Kurzgeschichten · Nachdenkliches

Von:    Thomas Schwarz      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. September 2016
Bei Webstories eingestellt: 20. September 2016
Anzahl gesehen: 2412
Seiten: 2

Über unsere Wiesen und Felder flattern viele Schmetterlinge, farbenprächtige Geschöpfe mit so beeindruckenden Namen wie „Pfauenauge“ , „Admiral“, „Aurorafalter“ oder „Schwalbenschwanz“. Im Gegensatz dazu klingt „Kohlweißling“ doch sehr bescheiden und so sieht er auch aus. Ein einfaches Weiß ziert seine Flügel, hier und da noch ein dunkler Fleck und das war´s dann schon mit der Verzierung. Doch dieser unscheinbare Schmetterling hat eine der edelsten Aufgaben bei Gott. So wurde es mir vor einiger Zeit während einer Wanderung erzählt. Hier ist die Geschichte:



Es gibt zwei Welten. Die erste Welt in der sich auch der biblische Gan Eden befindet, sowie unsere sichtbare Erde auf der wir leben.

Vor unendlich langen Zeiten gab es nur die erste Welt. Dort lebten alle von Gott erschaffenen Geschöpfe, Engel, Mensch und Tier zusammen und keiner tat dem anderen etwas böses. Doch gab es einen Engel der von sich so beeindruckt war, dass er selbstherrlich wurde und glaubte, besser als sein Schöpfer zu sein der ihm die Kleider der Weisheit, Schönheit und des Lichts gab. Er wurde arrogant und sähte unter den Bewohnern des Gan Eden Unfrieden und Zwietracht.

Gott konnte ein solches Benehmen auf Dauer nicht dulden und traf eine Entscheidung.

Das arrogante Engelwesen musste den Gan Eden verlassen, seine edlen Kleider zurückgeben und erhielt einen schwarzen Umhang. Den könnt ihr leicht erkennen, wenn ihr nachts in den Himmel schaut. Diesem Engel mussten alle folgen die seine Selbstherrlichkeit in sich aufgenommen hatten. Sie durften aber ihre äußere Schönheit behalten und mitnehmen.

Gott schuf eine zweite Erde nur für diese Bewohner. Das ist unsere Erde auf der wir Menschen und Tiere seither leben.

Unter denen die am herrlichsten anzusehen sind, befindet sich das Volk der Schmetterlinge. Durch alle Zeiten hindurch wurden diese Wesen bewundert und beneidet wegen ihrer Schönheit. Neid entfacht aber auch Hochmut und der tut bekanntlich keinem gut. So griff der Schöpfer ein und nahm bei einigen die Farbenpracht weg und kleidete sie in ein schlichtes Weiß. Diese Weißlinge wurden schon bald von ihren farbenfrohen Artgenossen verachtet. Keiner der prachtvollen Schönheiten wollte einen solch schlichten Genossen in seinem Freundeskreis oder gar der Familie haben; ja man schämte sich geradezu für sie und hielt deren bloße Erscheinung für einen Verrat an der Schönheit.
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Darüber wurden die Weißlinge sehr traurig und klagten dem Schöpfer ihr Leid. Der rief sie zu sich, segnete sie und sprach: „Auf der Erde herrscht allenthalben Finsternis, auch das Wissen um die Ewigkeit ist verdunkelt. Eure helle Erscheinung soll Licht denen bringen, die trauern.“ Gott öffnete den Weißlingen die Augen. Und jetzt sahen sie die erste Welt und alle die dort wohnten, die Engel, welche Gott dienten, sowie die verstorbenen Erdbewohner. Und Gott gab ihnen einen Auftrag: Ihr begleitet die Seelen derer, die von der Erde gingen, Mensch und Tier. Mein Geist fügt es, dass alle die trauern und an mich glauben, euch sehen und verstehen werden dass, wo ihr seid, die sind, um die sie weinen.



Wenn also jemand den du lieb hast, verstorben ist, dann schaue dich um. Sobald du einen dieser schlichten weißen Schmetterlinge entdeckst, kannst du sicher sein, dass er oder sie bei dir ist.
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