Romane/Serien · Fantastisches

Von:    Damian      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 22. Mai 2003
Bei Webstories eingestellt: 22. Mai 2003
Anzahl gesehen: 2249
Seiten: 24

Für Seth gab es keinen Himmel mehr. Doch gab es ihn jemals? Fragen sich die Menschen denn nicht, was sein Erscheinen auf sich hatte? Im Pegasus-System tauchte er zum ersten Mal in der Menschenwelt auf. Er suchte nach Lana, die irgendwo in den Weiten des Universums ihre Seele habe tragen müssen. Nicht das er dies schlimm fand. Nie würde er solch eine Person wieder finden können. So war es hier aber kalt und leer. Genau wie der Himmel bei Anaton - an seinen letzten Tagen. Nun wusste er, dass auch Luzifer sich wider einmischen würde. Krieg, vom Himmel verursacht, begann erneut. Die Ordnung zerbrach. So flog er alleine im Raum herum, von Kometen umgeben, von Nebeln umhüllt, durch die er flog. Millionen und Abermillionen von Lichtjahren lagen zwischen ihm und Lanas Seele. So glaubte er dennoch, dass er sie finden würde.



Der Himmel existiert nicht einfach aus einer Wolke, wie es sich viele vorstellen. Das Land, aus dem Seth stammt, war aus Erde errichtet. Und nicht nur das: sie war für alle unendlich groß - so wie die Macht des Schöpfers, und genauso seine Liebe. Und umhüllt war sie von dichten Gasen, die wie Wolken aussahen - doch fester in ihrer Materie. Mann konnte sogar auf manchen Flecken darauf laufen. Diese Wolken nannte man Nassa - weißer Teppich des Himmels. Sein Ursprung stammt aus dem ?Krater des Feuers? - weiße Flammen unglaublicher, unbezwingbarer Hitze, die sich manchmal lösen und Nassa entstehen lassen.

Es gab hier einen Ort namens Eden. Es war eine große Stadt, Elfen ähnlicher Baukunst. Verformte Häuser und krumme, unebene Strassen, sowie viele Bäume und Pflanzen bedeckten das Bild einer Idylle. Denn trotz der Schönheit eines gigantischen Glanzstückes sah man dennoch keine Freude bei den Bewohnern. Wenn man ewig an einem Ort gefangen bleibt, dann verhindert dies die Entfaltung der Persönlichkeit.

Umgeben war Eden von Fanfan - dem Wald des Himmels. Ein nicht allzu dichter Wald mit vielen - so gesehen allen - Baumarten. Doch die am häufigste auftretende Baumart bei Eden war die Eiche; groß und stark. Und ist man kein Engel, so kann es vorkommen, dass mal ein Geist, oder ein Lebewesen sich in Fanfan verirrte und nie wieder von einer anderen Lebensform gesehen wurde. Die Person bleibt verschwunden.

Hier in Eden gibt es eine Schule. Im Himmel gibt es viele kleine Orte, die Engel ausbilden.
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Diese Schulen sind etwas ganz besonderes. Sie entscheiden über Position und Rang nach abgeschlossenem Abschluss. Durchfallen gibt es nicht, sondern nur den untersten Rang - die Demütigung. Die hochrangigen Engel sind sehr wichtige Personen, den man viel Respekt erwies, und dies immer tun sollte. Ihre Kraft wird von den 12 Erzengeln, denen Unsterblichkeit verleit wurde, verliehen. Es werden, wie bei Menschen, verschieden hohe Ränge, bis zu den Oberengeln, ausgewählt.

Der Rang Oberengel - viel Macht und Weisheit stecken in solch einer Person. Sie stehen neben den Erzengeln direkt zum Schöpfer gerichtet. Nur diese Parteien können mit ihm kommunizieren.

Sah man sich die Bewohner des Himmels, die Engel, genauer an, so glaubte man eine menschliche Rasse zu erkennen - mit festem Körper, und fließendem Blut. Und hat ein Engel einen bestimmten Rang erreicht, dann kann er die in sich verborgene Kraft erwecken. Dass passiert normalerweise nach der Prüfung. Dies zeichnet eben die Engel aus, die Flügel haben. Diese Engel sind sehr stark, und haben ein hartes Training hinter sich. Nur durch dieses spezielle Training erwacht das wahre Ich eines Engels. Und schon die erste Ausspannung der Flügel zeigt sich ein Gesicht, das der Engel nicht leugnen kann.

Ist er wild, so ist er eben dies, oder ist er lieb, gut, böse - das macht keinen Unterschied. Aber es sagt aus, als was er eingesetzt wird, wenn jemand für eine Aufgabe benötigt wird.

Jeder Engel ist individuell in seiner Persönlichkeit. Engel werden nicht geboren, sondern werden, wenn sie noch klein sind, von heiligen Bäumen aus einer Luftblase gepflückt. Aber um sie zu pflücken muss man schon etwas Reines an die kleinen abgeben. Etwas Reines, wie die Sprache des Herzens - die vollkommene Offenheit zu den kleinen war sehr wichtig. Dies hielt die Herzen der kleinen rein. Und Musik wurde immer bevorzugt. Mit ihr konnte man Gefühle richtig ausdrücken. Kann ein junger Engel die Musik empfangen, dann lässt ihn der Baum frei.



Es gibt nicht nur kleine, sondern auch große Probleme, die in ihrer Welt geregelt werden müssen: Gemeinheiten, Kriminalität, sogar Mord. Auch Engel machen Fehler, doch was ist, wenn Mord hier auch als Problemlösung gilt?

So trat durch diesen Fall ein Engel auf den Plan, den sich keiner der Erz- und Oberengel vorgestellt hätte.
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Seth in jungen Jahren: kaum verändert, als man ihn das letzte Mal sah. Ein Lächeln hatte er auch nicht. Depressiv wirkend stieg er eine lange Treppe auf. Nichts ahnend, was ihn oben erwarten würde. Aber er hatte sich vorbereitet. Was hatte er nicht dafür getan, dort zu stehen, wenn er nicht angenommen wäre. Er stieg weiter auf. Mehrere Personen begegnetem ihn, doch er, nicht einmal höflich, ging an ihnen vorbei. Er sah die letzten Stufen vor sich und dann eine riesige Universität. Ein so gewaltiges Gebäude konnte kein anderes Wesen erschaffen haben als ein Engel. Nach dem Palast der Engel das größte Gebäude des Himmels. Groß war es, doch was verehrten Seths Augen noch mehr? Ein Mann saß auf einem flachen Stein, direkt neben einer einfachen, hohen Säule, die römischen Stil aufwies. Doch was war schon diese Säule im Gegensatz zu dieser wundervollen Schöpfung. Seine Aura durchdrang jede Zelle von Seths Körper. Gleich würde es ihm an Luft fehlen, denn seine Kehle war wie zugeschnürt - seine Lunge erstarrt. Wer war er? Oder besser gesagt, was war er?

Der Mann hob daraufhin seinen Kopf, als sich Seth diese Fragen stellte.

?DU! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin derjenige, der dir den Weg weisen wird. Komm näher?, sagte der Mann. Seine Stimme konnte kaum bitterer empfunden werden. Seths Magen verschnürte es. Der Mann streckte höflich seine Hand nach ihm aus und Seth begann sich auf ihn zu bewegen. Das war für ihn die erste Begegnung eines vom Rang sehr hohen Engels. Doch wie spricht man mit solch einer Person? Was soll man tun? ?Was soll man mir schon sagen, wenn ich doch alles weiß?? sagte ihm der Mann direkt in die Augen. ?Hier werde ich dir zeigen, was wichtig, richtig und falsch ist. Alles, was du bisher gelernt hast dient nur als Basis. Der Grundstoff hier wird dich zerquetschen, da du nicht einmal weißt, wie man jemanden anspricht.?

Seths Mund öffnete sich doch ein Laut kam nicht heraus. Da begann er wieder weiter zu sprechen.

?Das glaube ich nicht?, sagte Seth schließlich.

?Ach, glaubst du nicht, dass dies hier ein Test ist? Oder denkst du, dass du alleine weißt, was wichtig ist? Ist es deine alte Mundharmonika, die wichtig ist?? Der Mann grinste böse.
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Und Seth antwortete ihm nur mit einem leichten Lächeln: ?Ja, das ist sie. Sie ist mir sehr wichtig.? Das Lächeln verschwand sofort und er ging am Mann vorbei, in Richtung Universität, um sich vorzustellen.

