Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches

Von:    Richard Lehmann      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 31. Juli 2007
Bei Webstories eingestellt: 31. Juli 2007
Anzahl gesehen: 2302
Seiten: 9

Es sollte sein großer Tag werden. Nach langem Betteln und Flehen hatte Christians Vater ihm endlich erlaubt mit in die Automobilfabrik zu kommen. An diesem Montag Morgen war es endlich so weit. Er hatte vor Aufregung die ganze Nacht nicht schlafen können und als durch das Fenster die ersten Sonnenstrahlen auf die Bettdecke fielen wusste Christian, dass dem großem Abenteuer nun nichts mehr im Wege stehen würde. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis seine Eltern aufstanden. Draußen hörte er den Zeitungsboten ein fröhliches Lied pfeifen, die Vögel zwitschern und das Gejammer von hungrigen Katzen, die ebenfalls auf das Erwachen Ihrer Versorger warteten. Am meisten freute er sich darauf, die großen Roboter zu sehen, die aus Tausenden von Einzelteilen voll funktionsfähige Fahrzeuge herstellten. Als er völlig in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte und von den Robotern träumte wurde er nach einiger Zeit doch von der zuvor unterdrückten Müdigkeit überwältigt und fiel doch noch in einen tiefen Schlaf.



Erst als sein Vater vor ihm stand und ihn wachrüttelte kam er wieder zu sich. Verschlafen quälte sich Christian aus dem Bett. „Hab´ ich etwa verschlafen?“, dachte er laut. „Fast mein Junge, du solltest dich schon beeilen, wir müssen gleich los. Oder willst du etwa doch zu Hause bleiben?“, antwortete sein Vater lachend. „Nix da, da hättest du wohl gerne, ich frühstücke einfach im Wagen.“



So schnell wie noch nie war Christian in seine Sachen geschlüpft, hatte bei seiner Mutter sein Frühstück eingesammelt und saß aufgeregt auf der Rückbank des Familienwagens. Sein Vater kramte noch im Handschuhfach und zögerte die Fahrt immer weiter hinaus. „Nun mach schon, Papa, fahr doch los.“ Endlich wurde der Motor angelassen und Christian rollte seinen Träumen entgegen. Während der Fahrt rutschte er nervös auf der Rückbank herum und spielte immer wieder mit seinem kleinen gelben Spielzeug Bus, den er sich mitgenommen hatte. An dem Bus gefiel ihm besonders die Möglichkeit, die Tür zu öffnen. Immer wieder ließ er die Tür aufspringen und wieder schließen. Wie beruhigend das doch war. Dadurch war er so abgelenkt, dass ihm die Fahrt unheimlich kurz vor kam. Ehe er sich versah stand der Wagen ordentlich geparkt auf dem obersten Deck des Parkhauses.
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Rasch steckte Christian sein Spielzeug ein und schwang sich aus dem Wagen. Mit ein paar schnellen Schritten stand er am Geländer und konnte das Fabrikgelände überblicken. Ihm bot sich ein erstaunlicher Anblick. Vor ihm erstreckte sich ein gewaltiger Parkplatz, auf dem Tausende von Neuwagen geparkt standen und auf Ihre Verschiffung warteten. Hier standen Automobile in allen Farben und Formen in Reihe und Glied. Im Hintergrund konnte er die gewaltige Fabrik erkennen. Sie sah zwar nicht so aus, wie er es sich vorgestellt hatte, mit riesenhaften rauchenden Schornsteinen und hoch aufragenden Türmen. Dennoch war er begeistert.



