R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (6)   22

Romane/Serien · Erinnerungen · Fan-Fiction/Rollenspiele

Von:    Tim Wecnk      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 1. Mai 2008
Bei Webstories eingestellt: 1. Mai 2008
Anzahl gesehen: 2773
Seiten: 40

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Sechster Tag, 15.April 1912



Auf einmal merkte ich, dass das Schiff langsamer wurde und irgendwann schließlich zum Stillstand kam. Aus den Schornsteinen stießen darauf plötzlich riesige Dampfwolken, die wohl aus den stillgelegten Maschinen und Kesseln kamen, mit einem fürchterlich lauten Getöse in die Höhe. Jeanette wurde das ungenehm und wollte zu ihrer Kabine zurück in der Hoffnung, ihre Eltern würden auch gerade dort sein. Bevor wir gingen, steckte ich noch ein handgroßes Eisstück ein und sagte: ,,Das nehmen wir mal mit und zeigen es deinen Eltern.“ Jeanette nahm es mit einem matten Grinsen zur Kenntnis und gab kein Kommentar dazu. Ich nahm sie an die Hand und ging mit ihr zu ihrer Kabine, wo ihre Mutter leicht verschlafen und nervös im Nachtkleid am Tisch saß und uns erleichtert ansah, als wir eintraten: ,,Gott sei Dank, dass ihr da seid. Habt ihr auch eben diese Erschütterung gespürt?“ Ich nahm das Eisstück aus meiner Jackentasche und sagte: ,,Ja, haben wir. Das war ein Eisberg gewesen.“ Mrs. Franklin sah mich erschrocken an: ,,Ein Eisberg?“ Ich beruhigte sie und sagte: ,,Ganz ruhig, Mrs. Franklin. Wir sind nur an ihm vorbei gestreift, es ist nichts großartiges passiert.“ Mrs. Franklin atmete beruhigt ein und sagte: ,,Meine Nerven, und das mitten in der Nacht.“ Jeanette war noch immer recht verunsichert, was die derzeitige Situation anbelangte und fragte ihre Mutter: ,,Wo ist Papa denn hin?“, worauf Mrs. Franklin antwortete: ,,Der erkundigt sich gerade, was passiert ist und warum das Schiff gestoppt hat. Aber da ihr beide es ja schon wisst, hätte er sich das jetzt auch ersparen können. Er wird sicher gleich wieder hier erscheinen.“ Ich setzte mich mit Jeanette auf die Couch, wobei Jeanette sich dicht an mich lehnte und meine Hand festhielt. Ich strich ihr zur Beruhigung ein wenig die Schulter und erzählte Mrs. Franklin, wie es sich vorhin an Deck abgespielt hatte, worauf sie kopfschüttelnd meinte: ,,Ein einziger Eisberg! Und den rammen wir.“ ,,Er war ziemlich groß.“, mischte Jeanette sich ein und ergänzte schweratmend: ,,Mir wäre fast das Herz stehen geblieben.“ Mrs. Franklin strich ihr mitfühlend die Wange und stellte fest: ,,Schatz, du bist ja eiskalt.“, worauf Jeanette entgegnete: ,,Wenn du wüsstest, wie kalt es draußen ist.“ ,,Ach, du meine Güte. Ihr Zwei geht mir heute aber nicht mehr raus.
Seite 1 von 41       
Nicht, dass ihr euch noch erkältet.“ Jeanette und ich stimmten ihr zu und ich schaute anschließend aus dem Fenster, um zu sehen, ob die Fahrt weiterging. Nichts tat sich. Ich sah danach auf meine Taschenuhr und stellte 0:30uhr fest. Seit einer halben Stunde trieb das Schiff nun schon auf dem stillen Wasser herum. War vielleicht doch was nicht in Ordnung gewesen? Blödsinn, was redete ich mir da ein, schließlich nannte man die Titanic ja nicht umsonst die ,,Unsinkbare“, aber wie sollte die Titanic denn dann die Geschwindigkeit ihres Schwesterschiffes übertreffen, wenn sie nicht weiterfuhr? Und wo blieb eigentlich Mr. Franklin? Er war während der ganzen Zeit über noch nicht zurück gekommen. Na ja, er wird sicher nicht der Einzige an Bord gewesen sein, der sich auf der Brücke oder sonst wo nach dem Geschehen erkundigte. Um die trübe Stimmung in der Kabine ein wenig aufzumöbeln, sagte ich: ,,Ich glaube, wenn wir den Eisberg frontal gerammt hätten, wäre er mit Sicherheit in tausend Teile zersprungen.“ ,,Bestimmt.“, gab Mrs. Franklin mit leichtem Gelächter zu Ausdruck und auch Jeanette zeigte wieder ein anderes Gesicht, als sie meinte: ,,Dann hätten wir garantiert noch ein paar Broken mehr auf dem Deck gehabt.“ Nun begann das große Gelächter und die trübe Stimmung war zu meiner Freude endlich von dannen gegangen. Im selben Moment kam Mr. Franklin rein und stellte verwundert fest, wie vergnügt wir drei dasaßen und auf ihn warteten. ,,Wir wissen schon Bescheid, Liebling.“, sagte Mrs. Franklin: ,,Wir haben einen Eisberg gerammt.“, worauf ich erwähnte: ,,Jeanette und ich haben ihn gesehen. Er streifte das Schiff an der Steuerbordseite des Schiffes.“ Mr. Franklin sah uns alle Drei überrascht an, bis er uns fragte: ,,Wisst ihr denn auch, dass wir uns in die Rettungsboote begeben sollen?“ Stille trat im Raum ein und wir sahen ihn mit entsetzten Gesichtern an, wobei Mrs. Franklin sich noch mal überzeugte, ob sie ihren Gatten auch richtig verstanden hatte und Mr. Franklin leicht amüsiert über unsere Reaktionen entgegnete: ,,Kein Grund zur Sorge, es werden nur gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen, bis das Schiff wieder fahrtüchtig ist.“ Erleichtert lehnten wir uns wieder zurück und verschnauften kurz, bis Mrs. Franklin fragte: ,,Weswegen sollen denn dafür die Passagiere von Bord gehen?“ Mr.
Seite 2 von 41       
Franklin hob die Arme und meinte: ,,Das ist wohl die typische Sicherheitsvorkehrung der britischen Seeleute.“, worauf ich fragte: ,,Müssen denn alle von Bord? Ich meine, wenn es doch nur eine Vorsichtsmaßnahme ist, können wir doch auch auf dem Schiff bleiben und....“ ,,Kommt gar nicht in Frage.“, fiel mir Mr. Franklin ins Wort: ,,Wir gehen alle, zumindest ihr drei. Frauen und Kinder zuerst ist die Vorschrift.“ Mrs. Franklin sah ihren Mann erschreckt an und fragte: ,,Und was ist mit dir?“ Er antwortete: ,,Keine Sorge, die Männer steigen später ein, aber ich denke mal bis dahin werdet ihr wieder an Bord geholt. Ich gönn mir in der Zeit einen schönen, warmen Cognac.“ Ich schaute erneut aus dem Fenster und noch immer lag das Schiff still. Musste dieser ganze Aufwand denn jetzt wirklich sein? Draußen war es bitter kalt und wir waren verdammt müde gewesen. Und gerade Jeanette war noch immer ziemlich verschreckt über das, was vorhin geschehen war und dass wir nun alle in dieser erbärmlich kalten Nacht für eine Weile von Bord gehen sollten, brachte sie fast zur Verzweiflung. Auch ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich darüber begeistert war, denn jetzt für bestimmt gut eine Stunde lang draußen auf dem Wasser rum zutreiben, würde für die nächsten Tage garantiert eine ordentliche Erkältung mit sich bringen. ,,Zieht euch eure Schwimmwesten über und vor allem was warmes.“, sagte Mr. Franklin, worauf ich aufstand und etwas desinteressiert sagte: ,,Dann geh ich mal in meine Kabine, denn dort liegt meine Schwimmweste.“ Jeanette hielt meine Hand fest und sagte: ,,Du kommst aber wieder hier her, okay?“ Ich strich ihr zur Beruhigung über die Wange und sagte: ,,Gib mir zwei Minuten.“, worauf Mr. Franklin meinte, ich solle lieber erst in einer viertel Stunde wieder kommen, da Jeanettes Mutter immer noch im Nachtkleid angezogen war und sicherlich etwas länger mit dem Anziehen brauchen würde. Ich ging zu meiner Kabine und merkte im Flur, dass der Weg dorthin ziemlich schwierig zu begehen war, als würde man einen flachen Berg hoch laufen. Das lag wahrscheinlich einfach daran, weil ich leicht ermüdet war, denn anders konnte ich es mir in dem Moment absolut nicht erklären. In meiner Kabine holte ich gleich die Schwimmweste aus dem Fach unter dem Bett neben meinem Koffer hervor und zog sie mir über. Danach prüfte ich, ob ich auch alles Wichtige bei mir hatte, damit mir in der Zeit, wo ich nicht an Bord sein würde, niemand etwas Wertvolles wegnehmen konnte.
Seite 3 von 41       
Während ich alles nachprüfte, fiel plötzlich das Bild von Jeanette vom kleinen Nachttisch runter auf den Boden, wodurch das dünne Glasblättchen zerbrach und der Rahmen abfiel. ,,Oh nein.“, sagte ich frustriert und hob es wieder auf. Dann sah ich Jeanettes wunderschönes Gesicht auf dem Foto und überlegte mir, ob ich das Foto nicht auch lieber mitnehmen sollte, da es für mich ja auch etwas Wertvolles war. Bevor ich mir das richtig überlegen konnte, kam auf einmal ein Steward in meine Kabine und sagte: ,,Verzeihen Sie die Unannehmlichkeit, Sir, aber legen Sie bitte Ihre Rettungsweste an und begeben Sie sich an Deck.“ Flüchtig steckte ich das Foto in meine Jackentasche und sagte dem Steward: ,,Wie Sie sicher schon bemerkt haben, bin ich gerade dabei.“, darauf er: ,,Jawohl, Sir. Das sehe ich. Dann verzeihen Sie bitte nochmals die Störung.“ Er verließ darauf wieder die Kabine und als er kurz davor war, in die Nächste zu gehen, trat ich in den Flur und fragte ihn: ,,Wissen Sie, wie lange es dauern wird, bis wir wieder an Bord kommen?“ Er sah mich vollkommen verwirrt an und sagte nach einem kurzen Moment: ,,Verzeihung, Sir, ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“ Dann klopfte er an die nächste Tür und trat ein, worauf ich wieder in meine Kabine ging und mich ein wenig darüber amüsierte, wie nervös der arme Kerl war. Anscheinend hatte er so etwas noch nie in seinen Dienstjahren erlebt gehabt, schon gar nicht mitten in der Nacht.

Als ich mir sicher war, alles bei mir zu haben, zog ich mir noch Handschuhe über und ging nach einer viertel Stunde wieder zurück zu den Franklins, die bereits fertig angezogen und mit angelegten Schwimmwesten vor der Tür auf mich warteten. Gemeinsam machten wir uns darauf auf dem Weg hinauf zum Bootsdeck, was etliche andere Passagiere mit Schwimmwesten übergezogen auch taten. An der Theke des Zahlmeisterbüros im Treppenhaus auf dem C-Deck standen viele Passagiere Schlange, um ihren Schmuck oder ihre Wertsachen mitzunehmen, während sie von Bord gingen und es in der Zeit niemand stehlen konnte. Für den Zahlmeister Herbert McElroy bedeutete das sicherlich viel Stress und Ausdauer, aber er schien es mit der Zeit und mit viel Mühe dann wohl doch noch in den Griff bekommen zu haben.
Seite 4 von 41       
Während wir die Treppe hoch liefen, fragte Mrs. Franklin: ,,Hat das Schiff Schräglage oder warum läuft es sich so komisch?“ Mr. Franklin erklärte: ,,Ja, Mr. Andrews sagte mir, dass die vorderen Schotten mit Wasser vollgelaufen sind und der vordere Teil des Schiffes deshalb ein wenig nach unten gedrückt wird. Aber die restlichen Schotten sind alle dicht, darum besteht keine weitere Gefahr.“ Dann hatte der Eisberg also doch einen Schaden verursacht. Nun wurde mir auch klar, weshalb der Weg zu meiner Kabine so schwer und das Bild vom Tisch runtergefallen war. Zuerst bekam ich natürlich einen richtigen Schreck, als Mr. Franklin die Frage bestätigte, das Schiff habe Schräglage und ich dachte gerade daran, dass dementsprechend ja jetzt der Laderaum unter Wasser stand, in dem das Renault-Auto und die Rubaijat Handschrift gelagert waren. Dafür würde man in ein paar Tagen mit Sicherheit Schadensersatz bei der White Star Line Reederei fordern. Wie überaus interessant die Jungfernfahrt der Titanic doch war: Erst dieser Vorfall mit der S.S. New York in Southampton und nun ein Zusammenstoß mit einem Eisberg. Als nächstes rammt sie in New York wohlmöglich noch die Freiheitsstatur vom Sockel, denn dann hätte die Titanic zweifellos für Geschichte in der Schifffahrt gesorgt.

Auf dem Deck waren bereits viele andere Passagiere neben den Booten versammelt und warteten auf Anweisungen der Offiziere, die mit Matrosen noch dabei waren, die Boote zum Einsteigen zurechtzustellen. Das Getöse aus den Schornsteinen war vorüber und um die Stimmung in dieser eiskalten Nacht ein wenig aufzuheitern, spielte die Kappelle irgendwo auf dem Deck ein wenig Unterhaltungsmusik. Hoch über dem Schiff gingen plötzlich ein paar weiße Leuchtraketen hoch, die von der Brücke aus abgefeuert wurden und Mr. Franklin erklärte, dass die Raketen deshalb abgefeuert werden würden, um vom Schiff aus die Boote zu erkennen, da die Leuchtkegel das Umfeld der Titanic ausreichend beleuchtet hatten.

