Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Sommertänzerin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. April 2006
Bei Webstories eingestellt: 15. April 2006
Anzahl gesehen: 2150
Seiten: 2

Es war einst ein großer schöner schwarzer Stier. Er war jung, wagemutig und manchmal auch ein wenig leichtsinnig. Er musste noch viel lernen in seinem Leben und musste sich noch seine Hörner abstoßen. Eine große Macke bestand darin, dass der Stier vor vielen Problemen einfach weglief. Am meisten vor sich selbst. Wenn sie Sonne wieder so richtig auf die Steppe brannte, dann warf der Stier einen großen Schatten auf den Boden, der größer als er selbst war. Als er ihn sah, da rannte und rannte er, so schnell ihn seine Hufen tragen konnten. Meist flüchtete er ins Dickicht oder rannte bis die Dämmerung hereinbrach und der Schatten wie von Geisterhand verschwand. Die anderen der Herde lachten ihn aus und rieten ihm, sich seinen Problemen und vor allem sich selbst zu stellen. Der Stier verstand dieses nicht und beschloss von der Herde wegzuziehen, um woanders sein Glück zu finden. Doch jedes Mal holte ihn sein eigener Schatten ein. Er wusste ja nicht, dass er vor sich selbst weglief. Traurig saß er eines Abends unter einem Baum und schluchzte leise vor sich hin, so wie es sich eigentlich nicht für einen großen Stier gehört. Eine kleine Pickmöwe näherte sich ihm und säuberte sein Fell und seine Ohren vom lästigen Ungeziefer. Sie bemerkte die Traurigkeit des Stieres und er begann zu erzählen. Vor lauter Lachen wäre die Pickmöwe fast zur Lachmöwe mutiert und vom Stier gefallen. Sie konnte sich in der aller letzen Minute im Nackenfell festkrallen. Als sie merkte, dass der Stier durch das Lachen noch trauriger wurde, fing sie sich und flüsterte ihm ein paar Weise Möwenworte in seine Lauscher. Aufmerksam hörte der Stier zu und bedankte sich bei der Pickmöwe. In dieser Nacht lag der Stier sehr lange wach und dachte über sich selbst und sein Leben nach. Er vermisste seine Herde und beschloss zurückzugehen. Das erste Mal in seinem Leben stellte er sich einem Problem. Er ging zurück, auch wenn er vielleicht wieder ausgelacht würde und die anderen ihn verhöhnen würden. Aber er wusste auch, dass sie es nicht böse meinten und allen Grund dazu hatten, denn immerhin hatte er sich auch wie ein Rüpel verhalten. Als der Morgen hereinbrach und die rotgelbe Sonne über der Steppe aufging, machte der Stier sich auf den Weg nach Hause. Sein größtes Problem stand ihm noch bevor. Über seinen eigenen Schatten zu springen.
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Als die Sonne den höchsten Punkt am Himmel erreichte und ihre Strahlen auf der Erde verteilte, war er wieder da, der große dunkle Schattenstier. Die Angst packte abermals unseren jungen Stier und er rannte und rannte. Fast hätte er dabei die Worte der Möwe vergessen. Er hielt inne und drehte sich schlagartig um, so dass die Hufen den feinstaubigen Steppensand aufwirbelten. Wütend schnaubte er und wollte über seinen Schatten springen. Dieser jedoch war nun hinter ihm. Er drehte sich im Kreis, schlug aus, machte Sprünge in der Luft, trat und stampfte. Der Schatten blieb immer an seinen Fersen. Schließlich bemerkte er, dass der Schatten zu ihm gehörte und ein Teil seiner selbst war. Er stand plötzlich einfach still. Während eine Fliege um sein zuckendes Ohr flog und Nässe aus seinen Nüstern floss, wurde ihm endlich klar, dass er immer vor sich selbst weggerannt war und die Möwe recht hatte, dass man vor einem Schatten keine Angst haben braucht. Erst recht nicht, wenn es sein eigener ist. Vergnügt und mit erhobenem Schwanz trabte unser Stier zu seiner Herde, die ihn freudig erwarteten. Der Stier war nun erwachsen und um einige Erfahrungen reicher als zuvor.
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Punktestand der Geschichte:   35
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Kommentare zur Story:

  "Es war einst ein großer schöner schwarzer Stier. Er war jung, wagemutig und manchmal auch ein wenig leichtsinnig." => Der war aber ganz schön viel!

"Er musste noch viel lernen in seinem Leben und musste sich noch seine Hörner abstoßen." => WW

"Eine große Macke bestand darin, dass der Stier" => Stier mit Macke!