Eine Menge an Neulingen war dieses Jahr anwesend, doch das waren alles Unterklassen. Die wirklich wichtigen waren im Raum verteilt, und taten dass, was sie wollten. Wie jeder andere. Der Direktor war noch nicht erschienen und da sah sich Seth doch lieber um. Eine Glaskuppel bedeckte diesen Raum, der etwas weiter weg von der Universität stand. Wohl die Empfangshalle - aber ehrlich gesagt war sie doch etwas zu groß für sie. Türe gab es nicht. So konnte man frei rein und raus treten. Dann begann es unruhig zu werden.

Seth hörte manche sagen, dass jemand die Aufnahmeprüfung, welche stattfand, nicht bestanden habe. Der Prüfer war Luzifer höchstpersönlich; ein Engel, der nicht weniger Achtung erhielt als der Herr, der Schöpfer selbst. Dann wurde es sofort still. Der Direktor stand nun an einem Pult, am Ende des Raums. Sein Name war Drill, und er freute sich, dass so viele Besucher gekommen waren. Besser gesagt: die es geschafft haben. So verging die Einweihung der Studenten. Seth ging zu seinem eingeteilten Klassenzimmer in der Universität hin. Erleichtert fühlte er sich auf dem Weg dorthin. Froh war er aber dennoch nicht. Er öffnete die Tür, und sah eine Reihe an Tischen und zu jedem Tisch einen Stuhl, mitten im Raum. Ein Lehrerpult stand direkt davor. Mehr gab es nicht. Fünf können nur bestehen, dachte Seth. Mehr Tische konnte er für die Studenten nicht aufzählen. Er trat ein, und setzte sich. Da kamen die restlichen Schüler dieses Raumes. Seth sah schon sofort, was für ein Typ sie waren. Seine Beobachtungsgabe war so scharf und präzise, wie ein scharfes Skalpell, das gerade dünne Haut schnitt.

Er konnte sich nichts denken. Er konnte nicht einfach ein Urteil über die Leute fällen, die er nicht kannte. Natürlich kann man einfach ein Vorurteil abgeben, doch er wollte es nicht. Alle setzten sich brav hin und warteten, bis sich der Lehrer zeigte und sofort mit seinem Stoff begann:

?Guten Morgen.
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Bevor ich ihnen alles erkläre, und ihnen alles vertraut machen werde, so möchte ich von ihnen etwas hören. Dazu gehört natürlich die eigene Präsentation. Doch kommen wir erst zu mir. Mein Name ist Sior. Ich freue mich mit euch den Unterricht führen zu dürfen. Nun fangen wir gleich mal mit demjenigen an, der heute Morgen durchgefallen ist, Steh. Auf! Präsentiere dich vor uns.?

Sior sah in Seths Richtung. Als dieser nichts tat, da befahl Sior ihm, nach vorne zu kommen. Dies tat er.

?Nun erzähl uns etwas über dich?, sagte Sior. Kein Laut ertönte. ?Hmm. Nun gut, dann beantworte mir meine Fragen. Wie heißt du??

Seth zögerte. ?Seth?, sagte er dann.

?Ist das alles?? fragte Sior genervt. Auch jetzt gab Seth keinen Laut von sich. ?Nun gut. Kein Wunder dass du durchgefallen bist. Weißt du überhaupt bei welchem Prüfer du dies getan hast?? Seth rührte sich nicht. ?Es war Luzifer. Denke gut darüber nach, Seth.? Seinen Name zischte der Lehrer heraus. Als ob sich dieser beleidigt fühlte oder ihn verspottete.

Aber was hatte Seth getan? Er hatte Luzifer seine Ablehnung gezeigt - er widersprach ihm. Auch die anderen stellten sich vor. Ihre Namen waren Selvir, ein Mädchen, Aiduar, ein großer Junge, Lanakus, ein gleichgroßer Junge wie Seth, sowie Uniok, ein Junge mit starker Ausstrahlung und etwas kleiner als Seth.

Dann war erst mal Pause angesagt. Aber Seths Gewohnheit musste hierbei schon passen; er aß nur mit den vieren in einem speziellen Raum, weitab von dem Esszimmer der anderen Studenten. ?Ihr seid nicht hier um euch mit den anderen zu messen. Ihr habt es bis ganz nach oben geschafft. Dort werdet ihr jetzt bleiben?, sagte Sior zu ihnen, als sie aus dem Raum gingen. Sofort sprach Lanakus Seth an:

?He, Seth! Das ist ja nicht normal. Du hast Luzifer den Rücken gekehrt. Was glaubst du denn, was das bedeutet?? Seth antwortete nicht, und wartete auf sein Essen, das ihnen herein getragen werden sollte.

?Lass ihn in Ruhe. Er ist jetzt noch so cool. Aber daran wird er zerbrechen?, sagte Selvir und fuhr sich durch ihr Haar.

Lanakus wandte sich zu ihr. ?Schwester, wenn du jemanden anmachst, dann mach das richtig. Er schaut nicht einmal hin. Also lass das gleich!?

Das Essen wurde gebracht und sie aßen.
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Seth merkte vielleicht nicht, dass die anderen ihn beobachteten, doch das war ihm auch egal. Padon war das, was die Engel in Eden aßen - ein einfaches Brot, rein in seiner Art. Es war nicht mehr als gewöhnliches Brot.

?Junge, tu nicht so cool. Das wirst du dir bald ablegen müssen. Wir werden Oberengel. Wir können nicht einfach cool wirken!? sagte Lanakus.

?Pass auf, Seth. Er ist Meister in Ärger machen?, sagte Selvir. Vorhin noch abweisend auf ihn zu sprechen, hat sie jetzt doch eine nette Geste hingelegt. Aber das hatte auch seinen Grund ...

Sie saß direkt neben ihm und sah, dass er etwas in seiner Hosentasche hatte. Seth zog seine rechte Hand in die Tasche und holte seine Mundharmonika heraus. Er fing an zu spielen.

?Du also auch?, sagte Selvir nicht besonders verwundert. Seth spielte weiter.

?Du hängst immer noch an diesen alten Kinderliedern, die du da spielst?? fragte Aiduar, wandte sich jedoch sofort von ihm ab. Luzifer betrat den Raum. Mächtiges, langes und wunderschönes, blondes Haar über den sanften Kleidern - so war er. Er setzte sich zu ihnen und begrüßte sie. Ganz aufgebracht plapperten die vier Klassenkameraden ihm zu, wie toll es ist, dass er hier mit ihnen speist. Und als Luzifer seine ersten Worte aussprach, da hörte Seth auf zu spielen. Alle schauten ihn an.

?Es ist nicht gestattet, dass man seine eigenen Erinnerungen hierher mitbringt. Vor allem keine Dinge?, sagte Luzifer sanft. Seth schloss seine Augen und ging vom Platz, ohne zurück zu blicken; auch nicht, als Selvir und Lanakus nach ihm riefen. Seth ging seines Weges. Kaum einige Stunden dort verbracht, schon ging es raus aus dem Haus. Vor der Empfangshalle blieb Seth stehen, sah hoch. Dann setzte er sich auf den Boden, und spielte erneut. Auf einmal kam Uniok auf ihn zu. Seth spielte weiter.

?Hier?, sagte Uniok, und stellte ihm einen Teller mit Essen auf den Boden. ?Aber lass dir eines gesagt sein: zieh uns dadurch nicht in Probleme rein, weil du den Lehrern negativ auffällst. Luzifer ist bei dir jetzt noch zurückhaltend, aber das wird sich ändern.?

Uniok drehte sich um und ging. Seth hörte auf zu spielen, und sagte, immer noch nach oben schauend: ?Der Himmel ist immer noch so blass wie früher.
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Ob er sich in einem Jahr ändern wird??