Wir stellten uns auf der Steuerbordseite des Decks an und warteten darauf, gleich in eines der Boote einsteigen zu können. Es herrschte ein ganz schönes Gedränge und die Offiziere bemühten sich, die Frauen in die Boote zu kriegen, da viele von ihnen gar nicht von Bord wollten und manche sogar deshalb mit ihren Männern wieder rein ins Warme gingen.
Seite 5 von 41       
Wie gern Jeanette und ich das jetzt auch lieber getan hätten. Als wir schließlich an der Reihe waren, wurde Mr. Franklin von einem Offizier zurückgehalten und er sagte zu ihm. ,,Frauen und Kinder zuerst, Sir.“ ,,Ja ich weiß!“, entgegnete Mr. Franklin, worauf er sich von uns allen drei verabschiedete, zu den anderen Herren zurücktrat und in der Dränglerei plötzlich verschwand. Jeanette, ihre Mutter und ich wollten darauf gerade einsteigen, als mich von hinten plötzlich eine Hand an die Schulter packte und mich zurück aufs Deck zog. ,,Nur Frauen und Kinder, Sir.“, klang es wieder und ich blickte in das Gesicht eines anderen Offiziers, worauf Mrs. Franklin zu ihm sagte: ,,Na, hören Sie mal, Mr.! Dieser junge Mann ist gerade mal 17 Jahre alt.“ ,,Sie können gerne meinen Ausweiß sehen, Sir.“, gab ich noch hinzu und als ich gerade dabei war, meine Brieftasche rauszuholen, sagte der Offizier: ,,Der bringt Ihnen jetzt auch nicht viel. Bitte lassen Sie die Frauen und Kinder durch.“ Mrs. Franklin war empört und forderte den Offizier auf, mich ins Boot einsteigen zu lassen und der Offizier erwiderte: ,,Tut mir Leid, Madam, aber der Junge ist nach dem Gesetz wartepflichtig.“ Mrs. Franklin verdrehte die Augen und meinte zu ihm: ,,Sie nehmen Ihre Vorsichtsmaßnahmen aber ganz schön genau, Mr.!“ ,,Können Sie nicht eine Ausnahme machen, Sir?“, fragte Jeanette flehend und der Offizier antwortete eisern: ,,Es tut mir wirklich Leid, Miss, aber die Vorschriften lauten: Frauen und Kinder zuerst. Das müssen Sie akzeptieren.“ Jeanette sah bedrückt nach unten, worauf ich sie in die Arme nahm und sagte: ,,Ist schon gut, Jeanette, dann warte ich eben solange auf dich. Es ist doch nur für eine Stunde.“ Jeanette war zwar bedrückt, nahm es aber auch gleichzeitig mit ein wenig Humor hin, als sie schmunzelnd sagte: ,,Ich habe dir doch gesagt, dass du für dein Alter schon wie ein Erwachsener wirkst. Nun hast du den Salat.“ ,,Morgen werden wir uns darüber köstlich amüsieren können.“, meinte ich, worauf Jeanette in die dunkle Ferne sah und nach einer Weile fragte: ,,Was soll ich denn da draußen jetzt die ganze Zeit ohne dich machen?“ Ich holte die Rose aus meiner Brusttasche und sagte: ,,Hier! Die war sowieso für dich gewesen.“ Als ich ihr die Rose darauf in die Hand gab, beugte ich mich ein wenig näher zu ihr hin und flüsterte: ,,In meiner Kabine werde ich schon mal die Heizung aufdrehen und das Bett zurechtmachen.
Seite 6 von 41       
“ Sie sah mich darauf mit einem erwartungsvollen Grinsen an, worauf ich ihr noch einen Handkuss gab und Jeanette anschließend zusammen mit ihrer Mutter ins Boot stieg. ,,Das wird für Sie noch ein Nachspiel haben!“, sagte Mrs. Franklin zu dem Offizier, der darauf nur grimmig drein schaute und den Befehl gab, das Boot runterzulassen, nachdem die Plätze mit zahlreichen anderen Damen voll besetzt wurden. An der Steuerbordreling winkte ich Jeanette und ihrer Mutter noch so lange zu, bis das Boot auf dem Wasser aufsetzte und die Damen darauf anfingen, vom Schiff weg in die Ferne zu rudern.



Im Treppenhaus genehmigte ich mir erst mal einen Kaffee, den ein Steward auf einem Rollwagen gerade an die Passagiere verteilte und nachdem ich die ersten Schlücke davon genommen hatte, trat zu meiner Überraschung plötzlich Mr. Ryerson neben mir und begrüßte mich, worauf er mich anschließend fragte: ,,Und, junger Mann? Haben Sie schon ein paar neue Pläne für Ihre Flugzeuge entwickelt?“ Bescheiden entgegnete ich: ,,Na ja, also...ich bin gerade dabei, es ordnungsgemäß hinzubekommen, Sir. Außerdem sind es die Flugzeuge meines Vaters und nicht meine.“ Mr. Ryerson fasste sich am Kopf und sagte: ,,Richtig, das hatten Sie mir ja schon erzählt gehabt.“ Er nahm darauf einen Schluck von seinem Drink, worauf er um sich sah und amüsiert sagte: ,,Schon ungewöhnlich, diese ganze Prozedur hier, nicht wahr? Ich meine, so mitten in der Nacht. Ich musste meine Frau erst eine ganze Zeit lang überreden, bis sie sich bereit erklärt hat, mit unseren Kindern ins Boot zu steigen. Mir gewährte man allerdings keinen Einlass, wie Sie sehen können.“ ,,Wem sagen Sie das, Mr. Ryerson?!“, gab ich seiner Bemerkung preis und als ich ihm von dem Eisberg erzählen wollte, bekamen wir plötzlich Gesellschaft von einem Herrn und seiner Familie. Mr. Ryerson stellte sie mir vor und ich erfuhr, dass es sich bei diesem Herrn um George Widener aus Philadelphia handelte, der zusammen mit seiner Frau und seinem mittlerweile 27jährigem Sohn Harry ein Vermögen mit dem Bau von Straßenbahnen erworben hatte, wodurch er wohl auch geschäftlich mit Ryerson in Verbindung stand, zumindest was Stahl anging.
Seite 7 von 41       
Was mein baldiges Engagement betraf, war Mr. Widener sehr überrascht und beeindruckt von mir, aber sein Sohn dagegen war von mir eher etwas unüberzeugt gewesen. Wahrscheinlich war er neidisch, weil ich schon als Minderjähriger in das Geschäft meines Vaters einstieg und er erst jetzt nach knapp zehn Jahren in das Geschäft seines Vaters eingestiegen war. Er zeigte sich aber dann doch als ein recht sympathischer Herr, als ich mit ihm ins Gespräch kam und ihm ein wenig von den Strömungsflüssen an den Tragflächen beim Fliegen erzählte. Ich glaubte ja nun, dass diese Themen für jemandem im Straßenbahnbau nicht so besonders interessant sein würden, doch bei Harry Widener schien es genau das Gegenteil zu sein und es wirkte beinahe schon so, als ob er sich bald mal in Lakehurst blicken lassen würde. Doch um seines Vaters Willen entschied er sich wohl doch eher dafür, bei den Straßenbahnen zu bleiben.

Nach ein paar weiteren Gesprächen meinte Mr. Ryerson schließlich zu mir: ,,Wissen Sie was Mr. Wenck? Ich glaube nicht, dass dies nun der richtige Moment ist, um über Ihre Flugzeuge zu reden. Was halten Sie davon, wenn wir morgen zusammen im Speisesaal zu Mittag essen? Dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“ Ich war verwundert und teils fühlte ich mich auch sehr geehrt, da sich Mr. Andrews morgen mit mir beim Frühstück im Veranda Cafe auch darüber unterhalten wollte. Ich stimmte Ryersons Vorschlag zu und fragte anschließend: ,,Wäre es in Ordnung, wenn ich noch eine Freundin mitnehme? Sie wird sicher sehr daran interessiert sein, Sie kennen zu lernen.“ ,,Selbstverständlich“, entgegnete Mr. Ryerson erfreut und fragte: ,,Um wen handelt es sich denn bei Ihrer Freundin?“ ,,Jeanette Franklin.“ ,,Ach, Miss Franklin? Die zukünftige Modedesignerin? Ihr Vater hatte sie mir schon vorgestellt gehabt, aber ich wäre dennoch sehr erfreut, sie wieder zu sehen. Ich erwarte Sie morgen dann zusammen um 12uhr im Empfangssaal, ja?“ ,,In Ordnung, Mr. Ryerson. Dann bis morgen und gute Nacht.“ ,,Gute Nacht, wenn Sie heute überhaupt noch zum Schlaf kommen.“ ,,Wahrscheinlich nicht!“ Er lachte, worauf ich mich dann noch von den Wideners verabschiedete und sie sich mit Ryerson danach in den Gesellschaftsraum begaben. Ich ging darauf wieder auf das Oberdeck, um zu sehen, ob sich die Lage inzwischen vielleicht ein wenig geändert hatte.
Seite 8 von 41       
Fast die Hälfte aller Rettungsboote war bereits abgefiert worden und bei den restlichen Booten versuchten die Offiziere immer noch, sie mit Frauen und Kindern voll zu besetzen. Die Kapelle musizierte immer noch an der selben Stelle vor dem Backbordeingang der Treppe, wurde aber von keinem der Passagiere wirklich wahrgenommen und an der Brücke feuerten Matrosen immer noch in einem gewissen Zeitabstand die Leuchtraketen ab, die das gesamte Deck sowohl als auch das dunkle Umfeld der Titanic erhellten. So konnte ich auch die Steuerbordboote in der Ferne erkennen, in dem Jeanette mit ihrer Mutter Platz genommen hatte und jetzt mit ihr zusammen sicherlich einen eindrucksvollen Blick auf die vollbeleuchtete und leicht schrägliegende Titanic hatte. Wie gerne ich das doch auch gesehen hätte, aber man konnte eben nicht alles haben, was man sich wünschte. Dafür war aber meine Freude umso größer, Jeanette bald wieder zu sehen und mit ihr dann vielleicht die Nacht meines Lebens zu erleben, wenn sie wieder an Bord kommt.

Als ich gerade dabei war, Mr. Franklin auf dem Deck ausfindig zu machen, kam mir plötzlich Mr. Andrews, ebenfalls in einer Schwimmweste angezogen, entgegen und als ich ihn begrüßte, sah er mich erst eine ganze zeitlang verwirrt an, bis er aber dann freundlich entgegnete: ,,Ach, hallo Mr. Wenck. Wie geht es Ihnen?“ Ich antwortete: ,,Ganz gut. Ich bemühe mich nur ein wenig, wach zu bleiben, bis die Passagiere wieder an Bord kommen.“ Er nahm es zur Kenntnis und sah darauf irgendwie bedrückt über das Deck hinweg, bis ich dann ergänzte: ,,Ich habe den Eisberg gesehen, Mr. Andrews. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schnell der plötzlich da war und wieder verschwand. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass das Schiff durch den leichten Stoß beschädigt werden würde.“ Andrews rieb sich den Nacken und sagte nichts, während ich einen weiteren Schluck von meinem Kaffee nahm und anschließend fort fuhr: ,,Aber was die Unsinkbarkeit betrifft, scheint Ihr Schiff ja jetzt wirklich alle Ehre darin zu machen. Nicht wahr, Mr. Andrews?“ ,,Ja ja, das tut es wirklich.“, kam er in einem wenig überzeugtem Ton entgegen und rieb sich anschließend das Kinn, wobei ich ihn fragte: ,,Wann glauben Sie, ist dieser ganze Aufwand hier vorüber? Wann können wir wieder weiterfahren?“ Ich wollte gerade den nächsten Schluck nehmen, als Andrews nach unten sah und bedrückt antwortete: ,,Gar nicht.
Seite 9 von 41       
“ Ich blickte erschrocken zu ihm auf: ,,Wie bitte?“ Andrews erhob sein Gesicht wieder und ergänzte: ,,Das Schiff ist nicht mehr manövrierfähig.“ ,,Wieso? Warum?“ Er wischte sich übers Gesicht und sagte, nachdem er einmal tief durchgeatmet hat: ,,Wir haben ein Leck von fast 300 Fußlänge an der Steuerbordseite. Die Schotten können die Wassermassen nicht aufhalten und auch die Pumpen sind nicht stark genug.“ Ich sah ihn eine ganze Weile stillschweigend an und in der Hoffnung, er würde nun eine beruhigende Antwort darauf geben, fragte ich: ,,Und was heißt das jetzt genau?“ Wieder sah er nach unten und schwieg, bis er mir wieder in die Augen schaute und antwortete: ,,Die Titanic wird untergehen. In ungefähr einer Stunde.“ Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so derartig schockiert und frustriert gewesen. Mir blieb beinahe das Herz stehen und meine Eingeweide schienen sich aneinander zu krümmen. Ich fing an zu zittern, wodurch Kaffee aus der Tasse spritzte und über meine Hand floss. Wie konnte das nur möglich sein? Das größte ,,unsinkbare“ Schiff der Welt scheitert bei der Kollision mit einem Eisberg? Ich wollte es nicht wahrnehmen und versuchte meine Frage erneut aufzugreifen, wobei Mr. Andrews mir ins Wort fiel und sagte: ,,Bitte helfen Sie noch ein paar Frauen und Kinder in die Boote zu setzen.“ Dann legte er seine Hand auf meine Schulter und ergänzte: ,,Und dann sieh zu, dass du auch von Bord kommst, Junge.“ Ich sah darauf nach unten zum Boden hin und ließ mir alles, was Andrews vorhin sagte, noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen und als ich darauf wieder aufblickte, war Andrews verschwunden. Wo ich auch hinschaute, er war nirgendwo zu finden. Kurz darauf hörte ich, wie es weiter vorne wie bei einem Wasserfall rauschte und als ich die kleine Treppe runter auf das vordere Promenadendeck lief, sah ich, wie das Vorderdeck langsam von Gischt umgeben unter Wasser tauchte. Bei diesem für mich erschütternden Anblick ließ ich vor Schreck die Kaffeetasse ins Wasser fallen, worauf mir erst jetzt richtig bewusst wurde, dass die Titanic wirklich untergehen würde.