"dass der Stier vor vielen Problemen einfach weglief. Am meisten vor sich selbst." => Wie?

"so schnell ihn seine Hufen tragen konnten" => RS!

"Meist flüchtete er ins Dickicht" => Praktisch, dass es das dort in der Steppe gibt!

"beschloss von der Herde wegzuziehen," => Er mietet sich sicher 'ne Wohnung in der Stadt!

"Eine kleine Pickmöwe näherte sich" => Dieses Untier hast du dir selbst geklaut!

"und er begann zu erzählen. Vor lauter Lachen wäre die Pickmöwe fast zur Lachmöwe mutiert und vom Stier gefallen." => Kalauer, sdt

"ihm ein paar Weise Möwenworte in seine Lauscher." => RS, sdt => Warum lässt du uns denn nicht an ihrer Weisheit teilhaben?

"und beschloss zurückzugehen." => Vor wievielen Sätzen war er weggezogen? Fünf?

"denn immerhin hatte er sich auch wie ein Rüpel verhalten." => Davon hast du aber nichts erzählt.

"Als die Sonne den höchsten Punkt am Himmel erreichte und ihre Strahlen auf der Erde verteilte, war er wieder da, der große dunkle Schattenstier." => Ach ja?

"so dass die Hufen den" => Kein RS-Fehler, sondern Dummheit?

"Schließlich bemerkte er, dass der Schatten zu ihm gehörte und ein Teil seiner selbst war." => Wow! Demnach hat er mindestens den IQ einer Brennessel!

"und Nässe aus seinen Nüstern floss," => Oh, Mann!

"unser Stier zu seiner Herde, die ihn freudig erwarteten" => Einzahl, Mehrzahl, ganz egal!  
Adlerauge  -  28.01.07 16:01

   Zustimmungen: 1     Zustimmen

  Es kann nicht schaden, mal über seinen Schatten zu springen. Dass habe ich auch schon gemerkt. MFG Zeus  
Zeus  -  16.01.07 10:32

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  hallo sabine, diese geschichte gefällt mir gut. du hast den stier richtig plastisch geschildert. ich kann mir richtig gut vorstellen, wie er vor seinem eigenen schatten davonrast. sehr niedlich. was mich etwas stört ist, dass du die moral deiner eigenen geschichte schon so offen formuliert hast. z.b. in dem satz " dass man vor einem Schatten keine Angst haben braucht. Erst recht nicht, wenn es sein eigener ist." diese aussage kommt durch deine fabel doch auch dann rüber, wenn du sie nicht nochmal explizit ausschreibst.

was mir sonst noch aufgefallen ist: du scheinst pickmöwen zu mögen :)

lg nausicaä  
Nausicaä  -  22.04.06 19:35

   Zustimmungen: 4     Zustimmen

  Hallo, vielen Dank für den Kommentar und die Punkte. Jo, schön dass wir das Beide so sehen (mit der Einstellung nicht vor Probl. wegzurennen, den Rechtschreibefehlern usw.) lg Sabine  
Sabine Müller  -  20.04.06 11:13

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  Aus der geschichte kann man raus lernen. Oft neigt man dazu, vor seinen problemen davon zu laufen, anstatt sich ihnen zu stellen, wobei es allerdings auch nicht immer einfach ist, sich seinen problemen zu stellen. Manchmal braucht man auch einfach nur ein nur klein wenig hilfe, so wie es auch in der geschichte der fall ist.
Dass das wort `und` da ziemlich häufig vorkommt, empfinde ich nicht als störend.  
Homo Faber  -  19.04.06 09:54

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  Guten Morgen! Vielen Dank für deinen Ratschlag, damit hast du Recht. Feilen ist immer gut und wäre sicherlich nicht so oft nötig, wenn man sich mal mehr Zeit beim Schreiben nehmen würde ;-) Mache momentan mal eine kleine Schreibpause und wenn ich Ideen habe, kommen sie ersteinmal auf ein Blatt Papier ;-)
Besser ists... Ich hoffe, du hattest schöne Ostertage. lg Sabine  
sabine Müller  -  18.04.06 07:22

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  hi, bine, inhaltlich gefällt mir der text sehr gut, erinnert an die alten fabeln. stilistisch jedoch könntest du noch daran feilen. zum beispiel einige überflüssige - und - streichen, damit er klarer wird.
lg
rosmarin  
rosmarin  -  17.04.06 22:56

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Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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Kommentar von "rosmarin" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Ja, gut recherchiert und gut und spannend geschrieben. Aber hier ein kleiner Hinweis: 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'. Betrifft Deinen Kommentar)Das tut weh. Gruß von

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