?Darum bin ich hier, um es herauszufinden?, sagte Uniok, und verschwand. Seth saß so den ganzen Tag dort, bis es langsam dämmerte. Und erst jetzt fragte er sich, wo eigentlich sein Zimmer lag, und ob sich der Lehrer aufregte, weil er nicht kam. Er stand auf, fuhr sich fragend übers Kinn, und ging in die Uni zurück. Viele Farben kennzeichneten die Umgebung, so, als ob dieser Ort lebendig wäre. Doch so sah es auch nur aus. Seth interessierte die Umgebung nicht. Er sah zwei Studenten vorbei laufen, die aber erschrocken vor ihm stehen blieben. Sie sagten etwas - nur geflüstert. Seth senkte seinen Kopf, und ging weiter. Er verstand. Die Studenten wichen ihm, als ob er ein König wäre, mit gesenktem Kopf. Vorbei an großen Gemälden, wo Engel über den Bäumen fliegen. Schön anzuschauen, doch uninteressant. Seth sah eine Bande von Jungs vor einem Mädchen stehen. Sie wurde geschlagen, und zu Boden geworfen.

Seth schaute weg, und ging einen anderen Gang im Schulhaus. Bis er auf einmal eine bekannte Stimme hörte. Er ging langsam zurück, und sah, wie Selvir von der Bande getreten wurde. Sie schrie um Hilfe. Aber es kam keine. Sie bat darum, dass sie aufhörten, doch niemand hörte ihr zu. Seth dachte kurz nach, und kam zu dem Ergebnis, dass dies keine Neulinge waren. Diese Jungs hatten schon eine längere Zeit auf der Uni verbracht. Sonst würde keiner einen hoch eingestuften Engel angreifen. Seth wurde entdeck, und sofort griffen ihn drei an. Seth wich leicht aus, griff einem nach dem Arm, brach diesen, und warf den Jungen einfach ans andere Ende des Gangs weg. Die anderen flohen sofort vor Furcht. Selvir blieb am Boden liegen, keuchte und schnappte nach Luft.

Als sie Seths Gesicht sah, da brach sie fast in Tränen aus. Aber ein zukünftiger Oberengel darf nicht weinen. Sie verkniff es sich.

Seth viel dazu nicht viel ein, außer seinem Gedanken nachzugehen: ?Kannst du mir vielleicht sagen wo mein Zimmer ist??



Es verstrich etwas Zeit. Selvir heftete sich schon deutlich an Seth, und hörte ihm auch gerne beim Mundharmonikaspielen zu. Seth bekam viele Mahnungen, sowie Strafen durch das Brechen der Regel in seiner Klasse. Die Anderen litten nicht darunter, doch fanden es amüsant. Nur nicht Uniok, sowie Sior.
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Der Letzte hatte aber eine gute Idee, wie er dies einmal in seinem Unterricht unterbringen sollte. Die Aufgabe für alle war die Vergangenheit. Eine merkwürdige Aufgabe. Erst sollte man ganz deutlich von sich erzählen, und dann auf bestimmte Fragen antworten.

Einfach? Nein, das war es nicht. Aiduar und Lanakus hatten keine Probleme. Aber der Rest, und vor allem Seth, fiel sofort ohne Begründung durch. Uniok brachte es nicht fertig, mit seiner Vergangenheit umzugehen als er anfing zu sprechen. Er weigerte sich, irgendwelche Fragen zu beantworten. Selvir blieb schon am Anfang in der Erzählung stecken, und reagierte auf nichts mehr.

Seth erzählte von seiner Mundharmonika, wie sehr sie ihm wichtig ist, sowie auch warum er sie immer bei sich tragt: ?Ich fühle mich einfach besser wenn ich weiß, dass auch mal das Gute im Himmel anwesend ist.?

Er sprach nur über die Mundharmonika, aber nicht wie er sie erhielt, oder warum er sie für sich so wichtig hält. Ein Geheimnis hinter fest verschlossenen, verbarrikadierten Türen seiner Vergangenheit. Uniok schrie ihn darauf an, die Aufgabe nicht gelöst und somit alles ins Lächerliche gezogen zu haben, wenn er etwas zum Unterricht brachte.

Sior jedoch holte ein Blatt hervor, und alle hörten dem Sprecher genau zu:

?Eine Aufgabe kann bestanden sein, doch fällt der Prüfling durch. Er kann auch passieren, aber die Lösung ist nicht gleich die Lösung. Es ist der Weg, der den Umgang mit der Aufgabe mit sich bringt. Man muss nicht unbedingt eine von zwei Antworten ankreuzen, um die Aufgabe zu lösen. Sie kann genauso unlösbar sein, auch wenn das falsch wäre. Ein einfaches Beispiel:

Aufgabe: Rette zwei weit voneinander fallende Kinder. Das eine ist dir bekannt (Beziehung), das andere ist dir fremd.

Bedingung: Du kannst nur ein Kind retten.

Frage: Welches Kind rettest du?

Was würdet ihr sagen?? Seth lächelte Sior an, als keiner für längere Zeit keine Antwort gab. ?Kennst du die Lösung, Seth??

?Ich kenne alle vier?, sagte Seth, und der Lehrer vergab danach die Punkte für die Aufgabe: Aiduar 58 Punkte, Selvir 12, Uniok 85, Lanakus 71, und Seth 100.

Zum Schluss sagte Sior noch: ?Ihr müsst einfach die Kehrseite der Kehrseite kennen.
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Nach dem Unterricht schloss sich Selvir in ihrem Zimmer ein. Die Anwärter auf den Oberengelrang hatten die besten Zimmer in der ganzen Uni, und hatten den Besten Ausblich auf Eden. Selbst einen Balkon gab es für ein Zimmer. Dieses bekam Selvir.

Die Anderen machten sich Sorgen um ihren Zustand. Ein psychischer Zusammenbruch ist nichts leichtes, das man einfach so hinnimmt. Sie standen alle vor ihrer Tür, und versuchten so auf sie einzureden. Alle ihre Klassenkameraden taten das. Alle außer Seth.

Selvir lehnte sich auf dem Balkon gegen die Balkontür, welche geschlossen war. Der Lärm drang nicht mal in vorm von Vibration zu ihr hinüber. Sie schaute auf die Dunkle Stadt, die nur wenige Lichter aus den Fenstern der Häuser bot. Ihr Kopf kippte leicht zur Seite, und Gedanken sammelten sich. Und gerade als sie über das Fliegen nachdachte, da hörte sie eine Melodie von unterhalb des Balkons spielen. Sie erinnerte sich an die Melodie. Es handelte sich um die Geschichte des Regenbogens. In diesem Lied wird erzählt wie viele Regenbögen die nur eine bestimmte Farbe trugen. Diese Regenbögen wollten wissen, wie es wäre, wenn sie vom Boden abheben könnten. Der Schöpfer wollte ihnen diese Neugier nicht zurückhalten. So fragte er jede Regenbogenfarbe, ob sie fliegen möchte. Nur ein Regenbogen weigerte sich mit der Begründung, ihm wäre das egal, vom Boden aufzusteigen und zu fliegen. Alle anderen drängten ihn mitzukommen, doch er blieb. Als er sah, wie die anderen Regenbögen aufstiegen, ihre Farbe verblasste, und sie sich zu Wolken formten, da fühlte sich der einzig Übriggebliebene seltsam und allein. Doch der Schöpfer sprach zu ihm: ?Alle Farben soll ein Regenbogen preisen. Alle Farben, die einen jeden fröhlich macht, dass sich auch der Regenbogen wohl fühlt.? So bekam der Regenbogen alle Farben der Welt, und war für immer und ewig glücklich.

Eine seltsame Geschichte. Aber es stimmt: man sollte nicht den Boden unter den Füßen verlieren. Selbst wenn Selvir fähig wäre ihre Flügel aufzuspannen, und wegfliegen würde, so wäre dies doch falsch. Und es wäre gleich, ob sie nun hier alles verlieren würde, oder einfach nur alles aufgab. Jetzt wollte sie bleiben - es zu Ende führen.
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?Du warst und bist immer noch nicht bereit solche Sachen zu lösen, oder mit ihnen umzugehen. Ich werde dir nicht helfen, das zu bewältigen. Gute Nacht?, sagte Seth, und ging.

Selvir fiel eine Träne vom Kinn, und weitere folgte. ?Ja, ja!? sprach sie in Gedanken, und seufzte an jeden Gedanken, der etwas mit Seth zu tun hatte. Es waren viele Tränen und viele Gedanken, die wie Pärchen zusammenpassten.