Ich erinnerte mich noch, wie sehr ich mir immer gewünscht hatte, einmal auf dem größten Schiff der Welt reisen zu können und wie stolz ich darauf war, an Bord der Titanic zu sein.
Seite 10 von 41       
Doch nun hatte ich sie gehasst! Ich hatte sie verflucht und ich wünschte mir nichts so sehr, als endlich von diesem verdammten Schiff runterzukommen. Von wegen ,,Das sicherste Schiff der Welt.“. Die Titanic war nichts weiter, als ein riesiger vom Ehrgeiz erschaffener Stahlkoloss und wurde nun zu einer unaufhaltsamen Todesfalle für mehr als tausend Menschen. In einer Stunde würde diese Falle zuschnappen und ich hatte absolut keine Chance, in eines der noch übrig geblieben Boote ein Platz zu kriegen. Die Offiziere hielten jeden männlichen Passagier zurück und ließen nach wie vor nur die Frauen und die Kinder durch. Da viele von den Passagieren inzwischen auch begriffen hatten, dass das Schiff untergehen würde, weigerten sich viele Damen, ihre Ehemänner zu verlassen. Doch die Offiziere waren hart und rissen sie den Herren wieder aus den Armen, um sie in die Boote zu setzen und von Bord zu bekommen. Mit jedem Male, wo ein weiteres Boot herabgelassen wurde, sanken meine Chancen immer tiefer und ich musste mehrmals dagegen ankämpfen, nicht in Panik zu geraten.

In einem Steuerbordboot, indem der Einstieg für Männer teilweise gestattet war und gerade runtergelassen wurde, sah ich Mr. Franklin sitzen und ich rief ihm nach, worauf er zu mir hoch blickte und zurückrief: ,,Wieso bist du denn noch an Bord?“ Ich antwortete: ,,Man gewährt mir keinen Einlass in die Boote.“ Mr. Franklin schritt zu dem Matrosen am Steuer und sagte: ,,Halten Sie das Boot an, da oben ist noch jemand, der hier reingehört.“ Der Matrose sah mutlos nach oben und sagte: ,,Mein Herr, da oben sind viele Leute die eigentlich hier reingehören. Setzen Sie sich bitte wieder hin.“ Mr. Franklin wollte ihn gerade anbrüllen, doch ich hielt ihn davon ab und sagte: ,,Ist schon gut, Mr. Franklin. Ich versuch es beim nächsten Boot.“, worauf er mir noch hinterher rief: ,,Sieh zu, dass du vom Schiff kommst, Junge.“ Unter diesem Boot waren plötzlich Schreie zu hören, als es beim Herablassen beinahe auf ein bereits ausgeklinktes Boot unter ihm gestoßen wäre, was aber noch rechtzeitig verhindert werden konnte, als der Offizier die Matrosen an den Davits schleunigst aufwies, das Boot anzuhalten und dem darunter liegende Boot die Gelegenheit gab, aus dem Gefahrenbereich zu rudern und sich in Sicherheit zu bringen.
Seite 11 von 41       


Beim Versuch in ein anderes Boot auf der Backbordseite zu steigen, packte mich erneut eine Hand von hinten und zog mich wieder zurück. ,,Frauen und Kinder zuerst.“, sagte der Offizier wuterfüllt und ich blickte ein weiteres mal hoffnungslos drein, als aber dann plötzlich eine kräftige Frauenstimme sagte: ,,Na, hören Sie mal, Mr. Sie werden doch wohl den Jungen ins Boot reinlassen?!“ Der Offizier und ich blickten beide zu der Person hin und zu meiner großen Erleichterung war es Molly Brown gewesen, die mir gestern Abend beim Dinner aus der recht heikleren Situation mit den Herren raushalf und mir nun erneut wieder zur Seite stand. ,,Nun lassen Sie ihn gefälligst einsteigen.“, sagte sie, worauf der Offizier mich ansah und sein Kollege zu ihm meinte, er solle mich einsteigen lassen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Schließlich ließ er mich los und ich sah dankerfüllten Blickes zu Molly hin, die darauf zu mir sagte: ,,Steig ein, Tim. Los.“ Als ich darauf im Boot saß, beobachtete ich, wie Molly noch vielen jungen Damen, die sich geweigert hatten oder verzweifelt waren, ins Boot half und ihnen sagte: ,,Komm schon Schatz, rein ins Boot mit dir. Du auch, Kleines, du hast den Mann gehört. Weine doch nicht, Liebes. Schau, da ist noch Platz für dich.“ Das hatte sie großartig gemacht und ich glaubte, keiner hätte es in diesem Moment besser machen können, als sie. Nachdem sich schließlich keine weiteren Damen mehr in der Nähe befanden, wurde Molly von den helfenden Matrosen an den Oberarmen genommen und zum Boot gezogen, worauf sie sich rasch wieder losriss und sagte: ,,Ich kann auch alleine einsteigen, Jungs!“ Die Matrosen sahen sich verdutzt an und als Molly sich darauf auf den freien Platz neben mich setzte, gab der Offizier den Befehl, das Boot abzufieren, worauf die Matrosen die Seile an den Davits lösten und das Boot ganz langsam runter ließen. Viele der Damen um mich herum fingen an zu weinen und winkten ihren Ehemännern an Bord zu, bis die Sicht auf das Deck durch die Bordwand versperrt wurde und man nur noch den Offizier sehen konnte, der über die Deckkante gebeugt zu uns runterschaute und die Gleichmäßigkeit beim Abfieren kontrollierte. Hinter ihm sah ich eine weitere Leuchtrakete in den mit Sternen übersätem Himmel empor zischen und als sie gerade aufleuchtete, tat es gleichzeitig einen riesengroßen Schlag, als das Boot auf der Höhe des Promenadendecks hing und ein Passagier an Bord versuchte, das verglaste Fenster aufzubrechen und einen Platz im Boot zu ergattern.
Seite 12 von 41       
Viele der Damen brachen in Schreie aus und weichten von ihren Plätzen nach hinten zurück, wodurch sich das Boot langsam zur Seite neigte und umzukippen drohte. Der Steuermann versuchte vergeblich, die Damen wieder auf ihre Plätze zurück zu setzen, jedoch vergebens, da viele dieser Frauen bereits in die Tiefe geschaut hatten und durch das wackelige Boot vor Angst erstarrten. Nun griff Molly Brown erneut ein. Sie stand auf und half jeder Dame, die sich umgesetzt hatte, auf den vorigen Platz zurück, wodurch das Boot zwar wieder ins Gleichgewicht kam, die Angst aber noch immer weiter anhielt, da dieser Passagier an Bord immer noch mit seinen bloßen Händen versuchte, die Scheibe einzuschlagen und dabei irgendetwas für sich hinschrie, es aber niemand verstehen konnte. Schließlich wurde er von zwei Matrosen festgehalten und vom Fenster weggezogen und kurz darauf waren vom Bootsdeck aus plötzlich Schüsse zu hören, wodurch eine junge Frau in Panic geriet und anfing, wehrlos um sich zu schlagen. Molly Brown hielt sie fest, sah ihr tief in die Augen und sagte: ,,Ganz ruhig, mein Kind. Sieh mich an. Es wird alles gut, dir wird nichts passieren.“ Die Frau atmete tief ein und lies sich zur Beruhigung noch ein Weilchen von Molly halten. Die anderen Frauen warteten ergebenst darauf, dass das Boot endlich auf dem Wasser aufsetzte und die Wackelei ein Ende hatte. Auch mir war sehr mulmig, da das Boot immer wieder gegen die Bordwand schlug und mit dem Rand etliche Male an den Stahlnieten hingen blieb, was die Wackelei zusätzlich noch verstärkte. Molly Brown sah über alle Insassen hinweg und rief anschließend zu dem Offizier, im Boot säße nur ein Matrose. Der Offizier ließ das Boot anhalten und einen Passgier, der sich bereiterklärt hatte, für einen Matrosen einzuspringen, die Strickleine hinunter ins Boot gleiten. Molly Brown schien ihn gekannt zu haben, denn als er sich setzte, begrüßte sie ihn und ich erfuhr, dass es sich bei dem Herrn um Major Arthur Godfrey Peuchen handelte. Er war Vizekommodore des kgl. Kanadischen Jacht-Clubs und selbst ein großer Sportsegler gewesen, wodurch er sich wohl auch als ein Seemann sah und deshalb freiwillig für einen Matrosen einsprang.
Seite 13 von 41       
Als das Boot schließlich sanft auf dem Wasser aufsetzte, löste Major Peuchen zusammen mit dem Steuermann die Seile von den Bootshaken und verteilte anschließend die Ruder an die Damen und an mich, worauf wir dann alle an fingen, vom Schiff wegzurudern.



,,Schön gleichmäßig rudern, meine Damen.“, sagte Molly Brown und ergänzte

spaßtonend: ,,Wie im Musiktakt.“ Niemand konnte wirklich darüber lachen. Wie sollte man auch? Bei dem, was gerade in dem Moment vor unseren Augen geschah! Jeder der Damen konzentrierte sich nur mit großer Mühe aufs Rudern, da sie beim Anblick des sinkenden Schiffes immer mehr verzweifelten und mutloser wurden. Ich konnte nichts sehen, da ich mit dem Rücken zum Schiff saß und stattdessen nur hören konnte, wie die Kapelle immer noch an Deck Unterhaltungsmusik spielte, weitere Warnschüsse bei den Booten fielen, es immer noch wie bei einem Wasserfall rauschte und immer mehrere Panikschreie aufschrieen. ,,So etwas erlebt man auch nicht alle Tage.“, sagte Molly Brown kopfschüttelnd und mit einem hoffnungslosen Ausdruck. Faustisch riskierte ich einen Blick nach hinten und sah, wie gerade der Quergang des Promenadendecks unter Wasser versank und darauf die allerletzte Leuchtrakete von der Brücke aus in den Himmel geschossen wurde. Als sie aufleuchtete und die glühenden Leuchtkegel wieder zurückfielen, rüttelte Molly an meinem Arm und meinte, ich solle weiter rudern und während ich das darauf tat, beobachtete ich im Boot ein junges Mädchen mit einer Puppe in den Händen, welches sich an seine Mutter gepresst hatte und mit angsterfülltem Gesicht zu ihr fragte: ,,Mama, wo ist Papa?“ Die Mutter drehte das Gesicht ihrer Tochter in die andere Richtung und meinte: ,,Keine Sorge, mein Liebling. Papa kommt bald.“ Sie hielt ihre Tochter fester in den Armen und erwähnte nochmals mit einer anlaufenden Träne: ,,Er wird bald kommen.“

Schließlich war keiner der Damen mehr fähig, weiterzurudern und wir trieben in sicherer Entfernung vom Schiff weg auf dem Wasser herum. Still und vollkommen bewegungslos sank die Titanic vor unseren Augen langsam in die dunkle See wie ein tödlich getroffenes Tier. Ihre vollen Lichter erhellten das glatte Wasser um sie herum und ich hoffte mehrmals, dass ein Wunder geschehen und die Titanic sich vielleicht doch noch in dieser Position halten würde.
Seite 14 von 41       
Doch je weiter das Vorschiff untertauchte und das Heck sich allmählich aus dem Wasser hob, wurden meine Hoffnungen immer vergebener. Jeanette und ihre Mutter durften mittlerweile auch begriffen haben, dass das Schiff verloren war und nun mehr als 1500 Menschenleben dem Tod geweiht waren. Wie gerne ich doch jetzt bei ihr gewesen wäre und ihre Hand gehalten hätte. Wie gerne ich ihr jetzt gesagt hätte, dass es ihrem Vater und mir gut ginge. Doch wenn ich nun an die hilflosen Menschen an Bord dachte, fiel es mir schwer das zu behaupten oder gar zu glauben. Niemand hatte es wohl je für möglich gehalten, dass so etwas passieren würde und wenn ich daran dachte, wie ich zwei Tage vor der Abfahrt überraschend die Fahrkarte von Onkel Frank bekam und sie Dave, Martin und Fred stolz vor die Nase hielt, diese außerordentliche Abfahrt in Southampton gesehen habe, mit Martin meinen ersten Tag an Bord verbringen durfte, den Luxus und das Ambiente auf dem Schiff genoss, viele freundliche Menschen kennen lernte und vor allem Jeanette begegnet war, hielt ich nun das, was ich in gut 500m vor mir sah, für einen entsetzlichen Albtraum. Doch ich musste immer wieder erschreckend feststellen, dass es die grausame Wahrheit war.

Jetzt tauchte auch die Kommandobrücke unter und das Wasser schlang sich über

das Bootsdeck um den Fuß des ersten Schornsteines herum. Die drei riesigen, in Bronze glänzenden Schiffschrauben hingen tropfend aus dem Wasser und hoben sich mitsamt dem Heck langsam in die Höhe. Nun brach endgültig die Panik an Bord aus. Nicht nur, weil das Schiff schon so tief lag, sondern weil auch für die sich an Bord befindlichen Passagiere nur noch zwei Rettungsboote zur Verfügung standen. Die meisten von ihnen sahen keine Chance, in einer der beiden Notboote einen Platz zu finden und flüchteten deshalb aufs Achterdeck in der Hoffnung, sich dort noch so lange wie möglich halten zu können. Auch die Kapelle spielte ihr letztes Musikstück ,,Near My God To Thee“ fertig und verstummte in den immer mehr werdenden Angstschreien der Passagiere.

Vorne am ersten Schornstein spielten sich sehr dramatische Szenen ab, als einige Passagiere versuchten sich auf dem nach Kiel oben liegenden Notboot zu retten, nachdem die Offiziere versucht hatten, das Boot an die Davits festzumachen und es dabei vom Dach mit dem Kiel nach oben aufs Deck kippte.
Seite 15 von 41       
Als das Notboot durch das Gewicht der darauf sitzenden Passagiere schon fast runter gedrückt wurde, stießen sie weiter kommende Passagiere wieder zurück, um es vor dem Abtauchen zu bewahren. Dasselbe geschah auch mit dem Notboot, das in Kiel unten liegende Position auf der Steuerbordseite schwamm. Als die Strömung es erfasste, schwappte so viel Wasser hinein, dass es durch die immer mehr werdenden Passagiere tiefer sackte und schon kurz vor dem Absinken war. Diejenigen, die sich ans Boot klammerten und versucht hatten, sich rein zu ziehen, wurden von den sich schon im Boot befindlichen Menschen mit Rudern und Fäusten weg geschlagen, damit das Boot wieder ins Gleichgewicht kam. Einige von ihnen wurden wahrscheinlich sogar erschossen, denn es waren auch Schüsse zu hören. Diese Szenen fanden ihr Ende, als plötzlich der erste Schornstein sich ein wenig nach vorne neigte und die an ihm festgezurrten Seile einzeln nacheinander abrissen, worauf der 20m hohe und 6m dicke Koloss mit einem sehr lautem metallreißenden Geräusch nach vorne kippte und all die Menschen erschlug, die vor ihm im Wasser gegen die Strömung gekämpft hatten. Durch den starken Aufprall schoss das Wasser um ihn herum in einer gewaltigen Fontäne in die Höhe und drängte die beiden Boote zur Seite vom Schiff weg. Kaum, als sich die Fontäne wieder legte, war der Schornstein bereits unter der Oberfläche verschwunden und riss all diejenigen mit sich, die seinem Aufprall nicht mehr entkommen konnten.