Der Weg in die Fabrik selbst gestaltete sich weit weniger spektakulär. Über einen kleinen Personalaufzug gelangten sie zu einem unterirdischen Tunnelsystem. Durch einen dieser endlos langen Tunnel kamen sie schließlich in einen Raum, dessen Geräuschkulisse Christian bereits erahnen ließ, dass es zu den Fertigungsstraßen nicht mehr weit sein würde. Tatsächlich konnte er, nachdem Sie eine Treppe erklommen hatten, durch die Fenster einen Blick auf die Fließbänder werfen. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er einen monströsen Roboterarm erblickte, der mit unglaublicher Präzision Autotüren aufnahm und diese an den unfertigen Karosserien befestigte. Sein Vater reichte ihm einen Gehörschutz, den er ohne Hinzusehen an sich nahm und aufsetzte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich das Treiben in der Fabrikhalle anzusehen. Wo er nur hinsah sprühten Funken, bohrten und hämmerten Maschinen und liefen Menschen von einem Kontrollpult zum nächsten. Plötzlich bückte sein Vater sich zum ihm herunter und sagte laut: „Ich muss mich kurz da vorne melden. Warte bitte hier und komm nicht auf die Idee, dort alleine rein zu gehen. Sonst bekommen wir beide Ärger.“ Rasch verschwand sein Vater in einer der Türen, die sich zu seiner Linken aufreihten. Er stellte sich ans Fenster und beobachtete weiter das Treiben.



Als nach einer ganzen Weile sein Vater noch immer nicht zurück erschienen war, machte Christian sich selbst auf den Weg, die Fabrik weiter zu erkunden, weil er einfach keine Geduld mehr hatte. Er folgte dem Gang ein ganzes Stück weit und blickte sich zwischendurch immer wieder mal um. Die Tür, in die sein Vater verschwunden war, blieb noch immer geschlossen.
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Nach einigen Metern kam er an eine Abzweigung und ging weiter, die Tür aus den Augen verlierend. Einige der Arbeiter, die ihm entgegen kamen, blickten ihn zwar seltsam an, doch niemand sagte etwas. Dann wird es auch nicht schlimm sein, sagte er sich. Papa wird mir schon hinterher kommen.

Nach einer Weile führte der Gang über eine Treppe einige Stockwerke tiefer in die unteren Bereiche der Fabrik. Hier war es etwas leiser, so dass er schließlich den Gehörschutz abnahm und auf einen kleinen Tisch an der Wand legte. Die hell beleuchteten glatten Wände waren mittlerweile, mit Rohren überzogenen, dunklen Kellerwänden gewichen. Es waren auch keine Menschen mehr zu sehen. Christian hielt kurz inne und überlegte ob es schlau wäre hier weiter zu gehen. Doch bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, erregte ein klickendes Geräusch aus einem der engen Seitengänge seine Aufmerksamkeit. Er lugte um die Ecke und versuchte die Quelle auszumachen, doch in den schlecht beleuchteten Gängen konnte er nichts erkennen. Daraufhin wagte er sich doch einige Schritte weiter hinein. Der Boden unter ihm Bestand nun lediglich aus rostigen Trittgittern, die unter seinen Schritten in Schwingung gerieten und den Eindruck erweckten, gleich nachzugeben. Langsam tastete er sich vorwärts. Das Geräusch schien nun fast vor ihm zu sein, das konnte er deutlich spüren. Nun wollte er wissen, woher es kam und machte hastig einen Schritt nach vorn, doch das nächste Trittgitter gab nach und fiel scheppernd in eine ungewisse Dunkelheit und Christian folgte ihm ungewollt nach.



