Poesie der Wechseljahre (fünf Gedichte)   54

Poetisches · Amüsantes/Satirisches

Von:    Rolf-Peter Wille      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. März 2002
Bei Webstories eingestellt: 12. März 2002
Anzahl gesehen: 5229
Seiten: < 1

Mein Schätzchen im Garten





Ich stieg hinab in meinen Garten,

Mein Gärtchen der Fossilien,

Grub lustig um mit einem Spaten,

Fand dort versteinert unter Lilien

Mein Schätzchen und gar manche Arten

Verblühter Crocodilien.



Schau, süßer Geist der Nostalgie,

Was suchst, entschaufelt, Du bei mir

In meiner saub'ren Klause?

Schleich nicht so sacht um meine Tür

Und schlüpf mir nicht ins Hause!



Ach, Schätzchen mein im Garten,

Magst nicht ein wenig warten?





Ein Banause



Ich wandelte entrückt, in dichterischer Stimmung,

Inmitten frühlingssüchtiger Natur.

Und, ach, es öffneten sich Aug und Ohr

In leis poetischer Gesinnung;

Ich lauschte schon verzückt dem Chor, dem engelsgleichen!



Mein Geist jedoch, befangen in Verdummung,

Versank im Nu in trüben Schattenreichen

Der einsam dunklen Geistesleichen.

Und aus den müden Teichen der Verstummung

Trieb kaum ein dumpfes Wort empor.



So schritt, betrübt, ich denn nach Hause,

Mein Sinn verstrickt in die Ungeistigkeit

Von meiner dichterischen Pause.

Verzückter Drang nur, ein Banause,

Mag wandeln in der Ewigkeit.





Schnee





Meine Seele, brauchst Du Seife?

Hast Du denn, trotz Deiner Reife,

Schon das Reinigen vergessen,

Niemals Seife selbst besessen?



Deine Reinheit ist das Eis.

Deine Seife ist der Schnee.



Tut es auch dem Körper weh

Dieses schneidend kalte Weiß:

Dieses stetig sanfte Fallen

Von zerschmelzenden Kristallen,

Dieser weißen, leichten Flocken

Ewig leises, weiches Locken

Ist die Reinheit der Idee.





Schweigen



Ich selbst bin alt.

Entsetzliches Gesichte!

Nicht er.
Seite 1 von 2       
Nicht sie. Nein, ich!

Nicht dann, nicht bald?

Nein, jetzt, wenn ich dies dichte.



Und du, wenn du dies liest,

Nicht dann, nicht bald, nein: Jetzt!

Und ich bin kalt,

Vielleicht,...bereits...

(Doch werden diese Zeilen

Als Geist dich schon ereilen.)



Bedenk dann, daß auch du zuletzt,

"Warte nur - balde ..."

Und er, und ich,... und Du

Wir schweigen so ruhig im Walde.





Vergänglichkeit



Vergänglichkeit, Vergänglichkeit,

Verlaß mich nicht im Grabe;

Damit sich noch manch Würmchen dann

Am faulen Fleische labe.
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Punktestand der Geschichte:   54
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Kommentare zur Story:

  Du kannst einfach herrlich sakastisch sein und dazu auch noch perfekt reimen. Hat mir großen Spaß gemacht, das zu lesen.  
   doska  -  10.02.10 13:25

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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