Nun begann der Untergang schneller zu werden und es dauerte keine Minute, da verschlang das Wasser auch schon das Dach der vorderen Haupttreppe. Durch den großen Luftdruck und dem Gewicht des Wassers platzte die Glaskuppel auf und die Wassermassen strömten unaufhaltsam ins Treppenhaus hinein. Dabei rissen sie noch viele Menschen mit sich, die in der Nähe schwammen, und begruben sie mitsamt den Passagieren, die es nicht mehr rechtzeitig geschafft hatten, aus der Treppe zu flüchten.

Das Wasser schlang sich darauf um den zweiten Schornstein, sodass er jetzt nur

noch halb heraus ragte und schließlich auch die an ihm festgezurrten Seile zu reißen begannen, worauf der Schornstein nach vorne kippte und das Wasser dabei so stark verdrang, dass zwei nach außen laufende Wellen entstanden.
Seite 16 von 41       
Im selben Moment platzten plötzlich die Fenster des Gesellschaftsraumes unter dem Sonnendeck auf und gigantische Luftströmungen stießen in der Nähe stehende Menschen vom Promenadendeck runter ins Meer hinein. Um den ganzen Bereich herum platzten noch viele weitere Fenster auf und Türen sprangen aus ihren Halterungen. Im Inneren des Schiffes fielen die ganzen Möbel und Einrichtungen um und in der Kombüse zerbrachen alle Geschirrteile auf dem Boden. Es herrschte ein totales Gewirr aus krachen, klirren und poltern, während der Bug immer tiefer sank und das Heck sich immer weiter in die Höhe erhob. Bald darauf ragte das Schiff ab dem dritten Schornstein in einem Winkel von 55° nach oben und die Damen um mich herum im Boot hielten sich vor Schreck die Hand vor dem Mund. Selbst Molly Brown war so schockiert, dass sie nur noch fähig war zu sagen: ,,Gott, du Allmächtiger.“

Viele Menschen auf dem Bootsdeck rutschten das steilliegende Deck hinunter ins Wasser und an vielen verschiedenen Stellen des Schiffes sprangen vereinzelte Menschen schreiend von Bord, manche sogar von der höchsten Stelle, wobei einer von ihnen sogar beinahe auf die Schiffsschraube geknallt wäre. Aber ob sie alle den Wasseraufprall aus solch einer Höhe überlebten, war sehr zu bezweifeln. Während das Heck sich weiter hob, fing plötzlich das Licht an zu flackern, bis es dann vollkommen erlosch und totale Finsternis herrschte. Nur noch die Lampe am hinteren Mast leuchtete ein wenig weiter, bis sie dann auch langsam erlosch und die Titanic nun wie ein gigantisches dunkles Monster aus dem Wasser ragte.

In diesem Winkel sah es für kurze Zeit so aus, als würde das Schiff in dieser Position verharren und im nächsten Moment in die Tiefe absinken. Doch nach ein paar Sekunden richtete sich das Heck weiter auf, worauf dann etwas geschah, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Ein explosionsartiger Knall übertönte jegliches Geräusch, welches die Titanic und die Menschen an Bord von sich gaben, mit darauffolgenden zerscheppernden Lauten, welche uns im Boot regelrecht dazu zwangen, die Ohren zuzuhalten. Zuerst glaubte ich, die Kessel seien im Unterrumpf explodiert, bis ich aber dann mit Erschrecken feststellte, dass die Titanic mit einem unglaublichen Lärm direkt hinter dem dritten Schornstein in zwei Hälften auseinander brach und dabei etliche Rumpfteile sowie Möbelstücke aus diesem Bereich in die Höhe schossen.
Seite 17 von 41       


Während das Heck wieder in die waagerechte Position zurückfiel und dabei das unter ihm liegende Wasser nach außen verdrang, waren die Angstschreie der sich an Bord befindlichen Passagiere jetzt noch deutlicher zu hören und nachdem das Heck schließlich auf dem Wasser aufschlug, entstand durch die gewaltige Wucht eine dermaßen hohe und breite Wasserfontäne, dass das gesamte Schiff für einen kurzen Moment nicht zu sehen war und alle Schreie auf einmal verstummten.

Kurz darauf, als die Fontäne sich wieder legte, begannen nun auch die letzten beiden Schornsteine umzufallen. Der Dritte kippte, wie die ersten beiden auch,nach vorne und der Vierte prallte nach hinten auf das Deck, wodurch das Holz brach und der Koloss seitlich vom Schiff runter ins Wasser rollte.

Nachdem das Vorschiff in die Tiefe absank und nun alle wie gebannt zu dem abgebrochenen, auf dem Wasser seelenruhig liegendem Heck der Titanic hinschauten, machte es den Eindruck, als könne es sich in dieser Position an der Oberfläche halten. Doch der scheinbare erhoffte Eindruck war nicht von langer Dauer, als das Wasser in die Bruchstelle eindrang und der vordere Teil des Hecks zu sinken begann. Dabei richtete sich das gesamte Heck soweit auf, bis es genau senkrecht in einem Winkel von 90° aus dem Wasser nach oben ragte und sich solange um die eigene Achse drehte, bis es nun mit der Steuerbordseite zu uns lag. Was in Gottes Namen geschah da bloß? Für viele Passagiere in den Booten war es unerträglich, noch weiter hinzusehen. Ich bekam es mit der Angst zu tun und wünschte mir, dass das Ganze endlich sein Ende finden würde. Viele Menschen, die sich an der Reling des Hecks fest zu halten versuchten, purzelten schreiend in die Tiefe und prallten entweder auf die Manövrierbrücke, auf die Kräne oder sogar schon auf Menschen, die vorher auf die Deckaufbauten aufschlugen. Ein lautes Dröhnen war zu hören, als das Heck sich wieder etwas weniger steil legte und in dieser Position für eine Weile verharrte. Im Schiffsbauch lösten sich die Maschinen aus ihren Verankerungen und rumpelten mit einem lautem Krachen nach unten. Kaum eine Sekunde danach geschah dann das Unvorstellbare. Die senkrechtstehende ,,halbe“ Titanic glitt mit zunehmender Geschwindigkeit in die Tiefe und gab noch einmal ein lautes Dröhnen von sich, als wollte sie sich von uns und der Welt verabschieden, bis sich das Meer über den Fahnenmast schloss und das größte Schiff der Welt für immer in den eisigen Fluten des Atlantiks verschwand.
Seite 18 von 41       
Es entstanden überhaupt keine Wellen. Erst als ein paar Sekunden nach dem Untergang eine dumpfe Explosion durch einen wahrscheinlich noch brennenden Kessel zu hören war, wurde das Wasser an der Untergangsstelle noch einmal aufgewirbelt, bis es sich nach ein paar Sekunden wieder legte und nichts mehr von der Titanic zu sehen oder zu hören war. Ich schaute auf meine Taschenuhr und es war jetzt genau 2:20Uhr. Dies war also der Zeitpunkt, an dem sie für immer zugrunde ging. Ein Gefühl von Leere, Unsicherheit und Einsamkeit breitete sich im gesamten

Umfeld aus, in dem die Boote vor sich hin trieben. Niemand schien auch nur im

Entferntesten daran zu denken, etwas zu sagen oder gar zu unternehmen. Ich war zutiefst schockiert, dass die Titanic untergegangen war und ich wagte tatsächlich immer noch daran zu glauben, ob es nicht doch nur ein Albtraum war und ich im nächsten Moment gleich wieder aufwachen würde. Doch ich musste immer wieder ergebenst einsehen, dass mein Glaube sich nicht einmal annährend dem bestätigte, was ich erhofft hatte. Die Damen um mich herum schwiegen alle und sahen zum Boden hin. Selbst Molly Brown sagte kein einziges Wort und hielt sich auf den Knien stützend die Hände vors Gesicht. Eine bedrückende Stille breitete sich im Boot aus und das Einzige, was diese Stille in dieser immer noch so sternenklare Nacht störte, waren die schreienden Leute, die nach dem Untergang an die Oberfläche schwammen. Mehr als die Hälfte der 1500 Menschen an Bord riss die Titanic sofort mit in die Tiefe und diejenigen, die es an die Oberfläche schafften, konnten ihrem Sog zwar entfliehen, mussten aber hart gegen die eisige und schmerzstechende Kälte des Wassers ankämpfen. Diese Schreie waren so entsetzlich, dass ich mir die Ohren zuhielt, was aber auch nicht viel half, da diese Schreie in einem langen unaufhaltsamen Halllaut alles andere an Geräuschen im Umfeld übertönten. Das kalte Wasser erschwerte ihnen jegliche Bewegung, jegliches Atmen nach Luft und sogar die vergebliche Hoffnung auf Rettung. Woran sie in dieser Situation nur noch denken konnten, war dieser qualvolle und stechende Schmerz am ganzen Körper.
Seite 19 von 41       
Von Minute zu Minute wurden diese Schreie immer weniger und die Stille machte sich langsam im Umfeld breit. Zwanzig Boote, die nicht vollbesetzt waren, trieben in nächster Nähe umher und nicht eines kam den leidenden Opfern zu Hilfe, aus Angst es würde von ihnen zum Kentern gebracht werden. Molly Brown versuchte den Steuermann und die Damen zu überreden, zu den Schiffbrüchigen zu Rudern und ihnen zu helfen, worauf der Steuermann Molly aufwies sich wieder hinzusetzen und ihr andernfalls drohte, sie vom Boot zu werfen, worauf Major Peuchen ihm empört entgegnete: ,,Na, hören Sie mal. Sie sprechen mit einer Dame.“ Darauf der Steuermann: ,,Ich weiß sehr wohl, mit wem ich spreche.“ Major Peuchen setzte sich erneut ein und sagte: ,,Dann sprechen Sie gefälligst in einem anderen Ton, Mr. Wir haben hier im Boot noch reichlich Platz und können....“ ,,Ist schon gut, Arthur, lassen Sie es. Es hat keinen Sinn.“, unterbrach Molly Major Peuchen, als sie kurz über alle Insassen hinweg sah und sich wieder hinsetzte. Ich blickte ebenfalls um mich und sah, dass alle Damen immer noch schweigend und schluchzend nach unten schauten. Das Gesicht des Mädchens, welches während der ganzen Zeit von ihrer Mutter an die Brust gedrückt wurde, blickte wieder zu der Stelle hin, wo sich vor ein paar Minuten noch die Titanic befunden hatte, und sagte erschreckt: ,,Mama, das Schiff ist weg!“ Ihre Mutter drehte das Gesicht ihrer Tochter wieder zu sich hin und sagte schniefend: ,,Nein, Schatz. Es liegt nur etwas weit von uns entfernt.“ Ich hörte, wie das Mädchen anfing, zu weinen und sie sagte schluchzend: ,,Mama, ich will zu Papa.“ Die Mutter strich das Haar ihrer Kleinen, drückte ihre Wange an ihre Stirn und sagte mit anlaufenden Tränen: ,,Bald, mein Schatz. Bald.“

Mir wurde kalt und ich deckte mich mit einer Wolldecke zu, um mich zu wärmen, jedoch vergebenst. Ich schloss die Augen und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen. Doch die Kälte, die immer leiser werdenden Schreie und vor allem der Gedanke an das untergegangene Schiff, erschwerten mir dies sehr und ich dachte daran, wie es Jeanette wohl jetzt in diesem Moment in einem der Boote auf der anderen Seite der Untergangsstelle ergingen mochte und wohl jetzt auch in den Armen ihrer Mutter verbittert weinte. Was hätte ich nicht alles dafür gegeben, um jetzt bei ihr zu sein nach allem, was geschehen war! Doch vorerst blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Seite 20 von 41       




