Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    marmonemi      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. Mai 2005
Bei Webstories eingestellt: 23. Mai 2005
Anzahl gesehen: 1883
Seiten: 3

2006:



Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland wird geändert, damit sich die neue Bundeskanzlerin zukünftig den Kriegstreiberplänen amerikanischer Präsidenten ungehindert anschließen kann. Das in Deutschland verfassungsmäßig festgeschriebene Verbot, sich an Angriffskriegen zu beteiligen wird nach bisher erfolglos versuchtem Ignorieren endgültig aufgehoben und sowohl Verteidigungs- wie auch Justizministerium abgeschafft. Was administrative Umwege überflüssig macht und so eine massive Einsparung von Steuergeldern verspricht. Die alleinige Entscheidungsgewalt auf allen Gebieten liegt nunmehr bei der Bundeskanzlerin, auch über ihre Amtszeit hinausgehend. Verfassungsrichter, die dieser Eingabe nicht widerspruchslos folgten, wurden mit sofortiger Wirkung ihrer Ämter enthoben. Den neu eingerichteten Vorsitz des Verfassungsgerichts, der bei Ablehnung von Wünschen der Leitung der Bundesregierung die alleinige Entscheidungsgewalt nach rein subjektiven Gesichtspunkten inne hat, übernahm der einstmalige Kontrahent der Bundeskanzlerin, um die Glaubwürdigkeit dieser Maßnahme zu unterstreichen.



2007:



Das Logo des Arbeitsamtes wird erneut verändert mit der Begründung, dass der im Jahre 2005 ausgebliebene Erfolg, als das Logo farblich umgekehrt wurde, was letztendlich völlig unvorhergesehen Kosten von über 1.000.000 Euro statt der prognostizierten 100.000 Euro verursachte, nunmehr erzwungen werden soll. 10 Millionen Menschen finden dadurch zwar weiterhin keine Arbeit, haben aber mal wieder ein Thema, über das sie sich in kleinen Gesprächskreisen zu je ca. 5.000 Personen intensiv austauschen können und werden so von der Straße vorerst fern gehalten.



2008:



Das versprochene Greifen der Gesundheitsreformen entpuppt sich endgültig als pure Profilierungsgeilheit einer Ministerin und wird umbenannt in Gesundheitsmarketing. Wodurch ein Großteil der Bevölkerung an den inzwischen täglich stattfindenden, massiven Straßenprotesten gehindert wird, weil diejenigen, die es am härtesten trifft, die neue Bezeichnung nicht verstehen und sich zunächst neu orientieren müssen. Erste Versuche, durch diese Umbenennung zu suggerieren, dass sich nun endlich die versprochenen Kostenerleichterungen einstellen werden, stoßen auf offene Ohren der inzwischen völlig Verzweifelten und schüren endlich neue Hoffnungen.
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Die an den Straßenrändern aufgestellten Notunterkünfte für arbeitslose Ärzte, Krankenschwestern und Apotheker werden im kommenden Winter erstmalig beheizt um so zu gewährleistet, dass weitere Demotivierungen der Bevölkerung aufgrund gänzlichen Medikamentenmangels durch erfrierungserscheinungsfreie Anwesenheit von Medizinern verhindert werden.



2009:



Menschen die trotz mangelnder Gesundheitsvorsorge- und Heilungs-Möglichkeiten das Rentenalter erreichen, haben sich unverzüglich am ersten Tag nach dem Ausscheiden aus dem Arbeits- und Steuerzahlerleben beim zuständigen Gesundheitsamt einzufinden. Die ihnen dort ausgehändigte Zyankali-Kapsel ist unter Aufsicht der dortigen Mitarbeiter sofort zu schlucken. Mit Erscheinen beim Gesundheitsamt versichert der Bürger, seine Wohnung zur Übernahme durch einen arbeitslosen Jugendlichen aufgeräumt zu haben und die ihm möglicherweise noch nicht abgenommene finanzielle Mittel oder Wertgegenstände gut sichtbar auf einem in der Wohnung eventuell noch vorhandenen Tisch bereit gelegt zu haben. So zusätzlich generierte staatliche Einnahmen finden Verwendung in Prämienzahlungen an Abgeordnete, die mit einem Jahresgehalt von unter 500.000 Euro dem Dahinsiechen am Existenzminimum entrissen werden sollen.



2010:



