bei seiner kurzen Wanderung durch das Reservat hatte er kein einziges Touristenauto gesehen (er hatte überhaupt kein Auto entdeckt) und er kann sich gut vorstellen, dass diese beiden Hippen geradewegs vom Himmel gefallen sind.

Außerirdische, die die perfekte Verkleidung gefunden haben, um nirgends aufzufallen.

„Guten Tag“, sagt die eine freundlich, „könnten sie uns ein paar der Sachen zeigen?“

Rick dreht sich herum, noch immer den Cowboyhut auf dem Kopf, der sein helles Haar verdeckt, der aber nicht gerade Einfluss auf sein anglo-amerikanisches Gesicht hat und er fragt sich, ob die beiden Weiber ihn verarschen wollen.

„Wollen sie was kaufen?“

Die Dicke kommt näher und tut vertrauensselig, unbeeindruckt von der Tatsache, dass hier in diesem Laden die indianische Seele vergewaltigt wird und Rick neigt etwas den Kopf, um ihr genau zuzuhören.

„Wir suchen etwas ganz bestimmtes, wissen sie, wir haben ein Familienrestaurant in Montana und für unsere Deko haben wir uns gedacht, dass wir.
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..“

„Wir verkaufen nichts nach Montana.“

„Nichts nach Montana...?“

„Es ist gegen das Gesetz.“

„Aber das ist doch Unsinn.“ Sie lächelt irritiert über diesen Scherz, wie sie meint, dreht sich zu ihrer Begleitung herum. Sie blinzeln sich zu, die Frau an der Tür hat eine der fremdartigen Holzmasken in der Hand, die sie hin und her dreht auf der Suche nach dem Preisschild.

„Sehen sie“, beginnt Rick, „unser Stamm lebt seit Gedenken in einer Fehde mit den Crow aus Montana und deshalb verkaufen wir grundsätzlich nichts dort hin. Können sie mir folgen?“

Die Damen kommen nicht auf die Idee zu fragen, wieso Rick so hellhäutig aussieht und von ‚unserem Stamm’ spricht, aber sie scheinen auch die Sache mit der Blutsfeindschaft nicht ganz ernst zu nehmen.

„Wir haben doch nichts mit diesem anderen Stamm zu tun, den kennen wir ja nicht mal.“

„Warum fahren sie dann nicht nach Hause und lernen ihn kennen?“

„Wir sind im Urlaub hier.“

„Na und?“

Hinter seinem Rücken zaubert Rick eines der alten Messingmesser hervor, die erstaunlich gut in der Hand liegen, wie er feststellt, und das er gerne an diesen vorlauten Weibern ausprobieren würde; natürlich nur ein bisschen, nicht wirklich ernsthaft.

„Ich kann es einfach nicht zulassen, dass ein Crow in euer Restaurant kommt, sich umsieht und dann auf das Erbe unserer Väter spuckt. Ihr könntet das nicht verhindern, also werde ich euch nichts von diesen Dingen hier verkaufen.“

Er spielt mit der Klinge an seinem Hals, ein schabendes Geräusch, das den Touristenfrauen eine Gänsehaut macht und sie gleichzeitig davon überzeugt, dass ihr Gegenüber entweder verrückt genug für einen Doppelmord ist oder sich einen absolut schlechten Scherz erlaubt. Auf dem Weg zu ihrem Wagen wollen sie sich durch den Kopf gehen lassen, welche dieser beiden Möglichkeiten zutrifft.

Nach Stunden kommt Tommy in seinen Laden zurück, findet Rick hinter der kleinen Theke auf dem Drehstuhl, der knatternd zu ihm herumweht und ruft:

- Wo hast du gesteckt? Ich hätte die Hälfte von deinem Plunder verkaufen können.
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Erst mitten in der Nacht trifft er Mascot wieder; bei einem hellen Vollmond sieht er ihn in Begleitung eines Mädchens, wie sie über den Platz wandern, umgeben von den schlafenden Häusern, aus denen kein Laut dringt. Rick bleibt unter dem Mond sitzen, nur die Glut seiner Zigarette leuchtet auf, wenn er am Filter zieht und das ist das Licht, worauf Mascot aufmerksam wird.

- Hey, buddy, ruft er, sie kommen näher und Rick steht von dem umgedrehten Plastikeimer auf.

- Hi, sagt er.

Das Mädchen an seiner Seite trägt ein rosa Stretchkleid und indianischen Holzperlenschmuck, eine seltsame Mischung an ihrem Körper, aber Mascot scheint nicht das übliche Interesse an ihr zu haben.

- Das ist mein buddy, sagt er, wir haben die Reise gemeinsam unternommen, er hat einen blassen Arsch, aber er ist in Ordnung.