Die Zeit verging und das Schlimmste war diese qualvolle Stille. Nicht mal mehr von den Schiffbrüchigen war ein Laut zu hören oder irgendeine Bewegung wahrzunehmen. Ich nahm stark an, dass die Opfer in diesem eiskaltem Wasser erfroren waren. Vielleicht lebten sogar noch welche, die allerdings nicht mehr fähig waren, sich in irgendeiner Weise bemerkbar zu machen. Meine Uhr zeigte jetzt 2:50uhr. Ich dachte darüber nach, an was für einen qualvollen und grauenhaften, aber dennoch irgendwie leichten Tod die Menschen gestorben waren. Jetzt wo ich trotz einer umgelegten Deck so furchtbar anfing zu frieren, konnte ich mir solch eine Qual gut vorstellen. Ich schaute ein wenig über die Insassen im Boot hinweg und sah, dass das kleine Mädchen in den Armen ihrer Mutter lag und schlief. Bei diesem in solch einer Kälte recht ungewöhnlichen, aber dennoch rührendem Anblick des Kindes veranlasste es mich, dem Mädchen meine Decke zu geben. Zwar hatte sie bereits von ihrer Mutter eine umgelegt bekommen, aber ich hielt es für angebrachter, ihr noch eine mehr umzulegen, damit es ihr besser ginge und ich kein unruhiges Gewissen haben musste, dass sie frieren würde. Die Mutter sah mich zuerst verwundert an, blickte aber dann erfreut auf und bedankte sich anschließend für meine Freundlichkeit, worauf sie dann ihr Kinn an ihrer Tochter stützte und sie näher an sich drückte. Ich blickte wieder zum Boden hin und hielt meine Arme wieder dicht an mich gepresst, um mich vor der Kälte zu schützen. Molly Brown schaute darauf zu mir und bemerkte, wie elend es mir erging und sie fragte mich: ,,Mensch, Tim. Was ist denn mit dir los?“ Ich konnte zuerst fast kein Wort sagen, schaffte es aber dann doch, ihr mit bibbernder Stimme zu sagen: ,,Mmmmir ist sssso kkkkalt.“ Darauf sie: ,,Ach du meine Güte, na komm her.“ Sie legte ihre Decke um mich und hielt mich dicht an sich dran, um mich zu wärmen, worauf ich sie verwundert fragte, ob sie ihre Decke nicht eher bräuchte und sie leicht grinsend antwortete: ,,Na, schau dir doch mal meinen Körperbau an. Ich glaube nicht, dass ich so dringend eine brauche.“ Ich nahm es mit einem matten Lächeln zur Kenntnis und lies mich eine Weile von Molly warm halten, bis sie mich fragte: ,,Sag mal, warum bist du denn nicht mit deinen Eltern und deiner Schwester von Bord gegangen?“ Ich sah sie verständnislos an und sagte langsam, sodass sie mich auch verstehen konnte: ,,Die Franklins sind nicht meine Eltern.
Seite 21 von 41       
“ Darauf Molly verwundert: ,,Ach nein?“ Ich schüttelte den Kopf, worauf Molly überlegte und schließlich sagte: ,,Ach so! Du und Jeanette ihr seid.... .“ Ich nickte und merkte, wie mir ein wenig wärmer wurde, worauf Molly sich an den Kopf fasste und erwähnte: ,,Das hätte ich mir ja eigentlich denken können, denn ihr beide seht auch wirklich nicht wie Geschwister aus.“ Ich sah zu den Booten, die 500m von uns entfernt trieben, und sagte: ,,Sie fehlt mir.“ , worauf Molly mir die Schulter strich und trostvoll sagte: ,,Ganz ruhig, Tim. Bald wirst du sie wieder sehen.“ Ich legte, ohne im Geringsten darüber im Klaren zu sein, was ich da überhaupt tun würde, meinen Kopf auf Mollys Schulter, worauf sie ihre Wange liebevoll an meine Stirn drückte und ich darauf sagte: ,,Wie gerne ich doch jetzt bei ihr wäre nach allem, was passiert ist.“ ,,Das glaube ich dir, Tim“, sagte Molly und nach kurzer Zeit ergänzte sie leicht verträumt: ,,Ich erinnere mich noch, wie ihr beide gestern Abend Arm in Arm an den Tisch gegangen ward. Das war ein wirklich wunderschönes Bild. Wenn man euch beide so beobachtet, merkt man sofort, wie nahe ihr euch steht.“ Das erfreute mich, als sie das sagte und nach einem kurzen Moment fragte sie: ,,Erzähl mir doch mal. Wie hast du sie kennen gelernt?“ Ich erzählte ihr ein wenig, wie ich Jeanette an Bord begegnet war und was ich alles mit ihr erlebt hatte. Dabei holte ich das Porträtfoto von Jeanette aus meiner Brieftasche und zeigte es Molly, worauf sie gerührt auflächelte und sagte: ,,Wirklich, wie ein Engel.“ Ich sah mir das Foto selbst noch eine Weile an, blickte hin und wieder mal zu den anderen Booten hin in der Hoffnung, sie würden näher kommen, jedoch vergebenst, denn genauso wie wir, trieb jedes Boot langsam vor sich hin und her. Ich hoffte, dass bald ein Schiff, welches die Notrufsignale der Titanic empfing, hier auftauchen und uns retten würde. Es konnte allerdings noch einige Stunden dauern, denn schließlich befanden wir uns in frühen Morgenstunden mitten auf dem Nordatlantik. Als ich das Foto wieder in meine Brieftasche steckte, bemerkte ich die Zeitungsbilder und meine Fahrkarte von der Titanic.
Seite 22 von 41       
Beim Anblick dieser Bilder zerbrach ich mir darüber den Kopf, wie ein so mächtiges und prachtvolles Schiff einfach so untergehen konnte, noch dazu über 1500 Menschenleben forderte. Nur wegen eines solch mickrigem Eisberg, der noch nicht mal höher war, als das Schiff selbst? Wurde die Titanic deswegen von ihm bestraft, weil sie in dieser Nacht, wo mit wenig Eis zu rechnen war, zu schnell fuhr, um Schlagzeilen zu machen? Na ja, für Schlagzeilen hatte sie jetzt auf jeden Fall gesorgt, worin allerdings nicht stehen wird: ,,Das größte Schiff der Welt bricht den Rekord seiner Schwester.“ , sondern: ,,Das größte Schiff der Welt sinkt mit 1500 Passagieren.“ Wer mochte unter all diesen Opfern sein? Der Kapitän? Andrews? Ismay? Ryerson? Die Astors? Jack Thayer? Vielleicht sogar Frank Goldsmith, der neunjährige Junge aus der dritten Klasse oder die kleine Lorraine aus der ersten Klasse? Ich wusste, ich würde es irgendwann erfahren, wenn die Presse ihre Neugier gestillt hat, was sie wahrscheinlich nie haben wird, da der Untergang der Titanic sicherlich die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Schiffsunglücke sein würde.

Plötzlich bemerkte ich, dass zwei Boote auf uns zu gerudert kamen und sich mit uns zusammen tun wollten. Ein drittes Boot ruderte zu den Opfern hin, während sich ein anderes Boot dem gekenterten Notboot nährte und die darauf sitzenden Passagiere aufnahm. Ich schaute auf meine Taschenuhr und stellte 3:15uhr. Es bedurfte wirklich ein Wunder, wenn von den Schiffbrüchigen noch jemand am Leben war. Die Boote dockten an uns an und die Besatzungsmitglieder setzten die Passagiere gleichmäßig in alle Boote um. Ich hoffte, Jeanette irgendwo zu sehen, aber da diese Boote von der Backbordseite des Schiffes runtergelassen wurden und Jeanette in einem der Steuerbordboote einstieg, gab ich die Hoffnung wieder auf. Als alle drei Boote die gleiche Anzahl an Personen hatten, kam das eine, was sich dem Gekenterten nährte, wieder mit den Geretteten zurück und schloss sich uns an. Das andere suchte immer noch unter den erfrorenen Opfern nach Überlebenden und ich sah, wie die Ruderer dort mit Taschenlampen auf die toten Menschen strahlten, dessen bleiche und erstarrte Gesichter über dem Wasser vor sich hin trieben.

Trotz dass wir nun mehrere Personen waren, schwiegen wir nach wie vor.
Seite 23 von 41       
Keiner mochte irgend etwas sagen, da der Schock einfach noch zu tief saß. Auf der anderen Seite der Unglücksstelle taten sich die Steuerbordboote nun auch in Gruppen zusammen, aber fröhlicher, als bei uns, war die Stimmung bei ihnen dadurch wohl auch nicht. Das zu den Opfern genahte Boot kam wieder zurück und hatte tatsächlich noch lebende Menschen aus dem Wasser retten können, die nun Haufenweise mit Decken gewärmt wurden, viele von ihnen später aber dann doch noch an zu starker Unterkühlung starben. Hätten wir eher gehandelt, hätte es vielleicht noch viel mehr Überlebende gegeben, aber wir hatten viel zu lange gewartet und tiefe Schuldgefühle bereiteten viele Insassen Kummer und Sorgen. Ich wurde auf einmal sehr müde und als Molly das sah, bot sie mir ihren Schoß an, worauf ich meinen Kopf drauf legte und langsam einschlief, wobei Molly gleichzeitig noch dafür sorgte, dass mir auch warm genug war.



Ich wusste nun nicht, wie lang ich schlief, aber als Molly mich wieder weckte, sah ich, dass der Tag langsam erwachte und wir, wie alle anderen Boote auch, zu meiner großen Erleichterung auf einen kleinen Passagierdampfer zuruderten. Neben mir saß eine Frau, der das Rudern schwer fiel und ich bot ihr an, mir das zu überlassen und als wir nah an dem Bug vorbei fuhren, konnte ich den Namen des Schiffes erkennen: ,,Carpathia“, und an der roten Farbe des Schornsteines ging ich davon aus, dass es ein Passagierschiff der ,,Cunard Line Reederei“ war, dem größten Konkurrenten der White Star Line.

Direkt vor uns wurde gerade ein Rettungsboot an die Davitstaue befestigt und nach oben gezogen, worauf wir am Schiff andockten und ein Besatzungsmann eine Strickleiter den Rumpf hinunter zu uns ins Boot kletterte. Gleichzeitig wurde ein Schlafsack an einem Seil festgebunden nach unten gelassen, indem vermutlich Verletzte oder Kinder an Bord gehievt werden sollten. In unserem Boot befand aber sich nur das junge Mädchen, was sich strick geweigert hatte, ihre Mutter zu verlassen und die Mutter versuchte immer wieder verzweifelt, ihre Kleine doch noch zu überreden. Doch die Tochter hatte sich bereits fest sie geklammert und nicht mehr losgelassen. Nun griff Molly Brown erneut wieder ein. Sie stand auf und sagte: ,,Ist gut. Ist gut. Lassen Sie sie bei Ihrer Mutter. an Kommt Mädels.
Seite 24 von 41       
Einige von euch sind doch noch jung. Ihr klettert jetzt die Strickleiter ein paar Meterchen hoch und dann könnt ihr euch drinnen richtig aufwärmen. Der Rest lässt sich im Boot nach oben hieven.“ Der Besatzungsmann sah sie verwundert an, da er wohl dasselbe sagen wollte. Schließlich half Molly ein paar Damen auf, die sie für fähig genug hielt, die Leiter raufzuklettern und sagte anschließend zu dem Mädchen: ,,Ganz ruhig, Schätzchen. Du bleibst selbstverständlich bei deiner Mutter.“ Sie strich der Kleinen noch tröstend die Wange, aber das Mädchen reagierte nicht darauf und weinte weiterhin in den Armen ihrer Mutter. Molly wandte sich darauf an mich und sagte: ,,Tim, sei so gut und klettere du bitte auch die Leiter hoch, okay?“ Ich sah zu der Leiter hoch, die Major Peuchen bereits hochgeklettert war und sich an der Pforte zum Helfen bereit gestellt hatte. Dann sah ich in Mollys Gesicht und fragte: ,,Kommen Sie nicht mit, Mrs. Brown?“ ,,Nein, Tim.“, antwortete sie und sah die restlichen Insassen an: ,,Ich bleibe hier bei den Damen im Boot.“ Ich nahm es zur Kenntnis, sah ihr darauf dankerfüllt in die Augen und sagte: ,,Vielen Dank für alles, Molly.“ Sie strich mir die Wange und entgegnete: ,,Rede jetzt nicht so viel, Tim. An Bord ist jemand, der auf dich wartet.“ Ich sah zum Schiff hoch und anschließend dann noch mal zu Molly hin und kletterte schließlich die Strickleiter hoch, wo mir Major Peuchen und ein Besatzungsmann ins Schiff reinhalfen und der Besatzungsmann mir sagte, ich solle den anderen in den Speisesaal folgen. Dort bekamen alle Überlebenden erst mal was zu Essen und ein heißes Getränk. Doch nach Essen oder Trinken war mir in dem Moment überhaupt nicht zumute. Ich wollte Jeanette finden und das schnell. Ich zog mir die Schwimmweste aus und schmiss sie einfach auf den Boden, worauf ich mich hinauf aufs Deck begab und dort ununterbrochen jeden Winkel nach ihr absuchte. Trotz, dass das Deck der Capathia viel kleiner war, war es noch viel schwieriger, als vor ein paar Tagen, als ich versuchte, Jeanette auf dem Deck der Titanic ausfindig zu machen. Das lag daran, weil viele der Geretteten auch nach ihren Bekannten suchten und dabei einige Ehefrauen vor Schock oder Verzweiflung in Tränenausbrüchen zu Boden fielen, nachdem sie feststellen mussten, dass ihre Ehemänner die Katastrophe nicht überlebt hatten.
Seite 25 von 41       
Die Stewards oder Passagiere der Carpathia bemühten sich schwer, diese Damen wieder zu beruhigen und sie ins Warme nach drinnen zu bringen.

Beim Anblick dieser trauernden Damen kam mir der Gedanke, dass Jeanette wohl auch denkt, sie hätte ihren Vater und mich verloren. Deshalb begann ich meine Suche intensiver fortzusetzen und sah, dass noch drei weitere Schiffe, die M.S. Californian, die S.S. Frankfurt und die M.S. Mount Temple die SOS-Rufe der Titanic empfangen hatten und am Unglücksort zur Rettung erschienen waren. Angeblich hatte sich die M.S. Californian zur Zeit des Untergangs in Sichtweite befunden und auf die Seenotraketen der Titanic nicht reagiert. Andere Gerüchte besagen, die Californien habe der Titanic nicht zu Hilfe eilen können, weil sich zwischen den beiden Schiffen eine große Eisbarriere erstreckte und die Californian sie zuerst umfahren musste. Doch ich kann mich keineswegs daran erinnern, dass Eis während des Untergangs auch nur im Entferntesten zu sehen war.

Ich schaute auf meine Taschenuhr und es war jetzt genau 8:30uhr. Das letzte Boot wurde an Bord geholt und zehn Minuten später setzte die Carpathia ihre Schrauben in Bewegung und kreuzte mit der Californian noch mal langsam durch das Katastrophengebiet, um eventuell noch weitere Schiffbrüchige oder Überlebende ausfindig zu machen und an Bord zu holen. Doch stattdessen trieben in dem Wasser irgendwelche Teile wie Liegestühle, Türen oder Holzverkleidungen der Titanic umher und all die Menschen, die nach dem Untergang der Titanic im Wasser jämmerlich erfroren waren, wurden von der Strömung weg geschwemmt, denn soweit ich sehen konnte, befanden sich außer ein paar vereinzelte Leichen zwischen den Schiffsteilen, keine weiteren Toten in der Nähe. Dort wo die Titanic vor ungefähr sechs Stunden gesunken war, trieb jetzt ein Eisberg umher, von dem ich das Gefühl hatte, er würde mich mit einem barbarischen Grinsen ansehen. Könnte er der Schuldige gewesen sein?