Das Training für den Körper hatte vor einem Monat angefangen. Dies ist das ausschlaggebende Gebiet, wo man seine innere Kraft versucht zu finden und sie zu entfalten; wie eine Blume. Aber warum verhielten sich die anderen Engel, die Mitschüler der Schule, so feindlich gegenüber der Klasse von Seth? Ihre Blicke waren sehr aggressiv. Seit fast einem halben Jahr war nun Seth auf der Uni, und außer dem Training gab es nicht mehr interessantes. Das stellte er fest, als Sior ihnen ein paar Lehrschüler, die er trainiert hatte, vorstellte. Diese zeigten dann den ?Neuen? Kunststücke eines Kampfes. Drei Personen kämpften. Keiner siegte, und niemand wurde verletzt. Das Training rückte von Tag zu Tag in den Vordergrund des Stundenplans. Die Schüler jedoch zerbrachen langsam an der Tatsache, dass sie Sior zu hart ran nahm.

Wie gesagt, das Training hat sich schon über einen Monat in der Empfangs- sowie Sporthalle hinweg gezogen. Da stellten sich erneut die frühere Bande von Jungs in den Mittelpunkt. Angeberisch zeigten sie anderen Neulingen Kunststücke von ihrer Seite aus. Seth kam zu spät zum Unterricht, und wollte an der Bande vorbei. Die vollbrachten akrobatisches Geschick, und einer schlug Seth ins Gesicht. Auf einmal wurde alles still. Keiner rührte sich mehr. Aus Seths Nase lief Blut, aber Seth reagierte nicht besonders böse. Nein, er schubste den Schläger etwas zur Seite, wobei 20 bis 30 weitere Schüler in der Flugbahn des Fliegers standen, und einen mächtigen Schlag vom Aufprall bekamen. Seth ging einfach weiter.

?Deine Denkweise ist überhaupt nicht logisch. Du weißt, dass dies eine Strafe erfordert. Ich dulde keine Auseinandersetzungen wenn ich anwesend bin?, sagte Sior, und alle machten einen Kampfkreis frei. Seth stellte sich hin. Noch nie hat einer der Unischüler gegen Sior gekämpft.
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Die Verletzten am Rande wurden versorgt, doch auch sie wollten das Specktakel sehen. Seth wischte sich nur das Blut von sich ab, und betrachtete es. Alle Zuschauer verspürten dann ein merkwürdiges Gefühl. So als ob sie etwas magisch anziehen würde. Nur wenige wussten, dass es Siors gebündelte Kraft war. Und worüber hier keiner etwas wusste war Seths Erregung.

?Du wirst danach wie ein Misthaufen aussehen!? brüllte Sior ihn an, und bekam als Antwort Seths weiße Flügel zu sehen. Breit aufgetan hatte er sie. Gigantisch, sowie schön und kräftig waren sie. Dann sah Sior Seths wahnsinnige Mimik direkt vor seinem Gesicht, und spürte dessen Fingerspitzen in seiner Brust eingeschlagen. Seth ballte seine Hände zu Fäusten, und Sior hatte nun weitere Löcher zum Atmen bekommen. Der Verletzte kippte um, und Seth rannte geschwind weg.

Luzifer traf ihn mehrere Stunden später auf einer Wiese vor der Stadt seine Mundharmonika spielen.

?Keine Sorge. Sior ist nichts passiert. Aber das wird ihn als euren Lehrer absetzen. Ihr bekommt jetzt einen neuen. Ich habe mich zur Verfügung gestellt. Aber du wirst nicht so schnell zum Unterricht kommen. Deine nächste unbekannte Zeit wirst du in einem Glaskäfig vor der Uni sitzen. Dort werde ich dich dann abholen, wenn ich es für richtig halte. Also geh jetzt hin, und schließe die Gitter. Viel Spaß beim Spielen?, sagte Seths neuer Lehrer, und Seth machte sich zu seinem neuen Käfig auf.

Das Leben ist schon ein Käfig, der genügt. Seth befolgte den Befehl Luzifers. Den Käfig fand er dort, wo er seinen neuen Lehrer zum ersten Mal traf: vor der Uni, nahe der Treppe. Ein kleiner Vogelkäfig, in dem man nur sitzen, oder stehen konnte. Die Spalten der Gitter konnten gerade noch Seths Gesicht leicht nach Außen drücken lassen. Mehr konnte man dort nicht anstellen. Aber nicht nur die Größe war hier ausschlaggebend, auch die Tatsache, dass dies ein Käfig aus Glas war, war klug umgesetzt. Jetzt konnte ihn jeder mit mehr oder weniger bösem Blick anschauen.

Und die Zuschauer blieben nicht aus. Manche warfen sogar schon am ersten Tag nach ihm mit Steinen - ohne Erfolg. Nahe kam ihm jedoch keiner, und alle machten einen weiten Bogen um ihn. So weit wie seine Flügel reichten. Der nächste Tag brach ein.
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Seth roch etwas merkwürdig, und seine rechte Hand schmerzte. Eine dicke Schwellung zeigte sich unter den Fingern. Also waren die Feiglinge in der Nacht doch nicht so erfolglos. Seth schaute die Hand oft an, bewegte sie, obwohl es schmerzte. Als die Zuschauer ihn so sahen, da wandelte sich ihr Blick, und manche kamen sogar nah genug, um zu fragen was passiert sei. Seth ignorierte sie alle. Die Nacht brach herein.

Es kam lange kein Zuschauer zu Seth. Doch zumindest hat die Hand aufgehört zu schmerzen. Nur dieses Pochen steckte drin. Plötzlich hörte er aus der Uni ein Lied erklingen. Es kam ihm bekannt vor. Natürlich tat es das, weil er alle Lieder kannte. Seth hörte eine kleine Flöte, die lustig durchs Gebäude, und nach außen hallte. Dann erblickte er auch eine Person, die die Flöte spielte. Sie konnte gut mit der kleinen Flöte, Piccolo wurde sie genannt, umgehen. Aber Seth sah nicht wirklich gut, da sein Augenlicht alles blass erscheinen ließ. Er glaubte seine Erzieherin zu sehen. Sie spielte genauso schön mit der Piccolo Flöte wie diejenige, die jetzt vor Seth stand.

Sie lehnte sich etwas gegen den Käfig, und hörte auf zu spielen. Dann erblickte sie die Verletzung. Sofort nahm sie es in Betracht die Verwundung sich anzuschauen, und band liebevoll ein Tuch drüber. Langsam fing Seth an zu begreifen. Er wollte zurück nach Hause. In sein kleines Dorf, wo alles doch so friedlich und ruhig war. Wo er nicht zum universellen Soldaten geboren wurde, sondern zu einem Beobachter und Musiker hätte werden können. Brachte ihm jetzt dieser Wunsch, und die Einsicht, dass er nicht zurückgehen konnte etwas?

Er stand auf, griff nach dem lieblichen Gesicht, drückte es gegen den Käfig, und rieb seine Backen an den anderen.

Als sich plötzlich die Augen besserten, da bekam er einen langen Kuss. Dieses Gefühl ließ ihn auf einmal nicht mehr los, doch dann hörte er noch jemanden kommen. Es waren die Jungs seiner Klasse. Uniok nahm das Wort:

?Du hast uns glauben lassen, dass du einfach aus der Reihe tanzen wolltest. Stimmt?s? Wer hätte gedacht, dass du es uns einfacher machen würdest, die Prüfungen zu bestehen.?

Selvir ließ von Seth ab, und sagte: ?Uniok kam darauf. Er hat sehr gute Ohren, und er hörte so einiges.
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Zum Beispiel, dass es üblich war, am Ende der Ausbildung den Lehrer zu wechseln. Dies war der Punkt, an dem viele gescheitert sind. Uniok stellte Nachforschungen an. Er fand heraus, dass deine Art weitaus mehr Chancen hätte die Prüfung zu bestehen, als die unsere. Danke wollten wir nur sagen, und wieder gehen. Und keine Sorge mehr. Ich komm dich mit den anderen besuchen. Auch wenn man es uns verboten hatte.?

Selvir ging mit den anderen fort. Seth lehnte sich gegen den Käfig an, und schloss die Augen. Dabei roch er einen milden Duft, und nahm seine verletzte Hand hoch. Auf dem Tuch war eine Salbe drauf, die seine Hand langsam heilte. Er sah hinunter, und konnte einen Teller mit Padon sehen. Sofort dachte er an Uniok, denn Seths Mundharmonika lag auch darauf. Die musste er mitgebracht haben.

