Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Käthe von Wegen      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. November 2001
Bei Webstories eingestellt: 5. November 2001
Anzahl gesehen: 3169
Seiten: 2

der 8. meines 7., ein überaus talentierter und linientreuer verhaltensdesigner, führt mich in sein privatlaborlabor, nickt mental in den hinteren teil, dem schau-stall. "gelungene bifurkation, müller?!" beglückwünsche ich ihn eher fragend. "für euch, protektor" schleimt er gewonnen grinsend. "nein, für den herrn", spiele ich tadelnd, dann lachen wir beide dreckig. er wirft seinen übergrossen kopf mit dem augenkranz nach hinten, seine tyrannosaurusärmchen klammern sich zuckend am lenker seiner fliege fest, den fetten arsch tief im künstlichen innern; nur seine kleinen unnützen, verkümmerten beinchen hingen als renitentes mahnmal gegen schickliche amputation lustlos hinter einem herausquellendem fettwulst. er bemerkt: "ein segen für meine linie, die dinger spätestens in der übernächsten generation los zu sein" `scheiss traditionelle erb-ehre`, denke ich, lenke ab: "ich habe deine linie für eine weitere veredelung im sinn". "wirklich?", nur das schwankende schweben seiner fliege verrät seine gier. "herr, wer weiss ...", antworte ich gekonnt gelangweilt, "und was können die da?", mit blick auf das dunkle innere des stalles schnell und interessiert hinterhergeschoben. "ach, die ...", beiderseits höfliches lächeln. " ich habe da eine gruppe gezüchtet", eröffnet er gefasst, " die hat je 2 mittelbare und 2 unmittelbare veredelungen erhalten, und das hier, ist der dritte wurf aus dieser linie. sie wurden alle ab dem 3. monat isoliert. sie passen mit abweichungen von wenigen prozent zu der erreichbaren qualität." ein klicklaut aus seinem mund, der schau-stall wird beleuchtet.

ein grellweisses, nicht sehr tiefes, aber die gesamte breite des labors einnehmendes schaufenster, dahinter eine pink genoppte wunderwand. "k", sagt müller, der schwarze schatten einer tür bildet sich in der wandmitte, dadurch tritt vorsichtig ein müde aussehendes männchen in den stall. er ist massig, hat sehr fleischige beine, einen grossen, aber festen hintern, 2 überlange, dünne arme, einen sehr kleinen kopf. "k", beginnt müller seine instruktion," jemand hat appetit und verdient unterhaltung. gib deiner existenz einen sinn." und das männchen geht wimmernd zu der sich aus der wand heraus öffnenden bratmulde. das genoppte pink stülpt sich nach aussen, schimmert mehr und mehr metallen, formt sich zu einer art wanne, an dessem rand allerlei gerät anhaftet. das männchen setzt sich in die wanne hinein, das wimmern wird zu einem schluchzen. "müller, sie lassen ihn bei klarheit über sein tun, sehr geschickt" entfährt es mir wirklich überrascht.
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"todesangst versüsst die zeit des sterbens", rezitiert er. "aber lähmt das vieh", vollende ich. das männchen hat sich derweil in die wanne gesetzt. es schreit laut auf, als es die schmale garlampe auf seine füsse zieht und aktiviert. während diese ihn, langsam an seinen körper entlangfahrend, grillt, filettiert es sich nicht nur kunstvoll mit seinen armen und den nun als schneidegeräte erkennbaren wannenanhängsel über die garlampe hinweg selber, sondern erfüllt den raum mit einer schaurigen, hintergründigen leidensmelodie. er schafft es bis zur dritten rippe, letztendlich liegend, sich selber zu entbeinen, zerschneiden und kunstvoll herzurichten, dann lässt es die arme fallen, ein letzter seufzer. ich blicke müller fragend an. "dieser hatte ein viertes herz, direkt neben dem kleinhirn, und mehrer autarke blutkreisläufe. meine mixer sind geschickt mit den genen". "und alle hervorragend konditioniert! lob, lob, lob, genug davon." ich bekomme hunger. der 8. bittet mich zu tisch. es schmeckt hervorragend. "wenn ich mir nur vorstelle, das teile unserer linie daraus entspringen ...", sinniere ich, während ich knochenmark aus einem rückenwirbel zutzel. "protektor, bitte nicht davon sprechen, mir wird sonst speiübel", sprach`s, und erbricht sich höflich lachend in das auffangschälchen seiner fliege. ich lache mit. dabei tropft mir ein wenig fett aus meinem halsmund, während mein stirnmund quiekend die zungenspitze tanzen lässt. `es war schon so lange her`, denke ich, `und kaum einer kennt noch die zeit, als die biosphäre fast verschwand, und wir noch alle aus einer helix summten!`


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Punktestand der Geschichte:   12
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Kommentare zur Story:

  1.Krank!
2.Eklig!
3.Genial!  
Tom  -  18.07.03 23:07

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  Da wir nun lange über das Experimentieren mit groben Mengen Spindelgiftes hinweg sind... und allein die Phantasie Wogen des Ekelhaften und Unglaublichen schlägt...(bisher???) ersinne ich den Menschen, der zu akzeptieren bereit ist, was der Zufallsgenerator "Evolution" in Form von ... mit bestimmter Häufigkeit auftretenden Mutationen... in unseren Helices... immer bereit war zu experimentieren... (allein die Zeit...von Generation zu Menschengeneration... machte den Unterschied?!) Wer dieses Rad nun also beschhleunigt... wird damit leben müssen... das Verwerfliches schneller und härter entsteht, als auf dem "natürlichen" Wege...??? *grübel* Liegt der Schlüssel... die Bestimmung darin, dass wir die Fähigkeit dazu erlangen sollten und ... ist es demnach unsere "Bestimmung" am Rad zu drehen...??? *nochmehrgrübel* Ich weiss es nicht, leider!  
Teleny von hierunddortmalkommendnun  -  02.12.01 20:04

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  Sehr gute Idee!!!  
Ursula von Hinten  -  27.11.01 11:25

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  herrlich geschmacklos
beim 2.lesen sehr amüsant
  
pusscat3  -  12.11.01 22:45

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