Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Maik Beta      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 14. April 2006
Bei Webstories eingestellt: 14. April 2006
Anzahl gesehen: 2129
Seiten: 2

Beinahe jeden Tag führt mein Weg zur Schule an dem etwas spärlich aussehenden Autohaus, das mir als Abkürzung dient, vorbei. Auf dem Parkplatz stehen meist wenige Autos - alt und gebraucht. Durch die Glaswände sehe ich einen großen, fast leeren Raum, in dem sich einige Reifen, ein Neonleuchtschild mit der Aufschrift >Open<, eine Musikbox, eine alte Schreibmaschine und sonstiger Krempel befindet.



Auf dem Rückweg sehe ich zwei oder drei Männer drinnen oder in der Nähe der Autos stehen. Ich glaube, sie räumen den Laden. Ich glaube, sie räumen ihn, weil sie bankrott gegangen sind. Doch ich frage sie nicht, denn sie schauen mich nie an.



Ich gehe nicht gerne an dem Autohaus vorbei; besonders die Musikbox und das Schild wecken unangenehme Gefühle in mir. In die Schule gehe ich natürlich auch nicht gerne - sie weckt ebenfalls unangenehme Gefühle in mir.



Inzwischen habe ich aber die Schule gewechselt und sehe das Autohaus seltener.



Es ist November und schon dunkel. Ich gehe vorbei und sehe, dass der ganze Parkplatz umzäunt ist. Innen sieht aber alles genauso wie früher aus, nur wurden alle Autos verkauft. Eine Woche später: Der Parkplatz ist immernoch umzäunt und innen hat sich nichts geändert - es ist eine Gemeinheit, mir einfach meine Abkürzung ohne Grund wegzunehmen.



Doch zwei Wochen später entdecke ich dort ein Dixiklo und einen Bauwagen. Und an dem Zaun sind nun Schilder angebracht, die mir mit der Aussage >Betreten verboten!< verdeutlichen, wieso mir meine Abkürzung weggenommen worden ist.



In den Winterferien gehe ich in die Stadt und sehe: das Autohaus ist weg! Stattdessen eine große Baustelle. Ich denke, dass die neuen Besitzer dort wahrscheinlich ein neues, also noch hässlicheres Industriegebäude, vielleicht ein modernes Autohaus, hinpflanzen werden und die Umwelt damit noch besser verschmutzen. Und die alten Besitzer mussten für ihr Autohaus wahrscheinlich auch noch den Abriss bezahlen, weil es sich um eine Zwangsversteigerung handelte. Ein halbes Jahr lang mache ich einen Bogen um diesen Ort.



Bis ich wieder dort bin: Grünes Gras, Blumen und einige kleine Tannen, die anfangen, zu wachsen. Eine Fliege huscht mir ins Gesicht. Die Umzäunung ist weg und ein Sandweg führt auf die andere Seite - meine Abkürzung ist wieder da!



Während ich den Park durchquere, überlege ich, was bloß in dem Besitzer vorgegangen sein muss, dass es sich hier so geändert hat.
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In Gedanken versunken stürze ich über einen dicken, fetten Haufen Hundescheiße.
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Kommentare zur Story:

  Hallo, welch ein schöner Text. Alltägliches, Gewohntes wird zu etwas ganz Besonderem. Der lustige Hundehaufenhopser gefällt mir besonders gut. Das hätte mir passieren können. Toll. Gruß Sabine  
Sabine Müller  -  25.06.06 10:17

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Kommentar von "Jonatan Schenk" zu "Eine Rose wird blühen"

ein sehr schönes gedicht!

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Immer wieder gut. Kurz und knapp und witzig und die Bilder wie immer treffend.

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