Plötzlich krachte etwas. Eine Statue fiel zu Boden und zerbrach. Ein Mädchen lief weinend aus der Uni heraus, ohne auf Seth im Käfig zu achten, und stieß brutal gegen ihn. Seth kippte samt Käfig um, doch das Mädchen, mit kurzem, silbernem Haar, stand kräftig da, öffnete ihre Flügel, und flog davon. Einige Federn gingen verloren, und so viel eine Feder auf Seths Gesicht. Er konnte den Engel nicht erkennen, aber jederzeit würde er diese Flügel beschreiben können. Und dieses Bild setzte sich in seinem Kopf wie ein Brandmal ein.



Keine zwei Wochen später war Seth wieder auf freiem Fuß, und machte wie sonst weiter. Aber er musste jetzt oft zu einer Blutuntersuchung, wobei das Blut aus seinen Flügeln herausgenommen wurde. ?Reine Routine?, sagte der Arzt, doch so ganz glaubte ihm Seth natürlich nicht.

Der letzte Monat brach herein. Luzifer hatte seine Schüler im Griff halten können. Er hatte ihnen harte Aufgaben gegeben, und sie sogar des Öfteren nicht genehmigte Dinge außerhalb des Schulgebäudes verrichten lassen. Die fünf Schüler machten mit. Die Hunde knurrten. Aber bei Luzifer ging das nicht einfach so. Er erwies sich als strenger Lehrer mit viel Geduld. Es machte ihm nichts aus, dass eine Aufgabe nicht richtig beendet, oder eine schwere schnell und gut erfüllt wurden. Kein Lob, kein Tadel. Aiduar kam sich langsam verarscht vor, aber er wusste was das heißt.

?Er will uns reinlegen.
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Laufen wir schön an der Leine, und können es so weit nach oben schaffen. Aber ein Hund ist wild, und lässt sich nicht zähmen. Wir sind die zukünftigen Oberengel. Da haben wir es nicht nötig hinter jemandem her zu laufen?, sagte Seth einmal beim Essen. Das kam nicht so oft vor, und auf seine kleine Einlage hat er sogar noch mehr Panpan von allen bekommen. Das hat ihn sehr gewundert.

Aber genau einen Monat vorm Ende saßen alle im Klassenzimmer, und warteten auf des Lehrers Rede. Nichts. Luzifer saß einfach nur da, auf seinen Armen gestützt, und schaute seine Schüler an. Seine Augen fesselten alle sogar über die Mittagspause. Als sich die Mägen meldeten, da holte Seth seine Mundharmonika. Und spielte ruhig. Die Laute klangen sehr sinnlich, sodass Aiduar einschlief. Lanakus gähnte ununterbrochen. Selvir und Uniok taten nichts.

?Aufhören!? sagte Luzifer plötzlich.

Seth schaute ihn während dem Spielen an, und beendete das Stück. In Gedanken stand jetzt Luzifer für seine Schüler auf, doch dies tat er nicht. Er sprach einfach in seiner Position, in der er war. Doch für die wachen Schüler wurde er immer größer und größer:

?Ihr werdet mehrere Sprachen erlernen müssen. Eure Gemeinschaft wird nicht zerbrechen, aber dennoch werdet ihr auf die Hilfe von einander verzichten müssen. Ein Oberengel ist eine mächtige Persönlichkeit, die sich nichts von anderen sagen lässt. Ein Oberengel entscheidet für das Wohl aller, und somit nimmt er auch alleine die Verantwortung ohne jemanden mit sich in Schwierigkeiten zu ziehen. Ihr habt in meinen Augen also die Prüfung so gut wie bestanden. Doch das Wissen, das ihr hier gelernt habt ist nur wenig, was ihr noch so lernen werdet. Ich habe nicht geglaubt, dass ich mit euch so früh den Unterricht führen würde. Eigentlich hätte ich den letzten Monat bekommen. Und du Seth solltest jetzt gut zuhören. Es ist wichtig seine eigenen privaten Sachen, oder Geheimnisse lange für sich zu bewahren. Jeder könnte nämlich dies zu seinem Vorteil nutzen. Egal in welcher Position und Situation. Aber vor allem bei dir, Seth, wird es sich schnell herumgesprochen haben. Deine Flügel haben gigantische Größen erreicht. Der Arzt meinte, dass sie sehr kräftig wären.
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Andere werden dich also mit mehr Vorsicht kontaktieren. Oder sie werden versuchen dich fertig zu machen. Diese Welt ist nicht anders als jede andere. Sie ist tückisch. Also stelle ich euch jetzt eine Frage.?

Aiduar wachte auf.

?Bevor ihr euch prüft biete ich euch noch als Stütze an, dass ihr bei mir einen Test absolviert. Dieser Test macht euch besser als andere. Ihr werdet flexibler. Ihr werdet unter meinem Kommando stehen, doch tun könnt ihr sonst alles was ihr wollt. So will ich von euch wissen: wollt ihr mehr als nur Oberengel sein??

Luzifer stand auf, und ging. Der Unterricht war vorbei. Und sonst sah man ihn auch nicht mehr. Seth und die anderen mussten sich selber helfen, um weiter zu kommen. Was hatte das für einen Grund gehabt, plötzlich mit dem Unterricht aufzuhören? Uniok stellte sich Fragen, bei der keine Antwort herauskommen wollte. Lanakus tat nur Blödsinn, doch bei mürrischen Mitschülern in der Uni hatte er doch nicht so viel Spaß, als das er erwartet hatte. Aiduar schlief nur noch. Selvir spielte auf ihrer Piccolo-Flöte. Doch alle hatten sie gemeinsam. Sie alle gingen ihren Tätigkeiten außerhalb der Uni, dort wo Seth saß; an der besonderen Treppe.

Seth überlegte warum sie mit ihm zusammenhingen. Lag es an seiner Kraft? Wollten sie sich somit bedanken? Haben sie ihn als eine Art von Anführer angesehen? So wirklich wollte er das aber auch nicht wissen.

Eine Nacht brach herein. Aber nicht irgendeine. Es war nur noch eine Woche Zeit. Uniok kam auf Seth zu. Er sah auf ihn herunter. Seth spürte ein Gefühl, dass ihm etwas nicht verraten konnte. Wollte Uniok etwas fragen, oder ihn vielleicht jetzt herausfordern? Beides wäre möglich.

?Da Selvir jetzt in deinen Armen liegt werde ich es bestimmt nicht versuchen dich anzureifen. Ich werde auch keine dummen Fragen stellen. Ich will nur deine Meinung hören. Wirst du sie mir sagen?? sagte Uniok, schaute unbekümmert zu Aiduar, der keine vier Meter weiter weg auf einem Stein schlief. Seth nickte, denn er wusste, das Uniok kein Idiot war - erst recht kein Anfänger. ?Die Sterne hier sehen jetzt anders aus. Als der Käfig umgekippt war dachte ich es wäre eine Bande gewesen, die das getan hatte. Ich habe mich geirrt. Du warst nämlich danach wie gewandelt - hast sogar Selvir an dich ran gelassen.
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Außerdem habe ich eine interessante Person getroffen. Wohl den Tod höchstpersönlich - glaubte ich. Aber nein! Es war ein Racheengel. Er war hier, und das hat mich sehr stutzig gemacht. Was soll das alles hier? Wird etwas geplant? Sind wir, nach den Gerüchten, vielleicht die letzten Oberengel, die ausgebildet werden? Noch nie haben alle Schüler es bis zu den Prüfungen geschafft. Dank dir ist das jetzt anders. Aber dennoch ... das ergibt keinen Sinn. Alle Regeln werden gebrochen. Ich, der dies nie habe für wahr haben wollte, habe nach diesen Regeln gelebt. Du hast sie gebrochen. Dies hat was verändert.? Unioks Rede war vorbei. Lanakus kam an, und sein Gesicht zersprang schon vom Grinsen und Neugier. Seth sollte seine Meinung sagen. Und er wollte sie nicht lange warten lassen. Seth schaute auf, und drückte Selvir fest an sich.