Mir kam es so vor als ob ich schon eine ganze Stunde lang auf dem Deck hin und her lief. Ich sah mir jede weibliche Person, die Jeanette von der Figur her ähnelten, genau an, doch hinterher stellten sich immer ganz andere Gesichter heraus. Gesichter, die weinten, zitterten, verzweifelten oder hoffnungslos drein blickten. Bei meiner Suche erschien vor mir plötzlich eine Frau, die mich an den Armen festhielt, mir tränenüberströmt ins Gesicht schaute und mich verbittert fragte: ,,Haben Sie meinen Mann gesehen?“ Ich sah sie vollkommen verwirrt und zum Teil erschreckt an, bis ich ihr dann schließlich sagte: ,,Nein, Mem.
Seite 26 von 41       
Es tut mir Leid, ich habe Ihren Mann nicht gesehen.“ Die Augen der Frau fühlten sich mit Tränen und mit einem Ausdruck großer Niedergeschlagenheit schaute sie nach unten auf den Boden, bis sie mir wieder ins Gesicht sah und sagte: ,,Er ist nicht tot. Ich weiß, dass er nicht tot ist!“ Sie ließ mich los und lief das Deck weiter entlang auf der Suche nach ihrem Mann, wobei ich ihr noch lange mitleidig hinterher sah, bis ich sie unter den ganzen umherlaufenden Passagieren aus den Augen verlor. So erging es auch vielen anderen Frauen an Bord und je öfter ich in all diese trauernden Gesichter sah, desto erpichter war ich darauf, Jeanette endlich zu finden und wenigstens ihrer Trauer ein Ende zu machen.

Nach mehreren und so endlos erscheinenden Runden auf dem Deck überlegte ich mir, ob ich sie nicht noch mal drinnen weiter suchen sollte und als ich gerade dabei war, eine Tür zur Treppe zu öffnen, blickte ich auf eine Person an der Reling stehend mit wunderschönen, glatten und zu einem Schopf gebundenen Haaren. Es war Jeanette. Endlich hatte ich sie gefunden und mit großer Erleichterung ging ich direkt auf sie zu. Doch je näher ich auf sie zukam, desto deutlicher erkannte ich, wie tränenüberströmt ihr Gesicht war. Dieses Gesicht war im Vergleich mit dem vor zwei Tagen, als sie solch eine fürchterliche Angst vor ihrem Vater hatte, gar nichts gewesen, denn nun trauerte sie um ihren Vater und um mich und in ihren Händen strich sie sanftvoll die Rose, die ich ihr geschenkt hatte, bevor sie ins Boot gestiegen und von Bord gegangen war. Ihr unheilvolles Schluchzen brach mir sehr das Herz und ich wusste jetzt absolut nicht, was ich zu ihr sagen sollte, um sie wieder zu erfreuen. Ich stellte mich neben ihr und legte meine Hand auf ihre, mit der sie sich an der Reling festhielt. Sie blickte mit ihren tränengefüllten Augen zu mir auf, worauf sie sich erschrocken beide Hände vordem Mund hielt und die Rose zu Boden fallen ließ. ,,Hey, ganz ruhig.“, sagte ich zu ihr und hielt sie an den Armen fest. Sie fixierte mich mit geweiteten Augen von oben bis unten, tastete dann mit ihren Fingern in meinem Gesicht und sagte: ,,Du.
Seite 27 von 41       
..du lebst!“, worauf ich zu ihr ein wenig spaßtonend meinte: ,,Hast du etwas anderes erwartet?“ ,,Oh Gott, Tim.“ Sie brach erneut in Tränen aus, fiel mir in die Arme und drückte ihr weinendes Gesicht tief in meine Brust hinein, worauf ich zum Trost durch ihr seidenweiches Haar strich und sagte: ,,Hey, beruhige dich, Jeanette. Es ist alles in Ordnung.“ Sie hielt mich weiterhin fest umarmt und schluchzte, bis sie nach einer Weile dann wimmernd sagte: ,,Ich...ich habe geglaubt, du wärst tot.“ Ich drückte meine Wange an ihre Stirn und sagte: ,,Das bin ich nicht, sondern hier bei dir.“ Sie blickte wieder auf und sah mir mit ihren tränengefüllten Augen ins Gesicht, worauf ich zu ihr meinte: ,,Komm, setzen wir uns erst mal hin!“ Ich nahm sie an die Hände, führte sie zu einer nahe liegenden Bank und setzte mich mit ihr hin. Jeanette weinte unerbittlich weiter und um ihre Trauer zu lindern, hielt ich ihre Hand und sagte: ,,Hey, es ist doch alles wieder gut. Dein

Vater lebt auch noch.“ ,,Ich weiß.“, entgegnete Jeanette schniefend und erklärte

mir, dass sie und ihre Mutter Mr. Franklin in die Arme fielen, als sich die

Steuerbordboote in Gruppen zusammen schlossen und die Passagiere sich gleichmäßig in die Boote verteilt hatten. Nur mich konnte sie nirgends finden und nach vergebenster Suche auf der Carpathia verzweifelte Jeanette immer mehr und gab die Hoffnung auf, bis ich sie schließlich an der Reling gefunden hatte. In Jeanettes Gesicht zeigte sich der tiefsitzende Schock und an ihren Wangen liefen nach wie vor bittere Tränen runter, die ich ihr darauf wegwischte und tröstend zu ihr meinte: ,,Hey, du brauchst doch jetzt nicht mehr weinen. Ich bin doch da.“ Sie lächelte ein wenig auf und ich erwähnte: ,,Na also, das sieht doch schon viel besser aus.“ Ich sah sie eine Weile an, während ich ihr das Gesicht strich, und sagte: ,,Wenn du wüsstest, wie sehr du mir gefehlt hast!“, worauf Jeanette leicht lächelnd entgegnete: ,,Und du mir erst.“ Ich strich ihr die Hände und meinte zu ihr: ,,Na komm. Lass uns zu deinen Eltern gehen. Die machen sich sicher schon Sorgen um dich.“ Wir standen auf und machten uns gemeinsam auf dem Weg zum Speisesaal und nachdem Jeanette sich wieder etwas beruhigt hatte, sagte sie: ,,Mein Vater hat es gewusst!“ darauf ich: ,,Was hat er gewusst?“ Sie antwortete: ,,Na ja, du weißt doch noch, wie gelassen er war, bevor wir in die Boote stiegen.
Seite 28 von 41       
Er sagte, es wäre nur eine Übung. Dabei wusste er ganz genau, dass das Schiff verloren war und er wollte uns so schnell wie möglich von Bord kriegen.“ Ich überlegte und sagte: ,,Stimmt, aber es kam anders, als er es geplant hatte.“

Als wir im Speisesaal ankamen, in dem die Tische und die Stühle von Stewards rausgetragen wurden und mit etlichen Matratzen zum Schlafen für die Überlebenden hinterlegt wurde, saßen Mr. und Mrs. Franklin mit einem warmen Tee in der Hand betrübt auf einer der Matratzen in der Mitte des Saals und bemitleideten Jeanettes tiefe Trauer um mich. Kurz bevor wir sie erreichten, trat Jeanette ein paar Schritte ohne mich zu ihnen vor und sie blickten teils hocherfreut und teils bedrückt zu ihr auf, worauf sie beide aufstanden, Jeanettes Hände hielten und Mrs. Franklin zu ihr sagte: ,,Oh, Jeanette! Es tut uns so Leid, aber wir haben Tim nicht finden können.“ Mr. Franklin setzte sich ein und fragte: ,,Hattest du Glück? Hast du ihn gefunden?“ Jeanette senkte das Gesicht und sagte: ,,Nein,“ Mr. und Mrs. Franklin sahen sich hoffnungslos an, worauf Jeanette ihr Gesicht wieder erhob und ergänzte: ,,aber er hat mich gefunden.“ Ich trat hervor und sagte: ,,Hallo Mr. und Mrs. Franklin.“ Jeanettes Eltern sahen mich mit einem vollkommen überraschten und total verwirrtem Gesichtausdruck an, bis Mrs. Franklin sich die Hand vor dem Mund hielt und sagte: ,,Um Gottes Willen.“ Mr. Franklin setzte sich ein und sagte erleichtert: ,,Dem Himmel sei Dank.“, worauf Mrs. Franklin mich plötzlich ganz fest umarmte und ergänzte: ,,Oh Tim. Wir haben schon das Schlimmste befürchtet.“ Als sie mich darauf wieder losließ, sah ich, dass an ihrer Wange eine Träne runterlief, worauf sie sagte: ,,Gott sei Dank, dass wir wieder zusammen sind.“ und Jeanette anschließend zur Erleichterung auch noch mal liebevoll umarmte. Kurz darauf meinte Mr. Franklin: ,,Na kommt, ihr beiden. Setzt euch erst mal hin und trinkt was Warmes. Hier.“ Er gab mir seinen Tee und Jeanette den Tee ihrer Mutter, worauf wir uns alle auf zwei freiliegende Matratzen setzten und Jeanette sich dabei ganz dicht an mich lehnte. Nachdem wir die ersten Schlucke nahmen, fragte mich Mr. Franklin: ,,Wie hast du es geschafft, von Bord zu kommen?“, worauf Jeanette ebenfalls neugierig zu mir aufblickte, da ich ihr das noch gar nicht erzählt hatte, und ich antwortete: ,,Molly Brown hatte einen der Offiziere überredet, mich ins Boot einsteigen zu lassen, in das sie hinterer dann auch eingestiegen war.
Seite 29 von 41       
“ Mr. und Mrs. Franklin nahmen es zur Kenntnis, worauf ich in Jeanettes zart lächelndes Gesicht blickte und zu ihr sagte: ,,Im Boot habe ich mich mit ihr eine ganze Weile über dich unterhalten. Sie hält dich für einen Engel.“ ,,Das hatte sie gestern zu mir auch gesagt.“, fügte Mrs. Franklin noch hinzu, worauf Jeanette geschmeichelt nach unten schaute und sich dabei eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Trotz, dass wir versuchten, miteinander zu reden, fiel es uns durch den qualvollen Gedanken an das untergegangene Schiff sehr schwer, überhaupt etwas zu sagen und Mr. Franklin schlug deshalb vor: ,,Wir sollten versuchen, ein wenig zu schlafen.“ Wir stimmten ihm zu und legten die Tassen beiseite, worauf Mr. Franklin aufstand, um mir seinen Platz zum Schlafen freizumachen, ich mich mit Jeanette aber bereits zusammen auf unsere Matratze hingelegt hatte und er darauf leicht erschüttert sagte: ,,Wieso liegt ihr zusa...“ ,,Komm, lass die beiden.“, unterbrach Mrs. Franklin ihren Gatten und zog ihn wieder zu sich zurück, worauf er noch mal zu uns blickte, es aber dann akzeptierte und uns nebeneinander liegen lies.

Jeanette war völlig erschöpft gewesen und um sie ein wenig aufzumuntern, strich ich ihr ein wenig durchs Haar, worauf sie mich leicht lächelnd ansah und liebevoll zu mir sagte: ,,Ich liebe dich, Tim.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte darauf ebenfalls: ,,Ich liebe dich auch, Jeanette.“. Sie senkte ihr Gesicht in meine Brust und fing an, leicht zu schluchzen, worauf ich sie dicht an mich hielt und ihr tröstend sagte: ,,Hey, ganz ruhig. Es ist vorbei.“ Ich strich ihr zur Beruhigung die Wange, bis sie mich am Ärmel griff und sagte: ,,Bitte, halt mich fest.“ Ich tat ich den Gefallen und schaffte es, sie nach einer Weile sanft in den Schlaf zu kriegen, bis auch ich langsam müde wurde und einschlief.



Als ich stundenspäter wieder erwachte, merkte ich, dass es etwas dunkler im Raum war, da draußen bereits der Abend dämmerte und daher nur noch ein paar Lampen an den Wänden im Speisesaal brannten. Meine Taschenuhr zeigte 17:45uhr an und ich stellte verwundert fest, dass ich ziemlich lange geschlafen hatte.
Seite 30 von 41       
Jeanette lag ganz friedlich und immer noch tiefschlafend neben mir, während Mr. Franklin auf der anderen Matratze ganz alleine schlief und sich alle paar Sekunden immer wieder rumdrehte. Ich blickte über den Speisesaal hinweg, um Ausschau nach Mrs. Franklin zu halten, konnte sie aber nirgendwo erkennen. Wahrscheinlich vertrat sie sich an Deck gerade ein wenig die Füße oder stand gerade ein paar trauernden Passagieren bei, wie es viele Passagiere der Carpathia taten. Ich beschloss, auch ein wenig an Deck zu gehen und stand langsam auf, um Jeanette nicht zu wecken. Nachdem ich ihr die Decke etwas weiter zurecht zog und ihr noch einen Kuss auf die Stirn gab, ging ich vorsichtig aus dem Speisesaal, um nicht auf irgendwelche schlafende Passagiere zu treten oder über sie drüber zu stolpern. Im Treppenhaus, wo auch noch etliche Passagiere auf Matratzen schliefen, saß ein kleines Mädchen mit einer Puppe in der Hand ganz alleine auf der Treppe und ich stellte fest, dass es das Mädchen war, welches mit ihrer Mutter zusammen im dem Boot gesessen hatte, in das auch ich war. Ich wunderte mich, weshalb sie so alleine dasaß und als ich mich zu ihr hinbeugte, fragte ich sie: ,,Hey, Kleines. Wieso sitzt du denn hier so ganz alleine?“ Sie blickte etwas überrascht zu mir auf und antwortete: ,,Ich bin nicht alleine, Sir. Meine Mami schläft dort hinten.“ Sie deutete auf eine Person am Rande des Treppenhauses auf einer Matratze liegend hin und nachdem ich zu der Person hinsah, fragte ich das Mädchen: ,,Und warum sitzt du hier?“ Sie wandte sich an ihre Puppe und sagte: ,,Ich wollte ein bisschen spielen und sie nicht wecken.“ ,,Ah.“, meinte ich und sah mir darauf ihre Puppe einen Moment lang an, bis ich sagte: ,,Du hast wirklich eine sehr schöne Puppe.“ Sie blickte erfreut zu mir auf und sagte: ,,Vielen Dank, Sir. Mein Papa hatte sie mir zum Geburtstag geschenkt.“ Im selben Moment kam ein anderes Mädchen an und sagte mit einer süßen Stimme: ,, Hallo Eva.“, darauf Eva: ,,Hallo, Nina. Kannst du auch nicht schlafen?“ Nina antwortete: ,,Nein, ich muss so viel an meinen Papa denken.“ Eva schaute betrübt auf ihre Puppe und sagte: ,,Ich muss auch immer an meinen Papa denken.“ Nina setzte sich neben ihr auf die Stufe und sagte: ,,Meine Tante Jessie sagt, dass mein Papa bestimmt auf einem anderen Schiff ist.
Seite 31 von 41       
“ Darauf Eva: ,,Das hat mir meine Mama auch gesagt.“ Dann schwiegen sie einen Moment lang, bis Eva ergänzte: ,,Ich hoffe, dass sie uns bald finden.“ Die beiden Mädchen taten mir unglaublich Leid, wie sehr sie ihre Väter vermissten und die Tatsache, dass sie ihre Väter wohlmöglich nie wieder sehen würden, da die Carpathia als einzigstes Schiff alle Überlebenden der Titanic gerettet hatte, brach mir sehr das Herz. Früher oder später werden die beiden, sowohl als auch etliche andere Kinder hier an Bord das dann auch erfahren und schweren Herzens einsehen müssen. Aber jetzt waren die beiden noch so voller Hoffnung gewesen und als ich sie beide fröhlich zusammen mit Evas Puppe spielen sah, sagte ich zu ihnen: ,,Seid so gut ihr beiden und bleibt du immer in der Nähe deiner Mutter, Eva, und du in der Nähe deiner Tante, Nina, okay?“ Sie blickten beide zu mir auf und sagten: ,,Ja, Sir.“ Schließlich ließ ich die beiden alleine und hörte noch, wie sie lachend und mit viel Freude zusammen mit Evas Puppe weiterspielten.