Das staatliche, generelle Verbot des Rauchens in der Öffentlichkeit sowie im gesamten privaten Umfeld wurde von der Bevölkerung auch nach mehreren Jahren schlicht ignoriert, so dass die Rechtsprechung der Bundesrepublik Deutschland sich ein weiteres Stück der amerikanischen Rechtsprechung annähert und zum Zwecke der angemessenen Strafverfolgung die Todesstrafe wieder einführt. Dies gilt übergreifend für alle 87 EU-Mitgliedsstaaten, mit Ausnahme der Nord-Ost-Süd-Türkei, die sich vehement gegen jede Form von Gewaltanwendung ausspricht. Wer die in der Öffentlichkeit oder in seinen Privaträumen installierten Kameras abhängt, abmontiert oder in sonstiger Weise die staatliche Überwachung behindert, wird unter Androhung der Todesstrafe zunächst pauschal für 10 Jahre in Haft genommen. Den Strafgefangenen wird zugesichert, dass sie Einzelzellen zu je mindestens 40 Quadratmetern mit Fensterfront erhalten.
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Das Betreten, dort Verweilen oder Verlassen ist ihnen freigestellt. Die Zellen sind ausgestattet mit Schlaf- und Wohnbereich, Festnetz-Telefon, Handy, Fernseher, Radio und Internetanschluss. Mahlzeiten können in den anstaltseigenen Restaurants eingenommen werden, wobei internationale Küche und pro Mahlzeit mindestens 10 verschiedene Gerichte zur Auswahl garantiert wird. Das vier-Gänge-Menue wird als Standard angeboten; die Inanspruchnahme ist freiwillig. Bekleidung darf grundsätzlich frei gewählt werden und wird ohne Berechnung gestellt. Sonderwünsche wie Prostituiertenbesuche etc. sind schriftlich einzureichen und werden schnellstmöglich kostenfrei erfüllt. Freigang wird generell auf unbestimmte Zeit und unkontrolliert gewährt, da bei dem Luxus nicht davon auszugehen ist, dass ein Grund zur Flucht gegeben sein könnte. Dass in Anbetracht der drohenden Todesstrafe davon auszugehen ist, dass freigängige Gefangene sich zu neuen Straftaten hinreißen lassen, wird billigend in Kauf genommen. Die Beschaffung von Rauchwaren hätte jedoch eine Verlängerung der Strafzeit von 10 auf 15 Jahre zur Folge und eine Sperrung des Festnetz-Telefons von nicht weniger als drei Tagen.



2011:



Da sich die Therapierung von Kinderschändern endgültig als zu teuer und vor allem zu sinnlos erwiesen hat, und entsprechende Einzelverwahrung inzwischen nicht mehr bezahlbar und auch nicht als geeignete Maßnahme zu erkennen ist, wurde vor der Küste Deutschlands eine der dort liegenden Inseln annektiert und eine Gefangeneninsel, dem Beispiel von Alkatraz folgend, eingerichtet. Jeder überführte Kinderschänder bekommt ein Kind im Alter zwischen drei und acht Jahren zugewiesen. Dieses Kind darf er nach freiem Ermessen und ab Bezug seines Appartements auf der Insel missbrauchen. Zu Tode prügeln bedarf jedoch der vorherigen Genehmigung, da hierfür einzuhaltende Regeln akzeptiert und befolgt werden müssen. Die Kinder werden aus England importiert, da dort seit 2006 offiziell Menschen geklont werden und so ein unerschöpflicher Vorrat gewährleistet ist. Wünsche im Hinblick auf Geschlecht oder Haarfarbe werden je nach Verfügbarkeit erfüllt, sind aber vor Eintreffen auf der Insel bindend bekannt zu geben. Sollte sich ein Kinderschänder unerlaubt an dem Kind eines anderen Gesinnungsgenossen vergreifen, muss er jedoch mit seiner sofortigen Rückführung in die Gesellschaft rechnen!.
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uml;nder unerlaubt an dem Kind eines anderen Gesinnungsgenossen vergreifen, muss er jedoch mit seiner sofortigen Rückführung in die Gesellschaft rechnen!
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Kommentare zur Story:

  Schön überzogen - oder doch nicht?
Die Weichen für vieles, was du angesprochen hast, sind gestellt, keiner hat aufgemuckt und nun kann der Zug losfahren. Das, was man hört und liest (besonders schmerzhaft im Verbund mit Gegeninformation), ist jetzt schon pervers. Warum sollte eine Steigerung nicht möglich sein? Wegen irgendwelcher Gesetze, Menschenrechte gar? Harhar.
Wieder einmal äußerst interessant zu lesen. Ich glaube, ich abonniere dich.  
ISA  -  30.05.05 22:39

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  Ich mag politische Satiren, ich habe selbst schon ein paar geschrieben.
Mit deiner kann ich allerdings wenig anfangen.
Deine Grundintention ist ja wohl, daß sich die BRD in ein menschenverachtendes System verwandelt. Daran ist erstmal nichts auszusetzen.
Aber daß du in deiner politischen Satire unser Grundgesetz einfach ignorierst, ist für mich nicht hinnehmbar.
Ansonsten klingt dein Text wie ein wild zusammengewürfelter Haufen BILD-Schlagzeilen, allerdings möglichst kompliziert geschrieben, damit es auch ja keiner versteht.
Mein Tip:
Arbeite die einzelnen Punkte besser aus und mach mehrere Texte daraus, damit du dir nicht mehr widersprichst.  
Chris Stone  -  25.05.05 10:40

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  hey,
ich musste ein paar mal ziemlich lachen, auch wenn die intention (satirisch+traurig) gewiss eher war, zum nachdenken anzuregen. sorry! ;-)
eine ziemlich düstere vorstellung von der zukunft. wobei aber jedes jahr -für sich genommen- sehr zu überdenken ist! angesichts der momentanen politischen diskussionen ein sehr gelungener beitrag!  
Mareike Dörr  -  25.05.05 10:16

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  hm, also mir gefällt das Lesen solcher Schriften, ob ich sie als hinreichende Kritik an einer Gesellschaft oder an einem Staat anerkenne ist eine andere Sache. Etwas Ähnliches wie das bei dir unter 2011 verfasste habe ich ebenfalls geschrieben, allerdings war es nur ein Punkt von 4 in eine andere Richtung, nur die Art der Argumentation scheint mir ähnlich.
Darf ich nach der Intention fragen, mit der du diesen Text geschrieben hast? Ich könnte mir etwas dazu denken aber Annahmen sind doch ein wenig unsicher, daher gebe ich auch keine Punkte und da du es unter satirisch, traurig unglaublich gestellt hast interessiert mich die Intention schon sehr.
-Benjamin  
-Spirthahrm-  -  24.05.05 14:42

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Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

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