Seth sprach: ?Millionen und Abermillionen von Sternen. Vor etwa einem Jahr - kannst du dich noch daran erinnern, Uniok? Ich spielte draußen, als du mir Padon gebracht hast. Der Himmel war so blass. Aber wenn ich heute hoch schaue, dann war das nur eine Illusion. Ich will wissen, was es mit den anderen Engeln auf sich hat. Etwas hat sich verändert. Die Engel wandeln sich. Jetzt werden wir alle fünf sehen, was passieren wird. Wir, die unerfahren in etwas hineinkommen, werden all unsere Jahre in der Schule über den Haufen werfen müssen. Das ist bei allen so. Ein klarer Kopf ist also jetzt das wichtigste. Ihr habt alle euren Deal mit Luzifer gemacht. Ich werde euch nicht beeinflussen. Es ist eure Entscheidung, was ihr tut. Aber für mich hat sich nicht nur vieles verändert - es hat auch alte Wunden aufgerissen. Dass werde ich ihm nie verzeihen.?

Lanakus setzte sich, und lachte. Selvir wachte auf, und rief panisch herum, dass nichts mit ihr und Seth wäre. Lanakus lachte noch lauter, stand wieder auf. Er versetzte Uniok einen leichten Klaps auf die Schulter, und beide gingen zu ihren Zimmern. Selvir kniete, als sie Seth wieder anschaute. Sie sahen sich sehr lange an. Doch sie sah nichts, im Gegensatz zu Seth, der ihre Seele entblößte. Sie gab ihm schnell einen Kuss, und lief fort. Seth stand auf, und schaute erneut zu den Sternen. Dann sagte er: ?Du hörst selbst im Schlaf. Aber du wirst ein trauriges Schicksal damit haben.?

?Ich sehe die Zukunft und die Vergangenheit.
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Ich sehe alles, was hier und was dort erschaffen wurde. Gleich eine Antwort zu bekommen bist du doch nicht gewohnt zu hören. Ich werde dir nicht sagen, was dich erwartet. Aber dich wird vielleicht dasselbe Schicksal wie jeden anderen treffen. Die vollkommene Vernichtung der Schöpfung. Aber auch das ist nicht das Ende. Vielleicht wirst du fallen. Vielleicht auch nicht. Aber eines weiß ich sicherlich nicht. Ob du denjenigen triffst, der des Schöpfers ähnliche Kraft besitzt. Er kann nicht erschaffen, aber alles zerstören. Ins Nichts führen. Doch auch dies ist eine andere Geschichte. Wenn du noch einige Jahrhunderte überlebst, dann wirst du alle Antworten finden. Ich werde nicht trauriger sein als du. Nicht ich?, sagte Aiduar.

?Aiduar, der Traumseher. Auch du kannst nicht alles wissen. Und das werde ich dir in einer Woche beweisen. Du hast dich total geirrt. Denn ich werde nicht so leicht sterben!? Seth ging Selvir nach, und verbrachte die Nacht bei ihr.



Es war der Tag der Entscheidung - der Tag der Prüfung. Alle gingen zum Ort des großen Festes. Es war doch mehr die Hölle als etwas Erfreuliches. Der Prüfungsort war auf einem Vulkan, der Weg dorthin führte aber durch den Vulkan durch. Es sollte eine starke körperliche Anstrengung werden. Doch es war in dem Gang, welchen sie durchliefen, nur dunkel. Tiefe Schwärze, sodass man von sich sagen konnte: hier wäre mein Schatten mein bester Freund gewesen, wäre er nicht vom Dunkel aufgesogen. Licht haben sich vier gemacht. Seth aber blieb im Dunklen.

Auf einmal erschien links, ins Innere des Vulkans, ein weiterer Gang. War das so vorhergesehen? Aiduar sagte, dass dieser Gang zu Luzifer führte, sodass alle anderen anfingen sich zu freuen. Uniok machte ein paar Schritte zu Seth, der ihm aber plötzlich den Weg versperrte.

?Seth, lass uns vorbei! Wir haben uns entschieden. Das hast du selbst gesagt. Verzögere nicht unsere Zeit?, sagte Uniok. Seth drehte sich um, mit dem Rücken zu allen. Er spielte kurz auf seiner Mundharmonika, dann sprach er:

?Ihr seid die Ersten, die jemals davon gehört haben. Meine wahren Beweggründe, warum ich ein Oberengel werden will. Aber dazu müsst ihr erst die Geschichte hören. Ich habe hier viel gelernt, und endlich eine Menge verstanden.
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Jetzt weiß ich auch warum ich so bin wie ich bin. Es ist doch recht einfach. Ich hätte selber darauf kommen können. Als ich geboren wurde, da gab es einen Anschlag auf meine Heimat. Ich konnte noch nicht begreifen, was in so etwa passiert ist. Aber das erste was ich gesehen habe war, dass meine Pfleger, meine Familie, hingerichtet wurde. Bisher ohne jeglichen Grund. Das Erste was ich sah war Blut. Eine meiner Geschwister hat mich gerettet, und mich in einem Dorf untergebracht. Das war eine schöne Zeit. Dort habe ich auch das Geschenk eines heiligen Baumes empfangen: die Mundharmonika. Keine zwei Jahre später wurde auch dieses Dorf zerstört. Dabei habe ich aus Wut zwei Engeln den Kopf abgerissen. Sie hatten meiner Schwester wehgetan. Doch ich konnte ihr nicht mehr helfen. Also irrte ich herum, und fand mich nach mehreren Tagen an einer Schule wo ich las: Bewerbt euch zum Oberengel. Durch Zufall hab ich mich also in diese Schule eingeschmuggelt, und daran gearbeitet mich zu steigern. Mein Grund war ganz einfach. Ich wollte es einfach nur verstehen, warum dies geschehen ist. Ich will keine Rache. Das bringt die Toten nicht wieder zurück. Außerdem muss ich noch etwas in Erfahrung bringen. Ich muss das mit den Flügeln herausfinden. Aber vor dem allen habe ich noch etwas anderes zu tun. Bis später.?

Seth ging den falschen Weg - Richtung Luzifer. Seinen Schritten nach lief er wie der Wind, und kam auch so schnell an eine große Tür. Wie eine Illusion stand sie da. So fühlte sie sich auch an als Seth durch sie hindurch rannte. Im dahinter liegenden Raum war alles hell erleuchtet. Gigantisch erstreckte sich die Halle, selbst Seths scharfe Augen konnten nicht das Ende erblicken. Aber er spürte, dass es sehr, sehr heiß war. Seths Füße brannten.

Luzifer saß auf einem kleinen Thron, und schaute grinsend zu Seth hinunter. Aber es war doch nicht so geplant gewesen. Luzifer grinste vor Verwunderung. Hatte er die anderen erwartet? Er winkte nur einmal mit seiner rechten Hand, und schon passierte es.



?Das ist doch total banal!? sagte Aiduar. ?Wir können uns nicht mehr bewegen. Aber warum? Was hat er getan??

Uniok drehte sich locker zu den drei anderen rüber. Er sagte: ?Als Hund gebt mir eine Leine. Ich tue dann alles was mein Herr mir befiehlt. Das tut ihr gerade.?

?Aber dann müssten wir uns doch noch bewegen können?, sagte Lanakus verwirrt.
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?Er hat uns hypnotisiert...? flüsterte Selvir. ?Aber warum? Warum sollte er das tun??

Uniok drehte sich weg, und sprach: ?Hinter seiner Kälte verbirgt sich doch etwas Gefühl. Ich hätte nie geglaubt, dass er so was machen würde. Aber jetzt danke ich ihm noch mehr den je.?

?Wovon redest du?? fragte die anderen gemeinsam.

?Ihr habt wohl nicht aufgepasst, oder? Diese Dunkelheit hier ist nicht real. Es ist ein Trick, den ich schon einmal gesehen habe. Und da er schon Flügel benutzten kann, dann kann er auch diese Zauber hier verrichten. Eine starke Vorführung. Aber um sich davon zu lösen habe ich bisher nichts herausfinden können. So habe ich nur etwas überlegt, und ein Gedanke sprang mir in den Kopf: Respekt. Das war es, was ich auch auf einmal gegenüber ihm empfand. Das ließ mich bewegen. Ich habe etwas erkannt, was ich mir verschwiegen habe. Wie sieht es mit euch aus??

Selvir bewegte sich auch. ?Ja, du hast Recht. Leugnen kann man manche Sachen einfach nicht. So wie meine Liebe zu ihm.?

Auch Lanakus bewegte sich. ?Die Spielchen sind vorbei? Nun, dann kommt hier der Spaßvogel auf Abwegen!?

Nur Aiduar bewegte sich nicht. Und dagegen konnten die Anderen nichts tun. Sie gingen ohne ihn.

