Trauriges · Kurzgeschichten

Von:    Andreas      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 3. Juli 2006
Bei Webstories eingestellt: 3. Juli 2006
Anzahl gesehen: 1889
Seiten: < 1

Sanft streiche ich Dir durchs Haar und sehe Dich an.

Wie wunderschön Du doch noch immer bist.

Du lächelst dieses bezaubernde Lächeln, bei dem Deine obere Zahnreihe

sichtbar wird und das ich so sehr liebe.

Meine Hand liegt in Deiner und Du drückst sie leicht.

„Kannst Du Dich erinnern“, frage ich Dich, „ als Du damals, bei Nacht, auf dieser Weide, am Weg zum See, auf dem Kuhfladen ausgerutscht und in die Scheisse gefallen bist?“

Dein leises Lachen sagt mir, dass Du es noch weißt. Diese klare, helle Vollmondnacht im Sommer. Danach schwammen wir nackt im See und Du hast auch gleich Deine Shorts und

Dein T-Shirt dort ausgewaschen. Und wir liebten uns im Gras am Seeufer unter den funkelnden Sternen und dem vollen Mond.

Ich weiss, dass Du Dich an all das erinnern kannst.

Oder, an den Ausflug damals, als uns der Sprit ausging und wir gute 10 Kilometer zur nächsten Tankstelle gehen mussten. In strömendem Regen.

Die Sonnenuntergänge am Meer. Die Sonnenaufgänge in den Bergen.

Die verregneten Nachmittage zu Hause, an denen ich Dir aus meinen Lieblingsbüchern vorlas. Und wir dabei Rotwein tranken, bis wir so lustig waren, dass wir wie Kinder

am Fußboden herumbalgten.

Was sagst Du, meine Liebe? Hier ist es so laut. Ach so… aber natürlich kann und

wird es wieder so sein. Wenn Du das auch willst; warum denn nicht?

Soll ich Dir jetzt etwas vorlesen? Nein? Ich weiss, Du bist müde. Es war

ein anstrengender Tag für Dich.

Du solltest jetzt schlafen. Ich? Nein…ich bin noch nicht so müde…ich werde warten, bis Du schläfst. Natürlich küsse ich Dich zur guten Nacht. Was soll denn diese Frage?

Also wirklich! Na siehst Du….Lachen geht ja noch immer….

Ich warte noch, bis Dein Atem ruhig und gleichmässig ist, dann stehe ich auf, lösche das Licht, ziehe meine Jacke an und gehe.

Als ich unten stehe, sehe ich noch mal hinauf zum hell erleuchteten Schwesternzimmer der onkologischen Station und hoffe, dass Du ohne Schmerzen schlafen kannst.

Ich liebe Dich so sehr.

Am Nachhauseweg kann ich dann endlich weinen. Du bist so eine starker Mensch, im Gegensatz zu mir.

Ich weiss nicht, wie es ohne Dich weitergehen soll.
Seite 1 von 2       


Ich weiss nur, dass ich Dich immer lieben werde.

Bis morgen, Liebste, hoffe ich. Jeden Abend hoffe ich das.

Aber ich weiss, eines Abends, wird diese Hoffnung zerstört werden.

Gute Nacht, mein Schatz.





A.C. 05/2006
Seite 2 von 2       
Punktestand der Geschichte:   56
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Kommentare zur Story:

  Huhu Andy.
Gut, dass das nur erfunden ist. Ich weiß, dass es sowas wirklich gibt, doch bin ich froh, dass es dir nicht so geht.
Die Geschichte ist sehr sehr schön geschrieben und am Anfang erwartet man eine normale Liebesgeschichte. Doch je näher man dem Ende kommt, wird klar, dass es war Besonderes ist.
5 Punkte von mir.
Liebe Grüße

Linda  
Linda  -  13.07.06 20:48

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Ich danke Euch für das feedback. Wunderschön, dass ich mit dieser sehr kurzen Story Tränen hervorrufen konnte. Wunderschön, dass sie Euch gefällt. Ist aber - gottseidank - fiktiv. Ich arbeite auf so einer Station. Und sehe natürlich alles mögliche... Mit diesem Text habe ich die täglichen Schicksale, mit denen ich zu tun habe, ein wenig verarbeitet.
lg, Andi  
Andreas  -  04.07.06 20:29

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  hallo, andy, so liebevoll und so traurig. mehr ist dazu einfach nicht zu sagen.
lg
rosmarin  
rosmarin  -  04.07.06 19:59

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Punkte vergessen! Aber jetzt.
Christa  
CC Huber  -  03.07.06 22:36

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Was immer bleibt, ist die Erinnerung. Und solange die Erinnerung lebt, ist auch der Mensch noch an Deiner Seite. Sehr berührend.
LG Christa  
CC Huber  -  03.07.06 22:35

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Da hast du meinen Augen tatsächlich Tränen entlockt. Der Text hat mich sehr berührt *seufz*  
ISA  -  03.07.06 22:29

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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Kommentar von "rosmarin" zu "Die Kinder von Brühl 18/ Teil 4/ Hammer Zirkel Ährenkranz/Episode 11/ Der sozialistische Gang die Aura die blaue Tschapka und die Klassenkeile"

Vielen Dank. Ja, genauso soll es rüber kommen. Und nach dem Wilhelm Pieck gab es doch auch noch den Walter Ulbricht. Vor dem Erich. Gruß von

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