Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    ThiloS      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 18. Dezember 2003
Bei Webstories eingestellt: 18. Dezember 2003
Anzahl gesehen: 2803
Seiten: 3

Ich bin wirklich froh, dass ich bei der Bundeswehr war. Fallschirmjäger. Ich kann mitreden. Zivis können das nicht! Frauen auch nicht.



Das Gesprächsthema Bundeswehr ist ein todsicheres Mittel, eine Super-Party oder einen wunderschönen Abend innerhalb von 5 Minuten zu eine Veranstaltung zu machen, die von jeder Beerdigung in punkto "Spaß" getoppt wird.



Das geht so: wenigstens drei echte Männer sitzen auf Ullas und Sörens Hochzeitsfeier zusammen und irgendeiner trinkt sein Bier mit der Bemerkung "das letzte Mal hab´ ich so gesoffen, als ich Ausscheider bei der Bundeswehr war." Und jetzt fragt irgendein Dödel "wo warste denn?".



"Panzerbataillon blablabla in Tralala. Wir hatten die Leopard-Panzer." Und * zack *,



jetzt steigen sämtliche alten Kameraden am Tisch mit ein. Zuerst stellt jeder seinen Truppenteil vor, als wäre es DIE Eliteeinheit der Bundeswehr schlechthin gewesen,



selbst wenn es sich um eine brunsdämliche Instandsetzungskompanie gehandelt hat. Nachdem nun jeder jedem erklärt hat, warum ER in einer Eliteeinheit war und DER ANDERE nicht ("WIR haben wenigstens das Kämpfen gelernt, IHR habt doch bloß Gewehre repariert". "Ohne uns hättet IHR im Ernstfall nichts zum Schiessen gehabt und wie ihr kämpfen konntet, haben wir ja an dem ruinierten Material gesehen") und dann werden kalte Kriegserlebnisse ausgetauscht, die jeden Stalingradveteranen vor Neid erblassen lassen ("Ich erinner´ mich noch, wie wir auf Wache die Kuh erschossen haben", "ich weiß noch, wie wir mit unserem Brückenlegepanzer im Eisenbahnviadukt hängengeblieben sind", "ich hab aus Versehen mal zwei Hercules-Raketen auf einen Modellflieger abgeschossen").



Währenddessen vergeht den anwesenden Mädels am Tisch das bisher noch höfliche Grinsen und verwandelt sich in eine Mischung aus Bitterkeit und Langeweile. Hin und wieder pfeift irgendeine Gewissensgurke "ich war beim Zivildienst", was von den harten Maschinengewehrbedienmannschaften kurz mit einem "na ja, die muss es auch geben" ignoriert wird.



Nun sollte man meinen, dass irgendwann einmal jeder der Himmelhunde sein witzigstes/spannendstes/aufregendstes Erlebnis berichtet hat und dann wieder Normalität eintritt und es wieder Gesprächsthemen für alle gibt – aber Pustekuchen.
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Nachdem man sich gegenseitig bestätigt hat, dass die Bundeswehr "damals schon geil war" und jeder seine witzigste Unteroffiziersstory zum Besten gegeben hat (Ulla besäuft sich vor Langeweile, während Sören, der politisch korrekte Zivildienst-leistende und T4 Ausgemusterte mit halbzugeklappten Augendeckeln in der Nase bohrt), gehen die alten Frontschweine – nun voll in Fahrt – zum Nahkampf über: jetzt werden Detailfragen geklärt, wie z.B. "wir hatten noch diesen alten Stahlhelm nach dem Amimuster", "Ne, wir hatten schon diese neuen, die wie die deutschen alten Stahlhelme aussehen".



Ulla trinkt eine Flasche Wodka auf Ex und Sören repariert die verstopfte Toilette während sich die anwesenden Ex-Abschrecker ein Quiz mit so interessanten Fragen, wie herum man z.B. den Verschluß in ein MG42 einzusetzen hatte ("immer mit den Rollen nach hinten") oder wo der Schalthebel für Dauerfeuer beim G3 sitzen musste, ("Mittelstellung") geben.



Während die Kampfsäue über Patronentaschen und Gürtelschnallen schwadronieren, knallt Ulla sturzbesoffen auf den Tisch, derweil Sören "Krieg und Frieden" von der ersten bis zur letzten Seite liest und kurz aufmerkt, als augenscheinlich sämtliche Uniformteile erschöpfend abgearbeitet sind.



Doch Sörens Hoffnung, sich jetzt wieder ins Gespräch einschalten zu können, wird bitter enttäuscht, als sich Timo als Wehrdienstleistender der NVA enttarnt. Jetzt wird der kalte Krieg noch einmal heiß diskutiert. Timo schwört bei Lenins Leiche, dass die NVA mit den Russen die Bundeswehr überrollt hätte. "HaHa" tönt es höhnisch zurück "ihr mit Eurem Ostblockschrott. Ihr wärt doch maximal bis zum ersten Helmstädter Grenzhäuschen gekommen..." (Ulla versucht, sich mit dem Tortenheber die Pulsadern aufzuschneiden, aber Sören, der Rettungssanitäter aus Gewissensgründen, kann das Schlimmste verhindern) und jetzt besprechen die potentiellen Ex-Generäle Strategie, Taktik, Waffensysteme und Befehlsstrukturen eines Krieges, der nie stattgefunden hat.
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Irgendwann Nachts, Sören und Ulla besprechen gerade ihre Scheidungsmodalitäten, gehen die alten Kameraden vollgelaufen und abgekämpft ihres Wegs und fanden die Hochzeitsfeier einfach nur gut..



Hatte ich eigentlich schon die Geschichte erzählt, wie ich 1987 in Wildeshausen beim Manöver von meinem Beobachtungsbaum gefallen bin.....?
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Punktestand der Geschichte:   337
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Kommentare zur Story:

  geilstens :D  
Pet  -  27.10.04 19:58

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  :D Hehehehe. Ich war Fallschirmjäger in Nagold :D  
Andreas Schulz  -  19.12.03 05:50

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  Wuhahahaaaaa!
*kringel*
*lol*
*rofl*
Das war ja dermaßen echt, Mann!
ALLE, die beim Bund waren, haben in der ersten Schießstunde zu fünft einen Fasan erschossen, der auf der Schiessbahn rumlief, ALLE haben es dem gemeinen StUffz gezeigt, ALLE haben...blablabla...
Ich könnte den Kerlen Gift geben, wenn sie damit anfangen!
Übrigens: ich war Zeitsoldat, habe mit der Panzerfaust den Übungspanzer aus Holzlatten und Papier zerlegt und beim ersten MG-Schiessen das Dreckding nicht fest genug in die Schulter gedrückt und bekam prompt eine dicke Backe und...das Schlimmste: Während einer Nachtübung wurde ich von einem liebestollen schwulen Igel umkreist (gnorrr! Borr! Gnorr!) und holte mir von dem Mistvieh FLÖHE!
Aber sonst...
*noch mehr lol*  
Stefan Steinmetz  -  18.12.03 23:20

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