Als Christian wieder zu sich kam konnte er zunächst rein gar nichts erkennen. Zu allem Überfluss verspürte er heftige Schmerzen in all seinen Gliedern, als hätte er eine ganze Nacht lang in einer schlechten Position geschlafen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er war noch in der Fabrik, das stand außer Frage. Ein sehr schwacher Lichtschein fiel durch die Trittgitter über ihm und malte Muster auf sein Gesicht. Er fragte sich was geschehen war. Er muss wohl durch eines der Gitter gefallen sein, sagte er zu sich. Doch wie lange hatte er hier gelegen, es konnten Minuten sein oder auch Stunden. Langsam raffte er sich auf und streckte sich. Der Schacht war nicht allzu tief, so dass er ohne Probleme wieder hinauf klettern konnte.
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Es war dunkler als zuvor und absolut still. Keine Maschine war mehr zu hören. Was war passiert? Konnte es wirklich möglich sein, dass er über Stunden hinweg dort gelegen hatte. Warum hatte sein Vater ihn nicht gefunden? All diese Gedanken schossen Christian durch den Kopf. Nach wenigen Schritten war er wieder auf dem Hauptgang und musste feststellen, dass alle Lichter gelöscht waren. Die Quelle des schwachen Lichtscheins, der ihm den Weg zeigte, war nicht auszumachen, doch waren die Lampen im Flur aus. Er blickte die Treppe hoch, die er zuvor herunter gekommen war. Auch dort gab es nur Dunkelheit. Da erst kam er auf die Idee, auf seine Uhr zu blicken. Er drückte einen Knopf auf der Uhr und ein bläuliches Leuchten gab die genaue Uhrzeit preis. Es war zweifellos 22 Uhr abends. Wie konnten Alle die Fabrik verlassen und ihn hier alleine lassen? Dieser Gedanke machte ihn langsam nervös. Hektisch begann er die Treppe hinauf zu laufen in der Hoffnung, dies sei alles nur ein Missverständnis. Oben angekommen gab es keinen Zweifel mehr, er war alleine in der Fabrik, vermutlich sogar eingesperrt. Er kauerte sich an eine der Wände und begann leicht zu zittern. Was konnte er unternehmen? Warum war sein Vater einfach gegangen?



Nach einer Weile wurde aus seiner Angst Abenteuerlust und er freundete sich mit dem Gedanken an, die Fabrik für sich alleine zu haben. Er folgte dem Fenstergang und suchte nach einer Tür, um in den inneren Fertigungsbereich der Fabrik zu gelangen, den er bisher nur durch die Fenster sehen konnte. Er musste nicht lange suchen um hinter einer Tür eine Treppe, die hinab in den inneren Bereich führte, zu finden. Er drückte die kalte Türklinke herunter und fand die Tür zu seiner Freude nicht verschlossen. Vor ihm lag die sterile Stahltreppe, die hinunter ins Dunkel führte. Ein schwacher Lichtschein wies ihm den Weg hinunter. Je weiter er kam, desto mehr konnte er durch das Dunkel hindurch erkennen. Die Silhouetten der Roboterarme zeichneten sich meterhoch vor seinen Augen ab. Plötzlich hörte er ein lautes Geräusch, das man am ehesten als „Knarzen“ bezeichnen konnte. Instinktiv hechtete er die letzten Stufen hinab und versteckte sich hinter einer undefinierbaren Maschine. Christian schaute in die Richtung, in der er das Geräusch vermutete. Einige Meter entfernt sah er ein helles Licht durch einen Schlitz in der Wand scheinen.
