Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween

Von:    Klaus Asbeck      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 8. Januar 2006
Bei Webstories eingestellt: 8. Januar 2006
Anzahl gesehen: 2313
Seiten: < 1

Als ich früh an diesem Novembermorgen vor das Haus trat, war es kühl und feucht. Eine Elster saß mißmutig in der nahen Platane, die sich ihrer Blätter bereits entledigt und ihre Lebenssäfte aus ihren Zweigen ins Innere des Stammes zurückgeholt hatte, um sie dort für den nächsten Frühling aufzubewahren. Durch den faserigen Nebel schien die Sonne nur als blasse Scheibe und tauchte die Natur in ein mattes Grau, das alle Konturen fließen ließ. Aber das leuchtende Gelb einer letzten Rose entschied das Ringen um Trübnis und Heiterkeit für sich. Ich sah sie an und dankte ihr für ihren Trost und für den längst entschwundenen Sommer. Und sie blickte mich an. Dabei vernahm ich ihre zärtliche Stimme: „Sei nicht traurig, denn alles kommt wieder, auch ich.“



Ich ging gedankenschwer in die Natur. Auf meinem Weg kam ich an einem Strauch vorbei, in dem eine Bewegung meine Gedanken aus der Ferne zurückholte. Eine Blaumeise hüpfte flatternd im Laub davon. Sie war geschwächt. Und obwohl ich wusste, dass ihre Seele bereit war, ihren Körper zu verlassen, so wie es in dieser Jahreszeit vielen Kreaturen ergeht, ging ich zum Haus zurück, um bei meiner Nachbarin etwas Futter für sie zu erbitten. Augenscheinlich hatte die kleine Meise auf meine Rückkehr gewartet und sprach mit leiser Stimme: „Ich danke Dir für die Kerne, aber es ist zu spät. Richte auch der Geberin meinen Dank aus. Zur Erinnerung an mich schenke ich Dir ein kleines Herz aus Holz, das Dir Freude bringen wird. Du findest es im Laub vor Deinem Haus, wo Du Holz gespalten hast. Und sei nicht traurig, denn alles kommt wieder, auch ich.“





Nachwort



Ein wissender Mann indianischer Abstammung hatte mir einmal gesagt: “Kümmere Dich nicht so sehr um die Sorgen anderer, sondern in erster Linie um Dein eigenes Herz.“



Neulich habe ich das Holz einer alten, abgestorbenen Weide gespalten. Als ich anschließend aufräumte, fand ich im Laub an der Stelle, wo ich das Holz gespalten hatte, ein wohlgeformtes Herz aus genau demselben Holz.
Punktestand der Geschichte:   83
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Kommentare zur Story:

  süß.  
darkangel  -  17.08.07 00:16

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Wirklich schön, vom Inhalt und vom Schreibstil  
sabine Müller  -  18.01.06 17:41

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  eine sehr schöne, poetische kleine geschichte über vergehen und wiederkehr.
lg
rosmarin  
rosmarin  -  10.01.06 16:27

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Wirklich in schönen Worten ausgedrückt und besonders das Zitat gefällt mir sehr gut, behinhaltet so viel Wahrheit,. wie deine kleine Geschichte auch.  
Aya  -  09.01.06 05:33

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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Kommentar von "Francis Dille" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Da hab ich mich bestimmt nur vertippt.

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Geniesst die schöne Zeit, wenn der Frühling wirklich loslegt. Futtert nicht zu viele Ostereier. Weniger ist manchmal mehr( Geschmacklich) Eure Redaktion

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