Plötzlich sahen sie sich vor einer großen Tür. Sie hörten jemanden von innen schreien. Uniok trat einfach durch die Tür hindurch, und sah ein fürchterliches Bild vor sich. Seths Flügel waren ausgebreitet, beschmiert voller Blut, und so wie Seth waren auch sie verletzt. Eine Menge an unerkennbaren Körpern lag am Boden. Es sah so aus, als ob Seth sie eigenhändig erschlagen hätte. Seths Flügel waren an einer Stelle fast abgebrochen. Luzifer stand verärgert auf. ?Was habt ihr so lange gebraucht? Oder habt ihr ihn schon vorher losgeschickt? War das euer Plan? Wenn ja, dann seid ihr würdig in meinen Reihen umherzuwandern, und eins zu sein mit etwas einzigartigem. Kommt zu mir?, sagte Luzifer.

Die angekommenen Engel schauten böse zum Erzengel hin, mit einem Blick, der nur Dunkelheit in ihren Augen verriet. Und Hass. Doch plötzlich sanken ihre Gesichter, und ein Ausdruck aus Abscheu und Schmach bildete sich.
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Seth schaute sie ohne jeglichen Gesichtsausdruck an.

?Aiduar würde sagen, dass die Zukunft ungewiss ist. Man kann nicht einfach etwas ändern, indem man sich in andere Leute Leben einmischt. Gravierende Auswirkungen auf uns haben nur die Menschen, nicht die Engel selbst. Aber was werdet ihr jetzt tun?? sagte Seth.

Selvir hob ihr Haupt, und ging einige Schritte auf Luzifer zu, und sagte: ?Aufwachen. Wir beschreiten gemeinsam einen Weg, bis wir uns trennen. Und trennen tun wir uns aus eigener Kraft.?

?Niemand von euch wird uns jetzt noch Befehle erteilen?, sagte Lanakus, und stellte sich mit gehobenem Haupt neben ihr hin, und aus seinem Rücken ragten Flügel heraus.

?Ab jetzt entscheiden wir den Weg. Ab heute sagen wir was richtig, und was falsch ist. Auch wir haben einen freien Willen. Keiner hat uns etwas weiß zumachen. Und als Freunde gehen wir bis zum Ende?, und so wie bei Lanakus erschienen auch bei Uniok Flügel.



Die elf Erzengel warteten auf der Spitze des Vulkans. Einer von ihnen, Michael, lief ungeduldig herum. Er war sehr nervös, und sagte zu den anderen: ?Das gefällt mir nicht. Nicht eine einzige Falle ist ausgelöst worden seitdem sie eingetreten sind. Und Luzifer spielt erneut mit. Dieser Seth hat es ihm wohl ganz schlimm angetan. Aber das schlimmste ist dennoch, dass jemand hier schwarze Magie eingesetzt hat. Magie, eine Kraft, welche uns Engeln unmöglich war. Wir selbst sind dazu noch gegen Magie immun. Was hat das zu be...? Michael schaute zum Gang, wo sich dieser langsam erhellte. Und zu sehen waren weiße Flügel, und fünf Engel. Selvir und Lanakus stützten Seth ab. Uniok und Aiduar traten vor die Prüfer.

?Wir haben keine Falle bestanden. Wir sind einfach durchgegangen. Verzeiht, aber Seth wollte seinen Schutz nicht senken. Wir sind bereit unsere Prüfungsaufgabe entgegenzu...? sagte Uniok, doch kam nicht bis zum Ende. Aiduar klopfte ihm auf seine Schulter, und sagte: ?Der Vulkan war die Prüfung. Du kannst dich erneut bei Seth bedanken, weil er uns etwas Arbeit abgenommen hat. Außerdem habe ich gesehen, dass die Fallen kein Problem gewesen wären.?

Michael befahl ihnen sich in einer Reihe mit ausgebreiteten Flügeln hinzustellen. Er sah, dass nur drei Flügel hatten.
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So ging er zu Uniok und Lanakus, und sagte zu ihnen: ?Euer Kamerad hat Recht. Die Prüfung endet hier oben. Aber erst wenn ihr eure Kraft erweckt, dann seid ihr erst wahre Oberengel.? Er ging zu Seth, der sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt, und versuchte seine blutigen und verletzten Flügel leicht zu verstecken. Sinnlos bei dessen Größe. ?Bei dir habe ich gehofft, dass du durchfällst. Eine immense Kraft ruht in dir. Es gibt immer solche, die ihre Kraft schon früh entwickeln und erwachen lassen. Doch bei dir sollten es schwarze Flügel sein, wenn es nach mir ginge. Doch über deine Flügel habe ich nicht zu bestimmen. Ich kann dir aber sagen, dass du, ein mächtiger Krieger, keinen Platz bei den Oberengeln hast. Also brauchen wir dich nicht. Aber auch nur, solange es keine kriegerischen Handlungen zu klären gibt. Das ist deine Position. Sonst darfst du machen was du willst. Halte dich bitte von den anderen zurück, und lass sie ihre Arbeit verrichten.? Er ging zu Aiduar und Selvir. ?Ihr habt jetzt nicht bestanden. Auf euch wartet also jede Menge Arbeit. Tut was in eurer Macht steht, um zu beweisen, dass ihr Flügel tragen könnt. Dadurch werden wir euch in andere Himmel schicken.? Michael berührte Selvir und Aiduar am Kopf. Plötzlich sprangen hinter ihnen ihre Flügel empor; gewaltig und wunderschön.

Michael ging zu den anderen Prüfern, und Gabriel trat hervor. Er sagte: ?Hört genau zu. Ihr habt vieles gelernt: wie man sich verhält, und was es mit dem Himmel auf sich hat. Doch ich, der Wächter über die Tore des Himmels muss euch sagen, dass das alleine nicht ausreicht. Ihr werdet viele andere Sprachen und andere Ausdrücke noch lernen müssen. Denn es gibt sieben Himmel. Nicht nur einen. Ihr hättet davon erst später erfahren sollen, doch noch nie haben so viele bestanden. Also werden wir euch aufteilen müssen. Dank euch können wieder, nach jahrhunderten, weitere unsterbliche Oberengel einen Platz im Himmel annehmen. Ihr seid endlich die neue Hoffnung, die schon lange erwartet wurde. Ich werde Aiduar, Lanakus und Selvir schon morgen mitnehmen, und sie in die anderen Himmel führen.?

Michael verabschiedete sich, so wie die anderen Prüfer, bei jedem einzelnen Bestandenen, und sie flogen davon. Selvir riss ihre Arme hoch, und schrie: ?Bestanden?! Lanakus viel ihr und Aiduar um den Hals, riss beide zu Boden, und freute sich über beider Flügel.
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Uniok trat zu Seth, und stützte ihn, als dieser leicht schwante. ?Was willst du jetzt tun, Seth? Du kannst tun und lassen was du willst. Wahrscheinlich kannst du wohl zwischen den sieben Himmeln herumlaufen. Du bist an nichts gebunden.?

?Aber als ein Freund wirst du uns doch sicher irgendwann besuchen. Nicht?? fragte Lanakus neben ihm auftauchend.

Seth drehte sich von allen ab, und ging einige Schritte. ?Warum glaubt ihr, dass ich euer Freund bin? Ich habe so was nie gesagt.?

?Jetzt mach doch nicht die tolle Stimmung kaputt?, meinte Lanakus, und Aiduar stimmte ihm zu. Selvir aber meinte: ?Du hast nie gesagt, dass du unser Freund bist. Aber du hast auch nie gesagt, dass du es nicht bist.?

Seth ging ohne ein weiteres Wort in den Gang zurück. ?Lasst ihn gehen?, sagte Uniok. Und so feierten sie ohne Seth ein Abschiedsfest. Und verabschiedet hatte sich Seth auch nicht bei ihnen als sie am nächsten Tag fort gingen, wobei sie immer wieder zurück blickten, um vielleicht doch noch denjenigen zu sehen, der ihnen so sehr half.