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Der Schlitz wurde größer und größer und das grelle Licht erleuchtete die komplette Fertigungshalle. Mit gewaltiger Geschwindigkeit schossen kleine Flugkörper aus der Öffnung und strebten zur Decke hin. Christian kauerte sich an die Maschine und schaute Ihnen nach. Die Flugkörper bewegten sich auf die kleinen Fenster an der Decke zu und fingen an, diese mit Stahlplatten, die sie vor sich hergeschoben hatten, zu bedecken. Funken sprühten von der Decke herab als die flinken Maschinen die Stahlplatten an die Fenster montierten. So schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder in der Öffnung, die mittlerweile so groß war, wie ein Garagentor. Sie hatten die ganze Halle nach außen hin abgeschottet. Es drang kein Licht mehr nach außen und vom Sternenhimmel war von innen heraus auch nichts mehr zu sehen. Eine Maschine kehrte zurück und bewegte sich langsam in Christians Richtung. Er verkroch sich so gut er konnte in seinem Versteck, während das Gefährt über ihn hinweg sauste. Eine unerträgliche Hitze folgte dem Flugkörper nach und ließ Christian erschaudern. Das Gerät verschwand in einem der Kontrollräume und kurz darauf begann die Halle zu leben. Die Flutlichter strahlten in vollem Glanz, die Roboter am Fließband begannen lautstark damit, in Bereitschaftsstellung zu gehen und der Boden schien unter ihm zu beben. In der Öffnung erschien plötzlich eine Gestalt. Sie hatte einen fast menschlichen Körperbau, war jedoch viel zu groß. Die Gestalt bewegte sich aus dem Licht heraus und Christian konnte erkennen, dass es sich um einen gewaltigen Roboter handelte. Mit erstaunlich menschlichen Bewegungen machte er sich auf den Weg durch die Halle. Kleinere Roboter folgten ihm nach und schienen auf Befehle zu warten. Er machte einige Gesten mit seinen riesigen Armen und die kleinere Roboter verschwanden in verschieden Ecken der Halle. Christian konnte erkennen, wie die Wesen verschiedene Metalle und andere Bauteile auf die Fertigungsstraße hievten. Die Fertigungsroboter begannen mit Ihrer Arbeit und bastelten an den Bauteilen herum. Nun wurde es doch zu viel für seine Nerven. Vorsichtig versuchte er sich unbemerkt zur Treppe zu bewegen. Er schien tatsächlich nicht aufzufallen. Wahrscheinlich erwarten sie nicht, dass sich hier Jemand aufhält, dachte er sich. Mit schnellen aber leisen Schritten konnte er die Treppe erreichen.
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Schnell kletterte er nach oben und verschwand in dem Fenstergang. Sie hatten ihn nicht gesehen, soviel stand für ihn fest, als er sich kriechend den Gang entlang bewegte.