- Danke, sagt Rick.

Mascot hat sich das Haar abgeschnitten, es reicht ihm nur noch bis auf die Schultern, trägt es offen und im Mondschein findet Rick graue Strähnen darin, die ihm vorher noch nie aufgefallen sind. Aber sie sind nicht grau, sie sind silbern und deshalb schiebt er es auf das Mondlicht von oben.

- Flea ist meine Schwester, sagt Mascot, die einzige, die übrig geblieben ist.



Elias, der dem Priester auf Schritt und Tritt folgt, ist von dessen äußerer Verwandlung überrascht, so etwas hätte er nicht erwartet. Der Mann ist gewissenhaft in jeder Beziehung, trotzdem lässt er auf unbestimmte Zeit seine Kirche und seine Gemeinde allein, hat sich nicht mal um einen Ersatz gekümmert.

Elias kann warten, er hat Geduld, deshalb greift er auch nicht direkt bei der ersten Sichtung durch. Er muss diesen Typen in einer ruhigen Situation erwischen, um nicht wieder überrumpelt zu werden. Er wartet auf diese Gelegenheit, aber dann ist Rick verschwunden. Er weiß nicht, was passiert ist – hat da jemand Lunte gerochen? Darüber macht er sich Gedanken, schläft nicht mehr, weil er ständig kokst und liest in diesem kritischen Zustand, was Jacqueline Marzurski zugestoßen ist. Das Geld seines Bosses (nun, eigentlich ist es nicht das Geld seines Bosses, denn es gehörte dem alten Marzurski und seine undankbare Tochter hatte es ihm nur versprochen, im Gegenzug zu der Unterstützung seiner Leute, aber wer will denn so kleinlich sein); das Geld kann getrost abgeschrieben werden, das werden sie nie in die Finger bekommen, so wie die Sache aussieht.
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Es steht in jeder Zeitung, die er in Ruidoso kaufen kann, wenn es auch nur in der Yellow Press dick und fett auf den Titelseiten abgedruckt ist.

In seinem Hotelzimmer liegen die zerfledderten Zeitungen seitenweise herum, immer wieder das eine unscharfe Foto abgebildet. Einige Artikel hat er grob herausgerissen, mit einem Kugelschreiber wilde Kreise darum gezogen, aber er hat sie nicht alle gelesen. Im Koksrausch hat er den Kugelschreiber so fest angesetzt, dass das Papier durchgedrückt und zerrissen ist, es sieht aus, als habe er versucht, Jacquelines Foto mit Gewalt zu verletzen, aber er selbst hätte ihr nie etwas antun können. Was ihr passiert ist, war einfach nur ein tragischer Unfall gewesen.

Sein Vater war vor fünf Jahren bei der Arbeit tot umgefallen, als er in seiner Wäscherei eine Ladung Laken und Bettbezüge aus dem Bullauge der Waschmaschine ziehen wollte. Seine Mitarbeiter fanden ihn zusammengesunken auf den Laken, die Augen halb geöffnet, als würde er über etwas nachdenken. Elias bekam die Nachricht während einer Sitzung mit seinem Boss, der über diese Art von Störung nur einen warnenden Blick übrig hatte und auch nicht gnädiger wurde, als er erfuhr, dass Elias Vater gestorben sei. Elias sah ihn erst, als sie ihn schon in die Leichenhalle des Krankenhauses gebracht hatten, er lag in einem großen Raum auf einem Tisch, eingepackt in einem schwarzen Sack mit Reißverschluss. Er konnte nicht einmal in Ruhe Abschied nehmen, so, wie er es sich gewünscht hätte von seinem Vater Abschied nehmen zu können und auch bei der Beerdigung hatte er noch immer das Gefühl, etwas sei grundlegend falsch gelaufen.