Draußen auf dem Bootsdeck nahm ich mir vor, nur eine Runde zu laufen, da es immer noch so kalt war, wie am vorherigen Abend. Jetzt wo das Deck der Carpathia im Gegensatz zu heute Morgen so vollkommen menschenleer war, konnte man deutlich erkennen, wie klein es im Vergleich zu dem Deck der Titanic doch war, da die Capathia kein besonders großer Passagierdampfer war und wohlmöglich auch als eine einfache Fähre gereicht hätte. Aber nichts desto trotz waren wir alle froh gewesen, von diesem kleinen Schiff überhaupt gerettet worden zu sein und nach New York gebracht zu werden.

Als ich meine Runde schon fast beendet hatte und dabei an dem Bereich des Decks vorbei, an dem ich Jeanette heute Morgen wieder gefunden hatte, entdeckte ich auf den Boden die Rose, die sie fallen lies, nachdem sie mich erblickt hatte und als ich gerade dabei war, die Rose aufzuheben, rief plötzlich eine Stimme zu mir: ,,Hallo Tim!“ Es war Mrs. Franklin, die alleine auf einer Bank saß. ,,Ach, hallo Mrs. Franklin“ rief ich zu ihr und ging auf sie zu, worauf sie mich fragte: ,,Warum läufst du denn hier so alleine rum?“ ich antwortete: ,,Ach, ich wollte mir nur ein wenig frische Luft schnappen.“ Sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und bot mir an, mich neben sie zu setzen, worauf sie mich anschließend fragte: ,,Wie fühlst du dich?“ und ich antwortete: ,,Soweit ganz gut.
Seite 32 von 41       
“ Danach fragte sie mich: ,,Und wie geht es Jeanette?“ ich antwortete: ,,Sie schläft noch tief und fest.“, worauf sie mitempfindenden Ausdruckes meinte: ,,Das hat die Kleine auch redlich verdient.“ und anschließend eine Weile stillschweigend auf das dunkle Meer sah. Nachdem ich einen Moment lang den sanft rauschenden Klängen der Wasserverdrängung am Schiff lauschte, sagte Mrs. Franklin bestürzt: ,,Ich kann es immer noch nicht fassen. Wie um alles in der Welt konnte das nur passieren?“ Ich schüttelte den Kopf und meinte: ,,Ich weiß es nicht, Mrs. Franklin. Wirklich nicht.“ Mrs. Franklin schwieg einen weiteren Moment lang, bis sie dann auf einmal kurz auflachte und sagte: ,,Als wir in den Tagen vor der Abfahrt aus Cherbourg in Paris waren, hatte uns Jeanettes Vater mit den Fahrkarten überrascht und wir konnten es darauf kaum noch erwarten, endlich an Bord zu kommen.“ Ich schmunzelte leicht und sagte: ,,Ja, das hatte Jeanette mir auch erzählt.“ Sie fuhr fort: ,,Wir hatten uns sehr auf die Reise gefreut und hofften, dass es eine schöne Überfahrt wird.“, worauf sie dann nach unten schaute und bedrückt sagte: ,,Und dann musste sie auf so tragische Weise enden.“ Nun sah auch ich wieder bedrückt zu Boden, bis Mrs. Franklin dann auf einmal zu mir meinte: ,,Aber weißt du, Tim, durch dich waren die Tage für Jeanette auf dem Schiff etwas ganz besonderes gewesen.“ Ich sah sie an und sie fuhr fort: ,,Schon gleich am allerersten Abend war Jeanette ganz anders, als sonst.“ Sie sprach wohl davon, als Jeanette und ich uns das erste mal im Kabinenflur über den Weg gelaufen waren und ich fragte sie etwas schmunselnd: ,,Haben Sie sie darauf auf Ihre mütterliche Art und Weise zur Rede gestellt?“ Sie lachte leicht und meinte: ,,Das brauchte ich nicht. Als Jeanette und ich am nächsten Tag auf dem Deck an dir vorbei liefen und Jeanette dir einen Moment lang nachgeschaut hatte, wusste ich sofort, was Sache war.“ Darauf ich: ,,Das haben Sie gleich erkannt?“ und sie antwortete: ,,Wenn ein Mensch verliebt ist, Tim, dann erkennt man es sofort. Und bei Jeanette und dir war es absolut nicht zu übersehen.“ Da schien etwas dran zu sein, denn ich erinnerte mich daran, wie Martin es auch sofort an mir erkannt hatte, nachdem ich Jeanette zum ersten mal begegnet war und ich mich darauf mit ihm auf dem Dach der Kommandobrücke aufgehalten hatte.
Seite 33 von 41       
Mrs. Franklin ergänzte grinsend: ,,Natürlich hat es Jeanette gegenüber ihrem Vater oder mir nie zugegeben, aber letztendlich ward ihr dann doch auf einmal gemeinsam in ihrem Bett aufgewacht.“ Ich wurde nervös und versuchte, das Thema zu umgehen, worauf sie schmunzelnd zu mir meinte: ,,Du brauchst mir nichts vor zu machen, Tim. Ich weiß ganz genau, dass ihr beide auch die darauf folgende Nacht zusammen ward.“ Nun sah ich sie erschreckt an und sagte schnell: ,,Nun ja....aber mehr war es auch nicht, Mrs. Franklin. Wirklich nicht.“ Meine Nervosität schien sie zu amüsieren, denn nun tat sie so, als würde sie mich durchschauen wollen und meinte schmunzelnd zu mir: ,,Na ja, ich will es dir mal glauben, Tim.“ Auch wenn das Thema damit nun beendet zu sein schien, so ermunterte mich Mrs. Franklins überaus freundliches Lächeln doch dazu, mit ihr nun offen und ehrlich darüber zu reden und ich fragte sie: ,,Hatten Sie eigentlich nichts dagegen gehabt, dass Jeanette und ich.....na ja, dass wir beide zusammen die Nacht verbracht haben?“ Sie lies sich einen Augenblick Zeit, bis sie dann antwortete: ,,Nein, Tim. Wieso sollte ich denn was dagegen haben?“ Das machte mich ein wenig begriffsstutzig und ich fragte: ,,Na ja, hatten Sie denn keine Angst, dass Jeanette und ich vielleicht....?“ Ich genierte mich, den Satz auszusprechen und Mrs. Franklin fuhr für mich fort: ,,Miteinander Sex haben könntet?“ Ich antwortete leicht errötet mit einem Nicken, worauf Mrs. Franklin tief einatmete und darauf zu mir meinte: ,,Weißt du Tim, das ist eine Sache, die ich Jeanette weder verbieten, noch bei ihr kontrollieren kann, geschweige denn ihr Vater. Sie und du seid alt genug, selber zu entscheiden, ob es richtig oder falsch ist.“ Ich dachte daran, wie sich Jeanette an dem einen Abend vor meinen Augen einfach so ausgezogen hatte und am nächsten Abend zu mir meinte, sie hätte in meiner Kabine eine kleine Überraschung für mich. Wäre es an diesem Abend zwischen uns beiden wirklich zum Sex gekommen, wenn der Eisberg nicht gewesen wäre? Dies war für mich ein weiterer Punkt mit Mrs. Franklin darüber zu reden und sagte: ,,Wissen Sie, Mrs. Franklin, an einem Abend hatte Jeanette sich...na ja wie soll ich sagen....sie hatte sich vor....“ ,,Schhhh“, unterbrach mich Mrs. Franklin und meinte zu mir: ,,Behalte es für dich, Tim.
Seite 34 von 41       
Egal was es war, es geht mich nichts an.“ Ich sah sie verständnislos an, worauf sie mir zuzwinkerte und ich es darauf mit einem leichten Lächeln zur Kenntnis nahm. Ich sah mir darauf einen Moment lang die Rose in meinen Händen an, bis ich dann schmunzelnd meinte: ,,Irgendwie ist das komisch.“ Darauf Mrs. Franklin: ,,Was ist komisch?“ Ich dachte einen kurzen Moment lang zurück und sagte: ,,Na ja, wissen Sie, Mrs. Franklin? Ich wollte nie irgendetwas von Mädchen wissen. Ich war unter meinen Freunden immer der einzige Junge, der nie mit einem Mädchen zusammen war. Doch nun, durch Jeanette hatte sich....wie soll ich sagen....irgendwie eine vollkommen neue Welt geöffnet. Es kommt mir so vor, als wäre ich durch sie ein ganz anderer Mensch geworden.“ Mrs. Franklin lächelte und meinte: ,, Jeanette geht es ganz genauso, Tim.“ Ich sah sie an und sie ergänzte: ,,Du bist der erste Junge, der in ihr Leben getreten ist und ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, Jeanette je glücklicher gesehen zu haben.“ Das machte mich ein wenig verlegen und ich fragte: ,,Hatte Jeanette bis jetzt nie irgendeine Beziehung zu einem Jungen gehabt?“ Mrs. Franklin schüttelte den Kopf und meinte: ,,Sie hatte nie ein besonders großes Interesse für Jungs gehabt, was ihren Vater natürlich durcheis erleichtert hatte.“ Darauf ich: ,,Wie kann denn so was möglich sein. Ich meine, Jeanette ist so wunderschön, sie hätte doch wirklich jeden haben können.“ Mrs. Franklin hob die Schultern und meinte: ,,Hätte sie wohl, aber so war es nun mal nicht, Tim.“ Stutzig sah ich mir wieder die Rose in meiner Hand an, bis Mrs. Franklin sagte: ,,Aber durch dich hat sich nun all das geändert und ich freue mich wirklich sehr, dass Jeanette dich kennen gelernt hat.“ Ich fühlte mich geehrt und sie ergänzte: ,,Als Jeanette dich uns vorgestellt hatte, hoffte ich so sehr, dass ihr beide euch im Laufe der nächsten Tage noch etwas näher kommen würdet und es kam schneller, als ich gedacht hatte.“ Ich dachte daran, wie Mrs. Franklin mal zu mir meinte ,,Lernt euch doch noch etwas näher kennen, ihr habt die beste Zeit dafür.“ und ich entgegnete: ,,Kann es sein, dass Sie, was Jeanette und mich angeht, es irgendwie schon gewusst haben, Mrs. Franklin?“ Sie grinste und sagte: ,,Ich habe es nicht direkt gewusst, sondern eher gehofft.
Seite 35 von 41       
“ Darauf ich: ,,Wieso erhofften Sie gerade mich für Jeanette?“ Sie strich mir über den Kopf und meinte: ,,Weil du der freundlichste, charmanteste und wundervollste Junge bist, den ein Mädchen, wie Jeanette es ist, sich nur wünschen kann.“ Wieder fühlte ich mich geehrt und meinte bescheiden: ,,Ich bin doch nur eine ganz gewöhnlicher Junge, wie jeder andere auch.“ Darauf sie: ,,Nein, Tim, deine Fähigkeiten gegenüber Jeanette sind wirklich ganz außergewöhnlich.“ Ich sah sie verwundert an und sie fuhr fort: ,,Du schenkst ihr Liebe auf so eine wundervolle Art, wie sie es noch nie bekommen hat. Du gibst ihr Schutz, du bringst sie immer wieder zum Lachen und du schaffst es immer wieder, sie wunschlos glücklich zu machen. Solche Fähigkeiten haben nicht viele Jungs in deinem Alter, Tim.“ Mrs. Franklin nahm plötzlich meine Hand und erwähnte: ,,Du musst mir versprechen, Tim, dass du sie niemals im Stich lässt. Gerade nachdem, was alles passiert ist, braucht sie dich nun mehr als irgendjemand anders. Und auch wenn du in New York wohnst und wir in Philadelphia, du kannst uns besuchen, wann immer du willst.“ Ich lächelte und versprach es ihr, worauf sie mir freudelächelnd die Wange strich und hinterher meinte: ,,Du bist wirklich ein ganz großartiger Junge. Am besten, du gehst wieder zu ihr. Sie wartetet sicher schon auf dich.“ Darauf ich: ,,Gehen sie nicht mit?“ ,,Ich komme gleich nach, ich möchte noch ein wenig hier draußen bleiben.“ Ich stand auf und sagte: ,,Wie Sie wollen, Mrs. Franklin. Gute Nacht.“, worauf sie mir ebenfalls gute Nacht wünschte und ich anschließend wieder rein die Treppe runter in die Etage des Speisesaals lief, wo ich die kleine Eva tief schlafend ihre Puppe an sich haltend in den Armen ihrer Mutter auf der Matratze liegen sah und kurz darauf vor dem Speisesaaleingang einen Rollwagen mit Sandwichs gelagert erblickte, wovon ich vier Stück mitnahm und mich anschließend zu den Matratzen setzte, auf der Jeanette immer noch tief und leise atmend schlief und sich Mr. Franklin nebenan auf der anderen Matratze gerade aufrecht hinsetzte und sich die Augen wischte. Als er mich erblickt hatte, sagte er: ,,Guten Morgen, Tim.“ Ich sah ihn grinsend an und meinte: ,,Morgen ist gut, Mr. Franklin. Es ist Abend.“ Er sah auf seine Taschenuhr und machte eine verzogene Miene, worauf ich ihm leicht lachend ein Sandwich entgegenhielt und fragte: ,,Möchten Sie eins, Sir?“ darauf er: ,,Oh ja, vielen Dank, Tim.
Seite 36 von 41       