Nach wenigen Metern erreichte er die Toiletten, mit schnellen Schritten verschwand er in der Herrentoilette und schloss die Tür leise hinter sich. Christian schloss sich in eine der Kabinen ein und setzte sich erschöpft hin. Was sollte er jetzt tun, es gab sicherlich keine Chance hier raus zu kommen. Nach reichlicher Überlegung entschied er sich schließlich dafür, die Sache einfach aus zu sitzen. Am nächsten Morgen müsste ja sicherlich alles zur Normalität zurückkehren. Plötzlich erklang ein leises Kratzen an einer der Seitenwände der Kabine und Christian fuhr zusammen. „Pssst, Kleiner“, hörte er eine Stimme sagen. „Hab´ keine Angst, ich will nur reden. Ich will dir helfen.“, sagte die Stimme leise. „Wer bist du denn?“, antwortete Christian. „Du solltest wissen, dass ich einer von den guten Jungs bin, bevor ich dir sage wer und was ich bin. Rein äußerlich ähnle ich denen, die du dort drinnen gesehen hast, mein Junge. Aber ich stehe auf deiner Seite.“ Das konnte doch nicht sein, eine Maschine konnte unmöglich auf diese Art und Weise mit ihm sprechen. Da Christian längere Zeit nichts mehr von sich hören ließ, begann das Maschinenwesen erneut auf ihn einzureden. „Hör zu, Junge. Die Dinger da drinnen haben mich gebaut. Mich und einige andere. Doch im Gegensatz zu den anderen, lasse ich mich nicht von Denen versklaven. Ich werde Denen einen Strich durch die Rechnung machen.“, zischte es aus der Kabine. „Wer sind denn Die?“, wollte Christian wissen. „Das sind Wesen von einem anderen Planeten, die eure Welt untergraben. Diese Fabrik hier ist keine Seltenheit. Die sind längst überall. Jede Nacht bauen Sie an neuen Maschinen. Sie bauen und bauen immer weiter und keiner kann sie aufhalten.“ Christian fuhr entsetzt auf. „Da muss man doch was gegen unternehmen können. Ich kann zur Polizei oder so gehen.“ „Nein!“, kreischte das Wesen. „Die haben doch schon längste ihre Leute unter euch. Einige von denen...Einige von denen...Sehen aus wie...“ Dann setzte das Wesen einen zischenden leisen Unterton auf. „Sehen aus wie Menschen. Keiner kann Sie von echten Menschen unterscheiden.
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“ Christian merkte wie die Maschinen näher zur Kabinenwand kam, er konnte das Metall am Holz der Wand schaben hören. „Junge, hör mir zu. Die fertigen Kopien an von euch Menschen und ersetzen hier und da einen einen von euch durch einen ihrer Leute. Das bekommt keiner mit, nur ich. Aber leider kann ich nur hilflos zusehen.“ Christian war fest entschlossen irgendetwas zu unternehmen. „ich kann auch nichts tun.“, sagte er. „Aber mein Vater hat hier viel zu sagen. Er könnte diesem Treiben wenigstens hier ein Ende setzen.“, fluchte er zornig. „Aber Junge, verstehst du denn nicht. Warum glaubst du wohl, bist du immer noch hier und keiner sucht nach dir?“, fragte das Wesen und schlagartig wurde Christian bewusst, dass man ihn auch kopiert hatte. Sein bösartiger Klon würde jetzt wahrscheinlich in seinem Bett liegen und finstere Pläne schmieden. Ihm wurde derartig schlecht, dass er dachte, sich übergeben zu müssen. So hatte er sich nicht vor seinen schlimmsten Klassenarbeiten gefühlt. „Ich muss sofort nach Hause und was unternehmen!“, schrie er und riss die Tür der Kabine auf. „Wie komme ich hier raus, du musst mir helfen.“ „Am besten durch den Schacht da vorne, der führt direkt nach draußen. Aber was willst du denn machen, wenn du dort bist?“, flüsterte die Maschine. „Lass das mal meine Sorge sein.“, sagte Christian zornig und begann an dem Gitter zu rütteln, das den Weg in den Schacht versperrte. „Du musst mir helfen.“ Da sprang die Tür der Kabine auf und das Maschinenwesen trat hervor. Hätte es Christian nicht geholfen, so hätte er es mit Abscheu betrachtet, da es nicht wie ein Roboter aus dem Spielzeugladen aussah. Es hatte zwei Arme und zwei Beine wie ein Mensch, war von etwa gleicher Größe wie Christian. Doch der langsame gebückte Gang erinnerte Christian eher an ein Monster aus einem Horror Film. Das Wesen sah aus wie tausendmal auseinander genommen und wieder zusammengeflickt. Fast empfand er so etwas wie Mitleid, doch momentan war er einfach nur wütend. Das Wesen entfaltete einen langen dünnen Arm und hob das Gitter mit erstaunlicher Leichtigkeit aus. Schnell sprang Christian in den engen dunklen Schacht und begann ohne jeden weiteren Gedanken los zu kriechen. Doch das Wesen packte ihn plötzlich am Hosenbein und hielt ihn fest. So gut es ging, drehte er sich um. Sein Herz raste, sollte es vielleicht doch nicht auf seiner Seite sein.
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Hatte es sich alles anders überlegt. Da hielt es ihm einen großen schweren Schraubenzieher hin. „Den solltest du mitnehmen, glaube ich.“ Christian nahm das Werkzeug entgegen und bedankte sich mit einem Kopfnicken. „Hast du eigentlich einen Namen?“, fragte er abschließend. „Du kannst mich Feeze nennen, mein Junge.“, sagte es freundlich und ließ sein Bein wieder los. Dann zog es sich wieder in seine Kabine zurück, bevor er noch etwas sagen konnte.



