Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Bernhard ´Wirkner      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Februar 2008
Bei Webstories eingestellt: 20. Februar 2008
Anzahl gesehen: 2228
Seiten: 3

VORWORT:

"Es genügte nicht, die Arbeit einfach nur zu tun,

man mußte sich auch noch dafür interessieren und

mit Leidenschaft bei der Sache sein."



Charles Bukowski





Montag Morgen,zehn vor sechs. Der Wecker klingelt dich

aus sanften Träumen. Du gähnst und ziehst dir die

Decke über den Kopf. Aber es nützt alles nichts,du

musst aufstehen. Du raffst dich auf, gehst aufs Klo,

pisst, wäscht dir die Hände,gehst in die Küche,machst

das Radio an und setzt das Kaffeewasser auf.Im Radio

läuft schlechte Popmusik.Aber Hauptsache, ein wenig

Lärm, damit du nicht wieder einschläfst. Du trinkst deinen Kaffee und schlingst ein Marmeladebrötchen

hinunter. Dann gehst du nochmal ins Bad, machst ein

bisschen Katzenwäsche - drei Tropfen Wasser ins Gesicht und unter die Achselhöhlen-,putzt dir die Zähne, kämmst dich.Du schlüpfst in deine Klamotten,

steckst deine Geldbörse ein, nimmst deinen Schlüssel

vom Brett und verlässt die Wohnung.

Es ist Dezember, arschkalt und deine Scheiben sind

befroren. Du musst kratzen und das kotzt dich an.

Du stellst den Motor an. Nach fünf Minuten sind die

Scheiben frei und du fährst los. Du hast nicht weit zu

fahren. Nach einer Viertelstunde erreichst du deinen

Arbeitsplatz, eine Fabrik, die Zulieferteile für die

Autoindustrie produziert. Du arbeitest dort im Lager,

bist für die Logistik d.h. die Lagerarbeit zuständig.

Deine Aufgaben sind die Warenannahme-und Ausgabe:

verpacken, wiegen, LKWs auf-und abladen, Lieferpapiere

zusammenstellen. Eigentlich gar kein so übler Job, aber

du hast trotzdem keine Lust. Du machst deine Arbeit und

kommst mit deinen Kollegen einigermaßen klar. Sogar

mit deinem Vorarbeiter.

Es sind noch fünf Minuten bis Arbeitsbeginn rauchst

noch eine Zigarette, während deine Kollegen über ihre

Wochenendausflüge mit ihrer Familie oder den Bundesligaspieltag vom Wochenende reden. Du sagst nichts.
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Du hast keine Familie und für Fußball interessierst du dich auch nicht. Es klingelt, Arbeitsbeginn, die tägliche Routine. Jeder weiß, was er zu tun hat. Der Betriebsleiter kommt.

Er sagt kurz guten Morgen und kommt dann gleich zur

Sache. Er sagt dir und deinen Kollegen, was heute geliefert werden muss, drückt jedem einen Zettel mit den Lieferplänen in die Hand. Du stöhnst auf. Jede Menge Arbeit. Angeblich soll die Wirtschaftslage schlecht sein, aber deine Firma produziert und produziert und

du und deine Abteilung kommen nicht mehr mit dem Liefern nach. Du weißt, dass du heute wieder Überstunden machen musst. Also stürzt du dich auf die

Arbeit. Draußen auf dem Hof stehen mehrere Lkws, dafür

ist der Staplerfahrer F. zuständig. Du packst schwere

Metallteile in Kartons ein. Du musst jede Kiste einzeln auswiegen, die Teile in die Kartons schütten.

Die Waage steht auf dem Boden und du musst die Teile

von Lochkisten in die Kartons schütten. Jede Kiste wiegt vierzig Kilo und du hast über hundert Kisten

einzupacken. Bis zum Frühstück sollst du fertig sein.

Dann kommt schon der nächste Auftrag. Du musst jeden

Karton erst auswiegen und dann auf Paletten stellen.

Ein Knochenjob. Kiste heben, schütten, die leere Kiste

auf eine Palette, den vollen Karton auf eine andere

Palette. Du schaffst es gerade bis zum Frühstück,

die Sendung fertigzumachen. Eine Viertelstunde Pause,

du trinkst einen Kaffee, isst eine Kleinigkeit, rauchst

eine Zigarette und schon geht es weiter zum nächsten

Auftrag. Bis Mittag hast du zwei weitere Sendungen

fertig gemacht. Du hast Glück, dass die anderen Sendungen

nicht so schwer sind. Nur zwanzig Kilo pro Kiste.

Trotzdem tut dir das Kreuz wie verrückt weh. Du hast heute alles in allem schon sieben oder acht Tonnen gehoben. Aber du bist selber schuld. Hättest du etwas

vernünftiges gelernt. Mittagspause. Du isst eine Curry-

wurst mit Pommes und trinkst eine Cola dazu, rauchst

danach zwei Zigaretten. Dann geht es wieder weiter.

Mit vollem Magen lässt es sich noch schwerer arbeiten.
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Du schwitzt wie ein Ochse, obwohl Winter ist.

Als es um sechzehn Uhr endlich klingelt, bist du mit

deiner Arbeit immer noch nicht fertig, aber auch deine

Kollegen müssen noch schuften. Dein Vorarbeiter kommt

zu dir und weist dich darauf hin, dass die Sendung heute noch fertig werden muss, weil sie am nächsten

Tag schon bei Arbeitsbeginn ausgeliefert werden soll.

Du findest dich damit ab, du kennst das schon.

Um sechs Uhr abends bist du endlich fertig, kriechst

auf allen vieren aus der Firma, fährst nach Hause.

Du bist müde und kaputt, machst dir einen Kaffee und

belegte Brote zum Abendessen und schläfst vor der Glotze ein. Du wachst um elf Uhr auf. In der Glotze

läuft die x-te Wiederholung einer alten Tatort-Folge.

Du machst den Fernseher aus, gehst pissen und haust

dich dann in die Falle. Irgendwann schläfst du ein.

Dienstag morgen. Zehn vor sechs, der Wecker klingelt

dich aus sanften Träumen...
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Kommentare zur Story:

  Sehr sperrig, sowohl vom Ausdruck, als auch von der Form her. Allerdings unterstreicht dies sehr passend den Inhalt und die darin beschriebene Tristesse. Obwohl der ganze Text nicht eine einzige positive Aussage enthält, fand ich ihn trotzdem unterhaltsam zu lesen und dafür gebührt Lob.
Gelungen!
Gruß
Christian Hoja  
   Chrstian Hoja  -  20.02.08 21:52

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Interessante Kommentare

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... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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