Vier Jahre vergingen, und Seth befand sich vor den Toren des Himmels. Fragend schaute er sich um. Vor ihm waren sieben schwarze Löcher in einem großen, hellen Raum. Seth wusste nicht in welchen Himmel er gerufen wurde. Also fragte er Gabriel, und nachdem er bei der Auskunft war (und Gabriel ihn ?vergesslicher Streuner? nannte) flog Seth durch das richtige Tor. Das was er dahinter sah war genauso abgebildet, wie er es kannte. Doch fremd kam es ihm trotzdem vor. Er sah unter sich einfache Engel auf Feldern arbeiten. Nassa und Fanfan sahen genauso aus wie immer. Das Leben änderte sich hier auch nicht. Was aber blieb waren Erinnerungen an eine doch recht schöne, und ruhige Zeit. ?Mit etwas Glück und viel Freude schafft man alles im Leben?, sagte Seths Schwester. Glück, ja, doch Freude konnte man bei Seth nicht erkennen. Sein Gesichtsausdruck wie immer ausdruckslos bis deprimiert, so flog er bis zu einem Palast.

?Du kommst früh?, empfing ihn Uniok. Er hatte in diesem Himmel seinen Platz bekommen. Seth ging an ihm vorbei, in den Palast hinein. ?Natürlich sieht der Palast aus wie jeder andere in den anderen Himmel. Also glaube ich nicht, dass du Probleme haben wirst dich zurecht zu finden.
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Möchtest du vielleicht wissen, wie es den anderen geht?? Seth sagte nichts, und schaute Uniok nicht einmal an. ?Nun, ich höre so einiges. Meine Informationen sind zuverlässig. Ich weiß auch warum du hergebracht wurdest. Aber lassen wir das. Lanakus baut gerade das Schulsystem neu auf. Er meinte, dass es mehr Spaß machen sollte. Wie auch immer, er ist ein Spaßvogel geblieben. Und als Oberengel hat er jetzt viel Einfluss, den er ausnutzt. Selvir ist so sehr mit dem sozialen Umfeld beschäftigt, dass sie die letzten drei Jahre genauso am Schulsystem geplant hat, und dann sich weiter anderweitig umsah. So hat sie viel erreicht. Jetzt ist sie in ihrem Himmel eine große Persönlichkeit. Aber sag mir: hast du was von Aiduar gehört??

Seth blieb stehen. ?Warum fragst du?? fragte Seth.

?Er ist, kaum ein halbes Jahr nach unserer Trennung verschwunden. Und ich weiß, dass dies etwas mit dir zu tun hat. Aiduar ist nicht verschlafen oder dumm. Nein, das ist er nicht. Sage mir was passiert ist!?

Seth wollte gehen, doch dann schaute er sich um, ging in einen leeren Raum, wo er die Tür hinter Uniok verschloss.

?Was soll diese Geheimniskrämerei?? fragte Uniok.

?Wenn du es wissen willst, dann werde ich es dir sagen. Aber diese Worte werden nicht von dir an weitere gegeben. Ich weiß, dass du Informationen gerne sammelst, und sie für dich arbeiten und ausnutzen lässt. Aber höre mir genau zu.? Seth setzte sich auf einen Stuhl. Uniok stand ihm keine zwei Meter gegenüber. ?Wie gesagt, vor dreieinhalb Jahren ist er verschwunden. Kurz vor seinem Verschwinden kam der Erzengel Michael zu mir. Er sagte, dass ich Aiduar suchen soll, und zu unserem Herrn bringen soll. Er hatte sich nämlich versteckt. Ich habe fast einen Monat nach ihm gesucht. Und stell dir vor: er als Traumseher hat es nicht kommen sehen, dass ich ihn finden würde. Es war doch recht seltsam ihn so verwundert zu sehen. Ich führte ihn zum Palast unseres Herrn. Dort wartete Luzifer auf Aiduar, und wollte ihn mitnehmen. Michael schritt dann ein, und forderte Luzifer auf zu gehen. In beiden entbrannte förmlich die Kampflust. Aber Aiduar wollte, dass ich einschreiten soll. Als sie gegeneinander prallten, da sahen sie mich, wie ich ihre gezogenen Schwerter in meinen Händen festhielt.
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Nur damit sie sich nicht bekämpften erhielt ich die hier.?

Seth zeigte Uniok seine Handflächen: in der rechten Hand eine weiße Narbe, in der linken eine schwarze.

?Sie staunten noch mehr als Aiduar. Sie hatten sogar Angst in ihren Augen. Vielleicht sahen sie sogar ihren Tod. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht nicht. Nun, ich ging mit Aiduar weiter, der dann vor dem eintreten etwas zu den beiden Erzengeln sagte: 'Eure Zeit ist fast vorbei. Ihr habt keinen Einfluss mehr. Tut was für euch, und haltet euch aus den Sachen der Menschen raus. Ansonsten werdet ihr alles ins Nichts führen, und unseren Herrn zum ewigen Kampf zwingen.' Das sagte er. Ich glaube es hat etwas mit den Menschen zu tun. Was es ist, das kann ich nicht sagen. Aiduar wusste es, und dem Herrn hat er nichts gesagt. Der Herr fragte ihn, was er gesehen hatte, weil er nicht im Stande war selbst aus Aiduars Worten schlau zu werden. Aiduar aber meinte, dass seine Zeit gekommen war, und seine Flügel fielen von ihm. Sein Körper löste sich in einem grellen Licht auf. Als menschliche Seele stieg er ins Jenseits hinunter. Dort habe ich ihn auch aufgesucht. Doch er wollte mir nichts sagen, weil er seine Fähigkeiten verloren hatte. Und nun bin ich hier.?

Seth und Uniok machten sich dann, ohne ein Wort, auf in einen Besprechungsraum. Es saßen bereits elf Oberengel bei Tisch. Uniok setzte sich hinzu, und Seth blieb an der Tür stehen. Das Erscheinungsbild der Oberengel im Gegensatz zu Uniok würde man als ?sehr? alt beschreiben. Ihre Bärte waren unermesslich lang. Doch strahlte in ihnen immer noch etwas frischen in ihren Augen. Natürlich, denn sie waren, so wie Seth und Uniok, unsterblich. Den Bart hätten sie sich trotzdem vielleicht schneiden können. Seth hörte ihnen Aufmerksam zu. Die zwölf Oberengel am Tisch sprachen über Ausschreitungen in der Menschenwelt. Nicht direkt auf einem ihrer Planeten, aber dennoch war es für sie ein Problem. Seth hörte, das sich Engel und Dämonen zu einer Friedlebender Zivilisation zusammengeschlossen haben. Das dürfte nach den Erkenntnissen der Oberengel nicht passieren. Und so berieten sie sich, was als nächstes geschehen sollte. Da trat Seth vor, und fragte: ?Was sind das für Engel, die auf so etwas wie einen Bund mit Dämonen eingehen??

Da sagte Uniok: ?Engel mit schwarzen flügeln, die aus den Himmeln fliehen konnten.
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Auch wenn sie hier nicht gefangen waren, so ist es doch fast unmöglich für einen Nichtoberengel aus dem Himmel zu gelangen. Sie alle haben es aber geschafft. Nun leben sie dort, und es werden immer mehr. Unser Herr nennt diese Engel eine Laune der Natur. Aber sie sind wie wir, nur haben sie schwarze Flügel. Das unterscheidet ...?

Seths Augen weiteten sich. Schwarze Flügel - ihm kam das alte, eingebrannte Bild aus seinem Gedächtnis heraus. Schwarze Flügel.

Dann meinte er, schnell und kompetent: ?Die Situation ist doch ernst. Engel dürfen sich nicht einfach spalten, und mit anderen Wesen frei leben. Außer es ist ein Befehl, oder die Not zwingt sie dazu. Wenn das so weiter geht, dann kann es vielleicht passieren, dass wir Engel hier anfangen sie abzustoßen. So wie es in der Menschenwelt passiert ist. Ich werde dorthin gehen, und die Lage beobachten - wenn nötig, dann werde ich auch einschreiten, um Ausschreitungen zu verhindern. Wartet auf meinen Bericht, und unternehmt nichts, bis ich meine Meinung dazu gebe.?

Seth ging, ohne auf die Proteste der anderen Oberengel einzugehen. Dann fragte einer, ob man sich auf ihn überhaupt verlassen könnte. Da sagte Uniok: ?Er ist einer der Fähigsten Oberengel, die es je gab. Wenn er sagt, dass er dies erledigt, dann tut er das. Also heißt es jetzt abwarten. Abwarten, und hoffen, das es nicht nötig wird ?es? zu tun, was er jetzt für eine kurze Zeit auf später verschoben hat.?
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