“ Er nahm das Sandwich entgegen und biss einen Happen ab, worauf er bemerkte, dass Mrs. Franklin fehlte und mich anschließend fragte, wo sie sei. Als ich ihm die Antwort darauf gab, nahm er es mit einem Nicken zur Kenntnis und sah danach in das tief schlummernde Gesicht seiner Tochter, worauf er mitleidig sagte: ,,Die arme Kleine, sie ist völlig fertig.“ Ich blickte nun auch ein Weilchen in Jeanettes tief schlafendes Gesicht, während ich mein Sandwich aß und Mr. Franklin dann auf einmal zu mir sagte: ,,Sie hatte ganz schön Angst um dich gehabt, Tim.“ Ich sah Mr. Franklin an und er ergänzte: ,,Wenn du tatsächlich gestorben wärst, dann.....um Gottes Willen.“ Er senkte das Gesicht nach unten und ich meinte: ,,Machen Sie sich keine Vorwürfe, Mr. Franklin. Sie konnten doch nicht ahnen....“ ,,Doch, Tim, ich mache mir große Vorwürfe. Ich war mir so sicher, dass ihr schon im Boot gesessen hattet. Aber, dass du zurück gehalten wurdest, kam mir überhaupt nicht in den Sinn und bin deshalb gleich zu dem Boot gegangen, von dem ich wusste, der Einstieg für Männer sei dort gestattet.“ ,,Sie haben getan, was jeder in so einer Situation getan hätte. Sie konnten doch nicht wissen, dass man mich zurückhalten würde.“ Mr. Franklin schüttelte den Kopf und meinte: ,,Ich hätte bleiben und dich mitnehmen sollen.“ Ich sah zu Jeanette hin und meinte: ,,Dann hätten Ihre Frau und Ihre Tochter Verdacht geschöpft und sich wohlmöglich geweigert, Sie oder mich zu verlassen.“ Mr. Franklin dachte eine Weile darüber nach und als ich Jeanette dabei noch einen Moment lang ansah, änderte ich das Thema und fragte: ,,Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Tochter einen wundervollen Umgang mit Kindern hat, Mr. Franklin?“ Mr. Franklin blickte zuerst verwundert über meine Frage auf, sah dann aber erfreut zu Jeanette hin und sagte: ,,Oh ja, ich habe sie schon oft zusammen mit Kindern gesehen und ich bin wahnsinnig stolz darauf, wie sie mit ihnen umgehen kann.“ Darauf ich: ,,Ich glaube, diesen liebevollen Umgang hat sie von ihrer Mutter geerbt.“ Mr. Franklin schwelgte einen Moment lang in Gedanken, bis er dann sagte: ,,Sie ist ihrer Mutter in vielen Dingen so ähnlich. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie eines Tages genau so eine wundervolle Mutter sein wird, wie ihre Mutter es in den letzten sechzechn Jahren war.
Seite 37 von 41       
“ Von der Art, wie er das sagte, rührte es mich richtig, aber noch mehr ans Herz ging es mir, als Mr. Franklin sagte: ,,Aber von dem, was ich so von Jeanette gehört habe, wird aus dir wohl auch mal ein guter Vater.“ Ich sah ihn total verblüfft an, bis ich dann geschmeichelt nach unten sah und anschließend meinte: ,,Nun ja, dazu müsste ich erst schon verheiratet sein.“ Mr. Franklin schmunzelte mich an, worauf er zu Jeanette rüberschielte und meinte: ,,Ich glaube, was das angeht, Tim, brauchst du dir wirklich keine weiteren Gedanken mehr machen.“ Wieder sah ich ihn verblüfft an, wobei er mir mit dem Auge zuzwinkerte und anschließend sagte: ,,Ich werde mal meine Frau aufsuchen. Bitte sei so gut und bleib bei Jeanette, ja?“ Er stand auf, worauf ich ihm ein Sandwich entgegen hielt und meinte, er solle das für Mrs. Franklin mitnehmen, was er dann auch danksagend in die Hand nahm und anschließend aus dem Speisesaal verschwand. Immer noch recht in Gedanken darüber versunken, was Mr. Franklin gerade zu mir gesagt hat, wandte ich mich schließlich ganz vorsichtig an Jeanette und strich mit einer ihrer Haarsträhnen ihre Wange, worauf sie leicht zuckte und mit einem noch ganz verschlafenem Lächeln erwachte. ,,Hallo“, sagte ich leise zu ihr, worauf sie sich die Augen wischte und ein wenig erschöpft ebenfalls entgegnete: ,,Hallo.“ ,,Und? Gut geschlafen.“, fragte ich, worauf sie stöhnend den Kopf schüttelte und ich anschließend meinte: ,,Was? Weißt du, wie lang du geschlafen hast?“ Jeanette grinste und meinte: ,,Hundert Jahre, wie Dornröschen?!“ ,,Fast.“ Entgegnete ich ironischem Ausdruckes, worauf Jeanette kurz lachte und ich darauf zu ihr sagte: ,,Hier, ich habe dir ein Sandwich mitgebracht.“ Sie sah sich das Sandwich an und sagte: ,,Danke, aber ich habe keinen Hunger.“ ,,Komm, du musst was essen. Die schmecken wirklich gut.“ Sie sah sich das Sandwich noch mal einen Moment lang zögernd an, bis sie schließlich nachgebend sagte: ,,Na gut.“ Sie setzte sich aufrecht hin, nahm einen Bissen und bemerkte dabei: ,,Wo sind denn meine Eltern hin?“ Ich antwortete: ,,Die sind oben auf dem Deck.“ Sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und biss einen weiteren Happen ab und während ich ihr dabei zusah, sagte ich: ,,Ich hatte mit deinen Eltern vorhin ein nettes Gespräch über dich gehabt.
Seite 38 von 41       
“ Sie sah verwundert zu mir auf und fragte neugierig: ,,Ach ja? Was habt ihr denn so ,,über mich“ gesprochen?“ ,,Davon, dass du die wundervollste Person auf der ganzen Welt bist.“ Jeanette lächelte geschmeichelt auf und aß weiterhin ihr Sandwich, bis eine kräftige Frauenstimme auf einmal zu uns sagte: ,,Hey, ihr zwei Täubchen.“ Molly Brown war zu unsere Überraschung erschienen und nachdem wir sie begrüßten, fragte sie: ,,Kann ich mich einen Weilchen zu euch setzen?“ ,,Aber natürlich.“, entgegneten wir und sie setzte sich vor uns auf die freie Matratze, worauf sie uns fragte: ,,Wie geht es euch beiden?“ ,,Ganz gut.“, antwortete ich zuerst, worauf Molly sich an Jeanette wandte und sie nochmals fragte: ,,Und dir Jeanette?“ Jeanette schüttelte den Kopf und meinte bestürzt: ,,Ich kann es nicht so genau sagen, Mrs. Brown.“ ,,Ach, Schätzchen.“, sagte Molly mitleidig und strich ihr tröstend die Wange, worauf Jeanette ihren Kopf an meine Schulter lehnte und meinte: ,,Ich kann immer noch nicht fassen, was geschehen ist.“ Ich legte meinen Arm um ihre Schulter, worauf Molly sagte: ,,Das glaube ich dir, Kleines. Das kann niemand so wirklich.“ Einen Moment lang schwiegen wir, wobei Molly uns beide ununterbrochen ansah und ich dann zu ihr meinte: ,,Ich habe mich bei Ihnen noch gar nicht richtig bedankt, Mrs. Brown.“ Molly lächelte erfreut auf und sagte: ,,Du brauchst dich bei mir zu nicht bedanken, Tim. Das war doch selbstverständlich gewesen.“ ,,Aber wenn Sie nicht gewesen wären, dann wäre ich....“ Molly hielt sich den Finger an ihre Lippe und deutete anschließend auf Jeanette, die gerade etwas bedrückt nach unten sah und das letzte Stück ihres Sandwichs aufaß. Molly heiterte die Stimmung auf, indem sie uns fragte: ,,Wisst ihr beide eigentlich, welch ein Glück ihr beide habt, dass ihr euch auf dem Schiff begegnet seid?“ Nun blickten wir beide wieder etwas erfreut auf und Molly ergänzte: ,,Wenn man euch beide ansieht, erkennt man sofort, wie sehr eure Herzen aneinander gebunden sind. Und das geht dann einem auch selber sehr ans Herz.“ Jeanette und ich lehnten erfreut unsere Stirnen aneinander, bis Jeanette sie dann fragte: ,,Haben Sie eigentlich Familie, Mrs. Brown?“ darauf Molly: ,,Ich habe einen Sohn, aber er ist schon einige Jahre älter als ihr.“ Jeanette nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis, bis sie Molly auf einmal erschreckt ansah, dass Mollys Familie wohlmöglich noch an Bord war und mit dem Schiff unterging, Molly darauf aber dann ganz gelassen sagte: ,,Keine Sorge.
Seite 39 von 41       
Mein Sohn studiert in Denver und mein Mann hält sich zurzeit in den Bergen von Colorado auf.“ Jeanette nahm es beruhigt entgegen, worauf ich Molly fragte: ,,Haben Sie hier auf der Carpathia schon ein paar Bekannte ausfindig machen können?“ Sie blickte betrübt drein und antwortete: ,,Nicht viele. Heute Morgen habe ich Oberst Gracie auf dem Deck gesehen. Er war total durchnässt und fror am ganzen Leibe. Ebenso habe ich die Gräfin von Rothes, die Gordons, Mrs. Astor und Mr. Ismay getroffen. Was den Rest angeht, kann man wirklich nur noch hoffen.“ Wieder wurde es bedrückend still und Molly ergänzte noch: ,,Aber wenn ihr mich fragt, gibt es wohl für viele hier an Bord keine Hoffnungen mehr.“ Jeanette atmete schwer und ich hielt sie dicht an mich, worauf Molly dann zu uns meinte: ,,Was euch beide angeht, könnt ihr wirklich froh sein, dass ihr noch lebt. Denkt in diesem Fall einfach mal an euch selbst und macht euch keine Vorwürfe. Ihr seid nicht Schuld an dem, was geschehen ist.“ Jeanette hielt meine Hand, worauf ich ihr einen Handkuss gab und uns Molly darauf einen Weile gerührt ansah, bis sie dann meinte: ,,Ich lass euch zwei jetzt mal wieder alleine. Ich würde gerne noch mal zu Mrs. Astor gehen.“ ,,Auf wieder sehen, Mrs. Brown.“, sagten Jeanette und ich gemeinsam, worauf Molly uns die Hand gab und sagte: ,,Auf wieder sehen, ihr Lieben. Passt gut auf euch.“ Wir nickten und Molly ging aus dem Speisesaal zu einer der erste Klasse Kabinen, in der sich Mrs. Astor als einer der wohlhabenden Passagiere an Bord aufhielt und Mollys Trost um ihren vermissten Mann nun sicherlich gut gebrauchen konnte. Jeanette und ich saßen still auf der Matratze und nahmen uns gemeinsam einen Moment der Nähe, bis ich zu Jeanette meinte: ,,Molly Brown ist wirklich einer der nettesten Menschen, den ich kenne.“ Darauf Jeanette: ,,Das finde auch. Sie ist selbst in schwersten Momenten in der Lage, anderen Menschen zu helfen.“ Ich strich Jeanette eine Haarsträhne zurück und fragte sie: ,,Dir geht es gut?“, worauf sie leicht nickte und anschließend ein Gähnen von sich gab und ich darauf spaß tonend meinte. ,,Oje, da scheint jemand wohl nicht richtig ausgeschlafen zu sein.
Seite 40 von 41       
“ Kurz darauf gab auch ich ein Gähnen von mir, worauf Jeanette anfing zu lachen und meinte: ,,Ja, scheint wirklich so!“ Ich verzog das Gesicht und Jeanette fragte: ,,Wollen wir versuchen, wieder zu schlafen?“ Ich nickte und wir legten uns wieder dicht beieinander hin und es dauerte nicht lange, da verfielen wir auch schon langsam in den Schlaf und das Letzte, an das ich mich in diesem Moment noch erinnern kann, war die freundliche Stimme von Mrs. Franklin, als sie gerührt sagte: ,,Schau dir die beiden mal an. Sind sie nicht wundervoll?“
Seite 41 von 41       
Punktestand der Geschichte:   22
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  s.o.  
anonym  -  19.07.08 01:58

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Dies war eine Sehr schöne, ergreifende und deteilierte Geschichte des Titanic-Ünglückes im Jahre 1912. Sie erinnerte mich, an eigen Stellen an den Titanic Film, so dass ich das Gefühl hatte, dass diese Geschichte einige Grundlagen für den Film "Titanic" gaben.
Ich werde mir demnächst das ganze Buch dazu kaufen....:-)))))))))  
anonym  -  19.07.08 01:56

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Sabine Müller" zu "Die Lebenswippe"

Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Francis Dille" zu "Das Gullydeckel-Lied"

Hallo Wolfgang. Kann man dieses Lied irgendwo hören oder ist nur ein Gedicht von dir?

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Redaktion", erstellte den neuen Thread: ???

Hallo ihr Lieben, alle wissen, was jetzt kommt? Ja, die tolle Winterrubrik wird wieder gegen die schöne Frühlingsrubrik ausgetauscht. Schließlich hat nicht nur rein meteorologisch der Frühling beg ...

Zum Beitrag