schmiedl am: 22. Juni 2008

Enrico zum Beispiel war ein besonders krasser Fall: nachdem ihm im sechzigsten Lebensjahr seine zehn Jahre jüngere Frau allein im Hause hat sitzen lassen, wandte er sich seiner Depression und einer noch jüngeren Sozialarbeiterin zu. Er ließ sich von ihr behüten und umsorgen, sparte nicht mit Hinweisen auf seine Suizidneigung, war nicht geizig mit Äußerungen darüber, dass er nicht beziehungsfähig sei, und sie ging in die Falle. Er rauchte wie ein Schlot, stank entsprechend, fraß sich voll mit angebranntem Grillfleisch, erstickte sein Selbstmitleid mit einem Übermaß an Arbeit, wurde schlaflos und tablettenabhängig.

irena straub am: 6. Dezember 2009

Enrico war wenig zu Hause, wünschte sich aber, sobald er eine neue Frau anbaggerte, sie möge möglichst schnell bei ihm einziehen - in Wirklichkeit ertrug er diese Art des Zusammenlebens dann aber nicht: sobald eine wirklich dazu bereit war, wurde Enrico garstig, fast gehässig. Er hing in jeder freien Minute am PC, verschanzte sich dort hinter unaufschiebbaren Arbeiten, ging mit einer Entspannungstablette zu Bett. Er schlief dann kurz diesen lähmenden Tablettenrausch neben der ins Haus geholten fast fremden Frau aus und hastete morgens nach einem starken Kaffee mit Zigarette zur Vorlesung oder ins Seminar.