Der Ausbruch aus der Fabrik gestaltete sich einfacher, als zuvor gedacht. Mit Hilfe des Schraubenziehers gelang Christian am Ende des Ganges ins Freie und befand sich auf dem großen Parkplatz von wo aus er mit Leichtigkeit auf die Straße gelangte. Dann begann er zu laufen. Er lief die ganze Nacht durch, während der Wind ihm ins Gesicht peitschte. Es müssen Stunden gewesen sein, doch er wurde nicht müde. Er fragte sich, warum er in der Schule nie der beste Läufer gewesen war. Jetzt kam er sich vor wie ein junger Athlet.

Als er endlich zu Hause ankam, war er völlig nass geschwitzt. Doch er nahm sich keine Zeit zum Atem holen. Schnell sprang er über den Gartenzaun und schlich sich durch die Hintertür ins Haus. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und tappte auf leisen Sohlen in den ersten Stock. Er hielt die Luft an, als er am Schlafzimmer seiner Eltern vorbei kam. Nach wenigen Schritten stand er vor seinem Zimmer. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Tatsächlich, da lag es in seinem Bett und lebte sein Leben. Erneut kochte der blanke Hass und eine unheimliche Wut ihn ihm auf. Er trat an das Bett und betrachtete seine Kopie. Es gab keinen Unterschied, jedenfalls keinen erkennbaren. Es lag einfach da und atmete. Wie von Geisterhand geführt griff Christian zu dem Schraubenzieher in seiner Tasche und umklammerte diesen so fest, dass es fast schon weh tat. Was sollte er denn nun machen, es gab keinen anderen Ausweg als...Dann stach er zu. Immer wieder stach er zu. Zunächst bäumte sich das Wesen noch lautlos auf und blickte ihn mit entsetzten Augen an. Aber es war nur eine Maschine, er empfand kein Mitleid. Nur eine Maschine, sagte er sich immer wieder. Als das Wesen sich nicht mehr bewegte, sank Christian zusammen und lag lange Zeit reglos auf dem Boden. Er dachte nicht daran, was er getan hatte.
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Er würde es jederzeit wieder tun, bis alle diese Maschinen aus den Familien verschwunden waren. Er wunderte sich vielmehr darüber, wie leicht es ihm gefallen war. Als ob es keine Barriere gegeben hätte. War er denn ein Mörder. Ganz sicher nicht, es war ja nur eine Maschine und diese musste er jetzt irgendwie entsorgen. Um besser Nachdenken zu können griff er zu seinem kleinen Spielzeug Bus. Er war nicht in seiner Tasche.



In der Zwischenzeit machten sich die Maschinen in der Fabrik wieder daran, ihre Spuren zu verwischen um sich einen weiteren Tag zu verstecken. Die große Maschine, welche die Befehle erteilte ging langsam auf die Öffnung in der Wand zu, die in ihr Versteck führte. Neben ihr tauchte plötzlich Feeze auf. „Warum ist das bloß immer so ein Aufwand!“, fauchte er. „Ist die Mission denn erfolgreich verlaufen, Feeze?“, dröhnte eine metallische Stimme aus dem großen Roboter. „Ja ja, Nummer 301 erfolgreich integriert.“, antwortete Feeze gelangweilt. „Es nervt trotzdem!“

„Wir kopieren das menschliche Gehirn leider zu 100%, anders ist es nicht möglich. Die Menschen sind, auch wenn es vielleicht anders aussieht, nun mal nicht so leicht zu überzeugen, sich gegenseitig umzubringen. Aber du machst das doch ganz gut. Es geht von mal zu mal schneller. Die Klone werden, wenn sie alle ausgewachsen sind ihre Arbeit verrichten. Dann lassen wir Sie auf die Verwaltung los, auf die Politik, auf das Militär, auf alle die uns im Weg stehen. Du, verehrter Feeze kannst dir sicher sein, dass du ganz oben mitspielen wirst, wenn diese Welt erst unser ist.“

Mit diesen abschließenden Worten verschwanden die beiden in der Öffnung.
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Kommentare zur Story:

  Hallo Richard,
eine süsse Geschichte.  
Hellen  -  17.09.07 14:39

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  Äh... Süß?
Öh... ich finde sie eher ziemlich gemein und fieß.
Gut noch dazu, diese Idee der psychologischen Manipulation neu fertiggestellter Klone. Hihi. Dabei war Feeze so sympathisch. Ebenso geschickt wie der Leser getäuscht wird.

Allderdings musste ich mich bis zum Aha-Erlebniss stellenweise quälen, da mir die Spannung fehlte. Wenn man einen geweissen Punkt erreicht hat, ergibt sich die Spannung allerdings von selbst, durch das Mysterium das durch das auftauchen gewisser Dinge entsteht. Aber da sei mal drann vorbei gesehen.

Herzliches Drücken des Grünen Buttons!  
Killing Joke  -  16.09.07 00:50

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  vllt hast du das nciht bezweckt, aber ich finde das ganz süß;)
man wird schön bei laune gehalten, wundert sich, warum alles so glatt läuft und ihm nichts passiert und dasnn kommt das große AHAAA:P
wie gesagt, eine süße geschichte!

lg darkangel  
darkangel  -  02.08.07 23:28

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