Kein Wunder; als ein Krankenhausangestellter mitten in der Nacht eine Patientin in diesen Raum brachte, die ‚auf dem Tisch geblieben war’, wie die Chirurgen sich auszudrücken pflegten, hörte er Geräusche hinter sich und glaubte zunächst an einen schlechten Scherz seiner Kollegen. Aber er war allein in dem Raum, allein mit den Toten. Er horchte, schob den Wagen weiter bis an die Wand und hörte wieder ein Geräusch. Als er sich herumdrehte, sah er den Leichensack auf dem ersten Wagen in Bewegung; nicht mehr als eine langsam wandernde Falte in dem Stoff, aber deutlich sichtbar.
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Er sagte später den Reportern, noch nie im Leben habe er eine solche Gänsehaut gehabt. Er sagte nicht, dass er sich tropfenweise in die Hose gepinkelt hatte vor Angst. Endlich überwandt er sich, ging näher und zog mit halb abgewandten Gesicht den Reißverschluss auf; noch immer halb davon überzeugt, jeden Moment von einem durchgeknallten Medizinstudenten zu Tode erschreckt zu werden, aber es war dann doch nur ein alter toter Mann, der blass und still aus dem geöffneten Reißverschluss heraussah. Der Krankenhausangestellte, der die Urintropfen in seiner Unterhose noch ignorieren konnte, blickte wenige Sekunden in das Leichengesicht, sein Puls beruhigte sich wieder, bis er den Sack fast wieder zugezogen hätte. Er sah in das Gesicht, dessen graue Lippen sich langsam öffneten und einen heiseren Ton herausströmen ließen, gleichzeitig schabte es wieder weiter unten im dem Sack, als der vermeintlich Tote die Hände zu heben versuchte. Der schrille Schrei, den der Angestellte ausstieß, während die Pisse an den Innenseiten seiner Oberschenkel runterlief, war bis die nächste Etage zu hören, gellte durch das ganze Treppenhaus und schnell waren Kollegen zur Stelle, um zu sehen, was passiert war.

Elias Vater lebte noch, als sie ihn aus dem Sack befreiten, auf die Intensivstation brachten und dort herauszufinden versuchten, was mit ihm passiert war. Niemand konnte sich erklären, wieso er von den Toten auferstanden war, aber hinter vorgehaltener Hand sagten die Schwestern, dass der herbeigerufene Notarzt nicht die notwendigen Untersuchungen durchgeführt habe. Zu schnell den Totenschein unterschrieben, das war die ganze Misere.

Wieder riefen sie Elias an, innerhalb von Stunden wurde seine Gefühlswelt so durcheinander gewirbelt, dass er dachte, er würde nie wieder den Boden unter den Füßen spüren. Es klang so unglaublich; sie riefen ihn an und sagten, sein Vater würde noch leben und er solle vorbeikommen.

Dann saß er am Bett seines Vaters, der im Koma lag und vier Stunden später starb er endgültig, ohne noch einmal wachgeworden zu sein. Gott hatte sich einen verdammt schlechten Scherz erlaubt. Obwohl die Beerdigung fast eine Woche später stattfand, hatte Elias noch immer das Gefühl, er würde seinen Vater im Koma begraben.

Seitdem hatte er ein Drogenproblem und die Jungs aus der Truppe gingen vorsichtig mit ihm um, weil er unberechenbar wurde.
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Das Schicksal, das Gott spielte, hatte es seinem Vater angetan, in einem Leichensack aufzuwachen und das war das schrecklichste, was er sich vorstellen konnte. Nach dieser Sache mit seinem Dad hat er kein großes Mitleid mehr mit seinen Mitmenschen, besonders nicht, wenn er unter Drogen steht. Jacqueline lässt ihn nachdenklich werden für einen Moment, aber es macht ihm nichts aus, dass sie tot ist.



Flea ist zwei Jahre älter als Mascot und sie kann vieles erklären, aber nicht alles. Sie sitzen zu dritt im Mondschein, rauchen eine Zigarette und planen den Ausflug für den nächsten Tag. Die Stimmung ist drückend, obwohl Mascot den Ausgang der Geschichte fast geahnt hat, schlägt es ihn zu Boden und Rick weiß nicht, wie er reagieren sol. Flea erzählt so viel in dieser Nacht, dass Rick davon der Kopf raucht und er das alles nicht begreifen kann.

Zwei Hunde laufen vorbei, Mascot pfeift sie zu sich heran und sie lassen sich kraulen und klopfen. Sie lachen befreit über die Flöhe, die in Panik aus dem Fell hüpfen, die Hunde verlassen und sie wohl nicht wieder finden werden.

- Gute Jungs, flüstert Mascot, gute Jungs, was macht ihr denn hier, hmh? Meine guten Jungs. Ihr beiden seid so hässlich, es ist kaum zu glauben, dass es so hässliche Hunde gibt. Gut, dass es so dunkel ist, dass man euch kaum sehen kann.

Er krault ihnen die Rücken, bis er genug hat und sie davonscheucht, was die beiden Streuner gar nicht verstehen und immer wieder zurückkommen. Erst, als Mascot aufsteht und Steinchen nach ihnen wirft, trotten sie davon.

Rick liegt in Seitenlage auf dem trockenen Gras an der Straße, einen Arm unter den Kopf geschoben, damit ihm keine Insekten in das Ohr am Boden krabbeln. Nur kurz die Augen schließen, nur kurz abschalten, denn Mascot scheint kein Ende zu finden. Flea muss immer wieder schildern, was passiert ist, die ganze Nacht lang und ihre Stimme vermischt sich harmonisch mit den Stimmen aus seinen Träumen.
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